Mein Leben, ein Leben ist es kaum, Ich gehe dahin als wie im Traum.
Prolog Ein historisches »Interview«: Ulrich Biel und Konrad Adenauer in Rhöndorf Es war ein verspätetes Ostergeschenk. Am 16. April 1945, zwei Wochen nach Ostermontag, hatte der amerikanische Offizier sein Ziel erreicht: Zennigsweg 8 a, Rhöndorf, Post Königswinter, Siegkreis, eine alte Winzergemeinde auf der Rheinseite gegenüber Bonn, vor dem Krieg ein beliebter Wohn- und Kurort. Von seiner Garnison in Verdun in Lothringen hatte der Captain (Hauptmann) in einem Willys MB, dem legendären Jeep, über 300 Kilometer bei schlechten Straßenverhältnissen zurückgelegt: von der Maas an den Rhein, aus dem seit letztem Sommer befreiten Frankreich in das immer noch nicht vollständig besiegte Deutsche Reich. Es herrschte noch Krieg und Deutschland war feindliches Territorium; auch wo bereits die Waffen schwiegen, kam es zu vereinzelten Gefechten. Das Haus im Zennigsweg, weiß verputzt, drei Stockwerke, war erst 1937 in einem alten Weinberg erbaut worden. Zum Zeitpunkt des Richtfestes war der amerikanische Hauptmann im fernen New York gerade dreißig Jahre alt geworden. Erbaut und bewohnt wurde das Haus von Konrad Adenauer, dem ehemaligen Oberbürgermeister von Köln, der 1933 von den Nationalsozialisten aus dem Amt vertrieben worden war, und einem Teil seiner Familie, bei Kriegsende insgesamt 18 Personen. Rhöndorf liegt am Fuße des Siebengebirges in einer Postkartenlandschaft, vom Krieg lange verschont. Zehn Kilometer rheinaufwärts, in Remagen, hatten die Amerikaner am 7. März 1945 den Rhein überquert. Ab dem 11. März wurde Rhöndorf von amerikanischer Artillerie beschossen, in den Wäldern wurden Schützengräben ausgehoben und zwischenzeitlich lag der Zennigsweg zwischen den Fronten. Am 16. März wurden in Rhöndorf die Kämpfe eingestellt. Amerikanische Panzer rollten die Rheinpromenade Richtung Köln entlang. Im
Ein historisches »Interview«
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