Leseprobe "Berliner Weiße mit Schuss"

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»In Russland kosten sie sechstausend, pro Stück. Macht zwölftausend. Wenn ich bis nächste Woche zahle, kann ich mein Eigentum behalten.« »Sei froh, dass du keine Faubergé-Eier trägst.« Peter lachte gequält. Mit Russen war nicht zu spaßen; wenn sie einem drohten, meinten sie es ernst. John wusste das sehr wohl. Aber was dagegen tun? Das LKA informieren war sinnlos, da es bei einer verbalen Drohung, noch dazu ohne Zeugen, nicht aktiv wurde. »Ruf ihn an und sag, du wirst auf keinen Fall zahlen. Falls er seine Drohung wiederholt, nimmst du sie auf deinem iPhone auf. Dann haben wir einen Beweis und können auf Erpressung klagen.« Kurz winkte ab. »Dafür lochen sie den Dreckskerl höchstens sechs Monate ein … und ich kann für den Rest meines Lebens Urlaub auf Hiddensee machen.« »Meinst du, da bist du sicher?«, zweifelte John. »Dort gibt es keine Autohändler, weil Pkws auf der Insel verboten sind.« John kramte in seiner Tasche nach Zigaretten, merkte aber, dass er sie zu Hause vergessen hatte. Spontan bot er Peter an, zu ihm zu ziehen und seinen Bodyguard zu spielen. »Auf keinen Fall! Erstens schnarchst du, zweitens kommt mir kein Hund ins Bett.« »War ja nur so eine Idee«, entgegnete John gekränkt. »Dann lös dich in Luft auf, bis der Kerl sich beruhigt hat.« »Okay. Übernimmst du meine Klienten?« John wusste, die Sache war so nicht aus der Welt zu schaffen. Gegen Androhung von Gewalt durch einen Russen half nur eines – eine noch drastischere Gegendrohung. Ein professioneller Angstmacher würde eine Kleinigkeit kosten, für die Kurz sein Erspartes nicht opfern wollte. Außerdem hasste John Gewalt. So blieb nichts anders übrig, als Zeit zu gewinnen, um eine billigere Lösung zu finden.

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