Wasser und Luxus – eine Frage des Blickwinkels? Sicher – wir in Österreich haben einen anderen Bezug zu Wasser als Menschen, die in der Wüste leben, wie Menschen in Kalifornien, daher stand der Pool auch in Kalifornien. Zwischen 2014 und 2016 gab es dort unglaubliche Trockenheit, da war Wasser als knappes Gut ein großes Thema, und das Projekt hatte eine noch stärkere Wirkung. Worum ging es in dem Projekt? »Social Pool« hat mehrere gesellschaftliche Ebenen erreicht. Der Weg und die Anstrengungen, die man auf sich nahm, um den Pool zu erreichen, waren aber der zentrale Teil der Arbeit. Jeder Besucher musste eine Gallone Wasser in den Pool nachleeren, da mit dem Baden auch sehr viel Wasser heraustransportiert wird. Man musste also physisch, körperlich Wasser hintragen. Der ohnehin schon anstrengende Marsch wurde damit erschwert. Wasser ist außerdem der Ursprung jeder Zivilisation und Zentrum einer Gemeinschaft: Man geht in kleinen Gruppen hin und verbringt die Zeit dort gemeinsam, man versammelt sich seit jeher ums
Ein Pool in der kalifornischen Wüste, ein Schlüssel und gps-Koordinaten sowie die Auflage, nach dem Baden eine Gallone Wasser nachzuleeren – »Was tut man sich für den Luxus Wasser eigentlich alles an?«, fragt der Künstler mit seiner Arbeit.
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ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG DES BMLFUW
ALFREDO BARSUGLIA Die Kunst als Botschafter und Wettbewerbe als Vermittler. Alfredo Barsuglia stellte einen Pool in die kalifornische Wüste und gewann damit den Neptun Wasserpreis in der Kategorie WasserKREATIV. Der Künstler über die Rolle der Kunst und die Rolle des Staates: Kunst muss Menschen erreichen.
Wasser. Außerdem musste der Schlüssel, der die Poolabdeckung öffnete, innerhalb von 24 Stunden wieder retourniert werden. Welche Rolle spielen Kunst und Kreativität für Bewusstseinsbildung? Kunst kann aufmerksam machen und Dinge aufzeigen, die sonst vielleicht nicht so wahrgenommen werden. Wer ein Museum oder eine Ausstellung besucht, ist aus der realen Welt herausgerissen und kann die Dinge anders betrachten. Im Museum geht es auch um Wertevermittlung, und das empfinde ich als einen ganz wichtigen Bildungsauftrag, den auch der Staat irgendwo zu erfüllen hat. Ihr Projekt wurde mit dem Neptun Wasserpreis ausgezeichnet. Wie finden Sie den Ansatz, dass der Staat Wettbewerbe ausschreibt? Damit Kunst geschaffen werden kann, die sich abseits der kommerziellen Flachware abspielt, braucht es Anreize und finanzielle Förderung – auch vonseiten einer staatlichen Institution wie dem Neptun Wasserpreis. Der öffentliche Bildungsauftrag bedeutet nicht nur, die Menschen ins Museum zu holen, sondern auch, sie aufzufordern, selbst aktiv zu werden und sich künstlerisch mit einem Thema auseinanderzusetzen. Dass man für ein Kunstwerk im Nachhinein einen Preis bekommt, ist eine wichtige Anerkennung. Hat man als Künstler die Möglichkeit, Bewusstsein für ein gewisses Thema zu schaffen? Natürlich! Kunst kann viel mehr, als bloß schön zu sein. In der Kunst geht man über sein eigenes Denken und seine Vorstellungskraft hinaus, das ist für mich der kreative Prozess. Ein Kunstwerk kann große Auswirkungen haben, auch »Social Pool« wurde medial groß diskutiert: Kunst, Architektur / Design, Lifestyle, Ökonomie und Ökologie waren die interdisziplinären Themengebiete. Das ist ja das Spannende an der Kunst, dass man über sein Gebiet und den eigenen Tellerrand hinausschaut.
BILD Alfredo Barsuglia
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02.10.17 19:09