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26. Jahr. № 4. 2020.

ISSN 1435-5272 | A 49017

Wirtschaft. Technologie. Leben.

das 10%problem AWV: Finanzierungslücken drohen

wirtschaft

impfstoffe aus Deutschland wissenschaft

Vernetzte Kliniken Interview

Helga RübsamenSchaeff laborwelt

Diagnostik


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M

BIO EE Oc -Eur T U tob S o er pe D ! 26 i -29 gital , 20 20 EDITORIAL

Corona und kein Ende in Sicht

Foto: BIOCOM

> Diese |transkript-Ausgabe,

einigermaßen normalisiert. liebe Leser, markiert zwar Vorausgesetzt, dass es überden Abschluss des 26. Jahrhaupt wirksame und sichere ganges, ist aber trotzdem Impfstoffe geben wird, vereine Premiere: Zum ersten steht sich. Die Wirtschaft Mal wurde das Heft komplett arbeitet jedenfalls weltweit im sogenannten Homeoffice mit Hochdruck daran. Unerstellt, denn Verlag und Rezählige Milliarden fließen daktion waren wegen eines in Forschung, Entwicklung COVID-19-Falls im familiund auch Produktionsanlaären Umfeld eines Mitarbeigen – lesen Sie unseren Beters geschlossen. Einerseits Andreas Mietzsch richt auf Seite 12ff. Corona toll, dass das funktioniert, Herausgeber verändert offenbar nicht nur aber andererseits ziemlich die Reisegewohnheiten von lästig, wenn ausgefeilte Arbeitsabläufe Managern und Touristen, sondern auchplötzlich nicht mehr möglich sind. Und speziell im Pharmabereich die im Zuge der damit reihen wir uns in die lange Schlange Globalisierung entstandenen Strukturen. derjenigen ein, die fragen: Wie lange dauert das bloß noch? > Eine strukturelle Erneuerung ist auch Das ist zunehmend eine Frage der Bio- dringend dem Nobelpreis zu wünschen. In politik. Während der US-amerikanische diesem Jahr wird einmal mehr deutlich, wie Präsident seinen Anhängern weiterhin vor- veraltet die Preiskategorien sind. Große gaukelt, noch vor dem Wahltermin im No- Freude ist darüber angezeigt, dass mit Emvember stünde ein Impfstoff zur Verfügung, manuelle Charpentier und Jennifer Doudna steigen witterungsbedingt die Fallzahlen zwei Frauen ausgezeichnet wurden – was und mindestens drei der großen, interna- leider immer noch der Erwähnung wert ist. tionalen klinischen Studien wurden schon Doch dass die beiden Molekularbiologinnen wegen des Auftretens von Nebenwirkungen für ihre Entwicklung der Genschere CRISPR/ zeitweise gestoppt. Was Trump nicht sagt: Cas mit dem Nobelpreis für Chemie geehrt Selbst wenn ein Impfstoff zugelassen wäre, wurden, kann einen auf die Palme bringen. ist die Pandemie damit keineswegs been- Die großen Innovationen unserer Zeit bringt det. Klügere Köpfe weltweit denken darüber die Biologie hervor, was der Herr Nobel im nach, wer überhaupt wo und wann geimpft 19. Jahrhundert noch nicht wissen konnte. werden kann, selbst wenn Millionen Dosen Hallo Stockholm, Ihr da in der Königlich zur Verfügung stehen. Wie oft muss geimpft Schwedischen Akademie der Wissenschaften, werden? Wie wirksam sind die Impfungen? wir leben im 21. Jahrhundert! Muss die Vakzine – wie bei den mRNAImpfstoffen zu erwarten – bei -70° Celsius > Zwei Hausmitteilungen zum Schluss: gekühlt werden? Wie lange brauchen Ärzte Mitten im Corona-Shutdown der verganund Impfzentren, um die zur Beendigung genen Tage hat ein neuer Kollege bei uns der Seuche notwendigen 60% einer Milli- begonnen. Erschwerte Bedingungen für Toonenbevölkerung zu impfen? bias Thieme, der ab sofort die |transkriptMitglieder der Ständigen Impfkommission Redaktion verstärkt. Und auch das 33. (Stiko) beim Robert-Koch-Institut werden BioTechnologie Jahrbuch ist von Corona in der Presse mit Schätzungen zitiert, dass betroffen: Der ursprüngliche Erscheinungses mindestens noch ein bis zwei Jahre dau- termin im Juni verschiebt sich in diesem ert, bis sich das Leben hierzulande wieder Ausnahmejahr auf Anfang Dezember. .

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Inhalt 4 | 20

12

Der Mainzer Impfstoffher­steller Biontech rüstet seine Produktionskapazität für Pandemie- und andere mRNA-Impfstoffe durch die Übernahme der Behringwerke von der Schweizer Novartis AG auf.

50

Eigentlich könnte der in Corona-Zeiten erstarkte deutsche Biotech-Sektor stolz sein. Wurde er doch durch die 15. Novelle der Außen­wirtschaftsverordnung (AWV) als strategisch schützenswert geadelt. Doch sich mehrende Berichte über infolge der Verordnung abgesagte Finanzierungen lähmen die geschockten Innovatoren.

COVID-19-Diagnostik: Spahn setzt bei neuer Teststrategie auf schnelle Antigentests; CARB-X-Geld für zweites PolyphorAntibiotikum; Siemens Healthineers lanciert COVID-19-Antigentest in Europa; Die Braunschweiger Unternehmen Yumab GmbH und die Abcalis GmbH gewinnen den Innovationspreis Niedersachsen; High Tech-Forum empfiehlt Bundesregierung systematischen Ausbau von Bio-IT; Bund zahlt Strafe für zu wenig Kunststoffrecycling; Ärzte ohne Grenzen fordern COVID-19-Patentmoratorium; Deutschland gut gerüstet für zweite PandemieWelle; KWS baut Saatgutproduktion aus; Altersbedingtes Anhäufen von Amyloidprotein erklärt Demenz; Marktpotential der Pandemievakzine 6–8

Wirtschaft

Chr. Hansen übernimmt Jennewein

18

Biovaria expandiert im virtuellen Format

20

Interview Dr. Julia Schaft, Geschäftsführerin BioRN Cluster Management GmbH, Heidelberg

21

COVID-Vakzine BNT162-b2; Ender Diagnostics testet für SWISS; Heidelberg Pharma senkt Prognose; Icanomab erhält Seed-Finanzierung; Marinomed steigert Umsatz um 38%; Polyphor schließt Vermarktungsab­ kommen für chinesischen Markt; Neuer Pureos Risikokapitalfonds wirbt 157 Mio. Euro ein; Schwedische Cellink AB kauft Scienion AG 30–33

Pandemie

Klinische Studien

34–36

Unternehmen und BIO Deutschland werben bei Ministerien für CoronaTherapie-Fonds 22–28

Börse

38–39

Schlaglicht Bio-Europe Interview Eine lohnende Investition Prof. Dr. Helga Rübsamen-Schaeff, Coleitung der AG Gesundheitspolitik BIO Deutschland, Gründerin Aicuris GmbH 28

11

Lizenzen und Marktaussichten in Pandemiezeiten

42–43

Unendliche Geschichte Dr. Derk Vos, Maiwald Patentanwaltsund Rechtsanwalts GmbH 44

Netzspiegel Impfstoffproduktion Biontech übernimmt Behringwerke und baut Vakzineproduktion aus 12–16

SARS-CoV-2: AstraZeneca kassiert in USA für Antikörperkandidaten; Biontech und Pfizer präsentieren Ergebnisse mit

Schutzzertifikat widerrufen Marcus Engelhard, Boehmert & Boehmert

46

Bildnachweis: Volkswagen (rechts), CC BY-SA 3.0/wikipedia.org (links)

Intro


inhalt. I 5

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60

LABORWELT sprach mit Aignostics-CEO Viktor Matyas über das Zusammenwachsen von Biologie und künstlicher Intelligenz in Diagnostik und personalisierter Medizin.

29

Über einen Fonds zur Förderung von Pandemiewirkstoffen sprach |transkript mit Prof. Dr. Helga RübsamenSchaeff, Gründerin Aicuris.

Politik

49

74

Im Oktober ist das Netzwerk Universitätsmedizin mit 150 Mio. Euro Fördergeld vom BMBF gestartet. Ziel: Die Unikliniken vernetzen, um schnell die richtigen Pandemiemaßnahmen ergreifen zu können.

Brustkrebs Die PATH-Biobank gibt Hoffnung

64

Prof. Dr. Michael Krawczak, Universität Rostock

77

Bildnachweis: Aignostics GmbH (links oben); Picture People (links unten); ismagilov/123rf.co (rechts)

titel Schaden ohne Not: Wie die neue Außenwirtschaftsverordnung die Biotech-Finanzierung aushebelt 50–55

Kunststoff

vermischtes

Expertenstatement

Pseudotest schafft keine Transparenz über Mutageneseverfahren; Aktions­plan Forschungsdaten läuft an; Demenzstrategie der Bundesregierung gestartet; Spahn in Schwierigkeiten 56

Prof. Dr. Arndt Rolfs, CEO Centogene GmbH, Rostock 66–67

Laborwelt

Diagnostik hält Schritt

Bioform – Spritzgussfähig und kompostierbar

Wissenschaftler erfassen Abbild des COVID-Immunstatus der Bevölkerung 78

65

Lymphozytenanalytik

Dies und Das

Immunstatus per Post

70

Neuer Diagnostik-Fonds

71

57

58–59

Wissenschaft

Mit Biologika gegen virusinduzierte Gefäßentzündungen; |transkript persönlich: Jürgen Knoblich, IMBA, Wien 79

73

80

Neue Produkte

72

Medien

80

Regionales

81–82

Verbände

84–85

Personalia

86, 89

Interview

COVID-19

Viktor Matyas, CEO, Aignostics GmbH, Berlin 60–62

NUM vernetzt Universitätsmedizin

Kapillarelektrophorese

Klartext

Termine

87

Neues Instrument für die Sequenz-/ Fragmentanalyse

Wichtiger denn je: Datenspende für die medizinische Forschung

Extro

90

63

74–76


6 I intro.

4|20 AMR

Polyphor erhält zweite Chance Die nach gescheiterten Phase III-Tests ihres Antibiotikakandidaten Murepavadin auf die Onkologie umgeschwenkte Polyphor AG konnte sich Mitte Oktober über 18,44 Mio. US-Dollar für die Entwicklung eines neuen Antibiotikums freuen. Die zweite Chance gewährt – wie könnte es anders sein –, die US-basierte internationale Organisation CARB-X. Gefördert wird erneut ein Outer Membrane Protein Targeting Antibiotic. Dieses Mal kommt es aber aus der Klasse der Thanatinderivate. Ausgezahlt wurden den Schweizern zunächst 2,62 Mio. US-Dollar. .

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Staaten sagten, das Moratorium solle gelten, „bis der Großteil der Weltbevölkerung immun gegen Covid-19 ist“, falls es einen Impfstoff gebe. Die Ärzteorganisation argumentiert, dass Patente die gerechte Verteilung von Vakzinen in ressourcenarmen Gebieten in der Vergangenheit verhindert hätten. AstraZeneca und Janssen mussten Phase III-Tests ihrer Vakzine wegen Sicherheitssignalen unterbrechen. . Passive Immunisierung

Wissenschaftler setzen auf Antikörper Wissenschaftler des DZNE und der Charité in Berlin haben einen präklinisch in Hamstern hochwirksamen Antikörper gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 identifiziert, den sie als passive Immunisierung und COVID19-Therapie weiterentwickeln möchten. Überschattet wurden die Ende September in Cell (doi: 10.1016/j.cell.2020.09.049)

vorgestellten Ergebnisse durch Sicherheitssignale des in einer Phase III-Studie am Menschen getesteten rekombinanten Antikörpers LyCoV555 (bamlanivimab) von Eli Lilly. Die mit öffentlichen Geldern von den NIH/BARDA mitfinanzierte ActivStudie wurde daraufhin ausgesetzt. . High-tech-Forum

Beraterstab empfiehlt Ausbau von bIO-iT In einem Mitte Oktober veröffentlichten Impulspapier empfiehl das High-tech-Forum der Bundesregierung die Förderung und Regulierung der Wachstumsfeldes Bio-IT. Dazu gehören eine Bio-IT-Agenda, ein interdisziplinär arbeitendes Bio-ITForschungszentrum und eine politische Rahmensetzung, in der das Zusammenwachsen und der Aufbau einer Innovationskette von Biologie und IT inklusive Datenmanagement gelingen kann. .

Diagnostik

Siemens Healthineers lanciert Antigentest Mitte Oktober hat die Diagnostiksparte von Siemens einen Antigen-Streifentest in Europa lanciert, der Antigene des SARS-CoV-2 mit 96,72%iger Sensitivität und 99,22%iger Spezifität nach ärztlichem Nasenabstrich nachweist. Monatlich 40 Millionen eines Tests nach gleichem Prinzip und ähnlicher Genauigkeit (Sensitivität: 96,52%, Spezifität: 99,68%) produziert auch die Roche Diagnostics GmbH. Die Tests könnten Kapazitätsengpässe bei der PCR-Testung kompensieren. .

Preis

Innovationspreis Niedersachsen für Antikörper Gleich zwei der drei diesjährigen Innovationspreise des Landes Niedersachsens holten Unternehmen, die sich der Produktion von Antikörpern verschrieben haben. In der Kategorie Kooperation nahm das Team um Thomas Schirrmann, Chef der Braunschweiger Yumab GmbH (2. v. r) ,den mit 20.000 Euro dotierten Preis für die Entwicklung eines monoklonalen Antikörpers gegen SARS-CoV-2 von Wirtschaftsminister Bernd Althusmann entgegen. Erfolgreich in der Kategorie Wirtschaft war die von Yumab-Mitgründer Stefan Dübel geleitete Abcalis GmbH mit rekombinanten polyklonalen Antikörpern für die COVID-19-Diagnostik erfolgreich, die die Produktion aus Tierblut ersetzen.

COVID-19

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen hat Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier aufgefordert, für das Anfang Oktober von Indien und Südafrika vorgeschlagene Aussetzen des Patentschutzes für Impfstoffe und andere Hilfsgüter zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie einzutreten. Die

Bildnachweis: Henning Scheffen

Ärzte ohne Grenzen fordern Patentstopp


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8 I intro.

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Landwirtschaft

Recycling

Die KWS AG baut Produktion aus

Strafe für schlechte recyclingquote

Der Saatgutspezialist KWS investiert kräftig in den Ausbau und die Modernisierung der Produktion von Zuckerrübensaatgut: Am Standort Einbeck wurde eine neue, hochmoderne Anlage für die Beizung und die Abpackung jetzt vollständig in Betrieb genommen. Sie ist elementarer Bestandteil eines insgesamt fast 50 Mio. Euro-Investitionsprojektes und steigert die Produktionskapazität von Zuckerrübensaatgut um mehr als 30%. .

Die Bundesregierung wird 2021 voraussichtlich einen „Plastikbeitrag“ von rund 1,4 Mrd. Euro an die EU überweisen müssen. Dies teilte die Bundesregierung Mitte Oktober in ihrer Antwort (19/23141) auf eine Kleine Anfrage (19/22730) der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen mit. Der von Januar 2021an erhobene Beitrag sieht eine Strafzahlung von 80 Cent pro Kilogramm nicht recycelter Kunststoffverpackungen vor. .

Mrd. Euro sollen die Hersteller zugelassener COVID-19-Impfstoffe von 2021 bis 2033 einnehmen. Das prognostizieren Analysten der WallStreet-Firma Cowen Inc. in einem Mitte September erschienenen Marktreport zur Pandemie. Einen Umsatz von immerhin 10 Mrd. US-Dollar im selben Zeitraum veranschlagen sie für COVID-19-Therapien auf Basis monoklonaler Antikörper.

Neurologie

Medin versteift aderN Ablagerungen des Amyloidproteins Medin in den Wänden der Blutgefäße verringern deren Elastizität und erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass Nervenzellen infolge schlechterer Durchblutung absterben. In Mäusen korreliert dabei die Medinmenge mit dem Alter, berichtete Mitte Oktober ein Team um Jonas Neher von der Universität Tübingen in Pnas (doi: 10.1073/pnas.2011133117). Beim Menschen lagert sich das verklumpende Protein vom Alter von 50 Jahren an. .

„Pandemie nicht länger verharmlosen“ Der gesundheitspolitische Sprecher der EVP-Fraktion im Europäischen Parlament Peter Liese hat Mitte Oktober angesichts steigender Infektionszahlen mit SARSCoV-2 davor gewarnt, die Gefahren einer Ansteckung mit dem neuen Coronavirus weiter herunterzuspielen. Mitte Oktober

COVID-19

Spahn präsentiert neue Teststrategie Die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn angekündigte, neue CoronaTeststrategie ist Mitte Oktober in Kraft getreten. Danach soll die PCR-Diagnose durch von den Kassen bezahlte Antigenschnelltests in Alten- und Pflegeheimen, Krankenhäusern, Reha-Einrichtungen, Schulen etc. ergänzt werden. Diese weisen virale Proteine nach Nasenabstrich binnen 20 Minuten per Teststreifen ohne zwischengeschaltetes Labor nach. Da die Verlässlichkeit dieser Tests von der richtigen Ausführung des Abstrichs abhängt, werden sie von geschultem medizinischem Personal ausgeführt. .

Bioökonomie

Biopolymer-Chip hilft nachhaltig Düngen Eine Retard-Formulierung für die kontinierliche Freisetzung von Dünger haben Ingenieure der Universität Bochum erdacht. Das Team um die Verfahrenstechnikerin Prof. Dr. Sulamith Frerich bettete ansonsten schnell aus Böden ausgeschwemmten Harnstoff-basierten Dünger in Polymilchsäure-Chips (PLA) ein. Der aus Mais oder Zuckerrohr erzeugte Polymerschaum ist biologisch abbaubar. Der verkapselte Dünger ähnelt den Verpackungschips aus PLA, die heute statt Styropor als Verpackungsmaterial verwendet werden.

Bildnachweis: BMBF/Wissenschaft im Dialog

18

COVID-19

wies er darauf hin, dass Deutschland zwar gut dastehe, die Kapazitäten an Betten auf Intensivstationen zur Behandlung von Coronapatienten in vielen EUNachbarländern bereits am Limit seien, so etwa in Belgien, Spanien, Tschechien, Frankreich und den Niederlanden .


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Wirtschaft. I 11

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WIRTSCHAFT · Impfstoff Made in Germany · · Chr. Hansen übernimmt Jennewein · · Fonds für neue COVID-19-Therapeutika · · Interview: Prof. Dr. Helga Rübsamen-Schaeff, Aicuris · · schlaglicht: Bio Europe ·

Risikok apital

Frisches Geld für Biotech-Start-ups Der neue European Circular Bioeconomy Fund (ECBF), ein Wagniskapitalfonds, hat am 1. Oktober sein operatives Geschäft aufgenommen und in zwei Biotech-Startups investiert. Von der ersten Finanzierungsrunde profitieren die deutsche Prolupin GmbH und die niederländische Peel Pioneers BV. Ziel des Fonds ist es, insgesamt 250 Mio. Euro einzusammeln und zu investieren. 100 Mio. Euro sollen von der Europäischen Investitionsbank (EIB) kommen. .

110

bioK atalysatoren

Photosynthese: Effizientere Blaualgen

Mio. US-Dollar hat die Schweizer Sophia Genetics AG eingeworben, um ihre browserbasierte KI-Plattform für die datengestützte Medizin weltweit auszubauen. Das Geld stammt hauptsächlich von aMoon, Hitachi Ventures, der Credit Suisse und der Pictet-Gruppe.

Forscher der TU Graz und der RuhrUniversität Bochum haben nach eigenen Angaben einen wichtigen Schritt zur biotechnologischen Anwendung von Cyanobakterien gemacht. Deren katalytische Aktivität lässt sich erheblich steigern. Die Forscher haben im Genom des Bakteriums ein System ausgeschaltet, das die Zelle vor fluktuierendem Licht schützen soll. So kann dessen Produktivität verbessert werden. .

stammzellforschung

geistiges eigentum

zinsgeschäfte

6 Mio. Dollar für den Kampf gegen Alzheimer

Neue Patente für die Medigene AG

TRickst Qiagen bei den Steuern?

Die Evotec SE in Hamburg hat vom USPharmakonzern Bristol Myers Squibb Company 6 Mio. US-Dollar erhalten. Damit soll ein neues Wirkstoffforschungsprojekt im Kampf gegen Alzheimer gestartet werden. Evotec verfolgt Ansätze mit induzierten pluripotenten Stammzellen und geht davon aus, dass deren Einsatz zunehmend an Akzeptanz gewinnt. .

Der Medigene AG in Martinsried sind weitere Patente erteilt worden. Dazu gehören ein europäisches Patent für das allogene Priming von T-Helfer-Zellen und Patente in Japan und Neuseeland für die CrossTAg-2Technologie. Mit Anwendung dieser Technologie soll sichergestellt werden, dass T-Helfer-Zellen wirksam gegen spezifische Zielmoleküle stimuliert werden. .

Die Qiagen N.V. in Hilden soll mit Steuertricks seit 2010 etwa 93 Mio. Euro gespart haben – obwohl sie eine millionenschwere Staatshilfe vom Land Nordrhein-Westfalen und vom Bund bekam. Das geht aus Recherchen von SZ und WDR hervor. Qiagen räumte demnach legale Steueroptimierungen ein, dementierte aber die Höhe der Summe. .


Standort im GrĂźnen mit langer Tradition: Im BiotechZentrum Marburg-Marbach produziert Biontech zukĂźnftig seinen COVID-19-Impfstoff.


Wirtschaft. I 13

made in Germany In den vergangenen Jahrzehnten ist die Produktion pharmazeutischer Wirkstoffe zu einem Großteil nach Asien verlagert worden. Doch in der Corona-Pandemie besinnen sich Hersteller auf deutsche Standorte. Die Mainzer Biontech will in den ehemaligen Behringwerken COVID-19-Impfstoffe produzieren, der französische Konzern Sanofi in Frankfurt-Höchst Vakzine abfüllen. von Tobias Thieme

Bildnachweis: Pharmaserv

Bildnachweis:

W

ie an einer Perlenkette reihen sich die Werksgebäude in Marburg-Marbach. Sie liegen in einem kleinen Tal mit dichtbewaldeten Hängen. Und sind Teil des Biotech-Zentrums Behringwerke. Keimzelle dieses Clusters mit mehr als zehn Unternehmen und insgesamt 6.000 Mitarbeitern sind die traditionsreichen Produktionsstätten, in die Pharmapionier Emil von Behring 1904 sein Medizinnobelpreis-Geld investierte. Die ehemaligen Behringwerke hat nun die Mainzer Biontech SE von der Schweizer Novartis AG übernommen, samt der 300 Mitarbeiter. Zum Kaufpreis und den Gesamtinvestitionen in Marburg will das Unternehmen keine Angaben machen. Das Fördergeld des Bundesforschungsministeriums in Höhe von 375 Mio. Euro werde nicht für den Kauf, sondern für den laufenden Betrieb und für Studien verwendet, sagte Biontech auf Anfrage. Ohnehin wurde der Kauf des Werkes von Biontech mit eigenen Aktien bezahlt („share purchase agreement“). Damit im Zusammenhang könnte eine Mitteilung der „United States Securities and Exchange Commission“ von Mitte September über eine Befreiung vom Wertpapier-Angebot (Notice of Exempt Offering of Securities) stehen – demnach

wurden 250 Mio. US-Dollar außerhalb des Börsenhandels reserviert. Eine Verwendung zum Zwecke eines Firmenzukaufes (M&A) wurde ausgeschlossen. Biontech plant, auch in Marburg seinen COVID-19-Impfstoff BNT162b2 zu produzieren. Mit der GMP-zertifizierten Anlage erweitert das Unternehmen seine Kapazität nach eigenen Angaben um 750 Millionen Dosen pro Jahr. Derzeit untersuchen Biontech und sein Kooperationspartner, der US-Pharmakonzern Pfizer Inc., vier Impfstoffkandidaten in klinischen Tests, den führenden Kandidaten in einer globalen Phase III-Studie. Ergebnisse sollen bis Ende Oktober vorliegen. Bereits in der ersten Oktoberwoche haben Biontech und Pfizer einen wichtigen Schritt in Richtung Zulassung ihrer Vakzine gemacht. Die Unternehmen haben einen sogenannten RollingReview-Prozess bei der europäischen Arzneimittelbehörde EMA eingeleitet. Ein besonders schnelles Verfahren, an dessen Ende die Marktzulassung des Impfstoffs in Europa stehen könnte. Laut EMA wird es nur in einem Notfall angewendet. Normalerweise müssen alle Daten zur Wirksamkeit, Sicherheit und Qualität eines Präparats sowie alle weiteren notwendigen Unterlagen zu Beginn der Begutachtung in einem vollständigen Antrag eingereicht werden.


14 I Wirtschaft.

Made in Germany EMA prüft Impfstoffe In einem Rolling-Review begutachtet der zuständige Ausschuss für Humanarzneimittel CHMP Daten aus laufenden Studien. Sobald nach Einschätzung des Ausschusses ausreichende Daten vorliegen, kann ein Unternehmen den vollständigen Antrag einreichen. Die Daten müssen dann nicht erneut geprüft werden. Nach einer positiven Stellungnahme des Ausschusses kann die Europäische Kommission die Marktzulassung genehmigen. BNT162b2 ist der erste deutsche Impfstoff in diesem beschleunigten Verfahren. Kurz zuvor hatte mit AstraZeneca jedoch bereits ein internationaler Konzern den Prozess für seinen Kandidaten gestartet. „Während wir daran arbeiten, einen potentiellen Impfstoff in einer noch nie dagewesenen Geschwindigkeit zu entwickeln, ist es unsere Pflicht sicherzustellen, dass wir dies mit den höchsten ethischen Standards sowie unter Einhaltung fundierter wissenschaftlicher Prinzipien tun. Wir werden über den gesamten RollingReview-Prozess weiterhin einen regelmäßigen und offenen Dialog mit der EMA führen”, sagt Ugur Sahin, Vorstandsvorsitzender und Mitgründer von Biontech. Auch in Kanada wurde ein rollierendes Zulassungsverfahren angestoßen. BNT162b2 basiert auf Biontechs mRNATechnologie. Es codiert für ein optimiertes SARS-CoV-2-Spike-Glykoprotein (S) in seiner vollen Länge. Dieses Protein ist ein Ziel der neutralisierenden Antikörper. Die Phase III-Studie umfasst weltweit mehr als 120 Studienzentren, unter anderem in den USA, Brasilien, Südafrika und Argentinien. Bis heute hat die Studie nach Angaben der beiden Unternehmen etwa 37.000 Teilnehmer aufgenommen, von denen mehr als 28.000 ihre zweite Impfung erhalten haben. Die Entscheidung der EMA, den Rolling-Review-Prozess zu beginnen, fußt laut Biontech und Pfizer auf „ermutigenden vorläufigen Daten der präkli-

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nischen sowie frühen klinischen Studien in Erwachsenen“. Sie wiesen darauf hin, dass eine Impfung mit BNT162b2 die Produktion von neutralisierenden Antikörpern auslöse sowie zu CD4+- und CD8+-T-Zell-Antworten, insbesondere des Typs TH-1, gegen SARS-CoV-2 führe. Die Kombination von Antikörpern und T-Zell-Antworten könne eine wichtige Rolle beim Schutz gegen eine virale Infektion sowie eine Erkrankung spielen. Die Anlage in Marburg soll eine der größten Produktionsstätten für mRNA in Europa werden. Die Produktion der mRNA und die Lipidnanopartikel-Formulierung eines COVID-19-Impfstoffes könnten vorbehaltlich der behördlichen Genehmigung in der ersten Hälfte 2021 beginnen. ­Biontech will in Marburg aber auch andere Impfstoffkandidaten und Therapeutika wie Antikörper sowie Zell- und Gentherapie-Produktkandidaten herstellen. „Aus strategischer Sicht wird der neue Standort unser vertikalintegriertes Geschäftsmodell mit weiteren eigenen Produktionskapazitäten für die Herstellung von mRNA sowie Impfstoff-Formulierungen unterstützen“, erläutert Dr. Sierk Poetting, Finanzvorstand und leitender Geschäftsführer von Biontech. rentschler wird partner Nach der Investition in den neuen Standort holen sich die Mainzer Unterstützung. Wie der Lohnhersteller Rentschler Biopharma SE bekanntgab, wird er Entwicklungs- und Herstellungspartner für Biontech. Zur Aufgabe gehört, das Ausgangsmaterial aufzureinigen (Downstream processing) und Verunreinigungen der zuvor synthetisierten mRNA zu entfernen, um einen hochreinen Wirkstoff bereitzustellen. Außer der Aufreinigung des COVID-19-Impfstoffs im großen Maßstab sehe die Vereinbarung auch die Herstellung von kleinen Wirkstoffmengen neuer Produkte für klinische Studien vor, heißt es von Seiten Rentschlers. Biontech scheint mit seiner Herstellung von COVID-19-Impfstoffen plötzlich in einer Liga zu spielen mit Großkonzernen wie der Sanofi SA. Deren deutsche Tochter Sanofi-Aventis Deutschland GmbH

hat Ende September an ihrem Sitz in Frankfurt-Höchst eine Abfüllanlage für COVID-19-Proteinimpfstoff in Betrieb genommen. Vorausgegangen war eine monatelange Planung und Umrüstung, denn zuvor wurde dort Insulin abgefüllt. Auch der Frankfurter Stadtteil erinnert an die goldene Zeit. Die Hoechst AG, später aufgegangen in Aventis, hat ihre Wurzeln in einer 1863 gegründeten Teerfarbenfabrik. In Höchst sollen nach Angaben Sanofis „mehrere einhundert Millionen“ Dosen gefertigt werden. Sanofi arbeitet dafür mit der britischen GlaxoSmithKline plc zusammen. Seit September läuft die klinische Phase I/II-Prüfung eines Impfstoffkandidaten, der auf einer rekombinanten Protein-basierten Technologie fußt. Sie wird auch für saisonale Influenza-Impfstoffe genutzt. Ergebnisse erwartet Sanofi für Anfang Dezember. Dann könne die Phase III-Studie beginnen und eine Zulassung im Erfolgsfall noch im ersten Halbjahr 2021 beantragt werden. Welches Volumen die Investition in Höchst hat, wollte Sanofi nicht beziffern. standort gestärkt „Die großen industriellen Erfahrungen im Industriepark Höchst und die zentrale Lage Frankfurts in Deutschland und Europa sind die besten Voraussetzungen dafür, einen Impfstoff in großen Mengen herzustellen und auszuliefern“, sagte Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Bündnis 90/Die Grünen) zum Start der Anlage. „Auch wenn noch offen ist, wann und welcher Impfstoff gegen COVID-19 zugelassen wird: Die Nachfrage danach wird dann sofort weltweit groß sein. Deswegen bereiten sich viele Unternehmen bereits jetzt darauf vor und bauen ihre Produktion auf und aus. Die neue Abfüllanlage von Sanofi ist dazu ein wichtiger Baustein. Und sie stärkt den Pharmastandort Deutschland“, urteilte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Die Entscheidung der Hersteller für die Standorte Marburg und FrankfurtHöchst widerspricht einem Trend der vergangenen Jahrzehnte: Die Produk-


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16 I Wirtschaft

tion der meisten pharmazeutischen Wirkstoffe ist sukzessive vor allem in asiatische Länder verlagert worden. Der Historiker Dr. Niklas Lenhard-Schramm von der Universität Münster, dessen Forschungsschwerpunkt unter anderem die Pharmaindustrie ist, schreibt in einem Beitrag über den Standort Deutschland: „Während vor 20 Jahren noch etwa 80 Prozent der Wirkstoffe in Europa produziert wurden, werden wegen des Kostendrucks inzwischen mehr als 80 Prozent der Wirkstoffe in Indien oder China hergestellt.“ Dabei nannte sich Deutschland einst Apotheke der Welt. Die Metapher transportierte Selbstbewusstsein und Stolz. Glanz und Gloria. Erfindergeist und Wirtschaftskraft. Deutschland wurde im 19. Jahrhundert zur Keimzelle der industriellen Produktion von Medikamenten. „Der Aufstieg der deutschen Pharmaindustrie war eng mit den enormen Fortschritten verbunden, die die medizinische Wissenschaft zu dieser Zeit machte – besonders in Deutschland, wie die Nobelpreise für Emil von Behring 1901, Robert Koch 1905 und Paul Ehrlich 1908 belegen. Vor diesem Hintergrund kamen bis ins erste Drittel des 20. Jahrhunderts nicht nur die wichtigsten pharmazeutischen Innovationen aus Deutschland, sondern auch die erfolgreichsten Wirkstoffe und Präparate“, stellt

Sanofi im Industriepark Höchst

Lenhard-Schramm fest. 1925 schlossen sich Agfa, BASF, Bayer, Cassella, die Chemische Fabrik Griesheim-Elektron, die Chemische Fabrik vormals Weiler Ter Meer, Hoechst und die Chemische Fabrik Kalle zur Interessengemeinschaft Farbenindustrie AG (IG Farben) mit Sitz in Frankfurt am Main zum damals größten chemisch-pharmazeutischen Unternehmen der Welt zusammen. Auch weil sich die IG Farben an Nazi-Verbrechen beteiligte, wurde sie nach dem Krieg von den Alliierten zerschlagen. Nach dem Krieg erholte sich die deutsche Pharmaindustrie laut Lenhard-Schramm schnell. Anfang der Sechzigerjahre war sie demnach die zweitstärkste der Welt. Hoechst war noch zu Beginn der achtziger Jahre der global umsatzstärkste Pharmakonzern. skandale kratzen am Image Bereits in den sechziger Jahren beginnt allerdings auch ein tiefgreifender Wandel: Die Skandale um Contergan (ab 1961) und Menocil (1968) beschädigten das Image der Branche, die Ansprüche an die Medikamentensicherheit stiegen, europäisches Recht regulierte den Markt. Seit den siebziger Jahren drücken Generikahersteller die Preise. Mit der Globalisierung führt ein bis heute andauernder Konzentrationsprozess dazu, dass nach Recherchen Lenhard-Schramms 1986 bereits 45 Prozent des deutschen Arzneimittelmarktes in ausländischen Händen sind. Lenhard-Schramm resümiert: „Angesichts der Abhängigkeit von Arzneistoff-Importen aus Asien hat die

Zuschreibung einer Apotheke der Welt für Deutschland heute nur noch historische Bedeutung.“ spitzenplatz in der eu Der damalige Chef des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) und Bayer-Vorstand, Dr. Wolfgang Plischke, sagte 2008 im Zusammenhang mit einer Studie des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) zum Pharmastandort Deutschland: „Deutschland kann nicht alles selber machen. Wir müssen wohl akzeptieren, dass einfache chemische Produktionsverfahren zum Beispiel in Asien stattfinden können.“ Hoffnung ruhte schon damals auf der Biotech-Branche. Die großen Erwartungen von einst haben sich zwar nicht erfüllt. Doch immerhin hat sich Deutschland nach Angaben des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) „für gentechnisch hergestellte Arzneimittel als Produktionsstandort für 39 verschiedene, in der EU zugelassene Wirkstoffe etabliert – der Spitzenplatz für die Produktion von Biopharmazeutika in Europa.“ Weltweit würden nur in den USA noch mehr Biopharmazeutika hergestellt. Die Standortentscheidungen für Marburg und Frankfurt-Höchst verändern zwar nicht das globale Gefüge der Pharmaindustrie. Aber die Aussicht, einen wichtigen Beitrag zur Versorgung mit COVID-19-Impfstoffen leisten zu können, beschert ihnen eine ungewöhnlich große Aufmerksamkeit. Und ein wenig des Glanzes alter Tage. •

Bildnachweis: C. Stoll/Sanofi

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18 I Wirtschaft.

neues testzentrum.  Die Centogene GmbH in Rostock, kommerzieller Anbieter von Diagnose-Lösungen, hat nun auch am Flughafen Düsseldorf ein neues COVID-19-Testzentrum eröffnet. Centogene verspricht ein Ergebnis nach 24 Stunden. Der Anbieter betreibt außerdem Kontrollstellen in Frankfurt am Main und Hamburg. neuer Kunststoff. Die Universität Hohenheim in Stuttgart bekommt von der EU gut 430.000 Euro, um die Markteinführung biotechnisch hergestellter Alternativen zu Kunststoffen auf Mineralölbasis zu unterstützen. Die Forscher beteiligen sich so am Projekt My Pack, das die EU mit insgesamt 5 Mio. Euro fördert. neues kapital.  Das Schweizer Biotech-Unternehmen Idorsia Pharmaceuticals Ltd. will sich über eine Kapitalerhöhung etwa 575 Mio. CHF beschaffen. Das Geld soll unter anderem für den Zulassungsantrag und die Markteinführung des Schlafmittels Daridorexant eingesetzt werden. neues netzwerk.  Evonik tritt als erstes Spezialchemieunternehmen der Femtec bei, einem internationalen Hochschul-Karrierenetzwerk für Frauen. Die Organisation kümmert sich um die Förderung weiblicher Talente in Berufen aus den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Natur- und Ingenieurwissenschaft und Technik). kapitalherabsetzung.  Die 4basebio AG in Heidelberg plant eine Kapitalherabsetzung von 51,7 Mio. Euro auf 5,8 Mio. Euro. Die Aktien des Unternehmens sollen im Verhältnis 9:1 zusammengelegt werden. Anleger sollen dann im Gegenzug Aktien des Spin-offs 4basebio SE erhalten. Die entscheidende Hauptversammlung ist für Anfang November geplant.

bioökonomie

chr. Hansen holding übernimmt jennewein

Der Markt für humane Milcholigosaccharide (HMO) wächst.

Die Chr. Hansen Holding A/S mit Sitz in Hoersholm hat für 310 Mio. Euro die Jennewein Biotechnologie GmbH in Rheinbreitbach gekauft. Die Dänen übernehmen sämtliche Anteile. Der Biotech-Konzern, unter anderem auf Probiotika und Säuglingsnahrung spezialisiert, folgt damit seiner Strategie, durch Akquisitionen seine Bakterienplattformen und Fermentationstechnologien zu stärken. Der Deal kommt überraschend, hatte Jennewein doch für diesen Sommer den Börsengang geplant. pionier für hmo Jennewein, mit inzwischen 100 Mitarbeitern, ist Pionier in der industriellen Herstellung humaner Milch-Oligosaccharide (HMO). HMOs sind komplexe Kohlenhydratstrukturen, die in der Muttermilch vorkommen. Kommerziell werden sie für Säuglingsnahrung sowie medizinische Nahrung verwendet. Jennewein geht davon aus, dass aufgrund ihrer gesundheitsfördernden Wirkungen – präbiotische Effekte, Minderung von Infektionsrisiken und Förderung der neuronalen Entwicklung – zukünftig auch andere Zweige der Lebensmittelindustrie Interesse an HMOs zeigen. Im Juli hatte Jennewein die Gründung

der Tochtergesellschaft Jennewein Biotech USA Corporation bekanntgegeben und so die Expansion auf dem amerikanischen Markt vorangetrieben. Jennewein war das erste Unternehmen, das HMOs mittels Fermentation kommerziell hergestellt und diese funktionellen Kohlenhydrate auf Schlüsselmärkten eingeführt hat. Die 2005 gegründete Firma hat in den vergangenen Jahren nach eigenen Angaben ein „konkurrenzloses IP-Portfolio mit mehr als 200 bewilligten Patenten, einen globalen Kundenstamm, ein umfassendes Produktportfolio sowie eine starke Produktpipeline“ aufgebaut. Dazu gehören HMO-Produkte wie 2‘-Fucosyllactose, 3‘-Fucosyllactose, Lacto-N-neotetraose und Lacto-Ntetraose. milliardenschwerer markt Chr. Hansen schätzt den Zielmarkt für HMO bis 2025 auf über 400 Mio. Euro. Langfristig liege das Marktpotential bei mehr als 1 Mrd. Euro. Den Umsatz von Jennewein schätzt der Konzern für 2021 auf 50 Mio. Euro. Das Betriebsergebnis werde allerdings noch negativ sein. Chr. Hansen selbst machte 2019 bei einem Umsatz von mehr als 1 Mrd. Euro einen Jahresüberschuss von 250 Mio. Euro. •

Bildnachweis: Jennewein≠

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20 I Wirtschaft.

Studie.  Die Berliner Noxxon Pharma AG hat ihre Patientenrekrutierung für die zweite Dosis-Kohorte der Phase I/ II-Studie von Nox-A12 und Strahlentherapie in Patienten mit Gehirntumoren abgeschlossen. Die Rekrutierung der letzten Kohorte könnte bereits im November folgen. Generika.  Das britische Investorenkonsortium Franklin Road Ltd. hat seine Beteiligung an österreichischen Apeiron Biologics AG von knapp 1 % auf 13,06 % erhöht. Seit Juni 2020 sind nach Angaben des Unternehmens etwa 40 Millionen Euro Investoren- und Fördergeld geflossen. Plasma.  Die CoVIg-19-Plasma-Allianz, ein Zusammenschluss des deutschen Biotech-Unternehmens CSL Behring und der japanischen Takeda Pharmaceutical Company Ltd. mit weiteren Firmen, beginnt bereits vor Abschluss der Phase III-Studie mit der Großproduktion eines Medikaments gegen Covid-19. Bestandteile der Therapie werden aus Blutplasma rekonvaleszenter COVID-19Patienten gewonnen. Diagnostik.  Nach einem enttäuschenden Jahr 2019 ist der Markt für Life-Science-Research-Unternehmen nach Angaben des Verbands der Diagnostica-Industrie im ersten Halbjahr 2020 um satte 12,5 Prozent gewachsen. Treiber des Wachstums sei vor allem die Nachfrage im Zusammenhang mit SARS-CoV-2.

konferenzvorschau

BioVaria 2021 im neuen virtuellen format Die BioVaria 2021 wird vom 26. bis 28. April stattfinden. Das neue virtuelle Format bewahrt, was die BioVaria seit Jahren auszeichnet: handverlesene Technologien, spannende Start-ups und die Chance für Industrievertreter und Investoren, führende Köpfe aus Europas Wissenschafts- und Gründerszene kennenzulernen. Mehr Start-ups Die Verlagerung der kommenden BioVaria auf eine virtuelle Ebene bietet den Teilnehmern zahlreiche Vorteile: Die Ausdehnung der Veranstaltung auf drei Tage erlaubt es den Organisatoren, mehr Gründungsprojekte aufzunehmen und damit dem rasant gestiegenen Interesse entgegenzukommen. Besonders Newcomer-Start-ups sollen durch das digitale Pitch-Format ermutigt werden, an der kommenden Veranstaltung teilzunehmen, so dass sich eine größere Vielfalt an Teams vor einer Jury aus führenden Risikokapitalgebern behaupten und für ihre Geschäftsidee werben kann. Ausgewählte Technologien Das Technologieportfolio mit rund 60 innovativen Projekten aus ganz Europa wird sowohl aktuelle therapeutische

und diagnostische Ansätze als auch Plattformtechnologien für die Anwendung in Life Sciencesund Biomedizin widerspiegeln. Das virtuelle Konzept bietet dabei noch mehr Wissenschaftlern die Chance zum Austausch mit relevanten Industrievertretern und Investoren. Spannende Impulse zu projektübergreifenden Diskussionen wird das Trendthema Künstliche Intelligenz in der Biomedizin liefern. Einfacher Zugang Auch außereuropäischen Unternehmen und Investoren, die bislang den Reiseaufwand gescheut haben, wird in diesem Jahr die Teilnahme erleichtert. Das Interesse ist hoch. Damit stehen die Chancen gut, dass die BioVaria 2021 besonders vielfältig und effektiv wird für alle, die frühe Innovationen aus der akademischen Forschung in die kommerzielle Anwendung voranbringen wollen. Jetzt den Termin vormerken! • Kontakt: Ascenion GmbH Esther Lange Tel.: +49 89 318814-22 E-Mail: info@biovaria.org www.biovaria.org

Anleihen.  Die Morphosys AG mit Sitz in Planegg hat erfolgreich Wandelschuldverschreibungen im Wert von 325 Mio. Euro plaziert. Die Erlöse will das Unternehmen unter anderem in Zukäufe und Einzellizenzierungen stecken. Morphosys ist ein biopharmazeutisches Unternehmen mit einem Fokus auf Krebsbekämpfung. Die Vorbereitungen für die virtuelle BioVaria laufen.

Bildnachweis: Ascenion GmbH

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Wirtschaft Interview. I 21

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Translation am Standort inkubieren Am Standort Heidelberg tut sich etwas. |transkript sprach mit Julia Schaft, Chefin der BioRN Cluster Management GmbH, über den Aufbau des aus Boston exportierten BioLabs-Konzeptes, in das unlängst Boehringer Ingelheim und die Merck KGaA eingestiegen sind.

transkript. Frau Schaft, der BioRN-Cluster bietet eine einzigartige Kombination von akademischen Einrichtungen, Ausgründungen und Pharmaplayern. Wo sehen sie die Stärken am Standort rund um Heidelberg?

Schaft. Kernkompetenz ist sicher die

Onkologie und personalisierte Medizin mit akademischen und klinischen Exzellenzzentren wie der der Uni und dem Uniklinikum, dem MPI, EMBL und dem DKFZ Heidelberg, acht international aufgestellten Pharmaunternehmen und einer unglaublichen Dichte innovativer KMU rund um die Rhein-Main-Neckar-Achse, die international ihresgleichen sucht. Die Region befindet sich derzeit im Auf- und Umbruch, in dessen Zentrum die translationale Medizin steht.

Dr. Julia Schaft Geschäftsführerin BioRN Cluster Management GmbH, Heidelberg

transkript. Wie sollte die mittelfristige

diese Entwicklung Zeit brauchen wird, setzt BioRN kurzfristig auf Instrumente zur Risikominimierung von anwendungsnahen Projekten auf dem Weg zu neuen Behandlungsmethoden. Dabei orientieren wir uns ebenfalls an der internationalen Spitze.

Bildnachweis: BioRN Cluster Management GmbH

transkript.  Wie transportiert BioRN das große Potential aus der Akademia ans Krankenbett?

transkript.  Meinen Sie damit das Bio-

Schaft .  Um Entwicklungen von der

Schaft. Genau. Bislang sind in Heidlberg

Laborbank ans Klinikbett zu bringen, braucht es Industriekooperationen. Das ist ein Feld, das wir als BioRN weiter ausbauen, um auf einen ähnlichen Anteil an Industriekooperationen wie etwa in den USA zu kommen, wo wesentlich mehr Geld in risikoreiche Biopharma-Projekte mit sehr hohem wirtschaftlichen Potential fließt. Ein langfristiges Ziel von BioRN ist es deshalb, die Risikokultur und das entsprechende Mindset bei Unternehmensgründern und Investoren zu stärken. Da

ein unvergleichlicher Arbeitsplatz-, Innovations- und Translationsmotor, wie wir ihn auch in Deutschland brauchen. In Heidelberg haben wir nach 18 Monaten Vorarbeit nunmehr mit Boehringer Ingelheim und der Merck KGaA die ersten Pharmapartner an Bord, und damit den Weg geebnet für ein Konzept, das gleichzeitig Gründungen von erfolgreichen Startups fördert, risikominimierte Investitionsmöglichkeiten bietet und zugleich den Innovationsbedarf der Pharmapartner bedarfsgerecht bedient.

Labs-Heidelberg-Projekt?

bereits viele Mosaiksteine eines Inkubators etabliert. Mit dem am Standort Boston erdachten BioLabs-Konzept transferiert BioRN nun mit Partnern eine vollständige, erfolgreiche Inkubatorstruktur erstmals in Europa an einen Life-Sciences-Standort – nach Heidelberg. In den USA haben BioLabs eine Menge erfolgreicher Ausgründungen direkt am Standort Boston vorzuweisen, 10% aller in den USA getätigten Investitionen im Life-Sciences-Bereich fließen in Unternehmen aus dem BioLabs-Inkubator–

Strategie aussehen, um die Translation weiter voranzutreiben?

Schaft. Wir hoffen neben unserem eige-

nen Engagement auch auf Maßnahmen des Bundes. Eine ähnlich große Mobilisierung von Risikokapital wie in den USA wäre zum Beispiel möglich, wenn man Banken, Renten- und anderen Versicherungen risikoreiche Investitionen erlauben würde. Dies ist bisher durch die Basel 1-4 Regelwerke der Banken unmöglich. Das neue digitale Versorgungsgesetz DGV geht hier in die richtige Richtung. Dann könnte auch in den Life Sciences eine zügige Wertschöpfung am Standort stattfinden. Gerade in Heidelberg wachsen die Bereiche KI und Biopharma derzeit in großem Tempo zusammen, um die Big-Data-basierte Onkologie voranzubringen. Mit der Etablierung von BioLabs in Heidelberg gibt es im auch Überlegungen zur Schaffung eines lokalen Fonds, der in die BioLabs Startups TG investieren kann.


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COVID-19-Fonds: Das grosse Werben Nachdem der Industrieverband BIO Deutschland Mitte September einen Fonds für neue COVID-19-Therapeutika vorgeschlagen hat, meldet sich die Branche zurück – je nach Interessenlage werden ganz unterschiedliche Modelle favorisiert.

Nur Vakzine? Sonst nichts? Doch nach beschrä nk tem Er folg , schnell wirksame umgewidmete Arzneien der Pharmaindustrie zu finden, wird der Ruf aus Wissenschaft und Industrie zunehmend lauter, als zweites Standbein auch die Entwicklung neuer, spezifischer gegen das neue Coronavirus SARS-CoV-2 gerichteter Arzneien zu fördern. Unlängst in England losgetretene Challenge-Studien, bei denen junge Probanden sich nach Vakzinierung mit einem der derzeit elf Phase IIIKandidaten freiwillig mit SARS-CoV-2

Anfang Oktober erhielt die IDT-Biologika die Genehmigung für klinische Studien ihrer COVID19-Vakzine.

infizieren lassen wollen, verbieten sich laut Han Steutel, Chef des Pharmaverbandes VfA, aus ethischen Gründen, „solange es keine wirksame Therapie“ gegen das neue Coronavirus „gibt“. Dabei könnten sie – zumindest theo-

retisch – rasch erste Hinweise darüber geben, ob die zur Wahl stehenden Vakzine tatsächlich Schutz bieten oder nur die Symptome etwas mildern, wie etwa AstraZenecas Kandidat AZD-1222 in Tierversuchen.

Bildnachweis: Hartmut Bösener, IDT Biologika GmbH

COVID-19 präsentiert sich Ärzten und Wissenschaftlern als immer facettenreicheres Syndrom mit einer Vielzahl an Symptomen und potentiellen Langzeitfolgen. Mit hoher Geschwindigkeit haben deshalb Regierungen weltweit zunächst Milliardenbeträge investiert, um die Entwicklung und Produktion einer ganzen Batterie sicherer und wirksamer Impfstoffe gegen das neue Coronovirus SARS-CoV-2 auf den Weg zu bringen – so auch die Bundesregierung, die den deutschen Vakzineherstellern Biontech (BNT162-b2, Phase III), Curevac N.V. (CVnCoV, Phase II) und IDT Biologika (MVA-SARS-2-S, Phase I) 750 Mio. Euro dafür zugesichert hat (vgl. Seite 34). Denn allein durch Social Distancing, Masken und Isolierung von Infizierten scheint die Kontrolle einer heraufziehenden zweiten Infektionswelle trotz neuer Teststrategie (vgl. Seite 59) in Deutschland schwer vorstellbar.


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„Wenn man per Schnelldiagnose weiß, wer infiziert ist und sofort ein antivirales Medikament einsetzen kann, wird der Infizierte weniger Viren im Körper haben, weniger ansteckend sein und deutlich seltener einen schweren Verlauf zeigen“, sagt Dr. Helga RübsamenSchaeff (Aicuris GmbH), die zusammen mit Prof. Dr. Niels Riedemann (Inflarx N.V.) den Vorsitz der Arbeitsgruppe Gesundheitspolitik des Industrieverbandes BIO Deutschland innehat. Fonds für Therapien Mitte September luden die beiden per offenem Brief Forschungsministerin Anja Karliczek, Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und Gesundheitsminister Jens Spahn zum Gespräch über einen Fonds für COVID-19-Therapeutika ein. „Primär streben wir mit dem Fonds die Prüfung neuer Medikamente an, die sich sehr früh im Krankheitsverlauf einsetzen lassen,“ so Rübsamen-Schaeff (vgl. Interview Seite 29). „Denn wir brauchen neben wirksamen umgewidmeten Medikamenten wie Dexamethason auch Arzneien, die zielgerichtet und besser gegen SARSCoV-2 wirken.“ „Leider beschränkt sich die öffentliche Förderung bisher auf die Entwicklung von Impfstoffen“, klagt auch Dr. Carsten Brock meyer, Chef des COV ID-19-Antikör perent w ick lers Formycon AG, „diese werden allein jedoch nicht ausreichen, um die COVID19-Pandemie unter Kontrolle zu bringen.“ Brockmeyer will 2021 mit einem COVID-19-Entry-Blocker in die Klinik gehen. Ähnlich äußern sich Riedemann und Rübsamen-Schaef f. Bio M -Chef Prof. Dr. Horst Domdey ist überzeugt, dass der Medikamentenentwicklung „die allerhöchste Priorität eingeräumt werden muss. Sobald es uns gelingt, SARS-CoV-2-Infektionen durch individuell angepasste Therapien erfolgreich zu behandeln, stellen die Infektionen ein gut beherrschbares Risiko dar“, so Domdey, der den Finanzierungsbedarf für bayerische Therapieprogramme mit 200 Mio. Euro beziffert und für eine Förderung durch den Freistaat wirbt.

Weltweiter Anteil der Entwickler innovativer Behandlungsansätze. Der BIO Deutschland zufolge erzielen 75% der KMU noch keine Erlöse aus vermarkteten Produkten. Unternehmensgröße/ Arzneimitteltyp

klein

groß

nicht gewinnorientiert

Virostatika

73%

16%

9%

andere Therapieformen

75%

21%

3%

Impfstoffe

63%

7%

23%

Arzneikandidaten gibt es zweifelsohne reichlich (vgl. |transkript 3/2020), wenngleich viele sich noch vor oder in früher klinischer Entwicklung befinden. Ende September meldete etwa ein akademisches Forschungskonsortium, einen virusneutralisierenden rekombinanten Antikörper entwickelt zu haben. Sechs Monate zuvor war dies bereits dem COR AT-Konsortium gelungen. Die ausgegründete Corat Therapeutics GmbH in Braunschweig steht – vorerst mit Landesmitteln unterstützt – vor klinischen Tests und strebt mit Unterstützung des Paul-Ehrlich-Instituts die beschleunigte Zulassung virusneutralisierender rekombinanter Antikörper

bis Ende 2021 an, so Mitgründer Dr. Thomas Schirrmann gegenüber |trans­ kript. Anders als in den USA, wo mit mehrstelligen Millionen-Dollar-Beträgen der BARDA geförderte, gegen SARSCoV-2-Antigene gerichtete monoklonale Antikörper vor der Zulassung stehen, gibt es in Deutschland und Europa kaum öffentliches Geld für die klinische Entwicklung der wichtigen Therapeutika. Finanzierung ja - nur wie? Während die BIO Deutschland in ihrem offenen Brief mit den Ministern über einen Fonds vor allem zur Finanzierung von Phase II- bis -III-Studien sprechen möchte, um kapitalschwa-

HINTERGRUND

Hoffnungsträger Impfstoff Anfang Oktober befanden sich 44 experimentelle Vakzine gegen das neue Coronavirus SARS-CoV-2 in klinischer Entwicklung, davon 29 in Phase I, 14 in Phase II und 11 in Phase III. Fünf Phase III-Kandidaten, wie etwa der adenovirale Impfstoff der chinesischen Sinovac Ltd, wurden unter Auflagen schon verabreicht. 91 Kandidaten harrten noch im präklinischen Stadium. Gegen 17 von 29 wichtigen humanpathogenen Viren gibt es Vakzine. HCV, RSV, HIV sind nicht darunter. Neben Proteinvakzinen, werden vektorbasierte Vakzine sowie experimentelle RNA- und DNA-Vakzine getestet, die je nach Impfstoffklasse die Hersteller vor spezifische Herausforderungen stellen: Immunantworten auf gegen virale Proteine gerichtete Vakzine sind laut Conforti et al (doi: 101067.jmthe.2020.06.007) meist auf CD4+-T-Zellantworten beschränkt, zeigen dementsprechend also keine CD8+-TZellantworten und benötigen viel Zeit zur Herstellung. Replikationsdefiziente adenovirale oder andere Impfvektoren induzieren zwar neben der adaptiven auch eine angeborene Immunantwort, gerade gegen die adenoviralen Vektoren existiert aber in bis zu 50% der Bevölkerung Immunität, die die Immunantwort gegen Virusantigene verkürzen und schwächer ausfallen lassen kann. Die günstig und schnell herzustellenden RNA- und DNA-Vakzine begünstigen eine durch das angeborene Immunsystem induzierte Entzündung, die kontrolliert werden muss, da sie Toxizitäts- und Autoimmunitätsrisiken birgt sowie die Antigenbildungsrate herabsetzen kann.


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Sowohl die meisten Vakzine als auch Antikörper richten sich gegen das virale Spike-Protein, mit dessen Hilfe SARS-CoV-2 die Zellinvasion gelingt.

chen KMU (vgl. Tabelle) die Mittel zur schnellen Prüfung von antiviral wirkenden niedermolekularen und rekombinanten Antikörperwirkstoffen sowie von Blockern der gefährlichen unkontrollierten Immunantwort infolge chronisch hoher Virustiter an die Hand zu geben, haben die Entwickler in früheren Entwicklungsphasen eine andere Vorstellung davon, was ein ‚fortgeschrittenes Wirkstoffprogramm’ ist. „Jedes fortgeschrittene entwickelbare präklinische Programm, das Aussicht auf Zulassung bis 2021, spätestens Anfang 2022 hat, sollte gefördert werden“, findet Schirrmann. „Natürlich sind Phase II-Studien, die schnell mit 10 bis 20 Mio. Euro zu Buche schlagen, oder Phase III-Studien, die bis Zulassung 60 Mio. Euro oder mehr verschlingen können, zu teuer, um sie ohne Investor oder Pharmapartner stemmen zu können“, so Schirrmann. „Eine gute Idee findet aber immer Geld“, ist er sich sicher. Um beides will er sich mit seinem Team nach Abschluss der Phase I Anfang 2021 verstärkt kümmern, verriet er |transkript. „Ich meine, mit etwa 15 Mio. Euro sollte ein Projekt bis einschließlich Phase 1-

Studien kommen“, so Formycon-Chef Brockmeyer,. „Es soll ja nicht für ein oder zwei Unternehmen die Zulassungsstudie finanziert werden, sondern die Entwicklung bis zum Proof-of-Concept.“ Laut Rübsamen-Schaeff gehören auch Brückenprojekte gefördert, also solche, die vielversprechende Phase IIDaten vorweisen, aber denen die Ressourcen zur Validierung in genügend großen Patientenkollektiven fehlen. Einig bei BIO Deutschland und den deutschen COVID-19-Therapie-Durchstartern ist man sich allerdings darüber, dass es einen klaren Plan für die Vermarktung und Produktion geben muss, um allfällige Therapien schnell in den Markt zu drücken, und dass ein Gutachtergremium neben Medizinern und Wissenschaftlern, auch Investoren mit Marktkenntnis, Entwickler und natürlich die öffentlichen Geldgeber zusammenbringen und dass keine frühe Forschung gefördert werden sollte. Keine Giesskanne „Das Thema COVID-19 ist zu ernst, als dass hier Gelder mit der Gießkanne verteilt werden sollten“, meint Dr. Georg Kääb, Leiter des Arbeitskreises der BioRegionen bei der BIO Deutsch-

National oder Europäisch? Wichtig ist Kääb vor allem eine Priorisierung der Projekte durch die Gutachter: Für Pandemie-Expressprojekte, die dringenden medizinischen Bedarf bedienen, hieße dies demzufolge 100%-Sofortförderung bis zum nächsten Meilenstein. Mittelfristige Projekte, die ebenfalls gebraucht würden, so schlägt Kääb vor, müssten etwa 30% Eigenkapital mitbringen, Hochrisikoprojekte, die zudem Zeit brauchen, 50%. Akademische Bildungsprojekte und VC-Geld hätten in dem Fonds nichts zu suchen. „Hier geht es um medizinische Versorgung“, also auch Diagnose-Innovationen und innovative Ausrüstung für die Schnelltestung. Der Fonds sei nicht dazu da, um ausgefallene Start-up-Ideen, sondern um Herausforderungen bei der Diagnose und Therapie abzuarbeiten. Eine Diagnostik, die beispielsweise in der Lage wäre, schwere Verläufe vorauszusagen, würde insbesondere den Einsatz von Therapeutika, die bei ernsten Verläufen gegeben werden, um den todbringenden Zytokinsturm abzufedern, auf die Zielgruppe eingrenzen und somit wesentlich kostengünstiger für das Gesundheitssystem werden. Sowohl die börsennotierte Inflarx (IFN-01, Phase III, Seite 34) als auch die frisch von der Mab Discovery GmbH ausgegründete Icanomab GmbH haben Antikörper in der Pipeline, die von SARS-CoV-2 ausgelöste Ent zü ndu ngsrea k t ion wahrscheinlich zurückdrängen können. Unterstützt durch das Bundesforschungsministerium – das dem

Bildnachweis: NIAID

land. Ihm ist es, genau wie Schirrmann wichtig, dass die Unternehmen eigene Finanzmittel einbringen. Die angedachten bis zu 50% an Eigen- oder Beteiligungskapital, die allerdings nicht viele KMU aufbringen können, würden sogar eine Förderung innerhalb bestehender EU-Strukturen wie der öffentlich-privat finanzierten Innovative Medicines Initiative (IMI) ermöglichen und zugleich Partnerschaften zu den Vermarktungsund Produktionsprofis der Big-PharmaUnternehmen vorbereiten helfen.


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Bremsen statt fördern Nachdem Gerüchte einer US-amerikanischen Abwerbung der zu diesem Zeitpunkt noch nicht börsennotierten Curevac AG aufkamen, reagierte die deutsche Ratspräsidentschaft immerhin überraschend schnell: 80 Mio. Euro wurden nach Gesprächen mit Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bereitgestellt, der Bund beteiligte sich via KfW mit 300 Mio. Euro. Zudem brachte von der Leyen eilends EU-Richtlinien zur FTI-Verordnung und die 15 Novelle der Außenwirtschaftsverordnung mit Investitionsschutzrichtlinien für Life SciencesUnternehmen auf den Weg. Dr. Rainer Stromenger, Partner beim deutschen Risikokapitalgeber Wellington Partners, bezeichnet die deutsche Umsetzung der EU-Guidelines, die außereuropäische Beteiligungen an Biotech-Übernahmen, Fondsfinanzierungen und Lizenzierungen von mehr als 10% genehmigungspflichtig durch das BMWi machen als „Biotech-Investment-Lockdown“. Ein Erliegen der internationalen Zusammenarbeit sowie der Finanzierung deutschen Knowhows infolge der Regelung könnte Technologie-Überflieger ausbremsen und einen Staats- oder Dachfonds nach französischem Vorbild notwendig maTG chen, damit der Sektor überlebt.

Eine lohnende Investition Im Lichte von Milliardenausgaben für COVID-19-Impfstoffe fordert der Industrieverband BIO Deutschland einen Fonds für die klinische Entwicklung von COVID-19-Therapien. |transkript sprach darüber mit der Mitinitiatorin Professor Helga Rübsamen-Schaeff.

transkript. In einem offenen Brief an die Minister für Gesundheit, Wirtschaft und Forschung regt die BIO Deutschland einen Fonds an, aus dem SpätphasenStudien von COVID-19-Therapien und deren Vorproduktion finanziert werden sollen. Warum?

Rübsamen-Schaeff.  Niemand weiß

derzeit, ob es eine sichere und lang anhaltend wirksame Impfung geben wird, obwohl wir das alle dringend hoffen. Selbst wenn wir morgen eine Schutzimpfung hätten, wird es dauern, bis die ganze Welt geimpft ist. Zudem müssen wir Impfversager und Reinfektionen wie unlängst in Hong Kong einrechnen. Kurz: Eine Impfung allein löst nicht all unsere Probleme bei der Eindämmung der Pandemie. Helfen können dagegen Therapien, zum Beispiel therapeutische Antikörper, die vor dem Auftreten von Symptomen gegeben werden können. Denn – und das ist noch

etwas unter dem Radar der Öffentlichkeit – das neue Coronavirus hat sogar eine gute Eigenschaft: Im Gegensatz zu HIV ruft es keine chronische Infektion hervor. Das heißt, wenn das Immunsystem oder ein Medikament das Virus elimiert hat, ist es aus dem Körper verschwunden. Deshalb mache ich mich für die Arzneimittelentwicklung stark: Wenn ich durch Schnelltests weiß, wer infiziert ist und sofort ein Medikament einsetzen kann, wird der Infizierte wenig Viren im Körper haben, er wird deshalb weniger ansteckend sein und mit großer Sicherheit keinen schweren Krankheitsverlauf haben. Aus meiner und der Sicht führender Experten ist es deshalb zwingend notwendig, die Therapieentwicklung genauso zu unterstützen wie die Impfstoffforschung und -produktion. Das macht uns auch handlungsfähig für den Fall, dass die Vakzine doch nicht den ersehnten Erfolg bringen. transkript. Bei Antikörpertherapien gibt es zwar viel Erfahrung, aber sie kosten auch mehr als Impfstoffe – rechtfertigt das nicht eine gewisse Priorisierung?

Rübsamen-Schaeff. Zwar ist es nicht billig, eine Antikörperarznei herzustellen, aber wie die Verhandlungen über die Impfstoffbevorratung zeigen, gibt es bei den Kosten durchaus Spielräume. Letztlich zählt, dass die Behandlung mit Antikörpern und die passive Immunisierung von Kontaktpersonen der Infizierten immer noch kostengünstiger sein werden als deren Behandlung auf der Intensiv-

Bildnachweis:NIAID

Bundesgesundheits- und dem Bundeswirtschaf tsministerium zufolge die Ressortzuständigkeit für die Förderung klinischer Studien innehat – werde sich Deutschland im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft „für eine starke Antwort der Europäischen Gemeinschaft auf die Herausforderungen der Pandemie einsetzen“, so ein Sprecher gegenüber |transkript. Ob und welche konkreten Förderoptionen für Antikörper und Arzneientwicklung sich [innerhalb der europäischen Förderprogramme] ergeben werden, sei „Gegenstand der Verhandlungen über das neue Rahmenprogramm für Forschung und Innovation, Horizont Europa.“ Ob das nach weißem Rauch für die Gespräche gedeutet werden kann, ist offen.

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Wirtschaft. I 29

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station. Derzeit können wir noch nicht voraussagen, wer einen schweren Verlauf haben wird. Deshalb werden wir zunächst allen Diagnostizierten aus Risikogruppen ein Medikament geben müssen – ob nun Antikörper oder günstiger herzustellende niedermolekulare Arzneien. Je breiter solche Medikamente eingesetzt werden, umso stärker wird aber auch die Pandemie bekämpft. transkript.  Wie sollte der Fonds aus-

Rübsamen-Schaeff. Bei HIV gab es sei-

Prof. Dr. Helga Rübsamen-Schaeff

sehen, den die BIO Deutschland anregt? Wer soll einzahlen und in welchen Fällen soll zurückgezahlt werden?

Gründerin Aicuris GmbH, Ko-Leiterin der AG Gesundheitsforschung, BIO Deutschland e.V.

Rübsamen-Schaeff. Der Fonds soll-

Finanzbedarf gibt es auch für Projekte, die in kleinen Phase II-Studien Evidenz für die Wirksamkeit erbracht haben, wo aber die zur Lizenzierung und Weiterentwicklung nötigen Ressourcen fehlen, etwa um die Ergebnisse durch Studien mit mehr Patienten zu bestätigen. Der Fonds sollte die kleinen Firmen in die Lage versetzen, bei geeigneter Datenlage eine Zulassung auch ohne Pharmapartner zu gestatten.

te in derselben Größenordnung liegen wie die Vakzine-Förderung, in die der Bund mehr als 1 Mrd. Euro investiert hat. Denkt man an die Milliarden Euro, die der Pandemie-bedingte Lockdown die Wirtschaft gekostet hat, ist dies eine sinnvolle Investition. Aus meiner Sicht wäre eine länderübergreifende Aktivität ideal, also ein Fonds, in den mehrere forschungsstarke Länder einzahlen und Projekte einbringen. Hier würde ich mir eine starke EU-Beteiligung wünschen. Weiter wichtig: Der Fonds soll keine Einbahnstraße sein. Bei Erlösen nach Zulassung sollte die Unterstützung zu moderatem Zinssatz zurückgezahlt werden. transkript. Wie könnte denn der Mechanismus aussehen, der die Auswahl der besten Projekte ermöglicht?

Rübsamen-Schaeff. Es müssen bereits

Bildnachweis:Picture People

mit dem eigenen Kandidaten nicht mehr weiterkommt? Und: sollten externe Experten deren Endpunkte entsprechend dem klinischen Bedarf, zum Beispiel auf der Intensivstation, mit festlegen?

solide Daten vorliegen, damit eine vernünftige Auswahl möglich ist – also besser keine Frühphasenfinanzierung, sondern eher Phase II- bis III-Projekte, für deren Finanzierung den meist kleinen Biotech-Unternehmen die finanziellen Ressourcen fehlen. Wegen des Zeitdrucks, eine Behandlungsstrategie gegen SARS-CoV-2 in der Hand zu haben, müsste sich das zu finanzierende Programm nicht nur deutlich von bisherigen Ansätzen abheben, sondern bereits ein Plan für die Pro­duktion und Verteilung der Arznei vorliegen. In dem Gutachtergremium sollte In­dustrieexpertise vertreten sein, um ebendies bewerten zu können.

transkript.   Wie viele Phase II- und -III-Kandidaten warten denn in Deutschland grob geschätzt auf das von der BIO Deutschland geforderte Fondsgeld?

Rübsamen-Schaeff. Da kenne ich einige! Dennoch europaweit schwer zu sagen. Beantworten könnte dies eine der BARDA nachempfundene Organisation, die die Projekte evaluiert und die wir wiederholt gefordert haben. Die Registrierung der an einer Förderung interessierten Unternehmen liefert in den USA ganz nebenbei eine umfassende Information über die existierende Entwicklungspipeline. Zusätzlich wäre eine europäische, den National Institutes of Health nachempfundene Behörde aus meiner Sicht hilfreich bei der Koordination der Aktivitäten. Leider hat man das in der Kommission bisher nicht befürwortet.

nerzeit einen Zusammenschluss der Hersteller, weil man alleine nicht mehr weiterkam. Aber das war sicher eine Ausnahmesituation. Eine staatliche Förderung ist sinnvoll, wenn Daten darauf hindeuten, dass Kombinationen von Arzneimitteln sinnvoll wären. Primär streben wir mit dem Fonds – im Gegensatz zu existierenden Großprojekten zum Testen von umgewidmeten Arzneikandidaten und deren Kombination – die Prüfung neuer Medikamente an, die sich sehr früh im Erkrankungsverlauf einsetzen lassen, denn wir brauchen neben wirksamen umgewidmeten Medikamenten wie Dexa­methason auch Arzneien, die zielgerichtet und besser gegen SARS-CoV-2 wirken. transkript.  Wie beurteilt man in Fachkreisen die Situation vor einer möglichen zweiten Pandemie-Welle?

Rübsamen-Schaeff. Wenn die natür-

liche Immunität bereits nach Monaten nachlässt, wie erste Daten andeuten, wäre es vermessen, lebenslangen Schutz von einer Vakzine zu erwarten. Sicher kann man dann jedes Jahr wie bei der Grippe neu impfen. Darüber wissen wir aber noch nicht genug. Umso wichtiger ist es, Therapien als zweite Handlungsoption zu haben. Aus meiner Sicht sollte man auch den Langzeitfolgen der Infektion neben der Sterblichkeitsrate mehr Aufmerksamkeit widmen. Auch ist stärker auf die Luftreinheit zu achten, das heißt die Virusverbreitung durch Klimaanlagen und Belüftungen vermindern, um eine zweite Welle möglichst niedrig zu halten. transkript.  Was wäre für Sie die beste

transkript. Sollten im Rahmen eines öffentlich mitfinanzierten Fonds auch Kombinationsstudien durchgeführt werden, die naturgemäß von Arzneimittelentwicklern nur durchgeführt werden, wenn man

Reaktion der Ministerien?

Rübsamen-Schaeff. Offenheit, sich zu-

sammenzusetzen und mögliche Optionen TG zu diskutieren.


30 I wirtschaft.

+++ Für

die Entwicklung eines Medikaments zur Behandlung von COVID-19 erhält die britische AstraZeneca von der US-Regierung etwa 486 Mio. US-Dollar. Außerdem beginnt das Pharmaunternehmen Tests mit dem Antikörper-Wirkstoff AZD7442. Mit dem Geld sichern sich die USA auch 100.000 Dosen des Medikaments mit dem Wirkstoff AZD7442 bis Ende 2020. Laut Astra Zeneca besteht eine Option für zusätzlich eine Million Dosen im kommenden Jahr. Das Unternehmen startet zwei Studien mit insgesamt 6.100 Probanden. So soll unter anderem die

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Immunität in einem Zeitraum von zwölf Monaten nach Verabreichung des AntikörperCocktails untersucht werden. An 4.000 Patienten soll zudem die Wirkung der Behandlung von COVID-19 getestet werden. AZD7442 ist eine Kombination aus zwei langlebigen Antikörpern, die von rekonvaleszenten COVID-19-Patienten stammen. Sie wurde vom US-amerikanischen Vanderbilt University Medical Center entwickelt und von Astra Zeneca im Juni 2020 lizenziert. +++ +++ Die

Mainzer Biontech SE und ihr Vermarktungspartner

Pfizer Inc. legten im August Daten zum ausgewählten Impfstoffkandidaten BNT162b2 gegen das SARS-CoV-2 vor. Pfizer und Biontech haben mittlerweile die behördliche Zulassung von BNT162b2 beantragt und planen im Falle einer Zulassung bis zu 100 Millionen Impfstoffdosen bis Ende 2020 herzustellen und rund 1,3 Milliarden bis Ende 2021. +++ +++ Die

Ender Diagnostics AG arbeitet mit der Lufthansa-Tochter SWISS zusammen, um das Flugpersonal vor Langstreckenflügen mit Hilfe der schnellen, isothermen Amplifikationstech-

nologie des Schweizer PCRSpezialisten auf SARS-CoV-2 zu testen. Ender Diagnostics ist aus dem Unternehmen Livet hervorgegangen, das auf die Diagnose von Atemwegserkrankungen bei Pferden spezialisiert ist. Schnell hat das neu gegründete Unternehmen auf Basis der Livet-Technologie zwei CEgekennzeichnete Tests in Europa eingeführt: Der ender LABTest ermöglicht Laboren den direkten Nachweis von SARSCoV-2 auf Standard-­EchtzeitPCR-Geräten innerhalb von 30 Minuten – wesentlich schneller als kommerziell erhältliche PCR-Tests. Der ender MASS-

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Test ermöglicht Vor-Ort-Tests und die Analyse in mobilen Laboren. Noch in diesem Jahr will das ambitionierte Start-up einen dritten, mobil einsetzbaren Test auf den Markt bringen. Die Nachfrage nach COVID-19Vor-Ort-Schnelltests ist derzeit groß, Diagnostikweltmarktführer Roche kündigte Anfang September ebenfalls einen SARSCoV-2 Point-of-Care-Antigentest für die EU an, der von den Schweizern gemeinsam mit der südkoreanischen SD Biosensor Inc. entwickelt wurde. +++ +++ Die

Ladenburger ­Heidelberg Pharma AG hat Ende September ihre im März 2020 veröffentlichte Prognose für das laufende Geschäftsjahr gesenkt und die erwarteten betrieblichen Aufwendungen für

das laufende Geschäftsjahr auf 26 bis 28 Mio. Euro beziffert. Auf Basis dieser Anpassungen wird ein Betriebsergebnis (EBIT) zwischen -16 Mio. Euro und -19 Mio. Euro erwartet (vorher: -11 Mio. Euro bis -15 Mio. Euro. Hintergrund sind nach Angaben des Unternehmens gestiegene Aufwendungen für die Validierung und Herstellung der beiden nächsten Antibodytargeted Amanitin-KonjugatKandidaten (ATACs) – ADCs der dritten Generation, die sich durch eine verbesserte Wirksamkeit auch auf ruhende Tumorzellen auszeichnen sollen. Für 2020 rechnet Heidelberg Pharma mit einem Finanzmittelbedarf von 18 Mio. Euro bis 20 Mio. Euro (vorher: 11 Mio. Euro bis 15 Mio. Euro). Der monatliche Barmittelverbrauch dürfte

sich zwischen 1,5 Mio. Euro und 1,7 Mio. Euro pro Monat (vorher: 0,9 Mio. Euro und 1,3 Mio. Euro) bewegen. Die Finanzierung des Unternehmens ist auf Basis der aktualisierten Planung sowie unter Einbeziehung der Finanzierungszusage der Hauptaktionärin dievini Hopp BioTech holding GmbH & Co. KG, Walldorf, weiterhin bis Mitte 2021 gesichert. Die Holding hält rund 77% der Anteile an Heidelberg Pharma. Der Kurs der Aktie verlor nach der Prognose rund 2,3%, die Marktkapitalisierung liegt bei rund 120 Mio. Euro. +++ Die frisch gegründete IcanoMAB GmbH (Polling) hat einen bis fast zur klinischen Reife finanzierten Anti-IL18Corezeptor-Antikörper (IL-1R7) +++

in der Pipeline, der den durch Interferon gamma initiierten Zytokinsturm bei COVID-19Patienten im Spätstadium der Erkrankung verhindern soll. Das Unternehmen warb Anfang September eine Gründungsfinanzierung in ungenannter Höhe ein, deren Erlös es zur Weiterentwicklung der Pipelinekandidaten verwenden will. Bisher stammt das Geld von Stephan Fischer, CEO der MAB Discovery GmbH. Zwei weitere präklinische Antikörperkandidaten aus der Mab Discovery-Pipeline zielen auf Anwendungen in der Onkologie, Immunmodulation und bei

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32 I wirtschaft.

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werden, für den Konzeptbeweis würden 10 bis 15 Mio. Euro benötigt. +++ Im ersten Halbjahr 2020 konnte die börsennotierte Marinomed Biotech AG in Wien den Umsatz um 38% auf den Rekordwert von 2,28 Mio. Euro (1. Hj. 2019: 1,66 Mio. Euro) steigern. Sie rechnet auch für die zweite Jahreshälfte mit wachsenden Erlösen. +++

eigenen Aussagen über ein sicheres und hochwirksames Produkt gegen SARS-CoV-2, das bereits heute in mehr als 40 Ländern auf dem Markt ist. Um nicht nur im Nasen- und Rachenbereich wirksamen Schutz zu bieten, arbeitet das Unternehmen zusätzlich an der Entwicklung einer Inhalationslösung. Die Anleger reagieren positiv, der Aktienkurs steigt seither. +++ +++ Über

ein Lizenzabkommen mit Fosun Pharma hat die ­Polyphor AG die Vermarktung ihres Brustkrebsmedikamentes Balixafortide in China, gesichert. Im Rahmen der Vereinbarung wird Fosun Pharma Co. Ltd. die klinische Entwicklung und Vermarktung von Balixafortide bei metastasierendem

Bildnachweis: Gronk/Wikipedia CC BY-SA 3.0

akuten Entzündungen ab. Fischer hatte zuletzt betont, dass eine öffentliche Förderung von COVID-19-Therapien dringend erforderlich sei, da noch nicht klar sei, ob und wie nebenwirkungsarm entsprechende Vakzinekandidaten verabreicht werden können. Nach Informationen von ­|transkript.de kann die klinische Prüfung mit einem Investment von 6 Mio. Euro binnen zwölf Monaten erreicht

Grund dafür ist die sprunghaft gestiegene Nachfrage nach Medikamenten des Unternehmens im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Die gute Wirksamkeit von Carragelose® gegen SARS-CoV-2 wird nach Angaben des Unternehmens von immer mehr Studien belegt. So zeigten präklinische Daten aus Zellkulturtests, dass Carragelose eine deutliche, dosisabhängige Reduktion der Infektion von Zellen bewirkt. Mehrere unabhängige Studien bestätigten inzwischen diese Ergebnisse. Bei dem Wirkstoff handelt es sich um ein Sulfatpolymer aus roten Meeresalgen, das den GRASZulassungsstatus (Generally Recognized As Safe) der FDA in den USA erhielt. Mit Carragelose verfügt Marinomed nach

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Brustkrebs und möglicherweise anderen Krebsarten in China übernehmen, während Polyphor alle Rechte an dem Medikament außerhalb Chinas behält. Als Gegenleistung erhalten die Baseler eine Abschlagszahlung von 15 Mio. US-Dollar, sowie die üblichen, vom Erreichen von Entwicklungsmeilensteinen abhängigen F&E-Zahlungen sowie Verkaufsmeilensteine von bis zu 148 Mio. US-Dollar. Sollte der CXCR4-Antagonist die Marktzulassung erhalten, darf sich Polyphor über Verkaufsbeteiligungen freuen. Balixafortide wird derzeit in einer offenen Phase III-Studie (FORTRESS, POL6326-009) untersucht. Im Rahmen des FORTRESSStudie werden Wirksamkeit, Sicherheit und Verträglichkeit von intravenös verabreichtem

Balixafortide mit Erybulin versus Erybulin-Monotherapie in Patientinnen mit HER2-negativem, lokallezidivierendem oder metastasierendem Brustkrebs untersucht. +++ Die neugegründete Risikokapitalgesellschaft Pureos ­B ioventures mit Sitz in St. Peter Port auf der Kanalinsel Guernsey, hat ihren ersten Fonds BB Pureos Bioventures LP mit einem zugesagten Kapital von 157 Mio. CHF geschlossen. Pureos will ausschließlich in biopharmazeutische F&E-Unternehmen investieren, wobei der Schwerpunkt auf neuen Wegen wie etwa Zell- und Gentherapien liegen soll. Für seinen ersten Fonds will Pureos ein ausgewogenes Portfolio von 15 bis +++

20 Unternehmen mit Projekten in der präklinischen und klinischen Phase aufbauen. Zu den ersten Beteiligungen gehören die Baseler Alentis Therapeutics AG, AM-Pharma BV, Eyevensys SAS, Imcheck Therapeutics SAS, Lava Therapeutics BV, NovaGo Therapeutics AG (Schlieren) und Vico Therapeutics BV. Der Fonds ist Partner von BaseLaunch, einem Start-up-Accellerator in Basel, und zusammen mit Entrepreneurs-in-Residence arbeitet Pureos daran, herausragende Wissenschaft in jungen Unternehmen weiterzuentwickeln. Zu den Investoren des ersten Pureos-Fonds gehören strategische Partner wie Pharma- und Biotech-Unternehmen sowie ein großer Auftragshersteller, aber auch Family Offi-

ces, institutionelle Investoren und Dachfonds. +++ +++ Für

rund 80 Mio. Euro hat die schwedische Cellink AB Anfang September die deutsche Scienion AG übernommen. Die Hälfte zahlte das erst 2016 gegründete, börsennotierte Unternehmen in bar, die übrigen 40 Mio. Euro in jungen CellinkAktien. Scienion soll personell und rechtlich unverändert bestehen bleiben. Cellink verweist neben technologischen Synergien auch auf das profitable Geschäft von Scienion. +++

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Klinische Studien Verschiebung der Verhältnisse immundämpfender, CD25-positiver regulatorischer T-Zellen (Tregs) hin zu aktivierten, tumorbekämpfenden CD4- und CD8-positiven T-Zellen sowohl im Blut als auch im Tumor führt. Tregs verhindern den Angriff auf den Tumor, indem sie ein immunsupprimierendes Milieu im Tumorumfeld schaffen, das das Eindringen und die Aktivierung von CD8positiven T-Killerzellen unterbindet. Sinkt ihr Anteil im Tumorumfeld, können mehr T-Killerzellen in den Tumor einwandern, aktiviert werden und ihn eliminieren. Untermauert

Impfstoffproduktion bei Curevac

wird der Befund der Phase Ib-Studie durch ein Muster von Immunbotenstoffen, die als immunstimulierend gelten. Das Unternehmen geht auf Basis der Datenlage davon aus, dass sich ADCT-301 für Kombinationstherapien mit Checkpoint-Blockern eignet. Camidanlumab-Tesirin besteht aus einem von Genmab A/S lizenzierten monoklonalen Antikörper, der an CD25 bindet und über einen Linker an das dimere Zellgift Pyrrolobenzodiazepin (PBD) gekoppelt ist. +++ Die Tübinger Curevac N.V. hat eine erweiterte Phase IIa-Dosisfindungsstudie ihrer mRNA-COVID-19-Vakzine CVnCoV in Südamerika gestartet. Ziel ist es, insgesamt 690 gesunde Probanden in Peru und Panama zu rekrutieren. Beginnend mit einer Dosis von 6 µg werden aufsteigend die Sicherheit und Immunogenität in zwei Altersgruppen ermittelt: von 18 bis 60 Jahren und darüber. Die Probanden erhalten im Abstand von 28 Tagen zwei Dosen CVnCoV, in unterschiedlichen Dosisstär+++

Schweizer ADC Therapeutics SA hat vielversprechende Phase Ib-Daten ihres immunstimulierenden anti-CD25-AntikörperToxin-Konjugates (ADC) Camidanlumab Tesirine (ADCT-301, Cami) in soliden Tumoren vorgestellt. Auf dem virtuellen Kongress der Gesellschaft für Molekulare Onkologie (ESMO) präsentierte Daten von 41 Patienten einer laufenden Phase Ib-Dosisfindungsstudie deuten darauf hin, dass die Behandlung mit ADCT-301 zu einer klinisch relevanten +++ Die

ken. Parallel bereitet Curevac eine Phase IIb/III-Studie mit rund 30.000 Probanden vor, deren Beginn im vierten Quartal 2020 ansteht und baut seine Produktionskapazitäten aus. +++ +++

Als dritter deutscher Hersteller einer COVID-19-Vakzine hat die Dessauer IDT Biologika GmbH Anfang Oktober die Zulassung für klinische Phase I-Tests an gesunden 18- bis 55-Jährigen vom PaulEhrlich-Institut erhalten. Geprüft wird die Sicherheit zweier im Abstand von 28 Tagen verabreichter Impfdosen. Sind die Sicherheit und ausgelöste Immunantwort zufriedenstellend, will das Unternehmen noch in diesem Jahr mit Phase II-Studien beginnen. Im Gegensatz zu den mRNA-Impfstoffen der börsennotierten Biotech-Firmen Curevac N.V. (Phase II) und Biontech SE (Phase III) basiert die an der TU München entworfene MVA-SARS-2-S-Vakzine auf einem attenuierten MVA-Pockenvirusvektor, der Teile des Spikeproteins von SARS-CoV-2 exprimiert. Die Produktion MVA-basierter Impfstoff ist für die Dessauer Firma kein Neuland. Ein analoger Impfkandidat gegen das MERSCoronavirus wurde mit Geldern der Impfstoffallianz GAVI bereits bis zur Phase II entwickelt. Die deutsche Bundesregierung unterstützt bereits die Biontech SE und die Curevac N.V. mit 627 Mio. Euro eines 750 Mio. Euro-Förderpaketes für die Entwicklung und Vorproduktion der drei in Deutschland entwickelten Impfstoffkandidaten. +++ Die Mainzer Biontech SE und ihr globaler Vermarktungspartner Pfizer Inc. haben im September die Genehmigung des Paul-Ehrlich-Instituts für den deutschen Teil der global laufenden Phase II/III-Studie an 30.000 gesunden Probanden erhalten. In vorklinischen Challenge-Studien verhinderte die gegen das virale Spikeprotein gerichtete modRNA-Vakzine bei 100% der geimpften und anschließend mit SARS-CoV-2 infizierten Rhesusaffen eine Lungeninfektion. Im unteren Bereich der Atemwege und der Nase war drei Tage nach Infektion keine virale RNA mehr nachweisbar. In den Affen +++

Bildnachweis: Curevac N.V.

börsennotierte Inflarx N.V. mit Hauptsitz in Jena hat Mitte September den Beginn des Phase III-Teils einer kombinierten Phase-II/III-Studie mit ihrem antiKomplementfaktor C5a-Antikörper IFX-1 (INN: Vilobelimab) bei schwerer COVID-19induzierter Lungenentzündung bekanntgegeben. Der deutsche Teil der in Amsterdam gestarteten Studie wurde einige Tage nach dem Beginn der Rekrutierung vom PaulEhrlich-Institut genehmigt. In die 1:1 randomisierte, doppelblinde globale Studie, die den selektiv entzündungshemmenden C5a-Blocker gegen Placebo vergleicht, will Inflarx rund 360 früh intubierte, schwerkranke Patienten mit COVID-19-induzierter Lungenentzündung einschließen. Alle Patienten erhalten die intensivmedizinische Standardbehandlung. Verglichen wird die 28-TageGesamtmortalität in der Verum- und dieser Placebogruppe; zu den wichtigsten sekundären Endpunkten zählen die Beurteilung der Organunterstützung und die Verbesserung der Krankheit. Nach der Rekrutierung von 180 Patienten ist eine Zwischenanalyse geplant. In der vorangegangenen kleinen Phase II-Studie mit 30 Patienten konnte Inflarx zeigen, dass IFX-1, die Sterblichkeit in COVID-19-Patienten mit schwerer Lungenentzündung von 27% auf 13% senkte. Die Ergebnisse hat Lancet Rheumatology zur Veröffentlichung angenommen. Vilobelimab wird auch in einer Phase II-Studie zur Verhinderung von Gefäßentzündungen geprüft und hemmt selektiv Gewebeschäden, ohne aber die Bildung des für die Erregerabwehr wichtigen Membranangriffskomplexes C5b9 zu beeinträchtigen. +++ +++ Die


© Sahachatz/shutterstock.com

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SWISS BIOTECH DAY 2021

20 April 2021 Congress Center Basel The Swiss Biotech Day has become the leading biotechnology conference in Switzerland and is a fixed date in the community’s calendar. While the event could not take place this year due to the worldwide COVID-19 pandemic, we will bring the Swiss Biotech Day back on stage on 20 April 2021.

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Mark your calendar for the upcoming What you can expect in 2021: ... ONE BIOTECH CLUSTER face-to-face event on 20 April 2021. › Meet senior experts from the life science industry from across Europe Sign in on our website at www.swissbiotechday.ch › Exhibition throughout the day and stay updated on any news. › Delegations from various countries › Presentation of the Swiss Biotech Report › Swiss Biotech Success Stories Awards › Innovative biotech start-ups and medium-sized biotech companies › Thematically focused panel discussions › Pre-scheduled one-to-one partnering meetings “WHITE BIOTECHNOLOGY” sector is internationally visible. The project-specific WORKING GROUP

participating companies (most of them young and internationally less savvy) find a comprehensive partner

OfLeading course, will areadhere toop-all applicable and chemical we companies exploring the which is helping tohygiene put them in the publicsafety window. portunities that have been opened up by modern bio- The participating Life Science Regions are important regulations on site to enable a safe and successful event for everyone. technology, especially in the field of “white” or indusinternal carriers of the dynamics in the Biotech sectrial biotechnology. And they are also applying these technologies, wherever it makes sense. The SBA takes such initiatives seriously and has formed a working group specifically dedicated to white biotechnology. The Swiss Industrial Biocatalysis Consortium is an important partner in this effort. The group includes leading multinational companies that support white Media partners: as a pillar of economic growth. The biotechnology planned activities are in agreement with OECD strategies. In partnership with the Swiss Biotechnet (see pages 14/15) the SBA develops training programmes and useful support tools for the industry. It is of importance that the industry specifies its training needs so that the academic side can create tailor-made education. This strategy ensures that the industry gets the right workforce with the right education. The SBA profits

tor, thus enhancing the common understanding of the industry. This and more knowledge is brought into Europa Bio, the European Biotech Association, where the SBA is an active member.

Domenico Alexakis is Executive Director

SWISS BIOTECH...

...is an alliance of four leading Biotech regions of Switzerland (Bio Alps, BioPolo Ticino, Basel Area and Greater Zurich Area). They have combined efforts to streamline interests of the national biotech sector. The SWX Swiss Exchange holds a leading position in terms of lifescience listings and offers companies from that industry – be they located in Switzerland or abroad – access to an internationally recognised financial marketplace. The initiative was co-founded by the SBA which also manages Organized by: the executive office of Swiss Biotech.

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Klinische Studien induzierte BNT-162-b2 wie bereits zuvor in Mausmodellen neutralisierende Antikörper sowie eine starke Antigen-spezifische CD4+und CD8+-T-Zell-Antwort. Die Daten wurden auf dem Online-Preprint-Server bioRxiv vorpubliziert und bei einer begutachteten Fachzeitschrift zur Publikation eingereicht. Challenge-Studien an freiwilligen Probanden, die am Imperial College in London anlaufen, lehnt Biontech ab, solange es keine wirksame Therapie gibt, mit der COVID-19 behandelt werden kann. +++ +++

Die Baseler Roche AG hat Ende September explorative Zwei-Jahres-Wirksamkeitsdaten für Risdiplam bei 17 Kleinkindern mit spinaler Muskelatrophie vom Typ 1 (SMA) vorgestellt. Immerhin 88% der mit dem SMA-Spleißfaktor behandelten Säuglinge lebten noch und 59% benötigten keine permanente Beatmung und konnten mindestens fünf Sekunden lang ohne Unterstützung sitzen. Bei 24% der Säuglinge trat eine Lungenentzündung auf. Risdiplam soll die Produktion des Überlebensproteins der Motoneuronen (SMN) erhöhen und aufrechterhalten. +++ Die Ergebnisse einer Fallstudie hat die Wiener Apeiron Biologics AG Ende September in L ancet Respiratory Medicine +++

veröffentlicht. Im Rahmen der Behandlung einer COVID-19-Patientin mit schwerem Krankheitsverlauf mit dem rekombinanten Angiotensin-converting enzyme 2, APN01, zeigte sich sowohl eine schnelle Reduktion der Viruslast und entzündungsfördernder Botenstoffe als auch die Bildung hoher Titer neutralisierender Antikörper gegen das neue Coronavirus SARS-CoV-2. Die Behandlung ging nach Unternehmensangaben mit einer signifikanten klinischen Verbesserung einher. Den einmaligen Erfolg hofft das Unternehmen nun, in laufenden Phase II-Studien statistisch signifikant untermauern zu können. +++ Aus der von der Schweizer Santhera Pharmaceuticals Ltd. (Pratteln) seit Jahren vorbereiteten Indikationserweiterung des mit der Chiesi Group vermarketen LHONMedikamentes Raxone (Idebenone) wird nichts. Anfang Oktober meldete das Unternehmen überraschend den Abbruch der zulassungsrelevanten Phase III-Studie SIDEROS mit Idebenone plus Glukokortikoiden zur Behandlung von Patienten mit Duchenne-Muskeldystrophie (DMD) mit kritisch abnehmender Atemfunktion. Es sei unwahrscheinlich, dass der für den Nachweis der Wirksamkeit relevante primäre Endpunkt der Studie erreicht werde, hatte bei einer +++

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Zwischenanalyse ein unabhängiges Data and Safety Monitoring Board (DSMB) entdeckt. Das DSMB stellte indes keine neuen Sicherheitssignale fest. Die bisher bis Jahresende geplante Zulassung des kurzkettigen Benzochinons, das als Substrat für das Enzym NAD(P)H:Chinon-Oxidoreduktase dient und den mitochondrialen Elektronentransport der Atmungskette stimuliert, hätte den Schweizern, deren liquiden Mittel nur bis zum 1. Quartal 2021 ausreichen, durch den erwarteten Kurssprung eine Kapitalerhöhung ermöglicht. Nun kündigte das Unternehmen an, dass die Phase III-Studie abgebrochen und das Entwicklungsprogramm für Idebenone für DMD beendet werde. Zugleich wird umstrukturiert, um die Betriebskosten zu reduzieren. In der Indikation DMD wird man künftig auf den von ReveraGen lizenzierten Arzneikandidaten Vamorolon setzen. Zudem sollen die Pipeline-Programme Lonodestat für zystische Fibrose und andere Lungenkrankheiten sowie der gerade entdeckte Gentherapie-Ansatz für kongenitale Muskeldystrophie weiterverfolgt werden. CEO Dario Eklund sagte, Santhera werde sich nun darauf konzentrieren, den nächsten Meilenstein in der Vamorolonentwicklung zu erreichen: das Auslesen der 6-Monatsdaten der für das zweite Quartal 2021 geplanten VISION-DMD-Studie. +++


ADVERtORIAL. I 37

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Startup Labs am Vienna BioCenter Wien  Im Sommer 2020 öffneten in Wien die ersten Startup Labs am Vienna BioCenter. Damit beschleunigt die Wirtschaftsagentur Wien die Umsetzung neuer Geschäftsideen in der Biotechnologie.

Bildnachweis: LISAvienna/Baranek; Vienna Business Agency/Tircza Podzeit

Wien eröffnet kostengünstige, flexibel anmietbare Co-working Labs.

Wien zählt bei der Biotech-Gründungsdynamik zu den führenden Metropolen Europas. Exzellente akademische Ausbildung und Forschung, die Präsenz von Großunternehmen wie Boehringer Ingelheim, Octapharma, Pfizer und Takeda und weltweit anerkannte Kliniken sind nur einige Zutaten zum österreichischen Erfolgsrezept. Bewährte Förderprogramme wie PreSeed und Seedfinancing der Förderbank Austria Wirtschaftsservice, erfahrene Investment-Management-Teams auf Bundes- und Länder-Ebene und die Forschungsprämie in Höhe von 14% sind weitere Ingredienzien. Um Gründungsprojekte noch besser beim Durchstarten zu unterstützen, bietet die Wirtschaftsagentur Wien neue Co-working Labs an. Hotspot Vienna BioCenter Am Vienna BioCenter werden Ideen in unmittelbarer Nähe zu den Forschungskoryphäen am IMP, IMBA, GMI und den Max Perutz Labs erprobt. Dabei können die Start-ups über die Vienna Biocenter Core Facilities auf modernste technische Geräte zugreifen und von den Geschäfts-

strategien der Nachbarn lernen – darunter Apeiron, Hookipa, Lexogen, Thermo Fisher Scientific und Valneva. Die Nachfrage nach den Startup Labs ist enorm, zu den ersten Nutzern zählen: › › › › › › › › ›

a:head bio AG Ablevia biotech GmbH G.ST Antivirals GmbH Miti Biosystems GmbH MyeloPro Diagnostics and Research GmbH Pregenerate GmbH Proxygen GmbH THT Biomaterials GmbH QUANTRO Therapeutics GmbH

Diese Unternehmen verfolgen verschiedenste Strategien, um auf der Basis neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse die Entwicklung von Arzneimitteln und Antiinfektiva zu ermöglichen. Einerseits werden Screening-Plattformen für Dienstleistungsgeschäftsmodelle entwickelt, andererseits eigene Molekülkandidaten. Die Indikationen reichen von Arthritis und Autoimmunkrankheiten über Krebs und

Erkrankungen des Zentralnervensystems bis hin zu Virusinfektionen. Boehringer Ingelheim übernimmt für Proxygen übrigens für ein Jahr die Büro- und Labormiete und zeichnete das CeMM-Spin-off mit dem ersten europäischen BI Innovation Prize aus. Verantwortlich für die Startup Labs ist Philipp Hainzl. Er wurde von der ­Wirtschaftsagentur Wien im September 2020 auch zum neuen Geschäftsführer der Wiener Life Sciences Plattform LISAvienna ernannt. Gemeinsam mit Johannes Sarx, seit zehn Jahren im Auftrag der Austria Wirtschaftsservice in der LISAvienna Geschäftsführung vertreten, leitet er nun den Wiener Cluster. www.LISAvienna.at

Johannes Sarx und Philipp Hainzl


38 I Kapitalmarkt.

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evotec SE

ISIN: DE0005664809 Marktkapitalisierung: Jahresperformance:

26,0 25,5

3,6 Mrd. Euro 13,5% é

25,0 24,5 24,0 23,5 23,0 22,5 22,0 21,5 in %

14.7.2020

tradegate (EUR)

14.10.2020

Chr. Hansen Holding A/S

ISIN: DK0060227585 Marktkapitalisierung: Jahresperformance:

98

96

94

92

90

88

86 in %

15.7.2020

tradegate (EUR)

12.10.2020

bayer AG 64 62 60 58 56 54 52 50 48 46 44 14.7.2020

Tradegate (EUR)

14.10.2020

sartorius AG 380

44,1 Mrd. Euro -28,6% 

Als die Bayer AG vor gut zwei Jahren endgültig die Übernahme der US-amerikanischen Monsanto verkündete, stellte dieses Magazin die kritische Frage, ob es für einen Life-Sciences-Konzern eine gute Idee sei, ausgerechnet eine Firma zu kaufen, die sich in ihrer langen Geschichte stets mit harter Technik gegen Ökologie und Nachhaltigkeit gestemmt hat. Zwischenbilanz: Nach einem schwachen Ausblick rutschte der Kurs der Bayer-Aktie Mitte Oktober auf den tiefsten Stand seit 2011. •

ISIN: DE0007165631 Marktkapitalisierung: Jahresperformance:

390

11,6 mrd. Euro 25,7% é

Die Jennewein Biotechnologie GmbH wurde unlängst von dem dänischen Nahrungsmittelspezialisten Christian Hansen übernommen (siehe Bericht S. 18). Damit erloschen die Hoffnungen auf eine weitere Börsennotierung im deutschen Biotech-Sektor. Aktien von Chr. Hansen kann man aber kaufen: Das 138 Jahre alte Traditionsunternehmen kommt auf eine stolze Marktkapitalisierung von 11,6 Mrd. Euro. Wer vor fünf Jahren investierte, liegt heute rund 90% im Plus. •

ISIN: DE000BAY0017 Marktkapitalisierung: Jahresperformance:

66

in %

Normalerweise mögen Aktionäre Kapitalerhöhungen ohne Bezugsrecht überhaupt nicht. Bei Evotec war das diesmal anders: Der Einstieg des Staatsfonds von Abu Dhabi mit rund 5,6% der Anteile sorgte am Tag der Bekanntgabe für ein Kursplus von fast 5%. 200 Mio. Euro lassen sich die Araber das Investment kosten, weitere 50 Mio. Euro Kapitalplus kommen vom Bestandsaktionär Novo Holdings A/S, der sich seinen 11%-Anteil nicht verwässern lassen wollte. •

13,2 Mrd. Euro 137,5% é

370 360 350 340 330 320 310 300 in %

14.7.2020

tradegate (EUR)

14.10.2020

Wenn‘s läuft, läuft‘s. Die erfolgsverwöhnte Göttinger Sartorius AG meldete Mitte Oktober die Akquisition des kleinen slowenischen Aufreinigungsspezialisten BIA Separations. Für 360 Mio. Euro soll das 120 Mitarbeiter-Unternehmen, das 25 Mio. Euro Umsatz erwirtschaftet, übernommen und in die französische Tochter Sartorius Stedim Biotech eingegliedert werden. Vielleicht etwas teuer? Den Anlegern war das egal, der Kurs der Vorzugsaktien stieg auf ein Allzeithoch. •


Kapitalmarkt. I 39

|transkript 4.2020

offenes rennen Börsenkommentar. SARS-CoV-2, Corona und mögliche

(Spät-)Folgen haben nun alle Bereiche infiziert. Zwischenzeitlich werden das Virus und die Krankheitsverläufe immer besser verstanden, doch scheint das neue Coronavirus auch Nicht-Atemwegs-Organe zu befallen, mit bislang nichteinschätzbaren Konsequenzen. Neben der medikamentösen Behandlung wurde von Beginn an auf Impfstoffe gesetzt, um der Gesellschaft ein, wie auch immer definiertes, normales Leben zu ermöglichen. Und der Wirtschaft.

aufs Parkett legen, aber auch die Bewertung von Biontech hat sich seit dem Börsengang im Oktober 2019 mit einer Vervierfachung sehr gut entwickelt. So ist eine Art mRNA-Triumvirat an der US-Börse Nasdaq gelistet, jedoch zu deutlich unterschiedlichen Bewertungen (Moderna > Biontech >> Curevac). Es mag scheinen, als wäre das Rennen um die Zulassung für die anderen Firmen (z.B. Curevac, Novavax) gelaufen, doch sind die Effektivität und Dauer der Impfung bislang ungeklärt. Impfstoffe der zweiten Generation haben durchaus Marktchancen.

Ein Impfstoff „trainiert“ das Immunsystem und versetzt so den (menschlichen) Körper in die Lage, Der Startschuss für die Post-Corona-Zeit fällt erst spezifisch auf ein Pathogen (z. B. Virus) mittels Imnach der Zulassung einer Handvoll von Impfstoffen. munantwort zu reagieren. Unter der HerausfordeDiese müssen in ausreichenden Dosen hergestellt, rung, in kurzer Zeit einen wirksamen und sicheren steril abgefüllt, gekühlt gelagert und transportiert Impfstoff zu entwickeln, haben sich bislang wenige werden. Auftragsfertiger haben bereits im Vorfeld etablierte Verfahren auf Nukleinsäure-Basis als beMartin Schnee der Zulassung mit der Produktion begonnen und sonders interessant und schnell für diesen Zweck Analyst, zusätzliche Kapazitäten aufgebaut. Man geht daAlphavalue SA herauskristallisiert. Dies zeigt sich am Stand der von aus, dass mehr als 50% der Weltbevölkerung klinischen Entwicklung. Basierend auf der bahnbrezweimal den gleichen Impfstoff erhalten müssen. chenden Idee, mRNA-basierte Impfstoffe zu entwickeln (Initial: Curevac konnte durch den Besuch von Elon Musk (Tesla) die AufCurevac), befindet sich die Mainzer Biontech, als zweites Unter- merksamkeit auf sein patentiertes Produktionsverfahren lenken. nehmen nach AstraZeneca, seit Anfang Oktober im europäischen Jedoch ist es mit der Verfügbarkeit von Impfstoffen nicht getan. Zulassungsverfahren. Das US-Biotech-Unternehmen Moderna Glasgefäße, Spritzen und Nadeln werden ebenso benötigt wie Lodürfte bald mit der Einreichung bei der FDA folgen. Die Tübin- gistiklösungen (Kühlkette). So stehen aktuell Impfstoffentwickler ger Curevac konnte im Spätsommer einen Knaller-Börsengang besonders im Rampenlicht, doch auch andere Healthcare-Unter(beinahe Verdopplung des Ausgabekurses am ersten Handelstag) nehmen können an dieser Sonderkonjunktur partizipieren. • Das meinen Analysten

Bildnachweis: Alphavalue SA

BÖRSENTICKER Die US-amerikanische Analysefirma Jefferies hat das Kursziel für Qiagen von 41 auf 46 Euro angehoben, die Einstufung jedoch auf „Hold“ belassen. Analyst Peter Welford berücksichtigt jetzt vor allem die Umsätze von NeuMoDx unter der Annahme, dass das deutsche BiotechnologieUnternehmen wie geplant die restlichen 80% an dem USAnbieter von Testgeräten bis zum Jahresende übernehmen wird. Andere sind skeptischer: Warburg und Kepler Chevreux

prognostizieren beide 39 Euro, die DZ Bank 42 Euro. Die Credit Suisse hat die Einstufung für Roche vor Zahlen auf „Neutral“ mit einem Kursziel von 350 CHF belassen. Es werde aufschlussreich sein, in welchem Ausmaß der Pharmakonzern bei wichtigen Medikamenten wieder auf das Niveau vor der Corona-Krise gelangt sei, schreibt Analyst Matthew Weston. Die UBS erwartet 390 CHF, JPMorgan tippt auf 400 CHF.

Die Privatbank Berenberg hat die Analyse von Morphosys mit einem Kursziel von 140 Euro und „Buy“ wieder aufgenommen. Das neu zugelassene Blutkrebsmittel Monjuvi könnte breite Anwendung finden, meint Analyst Zhiqiang Shu. Barclays und Goldman Sachs sind neutral gestimmt und setzen ihre Kursziele jeweils bei 110 Euro. Nur wenige Analysten hierzulande bewerten die neuen deutschen Biotech-Stars an

der Nasdaq. Eine rühmliche Ausnahme ist die Berenberg Bank, die die Mainzer biontech SE nach einer Fachkonferenz auf „Buy“ mit einem Kursziel von 98 USDollar belassen hat. Ein Gespräch mit dem Management habe die positive Einschätzung zur Entwicklung eines Covid-19-Impfstoffs und zu den Fortschritten der breitgefächerten Pipeline für Onkologie und Infektionskrankheiten gestützt, hieß es in einer entsprechenden Studie.


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ADVERtORIAL. I 41

|transkript 4.2020

Erfolg durch Flexibilität CDMO  Die pharmazeutische Biotechnologie wurde zuletzt durch zwei Trends geprägt: Wachstum und Diversifizierung. Beide werden sich weiter fortsetzen. Welche Anforderungen stellt daher der Kunde und was sind die Stärken von Richter-Helm als CDMO, diese zu erfüllen?

Bildnachweis: Richter-Helm

Mit den etablierten Methoden der Biotechnologie können Arzneimittelwirkstoffe auf verschiedene Weise hergestellt werden. Neben der Kultivierung von Säugerzellen werden dafür mikrobielle Organismen (zum Beispiel Hefen oder Bakterien) genutzt. Die Expression in Säugerzellen ist meist auf die Herstellung monoklonaler Antikörper beschränkt. Im Gegensatz dazu bietet die mikrobielle Produktion unterschiedliche Produktklassen: therapeutische Proteine, teils in modifizierter Form, Peptide, unterschiedliche Varianten von Antikörpern, wie Antikörperfragmente, bakterielle Impfstoffe und Plasmid-DNA für wiederum unterschiedlichste Einsatzzwecke. An alle diese Produktklassen wird der Anspruch gestellt, dass ihre Produktion nach internationalen GMP-Standards er-

Operative Stärken von Richter-Helm

folgt. Dabei ist offenkundig, dass die spezifischen Anforderungen so vielschichtig ausfallen können wie die Produkte selbst. Für Lohnhersteller bedeutet dies, die nötigen Produktionsanlagen möglichst flexibel auszurichten. Neben der nötigen Flexibilität werden auch Anforderungen mit Blick auf technische und wissenschaftliche Expertise und natürlich die GMP-Standards gestellt. Richter-Helm erfüllt diese Anforderungen in höchstem Maße. Ein Projekt durchläuft vom Start bis zur Kommerzialisierung zahlreiche Stufen. Richter-Helm ist in der Lage, ein Projekt auf jeder dieser Stufen zu übernehmen. Der Einstieg kann zum Beispiel mit der initialen Klonierung in E.coli, der Stamm- oder Prozessentwicklung erfolgen. Aber auch ein Technologietransfer für späte klinische

Phasen oder nach der Zulassung ist als Startpunkt eines Projektes möglich. Die biotechnologischen Prozesse sowie die Analytik werden in Hamburg entwickelt und in zwei modernen Produktionsanlagen (in Bovenau und Hannover) umgesetzt. Die Stärken in der Entwicklung basieren dabei nicht nur auf modernen Geräten, sondern insbesondere auf der breit gefächerten Expertise und langjährigen Erfahrung der Mitarbeiter. In den Produktionsanlagen stehen Fermentervolumina von 10L bis 1.500L im GMP-Maßstab zur Verfügung. Damit können unterschiedlichste Prozessanforderungen erfüllt werden. Sonderanforderungen, zum Beispiel die kontinuierliche Zugabe von Methanol oder viele, schnell aufeinanderfolgende Fermentationen für bakterielle Impfstoffe können ebenfalls angeboten werden. Meist folgen auf die Fermentation weitere Prozessschritte, die im passenden Maßstab selbstverständlich mit der gleichen Sorgfalt und Expertise umgesetzt werden. Fazit: Richter-Helm kommt den individuellen Wünschen und Erwartungen seiner Kunden umfassend nach. Richter-Helm ist bekannt für seine einzigartige Kombination operativer Stärken aus Qualität, Flexibilität und Erfahrung. Dieses Dreieck ist zusammen mit den exzellenten Produktionsanlagen dabei die Grundlage für Richter-Helms ausgezeichnete Stellung. Kontakt Richter-Helm BioLogics GmbH & Co. KG Site Hamburg, Suhrenkamp 59 22335 Hamburg, Germany www.richter-helm.eu


42 I schlaglicht. BIO-europe

|transkript 4.2020

Lizenzen in PandemieZeiten Ungeahnte Aufmerksamkeit genießt die Biotech-Branche als Innovationszulieferer für Big Pharma im Zuge der Coronakrise. Die deutsche Umsetzung einer EU-Novelle, die Know-how-Abfluss verhindern soll, hebelt indes die Finanzierung von KMU komplett aus.

Noch nie waren die Augen der Öffentlichkeit so sehr auf die vergleichsweise kleine Branche gerichtet wie momentan. Politiker werden nicht müde, die von Kontaktbeschränkungen gestresste Bevölkerung mit der Hoffnung auf die baldige Zulassung eines COVID19-Impfstof fes Made by Biotech zu besänftigen – auch wenn Experten immer wieder klarstellen, dass unklar ist, wie lange und ob überhaupt eine

5,000

Umsatz (Mio. US-Dollar)

4,500 4,000 3,500 3,000 2,500 Szenario 1: Kontinuierliches Wachstum (insg. US-$45bn)

2,000

Szenario 2: Peak im Jahr 22–24 (insg. US-$44bn) zenario 3 (Basisfall): Peak und Minimalumsatz nach 2025 S (insg. US-$20bn

1,500 1,000 500 0

2020

2021

2022

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2033

Jahr

Umsatz (Mio. US-Dollar)

3,500 3,000

Gesamtumsatz

2,500

Umsatz Prophylaxe msatz Therapie U

2,000 1,500 1,000 500 0

2020

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2032

2033

Jahr

Verschiedene Szenarien für den Verkauf von prophylaktischen COV-19-Vakzinen (obere Grafik) und den Verkauf von rekombinanten therapeutischen Antikörpern (untere Grafik) zur Therapie bereits Infizierter und zur passiven Immunisierung von Hochrisikogruppen

Schutzwirkung zu beobachten sein wird. Als Folge des von den Medien aufgegriffenen Rennens um die erste wirksame SARS-CoV-2-Vakzine kam es zu unglaublichen Börsenbewertungen zum Beispiel der mRNA-VakzineEntwickler Moderna (Phase III: knapp 30 Mrd. US-Dollar), Biontech (Phase III: 20,5 Mrd. US-Dollar) und Curevac (Phase II: 10 Mrd. US-Dollar) und – zumindest in Europa – einer sträflichen Vernachlässigung der Finanzierung von Therapieansätzen (vgl. |transkript 03/2020, s. Bericht S. 22 und Interview S. 28). Die Mainzer Biontech, nach AstraZeneca das zweite Unternehmen, das bei der EU-Zulassungsbehörde EMA in Sachen Marktzulassung angeklopft hat (vgl. S. 34) hat gleich zwei Lizenzverträge in der Tasche: einen mit der chinesischen Fosun Pharma Co. Ltd und außerhalb Chinas mit Pharmagigant Pfizer Inc. Wenig Geld für Therapien Charakteristisch ist dagegen eine gewisse Zurückhaltung klassischer Biotech-Investoren und bei Big-Pharma-Einlizenzierungen von COVIDTherapien. Nicht etwa, weil es keinen Markt gibt: Rund 10 Mrd. US-Dollar potentiellen Umsatz stellen die Wall Street-Analysten Yaron Werber und Leo Ai von Cowen Inc allein rekombinanten Antikörpertherapien gegen das neue Coronavirus SARS-CoV-2 von 2021 bis 2033 in Aussicht – immerhin die Hälfte der möglichen Erlöse mit durch Staatsverträge bezahlte Vakzi-

Bildnachweis: Matthias Thoms, LUM Mündchen, © Sciencemag

Das gab es noch nie: An die Stelle des größten Partneringtreffens in Europa, Dealgesprächen am Rande der zahlreichen BIO-Europe-Partys, Standortwerbung und Vier-Augen-Gesprächen tritt im Corona-Jahr 2020 ein bereits im Frühjahr getestetes virtuelles MeetingFormat – pandemiebedingt. Und das in einem Jahr für die Biotech-Branche, das seinesgleichen sucht – ebenfalls pandemiebedingt:


schlaglicht. BIO-europe I 43

|transkript 4.2020

Bildnachweis: Armin Rohde/HZI

ne, für die es allerdings auch andere Szenarien gibt (vgl. Abb. S. 42). Sondern weil niemand weiß, ob der Therapiemarkt sich nicht plötzlich in Luft auflöst, zum Beispiel, falls eine der 44 derzeit klinisch getesteten Vakzine allen Unkenrufen zum Trotz tatsächlich zugelassen wird. „Atypisch“ nennt dagegen AtrivaCEO Dr. Rainer Lichtenberger die Investoren in COVID-19-Arzneien, wie ATR-02, den antiviralen und entzündungshemmenden MEK-Inhibitor des Unternehmens. Infolge der Investorenzurückhaltung behelfen sich Therapieentwicker, wie die bayerische Icano­mab GmbH (Anti-IL18-Corezeptor-Antikörper (IL-1R7) gegen Zytokinsturm) mit kleinen lokalen Finanzierungen oder Corat Therapeutics GmbH (rekombinanter Anti-S-Protein-Antikörper) mit Landesmitteln. Wenig Geld für Therapien Obgleich in den USA bereits die erste Zulassungsstudie für eine antivirale Therapie bzw. passive Immunisierung mittels rekombinanter monoklonaler Antikörper läuft – LY-CoV555 von Eli Lilly –, ist der Finanzierungskanal für entsprechende nicht-akademische Entwicklungen in Deutschland verstopft. Nicht einfacher wird die von Corat Therapeutics laut Geschäftsfüh-

Relikt aus der Vergangenheit: Get-together auf der BIO-Europe Spring 2017 in Barcelona

rer Thomas Schirrmann für das nächste Jahr angepeilte Lizenzierung oder Finanzierung durch die im Mai von der Bundesregierung in deutsches Recht gegossene FDI Screening Regulation 2019/452 der EU werden. Eigentlich will man damit strategisch wichtige Assets wie neuerdings die Biotechnologie vor dem Ausverkauf an außereuropäische Unternehmen schützen. Aber unter die Schutzregelung fallen selbst klassische Investoren in Unternehmen der DACH-Region wie etwa der auf Guernsey beheimatete Fondsanbieter BioMed Partners. Ob US-Lizenzpartner, Investor oder Fondsanteilsinhaber: Sie alle dürfen nicht mehr als 10% in die schützenswerten deutschen Biotech-KMU stecken. Das Ausstellen einer Unbedenklichkeitsprüfung durch

das Wirtschaftsministerium dauert indes mehrere Monate, in denen nicht weiterverhandelt werden darf. Das gilt nicht nur für schützenswerte IP im Zuge der COVID-19-Pandemie, sondern Europa wendet sich allgemein gegen den Ausverkauf des mühsam aufgebauten und geförderten Know-hows. Betroffen ist jedoch der Hauptexit-Ort für deutsche Biotech-Unternehmen, die USA. Wie Lizenzverträge, Übernahmen und Fondsf inanzierungen künf tig ablaufen, bestimmen also zumindest in Deutschland ganz maßgeblich bürokratische Regelungen, die Investoren auf Dauer abschrecken dürften. Einige Unternehmen, die sich nicht öffentlich äußern möchten, berichten bereits von abgeblasenen Finanzierungen (vgl. Seite 50). •


44 I schlaglicht. BIO-europe

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Schutzzertifikat widerrufen Der BGH hat den Widerruf des ergänzenden Schutzzertifikats für die Kombination aus Emtricitabin und Tenofovir Disoproxil bestätigt. Damit verliert Gilead endgültig den Schutz für sein HIV-Mittel Truvada®. von Dr. Derk Vos, Maiwald Patentanwalts- und Rechtsanwalts GmbH

Wirkstoffe – wie im vorliegenden Fall – lediglich als optionaler Bestandteil im Anspruch genannt und damit nicht notwendiger Bestandteil der Erfindung, kann dies bereits zum Versagen des Schutzes führen.

Dr. Derk Vos Maiwald Patentanwaltsund Rechtsanwalts GmbH

nicht explizit in den Ansprüchen genannt ist, notwendigerweise von der durch das Patent geschützten Erfindung erfasst sein. Zudem muss jeder der Wirkstoffe der Kombination im Lichte durch das Patent offengelegter Angaben identifizierbar sein. Ist zum Beispiel einer der

Markt für Generika offen Zuvor hatte Gilead versucht, die in den Markt eintretenden Generika durch einstweilige Verfügungen wieder aus dem Markt zu entfernen. Die Anträge auf einstweilige Verfügung wurden allesamt zurückgewiesen, da das zuständige Landgericht Zweifel am Rechtsbestand des Zertifikats hatte. Das Bundespatentgericht hatte nachfolgend die Einschätzung des Landgerichts zur Rechtsbeständigkeit des Schutzzertifikats bestätigt und geurteilt, dass die Kombination nicht als durch das Grundpatent geschützt anzusehen ist. BGH folgt Entscheidungen Der BGH hat nun das erstinstanzliche Urteil bestätigt (BGH X ZR 172/18) und das ergänzende Schutzzertifikat endgültig für nichtig erklärt. Damit folgt der BGH den Ansichten der britischen und auch zahlreicher anderer europäischer Gerichte. Die Anwendung der vom EuGH aufgestellten Kriterien auf den vorliegenden Fall führte (bisher) zu einer einheitlichen Beurteilung des Rechtsbestands dieses Zertifikats in zahlreichen Ländern der Europäischen Union. •

Bildnachweis: Mailwald Patentanwalts- und Rechtsanwalts GmbH/ jro-grafik/adobe.stock.com

Mittels ergänzender Schutzzertifikate können Patentinhaber den durch ein Patent gesicherten Schutz für ein zugelassenes Arzneimittel um bis zu fünf Jahre verlängern. Eine solche Verlängerung war Gilead Sciences Inc. durch ein Schutzzertifikat für die Kombination Tenfovir Disoproxil und Emtricitabin erteilt worden. Dabei hatte sich Gilead auf ein Grundpatent berufen, das Tenofovir Disoproxil beschrieb, aber den zweiten Wirkstoff Emtricitabin nicht explizit nannte. Dieser sollte durch einen „optionalen weiteren therapeutischen Bestandteil“ in den Ansprüchen erfasst sein. Die Kombination von Tenofovir Disoproxil und Emtricitabin ist neben weiteren Kombinationsarzneimitteln zur Behandlung von HIV unter anderem in Gileads Arzneimittel Truvada® enthalten. Der BGH bestätigte nun, dass das ergänzende Schutzzertifikat für die Kombination nichtig ist, da es nicht den Kriterien, die der Europäische Gerichtshof (EuGH) in seinem Urteil „Teva“ (C-121/17) aufgestellt hat, erfüllt. Der EuGH hatte sich zuvor mit dem parallelen Fall aus dem Vereinigten Königreich auseinandergesetzt und Kriterien für nicht explizit in den Ansprüchen des Grundpatents genannte Bestandteile für Kombinationen aufgestellt. Gemäß dem Urteil C-121/17 des EuGH müssen Kombinationserzeugnisse, bei denen mindestens einer der Wirkstoffe


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46 I schlaglicht. BIO-europe

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Unendliche Geschichte Der Patentstreit zwischen dem Broad Institute und der University of California, Berkeley, geht in die nächste Runde.

Am 7. Oktober 2020 bekamen Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna für ihre Entdeckung von CRISPR-Cas9 den Nobelpreis für Chemie. Mit dieser Vergabe ist jedoch keineswegs der seit Jahren an vielen Fronten schwelende Patentstreit zwischen dem Broad Institute („Broad“) einerseits und der Universität California Berkeley („UC Berkeley“) andererseits beigelegt. In Europa hatte im Januar 2020 die Beschwerdekammer des Europäischen Patentamts (EPA) im Rahmen eines Einspruchsverfahrens entschieden, dass eines der wichtigen Patente von Broad, EP2771468, den Zeitrang seiner Prioritätsanmeldung(en) nicht gültig beanspruchte, weshalb die beanspruchte Erfindung angesichts des Stands der Technik nicht mehr neu war. Diese Entscheidung, die möglicherweise Auswirkungen auf einige weitere europäische Patente derselben Familie haben könnte, kann nur noch unter ganz bestimmten Bedingungen im Wege ei-

Dr. markus engelhard Patentanwalt Boehmert & Boehmert

nes Antrags auf Überprüfung durch die Große Beschwerdekammer angefochten werden. Ob Broad diesen Weg beschreiten wird, bleibt abzuwarten. In den USA hat nun vor kurzem im Rahmen eines sogenannten Interference-Verfahrens (No. 106,115) das amerikanische Patent Trial and Appeal Board (PTAB) eine interessante

Zwischenentscheidung getrof fen. Amerikanische Interference-Verfahren dienen der Klärung der Frage, wer im Falle eines Streites zweier Erfinder der gleichen Erfindung diese Erfindung als erstes gemacht hat. In seiner Entscheidung kam das PTAB zu dem Ergebnis, dass, anders als vor dem EPA, der Prioritätsanspruch von Broad gültig sei, weshalb Broad den Status der zeitrangig älteren Partei habe. Das vorliegende InterferenceVerfahren ist das zweite solche Verfahren, nachdem ein erstes Verfahren zwischen den gleichen Parteien mit dem Ergebnis endete, dass keine „Interference“ vorliege. In vorliegenden Interference-Verfahren hatte Broad ferner beantragt, dieses Verfahren angesichts des Ausgangs des ersten Verfahrens zu beenden. Dem schloss sich das PTAB nicht an. Ferner hatte Broad beantragt, dass die in seinen Patentansprüchen verwendeten Begriffe breit zu interpretieren seien, was zur Folge gehabt hätte, dass einige Patentansprüche von UC Berkeley im Ergebnis dem Broad Institute zugesprochen würden. Auch diesem Punkt erteilte das PTAB eine Absage. Folge dieser jüngsten Entscheidung des PTAB ist, dass das Verfahren nun … weitergeht. Während Broad daraufhin in einer Pressemitteilung Vergleichsbereitschaft signalisierte, hat UC Berkeley ihre Zuversicht an einem für sie positiven Ausgang des Verfahrens geäußert. Mit einer Entscheidung ist nicht vor der zweiten Hälfte 2021 zu rechnen. •

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von Dr. Markus Engelhard, Patentanwalt, Boehmert & Boehmert


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Politik. I 49

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Politik · Neue Außenwirtschaftsverordnung: Todesstoß für Biotech-Sektor? · · NGOs präsentieren Pseudo-Nachweis für Genome Editing · · EIB startet Fonds für zirkuläre Bioökonomie · · Europaparlament ändert Ausschreibungsrichtlinien für Arzneimittel · · Bund lagert Milliarden von FFP2-Masken ·

Med-Cannabis

Eu-Kommission schiebt Regelung auf Die bis Ende des Jahres währende deutsche Ratspräsidentschaft sieht derzeit keinen politischen Handlungsbedarf bei medizinischem Cannabis. Aus Diplomatenkreisen hieß es Anfang Oktober, dass in diesem Jahr keine Gesetzesinitiative der durch die Corona-Pandemie ausgelasteten Europäischen Kommission zu erwarten sei. Derzeit haben nur Deutschland, Italien, Malta, die Niederlande und die Tschechische Republik Regelungen zum Umgang mit medizinischem Cannabis. .

1,3

Milliarden Impfdosen gegen SARS-CoV-2 könnte die Europäische Kommission für den Fall der EU-Zulassung von verschiedenen Herstellern anfordern, mit denen bis Anfang Oktober Sondierungsgespräche geführt oder Vorverträge festgezurrt wurden.

Ethikr at

SARS-COV-2

Immunitätspass noch nicht sinnvoll

BMBF fördert PCR-Schnelltest

Der deutsche Ethikrat hat sich gegen den Einsatz des von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn vorgeschlagenen Immunitätsausweis ausgesprochen. Solange es keine Gewissheit über die Dauer der Immunität nach einer Covid-19-Erkrankung gebe, seien der Pass und Direkttests für Verbraucher tabu, erklärten die Experten in einer 55 Seiten langen Stellungnahme. .

Mit 5 Mio. Euro fördert das Bundesforschungsministerium einen mobil einsetzbaren PCR-Schnelltest, der das Erbgut des neuen Coronavirus bereits nach 39 Minuten nachweist. Der Test von Bosch ist etwa so sensitiv (98%) wie der Antigentest der Lumira Ltd. (99,3%). Im Vergleich mit Lumiras Teststreifen ist der Durchsatz pro Analysegerät (10/80 mins) niedrig. .

Haushalt

Bundeskabinett löst Schuldenbremse Das Bundeskabinett hat die im Haushaltsentwurf 2021 vorgesehene Neuverschuldung von 96,2 Mrd. Euro durchgewunken. Die im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse soll 2022 wieder greifen. . COVID-19-Pandemie

Bundesregierung gibt Vakzine-order ab Die Bundesregierung hat zusammen mit den 26 weiteren EU-Mitgliedstaaten die Verantwortung für die Bevorratung potentieller COVID-19-Vakzine an die Europäische Kommission abgegeben. Ein gemeinsam mit Italien, den Niederlanden und Frankreich von der Bundesregierung geschlossener Vorvertrag über maximal 400 Millionen Impfdosen von AstraZenecas Kandidat AZD-1222 ging unter deutscher Ratspräsidentschaft an die Kommission. Diese hatte bis Redaktionsschluss die Gespräche mit Sanofi/ GlaxoSmithKline, Moderna, Biontech, Curevac und Johnson & Johnson sowie Novavax abgeschlossen. .


Tal des Todes nennen finanzschwache Biotech-KMUs den langen, kapitalintensiven Weg in der Medikamentenentwicklung, bis endlich genügend Daten für eine Partnerschaft, Finanzierungsrunde oder Übernahme gesammelt sind – hauptsächlich, weil nur wenige Unternehmen die Durststrecke finanziell überleben. Die im Juni 2020 in Kraft getretene 15. Novelle der Verordnung zum Außenwirtschaftsgesetz erschwert rund 90% der für die Entwicklung und Kooperation mit Pharmapartnern dringend benötigten Finanzierungen und Anschlussfinanzierungen, wie Risikokapitalgeber und Unternehmen zunehmend beklagen.


titel. I 51

schaden ohne not Eigentlich könnte der in Corona-Zeiten erstarkte deutsche BiotechSektor stolz sein. Wurde er doch durch die 15. Novelle der Außen­ wirtschaftsverordnung (AWV) als strategisch schützenswert geadelt. Doch sich mehrende Berichte über infolge der Verordnung abgesagte Finanzierungen lähmen die geschockten Innovatoren. von Thomas Gabrielczyk

Bildnachweis: Volkswagen

Bildnachweis:

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esser hät te es der deutsche Biotech-Sektor eigentlich nicht treffen können. Mit zwei von insgesamt drei führenden börsennotierten Entwicklern von mRNA-basierten COVID-19-Vakzinen – der Mainzer Biontech SE und der Tübinger Curevac AG – sowie einer beachtlichen Zahl therapeutisch vielversprechender Biologika in der Pipeline, waren die Augen der Öffentlichkeit noch nie so sehr auf die Biotech-Entwickler gerichtet wie im Zuge der Coronapandemie. Den Grund für die, auch im internationalen Vergleich hohe Dichte an wissenschaftlicher Exzellenz im Land kennt Dr. Dominik Schumacher, Ausgründer des ADC-Entwicklers Tubulis GmbH aus der LMU München: „Deutschlands Stärke ist die Förderung von hochinteressanten translationalen Projekten aus der akademischen Forschung. Das gibt es nirgendwo sonst auf der ganzen Welt.“ Wie alle Entwickler weiß Schumacher natürlich auch, dass Drug Development einen langen Atem braucht und hunderte von Millionen Euro bis zur Zulassungsreife kostet. „Danach kommt eine Lücke – das ist aber nichts Neues –, die von relativ wenigen Investoren geschlossen wird, und nur sehr wenige von ihnen kommen aus Deutschland“ , so Schumacher. Darunter sind auch die Family Offices der Strüngmann-Brüder und des

SAP-Mitgründers Dietmar Hopp, deren Finanzierungen maßgeblich dazu beigetragen haben, dass Biontech und Curevac das Tal des Todes in Sachen Finanzierung erfolgreich überwinden konnten. Normalerweise ist Risikokapital jedoch ein internationales Geschäft (vgl. Tabelle S. 55), und die VC-Gesellschaften zieht es dorthin, wo Investoren nicht doppelt Steuern zahlen müssen oder Firmenpleiten abschreiben können, zum Beispielauf die Kanalinseln Jersey oder Guernsey. böse überraschung Genau dort hat auch BioMed Partners – Leitinvestor bei Tubulis’ jüngster 10,7 Mio. Euro Serie-A-Finanzierung im Juli und auf Investitionen im deutschsprachigen Europa fokussiert –seinen Sitz. Das wäre Tubulis beinahe zum Verhängnis geworden. „Wir waren praktisch drei Wochen vor dem Abschluss der Finanzierungsrunde und dann kam das neue Gesetz “, so Michael Wacker, Partner bei BioMed Partners. Die Verträge mit den Co-Investoren Seventure Partners, Coparion, Bayern Kapital, Occident und dem High-Tech Gründerfonds waren fertig geschrieben. „Dann hieß es plötzlich, ihr dürft da nicht mehr als 10% investieren, weil ihr als nicht in der EU ansässiger Investor sonst eine Unbedenklichkeitsbescheinigung vom Bundeswirtschaftsministerium


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schaden ohne Not (BMWi) benötigt. Die dazu erforderliche Investitionsprüfung, so erfuhren wir, dauert zwei Monate.“ Zwei Monate, in denen nicht investiert werden darf, die Firma untätig auf das für die Projekt­ arbeit benötigte Geld warten muss und keine vertraulichen Informationen an die Investoren geben darf. Denn das wird strafrechtlich verfolgt. So steht es in der 15. Neuauflage der Außenwirtschaftsverordnung, die die im Oktober in Kraft getretene EU-FDI-Screening-Verordung (2019/482) in deutsches Recht umsetzt. FDI-Screening-Verordnung Schon im April hatten der BDI und andere Wirtschaftsverbände gewarnt, dass die Novelle der AWV und des Außenwirtschaftsgesetzes sich für Start-ups als Anti-Exit-Gesetz auswirken und den deutschen Gründungsmotor ins Stottern

bringen werde. Denn übertrifft die Beteiligung eines außereuropäischen Investors an einem Biotechnologie-Unternehmen die meldepflichtige Schwelle von 10% (vormals 25%), kann das BMWi die Investition schlimmstenfalls verbieten. Alleinige Voraussetzung ist, dass diese von der EU als schützenswert eingestufte Infrastrukturen, Güter und Schlüsseltechnologien betrifft. Das Screening muss noch nicht einmal mit einer konkreten Gefährdung, sondern nur mit einer möglichen Bedrohung von Schlüsselsektoren und -Ressourcen begründet werden. Darunter fällt laut EU-FDI-Screening-Verordnung auch die Biotechnologie. Bis März dieses Jahres waren aber nur Dual-Use-Anwendungen betroffen, also potentiell Biowaffen-relevante Anwendungen. Ende März trat dann aber die deutsche EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) in Brüssel entschlossen auf das Podium und präsentierte inmitten der noch jungen Corona-Pandemie unangekündigt neue Richtlinien für die 2019 verabschiedete EU-FDI-Screening-

EU-Rahmen für das FDI-Screening Kommision und EU-Mitgliedstaaten kooperieren bei Direktinvestitionen, die die Sicherheit der EU und deren öffentliche Ordnung beeinträchtigen könnten Andere Mitgliedstaaten • k önnen um zusätzliche Informationen bitten • können kommentieren Mitgliedstaat, in dem die Investition stattfindet • m uss auf Anfrage über die Invesition informieren • kann Feedback einholen • m uss benachrichten, wenn national gescreent wird

Mitgliedstaat, in dem die Investition stattfindet • m uss Stellungnahmen und Kommentare berücksichtigen • g enehmigt (mit Auflagen) oder verbietet die Investition Europäische Kommission • k ann um zusätzliche Informationen bitten • k ann Stellungnahmen veröffentlichen (nach Kommentar durch Mitgliedstaaten

Welche Art Information wird ausgetauscht? • Wer ist der Investor, wer die Zielfirma? • Wo und in welchem Sektor sind sie tätig? • W ie hoch ist der Umfang der Investition und wo kommt die Unterstützung her? • Wann findet die Transaktion statt?

Projekte/Programme mit EU-Interesse •D ie Verordnung führt diverse EU-geförderte Projekte(Programme auf, die für die Sicherheit und öffentliche Ordnung relevant sein könnten und welche besondere Aufmerksamkeit der Kommission erfordern. • Galileo, Horizon2020, Trans-europäische Netzwerke, das European Defence Industrial Development Programme, siehe 2020 update

Quelle: Europäische Kommision

Übliche Länge des Kommentierungsverfahrens: 35 Tage

Am 11. Oktober ist die FDI-Verordnung in Kraft getreten. Mit ihr werden Direktinvestitionen, bei denen ein nicht in der EU ansässiger Investor mehr als 10% Kontrolle über ein Unternehmen in strategisch sensiblen Bereichen wie Gesundheit übernimmt, genehmigungspflichtig und können verboten werden. Der Mitgliedstaat kann dann 35 Tage lang Stellung nehmen, danach hat das zuständige Ministerium einen weiteren Monat Zeit für die Entscheidung.

Verordung (2019/482): Mit den neuen Guidelines wolle man auch die in der Corona-Krise strategisch wichtigen Arzneimittel-, Diagnostik- und Medizintechnikentwickler vor Übernahmen schützen und so die Wertschöpfung in der EU halten, hieß es. Neuer Protektionismus „Wenn wir wollen, dass Europa so stark aus dieser Krise hervorgeht, wie wir in sie hineingegangen sind, dann müssen wir jetzt Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Wie in jeder Krise, wenn unsere industriellen und unternehmerischen Vermögenswerte unter Stress geraten können, müssen wir unsere Sicherheit und wirtschaftliche Souveränität schützen“, so die Kommissionspräsidentin. „Wir verfügen über die Instrumente, um mit dieser Situation nach europäischem und nationalem Recht umzugehen, und ich möchte die Mitgliedstaaten auffordern, sie voll auszuschöpfen. Die EU ist und bleibt ein offener Markt für ausländische Direktinvestitionen. Aber diese Offenheit ist nicht bedingungslos“, ergänzte von der Leyen. EU-Handelskommissar Phil Hogan sekundierte: Ab sofort wolle die Kommission wissen, „wer investiert und zu welchem Zweck“ (vgl. Abbildung links). Er forderte von den EU-Mitgliedstaaten, den Rechtsrahmen zu nutzen, „um einen Ausverkauf strategischer EU-Aktiva in der gegenwärtigen Krise zu verhindern“. Als einer der ersten 14 EU-Staaten, die bereits ein Investitionsscreening etabliert hatten, setzte die Bundesregierung von der Leyens neue Leitlinien um. Finanzierungs-Blockade Ob die Gerüchte über das Interesse der US-Regierung an der damals noch nicht börsennotierten Curevac AG eine Rolle bei von der Leyens Vorstoß gespielt haben, ist nicht bekannt, obgleich aufgrund der zeitlichen Nähe plausibel. Die Folgen der deutschen Regelungen sind laut Tubulis-CEO Schumacher „wie eine Bombe“ in der Branche eingeschlagen, wenngleich es noch viele Unternehmen und Investoren gebe, die nicht davon wissen (vgl. Kommentar). „Der Hintergrund der Regelung ist zwar nachvollziehbar“,


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Kommentar

Biotech-Investment Lockdown

Bildnachweis: Wellingron Partners

Am 15. März erschien ein Artikel in der Biotechnologie-Unternehmen nunmehr der Welt: „Donald Trump greift nach deutscher Zustimmung des BMWi unterliegen. Auch Impfstoff-Firma Curevac“. Am 25. März verNachfinanzierungen bei existierenden öffentlichte die Europäische Kommission die Portfoliounternehmen unterliegen dieser „Guidance to the Member States concerning Zustimmungspflicht. foreign direct investment and free movement Ein Antrag auf Zustimmung kann beim of capital from third countries, and the proBMWi nur durch den Investor gestellt wertection of Europe’s strategic assets, ahead of den und erst dann, wenn die Struktur der the application of Regulation (EU) 2019/452 Beteiligung bereits geklärt ist. Die Prüfung Dr. Rainer (FDI Screening Regulation)”. Am 25. Mai trat durch das BMWi dauert ab Antragstellung Strohmenger die vom Bundesministerium für Wirtschaft bis zu zwei Monate, bei Initiative des BMWi Managing Partner, Wellington Partners und Energie (BMWi) vorgelegte und vom vier Monate oder länger. Während dieser Venture Capital, München Bundeskabinett beschlossene 15. Novelle der Zeit darf der Investor keinerlei vertrauliche Verordnung zum Außenwirtschaftsgesetz Informationen mehr vom Zielunternehmen (AWV) in Kraft. erhalten, also zum Beispiel auch keine Due Seither unterliegt jede Beteiligung eines EU-fremden Erwer- Diligence durchführen. bers in Höhe von 10% oder mehr an einem deutschen UnterEine Antragstellung durch ein Biotechnologieunternehmen nehmen, das für die „… gesundheitliche(n) Versorgung der auf Unbedenklichkeitsbescheinigung gemäß AWV vor Beginn Bevölkerung wesentliche Arzneimittel … einschließlich deren einer Finanzierungsrunde ist nicht möglich. Ebenso können Ausgangs- und Wirkstoffe, entwickelt, herstellt oder in Verkehr Venture Capital-Fonds keine generelle Unbedenklichkeitsbringt…“ (AWV §55(1)9.), der Zustimmung des BMWi. Aufgrund bescheinigung für ihre Investitionstätigkeit in Deutschland der breiten Formulierung ist die Mehrzahl aller deutschen beantragen. Biotechnologie-Unternehmen betroffen. Gemäß AWV §55(1)10. Der Gesetzgeber hat damit eine neue, extrem hinderliche und 11. gilt diese Zustimmungspflicht auch für Entwickler von bürokratische Hürde für die Kapitaleinwerbung von deutschen Diagnostika und medizintechnischen Geräten mit Anwendung Biotechnologieunternehmen geschaffen. Speziell diejenigen im Bereich schwerer Infektionskrankheiten. Unternehmen werden von der Kapitalzufuhr abgeschnitten, Als unionsfremd gilt auch ein in der EU ansässiger Erwer- die aufgrund ihrer Bedeutung für Deutschland und die EU vor ber, wenn ein unionsfremder Investor daran einen Anteil von dem Zugriff durch unionsfremde Erwerber geschützt werden 10% oder mehr hält (AWV §56(3)). Dies gilt vermutlich für sollten. Aber auch die Finanzierungs- und Exitaktivitäten aldie überwiegende Mehrzahl der in der EU tätigen privaten ler anderen Biotech-Unternehmen werden unnötigerweise Venture-Capital-Investoren, deren Beteiligungen an deutschen erheblich erschwert. Insgesamt leidet die Attraktivität des Life-

so Schumacher. Man müsse aber auch im Blick behalten, dass die Biotech-Branche nicht traditionell aus Deutschland heraus finanziert worden sei. „Investitionen, die bisher eine Wertschöpfung und Arbeitsplätze in Deutschland geschaffen haben, wird durch die neuen Regelungen ein signifikanter Riegel vorgeschoben. Das macht es für uns Unternehmer ungleich schwieriger, überlebenswichtige Finanzierungen hierzulande zu sichern, obgleich wir etwas in Form von Wert-

schöpfung zurückgeben möchten.“ Noch deutlicher wird Investor Wacker: „Das geht einfach nicht! Bei der Verordnung wurde nicht an die Biotech-Unternehmen und ihre Bedürfnisse gedacht. Wir konnten die Tubulis-Finanzierung nur ermöglichen, weil wir als Biomed Partners unsere Investition angepasst haben und so keine Unbedenklichkeitsbescheinigung nötig war und schlussendlich die Verträge nicht neu verhandelt werden mussten. Aus Investorensicht ist es mit

diesen neuen Regeln jetzt wesentlich lukrativer, ein Unternehmen wie die Tubulis in der Schweiz zu finanzieren als in Deutschland. Dies kann nicht im Interesse des deutschen Biotech-Sektors sein.” Auch für Folgefinanzierungen, die immer wieder eine neue Genehmigung im Rahmen der im Außenwirtschaftsgesetz vorgesehenen Einzelfallprüfung anstelle der einmaligen Überprüfung des Investors erfordern, ahnt Wacker nichts Gutes: „Ich frage mich, ob wir für die im


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schaden ohne Not nächsten Jahr anstehende Folgefinanzierung von 20 bis 30 Mio. Euro überhaupt noch Investoren aus den USA gewinnen können.“ Sektor geschockt Aus der Branche hört man Sätze wie „Das alles wäre doch unnötig, wenn die Rahmenbedingungen und Finanzierungsmöglichkeiten es uns erlauben würden, Innovationen am Standort D zur Marktreife entwickeln zu können – nicht nur in China und den USA“. Von Dr. Rainer Strohmenger, Managing Partner der deutschen Beteiligungsgesellschaft Wellington Partners, erfuhr |transkript, dass erste Finanzierungen bereits abgesagt wurden (vgl. Kommentar), vielen Investoren sei die Tragweite des Problems aber noch gar nicht bewusst. Denn es gehe bei dem Screening mitnichten nur um Übernahmen, sondern auch um ganz normale Fondsfinanzierungen. Da die Neuregelung geschätzt 90% aller Finanzierungen deutscher Unternehmen über Risikokapitalfonds betreffen, führen sie laut Strohmenger – wenngleich gut gemeint – unweigerlich zu einem Biotech-Finanzierungs-Lock-Down in Deutschland. „Alles was Investoren abschreckt, ist für uns unerträglich“, räumt auch Dr. Viola Bronsema ein, Geschäftsführerin des unabhängigen Biotech-IndustrieVerbandes BIO Deutschland, „denn wir sind auf die Investoren aus dem Ausland angewiesen. Andererseits weisen wir schon seit Längerem darauf hin, dass der Ausverkauf von vielversprechenden Biotech-Unternehmen ins Ausland problematisch für unseren Standort ist. Zum einen weil die Technologie systemrelevant ist, wie jetzt bei den Corona-Impfstoffen, und IP verlorengeht, zum anderen weil wertvolle, hochqualifizierte Arbeitsplätze abwandern. Daher können wir die Absicht bei den Änderungen der Außenwirtschaftsverordnung nachvollziehen,“ so Bronsema.

Mario BRandenburg FDP-Bundestagsfraktion, Sprecher für Technologie

„Die Zusammenarbeit der Unternehmen mit außereuropäischen Unternehmen ist zum Teil eine Reaktion darauf, dass die Regierung einem dynamischen Kapital­ markt für Biotech im Weg steht. Vorschläge aus der Branche und auch aus der FDP-Fraktion wurden nicht aufgegriffen. Jetzt trocknet die Große Koalition auch den verbleibenden Zulauf für Kapital noch aus. Ich erwarte, dass Deutschland sich stattdessen in dieser Legislatur einen Ruck gibt, um im Rahmen der Ratspräsidentschaft Maßnahmen für ein vitales europäisches Investitionsumfeld […] zu ergreifen. So stärken wir das Investitionsumfeld auch in unserem Land und es gibt weniger Gründe für die Abwanderung! “

Investoren unverzichtbar Kein Verständnis zeigt indes der Sprecher der FDP für Technologie, Mario Brandenburg. Das Problem sei hausgemacht „Die FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag hat mehrfach Vorschläge vorgelegt, etwa für mehr Austausch zwischen Forschung und Wirtschaft im Rahmen einer dreijährigen Gründerzeit. Und mit einem Dachfonds für Wagniskapital öffnen wir privaten und institutionellen Investoren einen Weg in den Kapitalmarkt und beleben das Investitionssystem für innovative Biotech-Unternehmen insgesamt,“ so Brandenburg gegenüber |transkript. Ähnliches wünscht sich die BIO Deutschland in Form sogenannter Kapitalsammelstellen. Mit dem Investitionsscreening à la AWV erweist sich Deutschland dagegen ausgerechnet in Zeiten der Corona­ pandemie einen Bärendienst. „In Benelux oder der Schweiz gibt es nichts Vergleichbares – so eine Regelung gibt es nur in Deutschland“, erklärt Wacker. Während das EU-FDI-Screening weitgehend auf Übernahmen abzielt, hat man hier als einziges Land in der EU auch die Fondsfinanzierung in das Screening einbezogen. Weitgehend analog zur deutschen Regelung ist das im Juli in Österreich in Kraft getretene Investitionskontrollgesetz, mit dem erstmals auch Investitionen in Arzneimittel- und Diagnostikentwickler und -zulieferer geprüft werden. Serie A-Finanzierungen werden dennoch möglich sein, denn Start-up-Unternehmen, mit weniger als 10 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von weniger als 2 Mio. Euro sind von der Regelung freigestellt. Noch schneller als Deutschland war nur Spanien in der Umsetzung: Bereits seit 17. und 31. März sind dort zwei Regelungen in Kraft, nach denen nicht-europäische Investoren eine Genehmigung für jeden Erwerb von mehr als 10% des Aktienkapitals eines Unternehmens in strategischen Sektoren

Bildnachweis: Apeioron Biologics AG

Schon jetzt stammen rund 50% der Biotech-Investitionen aus der Staatskasse, schätzt Strohmenger.


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wie Datenverarbeitung, Energie oder Transport benötigen. Keine Gegenwehr Auch Italien hat seinen Mechanismus zur Kontrolle der ausländischen Direktinvestitionen am 8. April 2020 („Decreto Liquidità“) verschärft und will auch kritische Infrastrukturen im Gesundheitswesen und potentielle Dual-Use-Biotech-Anwendungen vor außereuropäischer Übernahme schützen. Investitionen von mehr als 1 Mio. Euro, bei denen der Investor mehr als 10% der Stimmanteile erwirbt, werden überprüft. Frankreich hat am 1. April ebenfalls die Prüfgrenze auf 10% der Anteile an börsennotierten Unternehmen herabgesetzt. Allerdings ist die Regelung bis zum 31.12. 2020 befristet. In Deutschland fordert der BDI, den Eingriff in Privateigentum und Vertragsfreiheit zu minimieren und das Vollzugsverbot für Investitionen „sachlich und zeitlich eng zu begrenzen“. Auch

sollten nicht Sektoren erfasst werden, die lediglich aus industriepolitischen Überlegungen heraus als schützenswert erachtet werden, wie die Biotechnologie, KI oder Robotik. Doch noch regt sich in der Branche kein Widerstand gegen die lähmende Ministerialbürokratie: „In anderen Sektoren hätte es einen Shitstorm gegeben, aber die Biotechnologen sind halt leidensfähig“, heißt es in Investorenkreisen. Ministerien suchen Lösung Aus dem BMWi hieß es gerade noch rechtzeitig vor Druck dieser |transkript-Ausgabe: „Die 15. Novelle der Außenwirtschaftsverordnung ist vor dem Hintergrund einer weltweiten Pandemie verabschiedet worden. Dies hat das Bewusstsein für die Bedeutung und Sensibilität von Unternehmen im Gesundheitsbereich geschärft. Anhand einzelner, im Rahmen der Investitionsprüfung bekanntgewordener Fälle wurde deutlich, dass Deutschland

Bildnachweis: EY Report 2019

Die größten Investitionen von Risikokapitalgebern in deutsche Biotechnologie-Unternehmen im Jahr 2019. Quelle: EY Report 2020 Unternehmen

Volumen

Investoren

Biontech SE

290,3 Mio. Euro

Fidelity Management & Research Company (USA), Redmile Group (USA), Invus (USA) , MiraeAsset Financial Group (Südkorea), Platinum Asset Management (Australien), Jebsen Capital (Hong Kong), Steam Athena Capital (Hong Kong), BVCF Management (China), Strüngmann Family Office (Deutschland)

ATAI Life Sciences

35 Mio. Euro

Subversive Capital (USA), Apeiron Investment Group (Malta), Bail Capital (USA), QC Ventures (Austria), Efrem Kamen (USA)

Breakpoint Therapeutics

30 Mio. Euro

Medicxi (GB), Taiho Ventures (Japan), Evotec (Deutschland)

Immunic

26,7 Mio. Euro

LSP (Deutschland), Omega Funds (USA), Fund+ (Belgien), LifeCare Partners (Schweiz), Bayern Kapital, HTGF, IBG Beteiligungsgesellschaft Sachsen-Anhalt (Deutschland)

GNA Biosolutions

12,1 Mio. Euro

KfW, Bayern Kapital, b-to-v Partners, SHS Gesellschaft für Beteiligungsmanagement, Robert Bosch Venture Capital, UVC Partners, Mey Capital Matrix (alle Deutschland), GreyBird Ventures (USA), Occident Group (Schweiz)

MODAG

12 Mio. Euro

Massa Investment Group (USA)

Abalos Therapeutics

12 Mio. Euro,

Boehringer Ingelheim Venture Fund, Gründerfonds Ruhr, NRW.BANK, HTGF (alle Deutschland)

vasopharm

9,5 Mio. Euro

HeidelbergCapital Asset Management, EF Investments, Bayern Kapital, Future Capital, Creathor Ventures (alle Deutschland), Ringtons Holdings (GB)

Tacalyx

7 Mio. Euro

Boehringer Ingelheim Venture Fund, Kurma Partners (Frankreich), Idinvest Partners, HTGF, coparion, Creathor Ventures (Deutschland)

bei dem Verkauf wichtiger Biotech-Unternehmen ins Ausland seine eigenen Versorgungs- und Sicherheitsinteressen nicht außer Acht lassen darf. Gerade in einer Pandemie, bei der viele geltende Regeln außer Kraft gesetzt sind, muss die Bundesregierung sicherstellen, dass ihre Bevölkerung ausreichend geschützt ist und mit notwendigen Medikamenten und Medizinprodukten versorgt wird.“ Pressereferent Korbinian Wagner erklärte: „Aufgabe der Investitionsprüfung ist es, einen Erwerb durch ausländische Investoren auf Gefahren für die öffentliche Ordnung oder Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland zu überprüfen. Im ersten Schritt ist dafür eine Frist von bis zu zwei Monaten vorgesehen. Nur wenn die fachlich betroffenen Bundesressorts innerhalb dieser Frist Bedenken geltend machen, erfolgt eine längere, vertiefte Prüfung des Erwerbsvorgangs. Bisher ist es in einer Vielzahl der Fälle, die aufgrund der 15. AWV-Novelle einer Investitionsprüfung unterzogen wurden, zu einem Abschluss des Verfahrens innerhalb der ersten Prüfphase von zwei Monaten gekommen – häufig wurde diese Frist weit unterschritten. Nur in Ausnahmefällen kam es zu einer längeren Prüfung. Den Unternehmen steht es zudem immer frei, den Erwerb bis zu der geltenden Prüfschwelle von <10 % auch vor dem Abschluss der Prüfung zu vollziehen. Dies könnte zumindest dazu führen, dass ein Teil des benötigten Kapitals sofort fließen kann. Dieses Vorgehen ist zum Beispiel im Bereich der Finanzierung von Fintech-Start-ups üblich, bei denen die Investoren oftmals eine umfangreiche Überprüfung durch die BaFin durchlaufen müssen. Für das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie ist ein wichtiges Anliegen, die Innovationskraft deutscher Start-ups zu unterstützen. Das Problem der zeitkritischen Finanzierungsrunden bei Startups im Bereich der Biotechnologie wurde bereits mehrfach an das BMWi herangetragen. Wir haben daher die Thematik mit dem fachlich zuständigen Bundesministerium für Gesundheit aufgenommen, um uns über Lösungsmöglichkeiten auszutauschen.“ •


56 I Politik.

BMBF. Mit Informationen zum Nutzen der Spende medizinischer Daten für die Forschung in Kliniken und Unternehmen will das Bundesforschungsministerium den Anfang Oktober gestarteten Aktionsplan Forschungsdaten begleiten. Der Datenzugriff ist wichtig für Anwendungen der digitalisierten Medizin. COVID-19.  Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat ohne Ausschreibungsverfahren einen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag für die Maskenbeschaffung an das Unternehmen Fiege aus seinem Wahlkreis vergeben. Dies geht aus der Antwort des Ministeriums auf eine Kleine Anfrage der FDP hervor. EU.  Der European Circular Bioeconomy Fund ist Anfang Oktober mit 82 Mio. Euro gestartet. Der Kapitalbeteiligungsfonds der Europäischen Investitionsbank will 250 Mio. Euro für Firmen in der Wachstums­phase bereitstellen. Europa.  Das Europaparlament will die Ausschreibungskriterien für die Arzneimittelbeschaffung ändern, um künftig Arzneimittelengpässen entgegenzuwirken. Neben dem Preis sollen die Kostenträger auch die Zahl europäischer Produktionsstätten bei der Beschaffung der Wirkstoffe berücksichtigen müssen. Demenz.  Zusammen mit 57 Verbänden hat die Bundesregierung Ende September die Nationale Demenzstrategie gestartet. Im Zentrum der Strategie stehen die Information der Öffentlichkeit, aber auch die Etablierung validierter ScreeningVerfahren im Krankenhaus. Pandemie.  In Deutschland wurden nach Angaben des Bun­des­ge­sund­heits­ mi­nis­ter­iums (BMG) Ende September gut 1,2 Milliarden OP- und FFP2-Masken gelagert. Das geht aus der Antwort des Ministeriums auf eine Anfrage der FDPBundestagsfraktion hervor.

Genome Editing

Pseudotests schaffen keine Transparenz Die eigene Glaubwürdigkeit haben Gentechnikskeptiker durch die Meldung eines Durchbruches beim Nachweis „illegaler neuer Gentechnik“ beschädigt. Mitte September verlauteten Greenpeace, der für die kostenpflichtige Vergabe des „Ohne GentechnikSiegels zuständige Verein VLOG e.V. und die Handelskette SPAR Österreich, „das weltweit erste Open-Source-Nachweisverfahren für Pflanzen, die mittels Gen-Editing mutagenisiert wurden“, entwickelt zu haben. Nie mehr Schummelei? „Die neue Nachweismethode ist ein Meilenstein für den Schutz von Verbrauchern, Lebensmittelproduktion und Landwirtschaft in der EU“ erklärte VLOG-Geschäftsführer Alexander Hissting. „Die Behörden haben nun die Möglichkeit, neue, nicht zugelassene gentechnisch veränderte Pflanzen auch tatsächlich als solche zu identifizieren. Dies erlaubt es Herstellern und Vermarktern auf allen Ebenen […] ihre Lieferketten von diesen neuartigen gentechnischen Organismen freizuhalten und somit die wachsende Nachfrage […] nach gentechnikfreien Lebensmitteln auch langfristig zu erfüllen. Wir haben diesen Test entwickelt, weil die Behörden es versäumt haben“, verkündete der in Sachen PR sattelfeste Ex-Greenpeace-Campaigner. Einer Rechtsauslegung des Europäischen Gerichtshofes aus dem Jahr 2018 zufolge fallen Produkte, die durch biologisch-gentechnische Mutageneseverfahren wie Genome-Editing- oder Oligonucleotide-directed mutagenesis(ODM) Verfahren erzeugt werden, im Gegensatz zu chemisch-radiologischen Mutageneseverfahren unter die Kennzeichnungs-, Nachweis- und Zulassungspflicht der EU-Freisetzungsrichtlinie 2001/18. Die Ungleichbehandlung der Verfahren ermöglicht den Erzeu-

gern von Bio-Produkten den für deren Zertifizierung erforderlichen Nachweis der Gentechnikfreiheit. BVL bisher erfolglos Die Behauptung, der von der US-Firma Somatogenics Inc. im Auftrag von VLOG & Co. entwickelte PCR-Test erfülle alle europäischen Kriterien für Nachweismethoden für gentechnisch veränderte Organismen stellte die zuständige Bundesbehörde BVL rasch mittels einer Fachinformation richtig. Anders als von den Auf traggebern behauptet, sei der in Foods veröffentlichte Test, der zwei Punktmutationen im AHAS1C-Gen des mutagenisierten Raps SU Canola der Firma Cibus Inc. nachweist, nicht in der Lage, gerichtsfest zu unterscheiden, ob die Punktmutationen durch das von Cibus eingesetzte Mutagenisierungsverfahren ODM (oligonucleotide-directed mutagenesis) oder durch chemischphysikalische Mutagenese zustande gekommen sei, korrigierte der BVL. Peinliches Detail: der analysierte Raps war Recherchen des BVL zufolge nicht einmal genomeditiert, wie in der Publikation dargestellt, sondern durch konventionelle Mutagenese erzeugt. Das BVL meldete, als zuständiges GVO-Referenzlabor arbeite es bereits an Methoden, die gerichtsfeste Tests ermöglichen. Bisher erfolglose Versuche sollen nun in einem neuen Förderprogramm des Bundes zusammen mit Partnern untersucht werden. .

SU-Raps von Cibus

Bildnachweis:Cibus Inc

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laborwelt. Diagnostik I 57

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· Diagnostik · · Intro: Pandemie befügelt Diagnostik · · Interview: Viktor Matyas, Aignostics GmbH · · Die Path-Biobank für Brustkrebs · · Expertenkommentar: COVID-19-Diagnostika · · Grüne Kunststoffe im Labor · · Kurma startet Fonds für innovative Diagnostik ·

Hepatitis

Screening voraus Derzeit prüft der Gemeinsame Bundes­ ausschuss die Aufnahme eines Hepatitis B- und C-Screenings in das Vorsorgepro­ gramm der gesetzlichen Krankenkassen. Ein aktueller Entwurf sieht vor, dass allen gesetzlich Versicherten, die älter als 35 Jah­ re sind, einmalig ein Test auf Hepatitis B und C angeboten wird. Nach Auffassung der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterolo­ gie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankhei­ ten ist die Einführung eines Screenings auf Hepatitis C ein wichtiger Schritt, um mehr Menschen eine rechtzeitige Diagnose und Therapie zu ermöglichen. Ein Großteil der Infizierten wisse nichts davon. Im Spätstadi­ um sei eine Heilung indes unmöglich. . Mikroplastik

kunststoff essen Frisch im Oktober gestartet ist das Projekt PlasMark. Bei dem mit 4,5 Mio. Euro vom Bundesforschungsministerium geförder­ ten interdisziplinären Projekt geht es da­ rum, die Auswirkungen von Mikroplastik im Körper zu untersuchen. Dazu wollen die Forscher markierungsfrei arbeiten. .

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verschiedene Diagnostiktests zum Nachweis des neuen Coronavirus und von Antikörpern gegen Virusbestandteile listete die Diagnostikinitiative FIND Mitte Oktober.

R adiologie

Mehr Kontrast Wissenschaftler der Uniklinik Erlangen haben ein MRT-Kontrastmittel entwi­ ckelt, das Entzündungen in der Darm­ schleimhaut nicht-invasiv überwachen und nachweisen kann. Das an Mäusen getestete Mittel MPIO-alphaMAdCAM-1 bindet an MAdCAM-1, das von entzünde­ tem Schleimhautgewebe exprimiert wird. Das Kontrastmittel ist weniger invasiv als die derzeitigen Diagnostikverfahren und könnte auch bei der Patientenüberwa­ chung und der Einschätzung der Thera­ piewirksamkeit eingesetzt werden. .

COVID-19

Diagnose per handy Das von der frisch gekürten Chemie­ Nobelpreisträgerin Jennifer Doudna gegründete Unternehmen Mammoth Biosciences kann SARS-CoV-2 in fünf fünf Minuten durch Genome-Editing mit ähnlicher Genauigkeit wie PCR-Tests bestimmen. Wie Feng Zhangs Kokurrenz­ unternehmen Sherlock Bioscience nutzt der Test eine guide-RNA, um Virusgene zu finden und mit dem Enzym Cas13a zu schneiden. Eine dabei freigesetzte Repor­ ter-RNA führt zu einem Fluoreszenzsignal, das sich per Handy auslesen lässt. Über ähnliche Tests berichtete bereits im Mai die Universität Freiburg. . Dokumentation

SMarte Herzdiagnostik In einem Pilotprojekt nutzt das Herzzen­ trum München ein App-basiertes, mobiles System der Smart4Diagnostics GmbH zur Erfassung von Blutproben nach Abnahme am Patientenbett. Die Krankenhaus-LIMSkompatiblen Daten der App minimieren präanalytische Fehler und ermöglichen die digitalisierte Probendokumentation. .


58 I laborwelt. Diagnostik

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Diagnostik hält Schritt Gerade in Zeiten steigenden Testbedarfs wie der Corona-Pandemie zeigen Diagnostika, was in ihnen steckt. Ein Anstieg der Testkapazität beim Teststandard RT-PCR von Februar bis Juni um stolze 1.800% ist aber nicht genug. Diagnostik-Innovationen haben Konjunktur.

Ein von Bosch Healthcare mit BMBFGeldern entwickelter Vor-Ort-PCR-Test braucht zwar nur noch knapp 40 Minuten vom Auftragen des Rachenabstrichs bis zum Ergebnis (Standard 2,5 Stunden plus Probenvorbereitung und Logistik – und das bei einer Sensitivität von 98% und Spezifität von 100%. In seine Mikrofluidik-Kartusche passen aber leider nur fünf Proben, was die Anschaffung vieler Analysatoren von Bosch erfordern würde, um in angemessenem Durchsatz zu screenen. Bis Ende des Jahres soll die Kapazität auf eine Million Tests ausgebaut werden.

Schon bevor Bundesgesundheitsminister Jens Spahn Mitte Oktober die neue Corona-Teststrategie der Bundesregierung vorstellte, sickerten Details des Referentenentwurfs durch. Zentral: Die flexibel und vor Ort einsetzbaren Antigentests kommen und sollen helfen, medizinisches Personal und Personen – auch solche ohne Symptome –, die medizinische Einrichtungen besucht haben, effektiv auf SARS-CoV-2 zu screenen, um eine Verbreitung bestmöglich auszuschließen. Bezahlt wird das aus dem Gesundheitsfonds. Spätestens seit Mitte August war klar: der hochsensitive Goldstandard RT-PCR, der fast alle Infizierten erkennt (Sensitivität laut Herstellerangaben nahe 100%) zum Nachweis des neuen Coronavirus allein reicht nicht aus. Zudem dauert er

für vorsorgliche Massenscreenings zu lange und ist zu teuer. Die den Umständen angepasste Teststrategie begrüßten Anfang Oktober auch die Laborärzte des Verbandes ALM, nicht aber ohne klarzustellen, dass Selbsttests keine Option für eine meldepflichtige Erkrankung sind. Damit die Testqualität gewährleistet sei, müssten Ärzte die zu dem 60 Euro teuren PCR-Standard ergänzenden Antigenstreifentests durchführen. Dies könne Entlastung für die PCR-Tests bringen, müsste aber durch den Goldstandard bestätigt werden. Antigentests aus Nasenoder Rachenabstrichen sind bei hohem Durchsatz merklich kostengünstiger durchführbar und mit 15 Minuten bis zum Testergebnis bisher unerreicht schnell.

Antigentests sinnvoll? Die „Klarheit darüber, ob, wie und in welchen Situa­tionen die SARS-CoV-2Antigentests sinnvoll und im Sinne der Pandemieeindämmung wirksam eingesetzt werden können“, die der ALMVorstandsvorsitzende Michael Müller fordert, wird in Kürze das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) liefern, das derzeit – orientiert an den RKI-Teststandards – die Leistungsfähigkeit der PCR- und Antigentests unter Praxisbedingungen vergleicht. Marketing vs. Performance Zuvor kursierten in nicht begutachteten „Pre-print“-Journalen, wie medRxiv (doi: 10.1101/2020.10.02.20205708) bereits Publikationen von Testherstellern, die zu dem Ergebnis kamen, dass selbst Antigentests mit laut FDA-Notzulassung nur 84% Sensitivität in der Praxis besser abschneiden könnten als der PCR- Goldstandard. Tatsächlich berichten Wissen-

Bildnachweis: Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM)

Die Corona-Pandemie bringt Aufwind für Diagnostikentwickler wie Qiagen oder Roche, wie die jüngsten Konzernbilanzen zeigen.


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schaftler der NIH in BMJ (doi: 10.1136/ bmj.m1808), dass viele Faktoren die Güte der „bei keinem Test 100%ig akkuraten Ergebnisse“ beeinflussen können, was zu einer Sensitivität der RT-PCR unter Praxisbedingungen von 70% führen könne. Andere Quellen nennen 96% bis 98% – eine RT-PCR-Doppeltestung würde aber Falsch-Positive sicher ausschließen. Daher sollte die Devise bei Antigentest wohl lauten: Auf hohe Sensitivität optimieren, also alle Infizierten erkennen, und die wenigen Falsch-Positiven anschließend mit RT-PCR identifizieren. Grosse Unterschiede Bei den Antigentests, die bislang eine Notfallzulassung der FDA erhalten haben, zeigen sich indes große Unterschiede hinsichtlich der Sensitivität sowie der Spezifität, also der Fähigkeit, Gesunde richtig zu erkennen:Der von Roche Diagnostics Ende September lancierte, von der südkoreanischen Biosensor SD Inc. lizenzierte Antigenstreifentest braucht 15 Minuten bis zum Resultat, könne zunächst in einem Umfang von 40 Millionen Tests pro Monat ausgeliefert werden und zeige eine Sensitivität von 96,5% und eine Spezifität von fast 99,7%. Ganz ähnlich dem Mitte Oktober lancierten Test von Siemens Heathineers mit 96.7 % Sensitivität und 99.2%Spezifität. Zuvor hatte schon ein knappes halbes Dutzend Konkurrenten Antigentests mit höchst unterschiedlicher Güte mittels FDA-Notfallzulassung in die Vermarktung gebracht. Der Test von Roche-Konkurrent Abbott Inc. zeigt eine Sensitivität von 97,1% und eine Spezifität von 98,5%. Die britische Lumira Dx gibt die Sensitivität mit immerhin 99,3%, die

Spezifität mit 98,4% an. Ganz anders Becton Dickinson (Sensitivität 84%, Spezifität 100%). Auch der erste überhaupt notzugelassene Antigentest der Quidel Corp. ist mit 96,7% ähnlich sensitiv und mit 100% Spezifität etwas besser als Roches Test. Qiagen, die bislang nur Pilottests gemacht und einen eigenen Antigentest bisher nur angekündigt hat, kommt derzeit auf eine Sensitivität von 90% und Spezifität von 100%. Fazit: die PCR-Tests werden zunächst Standard bleiben, bis hinreichend wissenschaftlich unabhängig ermittelte Vergleichsdaten definieren, welche Einsatzzwecke für Antigentests sinnvoll sind. Innovative Formate, wie etwa der optische Sofortnachweis von Virusproteinen mittels funktionalisierter Carbon Nanotubes, befinden sich derzeit noch im Forschungsstadium, zum Beispiel an der Universität Duisburg. Testengpässe andernorts Eine Bugwelle zu spät diagnostizierter Krebserkrankungen fürchtet indes die Corona Task Force von Deutscher Krebshilfe, Deutscher Krebsgesellschaft und dem Deutschen Krebsforschungszentrum. Infolge der Corona-Pandemie würden Früherkennungsuntersuchungen und Nachsorgetermine oft verschoben. Man müsse in Deutschland mit einer steigenden Zahl von krebsbedingten Todesfällen rechnen, warnte Dr. Michael Baumann, Chef des DKFZ. Dabei gibt es in der Onkologie, getrieben durch den Einsatz der künstlichen Intelligenz, signifikante Fortschritte bei der Diagnose und Therapiesteuerung. von Tumoren TG (vgl. Interview S. 60).

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60 I LABORWELT. INTERVIEW

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KI jenseits der Blackbox Mit einer Gründungsfinanzierung von 5 Mio. Euro ist Ende August die Aignostics GmbH gestartet. LABORWELT sprach mit CEO Viktor Matyas darüber, wie die BIH/Charité-Ausgründung mit KI die digitale Pathologie revolutionieren und für die Begleitdiagnostik nutzbar machen will.

L A B O RW E LT. H e r z l i c h e n G l ü c kwunsch zur Gründungsfinanzierung Herr Matyas. Können Sie vielleicht kurz erläutern, was die von Ihnen mitgegründete Firma tut und was sie dank des Kapitals jetzt tun kann?

Matyas.  Wir entwickeln KI-Algorith-

Viktor Matyas Mitgründer und CEO, Aignostics GmbH, Berlin

LABORWELT.  … also bei immunon-

genkrebs erkennen. Grundsätzlich kann man so eine KI für die klinische Routine trainieren, also um Lungenkrebs bei Patienten zu finden, oder aber für die pharmazeutische Forschung. LABORWELT. Und Letzteres macht Ihr Unternehmen?

Matyas. Genau. In klinischen Studien

geht es Arzneimittelentwicklern im Wesentlichen darum, das Gewebe viel präziser zu verstehen als es heute möglich ist. Sie müssen sich vorstellen, dass eine Gewebeprobe unter dem Mikroskop riesig ist. Scannt man sie ein, hat man viele Gigabyte an Daten oder 200.000 x 100.000 Pixel. Es ist unmöglich für das menschliche Auge, dieses Gewebe genau zu analysieren, im Sinne von: Wie viele Immunzellen sind da drin? Wie groß ist der Tumor? Wie ist die Verteilung der Zellen? Genau das kann aber die KI leisten und darüber hinaus kann

kologischen Projekten vorauszusagen, wann wandern T-Zellen in den Tumor ein und wann nicht?

Matyas.  Ein Beispiel aus der Praxis:

Wir haben ein paar hundert Fälle mit einem bestimmten Subtyp von Triplenegativem Mammakarzinom genommen und dann die KI trainiert – mit zwei Labeln: Ansprechen oder Nichtansprechen auf die Therapie. Die KI lernt zunächst, diese Fälle zwar zu unterscheiden, aber sie hat ein Blackbox-Problem. Man weiß zwar, dieser Patient hat lange überlebt, der andere nur kurz. Man weiß aber nicht, warum die KI das sagt. Aignostics hat es aber geschafft nachzuvollziehen, warum die KI eine Entscheidung trifft. Wir nennen das ‘explainable AI’. Grob vereinfacht funktioniert das folgendermaßen: Man rechnet das neuronale Netzwerk zurück auf den ersten Layer und lässt sich anzeigen, welche Pixel dafür verantwortlich waren, dass die KI gesagt

Bildnachweis: Aignostics GmbH

men für die Pathologie. Im Wesentlichen findet die Hauptarbeit eines in der Krebsdiagnostik tätigen Pathologen in Deutschland vor dem Mikroskop statt. Die Hauptaufgabe dabei ist im Wesentlichen eine Bilderkennung in Gewebeproben von Patienten. Es geht also darum, zum Beispiel bestimmte Zellen zu quantifizieren, Veränderungen in der Morphologie zu identifizieren und schlussendlich Krebs zu diagnostizieren. Genau hier setzen wir mit unserer KI an. Wir nehmen Pathologiedaten von Partnern wie etwa der Charité, wir digitalisieren sie, also wir scannen mit speziellen Scannern die Objektträger, auf denen sich die Gewebeschnitte befinden, und anschließend annotieren unsere Pathologen die digitalisierten Gewebeproben. Zum Beispiel markieren sie Lungenkrebs auf den Bildern. Diese Annotationen kann man maschinell extrahieren, in ein neuronales Netzwerk einspeisen und – das ist die Magie der KI – das Netzwerk lernt. Und zwar wie Lungenkrebs aussieht: Wie groß sind die Zellen? Wie dicht sind sie beieinander etc.? Nachdem man die KI anhand von tausenden Bildern trainiert hat für diese Anwendung, kann sie etwa Lun-

sie Korrelationen finden, etwa wie das Gewebe von Personen aussieht, die positiv auf eine Therapie reagieren. Oder, wie das Gewebe von Patienten aussieht, die länger überlebt haben mit einer bestimmten Diagnose. Die KI hilft Voraussagen darüber zu machen, bei wem ein Medikament wirken könnte und bei wem nicht. Genau das ist unser aktueller Fokus: mit Pharmafirmen zusammenarbeiten, um solche klinischen Forschungsprojekte durchzuführen.


LABORWELT. INTERVIEW I 61

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hat, dieser Patient wird kurz überleben. Das ist ein komplexes mathematisches Problem, denn neuronale Netzwerke funktionieren nicht-linear. Klaus-Robert Müller – einer der Mitgründer von Aignostics und Direktor des European Laboratory for Learning and Intelligent Systems (ELLIS) der TU Berlin – hat es gemeinsam mit einem Team am Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut gelöst. LABORWELT. Inwieweit ist das diagnostisch relevant?

Matyas. Wenn man die KI trainiert hat,

kann man sich Heatmaps generieren lassen und sehen, was waren die Pixel, auf deren Basis die KI gesagt hat, dass die Patienten lange überleben. Dann kommt der Pathologe ins Spiel und schaut sich diese Heatmaps an und analysiert, ob sie bestimmte wiederkehrende morphologische Merkmale erkennen lassen – also Biomarker, welche die Voraussagen der KI

erklären. Kommen wir auf das Brustkrebsbeispiel zurück, zeigte sich etwa, dass Patienten eine schlechte Prognose hatten, wenn viele Lymphozyten den Tumor angriffen. Intuitiv würde man bei diesem Brustkrebstyp das Gegenteil erwarten. Der besondere Charme dieses Verfahrens ist, dass sich die explainable AI auf ganz viele Fragestellungen anwenden lässt und man als Antwort mögliche Biomarker erhält. Dies eröffnet große Möglichkeiten für die Präzisionsmedizin. Das heißt, in Zukunft werden wir die Gewebe-Charakteristika viel genauer untersuchen und mit molekularen Daten, wie Expressions- oder Proteomanalysen, unter den gegebenen Bedingungen, korrelieren. Auf dieser Basis können wir die Therapie viel präziser auf den Patienten zuschneiden. Und genau das ist es, was wir wollen. LABORWELT. Können sie tatsächlich auch quantitative Aussagen treffen, wie viele T-Zellen sich pro Quadratzentime-

ter in einer bestimmten Ebene des Gewebeschitts befinden?

Matyas.  Genau, man sieht sich etwa

an, wie viele Lymphozyten sind da drin, wie viele Fibroblasten sind da drin, wie sind die Verhältnisse? Und wenn man das hat, dann kommt die Biomarkerhypothese – eine komplexe Zusammensetzung an Faktoren – und daraus gilt es dann, ein Companion Diagnostic zu machen. Im folgenden Schritt heißt es dann, die KI weiterzutrainieren, so dass sie robust und verlässlich mit Daten aus verschiedenen Laboren funktioniert. Dann muss natürlich zertifiziert werden und eines Tages geht es dann hoffentlich ins Krankenhaus. LABORWELT.  Studien zeigen, dass sich eine halbe Stunde nach Entnahme der Biopsie das Transkriptions- und Proteinprofil von Tumorzellen grundlegend ändert. Inwieweit muss das Krankenhaus

Stiftung PATH – eine Biobank für Brustkrebs PATH verfügt über Biomaterial und annotierende Daten von mehr als 11.000 Brustkrebspatientinnen. � Tumorgewebe und Blutserum in fresh frozen Qualität sowie korrespondierende FFPE Proben � Annotierende Daten zu Diagnose, Therapie und Follow-Up � Standardisierte Probenentnahme und Prozessierung � Broad Informed Consent und hohe Datensicherheit Seit 2008 unterstützt PATH akademische und industrielle Krebsforschungsprojekte im In- und Ausland. Auf Antrag wird über die Vergabe von Proben und Daten gegen eine Cost Recovery Fee entschieden. Stiftung PATH – Patients’ Tumor Bank of Hope +4 9 (0) 8 978 0 678 4 8 info@stiftungpath .org www.path-biobank .org


62 I LABORWELT. INTERVIEW

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thologen. Und das unterscheidet uns von sehr vielen, rein Tech-getriebenen Firmen. Unser Mitgründer Prof. Dr. Frederick Klauschen ist Pathologe und Physiker. Unsere Nähe zur TU Berlin gibt uns auf der Ent­wicklungsseite einen großen Vorteil, und auch die erklärbare KI ist einzigartig. LABORWELT. Wie ist es um das Interesse von Arzneientwicklern bestellt?

Matyas.  Wir beobachten, dass viele

Matyas.  Sie sprechen den sehr wich-

tigen Punkt der Standardisierung der Probenvorbereitung in der Pathologie an. Es ist ein Problem, dass jeder unterschiedliche Färbeprotokolle hat und unterschiedliche Scanner. Dadurch sieht alles verschieden aus. Das lässt sich zum Teil technisch lösen, aber eine gewisse Standardisierung würde die Entwicklung erheblich erleichtern. Momentan nimmt man einfach Proben aus verschiedenen Laboren, um die KI zu trainieren, aber das treibt den Aufwand in die Höhe. Denn die KI kann nur das erkennen, was sie schon einmal gesehen hat. Wird also ein Protokoll verwendet, das komplett neu ist oder einfach anders aussieht, dann wird es für die KI schnell schwierig. L ABORWELT.  Ihre Zielgruppe, die Pharma-Auftraggeber, sollten aber global standardisierte Protokolle haben?

Matyas. Da funktioniert es auch. Aber

eines Tages geht es wiederum in die Klinik. Mit dem Geld der Finanzierungsrunde streben wir die Entwicklung von Lösungen an, zum Beispiel Companion Diagnostics, die in die Klinik Einzug halten sollen. Das dauert wesentlich länger als ein paar Monate, hier sprechen wir von ein paar Jahren. LABORWELT.  Was würde Ihnen am meisten helfen, die Entwicklung zu beschleunigen?

Matyas. Das Wichtigste, im deutschen

Kontext wäre, die Pathologien müssten sich weiter digitalisieren. Es gibt derzeit nur sehr wenige deutsche Pathologien, die wirklich digital funktionieren. Das ist aber schlichtweg die Grundlage für KIAnwendungen. LABORWELT. Was steckt denn aus Ihrer Sicht für ein wirtschaftliches Potential dahinter und wie teilt man sich das potentiell mit Konkurrenten? Die digitale Pathologie ist ja nicht erst vorgestern erfunden worden …

Matyas. Das ist richtig. Gleichzeitig ist

es so, dass die KI in den letzten Jahren einen sehr großen Sprung gemacht hat. Die KI ist mittlerweile in der Lage, bei gut definierten quantitativen Analysen oder der Analyse großer Datenmengen einen echten Mehrwert zu schaffen. So lange gibt es das noch gar nicht und der prognostizierte Markt ist dementsprechend groß, auch wenn man sich nur Europa ansieht. Allein dort gibt es pro Jahr rund 4.000 klinische Studien. Und eigentlich würde man (bei) einem sehr großen Teil der Studien gerne eine KI anwenden, um die Daten zu analysieren. Einfach auch, um eine gewisse Standardisierung und quantitative Analyse zu ermöglichen. Und dann haben wir noch nicht über die USA und den Rest der Welt oder die Klinik gesprochen. Es sind schon sehr große Märkte, und das Potential ist riesig. Zugleich gibt es nur wenige Firmen. Was uns selbst von Unternehmen unterscheidet, selbst wenn sie etwas weiter in der Geschäftsentwicklung sind, ist die Nähe zur Charité: Wir entwickeln unsere Anwendungen gemeinsam mit dem Pa-

Pharma- und Biotech-Firmen sehr an Partnerschaften interessiert sind. LABORWELT.  Wie kam es eigentlich zur Gründung von Aignostics?

Matyas. Die Idee kam von Professor

Klauschen, stellvertretender Leiter der Pathologie an der Charité. Er war immer schon fasziniert von der Möglichkeit, KI auf die Pathologie anzuwenden. Er hat sein erstes entsprechendes Patent zusammen mit Klaus-Robert Müller schon 2011 eingereicht, damals noch basierend auf einer älteren Technologie. 2018 wurden sie ins Digital Health Accelerator Programm des Berlin Institute of Health aufgenommen, welches translationale Forschung aus der Charité fördert. Durch dieses Programm konnte die erste Professionalisierung finanziert werden und ein FullTime Team gesucht werden. Und dann bin ich über den Health Accelerator zu diesem Projekt gestoßen und habe gesagt: Müssen wir unbedingt machen. Ich habe das Potential gesehen und fand das Thema sehr spannend. Nach einer Weile in diesem Accelerator-Programm kam dann die Ausgründung im März dieses Jahres. Wir sind dadurch operativ unabhängig geworden. Davor haben uns die Charité und das BIH finanziert. Für diese Unabhängigkeit, die notwendig ist, um Pharmaprojekte anzustoßen und um etwas in die Klinik zu bringen, braucht man einfach eine Firma, denn das ist in einem Uni­ klinikums-Kontext, allein schon rechtlich und regulatorisch, einfach nicht zu leisten. Nichtsdestotrotz sind wir dem BIH und der Charité sehr dankbar und weiter eng verbunden, denn ohne diese Unterstützung TG würde es uns heute nicht geben.

Bildnachweis:istockphotot.com/ktsimage

lernen, interhospital reproduzierbare Entnahme- und Konservierungsprozeduren zu etablieren?


LABORWELT. produkt I 63

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promega

Spectrum Compact CE für Sequenz-/Fragmentanalyse

Bildnachweis: Promega

Das Kapillarelektrophorese-Instrument für die Sanger-Sequenzierung und Fragment-/STR-Analyse bietet eine noch nie dagewesene Flexibilität. Sei es bei der Auswahl des Kits für die Analyse, des Polymers oder auch der Auswertesoftware – der Nutzer hat die freie Wahl. Das Gerät unterstützt zahlreiche Anwendungen, wie die STR- und Mikrosatelliten-Analyse, Sanger-Sequenzierung, NGS-Validierungen, SNP-Genotypisierung, Zelllinien-Authentifizierungen oder Mutationsbestimmungen. Flexibel und intuitiv Die intuitive Bedienung des Gerätes ist über einen Touchscreen oder auch über einen Remote Access von einem beliebi-

gen Computer des gleichen Netzwerkes möglich. Durch seine geringe Stellfläche passt das Gerät auf jeden Labortisch und bietet mit 4 Kapillaren und 32 Proben pro Lauf eine gute Alternative für Labore mit niedrigem und mittlerem Durchsatz. Besonders erwähnenswert ist der effiziente und nachhaltige Umgang mit Verbrauchsmaterialien, der dem Nutzer, auch unter diesem Aspekt, neue Freiheiten einräumt. Die Rohdatenauswertung ist durch die gängigen Dateiformate (.fsa, .ab1) ebenfalls flexibel. Der PromegaKundenservice, Vor-Ort-Installation und Trainingsangebote, sowohl für den akademischen und klinischen Forscher als auch für den Forensiker, runden dieses Angebot ab. •

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64 I laborwelt. Diagnostik

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BrustkrebsBiobank Die Biobank der Stiftung PATH – Patients‘ Tumor Bank of Hope wurde von Brustkrebspatientinnen gegründet und sammelt an sieben deutschen Brustzentren Tumorgewebe und Daten für die Krebsforschung. von Dr. Stephanie Torkler, wissenschaftliche Leiterin der PATH Biobank

Selbst betroffen PATH versteht sich als eine Initiative von Patientinnen für Patientinnen. Alle drei Vorstandsmitglieder kennen Brustkrebs aus eigener Erfahrung und somit auch den Weg von der Diagnose bis zur Therapie. Dieser hat sich in den vergangenen 20 Jahren geändert. So hat sich die Molekularpathologie im Zeitalter der

send zu beschreiben. Auf dieser Basis kann die Therapie gezielt eingesetzt und das Risiko eines Rückfalls besser beurteilt werden. Die Visitenkarte des Tumors, also das Gewebe, wird immer besser lesbar.

Dr. Stephanie Torkler, wissenschaftliche Leiterin der PATH-Biobank

personalisierten Medizin rapide entwickelt und an Bedeutung gewonnen. Sie arbeitet mit neuartigen Methoden des Tumor-Profilings wie zum Beispiel dem Next-Generation-Sequencing. Dieses ergänzt mit den exakten Diagnosen die klinischen und bildgebenden Verfahren. Mittels molekularpathologischer Befunde ist es möglich, den Tumor auf DNA-, RNA- und Proteinebene umfasAnzeige

Beitrag zum Fortschritt Welchen Beitrag kann eine gemeinnützige Stiftung für die Forschung leisten? Das Stiftungsziel von PATH ist klar definiert: Förderung der Krebsforschung, um wissenschaftliche Erkenntnisse weiterzuentwickeln und Fortschritte bei der Heilung von Brustkrebs zu erzielen. Wissenschaftler und Forscher aus Akademie und Industrie können einen Antrag auf Probenabgabe stellen. Die PATH-Biobank beinhaltet Biomaterial von mehr als 11.000 Brustkrebspatientinnen. Zu den Proben werden annotierende Datensätze erhoben. Die pseudonymisierten Daten enthalten detaillierte Angaben zur Tumorbiologie (wie Östrogenrezeptor, Progesteronrezeptor, Her2/neu-Rezeptor, Grading), zur vorgeschlagenen Therapie und zur Einhaltung der Therapie. Follow-upDaten mit Events komplettieren das Bild der Biobank als eine Ressource an schnell zugänglichen, hochwertigen Proben und Daten für die Entwicklung der individualisierten, optimalen Krebstherapie. . Literatur [1] Goldmann-Posch: Der Knoten über meinem Herzen, 1999, S. 295f

Bildnachweis: PATH

Den Anstoß zu einer patienteneigenen Tumorbank gab Axel Ullrich, Direktor am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried: „Tumorstücke im Kühlschrank bedeuten Macht.“ [1] Einen Teil dieser Macht sollten die Patientinnen selbst behalten. Ausgehend von dieser Vision war es ein langer Weg zur Etablierung dieser dezentralen Tumor-Biobank. Heute kooperiert die Stiftung PATH mit sieben zertifizierten Brustzentren. Nach Operation und Routinediagnostik wird das resezierte Tumorgewebe nach einheitlichen Qualitätsstandards verarbeitet und in der Gasphase von flüssigem Stickstoff eingefroren und gelagert. Ein Teil des Gewebes wird für die Patientin aufbewahrt, weitere Proben spendet die Patientin für Forschungszwecke an PATH. In einer zentralen Datenbank werden die doppelt-pseudonymisierten Patientendaten im Münchner Büro der Stiftung verwaltet. Von hier aus werden auch alle laufenden Projekte koordiniert.


LABORWELT. diagnostik I 65

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nachhaltigkeit

Bildnachweis: Meding GmbH

BioForm – spritzgussfähig und kompostierbar

Die Meding GmbH gilt in der Kunststoffbranche als Innovationstreiber bei der Herstellung nachhaltiger Produkte. ­Neuester Clou des Kunststoffspezialisten: die Verarbeitung von Papierspritzgussmaterial – einem Material, das wegen seiner Haptik und Optik konventionellen Kunststoffprodukten sehr ähnelt. Dieses innovative spritzgussfähige Biomaterial ist sogar hauskompostierbar.

Das Verarbeitungsverfahren gleicht nur auf den ersten Blick dem der Herstellung von klassischen Produkten, die bei Meding ebenfalls in millionenfacher Auflage für Kosmetik, PharmaPackaging und Nahrungsergänzung produziert werden. Für die Verarbeitung des Materials, das sich unter anderem aus Bestandteilen wie Stärke, Kreide und Zellulose zusammensetzt,

verfügt der Spritzgießer über jede Menge selbstentwickeltes Know-how. Aktuell sind zwar nicht sämtliche Geometrien mit diesem Material umsetzbar, das sich auch für den Einsatz mit Lebensmitteln eignet, aber Meding passt die für den Fertigungsprozess notwendigen Rahmenbedingungen auf die machbare Formgebung eines Produktes an. Die Kompostierfähigkeit nach dessen Gebrauch stellt einen einzigartigen Vorteil für die aus Bioform gefertigten Produkte dar. Diese müssen nicht aufwendig aussortiert und industriell mit hohem Energieaufwand kompostiert werden, sondern dies geschieht praktisch mit den eigenen Gartenabfällen. Es muss nur ein funktionierender Kompost mit einem gärenden Milieu vorhanden sein. Bei entsprechenden Rahmenbedingungen können die Produkte innerhalb von rund drei Monaten kompostiert werden. • Weitere Informationen: www.meding.com


66 I laborwelt. Diagnostik

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Der ideale to-GO-Test Welche Rolle PCR-, Antigen- und AntikÜrpertests zum Nachweis der Infektion mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 oder gegen Virusantigen gebildete AntikÜrper in Zukunft spielen werden, sollte fßr LABORWELT Centogene-CEO Prof. Dr. Arndt Rolfs abschätzen.

Laborwelt. Herr Prof. Dr. Rolfs, wo sehen Sie die Stärken und Schwächen von RTPCR-, Antigen- und AntikĂśrpertests auf das neue Coronavirus SARS-CoV-2?

Rolfs. Der PCR-Test zum Nachweis ei-

ner aktiven Sars-CoV-2-Infektion ist unbestritten der Goldstandard. Deshalb bietet Centogene diesen Test an, seit die Weltgesundheitsorganisation WHO die

Pandemie ausrief. Wir haben die Labor­ abläufe auf hohen Durchsatz, Effizienz und Tempo optimiert, die Testlogistik weitestgehend digitalisiert und umfangreiche und sehr gute Erfahrungen mit dem Selbsttesten gewonnen. Wir bieten verschiedene Analysezeiten an, um bedarfs- und situationsgerecht eine Antwort zu geben. Der Express-Test benÜtigt etwa 65 Minuten vom Eingang der Probe im

Labor bis zum ärztlich befundeten Ergebnis; hier kÜnnen wir aber nur 48 Proben parallel analysieren. Im Massendurchlauf bearbeiten wir 10-mal so viele Proben pro Lauf; dann dauert es jedoch etwa 180 Minuten. So erreichen wir derzeit im Mittel eine Kapazität von 25.000 Tests pro Tag, die je nach Situation auf 100.000 Tests erweitert wird.

KARRIERE DIAGNOSTiK / MEDIZINTECHNIK / PHARMA

Als Branchenspezialist besetzen wir seit mehr als 25 Jahren erfolgreich Positionen in allen Unternehmensbereichen und Hierarchieebenen der HealthCare / LifeSciences Industrie. Dabei sind wir beratend tätig sowohl im Auftrag namhafter internationaler Unternehmen, des Mittelstandes als auch von StartUp-Organisationen. Sprechen 6LH XQV DQ ZHQQ 6LH DQ HLQHU EHUXĂ€LFKHQ :HLWHUHQWZLFNOXQJ LQWHUessiert sind, wir fĂźhren gerne - auch unabhängig von bestehenden Mandaten - ein Gespräch mit Ihnen. Stets sind wir auf der Suche QDFK TXDOLÂż]LHUWHQ )DFK XQG ) KUXQJVNUlIWHQ

,Q GHQ %HUHLFKHQ 'LDJQRVWLN 0HGL]LQWHFKQLN 3KDUPD]HXWLVFKH ,QGXVWULH VLQG ZLU DNWXHOO PLW 6XFKDXIWUlJHQ X D I U QDFKIROJHQGH Karrierepositionen betraut: Gebietsleiter Labordiagnostik (IVD MDx) (m/w/d) / Deutsche Tochtergesellschaft eines international tätigen Diagnostik-Konzerns - NRW / Hessen / Rheinland-Pfalz ,KU 3URÂżO 1DWXUZLVVHQVFKDIWOLFKHV 6WXGLXP RGHU IXQGLHUWH $XVELOdung (MTA, PTA, CTA, etc.); Berufserfahrung im AuĂ&#x;endienst; techQLVFKH .HQQWQLVVH YRQ /DERUJHUlWHQ LP %HUHLFK GHU ,QIHNWLRQVGLDJQRVWLN 0ROHNXODUELRORJLH Einkäufer (m/w/d) / Innovativer Entwicklungs- und ProduktionsVWDQGRUW HLQHV MXQJHQ ,62 ]HUWLÂż]LHUWHQ 0HGL]LQWHFKQLN 8QWHUnehmens im GroĂ&#x;raum Rostock ,KU 3URÂżO (LQ DXI GLH 3RVLWLRQ KLQI KUHQGHU $XVELOGXQJVZHJ %UDQchenerfahrung wird nicht erwartet; jedoch Motivation und Interesse DQ HLQHU ] JLJHQ (LQDUEHLWXQJ HUVWH %HUXIVHUIDKUXQJ LP (LQNDXI

Manager Market Access (m/w/d) / forschende pharmazeutische Industrie – Standort: Frankfurt / Main ,KU 3URÂżO 0HGL]LQLVFKHV QDWXU RGHU ZLUWVFKDIWVZLVVHQVFKDIWOLFKHV 6WXGLXP PLW JJIV JHVXQGKHLWV|NRQRPLVFKHU =XVDW]TXDOLÂżNDWLRQ oder ein adäquater auf die Position hinfĂźhrender Ausbildungs- und Karriereweg; Berufserfahrung in der pharmazeutischen Industrie in 0DUNHW $FFHVV +(25 RGHU lKQOLFKHQ %HUHLFKHQ Key Account Manager Medizintechnik (m/w/d) / innovatives PHGL]LQWHFKQLVFKHV ,QYHVWLWLRQVJXW +RPHRႈFH LQ GHU 5HJLRQ Nordost ,KU 3URÂżO (UIDKUXQJ XQG HUIROJUHLFKH 9HUWULHEVWlWLJNHLW LP PHGL]LQWHFKQLVFKHQ 8PIHOG PLW NOHLQHUHQ ,QYHVWLWLRQVJ WHUQ .HQQWQLVVH GHU 6WUXNWXUHQ LP .OLQLNXPIHOG VRZLH VLFKHUHU 8PJDQJ PLW GHQ GLHVEH] JOLFKHQ (QWVFKHLGHUQ :HLWHUH ,QIRUPDWLRQHQ ÂżQGHQ 6LH XQWHU ZZZ WURFNOH XQWHUQHKPHQVEHUDWXQJ FRP *HUQH EHUDWHQ ZLU 6LH DXFK telefonisch: Rufen Sie uns an! .RQWDNW 'U 6XVDQQH 6LPRQ 752&./( 8QWHUQHKPHQVEHUDWXQJ &+ 6WlID = ULFK 3KRQH ( 0DLO VLPRQ#WURFNOH XQWHUQHKPHQVEHUDWXQJ FRP

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laborwelt. Diagnostik I 67

Bildnachweis: Centrogene N.V.

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Die PCR-Schnelltests sind bisher großflächig in Europa nicht lieferbar und sind noch nicht skalierbar auf viele Tausend pro Tag. Wir beobachten sehr genau, welche Alternativen sich zum PCR-Testen bieten. Zum Beispiel die isotherme Amplifizierung, die fast so sensitiv wie die RT-PCR sein kann, aber keine RNA-Präparation benötigt und mit einem einfacheren Instrumentarium auskommt. Das macht sie um einen Faktor zwei bis drei schneller und kostengünstiger. Will man den großen Vorteil der überlegenen Sensitivität der PCR-Tests nicht aufgeben, lassen sich Durchlaufzeiten von etwa 60 Minuten auch damit nicht ohne erhebliche Einbußen in Durchsatz und Nachweisgenauigkeit erreichen. Antikörper-Tests helfen uns derzeit nicht weiter, weil ihre Aussagekraft noch völlig unklar ist. Interessanter sind die Lateral-FlowScreeningtests, die keine aufwendigen Analysegeräte benötigen und preisgüns-

Prof Dr. Arndt Rolfs ist der Gründer und Vorstandsvorsitzende der auf Diagnostika für seltene Erkrankungen und SARS-CoV-2 spezialisierten Centogene N.V..

tig sind. Sie weisen die Virus-RNA mit RNA-Sonden und Biosensoren innerhalb von 15 Minuten nach, sind aber weniger sensitiv und weniger spezifisch als die PCR-Methode. Sehr vielversprechend könnten die Antigen-Tests sein. Sie weisen nicht das Erbgut des Virus, sondern dessen Proteine nach, sind weniger sensitiv und spezifisch als die RT-PCR, aber einfach anzuwenden und nach 15 bis 20 Minuten auswertbar. Sie eignen sich deshalb gut für die Anwendung im klinischen Umfeld

wie etwa der Notaufnahme oder Intensivstation, aber auch für Point-of-care-Tests in kontrollierten Testumgebungen, wie zum Beispiel um die mögliche Infektiosität von Passagieren oder Fußballfans zu erfassen. Das ist allerdings nur dann möglich, wenn die notwendigen Rachenabstriche kontrolliert erfolgen und auch die Auswertung zu einer digitalen Information führt, die dann einem Gesundheitspass zugeordnet werden kann. Das heißt: Neben der Anwendung der Antigen-Tests im klinischen Umfeld, können damit auch mit vertretbarem Aufwand größere Menschenmengen systematisch durchgetestet werden. Wir werden unseren PCR-Test in Zukunft durch einen Antigen-Test ergänzen. Je nach Fragestellung müssen wir die jeweils beste Diagnoselösung finden, denn der ultimative SARS-CoV-2-ToGo-Test, der günstig, schnell, genau und hochdurchsatzfähig ist, ist noch nicht erfunden. •

Digitale Pathologie – viele Vorteile und bewährt wie auf Glas Seit über 15 Jahren bietet Hamamatsu Photonics mit den NanoZoomer ®Scannern bewährte Whole-Slide-Imaging (WSI) Lösungen. Die Glasobjektträger werden in digitale Bilder in diagnostischer Qualität zur Kommentierung, Speicherung, Abruf und gemeinsamen Nutzung umgewandelt. Sichern Sie sich durch diesen optimierten Workflow und unsere langjährige Erfahrung die Zukunft Ihres Institutes.

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68 I Advertorial.

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Automatisierte Proteomanalyse Probenvorbereitung  Schutz vor Kontaminationen, hohen Durchsatz und eine automatisierte Probenvorbereitung MS-basierter Proteom­analysen bietet der DigestPro-Verdauautomat der Firma CEM.

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tographischen Trennmethoden eine immer wichtigere Rolle zu. Bei beiden Ansätzen müssen die Proteine vor der Analyse am Massenspektrometer enzymatisch in kürzere und leichter zu handhabende Peptide gespalten werden. Wegen der Sequenzspezifität der verwendeten Proteasen ergibt sich ein charakteristisches Peptidgemisch. Mit den erhaltenen Massenspektren werden Proteindatenbanken (etwa SwissProt, www.expasy.ch) computergestützt durchsucht. Anhand der Übereinstimmung zwischen den experimentell erhaltenen und den theoretisch ermittelten Peptidmassen lassen sich Proteine mit hoher Wahrscheinlichkeit identifizieren. Zum Proteinverdau gehören auch die Reduktion intramolekularer Disulfidbrücken, die anschließende Alkylierung der entstandenen Cysteine – bei Gel-basierten Methoden Wasch- und Entfärbungsschritte sowie die abschließende Extraktion der 2

Abb. 1: DigestPro – Vollautomat für die Proteomik. Proteinverdau, Probenaufreinigung und MALDI-Spotting auf einer Plattform. Abb. 2: Modularer Aufbau der DigestPro-Arbeitsfläche. Freie Anpassung der Gerätekonfiguration an individuelle Anforderungen.

Proben aus dem Gel. Der gesamte Verdauprozess ist damit arbeitsaufwendig, so dass die manuelle Durchführung den Probendurchsatz limitiert und außerdem das Risiko von Kontaminationen birgt. Die Methode muss daher automatisiert werden, um die sichere Identifizierung von Proteinen in hohem Durchsatz zu ermöglichen. DigestPro – Vollautomat für Proteinverdau-Protokolle Mit dem DigestPro-Verdauautomaten bietet die Firma CEM eine Komplettlösung zur Automatisierung von Proteinverdau-Methoden sowie Techniken zur Probenvorbereitung für die Massenspektrometrie (Abb. 1). Das von der Firma Intavis vertriebene Gerät, ist seit mehr als 20 Jahren bewährt und wurde weiter optimiert für den Einsatz in der MS-basierten Proteomforschung. Der DigestPro lässt sich an individuelle Laboranforderungen anpassen, da unterschiedliche Module eine freie Gerätekonfiguration erlauben (Abb. 2). Beliebige Verdauprotokolle – ob In-Gel oder In-Lösung – lassen sich unter präzise kontrollierten und reproduzierbaren Bedingungen automatisieren. Für den Verdau in Lösung lassen sich je nach Anforderung unterschiedliche Formate verwenden, wie 96-Well-Platten, Autosampler-Vials oder verschiedene Mikro-Reaktionsgefäße. Bis zu 96 Proben können parallel verarbeitet werden. Für den In-Gel-Verdau wird ein speziell entwickeltes, ventilloses Verfahren eingesetzt. Der Verdau findet in 96-well PCR-Platten statt, was die Bearbeitung von 96 Gelstücken in einem Lauf ermöglicht und den einfachen Transfer zu anderen Geräten erlaubt.

Bildnachweis: CEM GmbH

Die Massenspektrometrie (MS)-basierte Proteomik ist ein unverzichtbares Werkzeug für Biologen, Biochemiker und für die medizinische Grundlagenforschung. Sie erlaubt es, biochemische Signaltransduktionswege aufzuklären, molekulare Ursachen von Krankheiten zu verstehen, Wirkungsmechanismen bereits bekannter Arzneistoffe zu erkennen sowie neue Targets für Diagnostika und Medikamente zu entdecken. Für die massenspektrometrische Analyse müssen die zu untersuchenden, hochkomplexen Proteingemische zunächst aufgetrennt werden. Eines der kostengünstigsten Verfahren hierfür ist die zweidimensionale Gelelektrophorese; sie trennt die Proteine in der ersten Dimension nach ihrem isoelektrischen Punkt und in der zweiten Dimension nach ihrer Größe (Molekülmasse) und erlaubt die Separierung von Tausenden von Proteinen in einem Durchgang. In jüngster Zeit kommt allerdings flüssigkeitschroma-


Advertorial. I 69

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Bildnachweis: CEM GmbH

Beim Proteinverdau muss jede Kontamination mit Staub oder mit Hautschuppen vermieden werden. Am DigestPro werden die Reaktionsgefäße daher durch eine Dichtungsmembran abgedeckt, die nur ein kleines Loch für die Dosierkanüle frei lässt. Durch feine Löcher im Boden der Gefäße lassen sich Reagenzien ausblasen. Dazu wird die spezielle Kanüle so tief in die Membran gefahren, dass sie in dem Loch abdichtet. Über einen separaten Kanal können nun die Flüssigkeiten durch die Löcher im Boden ausgeblasen werden (Abb. 3). Neue Reagenzien werden ohne Druck hinzudosiert und durch Oberflächenspannung im Reaktionsgefäß gehalten. Die Inkubation mit verschiedenen Puffern und Reagenzien für definierte Zeiträume lässt sich so leicht und zuverlässig durchführen. Die Membran verhindert die Verdunstung von Reagenzien. Da das Gelstück nie mit der Kanüle in Berührung kommt, ist ein Verlust ausgeschlossen und das Risiko der Kontamination gegenüber offenen Systemen drastisch reduziert. Die zum Verdau benutzte Reaktionsplatte ist in einem verschiebbaren Heizblock montiert. Nach der Zugabe von Enzym wird der Block aus der Ablaufposition auf die Elutionsposition geschoben, um die Peptidlösungen in einer sauberen PCR-Platte auffangen zu können. Auch hier bewährt sich das ventillose Reaktionsgefäß: Es gibt keine Spalten, Ventile oder Toträume und der Überstand lässt sich vollständig in die Auffangplatte übertragen. Das Gelstück wird in jedem Fall zurückgehalten. Der DigestPro erlaubt eine freie Temperaturregelung mit Heiztemperaturen bis zu 65° C sowie im Anschluss an den Verdau eine Kühlung der Peptidgemische auf 8° C. Optionale Probenaufreinigung und MALDI-Spotting Außerdem erlaubt der DigestPro die Automatisierung weiterer Probenvorbereitungsschritte. Für die einfache und effektive Probenentsalzung und Aufkonzentrierung kann am Gerät die Verwendung von ZipTips® (Millipore®) oder kompatible reversed phase tips automatisiert werden. Die ­C-18-Pipettenspitzen werden dabei auf der Arbeitsfläche vorgelegt, von wo aus sie durch die Pipettiernadel aufgenommen und für einen erneuten Zugang wieder ab-

2

Abb. 3: In-Gel-Verdau. Für den In-Gel-Verdau verwendet der DigestPro eine einzigartige 2-Kanal-Nadel. Zum Ausblasen des Reaktionsgefäßes über den Luftkanal dichtet die Nadel in der Dichtungsmembran ab. Die Flüssigkeitszugabe neuer Reagenzien erfolgt über die innere Nadel. Durch dieses Prinzip ist ein robuster und präziser Flüssigkeitsaustausch gewährleistet ohne das Risiko von Kontaminationen oder eines Verlusts von Gelstücken. (1 Ausblasen über Luftkanal, 2 Dichtungsmembran, 3 Gelstücke, 4 Flüssigkeitszugabe)

gelegt werden können. Die an das C-18 -Substrat gebundenen Peptide erlauben Waschschritte direkt in der Pipettenspitze und eine Elution in einem reduzierten Volumen in frische Reaktionsgefäße (Platten oder Vials). Das automatisierte SpitzenHandling führt zu deutlich besseren Resultaten und einer besseren Reproduzierbarkeit der ZipTip-Methode im Vergleich zur manuellen Verwendung. Das liegt vor allem daran, dass Flüssigkeiten direkt durch das C-18-Material in die Pipettiernadel aufgenommen werden können, wodurch das Totvolumen verringert wird und präzise Flussraten erreicht werden. Die direkte Abgabe von Flüssigkeiten durch die Nadel über die Innenseite des C-18-Materials erlaubt darüber hinaus die Verwendung von Pipettenspitzen mit erhöhtem Gegendruck wie. Optional können die Proben am DigestPro auch direkt auf MALDI-Target-Platten aufgetragen werden. Hierfür lassen sich unterschiedliche Spotting-Methoden anpassen (wie direktes Spotten mit ZipTips, „dried droplet“-Methoden, Sandwich-Methoden, AnchorChip-Targets). Dabei können beliebige MALDI-Target-Formate am Gerät verwendet werden.

rimente limitiert den Probendurchsatz und birgt das Risiko von Kontaminationen. Eine Automatisierung dieser komplexen Protokolle mit Hilfe des kompakten DigestProVollautomaten erhöht nicht nur den Probendurchsatz, die geschlossene Bauweise und ein speziell entwickeltes Verfahren zum Reagenzien-Austausch garantieren auch ein kontaminationsfreies Arbeiten. Im DigestPro können sowohl für In-Gel- als auch In-Lösung-Protokolle bis zu 96 Proben simultan gewaschen, reduziert, alkyliert und verdaut werden. Im Anschluss an den Verdau können die Peptide optional unter Verwendung von Reverse-Phase-Pipettenspitzen vollautomatisch entsalzen und aufkonzentriert werden. Weitere Optionen sind das Überführen in Autosampler-Vials oder das Spotten auf MALDI-Targets. Durch die Verwendung laboreigener Puffer und Lösungen entstehen keine zusätzlichen laufenden Kosten. Der DigestPro wird durch eine intuitiv bedienbare Software gesteuert, die eine individuelle Anpassung eigener Protokolle erlaubt. Einen komfortablen Einstieg in die Automatisierung ermöglichen vorinstallierte Standardprotokolle.

Zusammenfassung Die Identifikation von Proteinen über Massenspektrometrie (MS) erfordert die Zerlegung in definierte Peptidfragmente durch enzymatischen oder chemischen Verdau. Die manuelle Durchführung solcher Expe-

Kontakt Dr. Martin Technau, Ulf Sengutta CEM GmbH Martin.Technau@cem.com Ulf.Sengutta@cem.com www.cem.de


70 I laborwelt. Diagnostik

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Immunstatus per Post Die Probe kommt per Briefpost – eine deutlich vereinfachte Probenlogistik macht es möglich, dass Labore noch einfacher den zellulären Immunstatus von Patienten bestimmen können. von Dr. Christoph Sachsenmaier, Vice President Business Development, Epimune GmbH

Der zelluläre Immunstatus Die Bestimmung des zellulären Immunstatus umfasst zusätzlich zum großen Blutbild die Quantifizierung der T- B- und NK-Lymphozyten. Diese erfordert die venöse Blutentnahme und

anschließende Untersuchung mit Hilfe der Durchflusszytometrie. Besonders bei angeborenen Immundefekten, die sich durch ein breites Spektrum unspezifischer Symptome auszeichnen, wird die Bestimmung des zellulären Immunstatus durch den primär behandelnden Arzt in vielen Fällen nicht angefordert. Die Möglichkeit eines angeborenen Immundefektes wird häufig nicht in Betracht gezogen und führt zu oft jahrelangen Odysseen der betroffenen Patienten durch die Arztpraxen. Zusätzlich ist die für die Diagnose und Behandlung notwendige immunologische Expertise und technische Ausstattung in der Regel auf größere Kliniken beschränkt. i.Mune TBNK Mit Hilfe des Real-time-PCR-basierten i.Mune TBNK-Tests können T-, B- und

NK-Lymphozyten quantitativ bestimmt werden. Dafür genügt das Blut aus einer minimal invasiv gewonnenen Kapillarblutprobe, die auf Filterpapier getrocknet wird. Das Verfahren zeichnet sich durch eine deutlich vereinfachte Probenlogistik aus, denn die Trockenblutkarte wird mit der regulären Post an das Labor verschickt. Dadurch können auch Ärzte, die sich nicht in der Nähe einer Einrichtung mit immunologischer Ausstattung befinden, problemlos den zellulären Immunstatus ihrer Patienten auch bei unklarer Verdachtssymptomatik bestimmen lassen. Anwendungsmöglichkeiten Der i.Mune TBNK Test in Verbindung mit Trockenblutproben ermöglicht darüber hinaus Anwendungen, die sich durch die Durchflusszytometrie nicht adressieren lassen. Dazu gehört die Versorgung von Patienten in häuslicher Umgebung oder das NeugeborenenScreening auf angeborene Immundefekte. Die Möglichkeit der Proben-Selbstgewinnung durch Fingerstich und der anschließende Versand per Post eröffnet Laboren die Perspektive, ihr Angebot auf große Regionen, ja sogar weltweit auszudehnen. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, im Zuge eines „Direct to Consumer“ (D2C)-Geschäftsmodells die Bestimmung des zellulären Immunstatus direkt an Anwender anzubieten. .

Bildnachweis: Epimune

Die Quantifizierung von Immunzellen ist eine zentrale diagnostische Methode bei vielen Erkrankungen mit direkter oder indirekter Beteiligung des Immunsystems. Angeborene (primäre) Immundefekte verursachen zum Teil schwerwiegende Erkrankungen mit erhöhter Anfälligkeit für Infektionen und Autoimmunerkrankungen. Sekundäre Immundefekte werden durch Erkrankungen wie HIV-Infektionen oder Krebs beziehungsweise durch medikamentöse Immunsuppression oder Chemotherapie verursacht.


INVIVO InVivo Biotech Services GmbH

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a Bruker Company

EXCELLENCE IN CUSTOM BIOPRODUCTION

nachhaltigkeit

Kurma legt reinen Diagnostikfonds auf

Monoclonal Antibodies ° ° °

Serum-free production from hybridoma Small and bulk scale (up to 1 kg) Premium quality

Recombinant Antibodies & Proteins °

Project-dependent selection of ideal expression system (HEK, CHO, E. coli) &RVW H΍ HFWLYH SURGXFWLRQ SURFHVVHV Optimized expression system InVEST for transient gene expression in HEK cells Bulk-scale production from stable CHO cell pools and cell lines

° °

Mit seinem KDx2-Fonds wollen Kurma Partners Dinge wie zum Beispiel Krebsbiochips (siehe Bild) und KI-Lösungen finanzieren.

Bildnachweis: Worcester Üplytechnic Institute

Der deutsch-französische Investor Kurma Partners SA hat Anfang Oktober seinen zweiten Investmentfonds geschlossen, der sich einzig und allein innovativen Diagnostiklösungen widmet. Rund 50 Mio. Euro stehen 12 bis 15 Projekten beziehungsweise Unternehmen im Rahmen von Kurma Diagnostics 2 (KDx2) zur Verfügung, die bahnbrechende Technologien entwickeln. Im Fokus stehen dabei die Molekulardiagnostik, die intelligente Vernetzung von Diagnosegeräten sowie Big Data verarbeitende Innovationen auf der Grundlage künstlicher Intelligenz (KI). Den ersten KDx-Fonds hatte Kurma Partners mit Sitz in München und Paris bei 35 Mio. Euro geschlossen. KDx2 wird von Alt-Investoren wie dem EuroAnzeige

päischen Investitionsfonds (EIF), dem Nationalen Seed Fund 2 und BNP Paribas sowie von neuen Investoren wie der französischen Versicherungsgruppe VYV und Bedex & Associés, einem privaten Investor, unterstützt. .

°

Cell Line Development ° °

Stable CHO cell pools and cell lines Mouse hybridoma

COVID-19

Corona-Infektion schützt Patienten Coronapatienten, die sich zuvor schon einmal mit einem Corona-Erkältungsvirus infizierten hatten, sind zwar nicht dauerhaft vor der Infektion geschützt, sie haben aber einen wesentlich milderen Verlauf. Dies meldete Ende September das JCI (doi: 10.1172/JCI143380). Von 33 Patienten, die bereits eine Coronainfektion durchgemacht hatten landete einer auf der Intensivstation (4,8%). Unter den Patienten ohne Coronavirus-Infektion in der Vorgeschichte waren es 28,1%. Ein ähnlicher Effekt war in präklinischen Studien mit AstraZenecas COVID-19-Vakzine AZD-1222 beobachtet worden. .

AVAILABLE NOW:

SARS-CoV-2 Antigens From transient production in HEK cells or production in stable CHO cell pools: °

Soluble Spike Protein

°

Spike Protein ReceptorBinding-Domain (RBD)

°

Spike Protein S1/S2-Subunit

GET IN TOUCH FOR MORE INFORMATION

InVivo Biotech Services GmbH Neuendorfstraße 24a, 16761 Hennigsdorf, Germany Fon E-Mail Web

+49 (0) 3302 866 93-0 info.invivo@bruker.com www.invivo.de


72 I laborwelt. Produkt

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Candor Bioscience

Verdünnungspuffer für AP-Konjugate

AP-Protector® ist direkt als Assaypuffer für die Inkubation

IMBA

Ki-67 hilft bei Zellteilung Bürstenartige Strukturen des Proteins Ki-67 helfen bei der Zellteilung und sorgen für eine korrekte Trennung von Kernsubstanz und Zellplasma. Das konnten Forscher um Daniel Gerlich, Seniorgruppenleiter am IMBA in Wien, in ihrer aktuellen Studie in Nature (www.na-

des AP-Konjugates geeignet. Typische Lagerkonzentrationen liegen bei 100 bis 1000 ng/ml, so dass sie zur Detektion im Assay ohne weitere Verdünnungsschritte einsetzbar sind. AP-Protector® ist gebrauchsfertig und in Packungsgrößen von 50 ml, 125 ml und 500 ml erhältlich. Für Antikörper, die mit HRP (horseradish

ture.com/articles/s41586-0202672-3) belegen. Dabei gingen sie der Frage nach, wie Zellplasmareste und darin enthaltene Organellen aus den Chromosomen-Zw ischenräumen ins Zellplasma übergehen. Überraschend für sie war dabei die Funktion von Ki-67, das sie bereits aus früheren Arbeiten kannten und das bisher auch in der Krebsprognose eingesetzt wird. .

peroxidase) gekoppelt sind, empfiehlt Candor Bioscience die Verwendung von HRPProtector™.

www.candor-bioscience.de

München/Chemnitz

Gutes Licht – Gute Arbeit Biologen der Hochschule München und der TU Chemnitz untersuchten, wie sich unterschiedliche Lichtspektren auf die Anstrengung während der Arbeit auswirken. Sie stellten fest: Bei morgendlichem Licht sank bei gleicher Leistung die Anstrengung, die für das Lösen

Candor Bioscience GmbH Tel.: +49-7522-795 27 0 Fax: +49-7522-795 27 29 info@candor-bioscience.de

der Aufgaben aufgewendet werden musste, um ein bis zwei Prozent. Ebenso bei der Einstellung von abendlichen Lichtverhältnissen. Bei typischer Lichteinstellung (neutral weiße LED-Beleuchtung, 4.000 Kelvin) hingegen war die Anstrengung für die gleiche Leistung erhöht. Ihre Ergebnisse sind nachzulesen in PLOS ONE (­https:// doi.org/10.1371/journal. pone.0239553). .

Bildnachweis: NEB/ Carpus+Partner/INHECO

AP-Protector® ist ein Langzeit-Stabilisierer für alkalische Phosphatase (AP)-Konjugate mit Antikörpern beziehungsweise Neutravidin/Streptavidin. Die Konjugate können für lange Zeit auch in sehr niedrigen Endkonzentrationen als Ready-to-useLösungen gelagert werden.

i.Mune™ TBNK (CE )

DER ZELLULÄRE IMMUNSTATUS AUS TROCKENBLUT!

Zur Quantifizierung von: • T-Zellen (CD3+) • B-Zellen (CD19+) • Natürliche Killer (NK)-Zellen (CD16+CD56dim) • T-Helferzellen (CD3+CD4+) • Zytotoxische T-Zellen (CD3+CD8+)

Einfache Probengewinnung

Probenversand per Post

Standardisierte Real-Time PCR Analyse

Quantitative Ergebnisse

www.epimune-dx.com


Wissenschaft. I 73

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Wissenschaft · BfarM screent COVID-19-Immunität · · Rezeptorblocker sichert Überleben von Neuronen · · Mit Antikörpern gegen COVID-19 · · Klartext: Datenspende für die medizinische Forschung · · Bakterien erleichtern Recycling von Computerplatinen · · transkript persönlich: Jürgen Knoblich, IMBA ·

Parkinson

Alzheimer

Gentherapie heilt Leiden in Zellmodell

Kollagenrezeptor fördert Plaques

Wissenschaftler der Universität Tübingen haben ein neues Gen- und Medikmentenziel zur Behandlung der Parkinsonkrankheit entdeckt. Zusammen mit und Kollegen aus Polen und Luxemburg entdeckten sie in einem Zellmodell der Erkrankung, dass Mutationen im PARK7Gen zu Spleissdefekten führen. Eine Kombinationsbehandlung mit den niedermolekularen Verbindungen RECTAS und Phenylbuttersäure hielt in Hirnorganoiden das Neuronensterben auf. Denkbar sei aber auch eine Gentherapie, die den zugrundeliegenden Gendefekt repariere, so die Wissenschaftler. .

Das Protein GPVI fördert die Aktivierung und Aggregation von Thrombozyten und die nachfolgende Verklumpung des Amyloid-Beta-Proteins in Hirngefäßen, berichten Mediziner der Uni Düsseldorf. .

COVID-19

Bildnachweis: © DKFZ / Uwe Anspach

1 Frage

Neue Studie zur Symptomatik Jede dritte bis vierte Infektion mit SARSCoV-2 verläuft symptomlos. Gestützt auf 79 Studien zeigt dies eine Metaanalyse von Forschern um Nicola Low von der Universität Bern (PLoS MedicinE, doi: 10.1371/journal.pmed.1003346). .

Michael Baumann Vorstandsvorsitzender DKFZ, Heidelberg

transkript. Was bedeutet der Aufbau und die jährliche Förderung von vier neuen Zentren für Tumorforschung mit 13 Mio. Euro durch das BMBF für die Krebsforschung?

Baumann.

Der Ausbau des NCT-Netzwerks ist ein wichtiger Meilenstein in der Nationalen Dekade gegen Krebs. Diese Erweiterung wird es nachhaltig ermöglichen, deutlich mehr vielversprechende Ergebnisse aus der Krebsforschung schnell und sicher in die klinische Anwendung zu bringen.

Pandemie

Akademiker finden COVID-19-Antikörper Ein Team um den Berliner Virologen Prof. Dr. Christian Drosten vom DZNE hat im Blut von zehn COVID-19-Patienten entdeckt, dass 40 von 598 Antikörpern eine stark SARS-CoV-2-neutralisierende Wirkung zeigen (Cell, doi: 10.1016/j. cell.2020.09.049). Bei ChallengeVersuchen in Hamstern schützte der Leitkandidat CV07-209 vor einer Infektion mit SARS-CoV-2. Der Wert der akademischen Arbeit besteht eher darin herauszufinden, welche Epitope für die Nebenwirkung Antibody-directed Enhancement (ADE) verantwortlich sind. Zwei von Unternehmen entwickelte Antikörper befinden sich kurz vor der Marktzulassung. .


Bisher gab es in Deutschland keine digitale Medizin und schon gar keine Patientendaten anhand derer Klinikärzte von dem Wissen weit entfernter Kollegen bei Diagnose und Therapie profitieren konnten. Die COVID-19-Pandemie hat immensen Handlungsdruck offenbart. Mit zunächst 150 Mio. Euro soll nun in der Virusinfektiologie und Pandemieforschung nachgeholt werden, was in den vergangenen zehn Jahren verschlafen wurde und an US-Kliniken mit Hochdruck vorangetrieben wird: Forschen an vernetzten Daten.


COVID-19. I 75

VerNetzte Kliniken Rund 150 Mio. Euro steckt das Bundesforschungsministerium in das Anfang Oktober gestartete Netzwerk Universitätsmedizin (NUM) der 37 deutschen Universitätskliniken. In Zeiten der Corona-Krise soll deren digitale Vernetzung so schnell wie möglich praxisrelevante Diagnose- und Therapielösungen liefern. von Thomas Gabrielczyk

Bildnachweis: ismagilov/123rf.com

Bildnachweis:

E

in Anruf der Bundeskanzlerin kann laut Bundesforschungsministerin Anja Karliczek manchmal viel bewirken. „Was kann man denn da noch machen?“ habe die Kanzlerin nachgefragt und damit angestoßen, worauf Kliniker an Deutschlands 37 Universitätskliniken schon seit zehn Jahren warten: Losgetreten durch die COVID-19-Pandemie sollen Patientendaten, Diagnosen, medizinische und nicht-medizinische Maßnahmen zur Eindämmung von Pandemien, Notaufnahmen, Obduktionsbefunde, evidenzgeprüfte wissenschaftliche Publikationen etc. endlich deutschlandweit digital erfasst, gespeichert und für die schnelle und pragmatische Entscheidungsfindung am Krankenbett und – zumindest in Pandemiesituationen – durch Politik und RKI genutzt werden dürfen. So beschrieb die Forschungsministerin Anfang Oktober, wie die Idee des Charité-Virologen Christian Drosten und dessen Klinikchef Heyo Kroemer 150 Mio. Euro wert wurde. Das Budget des neuen, von der Berliner Charité koordinierten Netzwerkes Universitätsmedizin (NUM) wird für insgesamt 13 interdisziplinäre Vernetzungsprojekte genutzt. NUM hat zwar die Corona-Pandemie zum Anlass. Doch das Großprojekt schafft im Eilverfahren die Infrastruktur und Vernetzung an

Universitätskliniken, die erforderlich sind, um die Versprechen der digitalen Medizin auch in anderen Indikationen einzulösen. Digitalisierte Medizin Für die Potentiale der digitalen Vernetzung von mehr als 1.000 Krebskliniken beispielhaft ist die Schweizer Sophia Genetics S.A., die unlängst 110 Mio. US-Dollar einwarb, um ihr digitales Kliniknetzwerk zu erweitern, „so dass auch Onkologen in Asien und Nordamerika künftig von Diagnosen, radiologischen und Gewebeanalysen sowie erfolgreichen Behandlungen weit entfernter Kollegen profitieren können“, erklärt deren CEO Jurgi Camblong. Noch ist unklar, ob NUM ein ähnlicher Erfolg wird oder sogar ein größerer. Denn Versuche, existierende Biobanken an Unikliniken miteinander standardisiert zu vernetzen, scheiterten in der Vergangenheit nicht zuletzt daran, dass jeder Projektpartner meinte, er habe die beste Lösung. So erklärt sich wohl auch die zum Start von NUM verlautete Botschaft: „Neu ist die leitende Idee: Kooperation möglichst vieler Akteure statt Wettbewerb Einzelner, denn wir brauchen jetzt Wissen, das schnell zugänglich ist.“ Man kennt also die real existierenden Eitelkeiten und versucht sie zu kontrollieren.


76 I COVID-19.

NUM bündelt laut Drosten die für die zeitnahe Eindämmung der SARS-CoV2-Pandemie relevante Expertise: Ein „wichtiger Grund dafür, dass die Universitätsmedizin in diesem Projekt den Ton in der COVID-19-Forschung angibt, ist ihre Nähe zum Patienten.“ Da die Universitätsmedizin Forschung und medizinische Versorgung vereint, verspricht die dortige Datensammlung und Erkundung des medizinischen Bedarfs effizientes und schnelles Handeln. Tatsächlich bietet die Datenerfassung an den Kliniken dem Robert-Koch-Institut, den politischen Entscheidungsträgern und den Klinikern selbst erstmals einen Datenzugriff in Echtzeit und damit ein wertvolles Instrument für informierte Entscheidungen über die erfolgreichsten Strategien zur Eindämmung lokaler Ausbrüche, durch Therapien, Diagnosetools, Risikopopulationen etc. Mitte Oktober befanden sich Informationen zu 12 der 13 geplanten Projekte online auf der NUM-Homepage, die meisten davon mitkoordiniert durch die Charité. Pandemie-Überwachung Das von den Unikliniken Aachen und Magdeburg koordinierte Notaufnahmeregister AKIN bietet Online-Zugriff auf Routinedaten von Notaufnahmen, etwa die Fallzahl, Anamnese und Diagnose, Erstversorgung, die zu Pandemieüberwachungszwecken dem RKI datenschutzkonform zur Verfügung gestellt werden sollen. Bisher sind 22 Kliniken vernetzt, weitere 29 sollen folgen. Ebenfalls der COVID-19-Überwachung gewidmet ist das von den Unikliniken Köln und Göttingen organisisierte 2B-FAST-Projekt: Gesundheitsdaten sollen einen Überblick der Verteilung von SARS-CoV-2 geben und eine Bewertung des Erfolges nicht-medizinischer Eindämmungsstrategien ermöglichen. Die Daten werden ebenfalls mit dem RKI geteilt.Der schnellen Identifizierung

lokaler Infektionscluster und Ausbrücke dient ein eher technisches Projekt. COMPASS soll die Navigation durch den mittlerweile vorhandenen Dschungel an COVID-19-Apps ermöglichen und eine forschungstaugliche NUM-App auf ihrer Basis entwickeln.

Innerhalb des bereits im August angelaufenen Projektes EVIRan werden auf Basis des Vergleichs von Pandemiemanagement-Konzepten lokale Lösungen für das Ressourcen- und Patientenmagement erarbeitet. Information In Zeiten von Fakenews fällt dem Freiburger Cochraine-Zentum die wichtige Rolle zu, wissenschaftliche Publikationen und Studien zu sichten, zu erfassen und evidenzbasiert zu bewerten. Die systematische Datensammlung wird Daten zur Diagnostik, medizinischen Versorgung, Intensivmedizin, Hygiene, Prävention und psychischen Gesundheit umfassen und soll Forschung, Politik und medizinische Leitlinien mit den benötigten Daten unterfüttern. Phänotypisierung Zentral für die klinische Phänotypisierung des vielgestaltigen COVIDSyndroms und damit der Entscheidung für die geeignete Therapie ist das Projekt NapCon. Die Analyse von Proben, Symp­tomen und Langzeitfolgen einer Infektion mit dem neuen Coronavirus soll es ermöglichen, Risikofaktoren zu identifizieren und anhand von Biomarkern Voraussagen über den Krankheitsverlauf eröffnen.

Ähnlich versorgungsrelevant ist das Projekt RACOON, in dem es um die zentrale Erfassung und KI-gestützte Analyse der für die Verlaufsabschätzung und Diagnose von COVID-19 mit Lungenbeteiligung wichtiger radiologischer Daten geht. Mit dem Projekt Defeat Pandemics wird die in Deutschland noch nicht angekommene Ära der digitalen Pathologie (vgl. Interview S. 60) eingeläutet. Im Rahmen standardisierter Obduktionen sollen Biomaterialien gewonnen und Analysedaten in die bereits existierende DeRgCOVID-Plattform eingespeist werden. Im Projekt COVIM werden Daten zur Immunität gegen SARS-CoV-2 systematisch erfasst, um endlich valide Aussagen zur individuellen und kollektiven Immunität machen zu können, also ob und wie lange es Immunschutz nach einer Infektion oder Impfung gibt. Ambitioniertes Ziel: Die in einem dezentralen Immunohub gespeicherten Daten wollen die akademischen Zentren nutzen, um präklinische und klinische Studien aufzusetzen – traditionell eher das Metier von CROs und Arzneientwicklern. Ähnliches gilt für das Wirkstoffscreening. Anstelle auf zulassungsbewährtes externes Know-how zurückzugreifen, wollen Universitätsprofessoren im Projekt Organostrat den Zielorgantropismus von SARS-CoV-2 analysieren und anschließend Organoid-Banken für das Wirkstoffscreening aufbauen. Datenintegration Unter Leitung von Roland Eils werden die Daten in der Forschungsdatenplattform FoDaPla am Berlin Institute of Health zusammengeführt. „Wir wollen eine Infrastruktur schaffen, die in der Lage ist, komplexe Covid-19-Forschungsdatensätze multizentrisch, patientenbezogen und pseudonymisiert abzubilden. Diese werden der Forschung zentral zur Verfügung stehen und Universitätskliniken untereinander verbinden,“ erklärt Eils. Gemessen an dem Ziel des NUM, „möglichst schnell Ergebnisse zu liefern“ scheint die Einbindung von Unternehmen mit Expertise in Screening und Arzneimittelentwicklung ins NUM angemessen. .

Bildnachweis: dottedyeti/stock.adobe.com

Vernetzte Kliniken

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KLARTEXT

Bildnachweis: Michael Krawczack

Wichtiger denn je: Datenspende für die medizinische Forschung Jede Nutzung medizinischer BehandlungsEnde Juli 2020 hat das Bundesministerium daten für die universitäre Forschung bedarf für Gesundheit das Datenspende-Gutachten einer Rechtsgrundlage. Diese kann in einer auf seiner Website veröffentlicht. In ihren gesetzlichen Erlaubnis bestehen wie etwa der Ausführungen schlagen die Verfasser vor, den in vielen Landeskrankenhausgesetzen verVorgang der Datenspende vom Behandlungsankerten Eigenforschungsprivilegierung, die kontext zu lösen. Das geht realistischerweibehandelnden Ärzten die Forschung an den se nur mit einer Opt-out-Lösung, das heißt, Daten ihrer eigenen Patienten gestattet. Andie Nutzung von Behandlungsdaten für Fordernfalls bleibt zur Legitimierung der Datenschungszwecke wird gesetzlich erlaubt, es sei verarbeitung nur die informierte Einwilligung denn, die Betroffenen widersprechen explizit. der Patienten. Diese wird aktuell jedoch in Die zugehörige Widerspruchsmöglichkeit solzeitlicher und räumlicher Nähe zur Krankenle allerdings so niederschwellig implementiert versorgung eingeholt – was aus verschiedeProf. Dr. werden, dass die Autonomie der Betroffenen nen Gründen keine Ideallösung ist. Michael Krawczak gewahrt bleibt. Meist erhalten Patienten die erforderliLeiter des Instituts für Medizinische Es ist durchaus denkbar, dass einige Patienten Informatik und Statistik, Christianchen Einwilligungsdokumente zusammen mit die Nutzung ihrer Daten gezielt bestimmten PerAlbrechts-Universität zu Kiel anderen wichtigen Unterlagen (wie dem Besonen oder Einrichtungen einräumen möchten, handlungsvertrag) während der Aufnahme im zum Beispiel aus Dankbarkeit; die allermeisten Uniklinikum. Eine eingehende Aufklärung stellt dann aus Kapa- Patienten werden aber die medizinische Forschung im Allgemeizitäts- und Praktikabilitätsgründen eine große Herausforderung nen unterstützen wollen. Das Gutachten empfiehlt daher, die gedar. Außerdem erwartet die Patienten zu diesem Zeitpunkt eine spendeten Daten grundsätzlich allen qualifizierten, öffentlichen einschneidende Diagnose oder Therapie, weshalb die Aufnahme und privaten Forschungseinrichtungen zur Verfügung zu stellen. ein denkbar ungünstiger Rahmen für die Aufklärung zur For- Die Entscheidung über konkrete Nutzungsanfragen solle von unschungsnutzung von Behandlungsdaten ist. abhängigen Gremien (sogenannten Use and Access Committees) Auf der anderen Seite legen empirische Untersuchungen getroffen werden, in denen neben Wissenschaftlern auch andere nahe, dass die Mehrzahl der Patienten in Deutschland bereit Interessengruppen, wie etwa Patientenselbsthilfegruppen und ist, solche Daten für die medizinische Forschung zur Verfügung Kirchen, vertreten sind. zu stellen – gegebenenfalls auch ohne explizite Einwilligung. Eine entscheidende Voraussetzung für die Rechtskonformität Vor diesem Hintergrund widmeten sich fünf Experten verschie- einer Datenspende in dieser Form ist nach Einschätzung der dener Fachrichtungen unlängst Überlegungen zur Etablierung Gutachter der Verbleib der Datennutzung in der medizinischen einer „Datenspende“, um die Entscheidung der Patienten über Forschung sowie das Ausschließen unethischer Grenzüberdie Datenfreigabe von der akuten Behandlungssituation zu ent- schreitungen. Zudem müssten technische Maßnahmen ergriffen koppeln. werden, die Datenschutzrisiken – also die Re-Identifizierung Der Begriff „Spende“ ist für Daten zweifellos problematisch, von Patienten – minimieren. Die Autoren fordern außerdem eine weil sich Daten im Gegensatz zu Geld (oder Blut) durch eine dauerhafte wissenschaftliche Begleitung der Datenspende zur Nutzung nicht verbrauchen. Die positive Konnotation des Be- Überprüfung ihres Nutzens, zum Beispiel durch einen paritätisch griffs spricht jedoch dafür, ihn auch für das Überlassen me- besetzten „Datenspende-Beirat“. Insgesamt sei die Datenspende dizinischer Daten an die Forschung zu verwenden – nicht zu- in der vorgeschlagenen Form jedoch ein gangbarer Weg, um die letzt, weil er die Anerkennung des Spenders für das Anliegen Nutzung wertvoller Patientendaten durch die medizinische Fordes Empfängers der Spende (also Forschung) zum Ausdruck schung künftig zu vereinfachen und gleichzeitig unangemessene bringt. Einschränkungen der Patientenautonomie zu vermeiden. •


78 I Wissenschaft.

Neurologie.  Die Blockade ständig aktivierter Serotoninrezeptoren des Typs 5-HT7R mit inversen Agonisten hemmt den Untergang von Nervenzellen infolge der Aggregation des Tauproteins im Mausmodell. Das berichteten Mitte Oktober Neurowissenschaftler der Medizinischen Hochschule Hannover. Gentherapie.  Forscher der LMU München haben mit einem neuen Gentherapieansatz Retinitis pigmentosa in Mäusen geheilt. Sie kombinierten Transkriptionsaktivatoren und die Genschere dCas9. Dadurch bildeten Zelltypen das defekte Opsin-Gen, bei denen es normalerweise ausgeschaltet ist. Diagnostik.  Forscher der Senova GmbH und des Leibniz-IPHT in Jena haben einen Antikörper-Streifentest auf die Tropenkrankheit Melioidose entwickelt. Er diagnostiziert Proteine des Erregers B. pseudomallei binnen 15 Minuten. Krebs.  Forscher des BIH und des DKFZ haben IL4I1 als das Tryptopanabbauende Enzym identifiziert, das die durch den Aryl-Hydrogen-Rezeptor vermittelte Immunsuppression bei Krebs am stärksten bremst. Mit IL4I1-Inhibitoren versuchen sie nun, die Resistenz gegen Checkpunkt-Blocker zu brechen. Recycling.  Mit dem zum Biomining eingesetzten Schwefelbakterium A. ferrooxidans ist es Forschern der TU Bergkamen geglückt, das Lötzinn einer Computerplatine zersetzen zu lassen und oxdierte Metalle zurückzugewinnen. Nobelpreis.  Der diesjährige Nobelpreis für Chemie geht nur acht Jahre nach der Entdeckung der Genschere CRISIPR-Cas9 an Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna. Feng Zhang, der nach der grundlegenden Publikation viele medizinische Applikationen entwickelt hatte, ging leer aus.

Diagnostik

Immunitätsstudie mit Selbstbeteiligung Ein Abbild des COVID-19-Antikörperstatus der Bevölkerung Deutschlands ermitteln das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) und des Robert Koch-Institut (RKI) seit Anfang Oktober. Im Rahmen der bundesweiten Studie „Leben in Deutschland – Corona-Monitoring“ wurden 34.000 Bürger zur Teilnahme aufgefordert – erste Daten der Momentaufnahme werden Ende des Jahres erwartet. Von der Studie erhofft sich RKI-Chef Prof. Dr. Lothar H. Wieler einen besseren Überblick der Gesundheitsrisiken aller Bevölkerungsgruppen. Der Beitrag der Probanden besteht aus der:

• Selbstabnahme einer Blutprobe aus

dem Finger zum Nachweis von Antikörpern gegen SARS-CoV-2. • Selbstabnahme eines Abstrichs aus Mund und Nase zum Nachweis einer aktuell bestehenden Infektion mit SARS-CoV-2. • Beantwortung eines Kurzfragebogens. Unter Fachleuten ist indes unstrittig, dass die Entnahme eines Nasenabstrichs nur bei Entnahme durch medizinsiches Fachpersonal valide Ergebnisse des anschließenden RTPCR-Nachweises liefert. . Neurologie

Neue Wirkstoffkandidaten verhindern Neurodegeneration Wissenschaftler um Prof. Dr. Hilmar Bading von der Universität Heidelberg haben eine neue Wirkstoffklasse identifiziert, die hochselektiv den durch NDMA-Rezeptoren (NMDARs) vermittelten Nervenzelltod in Mausmodellen verhindert. Wie die Gruppe entdeckte, wird der Zelltod durch Inhibitoren (Compound 8, s. Bild) der Interaktion der NMDARs mit TRPM4 verhindert, ohne physiologisch wichtige Funktionen des kalziumabhängigen Rezeptors zu stören. Ein per strukturbasiertem Design identifizierter Leitkandidat nebst Backup-Wirkstoff (Compound 19) verspricht erstmals die Behandlung von Krankheiten wie Chorea Huntington (Science, doi: 1126. science.aay3302).

Bildnachweis: Matthias Thoms, LUM Mündchen, © Sciencemag

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Wissenschaft. I 79

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COVID-19

Früh oder Spät?

Bildnachweis: IMBA/Sandra Schartel

Pilotstudien mit Biologika, die der für COVID-19 charakteristischen Gefäßentzündungen entgegenwirken, die in späteren Krankheitstadien auftritt, haben vielversprechende Ergebnisse geliefert. Nach der Inflarx N.V. in Jena, die nach Gabe von IFX-01 – einem gegen den entzündungsfördernden Komplementfaktor C5a gerichteten Antikörper – in einer Phase II-Studie einen Rückgang der Sterblichkeit um 50% und von assoziierten Blutgerinnungsstörungen beobachtete, meldete die Adrenomed AG ermutigende Ergebnisse der Behandlung von acht mechanisch beatmeten Patienten. Nach der Injektion einer Dosis Adrenomedullin, einem Modulator der Gefäßpermeabilität und Gefäßfunktion stabilisierte sich sder Zustand von vier Patienten, drei weitere Patienten konnten von der Intensiv- auf die Normalstation verlegt werden. Wissenschaftler des Zürcher Universitätsspitals hatten unlängst in Lancet berichtet, dass das SARS-CoV-2 nicht primär das Lungenepithel, sondern verschiedenste Organe über das Endothel – die innerste Schutzschicht der Blutgefäße – befällt, und so die vielgestaltigen, mit COVID-19 einhergehenden Symptome hervorruft. Einer Metaanalyse (doi: 10.1002/rth2.12439) Wiener Mediziner zufolge entwickeln rund 20% der COVID-19-Patienten auf der Intensivstation ein mit 13,7 % um zehn Prozent höheres Thromboserisiko als COVID-19-Patienten auf Normalstationen. Assoziert mit der Entwicklung von Embolien war das frühe Auftreten des D-Dimers. Sie wollen evaluieren, ob sich das Protein als prädiktiver Marker für ein erhöhtes Embolierisiko von COVID-19-Patienten eignet. Neben ersten Hinweisen auf eine positive Wirkung entzündungshemmender Antikörper, die COVID-19-Erkrankten im Spätstadium helfen, gab es im Oktober erste Hinweise auf die potentielle Wirksamkeit antiviraler Antikörper, die die Vermehrung des neuen Coronavirus eindämmen sollen. Antikörper vor Zulassung Der mit 450 Mio. US-Dollar von der US-Regierung geförderte Roche-Partner Regeneron Pharmaceuticals Inc. reichte Mitte Oktober den Antrag für die Notfallzulassung seiner monoklonalen Antikörper (mAb)-Kombinationstherapie ReGNCoV2 (REGN10933 und REGN10987) bei der Food & Drug Administration (FDA) ein. Auch LY-CoV555, ein im Rahmen des US-Therapieförderprogrammes ACTIV (vgl. |transkript 3/2020) gefördertes mAb-Programm von Eli Lilly könnte bereits im November die vorläufige US-Marktzulassung erreichen, wurde aber Mitte Oktober gestoppt. Bisherigen Studien zufolge reduzierte der Antikörper die Viruskonzentration im Blut Infizierter so sehr, das das Rikiso einer Einweisung auf die Intensivstation um 72% gesenkt wurde. In Deutschland und Europa exisitiert kein zu Activ analoges Programm. •

­­

Jürgen Knoblich wurde im September in die Päpstliche Akademie der Wissenschaften aufgenommen.

Jürgen Knoblich (Jahrgang 1963) studierte Biochemie in Tübingen und Molekularbiologie am University College London. Er wechselte 1989 an das MPI für Entwicklungsbiologie Tübingen, wo er 1994 promovierte. Seit 2018 ist er Wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaft. Er erforscht die Mechanismen der menschlichen Gehirnentwicklung.

Was sehen Sie momentan, wenn Sie aus Ihrem Bürofenster schauen?

Sozialbauten – genauso wie bei der John’s Hopkins University, die ich vor kurzem besucht habe. Dass in unserer Gesellschaft aber im Gegensatz zu dort niemand auf die Idee käme, dass das eine Gefahr für Leib und Leben sein könnte, darüber bin ich sehr froh. Welches Ereignis hat Ihre Karriere geprägt?

Als ich im Alter von zehn Jahren von meinen Eltern einen Chemie-Experimentierkasten erhielt. Was ist Ihre Motivation: „What makes you tick“?

Find out how things work. Wo kommen Ihnen die besten Ideen?

Am Morgen unter der Dusche. Was war Ihr bisher grösster Fehler?

Fehler zu bereuen, anstatt sie zu korrigieren, wäre an sich ein großer Fehler. Welches Buch lesen Sie gerade bzw. haben Sie zuletzt gelesen?

Cixin Liu: The three body problem. Was ist die wichtigste ungelöste Frage der Biologie?

Wie funktioniert unser Gehirn? Woran glauben Sie, das Sie nicht beweisen können?

An die Liebe meiner Frau. Haben Sie ein Motto? Welches?

Sich selbst nicht so wichtig zu nehmen.


80 I Medien.

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Buch

Ausstellung

Trau Dich!

Forscherportäts von Herlinde Koelbl

Angst vor Spinnen? Unnötig. Das versucht ein Ratgeber Menschen mit Spinnenphobie klarzumachen. Das Autorentrio, zwei Psychologinnen und eine Biologin/Zoopädagogin, will den Betroffenen (und ihren Angehörigen) dabei helfen, mit ihrer Angst umzugehen, sie im besten Falle sogar abzustellen. Die erste Hürde: Das Buch zu öffnen und seine Illustrationen zu verkraften. Wer das gemeistert hat, ist auf dem besten Wege, sein Problem zu lösen und anhand der schrittweisen Anleitungen zum mutigen Zeitgenossen zu werden. Denn der hat immer ein Glas und ein Stück Papier parat, um die Nützlinge wieder an die Luft zu setzen, und nein, sie finden den Weg nicht zurück; auch das und weitere Mythen beleuchtet ein Kapitel des Buches. 

Faszination Wissenschaft so lautet der Titel einer Ausstellung der renommierten Fotografin Herlinde Koelbl, die am 5. Oktober in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) eröffnet wurde. Herlinde Koelbl hat sich auf den Weg gemacht, die bedeutendsten Naturwissenschaftler unserer Zeit auf ungewöhnliche Weise zu porträtieren. Sie befragte 60 Forscher, unter ihnen Stefan Hell, Emmanuelle Charpentier, Jennifer Doudna, Antje Boetius, Karl Deisseroth, George Church, Edward Boyden, Vittorio Gallo, Sangeeta Bhatia und Tolullah Oni nach ihren Beweggründen, in die Wissenschaft zu gehen, nach ihrem Antrieb, nicht nachzulassen in ihrem Forscherdrang trotz Rückschlägen und ihren ganz persönlichen Erfahrungen. Und so vielfältig die Auswahl der Porträtierten – Molekularbiologen Quantenphysiker, Stammzellforscher, Chemiker, Astronomen – so vielfältig und überraschend persönlich ihre Antworten. Koelbl gelingt es, die menschliche Seite der Forscher zu zeigen, so werden sie nahbar für den Betrachter. Jeder Porträtierte wurde gebeten, die Quintessenz seiner Forschung auf seiner Hand zu skizzieren – als Formel, Zeichnung oder Zitat. So entstanden nach spannenden Gesprächen auch sehr persönliche Schwarz-weiß-Fotos. Die beeindruckende Ausstellung, möglich gemacht durch die Friede Springer Stiftung und das Siemens Arts Programm, ist bis zum 29. Januar 2021 im Gebäude der BBAW zu sehen. Der Eintritt ist frei, Tickets müssen aber online gebucht werden. Und wer es nicht bis nach Berlin schafft, für den gibt es den Bildband „Faszination Wissenschaft. 60 Begegnungen mit wegweisenden Forschern unserer Zeit“, (Knesebeck Verlag,35,00 Euro/ISBN 9783-95728-426-6). Ausgewählte Interviews sind auf www.herlindekoelbl.de zu sehen. .

Infotainment

Aus dem Treibhaus Handtaschen aus Apfelresten, Toilettenpapier, das Abwasserleitungen reinigt, oder auch Klebeband aus Stroh-Pellets – beeindruckende Alternativen zu her-

Keine Angst vor Spinnen Der Ratgeber für Menschen mit Spinnenphobie Ursula Galli, Gianandra Pallich, Leandra Pörtner ISBN 978-3-456-86024-4 Verlag Hogrefe; 16,95 Euro

kömmlichen Produkten, deren Herstellung oft zu Lasten der Umwelt geht. Die Bioökonomie basiert auf der effizienten Nutzung von biologischen Ressourcen wie Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen und sucht ressourcenschonende Alternativen, die bestenfalls sogar mehrfach verwendet werden können. Die Comedians Michael Müller und Susanne Pätzoldt setzen sich auf unterhaltsame Weise im Haus der Springmaus, einem privaten Theater in Bonn-Endenich, mit dem Thema auseinander und präsentieren auf multimediale Weise die Vielfalt der auf biologischen Ressourcen basierenden Wirtschaftsformen. Ein Quiz vermittelt Fakten zum Umgang mit diesen Ressourcen. In Experteninterviews erhalten die Zuschauer Einblicke in den aktuellen Stand der Forschung. Das Programm ist vom BMBF im Rahmen des Wissenschaftsjahres Bioökonomie gefördert. Karten sind kostenlos erhältlich (www.springmaus-theater.de). .

Bildnachweis: Hogrefe Verlag/HMarlitt Schulz, aus er Springmaus e.V.

Medien


Regionales. I 81

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Schleswig-Holstein

SACHSEN

Life-Sciences-Branche Verhalten optimistisch

BIOSAXONY ERWEITERT TÄTIGKEITSFELD

Eine deutliche Verringerung des Umsatzrückganges, eine Steigerung des Umsatzes und die Hoffnung auf eine verbesserte Auftragslage – das sind die ermutigenden Ergebnisse einer erneuten Umfrage des Branchennetzwerks Life Scien­ce Nord unter seinen Mitgliedern zu aktuellen Herausforderungen und Erwartungen in der derzeitigen Situation. Rund 80% der teilnehmenden 82 Unternehmen gaben an, die Auswirkungen der Corona-Pandemie mittel bis intensiv zu spüren. Von einem Umsatzrückgang sind statt im April 80%, jedoch nur noch 47% Prozent der Unternehmen betroffen. Rund 36% der Firmen verzeichnen im Vergleich zum Vorjahr eine Umsatzsteigerung und mehr als die Hälfte der

Unternehmen, nämlich 60%, blicken recht optimistisch in die Zukunft und erwarten wieder mehr Aufträge im kommenden Jahr. Das Netzwerk fragte aber auch nach den Wünschen der Unternehmen. Hier wurden laut Clustermanager Hinrich Habeck am häufigsten weitere Unterstützungsangebote rund um das Thema Fördermittel und Kooperationspartner genannt. Ein entsprechendes Angebot hatte Life Science Nord seinen Mitgliedern bereits kurz nach Pandemiebeginn zur Verfügung gestellt. Als weitere wichtige Themen, die es zu bearbeiten gilt, hätten sich nun jedoch auch Veränderungen in der Arbeitsorganisation und Unternehmenskultur sowie bei der Konzeption neuer Vertriebskanäle herausgestellt. . Nordrhein-Westfalen

Köln optimiert zwei-Standorte-Konzept

Bildnachweis: RTZ/BCC

Das Rechtsrheinische Technologie- und Gründerzentrumg (RTZ) sowie der ­BioCampus Cologne (BCC) erhalten einen gemeinsamen Geschäftsführer. André van Hall (links im Bild) ist Wirtschaftswissenschaftler und seit 2013 Mitglied der BCCGeschäftsleitung sowie Prokurist. Mehr als zwanzig Jahre hatte Dr. Heinz Bettmann (re.) das RTZ geleitet. Er geht nun in den Ruhestand, wünschte seinem Nachfolger jedoch stets eine glückliche Hand und viel Erfolg für den weiteren Ausbau der beiden Standorte: „Die Start-ups von heute sind der Mittelstand von morgen. Um das zu erreichen, brauchen wir ein funktionierendes Start-up-Ökosystem.“

Der biosaxony e.V. hat einen neuen Vorstandsvorsitzenden: Dr. Oliver Uecke, COO der Lipotype GmbH in Dresden. Er folgt auf Prof. Dr. Frank Emmrich (ehemaliger Leiter des Fraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immunologie (IZI), der Vorstandsmitglied bleibt. Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende André Hofmann (biosaxony Management GmbH) und Schatzmeister Christian Wotjak (KPMG) wurden wiedergewählt. Aber nicht nur Vorstandswahlen standen Anfang September auf der Tagesordnung der Mitgliederversammlung, die im Center for Regenerative Therapies Dresden und virtuell stattfand. Beschlossen wurde ebenfalls eine Ausweitung der Netzwerkarbeit in Richtung Gesundheitswirtschaft. Eine gute Entscheidung, denn zahlreiche biosaxony-Mitglieder sind in dem Bereich tätig. Aus diesem Grund wurde der Vorstand um drei weitere Mitglieder erweitert: Prof. Dr. Thomas Neumuth – Innovation Center Computer Assisted Surgery – ICCAS), Prof. Dr. Martin Bornhäuser (Universitätsklinikum Dresden) und Prof. Dr. Dirk Winkler (Universitätsklinikum Leipzig). . Bayern

Neue Biomaterialien aus Spinnenseide Wissenschaftler der Universität Bayreuth haben ein Biomaterial entwickelt, das Infektionsrisiken senkt und Heilungsprozesse fördert. Dafür statteten die Forscher biotechnologisch hergestellte Spinnenseidenproteine mit unterschiedlichen Nanostrukturen aus und optimierten diese je nach Anwendung. Das Material verhindert die Bildung von Biofilmen auf Oberflächen von medizinischen Geräten, Prothesen oder Kontaktlinsen und fördert die Regeneration von beschädigtem oder fehlendem Gewebe, wenn es für Implantate oder Wundverbände eingesetzt wird. .


82 I Regionales.

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Nordrhein-Westfalen

Br andenburg

Noch ist das Rheinische Revier geprägt von Tagebauen und Kraftwerken. Aber der Strukturwandel als Folge der Energiewende und des Klimawandels schreitet voran – zahlreiche Ideen, Initiativen und Projekte entstehen mit dem Ziel, zukunftsfähige Arbeitsplätze in einem lebenswerten Umfeld zu schaffen auch für künftige Generationen. Da den Überblick zu behalten, ist nicht so einach. Deshalb wurde von der Koodinierungsstelle BioökonomieREVIER am Institut für Pflanzenwissenschaften in Jülich eine kostenlose App entwickelt, zu finden in den einschlägigen Stores unter B ­ ioökonomieREVIER APP. In Zukunft soll das digitale Hilfsmittel einen vollständigen Überblick über alle Akteure und Branchen geben, die sich an der Entwicklung des BioökonomieREVIER Rheinland beteiligen. In einer Revierkarte oder Liste können regionale Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und Landwirtschaft sowie ihre Projekte, Veranstaltungen und Neuigkeiten aufgerufen werden. Die App wird ständig erweitert. Interessierte am Thema Bioökonomie können sich aktiv einbringen, ihre Projekte vorstellen oder für ihre Veranstaltungen werben. Aber die App bündelt nicht nur diese Informationen zu den

Entwicklungen im BioökonomieREVIER Rheinland. Ein weiter Schwerpunkt ist die Kooperation von Unternehmen aus der Land- und Ernährungswirtschaft, der Chemie-, Kunststoff- und Papierindustrie sowie der Biotechnologie – den wichtigen Branchen für ein nachhaltiges biobasiertes Wirtschaften. Über die App können sich interessierte Partner vernetzen und ihr eigenes Projekt starten. . BAyern

Beste Businesspläne bei Science4Life Drei der besten Businesspläne im ­Science4Life Venture Cup 2020 kommen aus München. Deoxy (3. Platz, dotiert mit 5.000 Euro) überzeugte die Jury mit einem vollautomatisierten System zur quantitativen Analyse der Genexpression von Einzelzellen in Gewebe- oder Blutproben. CellUnite präsentierte eine personalisierte Zelltherapie und Dermganostix ein molekulardiagnostisches Point-of Care-Gerät für die sofortige Diagnose von Hautkrankheiten. Beide Teams kamen unter die besten 6 bis 10 Teilnehmer und erhielten ein Preisgeld in Höhe von je 1.000 Euro. .

MODELLBETRIEB FÜR BIOÖKONOMIE Brandenburgs Wissenschaftsministerin Manja Schüle nutzte die offizielle Amtseinführung der neuen Wissenschaftlichen Direktorin und Vorstandsvorsitzenden Prof. Dr. Barbara Sturm am Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie (ATB) für die Verkündung einer guten Nachricht: Ihr Ministerium werde die Pläne des ATB unterstützen, einen Modellbetrieb für nachhaltige Bioökonomie mit Landwirtschaft und Bioraffinerie zu errichten. Der „Leibniz-Innovationshof “ solle zukunftsweisende und gleichzeitig praktikable Ansätze einer klimafreundlichen und nachhaltigen Biomasseerzeugung und -nutzung demonstrieren. Dafür erhält das Potsdamer ATB in den kommenden sechs Jahren 250 Mio. Euro aus Mitteln des Zukunftsinvestitionsfonds des Landes Brandenburg. . Niedersachsen

Neue Partner für BRICS Das Braunschweig Integrated Centre of System Biology – BRICS der Technischen Universität Braunschweig verbindet Infektionsforschung und Biotechnologie. Mit dem HelmholtzZent r um f ür Infek t ionsforschung (HZI) gibt es bereits eine langjährige erfolgreiche Zusammenarbeit. Anfang September kam nun als neuer Partner das Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH hinzu. Dadurch wird die Metabolomics-Analyse am BRICS systematisch erweitert, um Infektionsprozesse zu untersuchen. „Die Beteiligung der DSMZ mit ihrer starken Genomforschung und ihrer etablierten Analytik mikrobieller Stoffwechselprozesse verstärkt uns im BRICS genau an der richtigen Stelle und erlaubt nun komplexe gemeinsame Forschungsansätze“, freut sich BRICS-Sprecher Prof. Dr. Dieter Jahn. .

Bildnachweis: Forschungszentrum Jülich/BioökonomieREVIER

Neue App fürs Rheinische Revier


advertorial. I 83

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MINT trifft Muse – Die Wissenschaft der Kunst Ergebnisse aus der akademischen Forschung möglichst schnell in Produkte und Prozesse umzusetzen, das ist das Ziel der DECHEMA-Fachgemeinschaft Biotechnologie mit ihren mehr als 1.800 Mitgliedern. Durch den Austausch von Biotechnologen, Chemikern, Ingenieuren und Biologen wird die Schnittstelle zwischen Biologie und Technik zu einem fruchtbaren Boden für Innovationen. Mehr unter www.dechema.de

Bildnachweis: DECHEMA e.V.

Sieger, Träger und Partner des ACHEMAGründerpreises bei der Preisverleihung

DECHEMAX-Wettbewerb

Tagung

Preisverleihung

MINT und die Kunst

Chemische Biologie als Schlüssel

Dissertationspreis Bioinformatik

Von der Höhlenmalerei bis zur Fotografie reicht das Fragenspektrum des DECHEMAXSchülerwettbewerbes 2020/2021. Schülerteams aus drei bis fünf Schülern der Klassenstufen 7 bis zur E- und Q-Phase können sich noch bis zum 18. November anmelden. Am 12. November 2020 fällt der Startschuss für die erste Runde. Den Gesamtsiegern winken attraktive Preise und ein Besuch in Berlin. Immer donnerstags erhalten die Teams via Internet eine „Frage der Woche“, die bis zum darauffolgenden Mittwoch beantwortet werden muss. Hier ist Recherche, Knobeln und naturwissenschaftliches Denken angesagt. Mit Chemie lässt sich Kunst erschaffen und bewahren. Außerdem verrät sie uns viel über Materialien, die Herstellung, Datierung, Echtheit und Herkunft von Kunstwerken. Ist wirklich alles Gold, was glänzt? Und wie lässt sich herausfinden, ob ein Gemälde tatsächlich vom alten Meister stammt? Chemie, Biotechnologie und Technik helfen, die Antworten zu finden.

Die chemische Biologie liefert den Schlüssel zum Verständnis vieler biologischer Vorgänge. Bei der Tagung „Advances in Chemical Biology“ vom 26. bis 28. Januar 2021 geht es um die chemische Biologie von Nukleinsäuren und Proteinen, Peptiden und Kohlenhydraten. Versteht man die molekularen Wechselwirkungen zwischen chemischen Strukturen und Enzymen oder Rezeptoren, wird es möglich, gezielt Therapeutika zu entwickeln. Aber auch Hochdurchsatz-Assays lassen sich so designen. Die Konferenz stellt nicht nur die neuesten wissenschaftlichen Ergebnisse vor, sondern dient zudem dem Austausch der Community und soll insbesondere auch die Arbeiten jüngerer Wissenschaftler ins Rampenlicht rücken. Am Vormittag des 26. Januar wird außerdem ein Workshop zu PROTACs angeboten. Bis zum 31. Oktober 2020 können noch Abstracts für Poster eingereicht werden.

Für seine herausragenden Leistungen, die auch international Beachtung gefunden haben, erhielt Dr. Florian Schmidt den FaBi-Dissertationspreis 2020. Mit der Entwicklung der Softwarepakete TEPIC und STICHIT leistete er bedeutende Beiträge zur Erforschung der epigenetischen Genregulation. TEPIC analysiert Transkriptions- und epigenetische Daten und erlaubt damit die Identifikation von Transkriptionsfaktor-Bindestellen. STICHIT wird im Rahmen des International Human Epigenomics Consortium (IHEC) zur Erkennung und Analyse regulatorischer Interaktionen von „Verstärker-Genen“ eingesetzt. Sie trägt damit zum Verständnis der Rolle epigenetischer und genetischer Variationen bei Krankheiten bei. Die Fachgruppe Bioinformatik ist eine gemeinsame Gruppe von sechs wissenschaftlichen Fachgesellschaften (DECHEMA, GBM, GDCh, GI, GMDS, VAAM) mit über 1.200 Mitgliedern in Deutschland. Sie vergibt seit 2017 den mit 1.000 Euro dotierten Dissertationspreis.

dechemax.de

dechema.de/Chembio_21_html

https://bioinformatik.de


84 I verbände.

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Mitgliederversammlung/Vorstandssitzung

Digitaler Austausch in Pandemie-Zeiten Jahresabschluss und die Vorschau für das kommende Jahr. Ein Schlaglicht auf die Initiative „101 Jahre Biotechnologie“ von BIO Deutschland legte Geschäftsführerin Viola Bronsema in ihrer Präsentation. Die Initiative wurde 2019 zum hundertsten Jubiläum des Begriffs „Biotechnologie“ von der BIO Deutschland ins Leben gerufen. Dieses Jahr wird der Beitrag der Biotechnologie zu den Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals, SDG) der Vereinten Nationen beleuchtet. Unter https://www.101jahre-biotech.de/ nachhaltigkeit.html sind Beispiele dafür gebündelt. Am Folgetag traf sich der Vorstand, um über die Aktivitäten seit der letzten Sitzung zu sprechen. Ein Großteil der Zusammenkunft war der Adaptierung der Verbandsaktivitäten an die aktuelle Pandemiesituation gewidmet. Die Vorstandsmitglieder besprachen Mög-

Kontakt 20.–21. September 2021 Deutsche Biotechnologietage

lichkeiten und Ideen für erste Treffen, die notwendige Verschiebung der Deutschen Biotechnologietage 2021 in den Herbst sowie die strategische Weiterentwicklung der Verbandsarbeit. Anfang des Jahres hatte der Vorstand eine Strategierunde durchgeführt, die wegen der rapiden Änderungen und des „new normal“ jetzt überarbeitet und neu ausgerichtet werden soll. Da derzeit keine gesicherten Aussagen über die weiteren Entwicklungen der Pandemie möglich sind, will der Vorstand in die Strategie genügend Flexibilität aufnehmen, um auf sich schnell verändernde Rahmenbedingungen reagieren zu können. .

Dialog

Social Media

Im Gespräch mit der Politik

Aktiv in den sozialen Netzwerken

Im Anschluss an die jährliche Mitgliederversammlung lud BIO Deutschland gezielt einzelne Bundestagsabgeordnete zu einem Parlamentarischen Abend in das Käferrestaurant im Reichstag ein. Im Restaurant auf dem Dach des Bundestages diskutierten die Vorstände der BIO Deutschland mit sechs Abgeordneten aus der Regierungskoalition und Opposition zu den Themen Gesundheit, Finanzen, Wirtschaft sowie Forschung und Innovation – selbstverständlich mit gebührendem Abstand. Am nächsten Morgen trafen sich die Vorstände zu Einzelgesprächen mit weiteren drei Abgeordneten die am Vorabend nicht teilnehmen konnten zum Austausch bei

einem Frühstück. (www.biodeutschland.org/ de/parlamentarischer-abend-970.html) .

Vorstände der BIO Deutschland und Mitarbeiter der Geschäftsstelle im Gespräch mit Mitgliedern des Bundestags

BIO Deutschland wird künftig noch stärker in den sozialen Netzwerken vertreten sein. Neben den Twitter-Accounts @BIODeutschland und @100JahreBiotech wird die Unternehmensseite „BIO Deutschland e. V.“ auf LinkedIn vermehrt genutzt, um über Verbandsaktivitäten zu informieren. Neben offiziellen Statements ist das Ziel, die Biotech-Branche erlebbarer zu machen, noch besser zu erklären woran der Verband arbeitet und welcher Mehrwert für die Gesellschaft daraus erwächst. Dazu werfen in den kommenden Monaten regelmäßig Posts auf der neuen FacebookFanpage @BIODtld einen anderen Blick auf die Dinge. Geplant ist außerdem, Inhalte mit Statement-Videos oder Grafiken zu bereichern, die fortan auf allen SocialMedia-Kanälen geteilt werden. .

Bildnachweis: © BIO Deutschland

Am 29. September fand die 17. ordentliche Mitgliederversammlung der BIO Deutschland statt. Aufgrund der Pandemie wurde die Veranstaltung in diesem Jahr ausschließlich digital angeboten. Der Vorstand selbst war allerdings in der Geschäftsstelle in Berlin zusammengekommen, um sich von dort aus zusammen mit den Mitarbeitern der Geschäftsstelle im Online-Format mit den Mitgliedern auszutauschen. Die Genehmigung des Jahresabschlusses 2019 sowie die Entlastung des Vorstands erfolgte mittels gesicherter digitaler Abstimmungen. Der Vorstandsvorsitzende, Oliver Schacht, berichtete von den Verbandsaktivitäten des vergangenen Jahres und ging auch auf die Auswirkungen der CoronaPandemie auf die Arbeit der ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter und die Verbandsentwicklung ein. Schatzmeister Norbert Hentschel präsentierte den


Verbände/Produkt. I 85

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btS e.V.

CEM GmbH

Kunst, die Wissen schafft

Peptid-Synthese der 3. Generation

Bildnachweis: Nils Dempewolf, Kustrim Cerimi/CEM GmbH

Schönes Ergebnis aus der Koexistenz ausgewählter Hefen, Bakterien und Algen

In einem traditionellen Verständnis von Wissenschaft werden Universitäten oder Forschungsinstitute als exklusive Orte der Wissensgenerierung verstanden. Jedoch entwickelt sich unter dem Namen Bürgerwissenschaft zunehmend der Trend, dass man Bürger*innen in Forschungsvorhaben einbindet [1]. Im btS-Kooperationsprojekt mit dem Fachgebiet für Angewandte und Molekulare Mikrobiologie der TU Berlin „Kunst, die Wissen_schaf(f)t“, wurden Erzieher, Angestellte, aber auch Studenten aus anderen Fachdisziplinen wie Geschichte, dazu eingeladen, relevante Forschungsergebnisse mithilfe von selbst erstellten Kunstobjekten darzustellen. In einem ersten Teil wurden die Teilnehmenden für sauberes und steriles Arbeiten sensibilisiert. Dafür untersuchten sie die Auswirkungen von korrektem Händewaschen mittels selbstgegossener Agar-Kulturschalen und einem Händedruck. Anschließend wurde die KoExistenz ausgewählter Hefen, Bakterien und Algen untersucht, indem diese auf kunstvolle Weise als lebendige Farben für gemalte Bilder verwendet wurden. Der zweite Teil des Projektes widmete sich biobasierten Materialien. Dabei handelte es sich um Baumpilze, die mithilfe ihres dichten Myzel-Netzwerkes, einen

Teil pilzlicher Zellen sowie loses Substrat miteinander verkleben und so eine völlig neue Materialklasse erschaffen. Pilze beispielsweise können auf diese Weise Abfälle aus der Forstwirtschaft upcyclen und neue Werkstoffe wie Dämm- und Baumaterialien oder Möbel generieren. Die Teilnehmenden konnten mithilfe eines ausgewählten Pilzes und eines vorgewachsenen Substrates mitgebrachte Formen befüllen und pilzbasierte Materialien bauen. Das Pilz-Substrat wurde dabei zerkleinert und zugefüttert, wodurch es nach einer Woche das lose Substrat durch Hineinwachsen des Myzels verband. Insgesamt war der Workshop-Abend erfolgreich und die Ergebnisse können sich sehen lassen. Gemeinsam konnte wichtiges und auch neues Wissen vermittelt werden und die Teilnehmenden verliehen diesem erlernten Wissen durch ihre Kunstobjekte Ausdruck. .

Das Liberty Prime ermöglicht die schnelle Synthese von reinen Peptiden und schwierigen Sequenzen in wenigen Minuten statt vielen Tagen wie bei klassischen Synthesizern. Die neue Liberty-Prime-Technologie ermöglicht einen zweiminütigen Kupplungszyklus und eine extrem schnelle Reagenzienzuführung. Zudem werden bis zu 95% Lösemittel gegenüber klassischen Peptid-Synthesizern und Mikrowellen-Synthesizern der 1. Generation eingespart. Zu den Vorteilen der mikrowellenunterstützten PeptidSynthesizer der 1. Generation für Peptidsynthesen von schwierigen Sequenzen und langen Peptiden bis über 100 mer ergeben sich mit der 3. Liberty-Generation weitere Vorteile für die Peptid-Synthese: • Noch schneller: Eine zweiminütige Zykluszeit ermöglicht die Peptidsynthese in Minuten statt in Tagen. So benötigt die Herstellung eines 20-merPeptids nur unglaubliche 45 Minuten Synthesezeit. • Noch sparsamer: Bis zu 95% Einsparung an Lösemitteln erhöht den Umwelt- und Arbeitsschutz und spart viel Geld. Es entstehen lediglich 8,5 ml Abfall pro Zyklus bei 0,1 mmol. • Noch universeller: Von Kleinstmengen für die PNASynthese bis zum Scale up von 5 mmol • Noch flexibler: 27 Positionen für Reagenzien, Umbenennen von Reagenzien usw. • Noch einfacher: Intuitive Software erleichtert das Programmieren von Sequenzen, und die einfache Technik mit wenigen Ventilen und wenigen Sensoren vereinfacht den Service.

und Zivilgesellschaft. Über die protoorga-

• Alternative zu Parallel-Synthesizern: Mit der typischen Synthesezeit von wenigen Minuten ist das Liberty Prime eine Alternative zu Parallel-Synthesizern. Die einzelnen Peptide können nach der Entnahme aus dem Liberty Prime schnell aufgereinigt werden, während die nächste Synthese läuft. Damit wird in der vergleichbaren Gesamtzeit zur Synthese von mehreren Peptiden mit anschließender Aufreinigung zum Beispiel mittels präparativer HPLC ein deutlicher Vorteil im Liberty Prime erzielt. Innerhalb von wenigen Stunden werden so bis zu 24 Peptide vollautomatisch synthetisiert. .

nisationale Verfasstheit von „Quantified

CEM GmbH, info@cem.de // www.cem.de,

. Kustrim Cerimi, Geschäftsstelle Berlin

[1] K linge, D., Krämer, F., & ­Schäffer, B. (2020). DIY-Science zwischen Markt, Wissenschaft

Self“-Initiativen.

www.peptid-synthese.de


86 I personalia.

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Arnd Christ wechselt Morphosys.  Jens Holstein, Finanzvorstand der MorphoSys AG, beendet seinen Vertrag überraschend vor Ablauf im Jahr 2021. Bereits zum Jahresende 2020 will er das Biopharma-Unternehmen verlassen. Die Suche nach einem Nachfolger hat begonnen. BIH.  Prof. Dr. Christopher Baum ist neuer Vorstandsvorsitzender des Berlin Institute of Health (BIH). Der promovierte Mediziner und Molekularbiologe kommt vom Universitätsklinikum SchleswigHolstein. Da das BIH Anfang 2021 neben der Patientenversorgung und der medizinischen Fakultät zur dritten Säule der Berliner Charité werden soll, wird Baum ebenfalls Mitglied des CharitéVorstands. Charité.  Edvard Moser, Nobelpreisträger aus dem Jahr 2014, hat sich für zwei weitere Jahre in Berlin entschieden. In einem Gastlabor am BIH entwickelte der Norweger in den vergangenen drei Jahren seine Entdeckungen zur räumlichen Orientierung des menschlichen Gehirns weiter. Nun erhält das Labor von der Stiftung Charité weitere 300.000 Euro für die kommenden zwei Jahre. Senckenberg.  Der österreichische Gewässerökologe Prof. Dr. Klement ­Tockner übernimmt zum Jahreswechsel die Leitung der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und tritt gleichzeitig eine Professur für Ökosystemwissenschaften im Fachbereich Biowissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt an. Relief Holding.  Seit September ist Dr. Gilles Della Corte Chief Medical Officer der börsennotierten Schweizer Relief Therapeutics Holding SA. Der Mediziner, der viele Jahre für Merck Serono tätig war, soll die fortgeschrittene klinische Entwicklung eines Wirkstoffes zur Behandlung schwer erkrankter COVID19-Patienten weiter vorantreiben.

Arnd Christ, von Juni 2015 bis September 2020 Finanzchef der Jenaer Inflarx N.V., übernahm Anfang Oktober den Finanzbereich der Immatics N.V., Entwickler von Krebsimmuntherapien und an den Standorten Tübingen, München und Houston (USA) tätig. Er folgt auf Thomas Ulmer, der das Unternehmen verlässt. Arnd Christ Christ gilt als sehr erfahren in der Biotech-Branche, in der er seit mehr als 20 Jahren aktiv ist. Vor seinem Wechsel zu Immatics war der Diplomkaufmann unter anderem CFO bei Medigene, Novimmune und Probiodrug. . Inflarx

Thomas Taapken neuer CFO Der ehemalige Epigenomics-CEO, Thomas Taapken, hat Anfang Oktober die Aufgaben des Finanzvorstands bei der Jenaer InflaRx N.V. übernommen. ­Taapken war von Epigenomics Anfang 2017 zu Medigene gewechselt , hat te da s Unternehmen jedoch schon Ende 2018 aus persönlichen Gründen Thomas Taapken w ieder verla s sen. Zuletzt war er CEO der belgischen Imcyse SA in ­Liége, bei der er nun die Aufgaben des Aufsichtsratsvorsitzenden übernahm. Taapken folgt auf Arnd Christ, der zu Immatics N.V. wechselte. Neben Taapken verstärkt Jordan Zwick das Team auf der neu geschaffenen Position des Chief Strategy Officer. Der US-Amerikaner

bringt umfangreiche Erfahrungen in den Bereiche G e s c h ä f t s e n tw ick lung und Unternehmensstrategie mit und wird bei der USamerikanischen Jordan Zwick To c ht e r ges el lschaft in Ann Arbor Führungsaufgaben übernehmen sowie für finanzielle Fragen zuständig sein. . Merck KGa A

BelÉn Garijo übernimmt im Mai Wie erwartet wird Belén Garijo Anfang Mai 2021 als neuer Merck-CEO auf Stefan Oschmann folgen. Die gebürtige Spanierin bisher CEO Healthcare bei Merck und seit Mitte Juli stellvertretende Vorsitzende der Merck-Geschäftsleitung und stellvertretender CEO, übernimmt die Aufgaben des CEO. Oschmann verlässt Merck nach zehn Jahren, Belén Garijo um sich neuen Herausforderungen zu stellen. Die Leitung des Bereichs Healthcare geht an Peter Guenter, seit 2017 CEO der Almirall S.A. in Barcelona. Der gebürtige Belgier war zuvor seit 1995 bei Sanofi tätig, zuletzt als Executive Vice President Global Diabetes and Cardiovascular. Sein Eintritt bei Merck ist für spätestens Januar 2021 geplant. Ein weiterer Neuzugang wird dann spätestens im April erwartet: der neue CEO Life Sciences Matthias Heinzel. Er kommt von DuPont, wo er derzeit als President Nutrition & Biosciences tätig ist. 2003 hatte der promovierte Betriebswirt bei dem Chemiekonzern begonnen. Nach dem Abgang von Udit Batra im Sommer 2020 hatte Christos Ross den Life-Sciences-Bereich kommissarisch geleitet. .

Bildnachweis: Immatics/Inflarx/Merck KGaA

Immatics N.V.


termine. I 87

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30.10.20

jobvector career day, Frankfurt/Main Info: jobvector www.jobvector.de/jobvector-career-day

2.–4.11.20

Festival of Biologics Basel 2020, +++ online +++ Info: Derek Cavanagh, Terrapinn https://www.terrapinn.com

3.–5.11.20

Bio.Innovationen.Stärken – Bioinspirierte Medizin – Lösungen für die Diagnostik und Therapie, +++ online +++ Info: Dr. Janin Sameith, Technologieland Hessen https://www.technologieland-hessen.de

10.–11.11.20

LIMS-Forum 2020, +++ online +++ Info: Klinkner & Partner www.klinkner.de

26.11.20

DXPX 2020 – virtuell und analog Investoren und Unternehmer aus dem Diagnostik & Research-Tool-Umfeld haben auf der DxPx Conference die Chance, in digitalen und analogen One-to-one-Meetings neue Partner für Finanzierungen, Lizenz- und M&ATranskationen zu gewinnen – in diesem Jahr am 17. November im Netz und in Düsseldorf. www.dxpx-conference.co

Bildnachweis: Bayern Innovativ/DXPX Conferences/ ©istockphoto/martin-dm

GlycoBioTec 2021 – 3rd International GlycoBio Tec Symposium 2021, Berlin Info: MPI für Dynamik komplexer technischer Systeme, Magdeburg https://www.mpi-magdeburg.mpg.de

CIC2021 – CLIB International Conference, Düsseldorf Info: Cluster Industrielle Biotechnologie e.V. https://www.clib2021.de

Health – The Digital Future, +++ online +++ Info: Jörg Wiedenhöft, Euroforum https://veranstaltungen.handelsblatt.com

Das diesjährige Forum Biopolymere findet am 5. November online statt und setzt den Schwerpunkt auf Verarbeitungs- und Prozesstechnologien für die Produktion von Green Chemicals, biobasierten Werkstoffen und Produkten auf Basis nachwachsender Rohstoffe. Weitere Themen: Biokunststoffe, technische Biopolymere, Finanzierungsoptionen. www.bayern-innovativ.de

18.–20.1.21

4.–5.2.21

12.–13.11.20

Online-Forum Biopolymere

28. BVMA-Symposium – Klinische Forschung in anspruchsvollen Zeiten – Innovation und Flexibilität sind gefragt, München Info: C. Voßbeck, Bundesverband Medizinischer Auftragsinstitute (BVMA) e.V. https://www.bvma.de

Global Forum for Food and Agriculture – GFFA 2021, +++ online +++ Info: BMEL/BIOCOM AG, www.gffa-berlin.de

PharmaLab 2020, +++ online +++ Info: CONCEPT Heidelberg GmbH https://www.pharmalab-kongress.de/

ScieCon München, +++ online +++ Info: btS e.V., https://bts-ev.de/scm/

27.11.20

18.–22.1.21

10.–11.11.20

12.11.20

3. Bitkom Digital Farming Conference +++ online +++ Info: Bitkom e.V. www.farming-conference.de

4.2.21

Zurich Life Science Day, +++ online +++ Info: Life Science Zurich Young Scientist Network www.lifescience-youngscientists.uzh.ch

16.–19.11.20

MEDICA und Compamed 2020, +++ online +++ Info: Messe Düsseldorf GmbH www.medica.de

16.–20.11.20

Global Bioeconomy Summit 2020, +++ online +++ Info: Conference office c/o BIOCOM AG https://gbs2020.net/home/

23.–24.11.20

EuroPLX 74 – Marketplace for Pharma Business Opportunities, Athens (GR) Info: Dr. Norbert Rau, RauCon https://www.raucon.com

24.11.20

Protecting your Innovation – Intellectual Property, Berlin-Buch Info: Gläsernes Labor Akademie https://www.glaesernes-labor-akademie.de/

25.11.20

9th BioAngels – Pitch-Event, +++ online +++ Info: Angelika Leppert, BioM Biotech Cluster Development GmbH www.bio-m.org

25.–26.11.20

3rd Annual Diagnostics-4-Future Conference, Konstanz Info: BioLAGO www.diagnostics4future.org/

23.2.21

5th European Chemistry Partnering, ++ online ++ Info: Dr. Holger Bengs, BNCP Consultants, https://european-chemistry-partnering.com/

Johnson & Johnson virtual Partnering Johnson & Johnson lädt am 17./18. ­November Forscher und Unternehmen aus den Bereichen Pharma, Medizintechnik und Consumer Healthcare aus ganz Deutschland zu einem virtuellen Partnering-Treffen ein. Am 17.11. stellt J&J sein externes Kooperationsmodell vor und bietet im Anschluss einen intensiven 1:1-Austausch. https://meetwithjjjigermany.splashthat.com/de


88 I service.

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ImPressum

index

Das Magazin |transkript erscheint vierteljährlich im Verlag der

Unternehmen

BIOCOM AG Lützowstraße 33–36 10785 Berlin | Germany Tel.: 030 / 26 49 21-0 Fax: 030 / 26 49 21-11 E-Mail: transkript@biocom.de Internet: www.biocom.de Herausgeber: Dipl.-Biol. Andreas Mietzsch Redaktion: Dipl.-Biol. Thomas Gabrielczyk (V.i.S.d.P.), Maren Kühr, Tobias Thieme Anzeigen: Oliver Schnell, Christian Böhm, Marco Fegers, Andreas Macht Tel.: 030/264921-45, -49, -56, -54 Vertrieb: Lukas Bannert Tel.: 030/264921-72 Gestaltung: Michaela Reblin Herstellung: Benjamin Röbig Druck: KÖNIGSDRUCK, Berlin 26. Jahrgang 2020 Hervorgegangen aus BioTechnologie Das Nachrichten-Magazin (1986–88) und BioEngineering (1988–94) ISSN 1435-5272 Postvertriebsstück A 49017 |transkript ist nur im Abonnement erhältlich. Der Jahrespreis der BIOCOM CARD beträgt für Firmen und Institutionen 200 €. Für Privatpersonen 100 € und für Studenten unter Vorlage einer gültigen Immatrikulationsbescheinigung 50 €, jeweils inkl. Mwst. und Porto. Der Lieferumfang der BIOCOM CARD umfasst pro Jahr 4x |transkript, 4x European Biotechnology, 1x BioTechnologie Jahrbuch und 1x German Biotech Guide. Auslandstarife auf Anfrage. Eine Abo-Bestellung kann innerhalb von zwei Wochen bei der BIOCOM AG schriftlich widerrufen werden. Das Abonnement gilt zunächst für ein Jahr und verlängert sich jeweils um ein weiteres Jahr, falls es nicht spätestens 6 Wochen vor Ablauf gekündigt wird. Bei Nichtlieferung aus Gründen, die nicht vom Verlag zu vertreten sind, besteht kein Anspruch auf Nachlieferung oder Erstattung vorausbezahlter Bezugsgelder. Gerichtsstand, Erfüllungs- und Zahlungsort ist Berlin. Namentlich gekennzeichnete Beiträge stehen in der inhaltlichen Verantwortung der Autoren. Alle Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Ohne schriftliche Genehmigung darf kein Teil in irgendeiner Form reproduziert oder mit elektronischen Systemen verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Titelbild: Studio_East/stock.adobe.com Beilage: Donau-Universität Krems © BIOCOM AG ® BIOCOM ist eine geschützte Marke der BIOCOM AG, Berlin

4basebio AG

Fund+ Future Capital Seite

18

A Abalos Therapeutics 55 Abbott Inc. 59 Abcalis GmbH 6 ADC Therapeutics SA 33 AiCuris GmbH & Co KG 23, 29 Aignostics GmbH 60-62 aMoon 11 Apeiron Biologics 36 Apeiron Investment Group 55 AstraZeneca 22, 30, 42, 49, 71 ATAI Life Sciences 55 Atriva GmbH 43 B b-to-v Partners 55 Bayer AG 38 Bayern Kapital 55 BIA Separations d.o.o. 38 BioCampus Cologne 30, 81 BioM Biotech Cluster Dev. 23 BioMedPartners AG 43 BioNTech AG 13, 14, 16, 22, 33, 36, 39, 42, 49, 51, 52 BioRN Cluster Management 21 BioVaria/Ascenion 20, 31 Boehmert & Boehmert 46 Boehringer Ingelheim 21 Breakpoint Therapeutics 55 C CANDOR Bioscience GmbH 72 CEM GmbH 64, 68-69, 71, 85 Centogene GmbH 18, 66, 67 Chr. Hansen A/S 18, 38 CODEX DNA 15 Coparion 55 Corat Therapeutics GmbH 23, 43 Cowen Inc 42 Creathor Ventures 55 Credit Suisse 11 Curevac 22, 28, 33, 42, 49, 51, 52 d DECHEMA e.V. 83 Dehmel & Bettenhausen 89 Donau-Universität Krems Beilage DxPx/Diagnostics Partnering 27 e Eli Lilly 6, 43 Ender Diagnostics AG 30 Epigenomics AG 86 Epimune GmbH 70, 72 Eppendorf – Bioprocess Center 19 Evonik AG 18 Evotec SE 11, 38 f Fördergesellschaft IZB 24, 25 FGK Clinical Research GmbH 43 Fiege Logistik 56 Formycon AG 23 Fosun Pharma 42

g GBA Group Pharma GlaxoSmithKline GNA Biosolutions GmbH Gründerfonds Ruhr

55 55

9 14, 49 55 55

h Hamamatsu Photonics 67 Heidelberg Capital Asset Manag. 55 Heidelberg Pharma AG 31 Hightech Gründerfonds 55 Hitachi Ventures 11 HMW Innovations AG U4 I IBG Bet.ges. Sachsen-Anhalt 55 Icanomab GmbH 26, 31 Idinvest Partners 55 Idorsia Pharmaceuticals Ltd. 18 IDT Biologika GmbH 22, 33 IG Farben 16 Immatics N.V. 86 Immunic GmbH 55 InflaRx GmbH 3, 23, 86 InVivo BioTech Services GmbH 71 J/K Jennewein Biotechnologie 18, 38 Johnson & Johnson 49 KfW 55 Kurma Life Sciences Partners 71 L Life Science Partners LifeCare Partners Lipotype GmbH LISAvienna M Mab Discovery GmbH Maiwald GmbH Mammoth Biosciences Marinomed Biotech GmbH Medicxi Medigene AG Meding GmbH

55 55 81 37

26 44, 47 57 32 55 11 65

Novavax Inc. Novo Holdings A/S NRW.Bank Numab Therapeutics AG

49 38 55 89

O/P Occident Group 55 Peel Pioneers BV 11 PerkinElmer chemagen Techn. 65 Pfizer Inc. 13, 42 Pictet Group 11 Polyphor AG 6, 32 Prolupin GmbH 11 Promega GmbH 59, 63 Pureos Bioventures 32 q/R Qiagen

11, 39, 59

Regeneron Pharmaceuticals Inc. 79 Relief Holding 86 Rentschler Biopharma SE 14, 45 Richter-Helm BioLogics 40, 41 Ringtons Holdings 55 Robert Bosch Venture Capital 55 Roche Diagnostics GmbH 6, 36, 39 RTZ Köln GmbH 81 s Sanofi SA 13, 14, 16, 49 Santhera Pharmaceuticals 36 Sartorius AG 38 Sartorius Stedim Biotech S.A. 38 Scienion AG 32 SENOVA GmbH 78 SHS Ges. für Bet. Managem. 55 Siemens Healthineers 6, 59 SIX – Swiss Stock Exchange 10 Smart4Diagnostics GmbH 57 Somatogenics Inc. 56 Sophia Genetics AG 11, 75 Stiftung PATH 61 Strüngmann Family Office 55 Swiss Biotech Association 35 SYNLAB Analytics/Services 32 t Tacalyx 55 Trockle Unternehmensberatung 66

Abonnement? Äbiocom.de/card Merck KGaA 21, 86 Metronomia Clinical Research 33 Mey Capital Matrix 55 Miele & Cie. KG. 63 Minaris 7 MLM Medical Labs GmbH 17 MODAG 55 Moderna 42, 49 MorphoSys AG 86 n New England Biolabs GmbH

U2

Tubulis GmbH

51, 53

U/v UVC Partners VALIDOGEN GmbH vesopharm

55 36 55

w/Y Wallinger, Ricker Schlotter, Tostmann Wellington Partners Yumab GmbH

48 28, 53, 54 3, 6


personalia. I 89

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Dehmel & Bettenhauser

Life Sciences-Team vergrössert Im September trat Dr. Hajo Peters als Partner in die Patentanwaltskanzlei Dehmel & Bettenhausen ein. Peters studierte in Tübingen Biochemie und promovierte dort am Institut für Biochemie. Er ist seit 1999 als Patentanwalt und Europäischer Marken- und Designanwalt zugelassen, seit 2001 auch als Hajo Peters European Patent Attorney. Außerdem bringt er einen Abschluss im Bereich Patentverletzungsverfahren der Université de Strasbourg mit. In den vergangenen zehn Jahren war Peters

Geschäftsführer Deutschland von Zacco, einem Beratungsunternehmen mit dem Schwerpunkt IP. Weitere Stationen waren die Patentsanwaltskanzlei Graf von Stosch und das Pharmaunternehmen Laboratorios del Dr. Esteve in Barcelona. . Numab Ther apeutics

Vasella wird Verwaltungsratschef Die Geschäftsführung der Schweizer Numab Therapeutics will die Zusammenarbeit mit dem ehemaligen NovartisCEO, Daniel Vasella, intensivieren. Er wurde kürzlich Vorsitzender des Verwaltungsrates des 2011 gegründeten Unternehmens. Damit tritt er die Nachfolge von Oliver Middendorp an, Mitgründer und CBO des Unternehmens, der Mitglied in dem Gremium bleibt. .

SChering Stiftung

Ausgezeichnete Grundlagenforschung

Bildnachweis: Dehmel & Bettenhauser

Ende September fand in Berlin die traditionelle Vergabe des Schering Preises und des Friedmund Neumann Preises statt – diesmal virtuell als Livestream aus der Komischen Oper. Ausgezeichnet wurden zwei Wissenschaftler, denen es gelingt, die klinische und die Grundlagenforschung auf herausragende Weise miteinander zu verbinden. Schering Preis Prof. Dr. Jens Claus Brüning, Direktor des Max-Planck-Instituts für Stoffwechselforschung in Köln und Leiter der Poliklinik für Diabetes, Endokrinologie und Präventivmedizin am Uniklinikum Köln, erhielt den Schering Preis, der mit 50.000 Euro dotiert ist. Der Mediziner und Stoffwechselexperte identifizierte krankhafte Prozesse bei der Entwicklung einer Insulinresistenz im Falle von Fettleibigkeit und Alterszucker. Dabei konnte er aufklären, wie das Gehirn die Nahrungsaufnahme reguliert und die Energieverfügbarkeit im

Körper beeinflusst. Seine Erkenntnisse könnten zu neuen Therapiemöglichkeiten bei Stoffwechselerkrankungen führen – inzwischen ein weltweites Gesundheitsproblem. Friedmund Neumann Preis Weil er eine bisher unbekannte entzündungshemmende und gefäßschützende Wirkung der körpereigenen Inkretinhormone nachweisen konnte, wurde der Mediziner Dr. Florian Kahles mit dem Friedmund Neumann Preis der Schering Stiftung und einem Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro geehrt. Die Hormone werden in der Darmschleimhaut nach der Nahrungsaufnahme produziert und sind an der Blutzuckeregulation beteiligt. Kahles konnte zeigen, dass sie bei Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems hochreguliert werden und dabei eine schützende Wirkung entfalten und entzündliche Prozesse verringern. So ist eine Verbesserung der Herzfunktion möglich. •

VDE DGBMT.  Die Deutsche Gesellschaft für Biomedizinische Technik im Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik e.V. (DGBMT VDE) hat seit Ende September eine neue Geschäftsführerin. Dr. Birgit Habenstein übernahm die Position. Sie kommt vom Institute of Chemistry and Biology of Membranes and Nanoobjects der Universität in Bordeaux (Frankreich). Dort hatte sie seit 2015 zu Antibiotikaresistenzen geforscht. VBIO.  Prof. Dr. Karl-Josef Dietz von der Universität Bielefeld wurde Anfang Oktober auf der ersten virtuellen Bundesdelegiertenkonferenz des VBIO e.V. zum neuen Präsidenten des Verbandes Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland gewählt. Der Pflanzenwissenschaftler folgt auf Prof. Dr. Gerhard Haszprunar, seit 2018 in dieser Funktion. ATB.  Anfang Oktober übernahm Prof. Dr. Barbara Sturm als Wissenschaftliche Direktorin die Leitung des Leibniz-Instituts für Agrartechnik und Bioökonomie e.V. (ATB) in Potsdam. Verbunden ist diese Position mit einer gemeinsamen Berufung auf die Professur für Agrartechnik in bioökonomischen Systemen an der Berliner Humboldt-Universität. Sturm kommt von der Universität Kassel. Tumortherapie.  Charlotte Dahlem von der Universität des Saarlandes stellte in ihrer Doktorarbeit einen vielversprechenden neuen Ansatz für die Tumortherapie vor. Dabei geht es um Makrophagen des Typs M2, die sich gegen das menschliche Immunsystem stellen und das Tumorwachstum antreiben, durch den Einsatz des Naturstoffes ThioA aber wieder zu ihrem Normalverhalten zurückfinden. Dafür erhielt sie im September den Preis der Hans- und Ruth-Giessen-Stiftung in Höhe von 25.000 Euro.


90 I EXTRO.

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Rückblick 10/2010

Letzte Fragen

ISSN 1435-5272 | A 49017

Life Sciences-Magazin I 16. Jahrgang

MIG, Hopp und Strüngmanns

54 Millionen Euro für Vakzine gegen Krebs Neues Hochsicherheitslabor: 260 Mio. Euro für den Kampf gegen Ebola, Marburg & Co.

01_tk10_10_Titel.indd 1

Molekulare Diagnostik: Mit neuen Krebstests wird sich der Markt verdoppeln

Messe-Spezial: Biotechnica in Hannover bietet wieder großes Rahmenprogramm

10 10

23.09.2010 11:49:04 Uhr

„Hopp, Strüngmann, MIG – bisher hat es noch kein Biotech-Unternehmen geschafft, diese drei deutschen Investoren an einen Tisch zu bringen. Der Tübinger Immatics GmbH gelang es nun: Rund 54 Mio. Euro legt das illustre Trio zusammen mit bisherigen Geldgebern auf den Tisch.“ .

Testen Sie, ob Sie für den nächsten Smalltalk in Sachen Biotechnologie und Life Sciences gewappnet sind.

1.

Wovon hat Emil von Behring 1904 den Bau seiner Fabrik in Marburg bezahlt? A

D

B

E

Erbschaft Roulette C Nobelpreis

Venture Capital Bankkredit f Familienvermögen

2. welche Verordnung macht den deutschen BiotechUnternehmen derzeit das Leben schwer?

Co-Nobelpreis für die in Berlin forschende Molekularbiologin Emmanuelle Charpentier. In ihrem Aufmacher vom 7.10. erklärt die Tagesschau des deutschen Staatsfernsehens die Genschere CRISPR/Cas9 und weist auf Hoffnungen und Möglichkeiten hin. Dann aber: Kritiker würden vor Risiken und Missbrauch des gentechnischen Eingriffs warnen! Das Verfahren sei umstritten, vor allem die Nebenwirkungen weitgehend unerforscht. Man fragt sich: Wie kann man denn für etwas so Gefährliches nur den Nobelpreis bekommen? Dagegen sind die alles verschlingenden Schwarzen Löcher der Preiskollegen von der Physik ja richtig harmlos. Oder zumindest weit weg. Vor allem haben die aber nichts mit der AM bösen Gentechnik zu tun.

Vorschau BIOCOM CARD-Abonnenten erhalten am 19.11. das nächste European ­Biotechnology Magazine und Anfang Dezember das neue BioTechnologie Jahrbuch Nr. 33. .

A

D

B

E

Bundeslaufbahnverordnung Schweinepestverordnung C CRS-Ausdehnungsverordnung

Wohngeldverordnung Außenwirtschaftsverordnung f Abwasserverordnung

3. Welcher arabische Staatsfonds ist bei der Hamburger Biotech-Firma Evotec eingestiegen? A

D

B

E

Bahrein Abu Dhabi C Kuwait

Oman Dubai f Ra’s al-Chaima

4. wo hat die neugegründete Risikokapitalgesellschaft Pureos Bioventures Ihren Sitz? A

D

B

E

Brecqhou Guernsey C Sark

Alderney Herm f Jersey

5. In welchem Jahr wurde die schwedische Firma gegründet, die unlängst die berliner Scienion AG übernommen hat? A

D

B

E

1874 1908 C 1932

1991 2004 f 2016

Auflösung: 1:C, 2:E, 3:B, 4:B, 5:F

Das Letzte Wort


Alle für eine, eine für alles! BIOCOM CARD Individual (D/A/CH)

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