Karosserie Journal 04. 2021

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04.2021 KAROSSERIE JOURNAL DER KAROSSERIEBAUTECHNIKER ÖSTERREICHS www.karosseriebautechnik.at

TOBER 20 22

Wir sind für ein Stopp der branchenschädigenden Werbung mit Selbstbehalt-Reduktionen. Seite 7

P.b.b. Abs. Bundesinnung der Fahrzeugtechnik, Berufsgruppe Karosseriebautechniker, Karosserielackierer und der Wagner, Schaumburgergasse 20/4, AT-1040 Wien, www.karosseriebautechnik.at

Wir nehmen die Begriffe wirtschaftlicher und technischer Totalschaden unter die Lupe. Seite 6

7. BIS 8. O K

Foto: 4rad.net

NGSNDESINNUNIK U B R E U E :N CH > AKTUELL DER FAHRZEUGTE R E T IS DIE ME CHAU AUF S R O V : G ILDUN > WEITERBHTAGE 2022 C A IMER KL S -F AUF OLDT G N U R IE IS : SPEZIAL > TECHNIKCHÄFTSMODELL ALS GES


EDITORIAL

Foto: Wirtschaftsbund/Foto Weinwurm

Manfred Kubik Bundesinnungsmeister-Stv.

HOFFNUNG AUF BALDIGE PERSÖNLICHE TREFFEN Vor einem Jahr habe ich meine Arbeit als BundesinnungsmeisterStv. und Berufsgruppenvorsitzender der Karosseriebautechniker, Karosserielackierer und Wagner begonnen und blicke auf eine extrem herausfordernde Zeit zurück. Mein großer Wunsch, alle Landesinnungen zu besuchen und mich persönlich vorzustellen, konnte auf Grund der Pandemie nicht erfüllt werden. Bis Mai dieses Jahres waren keine persönlichen Treffen möglich, dann kamen die Sommerferien, nun sind wir mitten im Herbst und haben wieder einen bundesweiten Lockdown. Ich bin froh, dass wir eine erfolgreiche Staatsmeisterschaft der beiden Berufe im September erleben durften, bei der viele Mitglieder persönlich dabei waren. Rückblickend auf das vergangene Jahr sehen wir, dass die Karosserie- und Lackierbetriebe zum Großteil mit einem „blauen Auge“ davon gekommen sind, sofern sie gute Arbeit und Kundenservice geboten haben. In der Zusammenarbeit mit der Versicherungswirtschaft ist der Übergang von meinem Vorgänger gut über die Bühne gegangen, auch die KV-Verhandlungen waren problemlos. Beides war von gegenseitigem Vertrauen geprägt, was die Kommunikation und die Entscheidungsfindung sehr erleichtert hat. Bei der Öffentlichkeitsarbeit möchten wir im kommenden Jahr weg von Print in Richtung Digital gehen. Das Karosserie Journal wird als digitale Version mit einem Newsletter-System erscheinen und allen Mitgliedern der Bundesinnung Fahrzeugtechnik zur Verfügung stehen, auch den Kfz-Technikern. Damit möchten wir die Zusammengehörigkeit beider Berufsgruppen weiter forcieren. Ich wünsche Ihnen, Ihren Familien und Mitarbeitern Frohe Weihnachten und ein gesundes und erfolgreiches Neues Jahr, in dem wir uns hoffentlich persönlich treffen werden!

INHALT 03

AKTUELLES Wechsel in der Bundesinnung

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WEITERBILDUNG Kongress in Wieselburg

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TECHNIK Classic Cars als Chance

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RECHT Wie kaputt ist ein Totalschaden

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MEINUNG Werbung, die der Branche schadet

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SPLITTER Kurznews

IMPRESSUM / OFFENLEGUNG

HERAUSGEBER: Bundesinnung der Fahrzeugtechnik BG Karosseriebautechniker, Karosserielackierer und der Wagner Schaumburgergasse 20/4, AT-1040 Wien Tel.: 01 505 69 50-129, Fax: 01 253 30 33 93 20 E-Mail: fahrzeugtechnik@bigr2.at VERANTWORTLICH FÜR DEN INHALT: Bundesinnung der Fahrzeugtechnik Berufsgruppe Karosseriebautechniker, Karosserielackierer und der Wagner Redaktionelle Mitarbeiter: Mag. Irina Podshibyakina Grafik: Blaugrau Media GmbH Druck: Druckerei Odysseus, Haideäckerstraße 1, A-2325 Himberg

MIT FREUNDLICHER UNTERSTÜTZUNG

Ihr Manfred Kubik www. carplus.at/vertrieb

www.axalta.at


NEUER BUNDESINNUNGSMEISTER DER FAHRZEUGTECHNIK Mitte Oktober 2021 hat MMst. Roman Keglovits-Ackerer, BA, die Funktion des Bundesinnungsmeisters von KommRat Josef Harb übernommen und wird die bereits eingeleiteten Strukturreformen in der Bundesinnung weiter forcieren. Der neue Bundesinnungsmeister betont die wichtige Rolle der Kompetenz-Center der Bundesinnung, die Anfang dieses Jahres gebildet wurden. Darin sind vier Arbeitsbereiche nach Themen gebündelt – Lack und Karosserie, Fahrzeug-Technik, Mitgliederservice und Aus- und Weiterbildung. Angesichts der sich wandelnden KfzBranche ist die vorrangige Aufgabe, die Kompetenz der österreichischen Fachbetriebe zu stärken. „Neue Fahrzeuge kommen auf die Straße. Wir müssen sicherstellen, dass diese serviciert und repariert werden. Das können nur wir“, sagt Keglovits-Ackerer. Die Bundesinnung als Interessensvertretung hat daher die Aufgabe, neue Mobilitäts-Dienstleistungen mit entsprechenden Schulungen zu entwickeln und ihren Mitgliedern anzubieten.

AUSBAU DER SERVICEANGEBOTE Als Leiter des KC Aus- und Weiterbildung setzt der neue Bundesinnungsmeister auf Aus- und Weiterbildungskonzepte für Mitgliedsbetriebe. Außerdem soll es verstärkt Serviceangebote wie den Zugang zu Reparatur- und Wartungsinformationen geben, um die vielfältigen Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Der Wachstum des Marktes für Elektroautos bedeutet keinesfalls, dass Reparaturbetriebe weniger Arbeit haben werden. „Die Ausbildung muss in einigen Bereichen verändert werden, aber auch Spezialisierungen und eine verstärkte Kooperation unter den Betrieben ist wichtig“, so Keglovits-Ackerer. Die Aus- und Weiterbildungsstrategie der Bundesinnung wird in Zusammenarbeit mit Berufsschulen ausgearbeitet. Im Mittelpunkt steht die Förderung von lebenslangem Lernen durch Qualifikationsschritte. Das soll durch eine Grundausbildung und darauf aufbauenden Spezialisierungen ermöglicht werden. „Die jungen Leute sollen die Möglichkeit haben, etappenmäßig zum Ziel zu gelangen, wie bei einem Studium“, erklärt der Bundesinnungsmeister.

ZUSAMMENARBEIT DER BERUFSGRUPPEN 2014 hat mit der Fusionsvereinbarung zur Zusammenlegung der Innungen der Kfz-Techniker und der Karosseriebautechniker, Karosserielackierer und Wagner ein Prozess des Zusammenschlusses der beiden Berufsgruppen begonnen. Seitdem werden viele Synergien genutzt, z. B. für gemeinsame Aktivitäten, zuletzt die Staatsmeisterschaften der beiden Berufsgruppen. „Im technischen Bereich ist Vieles zusammenhängend, beispielsweise die Sensorentechnik in der Außenhaut der Karosserie“, sagt Keglovits-Ackerer. Auch die Hochvolt-Ausbildung ist für beide Berufe übereinstimmend. „Fachinformation und Wissensaustausch zwi-

Foto: Josef Bollwein

Bundesinnungsmeister MMst. Roman Keglovits-Ackerer, BA, Inhaber und Geschäftsführer der Keglovits GmbH in Zwölfaxing, NÖ (Autohandel mit den Marken Mazda, Seat und Cupra, Kfz-Fachbetrieb, Spenglerei und Lackiererei für alle Marken).

schen Karosseriebau- und Kfz-Technikern werden deshalb weiter an Bedeutung gewinnen.“ Das Karosserie Journal wird ab 2022 allen Mitgliedern der Fahrzeugtechnik zur Verfügung stehen, da es viele technische Gebiete gibt, die für alle relevant sind. „Die technische Entwicklung bringt übergreifende Themen, die beide Sparten betreffen, das können Sonderlackierungen sein, die die Funktion der Sensoren beeinflussen, oder der Scheinwerfertausch, wo beide Bescheid wissen müssen, wie er durchzuführen ist. Aber auch Versicherungsthemen wie Schadensmanagement, Teleexpertise oder die digitale Schadensmeldung betreffen Karosserie- und Kfz-Techniker“, so der Bundesinnungsmeister.

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WEITERBILDUNG

KONGRESS UND AUSSTELLUNG IN WIESELBURG Informationsveranstaltungen sind ausgezeichnete Möglichkeiten zur Weiterbildung und Austausch mit Kollegen. Das bieten die KLS-Fachtage in Wieselburg, die auf Grund der Covid-19-Pandemie von Jänner auf den 7./8. Oktober 2022 verschoben wurden. KLS steht für Karosserie, Lackierung und Schadensmanagement – diesen Themen ist die Branchenveranstaltung in der Messe Wieselburg gewidmet. Wegen der derzeitigen Corona-Lage haben sich die Veranstalter in Abstimmung mit dem Fachbeirat (Bundesinnung und führende Branchenvertreter) entschlossen, die Fachtage auf den 7. und 8. Oktober 2022 zu verschieben. Die KLS-Fachtage finden als hybride Veranstaltung statt, deshalb werden essenzielle Beiträge auch per Live-Stream online verfügbar sein. Empfehlenswert ist es trotzdem, vor Ort teilzunehmen, um Vorträge und Vorführungen zu erleben, Kollegen zu treffen und die Fachausstellung zu besuchen. In der Vorführ- und Innovationsarena sind Vorführungen aus der betrieblichen Praxis geplant, z. B. Klimaanlage, Kalibrierung, Diagnosetools, E-Arbeitsplatz, Schadensdiagnose mit Vermessung und Reparatur mit Richtbank, neue Materialien und Verbindungstechnik.

NEUHEITEN DER REPARATURBRANCHE Auf dem Gelände der Messe Wieselburg steht für die Erstausgabe der KLS-Fachtage eine Fläche von rund 6.000 m² zur Verfügung. Neben dem Kongress und Vorführungen wird den Besuchern eine Ausstellung mit Produkt- und Dienstleistungsneuheiten geboten. Außerdem wird es viele Möglichkeiten zum Gedanken- und Erfahrungsaustausch mit Branchenkollegen, Lieferanten und Fachexperten geben. 2022 sind in Österreich zwei größere Branchen-Veranstaltungen geplant. „Durch die beschränkten Ressourcen war es für uns notwendig zu entscheiden, bei welcher wir uns intensiv und optimal einbringen können“, so Mst. Manfred Kubik, BIM-Stv. und

Das aktuelle Ausstellerverzeichnis und andere wichtige Informationen gibt es unter www.kls-fachtage.at

Vorsitzender der Berufsgruppe Karosseriebautechniker, Karosserielackierer und Wagner, über die Entscheidung der Bundesinnung der Fahrzeugtechnik, als Key-Partner die KLS-Fachtage zu unterstützen. Die KLS-Fachtage finden am 7./8. Oktober 2022 statt, am Freitag von 9 bis 18 Uhr und am Samstag von 9 bis 16 Uhr. Bis 7. Juli 2022 gibt es Frühbucherpreise für die Tickets – Kombiticket für Freitag und Samstag um € 129,00 exkl. USt. und Tagesticket um € 69,00 exkl. USt.

Kongress „Herausforderungen & Risken, Chancen & Lösungen“ Block 1: Herausforderungen in der Unfallreparatur Block 2: Schadensmanagement/Versicherung Block 3: Digitale Werkstätte/Arbeitsplätze der Zukunft Block 4: Erfolgsgeschichten aus den Betrieben, Zukunftsperspektiven, Bundesinnung der Fahrzeugtechnik Anm.: Nach den Kongressblöcken gibt es die Möglichkeit für Fragen und zur weiteren Diskussion mit den Referenten in der Think-Tank-Lounge der Bundesinnung der Fahrzeugtechnik.

ZERTIFIZIERUNGSPRÜFUNGEN AUF 2022 VERSCHOBEN Die für den 11. und 12. November 2021 angesetzten Erst-Zertifizierungs- und Re-Zertifizierungsprüfungen für Dellentechniker mussten auf Grund der angespannten Covid19-Lage abgesagt werden. Durch die gute Vorbereitung ist die Bundes-

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innung der Fahrzeugtechnik jederzeit in der Lage, bei einer sich verbesserten Situation die Zertifizierungsprüfungen durchzuführen. Für einen neuen Termin wird Februar/März 2022 angepeilt, sofern es die Corona-Situation erlaubt. Alle angemeldeten Prüfungsteilnehmer werden rechtzeitig darüber informiert. Details zur Zertifizierung Dellentechniker: www.dellen-techniker.at


TECHNIK

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SPEZIALISIERUNG ALS CHANCE Der Classic-Cars-Bereich entwickelt sich krisensicher und verzeichnet sogar ein leichtes Wachstum in den letzten Jahren. Für die Karosseriebranche bietet das Zusatzgeschäft mit Old- und Youngtimern die Möglichkeit für neue Kunden und Umsätze. Die Österreicher lieben Oldtimer: 59 Prozent freuen sich, wenn sie einen Oldtimer auf der Straße sehen, 64 Prozent sehen historische Fahrzeuge als Kulturgut an, das erhalten werden soll. Historische Automobile machen in Relation zum Gesamtbestand 2,2 Prozent aus und ihre Laufleistung liegt anteilsmäßig um die 0,2 Prozent aller gefahrenen Kilometer in Österreich. Dies waren die Ergebnisse einer Studie des Kuratoriums für historische Mobilität, die 2018 vorgestellt wurde.

Potential in diesem Geschäft steckt. Gleichzeitig warnt er davor, zu glauben, dass man mit Oldtimern schnelles Geld verdienen kann. „Voraussetzung ist, dass man in der Old- und Youngtimer-Szene zu Hause ist und die Sprache seiner Kunden spricht“, sagt Kubik. „Es ist wichtig, sich genug Zeit für die Beratung zu nehmen, denn gerade weil es sich um ein Hobby handelt, wünschen sich Kunden allerbeste Betreuung. Außerdem braucht man Mitarbeiter, die den Willen haben, Arbeiten an Old- und Youngtimern durchzuführen, denn es handelt sich nicht um 08/15-Aufgaben!“

KOMPETENZ GEFRAGT

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Die Spezialisierung auf Classic Cars muss zum Geschäftskonzept des Unternehmens passen.

Hat man sich erst einen Namen in der Szene gemacht, so lassen die Kunden nicht auf sich warten und empfehlen die Werkstatt, wo sie sich wohl fühlen, weiter. Um so weit zu kommen, bedarf es bester Leistungen bei Reparatur, Restaurierung, Lackierung, Aufbereitung u. v. m. Klar ist, dass die Spezialisierung auf Classic Cars in einem Betrieb, der hohe Reparaturdurchsätze zum Ziel hat, nicht sinnvoll ist. Die Projekte und die Beratung nehmen viel Zeit in Anspruch. Positive Nebeneffekte sind Zusatzgeschäfte, wie z. B. Versicherung, aber auch „normale“ Reparaturaufträge. „Kunden mit historischen Fahrzeugen besitzen meist weitere Autos, darunter auch gängige Modelle. Sind die Kunden mit der Werkstatt zufrieden, bringen sie auch ihre Alltagsautos zur Reparatur“, so Kubik.

DIE OFFENE TÜR ZUR NISCHE In wirtschaftlich schwierigen Zeiten bietet die Spezialisierung eine Möglichkeit, sich neu zu orientieren und neue Zielgruppen anzusprechen. Bei Classic Cars gibt es sowohl die Möglichkeit, den Bereich parallel zum Tagesgeschäft im Lack- und Karosseriefachbetrieb zu führen oder komplett neu anzufangen und sich einzig auf Old- und Youngtimer zu spezialisieren. „Es ist eine Nische, für die die Tür offen steht“, sagt BIM-Stv. Mst. Manfred Kubik. Als Oldtimer-Fan und Kenner der Szene, der auch Kunden mit Classic Cars in seiner Karosseriewerkstatt betreut hat, weiß er, wie viel

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Oldtimer-Fans sind anspruchsvolle Kunden, die kompetente Beratung schätzen.

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RECHT §§§ Dipl. Oec. Andreas Westermeyer, MLS, Jurist der Bundesinnung der Fahrzeugtechnik

AKTUELLER RECHTS-TIPP Foto: Rita Newman

WIE KAPUTT IST EIN TOTALSCHADEN? Wie so oft sind Begriffe mehrdeutig und müssen im jeweiligen Kontext betrachtet werden, um eine klare Abgrenzung der Definition zu bekommen. So ist es auch mit dem Begriff „Totalschaden“. Wenn da nichts mehr geht, würde jeder Techniker wohl zustimmen, dass es sich dabei um einen Totalschaden handelt. Also um genau zu sein, um einen „technischen Totalschaden“. Denn wenn z. B. die Karosserie einmal so verzogen ist, dass sie nicht wieder verkehrssicher hergestellt werden kann, bedarf es hier wohl keiner weiteren Diskussion. Schwieriger wird die Diskussion, wenn wir über den „wirtschaftlichen Totalschaden“ sprechen. Dieser begründet sich aus dem § 1323 ABGB (allgemein bürgerliches Gesetzbuch) – dem Schadenersatz. Bei einem wirtschaftlichen Totalschaden wäre zwar die Reparatur ohne weiteres (technisch) möglich, doch es rechnet sich wirtschaftlich nicht. Und wie berechnet sich nun diese Wirtschaftlichkeit? Einfach zusammengefasst, wird dem Wiederbeschaffungswert (was würde ein gleichwertiges Fahrzeug kosten) die Summe aus Restwert (was ist das beschädigte Fahrzeug wert) plus die Reparaturkosten gegenübergestellt.

Das führt natürlich zu gewissen Diskrepanzen. Denn bei Fahrzeugen sinkt mit fortschreitendem Alter der Wiederbeschaffungswert und die Reparatur kann schon bei einem kleinen Blech- oder Glasschaden wirtschaftlich unrentabel sein. Nun schickt der Versicherer einen Sachverständigen, der einen Wiederbeschaffungswert, einen Restwert und die Reparatur festlegt. Das kann dann schnell zu einem „wirtschaftlichen Totalschaden“ führen, obwohl doch nur ein wenig Glas zu tauschen wäre. Hier hilft es selbst zu kalkulieren und selbst den Kunden zu beraten. Denn ein Versicherer wird dem Kunden keine Alternativen aufzeigen. Das ist die Profession unserer Werkstätten. Sie sind die wahren Experten. Und genau diese Kalkulation muss schon im Vorfeld dem Sachverständigen und Referenten der Versicherung kommuniziert werden, um bei Grenzfallreparatur die Oberhand zu behalten. Sonst kann das Fahrzeug schnell in einer Restwertbörse landen und unrepariert vom Hof verschwinden. Tja, schon wieder nichts repariert … An dieser Stelle kann dieses Thema nur angerissen werden. Sicher wollen Sie mehr dazu wissen? Dann besuchen Sie die KLS-Fachtage am 7./8. Oktober 2022 in Wieselburg (www.KLS-FACHTAGE.at). Details zum Programm der Veranstaltung lesen Sie bitte auf Seite 4 dieser Ausgabe des Karosserie Journals.

Foto: 4rad.net

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FÜR EIN STOPP DER BRANCHENSCHÄDIGENDEN WERBUNG! Rückblickend auf das vergangene Jahr sehen wir weitere Herausforderungen auf uns zukommen, die unsere Branche nur gemeinsam meistern kann.

Foto: 4rad.net

2021 sind sowohl die Ersatzteil- als auch Lackmaterialpreise überproportional gestiegen. Das sind Gründe für hohe Kosten in der Fahrzeugreparatur. Angesichts dieser Marktsituation sind jedoch Werbebotschaften über die Übernahme eines Teiles oder des ganzen Selbstbehaltes durch die Werkstatt schädigend für alle Karosserie und Lackierfachbetriebe.

VERZICHTEN SIE AUF „SELBSTBEHALT-GESCHENKE“! Im Karosserie Journal 1/2021 hat Dipl. Oec. Andreas Westermeyer, MLS, das Thema Selbstbehalt eingehend untersucht und gezeigt, dass es nichts anderes als ein Rabatt ist: „Benachteiligt ist nur die Werkstätte, weil sie einen Rabatt unter dem Vorwand ,Übernahme des Selbstbehaltes’ gewährt hat, wo es nicht notwendig wäre.“

Mst. Franz Ofer

Foto: Foto Furgler

Mst. Franz Ofer, Mitglied im Lack- und Karosseriebeirat und Leiter des Kompetenz-Centers Lack und Karosserie, appelliert an die Mitgliedsbetriebe, mit Werbeaussagen über Selbstbehalt-Reduktionen aufzuhören. Im Dreieck „Kunde-Werkstatt-Versicherung“ hat jeder seinen Part: Der Kunde bezahlt den im Versicherungsvertrag

vereinbarten Selbstbehalt an die Werkstatt. Diese führt eine ordentlich kalkulierte Reparatur durch und rechnet selbige direkt mit der Versicherung ab. Diese erstattet dann den anteiligen Betrag der Reparatursumme, abzüglich des vereinbarten Selbstbehalts dem Reparaturbetrieb. Wenn nun Selbstbehaltsnachlässe gewährt werden, ohne Wissen des Versicherers, wird das Grundprinzip der Kasko-Direktverrechnung gestört. Der Versicherer geht davon aus, dass er zu viel für eine Reparatur zahlt, wenn die Werkstätte auf die Zahlung des vereinbarten Selbstbehaltes verzichtet. Dies ist aus Sicht der Versicherer ein Zuwiderhandeln der vereinbarten Bedingungen in der Polizze. Daher ist eine solche Praktik ein Schaden für die gesamte Reparaturwirtschaft!

KTI: ERSATZ VON RADARSENSOREN Ein Unfall bedeutet nicht immer, dass die Sensoren ausgetauscht werden müssen. Wann dies jedoch sinnvoll ist, hat das KTI untersucht. Die neue Technische Information 06/2021 des Kraftfahrzeugtechnischen Instituts (KTI) beschäftigt sich mit dem Thema „Schadenfeststellung an Fahrzeugen mit Fahrerassistenzsystemen – Kriterien für den Ersatz von Radarsensoren“. Für die Reparatur in Bereichen, wo sich Sensoren befinden, sind die Vorgaben der Fahrzeughersteller besonders strikt. Nur eine korrekte Funktion der Radarsensoren gewährleistet das Funktionieren der entsprechenden Fahrerassistenzsysteme. Die Experten des KTI haben als Hilfe zur Entscheidungsfindung bei beschädigten Radarsensoren

Kriterien ermittelt, wann diese ersetzt werden müssen. Diese aktuelle Information finden registrierte Nutzer bei repair-pedia (https://www.repair-pedia.eu/at/de/start). Ältere Technische Informationen des KTI sind auf der Website des Instituts verfügbar (https://www.k-t-i.de/publikationen/technische-informationen/).

Link zu repair-pedia

Link zum KTI

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SPLITTER 4-LÄNDER-GESPRÄCH 2021

WIR TRAUERN

Foto: BI der Fahrzeugtechnik, WKO

Ende September fand in Zürich das traditionelle Treffen der Partnerverbände aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol statt. Urs Wernli, langjähriger Zentralpräsident des AGVS (Schweiz), betonte bei seiner Abschiedsrede die Rolle der 4-LänderGespräche als Plattform für einen wertvollen Austausch über die Zukunft der Branche. Wernli stellte den Kollegen seinen Nachfolger Thomas Hurter vor. In vier Arbeitsgruppen – Autohandel, Bildung, Reparatur und Kundendienst, Öffentlichkeitsarbeit – tauschten die Teilnehmer Erfahrungen aus und erstellten Strategien für die Zukunft. So hat die Arbeitsgruppe Bildung beschlossen, künftig mehr zusammenzuarbeiten und Synergien länderübergreifend zu nutzen. Die Gruppe Reparatur und Kundendienst widmete sich den Themen Zugang und Verarbeitung von Fahrzeugdaten und der Digitalisierung.

Franz Keglovits, Kfz-Spenglermeister und Mitbegründer von Auto Keglovits in Zwölfaxing, ist seiner schweren Erkrankung erlegen. Gemeinsam mit seinem Bruder MMst. Roman Keglovits-Ackerer, BA, baute er den Drei-Mann-Betrieb (Gründung 1983) zu einem erfolgreichen Unternehmen mit 70 Mitarbeitern auf.

IFL- UND AZT-MITTEILUNGEN Auf der Homepage der Bundesinnung der Fahrzeugtechnik können Sie aktuelle und archivierte IFL- und AZT Mitteilungen abrufen. https://www.wko.at/branchen/gewerbe-handwerk/ fahrzeugtechnik/ifl-zeitkorrekturen.html

PERSONALIA BEI CARPLUS

FÜGETECHNIKEN IM MITTELPUNKT Unter dem Titel „Trennen und Fügen – klagen oder fügen“ fanden im Oktober 2021 die Würzburger Karosserie- und Schadenstage als Hybrid-Event im Vogel Convention Center und digital per LiveStream statt. Es ging dabei einerseits um Fügetechniken und andererseits um Rechnungskürzung. Kleben, Nieten, Punktschweißen, Bolzenschweißen, Löten, Schrauben, Clinchen und andere gängige Fügeverfahren aus der Fahrzeugherstellung sind zum Großteil auch in der Reparatur zu finden. Davon ist auch das Sachverständigenwesen betroffen, denn die Fügetechnik beeinflusst den Reparaturweg und damit das Gutachten. Die Zuhörer erfuhren, welche Anforderungen auf den Sachverständigen zukommen und ob es z. B. möglich ist, die Forderung nach einem Klebefachingenieur als Dienstleistung anzubieten.

Einen Rückblick auf die Würzburger Karosserie- und Schadenstage gibt es online unter www.karosserie-schadenstage.de/rückblick

Die Veranstalter freuten sich über 700 Präsenzbesucher und 67 Aussteller, womit man an die erfolgreichen Vor-Corona-Zeiten anknüpfen konnte.

www.karosseriebautechnik.at

carplus-Führungsteam v. l. n. r.: Olaf Helfer, Peter Kirisics, Mag. (FH) Sabine Berg, Dr. Michael Schlögl

Foto: carplus

Mit 1. Jänner 2022 wird Peter Kirisics die Geschäftsführung von Olaf Helfer übernehmen, der nach 15 Jahren das Unternehmen verlässt. Kirisics wird die Geschäfte gemeinsam mit DI Dr. Michael Schlögl führen, der Mag. (FH) Sabine Berg während ihrer Karenz vertritt. Kirisics kommt ursprünglich aus dem Mutterkonzern Wiener Städtische Versicherung AG. Bei carplus hat er zuletzt die Vertriebsleitung inne, davor war er Landesleiter. Michael Schlögl leitet das Aktuariat Sachversicherung bei der Wiener Städtische Versicherung und war bereits von 2010 bis 2017 Geschäftsführer der carplus. Markus Lill hat als Landesleiter die Betreuung von carplus-Händlerpartnern in Wien, NÖ und OÖ übernommen. Der Kfz-BÖV-zertifizierte Versicherungsberater war am Aufbau der GMAC-Versicherung beteiligt, zuletzt war er 11 Jahre bei einem österreichischen Branchenversicherer des Kfz-Gewerbes in führenMarkus Lill, der Funktion tätig. „Ich freue mich, meine Erneuer Landesfahrungen bei der carplus einzubringen, um leiter W, NÖ, OÖ gemeinsam mit dem Team das Händlernetzwerk weiter auszubauen und die Serviceleistungen bei den KoopeFoto: eventograf rationspartnern zu vertiefen.“


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