BENEFIZ
Zentrale der Hoffnung Das Café Klamotte in Duisburg-Meiderich öffnet nach der Krise wieder Das Café Klamotte ist nicht irgendein Café. Seit Anfang März gibt es in Duisburg-Meiderich den nachhaltigen Secondhand-Laden, der zugleich sozialer Anlaufpunkt ist: Hier bekommt man nicht nur gut erhaltene Kleidung, sondern auch leckere Heißgetränke. Wegen der Corona-Krise musste das Projekt von Caritas und Kirchengemeinden kurzfristig wieder schließen. Diese Reportage zeigt, was für ein Hoffnungsort mit diesem Café entstanden war und es wieder sein wird – in der Nach-Virus-Zeit. Text Jürgen Flatken I Fotos Nicole Cronauge
„Am zweiten Tag habe ich draußen einen alten Mann herumschleichen sehen. Er traute sich nicht herein. Da bin ich auf ihn los“, erzählt Marlene Komossa vom Café Klamotte mit einem Schmunzeln im Gesicht. Die graublauen Augen der ehemaligen Erzieherin leuchten auf. „Er hatte Schuhe an, die würde ich nicht mit der Kneifzange anfassen, so alt, ausgelatscht und stinkig waren die. Ich habe ihm dann zwei paar gute Schuhe für sechs Euro rausgesucht. Er hat vor Freude geweint.“ Ein einschneidendes Erlebnis. „Ein Erlebnis, das mich bestätigt, dass ich hier richtig bin.“ Etwas gerührt fährt sich die rüstige Rentnerin durch ihre kurzen silberweißen Haare: „Er nennt mich jetzt Mutter Marlene und kommt ab und an noch auf einen Kaffee vorbei.“ 30
BENE
Das Café Klamotte ist ein Gemeinschaftsprojekt der Gemeinde-Caritas und der katholischen und evangelischen Kirchengemeinden in Duisburg-Meiderich. Eine Mischung aus Kleiderkammer und Café. Ermöglicht durch über 50 Ehrenamt liche wie Marlene Komossa. „Ich bin seit Oktober in Rente und habe etwas gesucht, um soziale Kontakte zu pflegen“, erklärt sie ihr Engagement. Immer wieder bleiben Menschen vor den liebevoll dekorierten Schaufenstern stehen, schauen sich die Auslagen an: die kleine Puppe mit ihren braunen Haaren, die zu Füßen einer Schaufensterpuppe sitzt, die ein blassrosa Kleid trägt, Preislisten zwischen zwei Paar schwarzen Schuhen.