Science & Solutions #20 Schweine (Deutsch)

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Ausgabe 20 • Schweine

Hilfe gegen Hitzestress Maximierung der Sauenproduktivität

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Ein Magazin von

Was stimmt nicht mit meinen Schweinen? Teil 2: Aborte


Editorial Heiße Zeiten für die Fütterung Bald ist wieder Sommer und bald sehen wir wieder Sauen, bei denen es aufgrund von Hitzestress zu Einbußen in der Fruchtbarkeit und Leistung kommt. Jedes Jahr mehrt sich die Zahl der Betriebe weltweit, die Kühlsysteme in ihre Ställe einbauen lassen, um die negativen Auswirkungen hoher Stalltemperaturen abzuschwächen. In dieser Ausgabe von Science & Solutions befassen wir uns mit einigen weiteren Tipps zum Schutz der Schweine. Zunächst ist es wichtig, unablässig alles gegen Mykotoxinvergiftungen zu tun, insbesondere in Hochrisikozonen wie Südeuropa, da diese Toxine die Leberfunktion stören (neben der Schädigung der Darmwand und der Immunzellen), was in der Folge die Verdauung der Tiere beeinträchtigt und in einer bereits heißen Jahreszeit den Hitzestress noch vergrößert. Zweitens müssen die Wasserleitungen überprüft werden, da frisches, sauberes Trinkwasser von allergrößter Bedeutung für das Wohlbefinden der Tiere ist. Drittens kann ein etwas größerer Gewichtsverlust der Sau während der Laktation durchaus akzeptiert werden, solange dieser 13 % des Körpergewichts nicht übersteigt; andernfalls könnte die Erholungsphase im ersten Monat nach dem Absetzen recht problematisch werden. Viertens wäre eine Anpassung der Ernährung zur Verbesserung der Verdaulichkeit angebracht. Insbesondere die phytogenen Futterzusatzstoffe haben zahlreiche positive Auswirkungen auf die Ernährung. Sie steigern die Schmackhaftigkeit des Futters, wirken gegen Blähungen, stimulieren die Gallenfunktion und fördern die Verdaulichkeit des Futters durch Aktivierung endogener Enzyme. Wie wir in dieser Ausgabe zeigen werden, steigert die Supplementierung des Sauenfutters mit phytogenen Zusatzstoffen die spontane Futteraufnahme der Tiere während der Laktation und beugt dank der hohen antioxidativen Kapazität und der Modulation von Entzündungsprozessen intestinalem Stress vor. Schließlich enthält diese Ausgabe auch den zweiten Teil unserer Serie zu den Differentialdiagnosen bei Aborten. Heiße Witterung bringt oft Stress für die Tiere und das Personal des Betriebes mit sich. Mit diesen einfachen, grundlegenden Maßnahmen lassen sich die Auswirkungen jedoch bedeutend reduzieren.

Diego PADOAN Technischer Leiter Schweine

Science & Solutions • Ausgabe 20


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Inhaltsverzeichnis Hilfe gegen Hitzestress bei Schweinen

Die Auswirkungen von Hitzestress beginnen bereits bei niedrigeren Temperaturen als allgemein angenommen. Richtige Ernährung kann Schweinen helfen, damit besser fertig zu werden.

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Von André van Lankveld und Simone Schaumberger

Maximierung der Sauenproduktivität

6

Erfüllen der zunehmend anspruchsvollen Ernährungsanforderungen von Hochleistungssauen durch phytogene Futterzusatzstoffe Von Jose Soto und Thomas Weiland

Cut & Keep

Checklist

Was stimmt nicht mit meinen Schweinen? Teil 2: Aborte

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Eine nützliche diagnostische Checkliste mit Symptomen, Ursachen und Therapien.

Science & Solutions ist eine monatlich herausgegebene Veröffentlichung der BIOMIN Holding GmbH, die kostenlos an unsere Kunden und Partner verteilt wird. Jede Ausgabe von Science & Solutions präsentiert Themen zu den aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnissen zu Tierernährung und Gesundheit und konzentriert sich jedes Vierteljahr auf eine Tierart (Geflügel, Schwein oder Wiederkäuer). ISSN:2309-5954 Eine digitale Kopie und weitere Informationen finden Sie unter: http://magazine.biomin.net Wenn Sie an Nachdrucken von Artikeln interessiert sind oder Science & Solutions abonnieren möchten, wenden Sie sich bitte an magazine@biomin.net Redaktion: Ryan Hines Mit Beiträgen von: André van Lankveld, Diego Padoan, Simone Schaumberger, Jose Soto, Thomas Weiland Marketing: Herbert Kneissl, Cristian Ilea Grafik: Michaela Hössinger Recherche: Franz Waxenecker, Ursula Hofstetter Herausgeber: BIOMIN Holding GmbH Industriestrasse 21, 3130 Herzogenburg, Österreich Tel: +43 2782 8030 www.biomin.net ©Copyright 2015, BIOMIN Holding GmbH Alle Rechte vorbehalten. Mit Ausnahme der im Copyright, Designs and Patents Act von 1988 genannten Regelungen darf kein Teil dieser Veröffentlichung ohne schriftliche Genehmigung des Inhabers des Urheberrechts in irgendeiner materiellen Form für kommerzielle Zwecke vervielfältigt oder kopiert werden. Alle hierin enthaltenen Fotos sind Eigentum der BIOMIN Holding GmbH oder werden unter einer Lizenz verwendet.

Ein Magazin von BIOMIN

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Hi H bei Schweine Ernährungsma By André

van Lankveld,Technischer Leiter Schweine, un

Hitzestress betrifft nicht nur die Schweineindustrie in tropischen Klimazonen, son gemäßigtem Klima. Allein in der US-amerikanischen Schweineindustrie werden d Hitzestress auf jährlich 316 Millionen Dollar geschätzt. 2

Science & Solutions • Ausgabe 20


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ie Verluste schließen die nicht produktiven Tage der Sauen und die wirtschaftlichen Einbußen in der Mastperiode ein. Auch unter milden klimatischen Bedingungen, wie sie z. B. in den Niederlanden herrschen, zeigen sich bei den Schweinen im Sommer Leistungseinbußen, die auf Hitzestress zurückzuführen sind (Abbildung 1). Abbildung 1. Saisonalität und Folgen von Hitzestress bei Schweinen in milden Klimata. 810

ilfe gegen Hitzestress en mittels aßnahmen

nd Simone

Schaumberger, Produktmanagerin Mykotoxin-Risikomanagement

ndern auch jene in Regionen mit die wirtschaftlichen Verluste aufgrund von

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Tageszunahmen (g)

805 800 795 790 785 780 775 770

Q1 Q2 Q3 Q4 — 2010

— 2011

— 2012

Quelle: Agrovision 2013

Schweine sind für Hitzestress besonders anfällig Schweine reagieren im Vergleich zu anderen Nutztieren sehr empfindlich auf hohe Umgebungstemperaturen. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass sie kaum schwitzen und ihre Lungen in Relation zur Körpergröße recht klein sind. Sind Schweine Hitzestress ausgesetzt, steigt ihre Atemfrequenz, die Pulsfrequenz sinkt, es kommt zu starkem Hecheln und die Tiere stellen die Futteraufnahme ein, da dies zu einer weiteren Wärmeproduktion des Körpers führen würde. Die Tatsache, dass Schweine mit höherem Körpergewicht noch sensibler auf Hitzestress reagieren, lässt sich eindeutig aus den Parametern zur Wachstumsleistung ersehen. Untersuchungen mit Schweinen unterschiedlicher Gewichtsklassen (75 kg, 80 kg und 28 kg) zeigten eine direkte negative Korrelation zwischen den durchschnittlichen Tages-

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Hilfe gegen Hitzestress bei Schweinen mittels Ernährungsmaßnahmen

Abbildung 2. Überblick über die Reaktionen von Schweinen auf steigende Umgebungstemperaturen.

Hitze/Heiss 50-180 Atemzüge/Minute

• Seitliches Abliegen in der Bucht • Verringerte Futteraufnahme • Vermehrter Bodenkontakt • Erhöhte Körpertemperatur • Vermehrtes Verschmutzen der Bucht durch Exkremente

Komfortabel 20-30 Atemzüge/Minute

• Normales Verhalten

Tod 34°C

30°C 27°C

Lufttemperatur

Überhitzung >180 Atemzüge/Minute

• Drastischer Anstieg der Körpertemperatur • Hohe Permeabilität der Darmwand • Vermehrte Passage von Endotoxinen und Pathogenen

23°C 18° C

Source: BIOMIN

zunahmen und steigender Umgebungstemperatur. Während sich bei Schweinen mit 75 kg die durchschnittlichen Tageszunahmen ab etwa 23 °C reduzieren, können Tiere mit einem Körpergewicht von 25 kg die höheren Temperaturen bis zu 27 °C kompensieren (Langridge, Westaustralien, 2014). Der allgemein anerkannte Temperaturbereich für Sauen im Abferkelstall liegt in der Regel bei 21 - 25 °C, obwohl dieser Bereich viel zu hoch angesetzt ist. Sauen in der Aufzucht zeigen ab 22 °C Symptome von Hitzestress (Abbildung 2). Steigt die Umgebungstemperatur auf 25 °C an, sinkt die Futteraufnahme fast um 0,5 kg pro Tag. Negative Auswirkungen auf Darm und Immunsystem Die Auswirkungen von Hitzestress auf den Organismus lassen sich durch die Veränderungen an der Darmbarriere erklären. Kommt es aufgrund von Hitzestress zur Beeinträchtigung der Darmbarriere, kann dies eine erhöhte Durchlässigkeit für Endotoxine bewirken und in der Folge zu lokalen oder systemischen Schäden bzw. zu Entzündungsreaktionen führen (Lambert, 2009). Wie Pearce et al. (2013) in ihrer Studie zeigten, kam es bei Schweinen, die für 24 Stunden unter akuten Hitzestress (35 °C, 24-43 % Luftfeuchtigkeit) gesetzt wurden, zu einer signifikanten Erhöhung der Endotoxinkonzentration im Serum. Es sind insbesondere die Auswirkungen auf die Milchproduktion, die mit der Zirkulation von Endotoxinen im Blutkreislauf in Zusammenhang gebracht werden können. Wie beschrieben wurde, verringern Endotoxine die postpartale Prolaktinkonzentration im Serum (Smith und Wagner, 1984), was sich wiederum negativ auf die Entwicklung der Ferkel auswirkt. Hitzestress durch Ernährung bekämpfen Technische Lösungen zur Reduzierung des Hitzestresses sind meist sehr zeitaufwändig und erfordern beträchtliche finanzielle Investitionen, wie z. B. durch den Einbau von Stallkühlungsanlagen. Ein diätetischer Ansatz kann sich da als flexibler und rascher umsetzbar erweisen. Laut heutigem Wissensstand gibt es einige Aspekte, mithilfe derer die Produktivität der Schweine in Zeiten von Hitzestress verbessert werden kann.

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Fütterung • Kleinere, häufigere Mahlzeiten während des Tages und/oder Fütterung bei Nacht. • Ausreichende Versorgung mit frischem, sauberem Wasser. Elimination des Bakterienwachstums im Wasser durch Zusatz von Säuren wie Biotronic® SE forte liquid oder Biotronic® TOP liquid, um Infektionen über das Wasserleitungssystem zu verhindern. Änderung der Konsistenz der Ration • Befeuchten des Futters mit Wasser. • Verfüttern von pelletiertem Futter anstelle von zu Brei vermischtem Schrot-Futter (Mash). Geringerer Rohproteingehalt Noblet zeigte in einer Laktationsstudie mit Sauen unter Hitzestress, dass die Tiere weniger an Gewicht verloren, wenn sie Futter mit geringerem Rohproteingehalt bekamen (siehe Tabelle 1: Noblet et al., 2000). Eine der möglichen Erklärungen dafür ist die Tatsache, dass Proteine während des Verdauungsvorgangs mehr metabolische Wärme erzeugen als Fett (26 % im Vergleich zu 9 %); dies ist auf die komplexen Reaktionen bei der Verstoffwechslung der Aminosäuren, den Bausteinen der Proteine, zurückzuführen (Church und Pond, 1982). Ersatz von Stärke als Energiequelle durch Fett Fette sind für Schweine eine hervorragende Energiequelle und können eine geringere Futteraufnahme kompensieren. Fett ist auch leichter verdaulich und erzeugt im Vergleich zu Stärke während des Verdauungsprozesses weniger metabolische Wärme. Tabelle 1. Auswirkung des Proteingehalts der Ration auf das Verhalten von laktierenden Sauen bei angenehmer Umgebungstemperatur und bei Hitzestress (Noblet et al., 2000). Temperatur

20°C

29°C

Proteingehalt der Ration (%)

17.6

14.2

17.6

14.2

Futteraufnahme (kg/Tag)

6.71

6.51

3.56

4.05

Gewicht der Ferkel beim Absetzen (kg)

10.5

10.3

10.4

10.3

Milchproduktion (kg/Tag)

10.0

9.6

7.4

7.7

16

15

41

29

Gewichtsverlust der Sau (kg)

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Alles, was Sie über Fumonisine wissen müssen

André van Lankveld, Technischer Leiter Schweine Simone Schaumberger, Produktmanagerin

Mykotoxin-Risikomanagement

Unser Wissen über Fumonisine, ein wichtige Mykotoxinart, und die Gefahren, die diese für Nutztiere mit sich bringen, hat seit dem wahrscheinlich ersten Fall einer Fumonisinintoxikation im Jahr 1970 beträchtlich zugenommen. Berichte über eine hohe Fumonisinkontamination des Futters liegen aus Lateinamerika, Südeuropa, den USA, Asien und Afrika vor. Basierend auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen bietet die Fumonisin-Übersicht von BIOMIN dem Leser einen praktischen Leitfaden zu diesen Mykotoxinen sowie zu den Symptomen, die diese bei den verschiedenen Tierspezies verursachen, und den heute verfügbaren Strategien im Kampf gegen die Fumonisine. Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Ihren örtlichen Außendienstmitarbeiter von BIOMIN.

Verwendung von Digestarom® zur Unterstützung der Proteinverdauung Bestimmte Verbindungen pflanzlichen Ursprungs fördern eine bessere Enzymsekretion und reduzieren die Proteinverluste, indem sie Entzündungsreaktionen abschwächen. Eine in Thailand durchgeführte Studie über Hitzestress bei laktierenden Sauen belegte einen fast 10%igen Anstieg der Futteraufnahme nach Supplementierung des Futters mit dem phytogenen Präparat Digestarom® P.E.P. Zudem konnte der Gewichtsverlust von Sauen in verschiedenen Paritäten um 20 % reduziert werden (Abbildung 3). Bekämpfung der gesundheitsschädlichen Toxine Warmes, feuchtes Wetter erhöht das Risiko einer Mykotoxinkontamination des Futters, und zwar sowohl im Feld als auch unter Lagerungsbedingungen. Bei Hitzestress ist oft auch die Leber gestresst. Dies zeigt sich häufig in Form einer schlechten Futterverwertung und/oder einer chronischen Leberentzündung. Es ist wichtig, die Gesundheit der Leber so gut wie möglich zu bewahren und jeden zusätzlichen Stress durch Toxine, z. B. Mykotoxine, zu vermeiden. Die negativen Auswirkungen von Hitzestress auf die Endotoxinentwicklung im Darm sind in vielen Studien nachgewiesen worden. Wie Pearce et al. (2013) in ihrer Studie zeigten, kam es bei Schweinen, die für 24 Stunden unter akuten Hitzestress (35 °C, 24-43 % Luftfeuchtigkeit) gesetzt wurden, zu einer

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6,42

6,00

6,59

5,85

6,21

2

5,65

Futteraufnahme

7

-12,78

-16,42

-12,56

-16,48

-14,14

-8

-16,33

-3 kg

Aufrechterhaltung des Elektrolythaushalts Mit steigenden Temperaturen erhöht sich auch die Atemfrequenz der Tiere. Bei rascherer Atmung wird dem Blut mehr Kohlendioxid entzogen, das in der Folge ausgeatmet wird. Dadurch verändert sich der pH-Wert des Blutes, es kommt zu metabolischer Azidose und einer Verringerung der Futteraufnahme. ‚Blutpuffer‘ wie Natriumbikarbonat oder Kalium können die Ausgewogenheit des Elektrolythaushalts wiederherstellen und unterstützen so die Futteraufnahme.

Abbildung 3. Digestarom® verbessert die Futteraufnahme der Sauen.

Gewichtsverlust

Weniger Rohfaser in der Ration Je höher der Rohfaseranteil des Futters ist, desto schlechter ist die Verdaulichkeit. Unverdaute Rohfaser gelangt in den Dickdarm, wo sie das Wachstum der Mikroorganismenpopulation stimuliert, sodass es durch die Fermentationsprozesse zur Erzeugung von Wärme kommt.

-13

-18 2. Parität

3. Parität

4. Parität

Gewichtsverlust während der Laktation n Kontrolle

n PFA

Quelle: Khon Kaen Universität in Thailand, 2008

signifikanten Erhöhung der Endotoxinkonzentrationen im Serum. Innovative Futterzusätze wie Mycofix® können die wichtigsten Mykotoxine aktiv bekämpfen und reduzieren die Produktion von entzündungsfördernden Zytokinen. Schlussfolgerung Hitzestress beeinträchtigt die Leistung von Schweinen den Großteil der Zeit in tropischen Klimata und saisonal in Regionen mit gemäßigtem Klima. Obwohl es vielerlei Möglichkeiten gibt, mithilfe von besserem Herdenmanagement und entsprechend adaptiertem Fütterungsregime die Auswirkungen von Hitzestress auf Schweine zu mildern, stellen die oben genannten Maßnahmen, die auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen, auf jeden Fall schon einmal eine gute Ausgangsbasis dar. Diese beziehen sich vor allem auf eine Reduzierung der Toxinbelastung und der gastrointestinalen Entzündungsgeschehen unter Stressbedingungen. Die besten Strategien kombinieren die verschiedenen Handlungsweisen oder Techniken zur Reduzierung des Stresses für die Tiere, verbessern die Leistung der Schweine und wirken sich positiv auf die finanziellen Ergebnisse der Landwirte aus.

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Photo: iStockphoto/marilyna

Maximierung der Sauen-Produktivität durch Verwendung Phytogener Futterzusätze Von Jose

Soto und Thomas Weiland, Technischer Leiter Schweine

Obwohl der genetische Fortschritt die hauptsächliche Triebfeder für die Verbesserung der Fruchtbarkeit und der Produktion magerer Nachkommen war, eröffnet eine verbesserte Ernährung zusätzliche Möglichkeiten zur Steigerung der Betriebsgewinne.

H

eutige Sauen produzieren 3 Ferkel mehr und um 40% schwerere Ferkel pro Wurf als vor vier Jahrzehnten. Um das Wachstum dieser größeren Würfe gewährleisten zu können, müssen die Sauen eine dementsprechende Milchmenge produzieren. Die Anforderungen der Sau an die Ernährung werden weitgehend von der jeweiligen Produktionsphase und der Parität bestimmt. Effi zientes Herdenmanagement und kontinuierliche Aktualisierung des Fütterungsprogramms sind Voraussetzungen für eine hohe Produktivität der Sauen und eine gute Betriebsrentabilität. Phytogene Futterzusätze haben unter Beweis gestellt, dass sie die Futteraufnahme der Sauen während der Laktation steigern können. Zudem verbessern sie die Darmgesundheit dadurch, dass sie oxidativem Stress vorbeugen und entzündliche Prozesse reduzieren.

Wirtschaftliche Aspekte der Remontierungsrate und der Futteraufnahme in der Laktation. Die Wirtschaftlichkeit des Betriebes kann optimiert werden, indem 70% der Jungsauen, die zur Bestandsremontierung eingesetzt wurden, mindestens bis zum 4. Wurf im Bestand verbleiben. Optimale Gewinne

6

erzielen Sauen erst mit höheren Wurfnummern. Erst zwischen 4. und 7. Wurf wird die höchste Rendite (ROI) erwirtschaftet (Abb. 1). Dennoch werden in vielen Betrieben 40 bis 50% der Sauen noch vor Erreichen des 3. oder 4. Wurfs gemerzt. Die Remontierungsrate wird von vielen Faktoren beeinflusst, u.A. der Genetik, den Fütterungsprogrammen, der Entwicklung der Jungsauen und dem Gesundheitsstatus. Aus ernährungsphysiologischer Sicht werden die ungenügende Aufnahme von Aminosäuren und/oder Energie während der Laktation mit verlängerten Absetz-Östrus-Intervallen, nachfolgend weniger und leichtere abgesetzte Ferkel je Wurf und gleichzeitig höherer Remontierungsrate in Zusammenhang gebracht. Untersuchungen legen nahe, dass wenn eine Sau in den ersten zwei Laktationswochen ≤3,5 kg Futter je Tag aufnimmt, sie mit hoher Wahrscheinlichkeit vor dem nächsten Wurf gemerzt wird. Kritisch wird eine ungenügende Futteraufnahme in der Laktation, speziell für Sauen niederer Wurfnummern dann, wenn die Nährstoffe vorwiegend für die Milchproduktion und den Erhaltungsbedarf und nicht für die Reproduktion genutzt werden. Phytogene Futterzusätze können sich positiv auf die Futteraufnahme in der Laktation auswirken. Des

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Oxidativer Stress für Sau und Föten Gegenwärtige Fütterungsempfehlungen gehen davon aus, dass ein zweiphasiges Fütterungsprogramm möglicherweise vorteilhafter für die Sauen wäre, da in der Spätträchtigkeit der Aminosäuren-Bedarf, aufgrund des starken Wachstums der Föten, ansteigt. Aktuelle Fütterungsprogramme verwenden jedoch nur ein Futter, unabhängig von Trächtigkeitsstatus oder Wurfnummer. Dadurch werden in der Spätträchtigkeit nicht genug Nährstoffe für das fötale- und Gesäuge-Wachstum zugeführt, wodurch die Sauen in eine katabole Stoffwechsellage geraten. Neue bzw. umgerüstete Stallanlagen können gleich mit einer Multiphasenfütterung ausgerüstet werden. In vielen Farmen in den USA ist in den gegenwärtigen Abteilen für tragende Sauen die Fütterung von zwei Tragendfuttern nicht möglich. Bei katabolen Stoffwechsellagen steigt die Produktion reaktiver Sauerstoffspezies, die oxidativen Stress hervorrufen der mit einer verminderten Verfügbarkeit von Antioxidantien in der Hochträchtigkeit und Laktation zusammenhängt. Der oxidative Stress beginnt sich erst gegen Ende der Laktation zu normalisieren. Oxidative Schäden sind aussagekräftige Indikatoren für die Tiergesundheit und das Tierwohl hinsichtlich Alter, Stress, Ernährungsstatus und Krankheit. Vermehrter oxidativer Stress ist verantwortlich für eine geringere Milchproduktion, schlechtere Fruchtbarkeit und möglicherweise auch eine reduzierte Langlebigkeit der Sauen. Der hohe Energie- und auch der gestiegene Sauerstoffbedarf in der Trächtigkeit führen zu oxidativem Stress

Ein Magazin von BIOMIN

Abbildung 1. Behalten der Sauen im Bestand und dessen Auswirkungen auf die Rentabilität des Betriebes 6%

-8%

4% 2% 7

6

5

4

3

2

1

-1%

-3%

-4% -6%

4%

2%

0% -2%

4%

9

2%

8

Rentabilität, %

4%

-8%

-10% Wurfnummer Quelle: : Nach Pinilla und Lecznieski, 2010

0%

Abbildung 2. Auswirkungen des Zusatzes von Digestarom® zum Futter auf die Futteraufnahme von multiparen Sauen in der Laktation. 10 9 Tägl. Futteraufnahme (kg/Tag)

Weiteren gibt es Hinweise darauf, dass sie die Verdauung stabilisieren und so zu einer verbesserten Futterverwertung führen. Die in Abbildung 2 dargestellten Daten stammen aus einer in den USA durchgeführten Studie. Die Sauen erhielten die gleiche Futterration mit oder ohne Digestarom®, einem Phytogenen Futterzusatz. Die mit Digestarom® gefütterten Sauen zeigten durchgängig eine höhere Futteraufnahme als die der Kontrollgruppe (p< 0,01). Im Durchschnitt der Versuchsperiode lag die Futteraufnahme mit 6,2 kg über 14% höher als die der Kontrolle mit 5,4 kg.

8 7 6 5 4 3

+14,8%

2

Ø = 6,2 kg Ø = 5,4 kg P < 0,01

1

Kontrolle

0

Digestarom®

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 Laktationstage

Quelle: Gorman et al., 2005. Texas A&M University

der durch die plazentale Produktion reaktiver Sauerstoffspezies, einschließlich Superoxid und Wasserstoffperoxid, gekennzeichnet ist. Die exzessive Produktion freier Radikale kann sowohl zur Fett- als auch Protein-Oxidation führen und so die normale Funktion von Endothelzellen beeinträchtigen. Auch die Plazenta und die fötale Skelettbildung können durch den gestiegenen oxidativen Stress beeinträchtigt werden. Die Kraft der Pflanzen Phytogene Futterzusätze verfügen über eine ausgeprägte antioxidative Kapazität. Diese antioxidativen Eigenschaften werden den Phenolterpenen der in ihnen enthaltenen ätherischen Öle zugeschrieben. Einer der wichtigsten zellulären Abwehrmechanismen von oxidativem und xenobiotischem Stress im Verdauungstrakt ist das System des Transkriptionsfaktors Nrf2. Dessen

Um eine hohe Produktivitätsleistung der Sauen und eine gute Rentabilität des Betriebes zu gewährleisten, sind ein effizientes Sauenmanagement und eine kontinuierliche Aktualisierung des Fütterungsprogramms erforderlich 7


Ein diätetischer Ansatz zur Maximierung der Sauenproduktivität durch Supplementierung des Futters mit phytogenen Substanzen

Abbildung 3. Heraufregulieren von Nrf2 Zielgenen..

Relative mRNA-Expression

3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0.0 CYP1A1 Kontrolle

HO-1

UGT1A1

Digestarom®

Quelle: Gessner et al., 2013

Somatische Zellzahl (1000/ml Milch)

Abbildung 4. Auswirkungen der Supplementierung des Futters mit Digestarom® auf die Zahl somatischer Zellen in der Sauenmilch. 4.000 3.500 3.000 2.500 2.000 1.500 1.000 500 0

Abferkeln

Tag 2

Tag 7

Kontrolle

Tag 14

Digestarom

Weniger somatische Zellen Kroismayr et al. (2008) zeigten in einer in-vivo-Studie, dass Digestarom® die Genexpression des Transkriptionsfaktors NF-κB und des apoptotischen Markers TNFα sowohl im Ileum als auch im Jejunum signifikant verringerte, was bessere zootechnische Leistungen erwarten lässt. In Abbildung 4 werden Daten aus einer in der Slowakei durchgeführten Studie dargestellt. Den Sauen wurde eine gleiche Grundration, aber ohne oder mit Digestarom® gefüttert. Im Vergleich zur Kontrollgruppe wiesen die mit Digestarom® supplementierten Sauen eine geringere Zahl somatischer Zellen in der Milch auf.

®

Quelle: BIOMIN, 2008

Aktivierung führt zur Induktion von Genen, die für die zelluläre Abwehr reaktiver Sauerstoffspezies und Entgiftung verantwortlich zeichnen. Bei in vitro Studien konnte aufgezeigt werden, dass Digestarom® in der Lage war, Nrf2 Zielgene herauf zu regulieren (p<0.05) (Abbildung 3). Weniger Entzündungen und Darmschutz Regelmäßige Supplementierung mit Phytogenen Futterzusätzen verbessert die Leistung der Tiere. Nicht nur weil der Transkriptionsfaktor Nrf2 hoch reguliert wird, sondern auch, weil sie

8

prophylaktisch gegen inflammatorische Reaktionen im Verdauungstrakt wirken, indem der Transkriptionsfaktor NF-κB herunter reguliert wird. Digestarom® bewirkt ein signifikant niedrigeres mRNA-Niveau von von NF-κB Zielgenen wie IL-8, ICAM-1 und MCP-1. Diese initiieren und halten, durch Antigene hervorgerufene, Entzündungsreaktionen aufrecht. Subklinische Entzündungsprozesse müssen reduziert werden, damit mehr Energie und Nährstoffe für tierische Leistung und nicht für Abwehrmechanismen bereit stehen. Mittels höherer Futteraufnahme und besserer Futterverwertung kann so die Leistung der Schweine gesteigert werden.

Schlussfolgerung Immer mehr Berichte bestätigen dass der Einsatz von Phytogenen Futterzusätzen im Schweinefutter zu höheren Leistungen und verbesserten Gesundheitsparametern führt. Phytogene Futterzusätze verbessern einerseits die Futteraufnahme während der Laktation und beugen andererseits intestinalem Stress, durch ihre hohe antioxidative Kapazität und die Modulation von Entzündungsprozessen, vor. Phytogene Futterzusätze haben gezeigt, dass sie hoch effizient die Sauenernährung verbessern und so zur Sicherung der Rentabilität der Betriebe beitragen.

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Cut & Keep

Was stimmt nicht mit meinen Schweinen? Teil 2: Aborte

E

PATHOGENE

MYKOTOXINE

s gilt als allgemein anerkannt, dass etwa 2 % aller Trächtigkeiten bei Sauen frühzeitig durch Abort beendet werden. Solche Fälle müssen genau untersucht werden, um die Ursachen dafür herauszufinden, die von Umweltfaktoren über Hitzestress bis zu ernährungsbedingten Ursachen wie Toxinen reichen können. Im Herbst kann es aufgrund mangelnden Tageslichts zu einem natürlich bedingten Ansteigen der Abortrate kommen, obwohl sich dies auf sporadische Fälle beschränken sollte. Dem kann durch ein ausgeklügeltes Beleuchtungsprogramm, das Lichtintensität und Beleuchtungsdauer steuert, abgeholfen werden. In manchen Fällen sind die Aborte auf die Aufnahme von mit Hefen oder Bakterien kontaminiertem Wasser zurückzuführen. In wieder anderen Fällen liegt die Ursache in einer zu geringen Wasseraufnahme in der Frühträchtigkeit. Kommt es zu einer drastischen Häufung von Aborten und sind viele Sauen im Bestand betroffen, ist eine eingeschleppte Infektion die wahrscheinliche Ursache (siehe Tabelle). Dabei ist kein bestimmter zeitlicher Ablauf zu erkennen, die Sauen haben oft Fieber, und andere Krankheitssymptome sind sowohl bei den Sauen als auch bei den abortierten Feten und neugeborenen Ferkeln zu beobachten. Charakteristisch ist der PRRS-bedingte Abort, der hauptsächlich in der letzten Phase der Trächtigkeit auftritt. Checkliste

Korrekturmaßnahme

• Zearalenone, Deoxynivalenol, Aflatoxins, Ergot alkaloids, Fumonisins

 Futterrohstoffe (ELISA) oder Futter (HPLC) positiv getestet

 Futterrohstoffe und Futter prüfen

 Herkunft der Futterrohstoffe aus bekannt kontaminierter Quelle

 Hygiene von Futter-/Wasserleitungen sicherstellen

 Erhöhtes Sphinganin/ Sphingosin-Verhältnis im Serum

Bakterien: • Actinobacillus spp., Brucella suis, Erysipelothrix rhusiopathiae, Lawsonia intracellularis, Listeria monocytogenes, Leptospira spp., Salmonella spp., Streptococcus spp., Staphylococcus spp. SONST.

In großen Betrieben ist es oft schwierig, ein Ansteigen der Abortrate mitzubekommen, obwohl ein Rückgang der Futteraufnahme und ein Gewichtsverlust in Verbindung mit Vulvaausfluss einen Hinweis darauf liefern könnten. Auch Mykotoxine können die Ursache von Aborten sein. Aflatoxine, Deoxynivalenol, Fumonisine, Zearalenon (ZEN) und Mutterkornalkaloide können eine signifikante Rolle bei Fertilitätsproblemen und Aborten spielen. Nimmt eine trächtige Sau, insbesondere in der Frühträchtigkeit, ein stark mit ZEN kontaminiertes Futter auf, kann dies zu kleineren Würfen und zur Mumifizierung der Feten führen. Die Zeit zwischen 7. und 10. Trächtigkeitstag ist am kritischsten. Hier ist die Rate des embryonalen Todes besonders hoch. Nehmen die Sauen während der gesamten Trächtigkeit Futter mit geringer bis mittelgradiger ZEN-Kontamination auf, so kann dies bewirken, dass die Feten kleiner sind und dass es zu großen Gewichtsschwankungen innerhalb ein und desselben Wurfes kommt. ZEN kann auch zu Totgeburten und neonataler Mortalität sowie im schlimmsten Fall zum Tod des gesamten Wurfes führen. Es gibt auch Hinweise darauf, dass ZEN auch mit dem Spreizen oder Grätschen der Ferkel in Zusammenhang steht. Die Reduzierung der Futteraufnahme und die manchmal totale Futterverweigerung üben einen selbstlimitierenden Effekt bei der Mykotoxikose aus.

Möglicher Auslöser

Viren: • Afrikanische Schweinepest, Klassische Schweinepest, Maul- und Klauenseuche, PRRS, PCV Typ 2, Parvovirus, Influenza A Virus

 Verwendung von Mycofix® Plus in geeigneter Dosierung

 Epidemiologie

 Biosicherheit

 Symptomatologie

 Impfung

 Sektion

 Antibiotika

 Bakterienkultur  Histopathologie  PCR  ELISA  Immunhistochemie (IHC)

• Hohe Umgebungstemperatur

 Stalltemperatur kontrollieren

 Temperaturbereich: 10-21 °C

• Luftzug, besonders im Herbst

 Wasserfluss direkt nach Fütterungszeit überprüfen

 Wasserfluss 1,0-1,2 l/min (mindestens 8 l/Tag)

• Wassermangel

Checklist

Literatur auf Nachfrage erhältlich

Für weitere Informationen besuchen Sie bitte die Webseite www.mycotoxins.info

HAFTUNGSAUSSCHLUSS: Diese Tabelle enthält allgemeine Empfehlungen zu Themen, die Schweine häufig betreffen und die unter Umständen mit einer Mykotoxinkontamination des Futters in Zusammenhang stehen. Erkrankungen und Probleme von Schweinen umfassen die in der Tabelle angegebenen Krankheiten, sind aber nicht auf diese beschränkt. Biomin übernimmt keinerlei Verantwortung oder Haftung für Umstände, die sich aus der Verwendung dieser Tabelle oder ihres Inhalts ergeben. Vor der Umsetzung einer der in dieser Tabelle angegebenen Empfehlungen ist tierärztlicher Rat einzuholen.

Ein Magazin von BIOMIN

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