Tennistraining Junior 1/2014

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EDITORIAL

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Können Sie uns einen guten Trainer empfehlen? Wir erhalten häufig Anrufe von Vereinen, die mit genau dieser Frage aus der Überschrift beginnen. Es ist zwar unhöflich eine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten, aber daraus ergibt sich dann meist folgender Dialog. „Gegenfrage, was stellen Sie sich unter einem guten Trainer vor?“ „Er muss über eine hohe Lizenzstufe verfügen und muss vor allem preisgünstig sein. Dazu ist es von Vorstandsseite gewünscht, dass der Trainer unseren Jugendwart in der Organisation und Planung des gesamten Trainings und der Jugendarbeit unterstützt. Natürlich soll er auch noch vorhandene Jugendmannschaften bei Punktspielen betreuen. Weil uns seit Jahren die Kinder im Verein fehlen, soll er in den örtlichen Schulen nach Talenten suchen, die dann bei uns zukünftig in den Jugendmannschaften spielen sollen.“ „Sie suchen somit einen Trainer, der gleichzeitig auch eine Art Sportdienstleister mit Managerqualitäten ist?“ „Genau so einen suchen wir, kennen Sie jemanden, der möglichst nächste Woche bei uns anfangen kann?“ „Sie wissen schon, dass Trainer auch etwas verdienen möchten?“ „Ja, nur viel Geld wollen wir nicht bezahlen. Aber die vielen Seniorenspieler im Club können am Vormittag mit dem neuen Trainer trainieren.“ Den weiteren Gesprächsverlauf können Sie sich denken. Die preisgünstige „EierlegendeWoll-Milch-Sau“ gibt es unter Trainern sehr selten. Dieser oftmals geführte Dialog ist spiegelbildlich für die aktuelle Situation in vielen kleineren Vereinen. Die Mitglieder überaltern zunehmend, und teilweise festgefahrene Strukturen in den Clubs schrecken Kinder– und Jugendliche zunehmend ab, aktives Mitglied zu werden. Gefordert ist nun ein Tennisverein, der sein Tun und Wirken als Dienstleister in Sachen Tennis betrachtet. Der Trainer spielt in dieser modernen Ausrichtung eine elementare Rolle. Er ist Bindeglied zwischen Vereinsvorstand und den aktiven Spielern. Er ist nicht mehr im klassischen Sinn der Trainer, der nur auf dem Platz die Übungseinheiten anleitet, sondern zu seinen Aufgaben gehören vermehrt administrative Tätigkeiten. Er repräsentiert den Club nach außen, und dafür muss auch eine entsprechende Entlohnung geleistet werden. Auf Seite acht finden Sie einen Fragebogen, in dem Sie einen Ist-Soll-Vergleich über die umfangreichen Trainertätigkeiten vornehmen können. Wir werden in den kommenden Ausgaben das Thema Trainerspektrum weiter beleuchten und Ihnen als Trainer und Vereinsvertreter „Handwerkszeug“ zur Verfügung stellen, damit der Bereich „Tennis-Dienstleister“ verstärkt in den Vereinen ausgebaut wird.

„Der Kunde ist der wichtigste Besucher in unserem Hause. Er ist nicht von uns abhängig. Wir sind von ihm abhängig. Er unterbricht unsere Arbeit nicht, sondern er ist Ziel und Zweck unserer Arbeit. Für unsere Aufgabe ist er

Es lohnt sich wieder einmal, den Blick über den Ballkorbrand zu wagen und von anderen Ballsportarten zu lernen, wie beispielsweise andere Rückschlagspiele eingeführt werden und welche Aufgaben dort Trainer übernehmen. Der Schweizer Sportpädagoge Arturo Hotz hat sehr eindrucksvoll beschrieben, welche Aspekte heute zu einem guten Trainer gehören.

kein Außenstehender. Er ist Teil unserer Aufgabe. Wir tun ihm keinen Gefallen, wenn wir ihm eine Dienstleistung

Haben Sie als Trainer oder Verein eine herausragende Aktion als „Tennis-Dienstleister“ durchgeführt, dann geben wir Ihnen gerne die Gelegenheit, diese in einer der nächsten Ausgaben vorzustellen.

erweisen. Er tut uns einen Gefallen, indem er uns die Möglichkeit dazu

Reimar Bezzenberger Willi Brunert Dr. Michael Müller

bietet”.“ (Mahatma Gandhi)


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