Das Apfelbuch Berlin-Brandenburg (Leseprobe)

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Gubener Kaschacker

schluss an das Eisenbahnnetz 1845 gelangte das Obst per Bahn nach Berlin – und umgekehrt kamen viele Ausflügler in die Gartenstadt der Niederlausitz. Im 19. Jahrhundert erlebte Guben einen regelrechten Tourismus-Boom. So ganz konnten die Gubener jedoch nicht vom Wein lassen. Aus der bekanntesten Apfelsorte, dem Gubener Warraschke, gewannen die findigen Obstbauern schon bald einen wertvollen Exportschlager: den Gubener Apfelwein. Zu zwei Dritteln bestand das beliebte Getränk aus dem Saft des Warraschke, zu einem Drittel aus dem Saft eines anderen, heute beinahe schon sagenhaft seltenen Apfels: dem Gubener Kaschacker. Dieser kleine rote Weihnachtsapfel bestimmte mit seiner Süße und dem parfümartigen Duft wesentlich den Geschmack und das Aroma des Gubener Apfelweins. In ihren besten Zeiten produzierte die Kelterei Ferdinand Poetke als größter von 20 örtlichen Erzeugern rund 700.000 Liter Gubener Apfelwein im Jahr. Aber auch unvergorener Apfelsaft gehörte zum Sortiment der Kelterei. Der Firmenslogan empfahl recht einprägsam: »Gebt euren Mädchen und euren Buben nur Poetkes Apfelsaft aus Guben!« Heute produziert und vertreibt der Heimatverein Pro Guben e. V. den beliebten Gubener Apfelwein und bewirbt diesen mit folgendem Vers: »Sin de Äppel süß und kleen, müssen de Beeme in Guben stehn.«

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