Karosserie Journal 04. 2020

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04.2020 KAROSSERIE JOURNAL DER KAROSSERIEBAUTECHNIKER ÖSTERREICHS www.karosseriebautechnik.at

P.b.b. Abs. Bundesinnung der Fahrzeugtechnik, Berufsgruppe Karosseriebautechniker, Karosserielackierer und der Wagner, Schaumburgergasse 20/4, AT-1040 Wien, www.karosseriebautechnik.at

Foto: OPEL GmbH

TION DESINFEK E G U E Z R H A :F IHR > AKTUELLRHEIT FÜR SIE UND E H IC S – KUNDEN TORIAL S NLINE-TU O : N E R IE > L ACK LIEBT SIND BE NIA B – OPEL INSIGREPARATUR: IK N H C E > T IZIERT IM UNKOMPL PROZESS


EDITORIAL

INHALT 03

Erik Paul Papinski Bundesinnungsmeister

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ES IST ZEIT, NACH VORNE ZU SCHAUEN

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Die Corona-Krise fordert uns alle heraus. Umso wichtiger ist es, wieder nach vorne zu sehen und zukunftsträchtige Entscheidungen zu treffen. Die Einstellung, dass der Staat „eh alles zahlt“, bringt keinen voran. Gerade jetzt ist die Eigenverantwortung der Unternehmer gefragt. Nutzen Sie die Zeit, um gemeinsam mit Ihrem Steuerberater funktionierende Lösungen herauszuarbeiten und diese umzusetzen.

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Das Thema Fachkräftemangel wird uns nach der Covid-19-Krise wieder einholen, deshalb appelliere ich an unsere Mitglieder: Stellen Sie Lehrlinge ein! Unsere Branche wird nach Corona qualifizierte Facharbeiter dringend brauchen. Weiterbildung ist auch für bestehende Mitarbeiter und Firmeninhaber enorm wichtig. Deshalb werden wir Ihnen gemeinsam mit unseren Lieferanten im Herbst aktuelle Schulungspakete anbieten. Die wegen der Covid-19-Maßnahmen unterbrochenen Diagnose- und Kalibrierung-Schulungen mit Lack & Technik, Autel und Sika werden fortgesetzt. Angesichts der zahlreichen Absagen von Events, darunter auch der internationalen Fachmesse Automechanika freuen wir uns auf diese Veranstaltungen. Online-Seminare haben natürlich ihre Berechtigung, doch der lebendige Austausch ist für uns alle besonders wertvoll. Das Karosserie Journal erscheint mit dieser Ausgabe zum 50. Mal. Seit 10 Jahren begleiten wir die Karosserie- und Lackbranche in gedruckter und seit 2015 auch in digitaler Form als E-Paper. Lesen Sie mehr über dieses Jubiläum in der Heftmitte. Ich wünsche Ihnen einen schönen Sommer und gute Entscheidungen für die Zukunft!

Ihr Erik Paul Papinski

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AKTUELLES COVID-19 – Fahrzeugdesinfektion 10 JAHRE KAROSSERIE JOURNAL Wir fragen Arthur Clark und Erik P. Papinski KAROSSERIEREPARATUR Stabil und leicht – Opel Insignia B LACKIERUNG Lackspezifische Tutorials SPLITTER Aktuelles, Termine

IMPRESSUM / OFFENLEGUNG

HERAUSGEBER: Bundesinnung der Fahrzeugtechnik BG Karosseriebautechniker, Karosserielackierer und der Wagner Schaumburgergasse 20/4, AT-1040 Wien Tel.: 01 505 69 50-129, Fax: 01 253 30 33 93 20 E-Mail: karosseriefachbetrieb@bigr2.at VERANTWORTLICH FÜR DEN INHALT: Bundesinnung der Fahrzeugtechnik Berufsgruppe Karosseriebautechniker, Karosserielackierer und der Wagner Redaktionelle Mitarbeiter: Jürgen Klasing, Mag. Irina Podshibyakina Grafik: Blaugrau Media GmbH Druck: Druckerei Odysseus, Haideäckerstraße 1, A-2325 Himberg

MIT FREUNDLICHER UNTERSTÜTZUNG

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DIE NEUE WERKSTATT-NORMALITÄT COVID-19 hat den Werkstatt-Alltag und das Verhalten der Kunden verändert. Schutzmaßnahmen gegen das Virus sind für viele Karosserie- und Lackierfachbetriebe in den letzten Monaten zur täglichen Routine geworden. Hygienische Maßnahmen in der Werkstatt und in Innenräumen von Fahrzeugen schützen in Zeiten der Pandemie Mitarbeiter und Kunden. Ein professionelles Hygienekonzept, das die Abläufe steuert, erleichtert die Organisation und spart Zeit. Professionelle Innenreinigung und Fahrzeugdesinfektion sind stark gefragt, da sie mit dem Thema Sicherheit verknüpft werden. Umso wichtiger ist es, den Kunden zu signalisieren, dass im Betrieb alles getan wird, um ihre Gesundheit zu schützen. Solche Signale sind Desinfektionsmittel, Hinweisschilder, Abstandskleber am Boden und Informationen zur Desinfektion.

FAHRZEUGREINIGUNG ZUM SCHUTZ DER GESUNDHEIT Vor der Reparatur dient die Reinigung dem Schutz der Mitarbeiter, danach dem Schutz der Kunden. Vorschriften für die Desinfektion gibt es zwar nicht, doch es ist klar, dass alle Flächen gereinigt werden müssen, die mit Händen berührt und angehustet werden

BIOLOGISCHE KFZ-DESINFEKTION

Grafik: WKO

können. Dazu gehören Türschnallen und Tankdeckelöffner aussen sowie alle Flächen und Griffe im Innenraum inklusive Sicherheitsgurte. Bei den Pflegeprodukten ist darauf zu achten, dass sie materialverträglich sind. Von alkoholhaltigen Desinfektionmitteln raten professionelle Fahrzeugaufbereiter ab, da sie Materialschäden verursachen können. Bei höherem Werkstatt-Durchsatz macht es Sinn, ein Desinfektionsgerät, das Pilze, Viren und Bakterien vernichtet, anzuschaffen. Davon gibt es zur Zeit verschiedene Lösungen am Markt.

Fotos: Biocleen

Hygiene und Infektionsschutz sind für Autohäuser, Werkstätten und Lackierbetriebe nicht nur in CoronaZeiten enorm wichtig, sondern bleiben es auch zukünftig. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Fahrzeug-Desinfektion. Kunden kaufen nur dort, wo sie sich sicher fühlen. Deshalb ist die Desinfektion von Fahrzeugen eine notwendige, sinnvolle und werbewirksame Leistung, durch die bestehende Kunden gebunden und neue gewonnen werden können. Der Kundenwunsch nach Schutz vor Viren, Bakterien und Pilzen ist stark und wird sich auch langfristig nicht ändern.

SCHNELLE UND SICHERE DESINFEKTION Biocleen – ein Unternehmen der SEHON Innovation Group – bietet Werkstätten das Gesamtpaket für biologische, einfache, schnelle und wirksame Fahrzeug-Desinfektion. Ohne besondere Schutzmaßnahmen können Fahrzeuginnenräume innerhalb weniger Minuten desinfiziert und sofort wieder genutzt werden. Biocleen liefert das für Menschen, Tiere und die Natur ungefährliche Desinfektionsmittel und die passende Technik inklusive Starterset. Interessierte Betriebe aus der Fahrzeugbranche können

Einfache, schnelle und sichere Fahrzeug-Desinfektion über InnenraumVernebelung.

sofort mit biologischer Desinfektion beginnen. Dabei kann nicht nur kostengünstig desinfiziert werden. Ein weiteres Plus ist die professionelle biologische Geruchsbeseitigung ohne Ozon, durch die lange Standzeiten von Fahrzeugen vermieden werden. Weitere Informationen: www.biocleen.de

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10 JAHRE BRANCHENBEGLEITER Können Sie sich noch an den Branchentreff mit dem Besuch der Eurofighter in Zeltweg erinnern? Oder an die ERFA-Tagung mit Besichtigung der FACC AG? Das Karosserie Journal berichtete über diese und viele andere Branchenereignisse und wird Ihnen auch in Zukunft wichtige Informationen liefern.

10 JAHRE

KAROSSERIE JOURNAL

MEILENSTEINE

STOLZ AUF DEN NACHWUCHS

Die Verhandlungen zur Zusammenlegung der Innungen der Kfz-Techniker sowie der Karosseriebautechniker, Karosserielackierer und Wagner war ein Meilenstein für die österreichische Kfz-Branche. Am 23. Oktober 2014 fand die Unterzeichnung des Fusionsvertrages im imperialen Rahmen der Wiener Hofburg statt. Wir informierten und stellten Ihnen alle Verantwortlichen vor.

Lehrlingsausbildung, Bundes- und Landesbewerbe nehmen einen wichtigen Platz im Karosserie Journal ein. Wir begleiteten auch die Vorbereitungen auf die WorldSkills des ersten österreichischen Karosseriebauer-Kandidaten. 2017 erreichte Simon Winder den ausgezeichneten 12. Platz im Bewerb von 23 Nationen.

DAS WAR AUSGABE NR. 1 Das Karosserie Journal wurde vor 10 Jahren ins Leben gerufen, um österreichische Karosseriebautechniker und Lackierer mit neuesten Informationen zu versorgen.

Das war der Technikteil der ersten Ausgabe.

Das gilt nach wie vor: Wer top informiert ist, hat einen Wettbewerbsvorteil.


WEITERBILDUNG UND DISKUSSIONEN Ob internationale Tagungen wie jene des AIRC oder Fachmessen wie die AutoZum – wir sind für Sie dabei. Wie bei der ERFA-Tagung zu den neuesten Entwicklungen der Automobiltechnik 2018 oder beim 1. A&W-Schadentag, den die Berufsgruppe Karosseriebautechniker gemeinsam mit dem A&W Verlag 2019 veranstaltete. Wir liefern außerdem in jeder Ausgabe Artikel zu technischen Themen aus den Bereichen Karosserie und Lack, um Ihr Wissen zu erweitern. Es ist geplant, dies in Zukunft auszuweiten.

Im Journal erfährt man viele Innungsnews.

Weiterbildung ist überlebenswichtig – die Bundesinnung hat dafür ein breites Angebot.

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ZIELSETZUNG WISSENSVORSPRUNG Wir sprachen mit Arthur Clark, ehemals Bundesinnungsmeister und Gründer des Karosserie Journals, und Bundesinnungsmeister Erik Paul Papinski über die Entstehung und den Werdegang des Journals. GESPRÄCH MIT ARTHUR CLARK, KAROSSERIE-JOURNAL-GRÜNDER

10 JAHRE

KAROSSERIE JOURNAL

Red.: Im Januar 2010 haben die Mitglieder das erste Karosserie Journal in Händen gehalten. Wie waren die Reaktionen der Kollegen? Clark: Sehr gut – wir haben ein überwiegend positives Echo aus der Branche erhalten. Unser Ansatz war, ein Magazin mit rein technischen Artikeln und Informationen zu kreieren, und das konnten wir erfolgreich umsetzen. Mit dem Karosserie Journal haben wir einen Versuch gestartet, den Bedarf nach aktueller Fachinformation speziell für Karosseriebautechniker und Lackierer zu decken. Das ist gut angenommen worden und wir freuen uns, dass dieses Projekt bereits im 10. Jahr erfolgreich ist. Red.: Bis Juni 2013 haben Sie als BIM das Karosserie Journal geleitet. Wie beurteilen Sie seine Weiterentwicklung? Clark: Die Menge an technischer Information sollte weiter ausgebaut werden. Auch eine Erweiterung um andere Themenbereiche, die das Tagesgeschäft der Karosseriebauer und den Bereich Unfallinstandsetzung betreffen, könnte ich mir vorstellen. Mit einem Update im Erscheinungsbild würde der Leser auch eine Weiterentwicklung optisch wahrnehmen. Red.: Nach der dritten Ausgabe wurde den Beziehern des Karosserie Journals ein Sammelordner zugestellt. Ist ihr Ordner vollzählig und blättern Sie manchmal darin? Clark: Ja, mein Sammelordner ist vollzählig. Wir haben in unserem Karosseriefachbetrieb immer die technischen Fachinformationen von den Branchennews getrennt abgeheftet, um bei Bedarf schneller bestimmte Themen nachschlagen zu können.

Foto: 4rad.net Werbeagentur

Erik Paul Papinski hat am 15. Juni 2013 die Nachfolge von KommR Arthur Clark als Bundesinnungsmeister der Karosseriebautechniker, Karosserielackierer und der Wagner angetreten.

GESPRÄCH MIT BUNDESINNUNGSMEISTER ERIK PAUL PAPINSKI Red.: Sie starteten im Juni 2013 als Bundesinnungsmeister. Im Jänner 2014 gab es ein erneuertes Layout, aber sonst wurde das Karosserie Journal seitdem im Inhalt nicht verändert. Ist diese Kontinuität ein Erfolgsfaktor? Papinski: Ja, mit Sicherheit, weil viele Leute gerne das gedruckte Exemplar in der Hand halten möchten. Die Printausgabe liegt hier im Vorteil, aber es war auch wichtig, das Karosserie Journal seit 2015 online als E-Paper anzubieten. Beide Medien haben ihre volle Berechtigung. Eine gedruckte Ausgabe lässt sich im Sammelordner leichter und besser ablegen. Zudem kann man einfacher etwas wiederfinden oder nur mal schnell durchblättern. In den digitalen Ablagen eines Computers verliert man das Karosserie Journal schon mal aus dem Blick. Red.: Seit 34 Ausgaben verantworten Sie das Karosserie Journal mit den Rubriken Neues aus den Bundes- und


Landesinnungen, Karosserietechnik, Lackfachinformation und Nachrichten aus der Branche. Haben Sie eine Erweiterung um andere Themen der Branche erwogen? Papinski: Ja, weitere Themen wurden erwogen, aber durch die Corona-Krise sind die Überlegungen derzeit im Modus „Abwarten“ geparkt. Ich bin sicher, dass das Karosserie Journal ausgeweitet werden sollte. Die Themenfelder Karosserie- und Fahrzeugdiagnose greifen zunehmend in den Karosseriebau und/oder seine Instandsetzung ein. Der Fachbetrieb kann heute an einem neuen Auto keine Türschnalle mehr wechseln, ohne anschließend die Türe im Steuergerät neu anzulernen. Auch die Werkzeugtechnik hat sich stark weiterentwickelt. Neue, spezielle Werkzeuge und Maschinen zum Rückverformen und Ausrichten der Karosserie sind auf die unterschiedlichen Materialien und verschiedene Stahlgüten im Karosseriebau abgestimmt und erfordern Sachkenntnis und einen Erfahrungsaustausch. Sie sehen, es gibt eine Vielfalt an Themen für Artikel in den kommenden Ausgaben des Karosserie Journals. Red.: Der internationale Karosserieverband AIRC, dessen Präsident Sie waren, hat durch das Karosserie Journal in Österreich Aufmerksamkeit erhalten. Welche Erkenntnisse aus dem AIRC wirken sich auf den österreichischen Fachbetrieb aus? Papinski: In meiner Funktion als AIRC-Präsident konnte ich die Bedingungen vieler europäischer Karosserie- und Lackierfachbetriebe kennenlernen. Der Blick über den eigenen Tellerrand ist hilfreich, wenn man die landesspezifischen Probleme eines Nachbarn kennt und diese gemeinsam diskutiert. Da kann man sich gegenseitig helfen. Ein gutes Beispiel dafür ist die aktuelle Corona-Krise. Hier hat der länderübergreifende Informationsaustausch sehr gut geholfen, die Umsetzung der Vorschriften und Schutzmaßnahmen praxisnah und effektiv durchzuführen. Red.: Welche Erwartungen haben Sie für die Zukunft an das Karosserie Journal?

Foto: M. Hetzmannseder

Ein Meilenstein für die Kfz-Branche war die Vereinbarung zur Zusammenlegung der Innungen der Kfz-Techniker sowie der Karosseriebautechniker, Karosserielackierer und Wagner im Oktober 2014. Bei der Unterzeichnung v. l. n. r.: Geschäftsführer der Bundesinnung der Karosseriebautechniker, Karosserielackierer und der Wagner Mag. Dieter Jank, BIM Erik P. Papinski, BIM KommR Friedrich Nagl und Geschäftsführer der Bundesinnung der Kfz-Techniker Dipl.-Ing. Christian Atzmüller

Papinski: Meine inhaltlichen Erwartungen für die Zukunft sind zusätzliche Fachinformationen zu den Themen Fahrzeugdiagnose und Updates für Steuergeräte. Auch die Anwendung der Spezialwerkzeuge bei der Unfallinstandsetzung könnte besser dargestellt werden, zum Beispiel mit Tipps und Tricks aus der Praxis. Die Erläuterung von Spezialfällen würde wohl allen Kollegen helfen. Mit meinem designierten Nachfolger Manfred Kubik will ich bis zum Herbst das Konzept des Karosserie Journals überarbeiten. Gemeinsam werden wir neue Ideen und Ansätze zusammenführen und daraus redaktionelle Neuerungen für die nächsten Jahre entwickeln. Das Karosserie Journal wird zukunftsfit gemacht, um der Branche in den nächsten Jahren Top-Informationen zu liefern.

Foto: Jürgen Klasing

Im April 2018 tagte der internationale Karosserieverband AIRC in Wien. AIRC-Vorstand v. l. n. r.: Kristof Eraly (Febelcar, Belgischer Verband), Thomas Krebs (Dänischer Verband), Erik Paul Papinski (AIRC Präsident), Peter Börner (AIRC Vice Präsident), Christian Sidler, vom Schweizer Verband VSCI in Vertretung von Bruno Claus.

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Foto: Klasing

Einblicke in den Karosseriebau gewährten die Aachener Karosserietage an einer Rohbaukarosserie.

STABIL UND LEICHT Der Insignia B ist das letzte Opel-Modell, das noch unter der Führung des GM-Konzerns entwickelt wurde. Heute wird das Mittelklasse-Automobil weltweit angeboten. Das Modell Insignia B ist das Opel-Flaggschiff für den europäischen Markt. Im Vergleich zum Vorgängermodell ist es deutlich leichter, flacher in der Form und bietet dennoch mehr Innenraumplatz. Seine Premiere feierte der Insignia B als Coupé-Limousine „Grand Sport“ und als Kombi „Sports Tourer“ 2017. Die Variante als Stufenheck-Limousine gibt es nicht mehr. Allerdings gibt es eine um 25 mm höher gelegte Kombiversion – den „Country Tourer“. Und die Sportversion „Insignia GSi“ mit stärkerem Motor, spezieller Frontund Heckschürze sowie einer Tieferlegung. Für die Motorisierung stehen Otto und Dieselmotoren von 1,4 bis 2,0 Liter Hubraum zur Verfügung, die mit einem Front- oder Allradantrieb kombiniert werden. Die verschiedenen Modelle des Insignia messen in der Länge 4.897 bis 5.004 mm, in der Breite 1.863 bis 1.871 mm und in der Höhe 1.455 bis 1.525 mm. Der Radstand ist mit 2.829 mm bei allen Varianten gleich und 92 mm größer als beim Vorgänger. Das Leergewicht variiert zwischen 1.441 bis 1.807 kg.

KAROSSERIESTRUKTUR Den Insignia B bauen die Rüsselsheimer Ingenieure auf der Plattform E2 von General Motors (GM) auf. Das Fahrzeug hat einen neu konstruierten Oberbau, ist modellspezifisch bis zu

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Foto: Klasing

Der Blick auf die Bodengruppe zeigt deutlich die höchstfesten Blechteile (dunkel) und deren Funktion für die Steifigkeit in der A-Säule, Stirnwand und Schweller.

200 Kilogramm leichter als sein Vorgänger und hat einen CwWert von 0,26 (Limousine). Die Anteile der Stahlgüten in der Karosseriestruktur betragen 33 % Mild Steel, 24 % High Strength Steel, 1 % Ultra High


Strength Steel, 32 % Dual Phasen und Multi Phasen Steel, sowie 10 % warmumgeformte PHS-Stähle. Die Steifigkeit der Karosserie konnte damit gegenüber dem Vorgängermodell um 23 % verbessert werden. Das einzige Aluminiumbauteil ist die Motorhaube. Die Weltmarktpräsenz des Insignia B zwang die Opel-Konstrukteure zu zahlreichen Kompromissen in der Karosseriestruktur. Der Insignia musste mit seinen Derivaten für China, Australien und Nordamerika die jeweiligen internationalen Anforderungen erfüllen. Diese wurden im Karosseriebau durch Verstärkungen, Materialveränderungen und/oder Festigkeitserhöhungen der Bauteile umgesetzt und im Crashtest Euro NCAP 2017 mit fünf Sternen bewertet.

GLEICHTEILEPOLITIK Bei der Konstruktion wurde eine möglichst hohe Zahl an Gleichteilen im Karosseriebau angestrebt, um die Produktionskosten niedrig zu halten. Ergebnis: Im vorderen Teil der Karosserie ist bei allen Modellen vom Frontend bis kurz hinter die B-Säule eine identische Karosseriestruktur zu finden. Modellspezifische Abweichungen werden dann in der Außenhaut der Karosserie umgesetzt. Generell wurde jedes Bauteil auf seine maximale Optimierung bezüglich Fertigung, Materialauswahl, Beanspruchung im Lastpfad sowie Topologie und Steifigkeit überprüft. An einer unlackierten Rohbaukarosserie zeigen sich diese Konstruktionsmerkmale zum Beispiel an der Versteifung des Hinterwagens. Der stärkere hintere Dachquerträger und die Querverstrebungen zwischen den Radhäusern über den Boden hinten erhöhen die gesamte Festigkeit des Hinterwagens. Im Vorderwagen sorgen eine Verstärkung zwischen den Federbeindomen, die entlang der Stirnwand verläuft, sowie eine zusätzliche Anbindung zur A-Säule für erhöhte Festigkeit.

Foto: Klasing

Der Einblick am hinteren Radhaus: hinter der Außenhaut verbirgt sich eine Verstärkung für die D-Säule.

MATERIALEINSATZ Im Opel Werk Rüsselsheim wird der Insignia für alle verfügbaren Länder in Stahlbauweise produziert. Nur die Motorhaube und die Querträger mit Crashboxen vorne und hinten werden als Anbauteile aus Aluminium später angeschraubt. Mit den unterschiedlichen Stahlgüten der Bleche und ihren variablen Materialdicken werden Festigkeit, Leichtbau und Stabilität miteinander verbunden. Die vorderen Längsträger sind aus Tailored Blanks mit einer Festigkeit von DP 800 gefertigt. Etwas höhere Festigkeiten verbaut Opel in den oberen Tunnelverstärkungen und dem Schweller innen und außen – MP 1.000. Die warmumgeformten Bleche mit der PHS-Güte finden sich zum Beispiel in der A- und B-Säule innen und außen sowie als A-Säulenverstärkung. Die beiden

Grafik: OPEL GmbH

Die Materialgrafik zeigt Einbauorte und Mengenanteile der verschiedene Blechgüten in der Karosserie auf.

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Foto: Klasing

Die B-Säulenverstärkung aus PHS-Material wird am B-Säulen-Fuß mittels 18 Schweißpunkten an den Innenschweller gefügt.

Verstärkungen, die im vorderen Bereich „Boden Mitte“ vom Übergang der Stirnwand zum Boden bis zum Fuß der B-Säule verlaufen, weisen eine variable Materialdicke auf und sind aus einem Tailored Rolled Blank gefertigt. Bei einer seitlichen Belastung muss die Karosseriestruktur die Kräfte über den Schweller, die B-Säule und den mittleren Dachquerträger ableiten. Der Schweller hat eine Güte von MP 1.000 und wird „rolled formed“ gefertigt. Die B-Säule besteht aus Tailored Blanks in PHS-Güte mit einer „Softzone“ im oberen und unteren Bereich. Damit kann eine Verformung bzw. die Aufnahme der Crashenergie gezielt in diese Bereiche gesteuert werden. Die Anbindung der B-Säule oben an den Dachrahmen bzw. unten an den Schweller erfolgt mittels Punktschweißen. Der mittlere Dachquerträger, der die beiden B-Säulen gegeneinander abstützt, ist in der Materialgüte DP 800 ausgeführt.

VORGABE: LEICHT-BAU Die Leichtbaubestrebungen von Opel lassen sich schlecht überprüfen, zumal ein neues Modell anderen Vorgaben bezüglich Sicherheit, Fahrkomfort und Produktionskosten folgen muss. Klar zu erkennen ist der Einsatz von Aluminiumbauteilen, die Dünnblechstrategie und die veränderte Materialauswahl hin zu mehr höherfesten und höchstfesten Blechteilen. Allerdings erschwert die Abhängigkeit von länderspezifischen Ausführungen den Leichtbau, weil je nach Ausführung lokale Verstärkungen notwendig sind. Diese werden oftmals aus Platinen mit verschiedenen Materialgüten und variablen Wandstärken gestanzt und anschließend umgeformt. Das Extra: Die Stirnwand wird teilweise mit einem speziellen Einleger versehen, der in Sandwichbauweise aufgebaut ist. Die Kombination aus Stahl-Kunststoff-Stahl schafft hierbei eine deutliche Geräusch- und Gewichtsreduzierung mit sich. Leichter ist auch die neu entwickelte, aktive Aluminium-Motorhaube für den Fußgängerschutz.

FÜGETECHNIKEN Wie bei einer Ganzstahlkarosserie nicht anders zu erwarten, ist die Insignia-Karosserie überwiegend im Punktschweißverfahren

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Foto: Klasing

Auf Höhe des hinteren Radhauses bilden hochfeste Blechteile einen stabilen Torsionsring in der Karosseriestruktur.

mit 6.360 Punkten gefügt. Zusätzlich bringt der Klebstoffauftrag, plus 30% gegenüber Vorgänger, Festigkeit in die Verbindung der Blechflansche. Erstmals wird die Dachplatine mittels Laserschweißen mit der Karosseriestruktur verbunden, dazu wird pro Seite wird eine 155 mm lange Naht vollautomatisch gezogen.

REPARATUR Der Opel Insignia zählt sicherlich zu den unkomplizierten Fahrzeugen im Reparaturprozess, da seine Verbindungstechniken einfach und bekannt sind. Jedoch sollten Werkstätten bzw. Sachverständige die Stahlbleche, die unter der Außenhaut als Verstärkungen dienen, im Schadenfall sorgfältig begutachten. Ein besonderes Augenmerk ist den sogenannten „Baffles“ zu schenken, die zur Dämmung von Geräuschen und Vibrationen eingebaut werden. Die ca. 32 Akustikeinleger befinden sich in der A- und B-Säule unten, an der A-Säule im Übergang zum Dachrahmen, im Dachrahmen am Übergang zur D-Säule und im Schweller vorne.

Opel Insignia B – Angebot für die Welt Durch seinen ehemaligen Entwicklungspartner GM wurde das Modell Insignia nicht nur für Europa, sondern auch für Kunden in Großbritannien, China, Australien und Nordamerika konzipiert. Dort wird es teilweise unter einem anderen Markennamen angeboten: in den meisten europäischen Ländern unter dem Namen Opel Insignia und im Vereinigten Königreich unter dem Marken Vauxhall. Der in Nordamerika und China angebotene Buick Regal basiert ebenfalls auf der zweiten Generation des Insignia. Den in diesem Fall TourX genannten Kombi bietet Opel ausschließlich mit Allradantrieb an. In Australien werden Limousine und Kombi seit Frühjahr 2018 als Holden Commodore verkauft. Ende 2019 erhielt der Insignia B ein Facelift, das optisch eine neue Frontschürze und neue Scheinwerfer erhielt, wobei das Interieur jedoch verändert blieb.


LACKSPEZIFISCHE ONLINE-TUTORIALS Die in der Corona-Krise eingeführten Online-Tutorials für Glasurit-Kunden wurden so gut aufgenommen, dass sie auch nach der Wiedereröffnung des Schulungszentrums weitergeführt werden.

Die Tutorials sind über folgende Website abrufbar: knowhow.glasurit.com/DE-AT/wochentliche-tutorials-0

In regelmäßigen Tutorials können sich Glasurit-Kunden zu verschiedenen lackspezifischen Themen informieren. Da Schulungen im Trainingszentrum Corona-bedingt längere Zeit nicht möglich waren, hat sich das Technikteam um Technical Manager Yvonne Rohde-Hofbauer dazu entschlossen, den Kunden über diesen Weg Hilfestellungen zu geben. „Die Inhalte werden im Technikteam besprochen und dann auch von uns produziert. Bei Fragen können sich unsere Kunden an den jeweiligen Technikkollegen im Außendienst in unserem Schulungszentrum wenden. Da diese Tutorials auf großen Anklang gestoßen sind, werden wir diese auch jetzt nach Wiedereröffnung unseres Schulungszentrums beibehalten“, betont Rohde-Hofbauer.

ERWEITERUNG DES GLASURIT UV-SORTIMENTS Glasurit ergänzt sein UV-System und bietet derzeit ein attraktives UV-Paket an, welches für die die effiziente Reparatur kleiner und mittlerer Schäden entwickelt wurde. Die Aktion ist bis auf Widerruf bis 30.11.2020 gültig: www.glasurit.com/at/news/aktion-uv-paket. Ins Paket wurden der UV-Spachtel 839-171 und zwei weitere Grauversionen des UV-Grundfüllers mit aufgenommen.

Zwei weitere Graufarbtöne Der Glasurit 151-170 UV-Grundfüller grau bewährt sich nun 3 Jahre auf dem Markt und überzeugt mit seiner schnellen Trocknung und effizienten Arbeitsweise. Mit den zwei weiteren Graufarbtönen im UV-Sortiment kann der Lackierer nun auf die unterschiedlichen Decklackfarbtöne optimal eingehen. Mit Hilfe des Glasurit 151-130 UV-Grundfüller hellgrau und 151-190 dunkelgrau kann später beim Decklackauftrag in weniger Spritzgängen ein perfektes Lackierergebnis mit hoher Farbtongenauigkeit erlangt werden. Damit sparen Werkstätten zusätzlich Decklackmaterial und Arbeitszeit.

NEU: Glasurit 839-171 UV-Spachtel Der Spachtel trocknet, wie der UV-Grundfüller, dank der UV-Technologie wesentlich schneller und bei niedrigeren Temperaturen als herkömmliche Spachtel. Lackierbetriebe sparen damit bei jeder Reparatur Zeit und senken zugleich die Energiekosten. Der Glasurit 839-171 UV-Spachtel ist auf allen gängigen Untergründen universell einsetzbar. Das minimiert den Aufwand und die Fehlerquote und sorgt für einen reibungslosen Arbeitsfluss. Darüber hinaus beschleunigt und vereinfacht er den Prozess noch einmal, weil er gebrauchsfertig aus der Tube kommt und das Anmischen mit einem Härter entfällt. Betriebe, die Glasurit 839-171 UV-Spachtel verwenden, drücken beim Spachteln buchstäblich auf die Tube und können so ihren Durchsatz erhöhen und ihre Produktivität steigern.

Fotos: BASF Coatings Services GmbH

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SPLITTER ERSTE GROSSE STAATSMEISTERSCHAFT 2021 Die Premiere der ersten großen Staatsmeisterschaft der Fahrzeugtechnik wurde von Herbst 2020 auf Herbst 2021 verschoben. Erstmals ist es geplant, die Bundeswettbewerbe beider Berufsgruppen Kfz-Techniker und Karosseriebautechniker gleichzeitig an einem Ort durchzuführen. Der Grund für die Verschiebung ist, dass die Vorausscheidungen auf Grund der Corona-Krise nicht in allen Bundesländern durchgeführt werden können. Die erste große Staatsmeisterschaft wird in Wien über die Bühne gehen. „Wir freuen uns schon auf die Premiere“, sagt Georg Ringseis, Landesinnungsmeister der Fahrzeutechnik Wien. Der gemeinsame große Wettbewerb soll die Kfz-Berufe in den Fokus der Öffentlichkeit rücken.

OPTIMIERTE SCHADENABWICKLUNG Die Bundesinnung Fahrzeugtechnik hat exklusiv für Mitglieder die neuen Leitlinien zur optimierten Schadenabwicklung online gestellt: https://www.wko.at/branchen/gewerbe-handwerk/fahrzeugtechnik/ unverbindliche-leitlinie-schadensabwicklung.html Die unverbindlichen Empfehlungen zur optimierten Schadenabwicklung bei eigen- oder fremdverursachten Schäden an Fahrzeugen bieten Mitgliedsbetrieben eine Hilfestellung und ein Werkzeug für eine schnelle und unbürokratische Abwicklung von Kfz-Schäden.

FÜR IHREN TERMINKALENDER

Foto: Sabine Landauer

NEUE IFL-REIHE KORROSIONSSCHUTZ

A&W WERKSTATT-FORUM – 14.10.2020

Unter den neuesten IFL-Mitteilungen, die auf der Homepage der Bundesinnung abrufbar sind, finden Sie eine vierteilige Reihe zu den herstellerübergreifenden Themen Steinschlagschutz, Unterbodenschutz, Nahtabdichtung und Hohlraumschutz. IFL-Experten raten Karosseriefachbetrieben, den Aufwand beim Korrosionsschutz (tatsächlich erforderliche Aufwendungen) immer separat zu dokumentieren und abzurechnen.

Der neue Termin für das verschobene A&W WerkstattForum im Allianz-Stadion Wien ist der 14. Oktober 2020. Besonders Themen wie Herausforderungen bei Diagnose und Kalibrierung, Versicherungsabwicklung und Schadensteuerung, Zusammenarbeit mit Sachverständigen, aber auch Digitalisierung, Fachkräftemangel oder digitales Marketing sind für Karosseriebautechniker und Lackierer von großem Interesse. Informationen und Anmeldung: www.werkstattforum.at

Weitere aktuelle IFL-Mitteilungen: • Nissan NV 200 (Kasten Comfort): Seitenwand ersetzen – Dach muss konstruktionsbedingt mit ersetzt werden • Nissan NV 200 (Kasten Comfort): Erneuerung der unteren Laufschiene für Schiebetür, nur in Verbindung mit Schwellerteilersatz aussen • Information zur Lackartbestimmung: Ist die Identifikation der Lackart anhand der VIN immer möglich? • Resolution der Deutschen Kommission für Lack und Karosserieinstandsetzung zum Thema: Schadeninstandsetzung bei Fahrzeugen mit Fahrerassistenzsystemen • Peugeot Expert: Seitenwand ersetzen, Standarddach (R21) muss konstruktionsbedingt mit ersetzt werden • Zusätzlich notwendige Schutzmaßnahmen in Bezug auf COVID-19 (Corona-Virus): Berechnungsbeispiele Alle IFL-Mitteilungen finden Sie hier: https://www.wko.at/branchen/gewerbe-handwerk/fahrzeugtechnik/ ifl-zeitkorrekturen.html

www.karosseriebautechnik.at

AUTOMECHANIKA – 14.–18.9.2021 Die internationale Fachmesse Automechanika in Frankfurt/ Main wurde auf nächstes Jahr verschoben. Der Schadentalk findet jedoch statt – im Web-TV am 10. September 2020 als Live-Stream aus der Gläsernen Manufaktur von Volkswagen in Dresden. Auf dem Programm stehen die Folgen der Corona-Krise und aktuelle Streitthemen der Branche. Mehr Infos dazu: www.schadentalk.de


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