Klimapfade 2.0 – Ein Wirtschaftsprogramm für Klima und Zukunft

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Der Fortschritt unterscheidet sich abhängig vom Gebäudetyp: Mehrfamilienhäuser, häufiger in der Hand professioneller Wohnungsunternehmen, werden öfter saniert, Ein-/Zweifamilienhäuser traditionell seltener. Das liegt zum Beispiel an unterschiedlichen Investitionshemmnissen wie der Kapitalknappheit bei jüngeren Eigentümern oder einem fehlenden langfristigen Investitionshorizont bei älteren. Insgesamt steigern die bestehenden Instrumente die Sanierungsaktivität in allen Gebäudesegmenten langfristig. Investitionshemmnisse werden im Referenzpfad für eine Erreichung der Klimaziele allerdings weiterhin unzureichend adressiert.

Entwicklung unterstellt. Das höchste Potenzial für Energieeinsparungen haben die „worst performing buildings“141 mit größtem Sanierungsrückstand. Im Zielpfad muss auch die Sanierungstiefe gesteigert werden: Um in so vielen Gebäuden wie möglich einen möglichst effizienten Einsatz erneuerbarer Wärmelösungen zu ermöglichen, müssen diese durch individuell zugeschnittene Sanierungsmaßnahmen (zum Beispiel Austausch der Umwälzpumpe, neue Heizkörper oder Fensteraustausch) auf ein ausreichendes Energieniveau gebracht werden. Durchschnittlich sollten dadurch sanierte Wohngebäude ein Energieverbrauchsniveau für Raumwärme und Warmwasser im Jahr 2030 von 70 kWh pro Quadratmeter und Jahr erreichen (ähnlich dem heutigen Neubaustandard für Ein-/Zweifamilienhäuser). Zudem sollte die Verbreitung von Gebäudeautomation und -monitoring mit intelligenten Verbrauchs-, Lüftungs- und Heiztechniksteuerungen steigen, um zusätzlich zu THG-Einsparungen beitragen zu können. Effizienzmaßnahmen an der Gebäudehülle und darüber hinaus sind also eine Voraussetzung für die Erreichung der Klimaziele und sollten entsprechend politisch weiter beschleunigt werden.

Um die Klimaziele in den Jahren 2030 und 2045 zu erreichen, muss die Sanierungsrate von 1,1 Prozent im Jahr 2019 auf 1,9 Prozent im Jahr 2030 über alle Gebäudeklassen hinweg erhöht und dann im künftigen Jahrzehnt weiter auf etwa 2,1 Prozent gesteigert werden. Im Zielpfad findet der stärkste Anstieg im Segment der Ein-/Zweifamilienhäuser statt (siehe Abbildung 69). In Mehrfamilienhäusern sind aufgrund der gegenwärtigen strukturell höheren Sanierungsrate auch im Zielpfad leicht höhere Sanierungsraten möglich, im GHD-Bereich wird aufgrund der Heterogenität der Gebäudestruktur eine etwas weniger dynamische

„Gebäude mit schlechtester Leistung“ beziehungsweise „worst performing buildings“ basieren auf der langfristigen Renovierungsstrategie der Bundesregierung (BMWi, 2020) und werden dort als Gebäude mit Endenergieverbrauch von über 200 kWh/(m2 a) definiert.

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2030-Ziel erfordert Hochlauf der Rate energetischer Sanierungen auf 2 % Abbildung 69 | Energetische Sanierungsrate in den verschiedenen Gebäudesegmenten

Ein-/Zweifamilienhäuser

Mehrfamilienhäuser

GHD-Gebäude

​3

​3

​3

Jährliche Sanierungsrate, %

Jährliche Sanierungsrate, %

Jährliche Sanierungsrate, %

1,1 % ​2

​2

​2

​1

​1

​1

∅ Sanierungsrate in 2019

1,9 % ∅ Sanierungsrate in 2030

​0

​2020

​2030

​2045

​2020 ​Zielpfad

​2030

​2045

​2020

​2030

​2045

​Referenzpfad

Anmerkung: Die hier verwendete Definition der Rate energetischer Sanierungen bezieht sich auf Vollsanierungsäquivalente Quelle: BCG-Analyse

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