BDLspezial 1/2015 Generationenvertrag

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Fachmagazin der Landjugend Ausgabe 1/2015

Brigitte Rentnerin

Ibrahim Landarzt

Norbert Politiker a.D.

Antonio „Gastarbeiter“ in Rente

Stefan Förster

Maria Tierwirtin

Ant Rent Sabine Krankenschwester

Klaus Bäcker

Lina & David Eltern

Winzens Winzer Sahra Gärtnerin

Emma Agraringenieurin

ente ist sicher“ R e i D „

e Marvin Fußballer

Anna Studentin

Erna Großmutte

Helga Ehrenamtstätigkeit Peter Alter 63, Rentner

Hans-Jürgen Pfarrer Hans Briefträger

ie and

Siegfried Urgroßvater

Edeltrud Vereinsvorsitzende

Anna & Karl goldene Hochzeit

Hermann züchtet Kaninchen

Waltraud Landwirtin im Ruhestand

Ludwig Bürgermeister a.D.

Elias Grundschule

Julia geb. 1.1.2015

Lena Gymnasium

Alexander Lehre

Diana in der Kita

Schwerpunkt

Generationenvertrag

Nick geb. 1.1.2015

Johanna Schülerin Felix Fachhochschule


Was steht drin... Seite

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Editorial

Gilt die „Unterschrift“ noch?

Infografik

Rentnerdemokratie

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BDLspezial

Was ist gerecht?

Schwindende gemeinsame Zeit

jugend.macht.land. Verständnis-Generator fürs Miteinander Der Generationenvertrag ist tot! Es lebe der Generationenvertrag

Tasten, die die Welt bedeuten

4 Leitartikel: Gilt die „Unterschrift“ noch? Wir sind gegen eine Senkung der Rentenbeiträge. Auch wenn sie gesetzlich vorgeschrieben ist, bleibt der Nutzen für den Einzelnen minimal. Warum nicht stattdessen eine gemeinsam finanzierte Demografie-Rücklage aufbauen? Die nimmt alle mit und stärkt den Zusammenhalt der Generationen.

14 Verständnis-Generator fürs Miteinander Ohne steife Gelenke und eingeengte Sicht haben ein paar junge Leute versucht, in die Rolle eines/r VorrentnerIn zu schlüpfen. Für die Landjugendumfrage überlegten sie, was sie sich kurz vor der Rente von der Gesellschaft wünschen würden. Ihr Verständnis schärft unseren Blick für das künftige Miteinander.

Ohne Jugend keine Entwicklung

Mittendrin statt weit entfernt Ein Generationenprojekt, das Wurzeln schlägt

Landjugendstand

Was war?

24 Ein Generationenprojekt, das Wurzeln schlägt An einem unscheinbaren Novembertag ist ein neuer Wald ist entstanden - eine grüne Lunge im bisher waldärmsten Kreis Deutschlands, die Generationen überdauern wird. Verantwortlich dafür ist der Landjugendverband Schleswig-Holstein, der mit vielen HelferInnen 14.500 Bäume gepflanzt hat.

Termine / Impressum

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Editorial Neues Jahr, neues Glück, neues BDLspezial Wie oft musstet ihr hinschauen, um das Landjugendmagazin zu erkennen? Zweimal, dreimal? Gefällt es euch? Ich bin mir noch nicht ganz sicher. Es sieht so anders aus: luftiger und doch seriöser, geradliniger und doch verspielter, mehrseitiger und doch leichter. Aber eins weiß ich genau: Es ist genau das richtige Heft für einen Neuanfang. Nicht nur, weil sich diese Auflistung von Gegensätzen auch in Bezug auf den Inhalt mit „Der Generationenvertrag ist tot! Es lebe der Generationenvertrag!“ fortschreiben ließe, sondern auch weil wir das Landjugendjahr 2015 gerade mit der Grünen Woche eingeläutet haben.

… werden die Wahlen zunehmend von Älteren entschieden. Was heißt das für unsere Gesellschaft? Bekommen wir eine RentnerInnen-Demokratie, in der die Interessen der jungen Generation hintenan stehen (S.7)? Wir sollten uns nicht verunsichern lassen, sondern Mitbestimmung einfordern und die Gesellschaft gestalten. Das zeigt auch unser Pro & Contra (S.18) mit dem zweitjüngsten Bundestagsabgeordneten Joannes Steiniger und dem bloggenden Opa Detlef Untermann.

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Kennt ihr Julia und Nick eigentlich? Die beiden Neujahrsbabys, die gerade in den Generationenvertrag reinwachsen. Mit ihnen haben wir den Stammbaum mal auf den Kopf gestellt, um auf dem Cover zu zeigen, wie ausgedünnt der Baum mittlerweile ist. Was das mit uns zu tun hat, erklärt die Soziologin Vera Kreuter (S.8ff) in eindrücklicher Weise in unserem Gespräch. Immer wieder stoßen wir dabei auf eine Frage: Was ist gerecht? Darauf gibt es theoretisch zwar nur eine Antwort, praktisch aber…

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Apropos Bloggen. Gibt es bei euch auch Computerkurse, in denen Jugendliche den SeniorInnen mit ihrem Knowhow zur Seite stehen (S.20)? Vielleicht habt ihr Oma und Opa ja auch privat das Smartphone eingerichtet und dabei ganz neue Seiten an euch entdeckt. So etwas verbindet - gerade angesichts der Tatsache, dass die gemeinsame Zeit, die Großeltern mit ihren EnkelInnen verbringen, seit Jahren sinkt (S.12). Was würdet ihr euch eigentlich für die Zukunft wünschen, wenn ihr kurz vor der Rente stündet? Noch nie drüber nachgedacht? Schade eigentlich, denn das schafft Verständnis für die Älteren und zwar nicht nur für die eigenen Großeltern, sondern für die RentnerInnen-Generation, wie unsere Landjugendumfrage (S.14ff) zeigt. Natürlich stecken noch viel, viel mehr spannende Beiträge in unserem neuen BDLspezial: aus Korea und Nordhastedt, vom „Freundeskreis ehemaliger Führungskräfte des BDL und seiner Landesverbände“ und und und… Viel Spaß beim Lesen und Mitgestalten! Foto: BDL/Gräschke

Eure

Stellv. BDL-Bundesvorsitzende

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Inhalt

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Gilt die „Unterschrift“ noch? Wir wollen eine Politik, die Probleme nicht in die Zukunft verlagert

lerInnen. Eine Schere, die sich immer weiter öffnet. Wie lange kann das noch gut gehen?

Da hilft die Definition:

Die aktuelle Last liegt bei der jungen bzw. noch arbeitenden Generation, die der latenten Gefahr ausgesetzt ist, selbst nur noch kleine Renten zu erhalten. Besonders betroffen sind Ehepaare mit Kindern, deren Einkommen statistisch gesehen niedriger ist als das kinderloser Paare. Dabei sind sie es, die unsere Zukunft großziehen. Sicher darf auch die Höhe der Steuer- und Beitragszahlungen gutverdienender kinderloser Paare nicht unterschätzt werden, aber diese Diskussion überlasse ich den ExpertInnen.

trag“ zwischen beitragszahlender und rentenbeziehender Generation. Die monatlich von ArbeitnehmerInnen und ArbeitgeberInnen vorgenommenen Einzahlungen in die staatliche Rentenkasse sollen zur Finanzierung der laufenden Rentenzahlungen dienen. Die arbeitende und somit zahlende Generation erwartet ihrerseits, dass auch ihre Rente durch die Beitragszahlungen der nachfolgenden Generation gedeckt ist. Tatsächlich ist der Generationenvertrag als Grundlage des deutschen Rentensystems eine staatlich organisierte Unterhaltspflicht gegenüber der Älteren Gesellschaft.1

Deutlicher lässt sich das kaum sagen: Die junge Generation bezahlt die Rente der alten Generation … und bekommt, wenn sie aus dem Arbeitsleben ausscheidet, ihre Rente ebenfalls von der jüngeren Generation finanziert. Klingt gut und funktioniert. Doch wie lange noch? Denn die Finanzierung der Rente und die Gerechtigkeit des Generationenvertrages werden seit Jahrzehnten diskutiert. Wer erinnert sich nicht an DEN Satz von Norbert Blüm? „Die Rente ist sicher“, sagte er, bevor ich geboren wurde. Norbert Blüm mag in die Jahre gekommen sein, sein Ausspruch nicht. Denn wir alle kennen das Problem: der demografische Wandel. Die Lebenserwartung steigt mit der Anzahl kinderloser Paare. Zugleich sinkt die Zahl der Beitragszah-

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h ttp://www.bundesfinanzministerium.de/nn_39824/DE/BMF__Startseite/Service/Glossar/G/009__Generationenvertrag.html / Lexikon der Deutschen Rentenversicherung

› Der Generationenvertrag ist der unausgesprochene „Ver-

Kein Wunder, dass sich eine Frage nicht nur aufdrängt, sondern seit langem vor uns steht: Ist der Generationenvertrag noch gerecht? Oder anders gefragt: Wer soll ihn finanzieren?

Das Problem ist so offensichtlich und bekannt, dass erschreckender Weise noch immer keine Lösung in Sicht ist. Schlimmer: Ich habe den Eindruck, dass sie nicht gewollt ist. Ja, wir sind gegen eine Senkung der Rentenbeiträge. Auch wenn sie gesetzlich vorgeschrieben ist, bleibt der Nutzen für den Einzelnen minimal. Wer ehrlich ist, wird uns zustimmen: Schwieriger als heute die Gesetzeslage zu ändern, um eine höhere Rücklage in der Rentenkasse zu ermöglichen, wird es sein, die Beitragssätze wieder anzuheben. Warum also nicht das Gesetz ändern, damit der Beitrag bei entsprechendem Polster in der Rentenkasse nicht automatisch gesenkt werden muss und eine gemeinsam finanzierte Demografie-Rücklage aufbauen? Die nimmt alle mit und stärkt den Zusammenhalt der Generationen. Wir wollen eine Politik, die Probleme nicht in die Zu-

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er Generationenvertrag ist ein Vertrag, den jeder kennt und den doch niemand unterschieben hat. Wie kann es also sein, dass dieser Vertrag Gültigkeit für Groß und Klein, für Jung und Alt hat? Und auch wenn er in aller Munde ist: Was steht denn eigentlich drin?

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Barbara Eckholdt / pixelio.de

Ja, wir sind gegen eine Senkung der Rentenbeiträge. Auch wenn sie gesetzlich vorgeschrieben ist, bleibt der Nutzen für den Einzelnen minimal. kunft verlagert und nachfolgende Generationen damit allein lässt, sondern sie heute anpackt. Natürlich ist das ein schwieriges Unterfangen. Aber es duldet keinen Aufschub. Damit klar ist, wie das konkret aussieht, zitiere ich jetzt eine Bertelsmann-Studie von 2013. Demnach werden die heutigen Jugendlichen durchschnittlich 77.000 Euro mehr in die gesetzliche Rentenkasse einzahlen, als sie jemals an Leistungen im Alter beziehen können. Ist das fair? Ist das richtungsweisend für eine zukunftsträchtige Solidargemeinschaft? Das sind Fragen, die uns im Jugendverband umtreiben. Bitte versteht mich nicht falsch. Wir neiden keinem die Rente. Wir wollen nicht streiken, den Generationenvertrag nicht kündigen. Aber wir brauchen ein System, das funktioniert und Probleme nicht einfach auf später vertagt. Da sind wir alle - Landjugend, Bürgerinnen und Bürger gefragt. Denn niemand wird gern auf Teile seiner Rente verzichten oder höhere Beiträge bezahlen. Aber wo ist die Alternative? Wer erinnert sich nicht an die Diskussionen um die Einführung der Rente mit 67? Proteste bis zum heutigen Tag. Also Vorsicht: Sinn und Zweck der Diskussion um Gerechtigkeit, Sicherheit und Bezahlbarkeit der Rente darf es nicht sein, Bevölkerungsgruppen - egal ob jung oder alt - auseinander zu dividieren oder mit gegenseitigen Vorwürfen zu belasten. Es ist eine gemeinsame Herausforde-

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rung, die sich nur mit Solidarität und einem Bewusstsein für die Lasten, die künftigen Generationen aufgebürdet werden, meistern lässt. In der Landwirtschaft wird der Generationenvertrag auf besondere Weise gelebt: Damit JunglandwirtInnen schon früh das Sagen auf den Betrieben bekommen, gibt es einen besonderen finanziellen Anreiz für Ältere, ihren Betrieb abzugeben: Ab Erreichen der Regelaltersgrenze bekommen Landwirte die sogenannte Alterssicherung - vorausgesetzt, sie haben ihren Hof entweder an die nächste Generation abgegeben oder ihn verpachtet oder verkauft. Eine Rente ist das allerdings nicht. Für ihre Altersvorsorge müssen Landwirte genau wie andere Unternehmer privat Vorkehrungen treffen. Eine Besonderheit der Landwirtschaft gibt es allerdings noch: Oft ist im Hofübergabevertrag ein sogenanntes Altenteil festgelegt, dass aus einem bestimmten monatlichen Geldbetrag und/ oder freier Kost und Logis besteht. Zugleich gibt es Höfe, in denen drei oder vier Generationen miteinander leben und sich gegenseitig helfen. Nicht immer stecken dahinter Familienbande, nicht immer ist diese Regelung vertraglich abgesichert und doch eine Art Generationenvertrag. Bei allem ist eins klar: Wir stehen vor der Herausforderung, den Generationenvertrag für uns zu gestalten. Wir - junge Menschen in den ländlichen Räumen - werden nicht müde, Veränderungen einzufordern. Bei allen Schwächen ist der Generationenvertrag eine Errungenschaft, die zu verteidigen sich lohnt. Noch ist die Unterschrift gültig. Lasst uns alle daran arbeiten, dass dies so bleibt! Julia Müller Stellv. BDL-Bundesvorsitzende

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Herausforderung Generationenvertrag Der demografischer Wandel belastet das Rentensystem und erhöht die Rentenlast.

125 Jahre gesetzliche Rentenversicherung in Deutschland – Zahlen und Fakten

Rentenkasse

Erwerbstätige

RentnerInnen

1889 Bevölkerungsabrechnung - Geborene Kinder (Angaben in Tausend)

683

660

580

522

1919

1922 501

465 1924

1936

Einführung der gesetzlichen Arbeiterrentenversicherung auf Betreiben Otto von Bismarcks

Gründung des Verbands Deutscher Landesversicherungsanstalten, um die einheitliche Anwendung des Versicherungsrechts zu gewährleisten

Inkrafttreten des »Fürsorgegesetzes«: um der inflationsbedingten Armut in der Nachkriegszeit entgegen zu wirken, stocken Staat und Kommunen die Renten auf Einführung des Umlageverfahrens: zur Stabilisierung des Rentensystems nach der Inflation werden Rentenbeiträge von nun an größtenteils aus den laufenden Beiträgen finanziert. Ausschluss von »Staatsfeinden« aus der Rentenversicherung

2008 2020 2030 2040 2050 2060

1937

Rentenlast in 2030

1957

Zwei Beschäftigte müssen die monatliche Rente für eine/n RentnerIn finanzieren.

2030

2 : 1

2010

3 : 1

1975

4 : 1

1955

5 : 1

1986

1992

2008

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Erste Schritte zur »Volksversicherung«: Sanierung der Rentenkassen, erstmals Möglichkeit der freiwilligen Versicherung für nicht Versicherungspflichtige Generationenvertrag - erste Rentenreform: Renten werden als Leistungen mit Lohnersatzfunktion verstanden und damit angehoben. Vollständige Umstellung auf das Umlageverfahren, bei dem Berufstätige diejenigen unterstützen, die aus dem Berufsleben ausgeschieden sind. Das Gesetz über eine Altershilfe für Landwirte (GAL) tritt in Kraft.

Einführung der »Kindererziehungszeiten«: Honorierung und finanzielle Anerkennung des Jahres nach der Geburt von Kindern für Mütter und Väter bei der Höhe der Rentenleistung Rentenreform zur Anpassung an den demografischen Wandel: Umstellung der jährlichen Rentenanpassung von Brutto- auf Nettolohnorientierung, Möglichkeit der Teilrente Reaktion auf demografische Veränderungen: Beschluss zur schrittweisen Erhöhung der Regelaltersgrenze vom 65. auf das 67. Lebensjahr

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Rentnerdemokratie? Von wegen Zukunft gestalten, statt sich verunsichern lassen

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ie Angst vor einer Gesellschaft geht um, in der die Alten das Sagen haben. Gerontokratie oder Rentnerdemokratie wird das Gespenst genannt. Angesichts der Zahlen ist diese Sorge sicher nicht unberechtigt: Mehr als die Hälfte der Stimmberechtigten war bei der vorigen Parlamentswahl bereits 50 Jahre und älter, die Generation der Babyboomer - heute zwischen 45 und 60 Jahre alt - bereitet sich auf ihr Rentendasein vor. Und die Menschen werden älter und älter. Das entstehende Ungleichgewicht bringt nicht nur die Sozialsysteme in eine Schieflage, sondern stellt auch unsere Demokratie auf eine Bewährungsprobe. Welche Auswirkungen haben diese Veränderungen auf unsere Gesellschaft? Ist eine große Koalition wirklich der größte anzunehmende Unfall für die junge Generation, wie der Direktor des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung schreibt, weil diese zuerst die wirtschaftlichen Interessen ihrer HauptwählerInnen im Blick hat? Angesichts der letzten Rentenbeschlüsse - Mütterrente und Frührente mit 63 Jahren - könnte man das glatt annehmen. Aber es gibt Hoffnung: Viele Studien zeigen, dass zumindest die älteren WählerInnen durchaus zukunftsbewusst entscheiden. Nehmen wir die Ende 2014 veröffentlichte Studie der Bertelsmann Stiftung und des Rheingold Instituts „Generation Wahl-O-Mat“. Die ExpertInnen beschäftigen sich darin mit der Zukunftsfähigkeit der Demokratie im demographischen Wandel und sind zu einer erstaunlichen Feststellung gekommen: „Ältere Menschen sind bei politischen Entscheidungen zukunftsorientierter als jüngere.

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Während die Älteren, etwa bei Wahlen, eher eine langfristige Perspektive einnehmen, entscheidet die jüngere Generation pragmatisch und abhängig von der aktuellen Lebenssituation.“ Die heutigen 19- bis 32-Jährigen - das klassische Landjugendalter also - entscheiden viel themenspezifischer. Ihre Wahl treffen sie weniger aus einer politischen Grundhaltung heraus, sondern folgen individuellen Bedürfnissen. „Nicht die viel diskutierte Rentnerdemokratie, sondern die kurzfristigen politischen Entscheidungen der jüngeren Generation stellen die Langfristorientierung der Demokratie vor eine Herausforderung“, so Jörg Dräger von der Bertelsmann Stiftung. Das Problem heute sind also weniger die Interessen der älteren Generationen, denen das Wohlergehen ihrer Kinder am Herzen liegt, sondern vielmehr die generelle Verunsicherung, die um sich greift. Die zunehmende Komplexität unserer Umwelt, die Finanzkrise … führen generationenübergreifend dazu, dass sich immer weniger Menschen zutrauen, „Weichenstellungen für die Zukunft als richtig oder falsch zu beurteilen.“ Das ist gefährlich. Natürlich muss vor der eigenen Haustür gekehrt werden, aber wenn sich alle auf die überschaubare Gegenwart konzentrieren, bleibt kein Raum mehr für Visionen, für die langfristige Gestaltung der Zukunft. Damit Parteien keine Politik machen, die zu Lasten der Generationengerechtigkeit geht, müssen sie sich langfristig den Herausforderungen stellen und weniger tagespolitisch reagieren. Das muss die junge Generation einfordern. (cg)

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Was ist gerecht? Ein Gespräch über die Verteilung des gesellschaftlichen Wohlstandes auf alle Generationen

Was ist gerecht? - Das ist die eigentliche Frage, die im Raum steht, wenn landauf und landab über den Generationsvertrag diskutiert wird. Niemand hat diesen „Vertrag“ unterschrieben und doch geht er quasi jede/n mit Geburt etwas an. Also haben wir bei Vera Kreuter nachgefragt. Die junge Expertin steckt noch fast in den Landjugendschuhen und ist doch eine der AutorInnen des Diskussionspapiers „Die Zukunft des Generationenvertrages“, das 2014 vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung veröffentlicht wurde. Im Gespräch erklärt sie genau, was der Vertrag bedeutet, ob er sich kündigen lässt und an welchen Schrauben sie drehen würde. Nach dem Gespräch steht fest: Jammern hilft nicht. Unsere Zukunft lässt sich gestalten.

Was interessiert Sie am Generationenvertrag? Das Interesse ist in erster Linie beruflich. Wir am Berlin-Institut beschäftigen uns mit dem demografischen Wandel, mit der Verschiebung der Altersstruktur in unserer Gesellschaft. Da stößt man zwangsläufig auf die Frage der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den Generationen. Denn es sind ja finanzielle Verpflichtungen, um die es beim Generationenvertrag geht - um einen kleinen Ausschnitt der Generationenbeziehungen. Und persönlich? Natürlich beschäftigt der mich auch privat - das erste Mal, als mein erster Rentenbescheid kam. Da mussten Sie sicher erst einmal Luft holen. Natürlich ist es jetzt noch erschreckend wenig, aber ich zahle ja noch nicht lange ein. Was ist denn am Generationenvertrag so spannend?

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Eigentlich geht es um die Verteilung des gesellschaftlichen Wohlstands, allerdings nicht zwischen Arm und Reich, sondern zwischen Jung und Alt. Genaugenommen unterscheiden wir dafür nur drei Generationen: die der Kinder und Jugendlichen, die der Erwerbstätigen und die der Nicht-mehr-Berufstätigen im Ruhestand. Die mittlere Generation erwirtschaftet den Wohlstand - das Einkommen, das auf die anderen verteilt wird. Der Generationenvertrag regelt, wie das passiert. Er ist eine Metapher für diese wirtschaftlichen Beziehungen. Einen wirklichen juristischen Vertrag, den jemand ausgehandelt hätte oder den jemand neu verhandeln könnte, gibt es nicht. Wie funktioniert das? Das Prinzip des Generationenvertrags gab es schon lange vor der Rentenversicherung - nämlich innerhalb der Familie. Im traditionellen Sinne versorgen Eltern ihre Kinder, solange diese wirtschaftlich noch nicht auf eigenen Beinen stehen können. Später unterstützen die Kinder dann ihre Eltern, wenn diese nicht mehr arbeiten können. Und sie ziehen ihre Kinder auf - immer in der Hoffnung, im Alter von diesen versorgt zu werden. Eltern treten ihren Kindern gegenüber sozusagen in Vorleistung und erwarten, dass sie später einen Teil ihres Lebensunterhalts an sie abgeben. Das ist innerfamiliäre Solidarität. Aber heute nicht die Regel. Heute kümmern sich vor allem die gesetzlichen Sozialversicherungen um die Teilung des Arbeitseinkommens der Generation im Erwerbsalter mit der Rentnergeneration. Die Versorgung der Kinder obliegt den Familien. Natürlich werden sie durch familienpolitische Leistun-

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gen unterstützt, nicht aber öffentlich über so etwas wie die Rentenkasse.

es, in die Rentenkasse einzuzahlen und Ansprüche zu erwerben.

Das klingt nicht besonders generationengerecht. Früher war es eine wirtschaftliche Notwendigkeit, viele Kinder zu bekommen, um sich für später abzusichern. Damit der Generationenvertrag auch in Zukunft funktioniert, müssen nach wie vor genügend Kinder geboren werden - sie sind aber aus Sicht der Einzelnen für die Altersvorsorge nicht mehr notwendig. Das, was sie als Erwerbstätige in der Zukunft einbringen, wird quasi vergesellschaftet, ihre Kosten allerdings nicht.

Also kein Modell für die Zukunft. Eher ein Überbleibsel aus der Vergangenheit. Diese Art der direkten Unterstützung der eigenen Eltern wird nicht komplett verschwinden. Doch das gesellschaftliche Modell der öffentlichen Umverteilung ist eine Errungenschaft, die einen unabhängig von den eigenen Kindern macht und der Normalfall bleiben wird.

Dann zahlen die Eltern also doppelt. Sie investieren jedenfalls mehr in die Zukunft des Generationenvertrags als Menschen ohne Kinder.

Ver a

Kreuter

Vera Kreuter

Jahrgang 1980, Studium der Soziologie, Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung

… und haben am Ende weniger. Um das zu ändern, gibt es relativ weitreichende Reformvorschläge, die bereits in den 1950ern auf dem Tisch lagen. Analog zur Rentenkasse sollte es eine Kinderkasse geben, in die alle einzahlen und aus der die Eltern einen Teil Rente bekommen. Es gibt es heute verschiedene Modelle. Aber keins lässt sich lebensnah umsetzen. Für mich ist es eher so etwas sie ein Gedankenexperiment. Es macht gewisse Ungerechtigkeiten klar, z.B. dass Kinderlose mehr Ressourcen haben, die sie für andere Dinge als ihre Kinder nutzen können und die sie ökonomisch leistungsfähiger machen.

Da macht es sich der Staat einfach. Es gibt steuerrechtlich einige Ausgleiche - und die familienpolitischen Leistungen. Aber die Kosten werden nicht so systematisch umverteilt wie bei der Rentenkasse und in der Summe ist das auch kein echter Ausgleich. Was empfehlen Sie als Expertin? Jedenfalls keine weitere Kasse, sondern den Ausbau der familienpolitischen Investitionen, um die Familien zu unterstützen und die Kinder zu fördern - zum Beispiel durch die Verbesserung der Betreuungssituation. Das rechnet sich langfristig für alle.

Foto: privat

Was ist mit der innerfamiliären Solidarität, dem Zusammenleben mehrerer Generationen? Das gibt es noch gerade im ländlichen Raum. Aber sie ist nicht mehr weit verbreitet. Normaler ist

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Wenn alles so gut und schön ist, warum wird der Generationenvertrag dann wieder so intensiv diskutiert? Weil der demografische Wandel spürbar wird? Den Generationenvertrag gibt es auch ohne demografischen Wandel und es gäbe wohl immer eine gewisse Diskussion darum, was der gerechte Anteil für die ältere Generation wäre: Wie viel Beitrag muss die erwerbstätige Generation zahlen und wieviel davon bekommen die Rentner. Der demografische Wandel verschärft diese Diskussion und sorgt dafür, dass sich die Frage nach der Gerechtigkeit immer weniger ignorieren lässt. Was ist denn gerecht? Darauf gibt es keine einfache Antwort - jedenfalls ist es nicht möglich, alle Generationen gleich zu behandeln, weil sich die Rahmenbedingungen ändern. Das Umlagesystem heute wahrt durch die Rente weitestgehend den Lebensstandard der alten Generation. Solange das Verhältnis zwischen den Beitragszahlern und Ruheständlern günstig ist, funktioniert das gut. Aber das Problem kommt näher. Die gesunkenen Geburtenzahlen und die immer älter werdende Bevölkerung verändern das Gleichgewicht. Trotz der Rente mit 67. Mit jedem Jahr verlängert sich die Lebenserwartung um durchschnittliche drei Lebensmonate. Langfristig sinkt nicht nur die Zahl der Erwerbstätigen, sondern auch ihr Anteil an der Bevölkerung. Im nächsten Jahrzehnt, wenn die Babyboomer in Rente gehen, wird die Zahl derer, die auf den Arbeitsmarkt strömen, um die Hälfte kleiner sein. In zehn Jahren wird rein statistisch für jeden, der dann in Rente geht, nur ein halber Erwerbstätiger nachkommen. Wer genau sind die Babyboomer? Unsere Eltern? Die Babyboomer, das sind die besonders geburtenstarken Jahrgänge etwa zwischen 1955 und Ende der 1960er: rund 19 Millionen Menschen zwischen 45 und 60 Jahren, also noch im Erwerbsalter. Sie machen heute ein Drittel der Arbeitskräfte aus. Wenn sie in Rente gehen, verschiebt sich das zahlenmäßige Verhältnis zwischen Erwerbsfähigen und Ruheständlern. Heute finanzieren rund drei Arbeitskräfte eine Rente, 2050 werden es nur noch 1,8 sein. Das ist nicht neu.

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Seit vielen Jahren ist diese Herausforderung absehbar. Aber jetzt ist das keine Zukunftsmusik mehr. Das Spannende daran: Wir haben noch Spielraum, um an gewissen Schrauben zu drehen. Welche sind das? Zum Beispiel die Rentenhöhe - über den Nachhaltigkeitsfaktor in der Rentenformel. Der berücksichtigt quasi, wie viele Rentner den Beitragszahlern gegenüberstehen und bestimmt, wie die Belastungen auf Jung und Alt aufgeteilt werden. Damit will die Regierung ihre Rentenziele erreichen - einen Beitragssatz von höchstens 22 Prozent und ein Rentenniveau von mindestens 43 Prozent des Einkommens bis 2030. Der Spielraum für Rentenkürzungen ist gering, daher werden auch die Beitragssätze bis zu einem gewissen Grad angepasst - das heißt erhöht. Wie gut für die heutigen Rentner. Sie haben Ansprüche erworben. Die kann man ihnen auch nicht einfach nehmen, weil sie Verfassungsrang haben. Gleichzeitig muss man schauen, wie man das Geld zusammenbekommt, ohne dass die Erwerbstätigen über Gebühr belastet werden. Denn wenn die Beiträge zu sehr steigen, sinkt bei ihnen die Bereitschaft zur Solidarität. Wird das für unsere Zukunft reichen? Warum nicht? Wenn es möglichst viele Erwerbstätige gibt und das Potenzial der Menschen im Erwerbsalter gut genutzt wird. Zum einen, wie gerade geschehen, lässt sich das Rentenalter anpassen. Die einmalige Erhöhung auf 67 Jahre ist eine Möglichkeit, das Renteneintrittsalter lässt sich aber auch an die Lebenserwartung koppeln. Es geht darum, das Verhältnis von Erwerbs- zu Rentenphase gleich zu lassen - zwei zu eins in etwa. Das hieße für jedes Jahr, das man an Lebenserwartung gewinnt, acht Monate länger arbeiten zu müssen. Und sich privat abzusichern. Das stimmt, doch auch wenn das gedanklich etwas weiter weg liegt - zu den Stellschrauben gehört auch, die heutige junge Generation möglichst gut auszubilden, damit sie in der Lage ist, für die Älteren mit zu sorgen und zugleich ihre eigenen Bedürfnisse zu erfüllen. Platt gesagt, damit sie auf dem Arbeitsmarkt ein gutes Einkommen erzielen kann. Dafür brauchen wir Investitionen in Jugend, Bildung und in lebenslanges Lernen. Wer länger arbeiten soll, muss auch dafür ausgebildet sein und fachlich fit bleiben. Gibt es noch andere Möglichkeiten, die nicht auf Wirtschaftswachstum orientieren? Da es ja immer um die Umverteilung des gesellschaftlichen Wohlstandes geht, sind die in dem Generationen-

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vertrag nicht berücksichtigt. Aber natürlich erschöpft sich die Beziehung zu meinen Eltern nicht darin, dass ich Rentenbeiträge bezahle. Natürlich nicht: Die jungen Menschen profitieren auch von dem, was die Rentnergeneration aufgebaut hat. Wir Jungen haben ja nicht nur steigende Belastungen zu tragen. Die Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt sind sehr günstig für uns und die, die jetzt ins Erwerbsleben hineinwachsen. Allein dadurch, dass viele Ältere in den nächsten Jahren in Renten gehen, haben sie gute Chancen, sich zu verwirklichen. Sie haben eine wahnsinnig gute Ausbildung genossen, sind im relativen Wohlstand aufgewachsen und haben das Selbstbewusstsein und die Aussicht auf guten Verdienst. Das stimmt. Trotzdem greift Verunsicherung um sich. Das Umlagesystem bricht durch die sinkende Zahl der Beitragszahler nicht zusammen. Es wird sich auch künftig für junge Leute lohnen, in die gesetzliche Rentenversicherung einzuzahlen. Sicher sind die Erträge, die sie erzielen, im Vergleich zu früheren Generationen geringer. Aber es gibt aus meiner Sicht kein besseres und sichereres System, die Umverteilung zu organisieren. Sie sind sich dessen sehr sicher. Ich bin davon überzeugt. Das heutige System hat den Vorteil, dass eingezahlt und direkt umverteilt wird. Da muss niemand Geld anlegen oder auf das Kapital aufpassen. Und selbst wenn das System irgendwie zusammenbrechen sollte, kommen im nächsten Monat neue Beiträge, die sich verteilen lassen. Lässt sich der Generationenvertrag nicht kündigen? Wir sind nie gefragt worden, ob wir diese Regelung wollen. Der Vertrag lebt von der gegenseitigen Solidarität. Aber gut: Selbständige können, müssen aber nichts einzahlen. Allerdings hat man - legen wir die Drei-Generationen-Sicht zugrunde - beim Aufwachsen schon Leistungen empfangen. Sie können sich auch im Ausland der Versicherungspflicht entziehen, sofern sie dort nicht ebenfalls Sozialversicherungsbeiträge zahlen müssen. Oder ich lebe mehr schlecht als recht von der Grundsicherung. Trotz aller Unannehmlichkeiten ist auch das eine Möglichkeit. Das schafft Unmut. Wie das Trittbrettfahren. Natürlich kann ich als Selbstständiger privat vorsorgen, aber wenn ich von der Hand in den Mund leben muss, mich als Fahrer oder in der Gastronomie durchschlage, reicht das Einkommen nicht für Rücklagen. Wer absehen kann, dass der Rentenanspruch kaum die Höhe der Grundsicherung erreicht, egal ob vorgesorgt wird oder nicht, wird darauf verzichten.

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Da stimmen die Anreize nicht. Tatsächlich steigt die Zahl der Nicht-Versicherungspflichtig-Beschäftigten seit Jahren. Etwa jeder neunte Erwerbstätige in Deutschland ist bereits selbständig, drei von vier Selbständigen nicht rentenversicherungspflichtig. Und wer nicht vorsorgt, setzt auf die Solidarität kommender Generationen, ohne zuvor einen entsprechenden Beitrag geleistet zu haben. Und die Beamten… … ihre Alterssicherung ist von der öffentlichen Hand garantiert. Die Rücklagen werden nicht ausreichen, so dass hier sicher auch die Steuerzahler einspringen müssen. Angesichts dieses Szenarios wäre es günstig, neue Beamte schon jetzt in die gesetzliche Rentenversicherung aufzunehmen, anstatt das Problem auszusitzen. Und was ist mit den unsichtbaren Staatsschulden, die künftige Generationen auch schultern müssen? Neben den sichtbaren Schulden gibt es noch die so genannten impliziten Staatsschulden. Sie ergeben sich aus der Lücke zwischen den künftigen Einnahmen und den bereits in Aussicht gestellten Ausgaben des Staates. Die kann sich mit jeder politischen Maßnahme ändern, denn die Basis für die Modellrechnungen sind die aktuellen politischen und rechtlichen Bedingungen. Doch auch dafür müssen die künftigen Generationen aufkommen. Das klingt nach einer Lawine. Und doch wurden gerade die Beitragssätze gesenkt, statt eine Gesetzesänderung zu erwirken, die eine größere Rücklage in der Rentenkasse ermöglicht. So ist das Gesetz. Wenn die Menschen älter werden, gibt es mehr ältere Wähler. Das klingt nach Gerontokratie. Das ist Polemik. Die Demokratie bricht nicht zusammen, nur weil es mehr alte Wähler gibt. Und, wie viele Untersuchungen zeigen, hat die ältere Generation nicht nur die eigenen ökonomischen Interessen im Blick. Viele haben Kinder und Enkel, deren finanzielles Wohlergehen ihnen am Herzen liegt. Sie halten auch die Interessen der Jungen für wichtig. Doch die Zahl der Wähler, die jenseits oder kurz vor der Rente sind, steigt mit der Lebenserwartung. Brauchen wir nicht eine Art Jugend-Check, einen Zukunfts-Verträglichkeitsfaktor für politische Entscheidungen? Wir brauchen junge Menschen wie die Landjugend, die ihre eigenen Interessen vertreten. Junge Menschen müssen sich einbringen, auch wenn es mühsam ist, gerade wenn die einflussreichen Posten schon von den Alten besetzt sind. Also eine Jugendquote in Parteien….? Darum kann die Jugend sich selbst kümmern. Für problematischer halte ich, dass künftige Generationen - Kinder und heute noch nicht geborene Generatio-

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nen - keine Stimme haben. Das lässt sich auch schwer verwirklichen. Eigentlich ist es eine Aufgabe der heute politisch Verantwortlichen, die Interessen der künftigen Generationen im Blick zu haben. Das gilt nicht nur für Staatsfinanzen oder Rentenhöhe, sondern auch für Umweltfragen… Womit wir wieder beim Kern wären: Was ist gerecht? Gerecht ist, wenn künftige Generationen die gleichen Chancen wie die heutige Generation haben, um ihre Bedürfnisse zu erfüllen. Dazu gehört, ihnen keine großen Lasten und genügend natürliche Ressourcen zu hinterlassen. Genauer lässt sich das nicht sagen? Leider nicht. Das muss immer wieder neu ausgehandelt werden. Wie sieht es in anderen Ländern aus? Es gibt wenige andere Länder, die vor solchen großen demografischen Herausforderungen stehen. In Frankreich sieht es zum Beispiel viel besser aus, weil es dort diesen starken Geburtenrückgang nicht gab. Und Japan? Japan ist das einzige Land, das uns in dieser Hinsicht ähnelt - für uns ein demografischer Pionier. Doch wir müssen unsere eigene Lösungen finden, denn eins ist klar: Hinter die Errungenschaft der Sozialversicherungssysteme gehen wir nicht mehr zurück. Die intergenerationelle Umverteilung wird weiter über diese öffentlichen Kassen laufen. Sie berührt das tatsächliche Zusammenleben der Generationen wenig. Das steht auf einem anderen Blatt. Wann gehen Sie in Rente? Frühestens mit 67 - eher später. Was fällt Ihnen spontan ein zu …Dorf? Aus beruflicher Sicht sehe ich da zuerst die demografischen Probleme und Versorgungsprobleme. Zugleich denke ich an das Zusammenleben, an Dorfgemeinschaft, an aktive Menschen, die neue Wege für unsere Zivilgesellschaft gehen. …Landjugend? Es gibt den Trend, in die Städte zu wandern. Aber ein Teil der Landjugend will weiter auf dem Land leben, nutzt den Freiraum, den sie dort hat und schafft mit ihrem Engagement Heimat. …Engagement? … unerlässlich für das Zusammenleben der Generationen und ungeheuer sinnstiftend. Allerdings darf es kein Zwang werden, sondern muss freiwillig und aus eigenem Antrieb geschehen. Für das Gespräch bedankt sich Carina Gräschke.

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Schwindende gemeinsame Zeit Trendwende? LandwirtInnen an der Spitze

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m zu erleben und sich darüber austauschen zu können, was einem selbst und anderen wichtig ist im Zusammenleben von Jung und Alt, zählt vor allem eins: genügend gemeinsame Zeit. Trotz der noch immer steigenden Lebenserwartung nimmt die Lebenszeit, die ein Kind mit seiner Großmutter verbringt, statistisch gesehen seit Jahrzehnten ab. Das könnte langfristig bedeuten, dass jüngere in einer zunehmend alternden Gesellschaft immer weniger Ahnung davon haben, was ältere Menschen bewegt. Aber warum haben Großeltern und EnkelInnen immer weniger Zeit zusammen, wenn wir doch immer länger leben? Vor allem das Alter, in dem junge Menschen heute Eltern werden, wirkt sich auf diese Zeitspanne aus. Denn seit der Wiedervereinigung 1990 sind werdende Eltern stetig älter geworden. Je später ein Kind im Leben junger Menschen also geboren wird, desto weniger Zeit bleibt ihm, um aktiv Zeit mit älteren Generationen wie Groß- oder Urgroßeltern zu verbringen. Dabei hat auch die Qualität der gemeinsamen Jahre einen Einfluss darauf, wie junge und alte Generationen ins Gespräch kommen können. Wenn die Großeltern im Alter pflegebedürftig werden, können sie nicht mehr aktiv am Leben jüngerer Generationen teilhaben. Gleiches gilt

gemeinsame Zeit eines Kindes mit seinen Großeltern (in Jahren) 2010:

35

2030:

31

durchschnittliche Anzahl der Kinder pro Frau

1961:

2,30 12

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1,36

auch - trotz neuer Kommunikationskanäle - für die Entfernungen, die zwischen Kindern und Großeltern liegen. Wenn sie in einem anderen Ort oder Land wohnen, bleiben oft nur die Festtage, um eine Beziehung aufzubauen. Wie kann eine Gesellschaft ihr Zusammenleben und den Zusammenhalt zwischen den Generationen gestalten und verbessern? Wie kann erreicht werden, dass jüngere und ältere Menschen voneinander erfahren, was für die einen, die anderen und für alle gemeinsam wichtig ist? In der Statistik lässt sich das Problem einfach lösen: Junge Menschen müssten einfach früher Kinder kriegen. Wie so oft hat die Statistik aber weniger mit dem realen Leben zu tun, als es auf den ersten Blick scheint. Denn die Rahmenbedingungen zum Kinderkriegen stimmen für viele eben erst, wenn der Ausbildungsweg gegangen und der Pfad zur eigenen wirtschaftlichen Sicherheit zumindest größtenteils erklommen ist. Hinzu kommt, dass es gesellschaftlich tendenziell mehr und mehr akzeptiert wird, sich als junger Mensch Zeit zu nehmen, sich auszuprobieren und selbst zu verwirklichen. Bisher galt eine einfache Formel: je länger die Ausbildung, desto später kommen die Kinder und umso weniger werden in einer Familie geboren. Doch eine Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BIB) hat nun ergeben, dass sich ein leichter Trend in die entgegen gesetzte Richtung abzeichnet. Die Studie untersucht übrigens auch verschiedene Berufsgruppen, wobei u. a. LandwirtInnen bei der Kinderzahl den Spitzenplatz belegen. Wurden also möglicherweise schon erste Schritte auf dem Weg zu einem Umfeld getan, in dem junge Menschen wieder gern mehr Kinder bekommen und früher mit der Familiengründung beginnen? Es könnte sein, dass Angebote wie „Studieren mit Kind“ oder familienfreundlichere Unternehmen schon erste Trends setzen. Viele ArbeitgeberInnen schaffen nicht nur verstärkt gute Bedingungen für das Familienleben der ArbeitnehmerInnen mit Kindern. Sie verbessern auch, nicht zuletzt staatlich angestrengt, die Bedingungen für die Pflege von Angehörigen. Senta Günther

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Vorgeschmack auf erfolgreiche #jml2015-Wetten auf der Bildungswoche des BDL.

jugend.macht.land. Eure Wette für generationsübergreifenden Nutzen fürs Land

Zukunftsmusik? Noch. Aber so könnte eine Meldung über eure jugend.macht.land.-Aktion lauten, wenn sie euch und der Gemeinde Nutzen bringt! Was das mit dem Thema des Landjugendmagazins zu tun hat? Nur so viel, wie ihr wollt. Denn ihr gestaltet eure Wette, ihr bestimmt, wie sie aussieht. In der Verbandswerkstatt auf der Bildungswoche fand Landjugend jedenfalls jede Menge Ideen, die alle was mit ländlichen Räumen zu tun haben. Einige davon sind durchaus generationenbewegend - zum Beispiel: Wetten dass, … die Landjugend mit dem Seniorenheim einen Vorlesemarathon über xx Stunden organisiert? … wir ein spontanes Dorffest innerhalb eines Tages mit mindestens der Hälfte der DorfbewohnerInnen organisieren und feiern? … wir Schule oder Kindergarten vor Ort einen Tag lang mit regionalen Produkten bekochen? … Landjugend Generationen vernetzt und einen Shuttle-Tag für alle Generationen auf die Beine stellt?

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… die Landjugend es schafft, unser Dorf in xx Stunden barrierefrei zu gestalten?

… die Landjugend das Dorf mobil macht und alle Gefährte von Kinderfahrrad bis Rollator wieder fit macht? … wir bei einem Spendenlauf xx Euro für das Mehrgenerationenhaus sammeln? Denn im jugend.macht.land.-Jahr 2015 kommt es darauf an, mit einer Wette das Land zu bewegen. Zeigt, was Landjugend ist, wie Landjugend sich für die ländlichen Räume stark macht und ihre Heimat vitalisiert. Macht allen klar: Wir bringen Leben ins Land. Mit den jugend. macht.land.-Buchstaben und gelben Armbändern* im Gepäck reiste der Bundesvorstand durch die Republik, um in euren Versammlungen für #jml2015 zu trommeln. In den Landesverbänden ging es dann um die Bestzeit: Wer schafft es am schnellsten, die Buchstaben in richtiger Reihenfolge mit den Delegierten auf ein Foto zu bannen? Die Landjugend Mecklenburg-Vorpommern hat hier bislang die Nase vorn, aber noch lässt sich ein neuer Rekord aufstellen. In der BDL-Bundesgeschäftsstelle stapeln sich derweil die ersten Materialien für die Ortsgruppen: Spickzettel, Kugelschreiber, T-Shirts, Banner etc. - natürlich alles in blau-grün-gelb. Auch auf der Aktionsseite www.macht-land.de tut sich Einiges. Wer noch Ideen für Wetten sucht, findet dort ein lange Liste, die bei der o.g. Verbandswerkstatt aus den Ideen von Ehren- und Hauptamtlichen der Landesverbände entstanden ist. Tipps und Hinweise gibt es auch auf der jml-Facebook-Seite. Klickt euch doch mal rein und vor allem: Immer schön teilen! (SaSch)

Foto: BDL/Gräschke

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eben der Bushaltestelle glänzt seit dem Wochenende ein neuer Fahrradständer - mit Dach. Darüber freuen sich Jung und Alt. Die Landjugend hatte dafür gesorgt, dass die Räder einen trockenen, ja fast wetterfesten Parkplatz haben. Bei der feierlichen Eröffnung schnitten Landrätin und Bürgermeister das gelb-blau-grüne Absperrband durch. Mit dem Verkehrsamt hatte es zuvor intensive Auseinandersetzungen gegeben, aber nun steht es fest: die Haltestelle bleibt. Und nicht nur das - für junge Menschen im Kreis wird es ab sofort wieder ein nächtliches Shuttle-System geben, damit sie am Wochenende gefahrlos nach Hause kommen.

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Verständnis-Generator fürs Miteinander Stell dir vor, du bist kurz vor der Rente. Was würdest du dir für die Zukunft wünschen?

Die Lebenserwartung steigt und steigt und steigt. Sicher wird nicht jede/r so alt werden wie die Französin Jeanne Calment, die ihren 122 Geburtstag erlebte, doch wir werden weltweit immer bejahrter. Dieser Trend gilt für jedes Geschlecht, wenngleich Frauen im Schnitt immer noch fünf Jahre älter werden als Männer. Wer in diesem Jahr als Mädchen zur Welt kommt, kann damit rechnen 83,5 Jahre zu werden, ganze 15 Jahre älter als noch Mitte des vorigen Jahrhunderts. Da scheint einem die Rente noch

fern. Doch wer sich heute schon mal in die Rolle der Alten versetzt, sieht sie mit anderen Augen. Stellvertretend für alle haben das drei Landjugendliche und zwei neue Kolleginnen aus der BDL-Bundesgeschäftsstelle schon einmal getan. Ohne versteifte Gelenke und eingeengtes Gesichtsfeld (typisch für die Einschränkungen alter Menschen) haben sie überlegt, was sie sich kurz vor der Rente von der Gesellschaft wünschen würden. Ihr Verständnis schärft unseren Blick für das künftige Miteinander.

Lebensstandard halten Generell wünsche ich mir, dass die politisch Verantwortlichen ein größeres Augenmerk auf ältere Generationen legen, da immer weniger Menschen geboren werden, die wiederum immer älter werden. Für mich ganz persönlich erhoffe ich mir eine Rente, die garantiert, dass ich einen gewissen Lebensstandard, der durch jahrelange Arbeit geschaffen wird, auch halten kann. Dazu zähle ich vor allem Gesundheits- und Pflegeleistungen, welche die Kasse nicht bezahlt. Dieses Grundrecht muss bezahlbar bleiben und darf nicht auf Kosten nachfolgender Generationen abgewälzt werden. Angesichts der immer älter werdenden Gesellschaft wünsche ich mir außerdem, dass mehr Beachtung auf altersgerechte Angebote gelegt wird und die Arbeit von Pflegekräften durch eine bessere Entlohnung mehr ho-

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noriert wird. Gerne möchte ich meinen Ruhestand zu Hause bei der Familie verbringen - in einem Mehrgenerationenhaus, um so lange wie möglich selbstänRa dig zu bleiben. Für Rentmo na Fis nerInnen ohne Familie sehe cher ich im Konzept der Alterswohngemeinschaften eine gute Möglichkeit, soziale Kontakte beizubehalten und nicht zu vereinsamen. Die 25-Jährige war im Vorstand der Landjugend Württemberg-Hohenzollern aktiv und arbeitet als Produktmanagerin. Sie hat ein duales BWL-Studium absolviert.

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»Als zukünftige Rentnerin wünsche ich mir heute von der jungen Generation, dass sie verbindlicher wird und Verantwortung übernehmen will.«

Ein Generationenhaus bietet allen einen Mehrwert

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der Politik wünsche ich mir, dass das Ehrenamt und die außer­schulische Bildung in den Fokus unserer Gesellschaft gerückt werden, um zu verdeutlichen, wie wichtig diese Bereiche für uns sind - zum einen für die Gesellschaft, zum anderen für die Jugendlichen selbst, denen dadurch die Möglichkeit gegeben wird, Eigenständigkeit, Verantwortungsbewusstsein, Teamfähigkeit und Eigeninitiative zu erlernen und somit ihre Persönlichkeit weiterzuentwickeln. Als zukünftige Rentnerin wünsche ich mir heute von der jungen Generation, dass sie verbindlicher wird und Verantwortung übernehmen will. Außerdem sollte ein respektvoller Umgang mit allen Altersgruppen selbstverständlich sein.

Als weitere Möglichkeit, die ältere Generation und in ferner Zukunft auch uns vor dem Vereinsamen zu schützen, wünsche ich mir die Entstehung von Altersresidenzen oder Rentner-WGs, sodass man im Alter den Spaß am Leben nicht so schnell verliert.

Von meinen zukünftigen MitrentnerInnen erwarte ich, dass der jungen Generation genug Geduld geschenkt wird, die ich damals als Jugendliche selbst oft vermisst habe. Außerdem sollte der jungen Generation etwas zugetraut werden, denn nur aus den eigenen Erfahrungen heraus kann sie etwas für das eigene Leben lernen.

Um den derzeitigen Generationenvertrag aufrecht zu erhalten, muss die Politik sicherstellen, dass die derzeitigen und zukünftigen Renten gesichert bleiben, ohne dass der Wohlstand darunter zu leiden hat. Von

Carolin ist 24 Jahre jung. Die Landesvorsitzende der Hessischen Landjugend hat in Geismar ihre Landjugendkarriere begonnen und arbeitet als Agrarspezialistin bei einer Versicherung.

Fotos: BDL/Gräschke

Nach derzeitigem Stand werde ich wohl 2057 in Rente gehen dürfen. Bis dahin wird unsere Gesellschaft noch schnelllebiger und die uns bekannten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen werden sich extrem gewandelt haben, so dass die Anzahl der Mehrgenerationenhäuser stark sinken wird. Deshalb wäre es wünschenswert, wenn man diesen Trend stoppen könnte, denn ein Generationenhaus bietet allen BewohnerInnen einen Mehrwert. Die ältere Generation unterstützt die Kindererziehung und die Aufsicht, die Ca Jüngeren profitieren von dem Wissen rol in Heck und den Ratschlägen der Älteren. Doch er auch die erfahrene Generation hat einen Mehrwert, denn die Jugendlichen halten sie jung und auf Trab, sodass sie nicht vereinsamen, am gesellschaftlichen Leben teilnehmen und ihre Aufgabe haben.

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»Ich wünsche mir, dass die Jugend immer mit beiden Beinen im Leben steht und auch die Dinge so anpackt, wie wir es damals gemacht haben!«

Ohne Altersarmut

Am Beispiel meiner Mutter bekomme ich gerade wieder zu spüren, wie wichtig eine flächendeckende ärztliche Versorgung bzw. auch Hausbesuche sind. Dass das heutzutage noch nicht bzw. nicht mehr so gut funktioniert, muss dringend geändert werden. Es gibt einige gute Konzepte, von denen ich mir wünsche, dass sie überhand nehmen. Ich habe beispielsweise einen Bericht gesehen, da ging es um eine Haushälterin in Niedersachsen, die zusammen mit ihrer Tochter einen „Pflegehof“ hatte, der sehr gut angenommen wurde und sympathisch aussah. Darüber hinaus wünsche ich mir für mich, dass ich ungezwungen Zeit mit jüngeren Menschen verbringen kann, um sich auszutauschen und voneinander zu lernen. Respektloses Verhalten älteren Menschen gegenüber, z.B. in der Bahn nicht aufzustehen oder sich dreist vor-

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zudrängeln, gehört zukünftig dann hoffentlich der Vergangenheit an. In der tschechischen Hauptstadt Prag soll das erstaunlicherweise beske ser funktionieren als hier. i r de Frie Vielleicht können wir uns da eine Scheibe abschneiden. Gr un d

Da es mit mir zusammen noch wesentlich mehr alte Menschen geben wird als heutzutage, würde ich mir wünschen, dass der Verkehr entschleunigt wird. Spaß beiseite, ich denke, das ergibt sich dann hoffentlich von alleine, auch durch den Einsatz von mehr öffentlichen Verkehrsmitteln auf dem Land und in der Stadt.

Außerdem denke ich, dass es sehr erstrebenswert ist, dass die Rentenversprechen generationenübergreifend gehalten werden und niemand der Altersarmut anheimfällt, wie es leider bereits jetzt schon öfter und vor allem bei Frauen beobachtbar ist. Alles in allem genommen, möchte ich mir persönlich meine Unabhängigkeit so lange wie möglich bewahren und auch selbst in der Entscheidung „zu gehen“ frei zu sein. Die Gartenbauwissenschaftlerin arbeitet seit November in der BDL-Geschäftsstelle. Sie hat die Elternzeitvertretung von Katja Zippel im Projekt JunglandwirtInnen übernommen. Die Arbeit mit und das Interesse an jungen Menschen hat sie dabei in so ziemlich allen Lebensphasen begleitet und lässt sie auch jetzt nicht los.

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Ich hoffe, es bleibt so Ich blicke einfach mal vier Jahrzehnte zurück in das Jahr 2015. Da war ich noch recht frisch im Vorstand des Landjugendverbandes Schleswig-Holstein. In dieser Zeit war ich sehr aktiv in der Landjugend. Kein Treffen, keine Feier auf Ortsebene durfte ich verpassen, sämtliche Aktivitäten auf Orts,- Kreis- und Landesebene musste ich mitnehmen, aber auch selbst war ich in dieser Zeit als Organisator und Mitveranstalter stets aktiv.

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Ich bin jetzt 66 Jahre alt, stehe kurz vor der Rente und erzähle meinen EnkelInnen oft aus dieser Zeit. Für diese Generation wünsche ich mir K nichts sehnlicher, als dass en Sör sie all das auch erleben dürfen. Ich wünsche mir, dass die (Land)Jugendlichen auch in Zukunft weiterhin stets aktiv sind und miteinander viel unternehmen. Ich hoffe, dass sie auch so viele neue Leute kennenlernen und sich gegenseitig austauschen und Erfahrungen teilen.

Schon im Jahr 2015 war die Jugend oftmals sehr Medien bezogen. Sie haben immer mehr via Handy, Facebook etc. kommuniziert. Soweit ich das in meinem Alter jetzt nachverfolgen kann, hat sich das nicht mehr großartig gesteigert. Ich hoffe, es bleibt so und die persönlichen Gespräche sowie das Treffen von FreundInnen bleiben weiterhin wichtige Lebensinhalte. Die Jugend in den ländlichen Räumen hat sich zwar der modernen Kommunikationstechnik gestellt, aber trotz allem noch immer die Realität vor Augen behalten. Für sie zählt, sich lieber persönlich zu unterhalten, um immer auf dem neuesten, aktuellen Stand zu sein und die soziale Gemeinschaft mit all den Traditionen in ihren Heimatdörfern zu leben. Ich wünsche mir im Großen und Ganzen, dass die Jugend immer mit beiden Beinen im Leben steht und auch die Dinge so anpackt, wie wir es damals gemacht haben! Sören ist Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker und auch Landwirt. Der 25-Jährige aus Bordesholm ist im Landjugendverband Schleswig-Holstein im Landesvorstand aktiv, aber auch in der Kreislandjugend Plön und der Landjugend Flintbek.

Solidarische Gesellschaft

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Seit Oktober unterstützt die 25-jährige Kulturwissenschaftlerin das Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in der Geschäftsstelle des BDL. Die junge Frau ist parallel dazu noch an einer Ganztagsschule tätig, in der sie Kinder und Jugendliche im schulischen Kontext betreut.

Fotos: BDL/Gräschke

Zugegeben ganz schön klischeehaft. Trotzdem steht dieses Bild in meinem Kopf für ein Miteinander, das von gegenseitigem Respekt und Einfühlungsvermögen geprägt ist. Ich möchte, dass Generationen, die nach mir folgen, eine solidarische Gesellschaft bilden und prägen. Dazu gehört, dass jüngere Menschen anerkennen, was ältere Generationen schon geleistet haben und dass diese andersherum unterstützen, was junge Menschen noch erreichen möchten. Deswegen biete ich Älteren jetzt meinen Sitzplatz an und möchte ihn dann später gern von jungen Menschen „zurückbekommen“, wenn ich selbst alt bin.

Außerdem wünsche ich mir, dass meine Erfahrungen G weiterhin gefragt ta n e S sind, obwohl ich nicht mehr im Berufsleben stehe. Ich möchte jungen Menschen alles zur Verfügung stellen, was ihnen hilft, die Herausforderungen zu bewältigen, die das Jungsein mit sich bringt. Und bei den Herausforderungen, die das Älterwerden bereithält, möchte ich auch unterstützt werden. ün the r

Was ich mir für die Zeit wünsche, in der ich zu den älteren Semestern gehöre, stelle ich mir immer gern bildlich vor: Ich steige in die S-Bahn und bin happy, weil mich jemand vortreten lässt und mir möglicherweise sogar noch über die Lücke zwischen Tür und Bahnsteigkante hilft. Danach wird mir freundlicherweise ein Sitzplatz angeboten…

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Der Generationenvertrag ist tot! Es lebe der Generationenvertrag! Pro MdB Joannes Steiniger

Das Gesetz zur Rente mit 63 war aus meiner Sicht daher nicht richtig, weil es genau diese Realitäten nicht hinreichend anerkennt. Wir werden das Rentenalter insgesamt eher flexibel gestalten müssen. Daher habe ich die Gesetzgebung zum Rentenpaket 2014 auch sehr kritisch begleitet. Generationengerechtigkeit darf nicht nur Wunsch sein. Der Begriff eines fairen Generationenvertrags darf nicht zur Worthülse verkommen. Nur eine nachhaltige Politik

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Detlef Untermann, Bloggender Opa „Ich fürchte, wir sehen gerade die Vorboten einer Rentnerdemokratie: Die Älteren werden immer mehr, und alle Parteien nehmen überproportional Rücksicht auf sie. Das könnte am Ende in die Richtung gehen, dass die Älteren die Jüngeren ausplündern.“ Dieser Satz ist nicht etwa eine Reaktion auf das jüngste Rentenpaket der Bundesregierung (Rente mit 63, Mütterrente, Erwerbsminderungsrente und höheres Reha-Budget), sondern ist sechs Jahre alt und stammt von Altbundespräsident Roman Herzog. Wenn dieser Mann mit seinen 80 Jahren vor solchen Gefahren warnt, sollte man hinhören und darüber nachdenken. Doch weit gefehlt. Die Parteien, die ja immerhin (wieder) gewählt werden wollen, überschlagen sich stattdessen und machen den Alten ein Geschenk nach dem anderen. Koste es, was es wolle. Frei nach dem Motto: Wir verkaufen die Zukunft unserer Enkel. Was soll ich sagen? Auch Opa ist über 60 Jahre, kann sich aber gleichwohl über die aktuellen Entwicklungen gar nicht freuen. Denn nur Geschenke zu verteilen, deren Finanzierung langfristig nicht gesichert ist, ist alles andere als sozial. Sozial ist vielmehr, erst einmal das zu erwirtschaften, was man anschließend verteilen will. Andernfalls könnte es tatsächlich passieren, dass die Jüngeren die Schnauze voll haben und den Generationenvertrag aufkündigen. Und das geht ganz einfach: Die Jungen packen ihre Sachen und verschwinden. Schließlich kann man auch woanders glücklich leben, nicht nur in Deutschland.

s pa w.o ww

Fotos: Tobias Koch (Pro); privat (Contra)

Ich finde es richtig und selbstverständlich, dass Ältere, die jahrelang in die Rentenkassen eingezahlt haben, sich im Alter eine entsprechende Auszahlung verdient haben, von der sie angemessen leben können. Dass dies auch für nachfolgende Generationen noch möglich ist, muss Kernbestandteil des Generationenvertrags sein. Denn das Versprechen der gesetzlichen Rente muss auch bei den heutigen und zukünftigen BeitragszahlerInnen noch erfüllt werden. Ich bin daher für politische Entscheidungen, die beide Punkte in ihrem Grundsatz berücksichtigen und klar gegen solche Entscheidungen, die zu Lasten der jungen Generation gehen.

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Die ungeschriebene Gesetzmäßigkeit, die in Deutschland helfen soll, dass die Belastungen zwischen den Generationen fair verteilt werden, nennen wir Generationenvertrag. Dieser Vertrag ist allerdings gefährdet, denn er ist durch den demographischen Wandel in eine Schräglage geraten: Durch die niedrigen Geburtenraten seit Anfang der 1970er Jahre wird die Zahl der Erwerbstätigen bald stark zurückgehen und die Zahl der RentnerInnen und PensionärInnen dagegen deutlich ansteigen.

mit verantwortungsvollen Entscheidungen kann tatsächlich erreichen, dass auch wir Jüngeren unsere Zukunft gut gestalten können. Ganz zentral dafür ist, dass wir eine gute Ausbildung haben und sichere Arbeitsplätze, die international konkurrenzfähig sind. Darüber hinaus müssen wir genügend Spielräume haben, um selbst Eigentum bilden und zusätzlich auch privat vorsorgen zu können.

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Als einer der jüngsten Abgeordneten im Deutschen Bundestag sehe ich mich in der Verantwortung bei allen Entscheidungen, die uns als junge Generation betreffen, ganz genau hinzuschauen. Die Generationengerechtigkeit spielt daher bei meiner täglichen Arbeit im Berliner Politikbetrieb immer eine große Rolle.

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Gebündelte Landjugenderfahrung Ehemalige schätzen generationsübergreifende Zusammenarbeit

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er Generationenvertrag hat unheimlich viele Facetten. Der rein finanzielle Aspekt unterliegt als „Solidarvertrag zwischen jeweils zwei Generationen“ ständigen Diskussionen. So stehen z.Zt. das demographische Ungleichgewicht der Generationen und besonders die Kontroverse um Bevorzugung Kinderloser im Vordergrund. Die Landjugend beteiligt sich gerade intensiv an der kontrovers geführten Diskussion um die Hofabgabeklausel und die Erbschaftssteuer.

nehmerInnen beständig nach oben entwickelt. Die Zahl der RentnerInnen und PensionärInnen hat in Relation zu den Berufstätigen zugenommen. Zurzeit bewegt sich das Teilnehmeralter zwischen 35 und manchmal über 80 Jahren. Wir Ehemalige würden es sehr begrüßen, wenn frühere Führungskräfte, denen es beruflich und familiär möglich ist, sich neu und zusätzlich engagieren. Die Einladungen werden immer Anfang Januar an die Interessierten verschickt, die von den Landeslandjugendverbänden gemeldet wurden. Auch Ehe- und LebenspartnerInnen sind herzlich willkommen. Wer Interesse hat, kann sich beim eigenen früheren Landesverband oder direkt in der BDL-Bundesgeschäftsstelle in Berlin melden.

Doch auch der „Freundeskreis ehemaliger Führungskräfte des BDL und seiner Landesverbände“ gehört für mich dazu. Aus den 1983 von dem früheren BDL-Geschäftsführer Erwin Schreiber ins Leben gerufenen jährlich stattfindenden Treffen von ehemaligen ehren- und hauptamtlichen Engagierte Ehemalige vor Ort MitarbeiterInnen in den Gremien auf Bundesund Landesebene hat sich eine sehr erfreuliche generationsübergreifende Zusammenarbeit entwickelt. Keine Zusammenkunft vergeht ohne einen Diskussionsabend mit Mitgliedern des aktuellen BDL-Vorstandes und Aktiven des Landesverbandes, in dessen Region wir zu BDL-Bundesmitgliederversammlung 1979. Gast sind. Die Ehemaligen schätzen die Einblicke in die heutige Landjugendarbeit sehr und stehen den jungen Leuten gern mit ihren Erfahrungen zur Seite. In den letzten Jahren diskutierten wir häufig über die Aufbauphase des Fördervereins Deutsche Landjugend, so dass eine ganze Reihe von Ehemaligen inzwischen fördernde Mitglieder dieses Vereins geworden sind. Problematisch für uns: Vielen ehemaligen Führungskräften, die aktiv im Berufsleben stehen, fällt es schwer, sich für diese Treffen mehrere Tage frei zu nehmen. Das hat die Folge, dass sich das Durchschnittsalter der Teil-

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bereiten ein zwei- bis dreitägiges Fach-, Besichtigungs- und Kulturprogramm vor. In der Regel werden die Ortskenntnisse und die bestehenden alten Kontakte dazu genutzt, um ein wirklich qualifiziertes Programm in der jeweiligen Region mit vielen Kontakten zu berufsständischen Organisationen zu erstellen. So findet das 2015er Treffen vom 28. bis 31. Mai in Ostwestfalen im Raum Bielefeld-Münster statt. Der frühere Bundesvorsitzende Martin Horstmeier, der frühere Geschäftsführer der Westfälisch-Lippischen Landjugend Karl-Heinz Kleinebecker und die ehemalige BDL-Referentin Editha Schreiber haben sich große Mühe für ein spannendes Ehemaligen-Treffen gemacht, zu dem natürlich auch das gesellige Zusammensein gehört. Das Treffen 2016 wird voraussichtlich von der Schwäbischen Bauernschule Bad Waldsee ausgerichtet. Hans-Jürgen Bertram „Freundeskreis ehemaliger Führungskräfte des BDL und seiner Landesverbände“

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Tasten, die die Welt bedeuten Geben und Nehmen – neu interpretiert

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rüher war alles besser? Da würde die heutige Jugend wohl entschieden widersprechen. Denn früher war vieles komplizierter - wenn die Großeltern, selbst noch jung, eine Nachricht an jemanden übermitteln wollten, mussten sie schon einiges in Bewegung setzen. Zum Beispiels ein glattes Blatt Papier zu Hand nehmen und beim Schreiben aufpassen, dass die Tinte aus dem Füllfederhalter nicht verwischte oder überall landete, nur nicht auf dem Blatt. Und bloß keine Fehler machen, sonst bildete sich schnell ein Berg zusammengeknüllter Papierkugeln auf dem Boden. War das geschafft und der Brief fertig, durften es sich die Informationen im Umschlag noch einige Tage gemütlich machen, denn es dauerte nun einmal seine Zeit, um im vorgesehenen Briefkasten zu landen. Heute braucht es für eine Nachricht oftmals nur einen geübten Daumen und ein kleines, leuchtendes Gerät, auf dem dieser flink herum tippen kann. Die Zeit, die sie benötigt, um anzukommen und gelesen zu werden, lässt jeden Postboten alt aussehen. Nun könnte man meinen, junge Menschen würden die Wunder der Technik nur untereinander für sich nutzen, während ältere Generationen noch immer mühsam

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Buchstabe für Buchstabe aufs Papier bringen und ausschließlich Briefe auf Reisen schicken würden. Doch im Gegenteil - immer mehr ältere Menschen entdecken die vielfältigen Möglichkeiten von Computern und digitaler Kommunikation. Keine Frage, wer am besten geeignet ist, sie auf den anfänglich vielleicht noch etwas wackeligen Pfaden zu begleiten. Jugendliche und junge Erwachsene übernehmen häufig die Aufgabe, mit älteren Menschen ihr Wissen über modere Technik zu teilen und die Fähigkeiten der voran gegangenen Generationen im Umgang mit Hard- und Software zu trainieren. Das klassische Bild der Älteren, die den Jüngeren etwas fürs Leben beibringen, wird hierbei zugunsten eines Gebens und Nehmens ganz neu interpretiert. Wenn verschiedene Generationen aufeinander treffen und eine der anderen hilft, können alle erfahren, wie gelebt werden kann, was wir als Generationenvertrag verstehen. Das geschieht im kleinen und im großen Kreis. Im hessischen Söhrewald zum Beispiel, wurde erst kürzlich ein Internetcafé im Dorfgemeinschaftshaus Wattenbach eingerichtet, in dem Jugendliche für SeniorInnen einen Computerkurs gaben. Einige der TeilnehmerInnen konnten sogar schon Kenntnisse mitbringen, andere erkundeten das Internet zum ersten Mal.

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Hans-Peter Wohlgehagen

Schon bald E-Mails mit den EnkelInnen austauschen zu können, ist für viele Großeltern eine Vorstellung, die stolz macht. Schon bald E-Mails mit den EnkelInnen austauschen zu können, ist für viele Großeltern eine Vorstellung, die stolz macht. Ebenso stolz sind Jugendliche, die ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Nicht nur in Hessen, sondern auch in Baden-Württemberg treffen Menschen zum Beispiel in Geislingen seit vielen Jahren generationenübergreifend zusammen, um an der technischen Entwicklung teilzuhaben. Ebenso finden Kurse in Brandenburg statt. Überall ist der Bedarf vorhanden, unterschiedliche Generationen zum beidseitigen Nutzen zusammen zu bringen. Denn nicht nur erweitern ältere Menschen ihr Know-how im Umgang mit moderner Technik, sondern Jugendliche erfahren auch, was ältere Menschen bewegt, lernen einfühlsam und geduldig zu unterrichten, und schulen darüber hinaus ihr Verständnis für andere. Bei Projekten, die Jung und Alt verbinden - wozu die moderne Technik eine tolle Gelegenheit bietet - wird sichtbar, was manchmal aus dem Bewusstsein rückt: nicht zwei Seiten stehen sich gegenüber oder gehen aufeinander zu,

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sondern Menschen unterschiedlichen Alters gestalten in jedem Moment miteinander ihre gemeinsame Lebenswelt. Und wer kann schon auf den Punkt genau sagen, wo die eine Generation aufhört und die andere anfängt? Die Grenzen zwischen Generationen sind fließend und schaffen ein Miteinander, bei dem es sich lohnt, sich solidarisch in alle Richtungen umzusehen.

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ieses wechselseitige Miteinander funktioniert nur, wenn junge und ältere Menschen zum einen ihre Erwartungen an die jeweils andere Generation formulieren und sich somit die Frage stellen: Was wünschen wir uns von euch für die Zukunft? Zum anderen muss klar sein, was die eigene Generation zu bieten hat: Wie kann ich etwas für euch tun? In dieser Diskussion haben alle einen Vorteil, die eins können: zuhören. Oder auch aufmerksam lesen. Denn immer häufiger schwirren E-Mails und Kurznachrichten buchstäblich hin und her - zwischen großen und kleinen Computern genau wie zwischen Jung und Alt. Doch überflüssig ist der handgeschriebene Brief lange nicht - liegt er im Briefkasten, bedeutet dies oft, sich über einen besonderen Anlass freuen zu dürfen. Das ist auch besser so, denn bis eine Frage über den Umgang mit dem PC per Brief angekommen, beantwortet und zurück gesendet wurde, ist schon längst wieder das nächste Update fällig. (sg)

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Ohne Jugend keine Entwicklung

JunglandwirtInnen wollen Verantwortung für den Betrieb übernehmen, nicht nur für große Maschinen.

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ie Altersstruktur der Landwirtinnen und Landwirte in Deutschland ist erschreckend: Nur knapp ein Drittel ist jünger als 44 Jahre. Noch viel erschreckender ist allerdings, dass Deutschland damit im europäischen Vergleich noch die jüngsten LandwirtInnen aufweist. In fast allen anderen Ländern Europas ist die Überalterung in der Landwirtschaft sehr viel stärker. Damit das hier nicht ebenso passiert, halten wir im Bund der Deutschen Landjugend an der Hofabgabeklausel fest.

Der Blick in die Zukunft Viele Betriebe in Deutschland haben noch keine sichere Nachfolgeregelung. Durch die Hofabgabeklausel werden sie dazu angehalten, konkret darüber nachzudenken, wie es mit ihrem Betrieb weitergehen soll. Und zwar nicht erst dann, wenn der Betrieb nicht mehr wirtschaftsfähig ist, weil ein Investitionsstau von mehreren Jahrzehnten vorangegangen ist. Diese Situation führt potentielle NachfolgerInnen zu der Notwendigkeit, dass sie direkt am Anfang ihres Berufslebens hohe Investitionssummen aufbringen müssen, um den Betrieb wieder zukunftsfähig

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Eine Bedingung für erfolgreichen Generationswechsel in der Landwirtschaft zu gestalten. Das macht die Übernahme eines Betriebs wirtschaftlich deutlich uninteressanter und kann dazu führen, dass sich die nächste Generation für eine berufliche Zukunft außerhalb der Landwirtschaft entscheidet. Durch die Hofabgabeklausel ist gesichert, dass sich Landwirtinnen und Landwirte zu einem Zeitpunkt mit der Zukunft ihres Betriebes beschäftigen, in dem dieser noch wirtschaftsfähig an eine/n NachfolgerIn übergehen kann. Auch wenn niemand sich findet, ist durch die Hofabgabeklausel in diesem Fall trotzdem gesichert, dass der Betrieb und die dazugehörigen Flächen dann ExistenzgründerInnen und Wachstumsbetrieben zur Verfügung stehen und an diese verkauft oder verpachtet werden können. Dadurch wird maroden Betriebsstrukturen entgegengewirkt, da eine Betriebsaufgabe, die in diesen Fällen sowieso die Folge wäre, nicht noch künstlich in die Länge gezogen wird.

Eine Verjüngungskur Die Hofabgabeklausel bewirkt, dass junge LandwirtInnen schneller Verantwortung für den Betrieb erhalten. Sie lassen sich in einem Lebensalter in den ländlichen Räumen nieder, in dem andere junge Menschen mangels Bleibeperspektiven in die Städte ziehen. Dadurch bringen die jungen Fachleute Leben in die Dörfer, und das nicht nur auf den Betrieben an sich. Denn JunglandwirtInnen leben und arbeiten mit ihrer Familie in den ländlichen Räumen. Sie schicken ihre Kinder in die Schulen vor Ort und nutzen die örtlichen Infrastrukturangebote wie Sportvereine, Kindergärten, Dorfbibliotheken und vieles mehr. Durch ihre privaten und beruflichen Investitionen tragen sie einen erheblichen Teil zur Wertschöpfung in den ländlichen Räumen bei. Und sie sorgen dafür, dass das gesellschaftliche und kulturelle Leben im Dorf und der Region erhalten bleibt - zum Beispiel durch ehrenamtliche Arbeit in Vereinen und Verbänden. Matthias Daun BDL-Bundesvorsitzender

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Mittendrin statt weit entfernt Mit der deutschen Jugenddelegation bei der 12. UN-Konferenz zum Schutz der Biologischen Vielfalt

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N-Konferenz in Südkorea - das klingt weit, weit weit weg. Dass es auch anders geht, beweist Anne-Kathrin Meister. Die Landjugendliche aus Bayern war für den BDL mit der Naturschutzjugend im Naturschutzbund Deutschland e.V. unterwegs - in der deutschen Jugenddelegation. In der vorigen Ausgabe des BDLspezial berichteten wir von den Vorbereitungen, in dieser ist die junge Landwirtin selbst dran.

„meinem“ Thema - der synthetischen Biologie - sind die Vereinbarungen allerdings noch recht schwammig formuliert. Bis zur nächsten Konferenz wird sich zeigen, ob diese Festlegungen Wirkung erzielt haben. Alles in allem war es eine wahnsinnig tolle Erfahrung, auf einmal mittendrin zu sein und mitzubekommen, wie kompliziert es ist, die Vorstellungen und Ziele von so vielen unterschiedlichen Nationen unter einen Hut zu bringen.

Dank der intensiven Vorbereitung unter dem Motto „voice for biodiv“ in konnten wir sechs Delegierten uns relativ schnell in den Konferenzalltag in Pyeongchang einleben und wussten, was die vielen Abkürzungen und Fachbegriffe bedeuten. Da wir Teil des internationalen Jugendnetzwerks Global Youth Biodiversity Network (GYBN) sind und vorher auch gemeinsame Treffen hatten, lernten wir gleich neue Leute und Freunde aus der ganzen Welt kennen. Aber nicht nur mit den anderen Jugendlichen, auch mit der deutschen Delegation und einigen anderen ExpertInnen, die aus Deutschland für die Konferenz nach Korea gekommen waren, hatten wir engen Kontakt.

Damit ist unser Projekt „voice for biodiv“ allerdings noch nicht zu Ende. In diesem Jahr wird es eine Deutschlandtour geben, mit der wir bei unterschiedlichsten Groß­ events das Bewusstsein der Menschen für den Schutz der Biodiversität schärfen wollen. Anne-Kathrin Meister Bayerische Jungbauernschaft

Im Bereich des Meeresschutzes sind die TeilnehmerInnen insgesamt zufrieden mit dem Ausgang der Verhandlungen, da mehr Schutzgebiete hinzugekommen sind. Bei

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Als deutsche Jugenddelegation konnten wir auf der 12. UN-Konferenz dem Plenum und auch den Kontaktgruppen folgen. Die ChefverhandlungsführerInnen sind zwar erfahrener, was Konferenzen angeht, aber trotzdem sehr geduldig und bereit, auch einmal etwas zu erklären. Wir arbeiteten eng mit der deutschen Delegation zusammen. Dabei ich hatte aber auch Gelegenheit zum Kontakt mit ExpertInnen aus Brasilien, England, Kanada und Südafrika, die sich auch mit dem Thema „Synthetische Biologie“ beschäftigen. Persönlich hatte ich nie den Eindruck, dass ich aufgrund meines jüngeren Alters nicht ernst genommen wurde. Ich denke, echtes Interesse und Engagement zählt und alles andere ist Nebensache.

Die deutsche Jugenddelegation mit Anne-Kathrin Meister (3.v.r.).

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Landjugendverband Schleswig-Holstein

Ein Generationenprojekt, das Wurzeln schlägt Wie an einem Tag ein neuer Wald mit 14.500 Bäume wächst

dass wir das gemeistert haben“, sagte Dorthe Reimers, Projektverantwortliche des Landjugendverbandes Schleswig-Holstein am Abend des 15. Novembers geschafft aber glücklich. Keiner weiß, wie viele Menschen tatsächlich draußen waren und geholfen haben, diesen Traum Wirklichkeit werden zu lassen, aber es waren viele: Familien aus der Umgebung, SeniorInnen aus dem Ort, eine islamische Gemeinde aus Heide, PolitikerInnen und Ehrengäste, die das Projekt unterstützen wollten, und natürlich rund 70 Landjugendliche aus ganz Schleswig-Holstein. Die drei ExpertInnen Franz Isfort von der Stiftung Klimawald, Sören Reimers und Jana Forstreuther von den Landesforsten hatten tatsächlich den ganzen Tag damit zu tun, den immer wieder neu ankommenden Leuten das „richtige“ Pflanzen zu zeigen.

Der NDR vor Ort: Dorthe Reimers und Tim Blöcker beim Fernsehinterview.

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eschafft“ ist das richtige Wort: Der Landjugendverband Schleswig-Holstein hat es tatsächlich geschafft. An einem unscheinbaren Novembertag hat er gemeinsam mit vielen UnterstützerInnen seinen Klimawald gepflanzt. 14.500 junge Bäume brachten die Landjugendlichen und viele HelferInnen in die Erde. Ein neuer Wald ist entstanden - eine grüne Lunge im bisher waldärmsten Kreis Deutschlands, die Generationen überdauern wird. In Nordhastedt im Kreis Dithmarschen haben viele Hände auf etwa 2,4 Hektar einen neuen Wald entstehen lassen und einen Wildschutzzaun errichtet. „Ich bin total stolz,

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Morgens um 9 Uhr kam einem die Fläche noch riesig vor. Denn sie war vollkommen leer. Als der Landjugendverband seinen Infopoint aufbaute, fragten die Organisatoren sich noch, ob überhaupt genügend Leute kommen würden und ihr Vorhaben nicht doch eine Nummer zu groß sei. Immerhin sollte dieses große Feld auch noch eingezäunt werden, um die Bäumchen vor Wildfraß zu schützen. Doch dann fuhr die Landjugend Albersdorf mit zwei Treckern und großen Pflanzbohrern auf dasFeld. Immer mehr Menschen kamen, immer mehr kleine Gruppen zogen mit Spaten los. Die Aufregung legte sich langsam. Denn wo Landjugendliche sind, wird in die Hände gespuckt und angepackt! Je mehr die Uhr auf elf zuging, desto mehr Presse und PolitikerInnen kamen. Allesamt in Gummistiefeln und mit geschultertem Spaten! Der Kreispräsident von Dith-

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Fotos: Heike Krieg

marschen Harald Böttger hielt ein markiges Grußwort auf Plattdeutsch, dann fand der Landtagsvizepräsident Bernd Heinemann treffende Worte für das Landjugend-Engagement und auch Gyde Opitz vom Sparkassen- und Giroverband machte noch einmal auf die Besonderheit der Kooperation von Landjugend und Stiftung Klimawald aufmerksam. Zugleich hatte die Landjugend die LandFrauenvereine Albersdorf, Österdörfer und Umgebung sowie Nordhastedt für ihr Projekt gewonnen. Sie packten an, in dem sie alle mit Kohlsuppe, Apfelpunsch, Kaffee und Kuchen versorgten. Immer mehr Pfähle wurden aufgestellt, immer mehr Reihen gepflanzt. Alle Generationen tummelten sich auf dem Gelände. Darunter der BDL-Bundesvorsitzende Matthias Daun, aber auch zwei ältere Herren aus dem Ort, die von der Idee überzeugt waren. Einer ist in Nordhastedt Hausmeister eines Kindergartens und wollte helfen, damit auch die Jüngsten im Kindergarten noch gute Luft atmen können, wenn sie erwachsen sind. Seite an Seite mit Familienmüttern und -vätern und den vielen jungen Leuten packten die beiden den ganzen Tag kräftig mit an.

Und dann war es geschafft! Fast genau ein Jahr nachdem die Landjugend die Stiftung Klimawald kennen gelernt hatte und die Idee, einen

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Wald zu pflanzen, im Raum stand, hatten sie es geschafft. „Den Tag haben wir lange herbeigesehnt, in unzähligen Runden besprochen und organisiert. Mit unseren Kreisverbänden und Ortsgruppen haben wir über unzählige kleine Aktionen eines Spendenmarathons gut 20.000 Euro für unseren Klimawald gesammelt. Und jetzt haben wir es geschafft“, so Dorthe Reimers vom Landesvorstand - stolz und erschöpft am Abend des 15. November: „Jetzt ist der Klimawald keine Idee mehr, er ist da!!!“

Jetzt überlegen die Initiatoren, wie sich das positive Gefühl, das an diesem denkwürdigen Samstag überall auf der Fläche zu spüren war, bewahren lässt. Noch immer fasziniert davon, dass dieses Landjugendprojekt nicht nur Landjugendliche, sondern eine Gemeinschaft hervorgebracht hat, planen sie ein jährliches Treffen. „Ich habe einen Traum“, so Dorthe Reimers: „Ich sehe uns in einem Vierteljahrhundert wieder zusammen - in unserem dann schon großen Wald.“ Heike Krieg Nachtrag: Mit ihrer Aktion unter­stützt der Landjugendverband Schleswig-Holstein die Stiftung Klimawald.

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Hessische Landjugend Rheinische Landjugend e.V.

Generation XY?! Der Landjugendstand auf dem ErlebnisBauernhof

Wer A sagt, muss auch B sagen. Also muss nach der Generation X die Generation Y kommen. Und zu der gehören wir - die Landjugend. Wir sind die Entschleuniger, wollen nicht nur Geld verdienen, sondern leben. Das ist bei dem Druck in der Arbeitswelt oft gar nicht so einfach. Dann kommt auch noch das neue Rentenpaket, so dass wir künftig noch ein paar mehr Lasten zu schultern haben. Klingt kaum zu bewältigen? Das haben wir - Rheinische und Hessische Landjugend, die in diesem Jahr gemeinsam den BDL-Stand auf der Grünen Woche ausrichten - auch gedacht. Doch halt: Haben wir den älteren Generationen nicht auch einiges zu verdanken? Der Landjugendgeneration X, die mit ihrem Einsatz die ländlichen Räume lebenswert erhalten haben? Den Babyboomern,

Diese Idee haben wir auf dem ErlebnisBauernhof mit Leben erfüllt. Eine Verjüngungskur gab es am Landjugendstand auf der Grünen Woche nicht, denn fast jede/r erinnert sich noch an die Jugendzeit, aber junge Menschen konnten dort im Handumdrehen altern, konnten an sich sehen und spüren, was Alter bedeutet. Das schafft Verständnis. Und bestimmt habt ihr in Halle 3.2 auch unseren Generationenbaum gesehen und mit Blättern bestückt. Jung und Alt haben sich dort verewigt, haben ihre Wünsche für die anderen Generationen angeheftet. Auch wenn die Auswertung noch aussteht, ist

klar, dass dieser Austausch der Generationen den Blick in alle Richtungen schärft.

die Wohlstand aufgebaut haben? Oder die uns in der Arbeitswelt in den nächsten Jahrzehnten die besten Jobs frei machen? Grund genug für uns, den Generationenvertrag, der u.a. als ungeschriebener Vertrag zwischen Landjugendgenerationen weitergetragen wird, neu anzusehen und neu zu verhandeln. Denn egal, ob es sich um die Hofabgabeklausel, Traditions- und Brauchtumspflege, jugendpolitische oder außerschulische Bildung handelt - jeder unserer Arbeitskreise beschäftigt sich indirekt mit seinem Generationenvertrag. Wenn etwas so unter den Nägeln brennt, muss es unser Thema werden.

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Doch wir haben auch sprachlichen Missverständnissen vorgebeugt. Schon die Generation X wird ihre Probleme mit „Yolo“ haben, die Babyboomer auf jeden Fall. Diese BesucherInnen haben wir mit unserem Jugendsprach-Memory begeistert. Auf diese unkomplizierte Art haben wir uns dem Generationenvertrag angenähert und Brücken gebaut. Denn wir fühlen uns nicht als Lastenträger, sondern schultern ihn - gemeinsam. Und ja, was kommt nach uns - den Ypsilons? Und was nach der Generation Z? Wir werden sehen. Carolin Hecker Hessische Landjugend

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Bundespräsident Joachim Gauck erhielt am 7. Oktober in Berlin die Erntekrone der deutschen Landwirtschaft. Die BDL-Bundesvorsitzenden Kathrin Funk und Matthias Daun, der DBV-Vizepräsident Norbert Schindler und die dlv-Präsidentin Brigitte Scherb übergaben dem Bundespräsidenten das Erntedank-Symbol gemeinsam mit Landjugendlichen aus Niedersachsen und Westfalen-Lippe. Zu den Gästen im Schloss Bellevue gehörte auch Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt. Die Westfälisch-Lippische Landjugend hatte die Erntekrone für den Bundespräsidenten öffentlich in der Dortmunder Innenstadt gebunden. Bei der feierlichen Übergabe setzten die niedersächsischen Landjugendlichen aus Rethem mit ihrem deutschen Tanz „Maike“ einen besonderen Akzent auf Tradition und Moderne. Joachim Gauck bedankte sich für die schöne Erntekrone, die seinen Dienstsitz schmückte. In seinen Dankesworten würdigte er die Landwirtschaft. „Ich habe Respekt und Achtung vor den grünen Berufen und den Menschen, die sie ausüben, und freue mich über die schöne Erntekrone, die den Erntedank so sehr verkörpert“, so der Bundespräsident. „Erntekrone wie Tanz zeigen deutlich, in welchem Spannungsfeld wir uns bewegen. Ob in der Landwirtschaft oder in der Gesellschaft - wir leben die Tradition und passen sie den gesellschaftlichen Veränderungen an. Denn wir gestalten die ländlichen Räume durch unsere Aktionen wie bei jugend.macht.land. im nächsten Jahr“, so die BDL-Bundesvorsitzende Kathrin Funk im Gespräch mit dem Bundespräsidenten.

Isabell Cyrener von der Westfälisch-Lippischen Landjugend im Gespräch mit dem Bundespräsidenten.

Fotos: BDL/Gräschke

Oktober: Bundespräsident erhält Erntekrone

Oktober: Erfolgreiche Verbandswerkstatt „Wir haben «jugend.macht.land.» ein gutes Stück vorangebracht. Mit der Verbandswerkstatt sind wir für unsere Mitmach-Wett-Aktion bestens gerüstet und werden das Land im nächsten Jahr bundesweit mit unserem Engagement vitalisieren“, so Kathrin Funk. «jugend.macht.land.» sei ein wichtiger

Kreative, produktive und konstruktive Biwo: Wetten, dass wir die fünf ungewöhnlichsten #jml2015-Wetten gefunden haben?

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Bestandteil der Verbandsstrategie zur Mitgestaltung der ländlichen Räume, so die BDL-Bundesvorsitzende weiter. „Wir werden uns in alle Themen der ländlichen Räume zukünftig offensiv, aktionsorientiert und eigenständig einmischen“, so die junge Frau. Der BDL werde mit #jml2015 zeigen, dass ländliche Räume dort, wo Landjugend ist, aktiv gestaltet werden können. „Mit dieser Kampagne erteilen wir jenen eine Absage, die die ländlichen Räume in Deutschland bereits aufgegeben haben oder totreden wollen“, sagt Funk nachdrücklich. Dazu hat die Verbandswerkstatt in der Bundesbildungswoche (Biwo) maßgeblich beigetragen. Am zweiten Oktoberwochenende hatten 60 ehren- und hauptamtliche Funktionsträger des größten Jugendverbandes im ländlichen Raum «jugend.macht.land.» mit ihren Ideen und Leben gefüllt. Dank der gebündelten Expertise der verschiedenen Verbandsebenen ist die Kampagne nun ganz konkret. Egal, ob es um die nächsten Schritte in den Landesverbänden oder zu besetzende Arbeitsfelder innerhalb der Strukturen geht - gemeinsam haben die Aktiven auf der Biwo einen Fahrplan entwickelt, der die gemeinsame Umsetzung der Landjugend-Kampagne einfach macht.

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Oktober: Nachlegen! Für lebendiges Gemeinwesen! „Wahlversprechen dürfen keine Wahlversprecher werden“, so die Bundesvorsitzende Kathrin Funk. Darum hat der BDL ein Jahr nach der Bundestagswahl alle UnterzeichnerInnen seines „Ich steh‘ fürs Land“-Bekenntnisses zum Wahl-Check gebeten. Jetzt ist klar: „Wir wissen zwar die Bundestagsabgeordneten als Partner an unserer Seite“, stellte Funk fest, „doch es gibt Nachholbedarf.“ Konkret heißt das: Die Wertschätzung der Selbstorganisation von Jugendlichen wurde durch die Erhöhung der Finanzmittel für Jugendverbände deutlich. Lange gab es für Jugendliche auf Bundesebene nicht mehr einen derart positiven Zuspruch. „Allerdings“, mahnte die BDL-Bundesvorsitzende an, „haben wir eine Erhöhung um 1,8 Mio. gefordert, was praktisch nur die Inflationsrate seit 2001 ausgeglichen hätte. Bekommen haben alle Jugendverbände zusammen weniger als

die im Bundestag verkündete Million – nämlich nur 800.000 Euro. Das ist ein Skandal! Für die Regierungsparteien ist das Thema damit erledigt. Für uns nicht“. Denn: Eine wichtige Basis für das Engagement junger Menschen sind stabile und verlässliche Strukturen und Ansprechpartner vor Ort - und die müssen finan#jml2015 für ein lebendiges Gemeinwesen. ziert werden, wenn auch nicht nur aus Bundesmitteln. „An wen kann ich mich wenden, wenn ich mit meinen Freunden eine Skaterbahn bauen will? Auf diese Frage brauchen Landjugendliche eine Antwort“, so Funk. Wenn die stimmt, kann aus der Idee vielmehr entstehen: eine Beteiligung an Gemeindesitzungen, Diskussionen über den Gemeindehaushalt mit jungen Leuten, Auseinandersetzung mit den verschiedenen Anforderungen der Generationen an die Dorfmitte. „Das ist lebendiges Gemeinwesen und das beste Rezept gegen verödete Landstriche“, sagte Funk.

November: Minister-Gespräch für mehr Beteiligung

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„Wir haben einen Minister für Landwirtschaft, Ernährung und der Minister nicht anders. Wie ernst es ihm mit der Einbindung ländliche Räume und das ist gut so.“ Davon sind die beiden junger Menschen bei der Entwicklung der ländlichen Räume ist, BDL-Bundesvorsitzenden nach dem zweistündigen Gespräch mit zeigt auch die Einbindung der Jugendverbände in den DialogBundesminister Christian Schmidt in Berlin überzeugt. Mit seiner prozess im Rahmen des Bundesprogramms ländliche Entwicklung. Einladung hat der Politiker „Die Jugendverbände bekomeinen Dialog mit den Jumen eine Stimme, die gehört gendverbänden begonnen, wird“, kündigte Schmidt bei dem es um die Zukunft Anfang November an. Mit der ländlichen Räume und Christian Schmidt habe der die Rolle, die junge MenBDL in der Bundespolitik eischen dabei spielen, geht. nen Ansprechpartner für die „Wer lebenswerte ländliche ländlichen Räume und einen Regionen möchte, muss die Fürsprecher für die junge ökonomische, soziale und Generation in der Landwirtkulturelle Infrastrukturent­ schaft gefunden, so Kathrin wicklung voranbringen“, so Funk und Matthias Daun Kathrin Funk. Das könne nach dem Gespräch. „Wir aber nur gelingen, ergänzt freuen uns auf die Fortsetihr Amtskollege Matthias zung des Dialogs. Denn eins Daun, wenn die Entwicklunist klar: Der demografische gen aus der Perspektive der Wandel ist mit uns gestaltJugend und der Regionen bar“, so die BDL-BundesvorLandwirtschaftsminister Schmidt als jugend.macht.land.-Botschafter. betrachtet werden. Das sieht sitzenden.

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November: Herbstbumi - Landjugend verbindet „Demokratie lebt nicht von allein. Das wissen wir als Landjugendliche und leben sie - und zwar jeden Tag“, so Kathrin Funk am Rande der BDL-Bundesmitgliederversammlung (Bumi). Sie machte beim Jubiläum des Mauerfalls deutlich, dass der BDL als selbstorganisierter und demokratischer Jugendverband in Ost und West fest verankert ist. Der Mauerfall vor 25 Jahren war für den BDL eine bedeutende Wegmarke. Die Berlin-Brandenburgische Landjugend gründete sich Ende 1990. Auch in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen, in Thüringen und Sachsen-Anhalt etablierte sich die Landjugend schnell und fand beim größten Jugendverband in den ländlichen Räumen ein Dach. Das bleibt durchaus eine Herausforderung für den BDL,

unterscheiden sich die Strukturen dort doch deutlich von den Landesverbänden in den alten Bundesländern, in denen Landjugend eine lange Tradition hat. Doch sie eint das gemeinsame Ziel, Lebensperspektiven für junge Menschen in den ländlichen Räumen zu schaffen. Für den BDL geht es um eine nachhaltige Politik, die junge Menschen mit ihren Wünschen, Ideen und Perspektiven ernst nimmt und unterstützt. „Der Mauerfall hat gezeigt, dass Strukturen beweglich sind. Wir können etwas verändern, wenn wir zusammenhalten. Diese Gewissheit hilft unserem Engagement für gute Lebensperspektiven in den ländlichen Regionen“, fasst die BDL-Bundesvorsitzende nach der November-Bumi zusammen.

November: Hofquiz-GewinnerInnen ermittelt Die Gewinner des Hofquiz der Fördergemeinschaft Nachhaltige Landwirtschaft e.V. (FNL) und des BDL stehen fest. Als erster Preis geht - gesponsert von www.landsichten.de - ein Wochenende „Ferien auf dem Bauernhof“ an Familie Lange in Sachsen-Anhalt. Helene Wolf, Luisa König und Hilke Peters dürfen sich auf ein Jahresabonnement der Zeitschrift „Agrarkids“ freuen. Weitere 21 Preise wurden in die unterschiedlichsten Ecken der Republik verschickt. Nicht alle der 1.896 Einsendungen waren richtig. Gern wurde bei der Frage „Was ist in Schweineställen gesetzlich vorgeschrieben?“ ein Kreuz bei den „Massagebürsten“ gemacht. Dabei wäre „Schweinespielzeug“ die richtige Antwort gewesen. Denn damit die Tiere sich wohlfühlen, brauchen sie Anreize. Der Einsatz von „Beschäftigungsmaterial“ ist seit Jahren gesetzlich vorgeschrieben. „Die Auswertung des Hofquiz zeigt, dass wir weiter auf die Verbraucher zugehen müssen. Vom Wissen oder Nichtwissen hängt die Akzeptanz der modernen Landwirtschaft ab“, mahnt der BDL-Bundesvorsitzende Matthias Daun. Die Hofquiz-GewinnerInnen wurden bei der Bumi in Berlin gezogen. Insgesamt haben sich 2014 mehr als 800 landwirtschaftliche Be-

Glücksfee Niklas Harder (l.) zieht die GewinnerInnen.

triebe an der Aktion „Tag des offenen Hofes“ beteiligt und mehr als 2,5 Millionen BesucherInnen Landwirtschaft zum Anfassen geboten.

November: EuroTier mit gelungenem Zukunftskongress Mehr als 150 JunglandwirtInnen diskutierten beim diesjährigen Kongress Junger Tierhalter auf der EuroTier über die politischen Rahmenbedingungen und Verbraucherakzeptanz im In- und insbesondere im Ausland. Gemeinsam mit Junger DLG und Junger ISN hatte der BDL den agrarischen Nachwuchs unter dem Motto „Andere Wege gehen - mein neuer Betrieb im Ausland“ auf die Fachmesse nach Hannover eingeladen. Einig waren sich alle am Ende über zwei Dinge: „Zum einen beschäftigen die jeweiligen politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedin­gungen junge LandwirtInnen weltweit, zum anderen lohnt es sich, den Schritt ins Ausland zu wagen und über den eigenen «landwirtschaftlichen» Tellerrand zu blicken“, so der BDL-Bundesvorsitzende Matthias Daun. Vier junge LandwirtInnen hatten zuvor über ihre Erfahrungen berichtet: Steven Houston, der in Chile einen

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riesigen Milchviehbetrieb führt, Thomas Brunner, der in der Ukraine mit Vater und Bruder einen Betrieb mit geschlossenem Zucht- und Mastsystem für Schweine betreibt, Carl Trawniczek, der in Schweden auf Biomilchviehhaltung und Holzverarbeitung setzt, und Laura Becker-Rexin, die im Nebenerwerb einen Betrieb in Paraguay bewirtschaftet. „Der Schritt ins Ausland lohnt sich, weil man von der Erfahrungen sein Leben lang profitiert. Ganz egal, ob während der Ausbildung oder mitten im Berufsleben, egal ob für ein paar Monate oder für immer“, so Henrik Schweder, der gemeinsam mit Stefan Teepker (Junge DLG) den Abend moderierte. Es sei bemerkenswert, dass alle vier Podiumsgäste davon berichteten, wie freundlich und vorurteilsfrei sie in dem jeweiligen Land aufgenommen und unterstützt worden sind, betonte der stellv. BDL-Bundesvorsitzende.

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November: BDL-Arbeitskreis in Brüssel Zum 25-jährigen Jubiläum der UN-Kinderrechte traf sich der BDL-Bundesarbeitskreis „Jugend macht Politik“ in Brüssel, um mit EU-Abgeordneten ins Gespräch zu kommen. Dabei machten die JugendvertreterInnen ihr Interesse an europäischen Themen deutlich. „Europa beginnt vor der eigenen Haustür - in der Heimat. Doch wenn lokale und europäische Themen dann endlich mal verknüpft werden, geht es meist um nationale Interessen oder die berüchtigte krumme Gurke“, stellt Schaller fest. Dabei ginge es auch anders, ist sich der BDL-Arbeitskreis einig. Deutschland profitiere viel von der Europäischen Union: von dem Frieden, den die Staatengemeinschaft sichert, von der Staatengemeinschaft als Player in der Weltwirtschaft. Zwar stellt Deutschland einen Großteil der europäischen Finanzen,

zugleich fließen über europäische Förderprogramme jedoch hohe Summen in unsere Regionen zurück - beispielsweise über das ELER bzw. LEADER-Programm für die Entwicklung ländlicher Räume. „Allerdings muss darin stärker verankert sein, dass auch Jugendliche an diesen Prozessen beteiligt werden“, sind sich die Mitglieder des BDL-Arbeitskreises einig. In ihren Gesprächen mit EU-Abgeordneten machten sie deutlich, wie notwendig die Beteiligung junger Menschen am politischen und vorpolitischen Geschehen ist. Und das nicht nur, wenn es um die Gestaltung von Spiel- oder Sportplätzen geht. Politik sei nur dann interessant, wenn der Bezug zum eigenen Leben oder zu konkreten Menschen hergestellt werden kann, so die Landjugendlichen in Brüssel.

Dezember: Ehrenamt braucht das Land „In jeder Sekunde bedanken wir uns bei einem unserer Aktiven. Trotzdem reicht der Tag des Ehrenamts nicht aus, um jedem Dank zu zollen“, so Matthias Daun. Denn der BDL-Vorsitzende vertritt über 100.000 junge Menschen in den ländlichen Regionen Deutschlands, die sich für ihre Heimat stark machen. Ob sie sich beim BDL in Projekten, Vereinen, Verbänden oder losen Gruppen engagieren - eines ist allen gleich: Sie leisten einen nicht zu vernachlässigenden und nicht ersetzbaren Beitrag für unsere Gesellschaft. Sie gestalten Tag für Tag Angebote für andere Kinder und Jugendliche und setzen sich für deren Interessen ein. Um der Gesellschaft dieses Engagement zu sichern und es Jugendlichen weiterhin zu ermöglichen, ist es wichtig, dass am UN-Tag des Ehrenamts nicht nur Lobeshymnen gesungen werden. Politik

und die Gesellschaft seien vielmehr gefordert, neben der Anerkennung und Würdigung dieser Leistungen auch die notwendigen Rahmenbedin­gun­gen für ehrenamtliches Engagement zu erhalten und zu verbessern, heißt es in dem Jugendverband. „Auf Sonntagsreden können wir verzichten, auf entsprechende Rahmenbedingungen nicht“, so Daun. Nach wie vor fordert der BDL eine Verbesserung der Freistellungsmöglichkeiten. Er ist überzeugt: Gesellschaft und Unternehmen profitieren nicht nur von den Kompetenzen, die Aktive im Ehrenamt erwerben, sondern auch von dem Gestaltungswillen und dem Verantwortungsbewusstsein, die im Jugendverband wachsen. „Dafür brauchen wir Freiraum und unbürokratische Freistellungsregelungen, die unsere Arbeit unterstützen“, stellt der junge Mann klar.

Für ihr jahrelanges unermüdliches ehrenamtliches Engagement erhielt Kathrin Funk am 5. Dezember in Berlin die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Am Tag des Ehrenamtes ließ Bundespräsident Joachim Gauck es sich nicht nehmen, der 28-Jährigen eigenhändig die Auszeichnung zu überreichen. Kathrin Funk betonte, dass ihr die Auszeichnung durch den Bundespräsidenten stellvertretend für viele engagierte Landjugendliche überreicht worden sei. „Ihnen gilt mein Dank, denn allein kann man nichts erreichen. Die Verdienstmedaille bekomme ich dafür, was ich gemeinsam mit ganz vielen anderen in der Landjugend erreicht habe.“ Sie verstehe die Verleihung als Wertschätzung „unserer gemeinsamen Ehrenamtskultur“, so die junge Frau weiter. Sie sei stolz, Verantwortung für andere tragen und gemeinsam die Gesellschaft so gestalten zu können, dass junge Menschen auch eine Zukunft auf dem Land haben. „Landjugend ist die beste Schule fürs Leben“, so die BDL-Bundesvorsitzende überzeugt.

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Bundesregierung / Henning Schacht

Dezember: BDL-Vorsitzende erhält Bundesverdienstorden

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... der Rest BDL-Termine

Impressum

Januar

BDLspezial Ausgabe 1/2015

15.-25.01. Internationale Grüne Woche (IGW) 15.-25.01. Landjugendstand (Hessische und Rheinische Landjugend) auf dem ErlebnisBauernhof, Halle 3.2 17.01. BDL-Jugendforum: „Im Gespräch mit Peter Harry Carstensen: jugend.macht.land. - Herausforderungen und Chancen“ im CityCube Berlin, Raum M8 17.01. Landjugendfete in der Metropolis Halle, Potsdam-Babelsberg 18.01. BDL-Jugendveranstaltung mit Verleihung des Ernst-Engel­ brecht-Greve-Preises 2015 und Theaterpremiere der Landjugend Rheinland-Nassau im CityCube Berlin, Halle B 18.01. Kulturveranstaltung „Mamma Mia!“ im Theater des Westens 19.01. DBV-BDL-Junglandwirtekongress „Ist die Landwirtschaft in Deutschland noch zeitgemäß“ im CityCube Berlin, Saal A4 19.01. Landjugendball im Palais am Funkturm (Eingang Nord, Halle 19, Hammarskjöldplatz)

Fachmagazin der Landjugend Herausgeber: Bund der Deutschen Landjugend (BDL) Claire-Waldoff-Str. 7, 10117 Berlin Tel.: 030 - 31904-253; Fax: -206 eMail: info@landjugend.de Internet: w ww.landjugend.de, www.junglandwirte.de Redaktion: Carina Gräschke Erscheinungsform: dreimal jährlich Auflage: 2000 Stück Graphische Gestaltung: SEQUENZ, Berlin Druck: altmann-druck GmbH Der Umwelt zuliebe auf Recyclingpapier gedruckt.

Februar 05.02. Eröffnung des Berufswettbewerbs der deutschen Landjugend (BWB) 20.-22.02. Bundesarbeitskreis „Jugend macht Politik“ in Rostock

März

Nicht gekennzeichnete Beiträge und Fotos: Carina Gräschke. Die Inhalte der Artikel spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wider.

Das BDLspezial wird gefördert durch das

03.03. Parlamentarischer Abend und BDL-Arbeitskreise in Berlin, Haus der Land- und Ernährungswirtschaft 13.-23.03. Aufbaukurs Flüsterdolmetschen in Narbonne, Frankreich

April 24.-26.06.

Bundesmitgliederversammlung in Essen

Dein Beitrag für das Beteiligungs-BDLspezial 2/2015 Im nächsten Landjugendmagazin geht es um Teilhabe, um eure Beteiligung am politischen, sozialen und kulturellen Leben in eurem Dorf. Es dreht sich um euer Engagement - um wichtige Themen also, die jede/n individuell und alle gemeinsam betreffen. Deswegen wollen wir von euch wissen: Wie beteiligt ihr euch politisch und gesellschaftlich? Mit welchen Projekten macht ihr euch für mehr Partizipation stark, wo braucht ihr mehr Mitspracherecht? Von eurem Mitwirken hängt ab, wo ihr heute und zukünftig steht. Also beteiligt euch auch am nächsten BDLspezial und schickt eure Beiträge dazu bis 28. April an c.graeschke@landjugend.de.

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Adam Exlehrer Elisabeth Oma

Irene + Ilse auf Kreuzfahrt Eberhard im Golfclub

Theodor Rentner

Stephani Vorruhesta

Susi Künstlerin Tobias Biobauer

Sven Landwirt

Angelika Urgroßmutter

Johannes Polizist

Egon Ehrenamt

Alexandra Landwirtin Rudolf Landwirt im Ruhestand

Sebastian auf Weltreise Elise Rentnerin

Helena Mütterrente Herbert Opa Klaus Schlosser

Julia Ärztin Ulrike Köchin


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