Biorama #51

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»Im besten Fall dient das Erlebnis dazu, die Bindung auf einer emotionalen Ebene zu festigen.« — Alexander Schagerl, Erlebnis-Marketer

Wer sich fürs Einkaufen an einen bestimmten Ort auf E-Commerce und Digitalisierung? »Definitiv, ja. begibt, erwartet heute mehr als schlichte Regale vol- Der Mensch ist immer noch ein wissbegieriges, aber ler Waren – denn die gibt’s schließlich auch im Netz. auch emotionales Wesen. Beide Pole wollen abgedeckt Experten sprechen seit Jahren von anhaltenden Wachs- werden. Ein Live-Erlebnis lässt andere Möglichkeiten tumsraten um die 20 % im Online-Handel. Das bedeutet zu, Menschen anzusprechen. Im besten Fall dient das riesige Veränderungen für eine riesige Branche. Beim Erlebnis dazu, die Bindung auf einer emotionalen Ebedeutschen Einzelhandelsinstitut ehi wurden vor ein ne zu festigen.« paar Jahren Zukunftsszenarien für die KommunikatiIn manchen Branchen gehören Emotionen schon länger zum Kerngeschäft. Fast jede Brauerei bietet on im Einzelhandel entwickelt. Dabei ging es um zwei Fragen: Wie soll der Einzelhandel im Jahr 2025 kom- Besichtigungen mit anschließendem feuchtfröhlichen munizieren? Und mit wem eigentlich? Dabei stellten Abendessen an. Profi-Fußballklubs und Autokonzerne sich unterschiedliche Typen von Konsumierenden her- bieten Fans und Kunden gleich ganze Museen voller Emotion und Erlebnis. Im Bundestagswahlkampf präaus. Darunter finden sich kritische und wertorientierte sentierte die cdu in Berlin gar ein »begehbares ParteiVerbraucher, denen Marken nicht so wichtig sind und die gerne auch leihen statt kaufen. Sogenannte »Cyber- programm«. Inzwischen wird Experience-Marketing auch für Unternehmen interessant, die keine Konzerflaneure«, die sich dem Online-Shopping ausgiebig widmen, wurden ebenfalls identifiziert. Auch »Brand- ne mit weltweiten Zielgruppen sind, die aber dennoch Victims« und Genusskäufer konnten als Typen ausge- Wert darauf legen, sich durch Qualität und Originalimacht werden. Während Brand-Victims viel Wert auf das tät im Wettbewerb zu behaupten – statt nur durch den richtige Produktlabel legen, steht für Genusskäufer das Preis. Wer etwas anbietet – ob Bioäpfel, Elektroautos sinnliche Erleben von Artikeln und Produkten im Vor- oder Duschgel –, der legt Wert darauf, die Identität, die dergrund. Das Fühlen, Riechen, Ausprobieren. Online im eigenen Produkt steckt, auch so zu vermitteln. Wer sind solche Genusskäufer schwer zu bedienen. Und weil mit Liebe und Überzeugung biologisch Äpfel anbaut, der jeder hin und wieder Genusskäufer ist, müssen sich Ein- will auch, dass diese Äpfel, dort wo sie verkauft werden, zelhandel und Markenfür »Liebe« und »Überhersteller etwas einfalzeugung« stehen – und len lassen. Zum Beispiel: nicht etwa für »hochpreiMarken-Erlebniswelten. sig« und »klein«. Die IdenDie entstehen im Moment tität soll zum Image werüberall. Nicht nur bei den, Selbstwahrnehmung Großkonzernen, sondern zu Fremdwahrnehmung. auch bei bodenständigen, Im Fall der Bioäpfel kann mittelständischen Betrieein Hofladen dabei helfen, ben in ganz klassischen die »Markenidentität« zu Branchen. unterstreichen. Und das macht einen Hofladen zu Alexander Schagerl einer ganz klassischen ist Projektentwickler bei Habegger. Das österreiForm von Erlebniswelt. chische Unternehmen Dass viele Bio-Erlebunterstützt Firmen bei niswelten deshalb ratioder Schaffung von Erlebnale Überzeugungen mit nissen. Sieht auch SchaEmotionen verknüpfen, gerl den Trend zu Erleb- Hofmarkt, Erlebnis, Gasthaus – Shopping findet Alexander Schagerl ausgesprochen plaumit Erlebnis und Genuss. nis und Event als Antwort

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