#K08
FA Z I T
Fazit Das Versprechen der Blockchain-Technologie für die Energiewirtschaft ist groß: Erste Anwendungen verdeutlichen das enorme Automatisierungspotenzial für energiewirtschaftliche Prozesse und die entstehenden Freiräume für die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Die verteilte Systemarchitektur der Blockchain harmoniert hervorragend mit einer zunehmend dezentralen Energiewirtschaft. Höhere IT-Sicherheit, Effizienzgewinne, potenzielle Kostenreduktionen und Transparenz sind gewichtige Argumente für die Blockchain-Technologie, die Energieversorgungsunternehmen für sich nutzen sollten. Neue blockchainbasierte Geschäftsmodelle und Anwendungen entstehen aktuell mit hoher Dynamik. Auch der Reifegrad der Blockchain-Technologie hinsichtlich der Kriterien Geschwindigkeit, Energieverbrauch, IT-Sicherheit, Zuverlässigkeit, Governance, Interoperabilität und Wirtschaftlichkeit entwickelt sich rasch weiter. Es bleibt aber festzuhalten, dass aktuell nahezu sämtliche Blockchain-Anwendungen und Projekte von einer hohen Marktdurchdringung noch weit entfernt sind. Im Alltag der Energiewirtschaft wird die Blockchain-Technologie erst vollständig ankommen, wenn auch wichtige regulatorische Rahmenbedingungen geklärt sind. Derzeit sind neben grundsätzlichen Herausforderungen hinsichtlich Datenschutz oder Haftungsrecht auch spezifische energiewirtschaftliche Fragestellungen weiterhin offen. Blockchain-Anwendungen erlauben, bestehende und neue energiewirtschaftliche Prozesse zu automatisieren sowie manipulationssicher und transparent darzustellen. Vor allem in der Einbindung und Orchestrierung von dezentralen Geräten, Anlagen und Speichern kann die Blockchain als Instrument dienen, um Echtzeitkommunikation (beispielsweise Ladestände von Speichern) zu ermöglichen, diese beweissicher zu dokumentieren und als Basis für
weitergehende Anwendungen bereitzustellen. Ein zentrales Erfolgskriterium wird dabei die Integration von Blockchain-Anwendungen in bestehende energiewirtschaftliche Standardprozesse und -software sein. Sobald hier die Interoperabilität verbessert wird, dürfte die Durchdringung rasch zunehmen. Daneben entstehen in der Energiewirtschaft auch Peer-to-Peer-Modelle (also Nutzer zu Nutzer) auf Basis der Blockchain-Technologie. Hier wird es für Energieversorgungsunternehmen zunehmend wichtiger, sich vom reinen Commodity- zum integrierten Systemdienstleister zu entwickeln. Aktuell sind Peer-to-Peer-Modelle in Deutschland aufgrund von regulatorischen Vorgaben zur Sicherstellung der Versorgungssicherheit schwer umsetzbar. Für Energieversorger bietet sich hier die Chance, als Akteur in neuer Funktion aufzutreten: beispielsweise als Dienstleister, welcher die regelkonforme Einbindung von dezentralen Privatanlagen in das energiewirtschaftliche Gesamtsystem garantiert und weitere Zusatzdienste anbietet. Die Blockchain-Technologie bietet dem Energieversorgungsunternehmen hierbei die Möglichkeit, eine manipulationssichere und transparente Architektur zu verwenden, um diese Einbindung umzusetzen. Zusätzlich müssen neue, aber auch bestehende Blockchains die derzeitigen Limitierungen der Technologie überwinden. Neben dem Reifegrad bezüglich Geschwindigkeit, Energieverbrauch, ITSicherheit, Zuverlässigkeit und Governance ist insbesondere die Interoperabilität von Blockchains untereinander ein Faktor, der die Reichweite und
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