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Das ist abschreckend. Das ist Neukölln. Aber sind all diese Zustände nur Vorurteile oder doch die Wahrheit? Bestimmen wirklich Dreck, Drogen und Gewalt das Leben in diesem Teil Berlins? Verliert sich die deutsche Kultur im Nationalitäten-Brei dieses Viertels? Oder hat Neukölln in Wirklichkeit keine Ähnlichkeit mit dem Bild, das sich in den Köpfen derer, die noch nie dort waren, eingenistet hat? Es ist Sonntagabend, kurz vor zehn. Wir sind gerade aus München angekommen und jetzt auf dem Weg in das Zentrum Berlins. Vom Potsdamer Platz bis zum Hermannplatz herrscht reges Treiben im stickigen U-Bahnwagon. Ein Blick in die Gesichter der Menschen verrät, dass die meisten von ihnen ausländische Wurzeln haben. Viele haben Plastiktüten von arabischen Supermärkten in der Hand und sprechen kein deutsch. Die Richtung der Bahn lässt sich erahnen: Es geht in das multikulturelle Viertel Berlins, denn wir wollen wissen, wie Neukölln denn so ist. Ein Problemviertel? Schon auf der Hinfahrt warnen uns zwei deutsche Jugendliche vor unserem Zielort: „Neukölln ist gefährlich und voller Ausländer, vor allem Türken und Araber“. Nachdem die beiden in der Yorckstraße aussteigen, beschreibt uns Araceli, eine zugezogene Spanierin, Neukölln als „schmutzig, kreativ und authentisch“; ein Viertel voller „Spontaneität“. Alles in Allem gefällt ihr Neukölln gut, besonders für die Freizeitgestaltung eignet sich der Tempelhofpark. Dort treffen sich die jungen Leute zum Frisbee-spielen, grillen gemeinsam oder spazieren einfach nur durch das kreative Zentrum des Viertels.

Foto: Max Brem, Lizenz: GFDL/CC-BY-SA-3.0,2.5,2.0,1.0

„Betrunken schmeckt jeder Döner gut!“ Wir haben unser Ziel erreicht: Haltestelle Hermannplatz, Neukölln-Mitte: Wieder an der Oberfläche angekommen, bricht eine Flut an neuen Eindrücken über uns hinein. Keine unheimlichen Gestalten. Keine Obdachslosen. Keine Menschenmasse. Das Einzige, das wir an diesem Sonntag um zehn Uhr abends vorfinden, sind schmutzige Straßen. Schwarzgetönte Scheiben. Blinkende Schilder. Dönerbuden an jeder Ecke. Auf den Gehwegen müssen wir über Müllsäcke steigen – nicht wenige davon sind aufgeplatzt. Aus den Wohnungen dringt kein Licht durch die Fenster nach draußen; dafür blinken an jedem Eingang Schilder mit ausländischer Schrift. Teilweise sind die Leuchtbuchstaben kaputt. Die wenigen Menschen, die an uns vorbeilaufen, sprechen türkisch, griechisch, spanisch oder hebräisch. Deutsch hören wir kaum. Die bereits in der U-Bahn angesprochene

Foto: Lienhard Schulz, Lizenz: GFDL/CC-BY-SA-2.5,2.0,1.0


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