3
4
Beim Einsatz ist nicht unbedingt ein Arzt mit vor Ort. Wie geht ihr damit um? Markus Isser: Zum Glück braucht man nicht immer einen Arzt vor Ort. Wichtig für uns ist aber, dass wir die Bergrettungsärzte nachfordern können. Das funktioniert mit dem neuen Bereitschaftssystem auch sehr gut. Wir haben zudem die Möglichkeit, telefonisch oder über Funk mit dem Bergrettungsarzt Kontakt aufzunehmen. Etwa, wenn Unsicherheiten in der Versorgung auftreten. Wir bekommen dann quasi über „Telemedizin“ Unterstützung. Welche medizinischen Kompetenzen haben Bergretterinnen und Bergretter vor Ort? Markus Isser: Wir sind und bleiben rein rechtlich Laienhelfer. Natürlich haben wir unter unseren Mitgliedern auch Sanitäter und Notfallsanitäter, die entsprechend ausgebildet sind. Sind sie mit vor Ort, ist das natürlich gut. Grundsätzlich haben wir in den vergangenen Jahren versucht, die Medizinausbildung zu verstärken. Dank der Alpinmedic-Kurse und des damit verbundenen intensiven Trainings fühlen sich die Bergretterinnen und Bergretter sicherer im Umgang mit den Patienten. Wie viele Bergretterinnen und Bergretter haben die Alpinmedic-Kurse absolviert? Markus Isser: Inzwischen haben etwa 300 Mitglieder alle drei Teile absolviert. Damit sind wir sehr zufrieden. Da das Interesse an den Kursen sehr groß ist, sind wir auch zuversichtlich, dass wir schon in naher Zukunft unser Ziel erreichen, dass 15 Prozent der aktiven Mitglieder die Alpinmedic-Ausbildung haben. In der Folge soll es dann Refresher-Kurse geben und wir wollen die Bezirksebenen stärken: Bezirks-Medics sollen das erworbene Wissen in die Ortsstellen hineintragen. Ein wichtiger Aspekt für eure Arbeit betrifft das Material. Wie schaut das aus? Markus Isser: Egal, welche Verletzung oder Erkrankung vorliegt: Wir versuchen immer, mit einfachsten Mitteln möglichst
viel zu erreichen. Da wir alles zum Einsatzort tragen müssen, sind uns Grenzen gesetzt. Die Bergrettung Tirol ist also ständig bemüht, das Material zu optimieren. Unser Material muss leicht, aber trotzdem zweckmäßig und vielseitig einsetzbar sein. Und: Es ist unabdingbar, dass man das Material beherrscht. Denn was nützt die beste Ausrüstung, wenn nicht klar ist, wie man damit umgehen muss. Je fitter man in diesem Bereich ist, umso stressfreier kann man zu – auch größeren – Einsätzen gehen.
INFO
stellt ein großes Hilfsmittel dar, da man damit quasi alles abchecken kann: von der Erkrankung bis zum Unfall, vom Herzinfarkt bis zum Knochenbruch. Allerdings lässt sich das ABCDE-Schema nicht immer durchspielen, das geht nur, wenn sich Retter und Patient in einem sicheren Bereich befinden.
ALPINMEDIC-AUSRÜSTUNG Leicht, einfach und trotzdem zweckmäßig muss die Ausrüstung der Bergrettungskräfte sein. Die Alpinmedic-Ausrüstung umfasst die PEHP, die Persönliche Erste-Hilfe-Packung, die Alpinmedic-Bauchtasche, den Wärmerucksack und den Medic-Rucksack Standard. Für alle Ausrüstungsteile ist der Inhalt genau definiert, zum Teil mit Packempfehlung, um im Einsatz alles rasch zur Hand zu haben. Die PEHP soll jeder Bergretter, jede Bergretterin im Einsatz und bei Übungen mitführen. Die Bauchtasche Alpinmedic ist ein Muss für den Voraustrupp. Weiters ist sie ideal im steilen Gelände oder bei reduziertem Personal. Der Wärmerucksack muss ebenfalls bei jedem Einsatz beim Voraustrupp dabei sein. Er enthält einen Biwaksack für acht bis zehn Personen, eine Isoliermatte, zwei Ready-Heat-12-Element-Decken, zwei Rettungsdecken und eine Gaslaterne mit Gaskartusche und Ersatzglühstrümpfen. Der Medic-Rucksack Standard enthält die gesamte Ausrüstung für die medizinische Versorgung, darunter eine Sauerstoffeinheit in der Außentasche.
1 Die Patientenversorgung wird auch unter realistischen Bedingungen trainiert. 2 Klein und handlich: die Persönliche Erste-Hilfe-Packung. 3 Reanimationstraining im Gelände. 4 Für die kleine Tasche in der PEHP (oben), die Schlaufe daneben und die Netztasche (unten) gibt es eine Pack-Empfehlung. Zusätzlich ist Platz für ein Tourniquet (optional).
MEDIZIN
19