30 Jahre Baugewerbliche Berufsschule Zürich

30 Jahre «Reishauer» Von der Werkzeugfabrik zur modernen Berufsfachschule

Baugewerbliche Berufsschule Zürich, Abteilung Montage und Ausbau www.bbzh.ch

1

Herausgeber: Baugewerbliche Berufsschule Zürich, Abteilung Montage und Ausbau (MA), Reishauerstrasse 2, 8005 Zürich, www.bbzh.ch Konzeptidee, Gesamtleitung: Markus Hodel Redaktionsleitung: Marcel Hegetschweiler Fotografie/Bildredaktion: Werner Hauser Hausfotograf: Martin Egli Copyright: Baugewerbliche Berufsschule Zürich, 8005 Zürich, ©2014 Gestaltung: Notch Interactive GmbH, 8004 Zürich, www.notch-interactive.com Druck: Outbox AG Papier: FSC® – 100% Altpapier, CO2-neutral Alle Rechte vorbehalten.

2

3

4

5

30 Jahre «Reishauer»

Inhaltsverzeichnis

Vorwort und Einleitung

8+9

1

Der einstige Werkplatz

10

2

Lernort Reishauer

18

3

«Wie eine zweite Familie»

22

4

«Me hät eifach nie Rue i dere Branche»

24

5

Die Schulfabrik im Kreis 5

26

6

Berufsbildung als unternehmerischer Erfolgsfaktor und soziale Verantwortung

34

7

Die Zukunft des dualen Bildungssystems

36

Kopffragen

44

8

Sprungbrett für Karrieren

46

9

Die Zukunft der beruflichen Aus- und Weiterbildung

48

10

Der Integrationsmotor

52

11

Das Experiment

64

12

Energiewende als Chance

70

13

Im Laufe der Zeit

76

Impressum

82

6

7

Vorwort

Einleitung

Rektor: Rainer Hofer (hinten) Abteilungsleiter: Markus Hodel

Die historischen Mauern des Reishauers haben in den letzten

Kaum eine Bildungsinstitution ist derart starken Dynamiken

anderes Quartier unterlag in den letzten 140 Jahren derart starken Verände-

ausgesetzt wie eine Berufsschule. Hier treffen verschiedene Interessensgruppen

rungen wie der Kreis 5.

aufeinander und alle haben ihre eigenen Erwartungen und Wünsche: von den

Die Artikel in der Mitte des Buches: «Berufsbildung als Erfolgsfaktor», «Die

Betrieben über den Kanton und die Lehrpersonen bis hin zu den Lernenden

Zukunft des dualen Bildungssystems» und «Sprungbrett für Karrieren»

Diese schöne Publikation und der grossartige Einsatz des

selbst. Diesen verschiedenen Interessen gerecht zu werden, ist nicht immer

thematisieren die Berufsbildung aus Unternehmersicht. Im Artikel Nummer

30 Jahren vieles erlebt. Aus Schülern wurden Lehrlinge und nun sind es

Autorenteams sind eindrückliche Beispiele für die langjährige, aussergewöhn-

einfach und erfordert einen festen Willen zur Zusammenarbeit. Gerade in

neun: «Die Zukunft der beruflichen Aus- und Weiterbildung» hat sich die

Lernende; aus Können wurde Wissen, das heute als Kompetenzen ausgewiesen

liche Schulkultur unseres «Reishauer».

Zeiten von starken gesellschaftlichen Veränderungen ist der Wille zur Zusam-

Gewerkschaft Unia aus ihrer Sicht Gedanken zum dualen Bildungssystem in

menarbeit besonders nötig.

der Schweiz gemacht.

wird und international unter dem Begriff Skills bekannt ist.

Wir alle setzen uns als Team motiviert für das Ziel ein, einen inspirierenden

Das vorliegende Buch zum 30 Jahre Jubiläum der Baugewerblichen Berufs-

Der Artikel: «Der Integrationsmotor» rückt ein Thema in den Fokus, das für

Was auch immer wir lernbereiten Menschen weitergeben können, es sind

Lern- und Arbeitsort für die Grund- und Weiterbildung zu schaffen.

schule Zürich Abteilung Montage und Ausbau (BBZ MA) im «Reishauer»

die BBZ MA seit jeher prägend war: die Integration von jungen Menschen mit

Informationen. Was Lernende oder Studierende daraus machen, hängt aber

Wir gestalten eine gute und lebendige «Schulheimat», die eine Vielfalt von

erzählt die Geschichte dieses Hauses und gibt einen Einblick in Erwartungen,

Migrationshintergrund. Die BBZ MA, mit ihren Berufsbildern aus dem Bau-

auch vom Engagement und dem Herzblut der BBZ-Mitarbeitenden ab, denn nur

Menschen integriert, für die man sich gerne engagiert, wo Kultur erlebt wird.

Wünsche und alltägliche Realitäten dieser verschiedenen Interessensgruppen

gewerbe, begleitet seit jeher viele Jugendliche mit Migrationshintergrund auf

der lernende Mensch selber kann aus Informationen – durch entsprechendes

Wir lassen einen Lebensraum entstehen, in dem – mit einem hohen Qualitäts-

der BBZ MA.

ihrem Weg in die Arbeits- und Erwachsenenwelt.

Handeln – Kompetenzen erlangen.

anspruch an die Ausbildung und mit modernen und zukunftsorientierten

Das Buch beginnt mit zwei historischen Artikeln – «Der einstige Werkplatz»

Im Herbst 2014 startet «BYOD»: Alle neuen Lernenden bringen jeden Tag

Methoden – unsere Lernenden zu erfolgreichen, gefragten Berufsleuten ausge-

und «Lernort Reishauer». «Der einstige Werkplatz» erzählt die Geschichte

ihren mobilen Computer ins Reishauer. Was bedeutet dies für die neue

In keiner Volkswirtschaft erreichen junge Berufsleute meines Wissens früher

bildet werden. Mit dem Anspruch, dass sich diese selbst später auch allgemein

der Firma Reishauer, die im Jahre 1871 das Reishauer-Gebäude als Fabrik er-

Lernwelt und wie soll die BBZ MA darauf reagieren? Der Beitrag «Das Experi-

die Arbeitsmarktfähigkeit als in der Schweiz, nicht zuletzt dank dem Schwei-

für die Gesellschaft einsetzen. Das «Reishauer» hat seit 1984 über 20’000

baute. Der nachfolgende Artikel «Lernort Reishauer» widmet sich dann der

ment» macht eine Auslegeordnung.

zerischen Berufsbildungssystem, das vier essenziellen Punkten Rechnung trägt:

Jugendliche und Erwachsene in dieser wichtigen Lebensphase mit guten Er-

Geschichte der Baugewerblichen Berufsschule Zürich, die im Jahr 1984 ins

Der letzte Artikel trägt den Titel: «Energiewende als Chance». Mit der Energie-

Praxisbezug mit Lernortkooperation, Kompetenzorientierung, kein Abschluss

innerungen und Werten geprägt.

Reishauer zog.

strategie 2050 will der Bund die ‹Energiewende› konkretisieren. Diese fordert

Die Artikel: «Wie eine zweite Familie» und «Me hät eifach nie Rue i dere

insbesondere die Haus- und Gebäudetechnik. Viele Berufsbilder der BBZ MA

ohne Anschluss und lebenslanges Lernen.

Dieses interessante Jubiläumsbuch und der Jubiläumsanlass sollen nicht nur

Branche» lassen zwei langjährige Mitarbeiter der BBZ zu Worte kommen und

sind in dieser Branche beheimatet. Was bedeutet dies für die BBZ MA und wie

Welche didaktischen, technologischen oder gesellschaftlichen Veränderungen

den Zusammenhalt der «Reishauer-Gemeinde» fördern, sondern allgemein

geben einen Einblick in die Welten derjenigen Personen, die im Hintergrund

kann sie davon profitieren? Die Autoren haben sich bei verschiedenen Fach-

uns auch in Zukunft bevorstehen, das Reishauer wird – wie eh und je – der Ort

Zeugnis für die Qualität und die Lebendigkeit des dualen Bildungssystems sein.

jeden Tag dafür sorgen, dass die BBZ MA reibungslos funktioniert.

leuten umgehört.

Der folgende Artikel «Die ‹Schulfabrik› im Kreis 5» widmet sich der Bauge-

Das vorliegende Buch ist mit viel Eigeninitiative und Herzblut entstanden.

Darauf dürfen wir stolz sein.

schichte des Reishauer-Gebäudes und der Verwurzelung und dem Einfluss des

Als Redaktionsleiter möchte ich mich an dieser Stelle bei allen Beteiligten

Ich danke allen dafür herzlich – bis zum 50-jährigen Jubiläum 2034!

Gebäudes auf den Stadtkreis 5 – dem Industriequartiers Zürichs. Kaum ein

für ihre Arbeit, ihr ausserordentliches Engagement, ihre Ideen und die gute

sein, wo sich Menschen mit Innovationen auseinandersetzen werden.

Zusammenarbeit bedanken.

Rainer Hofer

Markus Hodel

Rektor der BBZ

Abteilungsleiter

Marcel Hegetschweiler Redaktionsleiter

8

9

Firma Reishauer Taps-Drehbank

1788

1

Der einstige Werkplatz

Die Geschichte des einstigen Werkplatzes Reishauer wurde stark geprägt durch die damaligen Inhaber. Deren Freude an technischen Entwicklungen, die fortwährende Integration von Innovationen und nicht zuletzt ein unterstützendes Umfeld schufen den Werkplatz Reishauer.

und Spezialmaschinen. Er erfand eine Spezialdrehbank, die wiederum sein

Umfangreiches Sortiment

Schwiegersohn verbesserte. Diese besondere Drehbank, die «Tapsmaschine»,

Das Sortiment an Werkzeugen war zu dieser Zeit vielfältig. Es umfasste

ermöglichte die Herstellung von speziellen Gewindebohrern. 1859 wurde die

Parallelreisser, Bohrspindeln, Bohrkurbeln, Reifkloben, Feilkloben, Drehherze,

Fabrikation erweitert und zu diesem Zweck die Tabakmühle mit Wasserrecht

Streichmasse, Sägebogen, Couponzangen, Gusssenkel mit Stahlspitzen, Stahl-

an der Limmat in Aussersihl erworben. 1862 verstarb Jakob Friedrich Reishauer

senkel, Schraubenschlüssel und Werkzeuge für Spinnereien wie Garnitur-

früh, mit 49 Jahren.

zangen, Cardenhämmerli, Cardenzängli und Peigneusezängli. Weiter im

Mit Georg Gottfried Reishauer übernahm die dritte Generation die Firma. Die

Angebot waren Greif- und Füsslizirkel, Ziehmesser, Riemenflaschenzüge,

unter ihm wesentlich erweiterte Produktepalette erforderte die finanzielle

Lochzangen, Brennerzangen für Gasbrenner, Rohrzangen, Rohrabschneider,

Unterstützung durch einen geeigneten Partner. Gleichzeitig wurde auch die

Bankhämmer, Fräsen, Kniehebelscheren, Rätschenschneidkluppen, Bohrrät-

fabrikmässige Produktion unausweichlich.

schen, Gasrohr-Gewindeschneidwerkzeuge für Rohre im Zollmass und weiteres Gewindeschneidzeug nach Metersystem.

Von Theres Bernegger und Ernst Glättli

Umzug an die Limmatstrasse

Ein Schwergewicht lag auf der Fabrikation von Gewindeschneidewerkzeugen.

Die Fabrikationsstätte im Kräuel konnte nicht mehr erweitert werden,

Mit der von Bodmer konstruierten und von Reishauer weiterentwickelten

deshalb kaufte die Firma Reishauer & Cie. 1871 an der Limmatstrasse ein Areal von

Spezialdrehbank konnte der Vorsprung in der Herstellung von exzentrischen

4’673 Quadratmetern für 15’577 Franken. Ende 1873 wurde die neue Fabrik

Gewindebohrern während Jahrzehnten gehalten werden.

bezogen. Sie bestand aus einem dreistöckigen Büro- und Wohnhaus an der

Erste Werkstätten und Namensgebung

Limmatstrasse. Senkrecht dazu, entlang dem Marstallweg, erstreckte sich ein

Johann Gottfried Reishauer, ein aus Sachsen stammender

mit einer Schmiede und einem Härte- und einem Einsatzofen. 1874 änderte

Zeugschmied, trat wahrscheinlich 1812 als Geselle in die um

die Firma ihren Namen in Reishauer & Bluntschli.

Riegelbau, das eigentliche Fabrikgebäude. Mitten im Hof stand das Kesselhaus,

1788 gegründete Werkstätte von Hans Jakob Däniker ein. 1813 heiratete er dessen jüngere Tochter. 1824 wurde die Firma unter dem Namen Gottfried Reishauer eingetragen. Im Jahr 1864, nach dem Tod des Schwiegervaters, übernahm Gottfried Reishauer die an der Mühlegasse domizilierte Werkstätte im Haus Legendärer Ruf: «Reishauer»-Schraubenschlüssel stehen für Dauerhauftigkeit.

«Zum Zweifelstrick» und führte sie auf eigene Rechnung.

Zugleich wurde er auch Bürger von Wipkingen. Johann Gott-

Auch Zünder- und Waffenfabrik

fried Reishauer diente der im Besitze der Schwiegermutter befindliche Laden, um eigene und zusätzlich englische und

ausstellung in Bern im Jahr 1857 wurden vor allem seine

Gottfried Reishauer wie auch der 1870 neu in die Firma eingetretene Friedrich

deutsche Fabrikate zu verkaufen. In der Werkstätte selbst

Gewindschneidzeuge als beste und vollkommenste Mechanik-

Carl Bluntschli waren Artillerieoffiziere. Durch diese Verbindung wurde die

dürften noch folgende Geräte hergestellt worden sein: kleines

fabrikationserzeugnisse der Schweiz erwähnt. Der innovative

Firma zu einem Militärlieferanten. Die Werkzeugfabrik war nun auch eine

Werkzeug für Maurer, Steinmetze, Zimmerleute, Schreiner,

Konstrukteur von Werkzeugen heiratete Dorothea Bodmer,

Zünder- und Waffenfabrik, im Firmenlogo gut hervorgehoben durch eine

Goldschmiede, grosse und kleine Sägen, Bohrer wie auch

die Tochter des Maschinenbauers und Erfinders Johann Georg

Granate. Hergestellt wurden Zünder und Granaten. Auch eine zehnläufige

Küchengeschirr. Als Johann Gottfried Reishauer 1848 starb,

Bodmer. Dieser lebte zeitweilig in Manchester. Den Lebensabend

führte sein Sohn Jakob Friedrich Reishauer den Eisenwaren-

hingegen verbrachte er im Hause des Schwiegersohnes. Auch

1880 zog sich Oberst Bluntschli zurück. An seine Stelle trat Hans Freudweiler,

handel und die Fabrikation fort. Später errichtete er im «Haus

während dieser Zeit in Zürich widmete er sich mit diesem

und die Firma hiess nun Reishauer & Freudweiler. In der Produktion scheint es keine

zum Ritter» eine neue Werkstätte. An der Dritten Industrie-

zusammen immer noch der Konstruktion von Werkzeugen

grossen Veränderungen gegeben zu haben. Die Zünder- und Waffenfabrikation

10

Fabrikneubau an der Limmatstrasse, 1873.

Mitrailleuse war im Sortiment.

11

brachte Verluste und wurde Anfang der Achtzigerjahre aufgegeben. Die Fabrik-

Fabrikerweiterung

Fabrikation weiter. 1925 wechselte die Firma wieder einmal ihren Namen:

Weiterer Fabrikausbau

marke mit dem Symbol einer Granate wurde jedoch erst viel später

1891 musste die Fabrik aufgrund von Platzmangel und stetiger Produktnach-

Sie hiess neu Reishauer-Werkzeuge Aktiengesellschaft, Zürich.

Mit der Aufnahme des Maschinenbaus kam die Bautätigkeit der Firma wieder

angepasst. Einen Hinweis auf diesen Produktionszweig der Firma gab die

frage erweitert werden. Deshalb wurde bereits 1891/92 der Fabrikationstrakt

Strassenbezeichnung: Bis 1932 hiess die Reishauerstrasse Bombengasse und

am Marstallweg gegen die Konradstrasse hin durch ein zweistöckiges Gebäude

Filiale in Deutschland

konnte deshalb nur noch das bestehende Areal ausgebaut werden. 1936 wurde

der Marstallweg Granatengasse.

ergänzt. Ein weiterer Neubau längs der Konradstrasse entstand 1895/96 sowie

Deutschland war dank der erfolgreichen Verkaufstätigkeit von Hermann

das aus dem Jahre 1897 stammende Fabrikgebäude durch einen Hallenanbau

1897, im rechten Winkel zum neuen zweistöckigen Gebäude angefügt. Es

Hommel in Mainz für Reishauer-Werkzeuge zu einem wichtigen Markt ge-

erweitert. Drei Jahre später ersetzte man den Riegelbau am Marstallweg durch

folgte ein weiterer Bau an der Reishauerstrasse. Im Zentrum befand sich wei-

worden. 1908 kaufte man deshalb in Rastatt eine neu eingerichtete Motoren-

ein zweistöckiges Gebäude. 1941 folgte eine Montagehalle längs der Reishau-

terhin das Kesselhaus. Zwar wurde jetzt neu die elektrische Kraft genutzt, aber

fabrik. Reparaturen konnten jetzt vor Ort ausgeführt werden. Weiter wurden

erstrasse und 1943 ein dreistöckiger Bau im Zentrum des Geländes, in das der

die Elektrizitätsversorgung war noch unzuverlässig, und im Notfall konnte auf

in diesem Filialbetrieb auch verschiedene Werkzeuge hergestellt. Dies er-

Anbau von 1897 teilweise einbezogen wurde.

Dampfbetrieb zurückgegriffen werden. Zudem diente ein Gasmotor als

möglichte aufgrund der bisher hohen Versand- und Transportkosten von der

Reserve. 1907 entstand schliesslich an der Limmatstrasse anstelle von Nebenge-

Schweiz nach Deutschland wesentliche Einsparungen.

Reishauer stellte auch Zünder und Granaten her.

in Gang. Das Fabrikgelände war unterdessen von allen Seiten umschlossen. Es

bäulichkeiten ein dreistöckiges Fabrik- und Bürogebäude von 47 Metern Länge.

Maschinenfabrikation Da man mit den eingekauften Gewindeschleifmaschinen nicht ganz zufrieden war, begann die Firma Reishauer selber solche zu bauen. 1928 wurde die erste selbst konstruierte Maschine zum Schleifen von Gewinden in Betrieb genommen.

Firma Reishauer wird Aktiengesellschaft

Bald produzierte man solche Maschinen auch für Kunden. Zur Werkzeugfabri-

Am 10. Juli 1882 wurde mit Sitz in Aussersihl die Actiengesellschaft für Fabrikation

kation ist damit eine Maschinenfabrikation dazugekommen. Zu jener Zeit be-

Reishauer’scher Werkzeuge gegründet. Die vier Aktionäre waren: Paul F. Wild (der

gannen billige ausländische Werkzeuge zunehmend den Schweizer Markt zu

Schwager von Gottfried Reishauer), Robert Landolt (Betreiber einer mecha-

überschwemmen und der Werkzeugexport brach ein. Die Produktion der Werk-

nischen Werkstätte in Küsnacht), Heinrich Landolt (alt Stadtrat, Verwaltungs-

zeuge ging auf weniger als die Hälfte zurück. Dank der guten Qualität fanden

ratspräsident der Bank Leu & Co.) und Hermann Hommel aus Mainz.

die Reishauer-Werkzeuge in beschränkter Zahl immer noch ihre Käufer. Der

Das Gesellschaftskapital betrug 300’000 Franken. Direktor wurde Gottfried

neuen Maschinenfabrikation war es zu verdanken, dass die Firma diese Krisen-

Reishauer, der aber bereits drei Jahre später unerwartet starb. Die Verwal-

zeit einigermassen gut überstand. Arbeitete die erste Gewindeschleifmaschine

tungsräte übernahmen vorerst die Geschäftsleitung, angeführt vom Ingenieur

mit einer Einprofilscheibe, nahm man 1931 eine solche mit einer Mehrrillen-

Robert Landolt. Man beschloss, verschiedene neue und verbesserte Werkzeuge in Fabrikation zu nehmen. Die Nachfrage nach Werkzeugen stieg in den fol-

Fabrikerweiterung: Ansicht von der Konradstrasse her, um 1900.

1907 wurde das markante Bürogebäude mit Werkstätten an der Limmatstrasse erbaut.

schleifscheibe in Betrieb. Die Gewindeschleifmaschinen waren mit geschlif-

1948 erfolgte der Vollausbau durch Erstellen eines dreistöckigen Fabrikgebäu-

fenen Zahnrädern ausgerüstet, die nach eigenem Verfahren selbst geschliffen

des Ecke Konradstrasse/Marstallweg. 1953 wurde das aus den Jahren 1895/96

wurden. Es brauchte aber noch jahrelange Weiterentwicklung, bis die Firma

stammende Gebäude an der Konradstrasse modernisiert und an der Limmat-

Robert Landolt wirtschaftlich gut aufgestellt. Noch bevor sein Werk vollbracht

Fortschritte in der Produktion

Reishauer 1945 die erste nach dem Schraubwälzverfahren arbeitende Zahn-

strasse der Dachstock des Büro- und Fabrikgebäudes aus dem Jahre 1907 für

war, verstarb Robert Landolt-Trümpler 1897.

1899 wurde August Aeppli neuer Direktor. Der Professor am Technikum Win-

flankenschleifmaschine Typ ZA zum Schleifen von Zahnrädern zum Kauf

Bürozwecke ausgebaut.

terthur kannte die Firma, hatte er doch 1873 bis 1876 seine Lehre im Reishauer

anbieten konnte.

genden Jahren stetig an, und das Unternehmen war unter der Leitung von

absolviert. Durch Heirat mit Fanny Wild wurde er der Schwiegersohn von Paul F. Wild-Reishauer, der seit 1897 als Verwaltungsratspräsident der Firma amtete. August Aeppli verbesserte den Produktionsapparat durch leistungsfähigere Maschinen und die Verbesserung der Einrichtungen und der Arbeitsorganisation. Durch sorgfältigere Auswahl der Stähle und aufgrund technischer Aktuelles Inserat der Firma Reishauer.

Fortschritte beim Härten konnte der Ausschuss verringert werden. Auch wenn August Aeppli-Wild 1918 als Direktor zurücktrat und nur noch Verwaltungsratspräsident blieb, war er doch bis zu seinem Tod 1922 eine wichtige Stütze in der Firma. Bereits 1920 schied überdies Fritz Reishauer, der Letzte seines Geschlechts, aus der Firma aus.

Titelseite des Prospektes für die Typ ZA Zahnflankenschleifmaschine.

Ende 1922 trat Ingenieur Fritz Gsell, bisher Leiter der Werkzeugabteilung bei Reishauer-Belegschaft unter Robert Landolt.

12

Sulzer in Winterthur, den Direktorenposten an. Auch er rationalisierte die

13

Personalfürsorge

Die Firma Reishauer heute

Die Firma Reishauer nahm bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Per-

Die Reishauer Beteiligungen AG hat heute ihren Sitz immer noch an der Indust-

sonalfürsorge an die Hand. 1908 wurde ein Unterstützungsfonds für An-

riestrasse in Wallisellen. Reishauer produziert hochpräzise Walzschleif-

gestellte und Arbeiter gegründet und das angewachsene Kapital 1921 in die

maschinen und Diamant-Abrichtwerkzeuge sowie CBN-Werkzeuge zur

Reishauer-Stiftung eingebracht. Es diente der Gewährung von Altersren-

Hartendbearbeitung von Getriebezahnrädern. Die Reishauer-Gruppe be-

ten und der Unterstützung von in Not geratenen Betriebsangehörigen. 1952

schäftigt weltweit 1’000 Mitarbeitende, davon 500 in Wallisellen.

wurde eine eigentliche Pensionskasse mit einem Stiftungskapital als Grund-

Die grösste Tochtergesellschaft, die Reishauer AG Wallisellen, stellt Verzahnungs-

lage ins Leben gerufen. Diese Kasse wurde mit Beiträgen von Personal und

schleifmaschinen sowie Diamant- und CBN-Werkzeuge her. Diese wer-

Unternehmen gespiesen. Damit konnten die unterdessen eingeführten staat-

den durch eigene Vertriebs- und Servicegesellschaften in den Hauptmärk-

lichen AHV-Renten aufgestockt werden – dies mehr als dreissig Jahre vor

ten Deutschland, USA, Japan, China und Indien vermarktet, installiert und

Einführung des Pensionskassenobligatoriums. Eine Kantine sorgte im Weite-

gewartet. Hauptkunde ist die Fahrzeugindustrie mit ihren Zulieferern der

ren für das tägliche Wohl der Beschäftigten bei Reishauer.

Getriebebranche. Für weitere Informationen zur Firma Reishauer sei auf www.reishauer.com verwiesen.

Die Autoren bedanken sich bei der Firma Reishauer AG für ihre Unterstützung.

Küche und Kantine in Zürich.

Werk Wallisellen 1948 erwarb die Firma Reishauer vorsorglich ein Gelände an der Industriestrasse in Wallisellen, da eine Fabrikerweiterung an der Limmatstrasse nicht mehr möglich war. 1952 wurde eine erste Montagehalle in Wallisellen gebaut und ein Jahr später die Arbeit im Werk Wallisellen aufgenommen. In den folgenden Jahren wurde es in Etappen erweitert und die Produktion zunehmend von Zürich nach Wallisellen verlagert. 1964 änderte die Firma ihren Namen in Reishauer AG, Zürich und 1986 folgerichtig, wenn auch etwas verspätet, in Reishauer AG, Wallisellen.

Quellen – Kummer, Ernst: 150 Jahre Reishauer (1814-1964), Zürich 1964.

– Begegnung mit 200 Jahren Unternehmensgeschichte. Reishauer 1788-1988, Wallisellen 1988.

– Schweizerische Vereinigung für Landesplanung VLP (Hg): Die Schulfabrik, Berufsschule II, Stadt Zürich, Seite 41-45, in Umnutzung von Gewerbe- und Industriebauten in der Nordostschweiz, Nr. 47, Bern 1988.

– Archiv Firma Reishauer, Felix Bodmer.

– www.reishauer.com (Reishauer AG, Industriestrasse 36, CH-8304 Wallisellen) 2014.

14

15

16

17

Baugewerbliche Berufsschule

2 1984

Lernort Reishauer

Im Laufe der Entwicklung der industriell-gewerblichen Berufsschulen wurde auch die Baugewerbliche Schule eigenständig.

Mit dem Bezug zweier eigener Schulhäuser im Jahr 1984 war ein wichtiger Meilenstein gesetzt worden.

Berufe

Schulhäuser Lagerstrasse und Reishauer gutgeheissen

An der Abteilung Planung und Rohbau wurden im Schuljahr 1987/1988

An der Lagerstrasse sollte ein von Grund auf neues Schulhaus gebaut werden.

folgende Berufe unterrichtet: Hochbauzeichner, Maurer, Pflästerer, Planungs-

An der Gemeindeabstimmung vom 2. Dezember 1979 wurde der 69-Millio-

zeichner, Tiefbauzeichner und Vermessungszeichner. Umfangreicher war die

nen-Kredit knapp gutgeheissen. Die Abteilung Planung und Rohbau teilt dieses

Liste der Berufe an der Abteilung Montage und Ausbau: Architekturmodell-

Schulgebäude mit der Berufsmittelschule. An der Limmatstrasse musste zu-

bauer, Bodenleger, Carrosseriesattler, Drechsler, Heizungsmonteur, Heizungs-

erst die Fabrikliegenschaft Reishauer von der Stadt Zürich erworben werden.

zeichner, Innendekorateur, Innenausbauzeichner, Klavierbauer, Lüftungsmon-

Der Kauf für 13,86 Millionen Franken fand an der Gemeindeabstimmung

teur, Lüftungszeichner, Metallbauschlosser, Metallbauzeichner, Sanitärinstalla-

vom 25. September 1977 eindeutige Zustimmung. In einer weiteren Volksab-

teur, Sanitärzeichner, Sattler, Schreiner, Stahlbauzeichner, Transportpacker und

stimmung am 28. September 1980 wurde der 21,8-Millionen-Kredit für den

Holzbearbeiter (Anlehre).

Umbau der Fabrikliegenschaft in ein Schulhaus mit 60’240 Ja-Stimmen zu

Von Theres Bernegger und Ernst Glättli

19’777 Nein-Stimmen ganz klar angenommen.

Der Wunsch nach einem eigenen Schulhaus

Zur Geschichte der Baugewerb- lichen Berufsschule Zürich

Projekt Guggach

Blitzentscheid Reishauer

Seit den späten fünfziger Jahren führten die ständig wachsenden Schülerzahlen

Der Entscheid bei der Stadt Zürich, die Fabrikliegenschaft Reishauer für die

dazu, dass der Platz im Hauptgebäude Ausstellungsstrasse/Sihlquai nicht mehr

Umnutzung in ein Schulhaus zu erwerben, erfolgte in Windeseile. War Zufall,

ausreichte. So mussten Räumlichkeiten in anderen Schulhäusern bezogen

ja auch etwas Glück im Spiel?

Alfred Keller. Die Berufsschule II bestand aus zwei Abteilungen

werden. 1965 genehmigte der Stadtrat ein Raumprogramm für die Bauge-

mit je einem Vorsteher und einem Stellvertreter: Planung und

werbliche Berufsschule. 1975 wurde ein grosszügig konzipiertes Projekt auf

Anfänge

Rohbau und Montage und Ausbau. Hinzu kam die Lehrwerkstätte für

dem Guggachareal beim Bucheggplatz jedoch in der Gemeindeabstimmung

Die Wurzeln der Stadtzürcher Berufsschulen reichen bis ins

Möbelschreiner.

abgelehnt. Gegen ein weiteres Projekt im Schindlergut gab es im Vorfeld so

ausgehende 18. und ins 19. Jahrhundert zurück. 1893 über-

vehemente Opposition, dass die Behörden es gar nicht zu einer Volksabstim-

nahm die Stadt Zürich die privaten Gewerbeschulen Altstadt,

BBZ

Unterstrass, Wipkingen und Riesbach, weiter auch die 1888

Mit der Kantonalisierung der gewerblich-industriellen Be-

gegründete Lehrlingswerkstätte für Holzbearbeitung. Der Un-

rufsschulen wurde 1988 aus der städtischen Berufsschule II

Zwei statt sechs Standorte

terrichtsbesuch war bis zur Einführung des kantonalen Lehr-

die Baugewerbliche Berufsschule Zürich, kurz BBZ. Sie bestand wie

Bald danach bot sich die Gelegenheit, in Aussersihl an der Lagerstrasse auf

lingsgesetzes 1906 freiwillig. Er fand in der freien Zeit am

auch heute noch aus den beiden bisherigen Abteilungen und

dem Gelände der ehemaligen Toni-Molkerei und im Industriequartier an der

Abend oder sogar am Sonntagvormittag statt.

der Schreinerlehrwerkstätte. Die Leitung blieb bei Alfred Kel-

Limmatstrasse aus der ehemaligen Maschinenfabrik Reishauer zwei Berufs-

mung kommen lassen wollten.

ler, dem bisherigen Direktor, er wurde jedoch zum Rektor

schulhäuser entstehen zu lassen. Beide Areale liegen in Bahnhofsnähe. Die

Baugewerbliche Schule

umbenannt sowie die beiden Vorsteher zu Abteilungsleitern,

ursprüngliche Zielsetzung, beide Abteilungen der Baugewerblichen Berufs-

Die im Laufe der Zeit immer grösser gewordene Gewerbe-

jeweils mit einem Stellvertreter an ihrer Seite. Zu diesem Zeit-

schule unter einem Dach zu vereinen, wurde damit aber fallen gelassen. Die

schule der Stadt Zürich wurde 1972 reorganisiert und nach

punkt besuchten rund 3’000 Schüler wöchentlich den Pflicht-

bisherigen sechs Standorte, verteilt auf die ganze Stadt, konnten so in nur noch

Berufsfeldern in vier Berufsschulen bestmöglich aufgeteilt.

unterricht an der BBZ. Dazu kamen über 1’000 Teilnehmer an

zwei Schulhäusern zusammengenommen werden. Es waren dies das Hauptge-

Das war ein Meilenstein in der Geschichte der Baugewerbli-

Weiterbildungskursen. Sie wurden von rund 200 Lehrkräften

bäude (Ausstellungsstrasse 60/Sihlquai 87), das Radiogebäude (Brunnenhofweg

chen Berufsschule: Die bisherige Baugewerbliche Abteilung der

unterrichtet. Ein Viertel davon waren gewählte Lehrer und

30), das Allenmoos I (Schürbungert 25), Allenmoos II (Pavillion, Ringstrasse

Zürcher Gewerbeschule wurde als Baugewerbliche Schule, Berufs-

Lehrerinnen, die grosse Mehrheit jedoch unterrichtete im

57), das ITA-Gebäude (Schaffhauserstrasse 228) und der Konradshof (Limmat-

schule II der Stadt Zürich ab dem Wintersemester 1973/74 eine

Nebenamt. Etwa 40 Berufslernende erhielten ihre praktische

strasse 55/57). Die Lehrwerkstätte blieb aber im Selnauquartier (Gerechtig-

eigenständige Schule. Ihr erster Direktor war der noch junge

Ausbildung an der Lehrwerkstätte für Möbelschreiner.

keitsgasse 12).

18

Stundenplan Winter-Halbjahr 1912/13 Baulehrlinge und 1913/14 Baubeflissene.

19

Dr. Alfred Keller erinnert sich an diesen entscheidenden Moment mit weitrei-

widmen. Der Umzug von Provisorium zu Provisorium mit dem entsprechen-

chenden Folgen.

den Einsatz, der nun vermehrt im Sinne der Berufsbildung genutzt werden könne, falle dahin.

«Es war während einer städtischen Direktorenkonferenz. Stadtrat Jakob Baur telefonierte mit dem Vorsitzenden, Dr. Cido Aversano. Er teilte uns mit, die

Möglich gemacht hätten dies: eine sorgfältige Planung, Überzeugungsarbeit

Inhaber der Werkzeugfabrik Reishauer hätten ihr Grundstück der Stadt zum

von allen Beteiligten, aufwendige Bauarbeiten mit zahlreichen Unternehmen,

Kauf angeboten. Nach Ablauf von zwei Stunden müsse er dieses Geschäft dem

entsprechende Bewilligungen der involvierten Ämter, ein mithilfe der Ange-

Hochbauvorstand weiterreichen, es sei denn, einer der neuen Direktoren

stellten und Lehrkräfte getätigter Umzug.

könnte das Areal als Schulhaus nutzen. Meine Kollegen wiesen dieses Angebot Die Bevölkerung war zudem am Samstag und Sonntag dazu eingeladen, die

zurück, sie fanden es eine Zumutung, in eine alte Fabrik einzuziehen.

Schulhäuser Reishauer und Lagerstrasse zu besichtigen.

Diese wählerische Haltung konnte ich mir nicht leisten. So verliess ich die Sitzung und schaute mir diese Fabrik zusammen mit Edi Weilenmann, dem späteren Vorsteher der Abt. M+A an. Er sollte mir helfen, abzuschätzen, ob die Abteilung M+A darin genügend Platz fände.

Nach einem zügigen Durchgang meinte er, es sei zwar etwas knapp, aber lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach.

Geplantes Schulhaus Reishauer, aus: Gemeindeabstimmung 28.9.1980, Seite 3.

Eine gute Stunde später rief ich zurück und meldete unser Interesse an. Was ich bei diesem notgedrungenen Spontan-Entscheid nicht berücksichtigen konnte,

Einweihungsfeier

war die Meinung der Lehrerschaft. Am Anfang hatte ich in der Abteilungskon-

Am 29. September 1984 fand mit der Übergabe des Schlüssels symbolisch die

ferenz einen schweren Stand. Viele meiner früheren Kollegen glaubten, das sei

Einweihung der beiden Schulhäuser statt. Beflaggung, Musik, Reden und die

jetzt der neue Stil des jungen Chefs, über die Köpfe der Lehrerschaft hinweg

kulinarischen Genüsse gaben den Feierlichkeiten einen entsprechenden wür-

Entscheide zu fällen. Die Leitung der Firma Reishauer erlaubte mir, in einer

digen Rahmen.

Einladung zur Einweihung der Berufsschulhäuser.

Fabrikhalle eine Abteilungskonferenz abzuhalten, mit anschliessender Besichtigung des ganzen Gebäudes. Langsam gelang es mir, wenn auch anfänglich

Stadtrat Egloff freute sich besonders, anknüpfend an die vorhergehende mu-

etwas zögerlich, die Belegschaft für das Projekt zu gewinnen.

sikalische Darbietung von «Iphigenie in Aulis», dass nun günstige Winde für die BBZ wehen mögen. Er betonte in seiner Rede die Bedeutung der Berufs-

Bei diesem Projekt war es leichter, die Volksabstimmung zu gewinnen. Man

bildung. Forschungswissen und Praxis würden hierbei gleichermassen un-

fand es allseits sinnvoll und sparsam, die Fabrikstruktur für handwerkliche

terrichtet. Das Schulhaus Reishauer setzte er mit Substanzerhaltung gleich.

Berufe umzufunktionieren und der Kreis 5 freute sich – im Gegensatz zum

Den mit Ideen umgestalteten Bau bezeichnete er als hübsch, zweckmässig

Kreis 6 – auf ein weiteres Berufsschulhaus, sozusagen als Kontrapunkt zum

und neu. Insbesondere war er stolz darauf, dass nun auch der Sportunterricht

Rotlicht- und Drogenmilieu.»

erteilt werden könne. Die neu errichtete Doppelturnhalle des Schulhauses

Plan Schulhaus Reishauer 1984 von Eduard Weilenmann.

Reishauer und die vier Turnhallen des Schulhauses Lagerstrasse ermöglichten den Lernenden nun eine sportliche Betätigung und Ausbildung während des Berufsschulunterrichts. Dr. A. Keller sah seinerseits die Schule als Begegnungsstätte, betonte den Gedanken des Teamworks. Als zentral erachtete er es, den Jugendlichen einen Lehrabschluss zu vermitteln. Gerade auch für solche mit einem weniger starken schulischen Hintergrund sei ein Lehrabschluss ganz besonders wichtig. Eine spätere Arbeitslosigkeit könne so mit grösserer Wahrscheinlichkeit vermieden werden.

Der Bezug der beiden Schulhäuser bilde eine Chance für Lehrkräfte und Lernende, sich vermehrt der Förderung des beruflichen Bildungswesen zu

20

Quellen – Maurer, Hannes: Alte Fabrik und moderner Zweckbau – zwei Stadtzürcher Berufsschulhäuser eingeweiht, Tages-Anzeiger, 1.10.1984 (Seite 19).

– «Reishauer» und «Lagerstrasse» – zwei neue Berufsschulhäuser, Neue Zürcher Zeitung, 1.10.1984 (Seite 51).

– Nicht in den Wind geredet. Einweihung der Berufsschulhäuser Reishauer und Lagerstrasse, Neue Zürcher Zeitung, 1.10.1984 (Seite 29).

– Keller, Alfred: Unterlagen zur Eröffnung der beiden Berufsschulhäuser Lagerstrasse und Reishauer, 29./30.9.1984.

– Keller, Alfred: Wie es zu den beiden Schulhäusern der Baugewerblichen Berufsschule kam, unveröffentlichtes Manuskript (zwei Seiten), undatiert.

– 95 Jahre Berufsschulen bei der Stadt Zürich, Broschüre (19 Seiten), Zürich 1988.

– Schweizerische Vereinigung für Landesplanung VLP (Hg): Die Schulfabrik, Berufsschule II, Stadt Zürich, Seite 41-45, in: Umnutzung von Gewerbe- und Industriebauten in der Nordostschweiz, Nr. 47, Bern 1988.

21

Im Gespräch mit: Walter Bieri, Leiter Technischer Dienst

3 Heute

«Wie eine zweite Familie»

Walter Bieri, Leiter Technischer Dienst, findet seit über 30 Jahren für alle technischen Probleme an der Baugewerblichen Berufsschule Zürich die passende Lösung. Für die Publikation zum 30-Jahre-Jubiläum hat er diese Zeit Revue passieren lassen.

– Maschinen, Werkstatteinrichtungen samt Werkzeug (total über 50 grosse

Wenn sie wiederum auf die letzten 30 Jahre zurückblicken, haben sich die

Maschinen) wurden innert einer Woche platziert und in Betrieb genommen.

Angewohnheiten, das Verhalten der Lernenden oder der Lehrpersonen in

Alle Bohrlöcher für die Montage der Inneneinrichtungen habe ich vorgängig

dieser Zeit verändert oder sind diese in der Regel noch genau gleich, wie

angezeichnet, damit der Umzug, der durch eine spezialisiertes Zügelunterneh-

vor 30 Jahren?

men ausgeführt wurde, zügig voran kam. Meine grösste Genugtuung war, dass

Der Umgang zwischen Lernenden und Lehrpersonen ist viel lockerer gewor-

ich nur zwei Bohrlöcher falsch anzeichnete. Durch bauliche Verzögerungen

den. Früher haben die Lehrpersonen meist erst bei der Lehrabschlussprüfung

kam mir mein WK sehr ungelegen, fiel dieser doch genau in den Zeitpunkt des

den Lernenden das Du angeboten. Heute geschieht dies meist schon am ersten

geplanten Umzuges. Ein Verschiebungsgesuch, unterschrieben vom Direktor

Schultag.

Alfred Keller und dem damaligen Stadtrat und Vorsteher des Bauamtes II der

Von Marcel Hegetschweiler

Stadt Zürich, Herr Hugo Fahrner, wurde vom Bundesamt für Genie abgelehnt.

Gibt es sonst etwas, das sich im Vergleich zu vor 30 Jahren eindeutig ver-

Dadurch wurde der Umzug um weitere 4 Wochen verschoben.

ändert hat?

Vor 30 Jahren hat der Taschenrechner Einzug gehalten. Heute hat jeder ein

Sie sind seit 30 Jahren für die BBZ im Reishauer tätig. Was bedeutet das

Natel und die meisten auch ein Tablet.

Reishauer für sie?

Die BBZ ist wie eine zweite Familie für mich.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der BBZ?

Herr Bieri, die BBZ ist vor 30 Jahren ins

Wenn Sie auf die letzten 30 Jahre zurückblicken, was wür-

Reishauer gezogen. Was hat der Einzug der BBZ ins Reis-

den Sie als die grössten technischen Entwicklungsschritte

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit im Reishauer am besten? Was finden Sie

hauer damals für die Schule bedeutet?

an der BBZ bezeichnen?

am interessantesten?

Was macht Walter Bieri, wenn er seine Arbeiten in der BBZ erle-

Nach langen Jahren und dem von den Stimmbürgern abge-

Diese fanden wohl Mitte der 80er-Jahre mit dem Einzug

Jeder Tag im Reishauer ist für mich eine neue Herausforderung. Ich mag es

digt hat und ein bisschen abschalten will? An welchem Ort oder bei

lehnten Schulhausprojekt «Guggach» (ein Schulhaus für die

der Computer in den Schulalltag und der Ablösung der Um-

Hilfeleistungen zu erbringen, um etwa ein technisches Problem zu lösen.

welcher Tätigkeit kann Walter Bieri so richtig abschalten und die

gesamte BBZ-MA+PR für 60’000’000 Franken) konnte mit den

druck-Blaupausenkopierer auf Fotokopierer statt. Ab da stieg

BBZ vergessen?

beiden Projekten «Lagerstrasse für PR» und «Reishauer für

der Papierverbrauch unserer Schule rasant an. Bezogen auf

Dann bin ich in meinem Schrebergarten am werkeln – pflanzen jäten, ernten

MA» jeweils pro Abteilung ein Schulhaus bezogen werden.

meinen Arbeitsbereich war die Auslagerung der Werkstätten

– oder ich sitze gemütlich mit meiner Frau zusammen und wir lästern ein

Weniger Sparrunden seitens der Behörden.

zu den Berufszentren ein grosser Schritt. Dadurch bekam der

wenig über unsere Arbeit. Auch die Zeit mit unseren Enkeln zu verbringen,

Hat sich für die BBZ durch den Einzug ins Reishauer Ihrer

technische Dienst ganz andere Aufgabenbereiche, die immer

geniessen wir sehr.

Meinung nach etwas verändert?

mehr in Richtung IT gingen.

Die Abteilung MA konnte aus der alten Gewerbeschule am

Gibt es sonst noch etwas, das Sie sagen wollen?

Sihlquai 78, dem Konradshof und dem Radiostudio in Oerli-

Sie sind nun schon sehr lange an der BBZ. Haben Sie in den

kon ausziehen und ein Gebäude beziehen. Somit mussten Leh-

letzten 30 Jahren, in denen die BBZ nun im Reishauer zu

rer und Klassen keinen Schulhauswechsel mehr vornehmen.

Hause ist, eine spezielle, lustige oder interessante Anekdote

Es gab viel neuen Raum für die Fachgruppen, mit Sammlungs-

erlebt, die sie uns erzählen können?

zimmern, Vorbereitungszimmern, Chemiezimmern, Bibliothek

Mit das Interessanteste und Lehrreichste war für mich die

und endlich auch einer eigenen Turnhalle. Jetzt konnte auch

Planung des Umzuges ins Reishauer. An unzähligen Bausit-

Sportunterricht erteilt werden und es standen grosszügige

zungen durfte ich mit der Schulleitung, den Berufsverbän-

Werkstätten für Einführungskurse und Lehrabschlussprüfungen

den, dem städtischen Bauamt und den Fachgruppenleitern

zur Verfügung. Auch ein grosszügiges Lehrerzimmer sowie

diese logistische Herausforderung des Umzug ins Reishau-

Büros für die Verwaltung erleichterten die Arbeit.

er mitgestalten. Einige neue – grösstenteils aber bestehende

22

Walter Bieri

Ich hoffe darauf die restlichen paar «Jährchen» mit all den neuen Herausforderungen zu meistern.

Walter Bieri, herzlichen Dank für das unterhaltsame Interview.

23

Im Gespräch mit: Eleonore Huber, Sachbearbeiterin im Rektorat

Heute

4

«Me hät eifach nie Rue i dere Branche» Bilderbuchsekretärin, tragende Stütze, gewissenhaft, verschwiegen, besonnen, hilfsbereit und immer guter Laune – so wird Eleonore Huber von verschiedenen im Schulhaus Reishauer tätigen Personen

Schulen bewarb sie sich um eine Stelle als Direktionssekretärin. Alfred Keller,

richte der BBZ. Alles Gestalterische bildet eine besondere Herausforderung,

ihrem zukünftigen Chef, gefiel ihre Begeisterung für die Berufsbildung und

die ihr viel Freude bereitet.

die damals im Aufbau begriffene Berufsmaturitätsschule. Sie war ihrerseits beeindruckt von seinem Einsatz im Lehrerkonvent zur Verbesserungen der

Auch wenn man nie Ruhe habe in dieser Branche – oder gerade deshalb –, sei

Anstellungsbedingungen der Lehrerschaft.

ihre Begeisterung für die Berufsschule noch dieselbe wie vor 42 Jahren, erklärt Eleonore Huber. Die ständigen Veränderungen der Bildungsinhalte mitzuver-

Die allgemeine Aufbruchstimmung der siebziger und achtziger Jahre erfasste

folgen, die mit den technischen und wirtschaftlichen Anforderungen an die

auch ihre Berufstätigkeit. Freifächer für Lehrlinge, Kurse für berufliche Wei-

Arbeitswelt zusammenhängen, findet sie besonders interessant und spannend.

terbildung und die Technikerschule wurden geschaffen. Alles war neu und

charakterisiert.

Von Theres Bernegger und Ernst Glättli

spannend. Mit den Aktuariats- und Sekretariatsarbeiten für die der BBZ ange-

Ihren Chefs ist sie dankbar für die gewährte Freiheit in ihrer Tätigkeit an

gliederte Lehrwerkstätte für Möbelschreiner erhielt sie auch interessante Ein-

der BBZ. «Ihrer» BBZ wünscht sie, dass die Schulleitung weiterhin Anwältin

blicke in die Entwicklung einer Institution, die 1888 mit einem Werkmeister

der berufstätigen Jugend sein möge und sich einsetze für eine umfassende

und drei Lehrlingen begründet worden war.

berufliche Bildung, die zugleich auch die beste Investition in unsere Volkswirtschaft sei.

Nach Jahren provisorischer Standorte der Baugewerblichen Berufsschule war Zusammen mit zwei jüngeren Geschwistern

diesen Erinnerungen begründet. Zu ihren Hobbys zählt da-

der Bezug der Schulhäuser Reishauer und Lagerstrasse einer der wichtigsten

Eleonore Huber freut sich, in baldiger Zukunft mehr Zeit zum Lesen, für den

ist Eleonore Huber in einem kulturell interessierten Eltern-

her auch das Erlernen von Fremdsprachen. Die Sprache eines

Meilensteine und – mit Blick auf die neuen Domizile – ein gelungener, schöner

Besuch von Museen und für Reisen zur Verfügung zu haben.

haus aufgewachsen. Gerne erinnert sie sich an die Reisen in

Landes bilde der Schlüssel zur Tür, die Einblick in seine Kultur

Schlusspunkt unter eine mehrjährige Phase aufwendigster Planungs- und

ihren Kinder- und Jugendjahren nach Italien, ins ehemalige

gewähre. Das Lesen gehört ebenso zu ihren bevorzugten Frei-

Organisationsarbeiten. Der Entscheid, das Areal und die Gebäude der Firma

Jugoslawien und nach Griechenland – mit selbst genähtem

zeitbeschäftigungen. Tucholsky habe ihr als Siebzehnjährigen

Reishauer zu erwerben, erfolgte übrigens innert Stunden. Stadtrat Jakob Baurs

Zelt und einem alten Renault Heck. Auf holprigen, eher für

mit seinen klugen, heiteren und auch provokativen Texten zu

diesbezügliche telefonische Anfrage ist Eleonore Huber noch in lebhafter

Ochsenkarren geeigneten Strassen erkundete die fünfköpfi-

Literatur, Geschichte und Politik eine neue Welt eröffnet.

Erinnerung. Nach der sofortigen Besichtigung der Fabrikliegenschaft an der

ge Familie unbekannte Landstriche, fand dort Freunde und

Limmatstrasse durch Alfred Keller zusammen mit Eduard Weilenmann erfolgte

erhielt Einblick in deren Lebensweise. Die Gastfreundschaft

Nach einer kaufmännischen Lehre bei der Otto Fischer AG,

der Landbevölkerung hat Eleonore Huber immer wieder tief

Engrosfirma für Elektroartikel, folgten weitere Berufserfah-

beeindruckt und berührt. In besonderer Erinnerung blieb

rungen bei der Firma Alos, die fototechnische Artikel ver-

Mit der Kantonalisierung der Berufsschulen 1988 wurde diesen neu die

ihr die Bauernfamilie in Apulien, die den Eltern das eige-

trieb, und im Sekretariat der Privatschule Juventus.

Organisation der Aufsichtsbehörden übertragen. Als Aktuarin der Schulkom-

ne Schlafzimmer in ihrem Trullo anbot. Trotz der grossen

Mit 21 Jahren bewarb sich Eleonore Huber an der Gewerbe-

mission hatte Eleonore Huber Anträge und Protokolle zu verfassen. Der kluge

Käselaibe auf dem Marmorwaschtisch verbrachten diese eine

schule der Stadt Zürich. Ihr Aufgabenbereich umfasste vorerst

Entscheid Alfred Kellers, damals Gemeinderat in Regensdorf, diese Arbeiten

erholsame Nacht bei gutem Schlaf. Auch die Nächte im Zelt

alles Rechnerische. Es war ein vielseitiger Bereich, dem noch

so zu gestalten, wie es in den Gemeinderatssitzungen üblich ist, erleichtert

in Olivenhainen in Griechenland und unter fein duftenden

alle vier – heute selbstständigen – gewerblich-industriellen

ihre Tätigkeit noch heute enorm. Neben ihren Aufgaben als Sekretärin und

Feigen- und Mandelbäumen in Italien werde sie nicht verges-

Berufsfachschulen der Stadt Zürich zugeordnet waren. Mit

Sachbearbeiterin gestaltete sie während vieler Jahre die Werbe- und Ausbil-

sen. Ihre Empathie für unsere ausländischen Stifte sei wohl in

der Reorganisation der Gewerbeschule in vier eigenständige

dungsbroschüren der Lehrwerkstätte für Möbelschreiner und die Jahresbe-

24

noch gleichentags die Zustimmung zum Kauf.

Eleonore Huber

25

Städtebau und Architekturgeschichte

1984

5

Die «Schulfabrik» im Kreis 5 Seit 1984 ist die Baugewerbliche Berufsschule Zürich Abteilung ­Montage und Ausbau in der ehemaligen Werkzeug- und Maschinen­ fabrik «Reishauer» beheimatet. Diese liegt mitten im Kreis 5, dem «Industriequartier» Zürichs. In den letzten 140 Jahren hat sich dieses Quartier stetig verändert – das «Reishauer» reflektiert diese Entwicklung.

Von Susanne Schrödter

Aufkommen der Eisenbahn um die Mitte des 19. Jahrhunderts («Spanisch-

malige «Arbeiter-Charakter» ist erhalten geblieben. Auch in architektonischer

brötlibahn», 1847).

Hinsicht war diese Phase der urbanen Neuausrichtung eine gewichtige He-

Vom Hauptbahnhof führte nun neu eine Hauptlinie nach Oerlikon. Durch die

rausforderung und hat namhafte Architekten zu Höchstleistungen motiviert

Eisenbahn wurde der Import von Kohle ermöglicht, die den Dampfmaschinen

(vgl. hierfür Prime-Tower, Mobimo-Tower, Hochhaus Hardturm Park, Löwen-

zum Durchbruch verhalf. Daneben wurde aus der Kohle Gas gewonnen, was

bräu, Swissmill-Silo, Toni-Areal). Wie Pilze sind die neuen Hochhäuser in den

ein modernes System der öffentlichen und privaten Beleuchtung nach sich zog.

letzten 10 Jahren aus dem Boden geschossen und man redet heute geradezu

Die Gasversorgung im Quartier wurde durch ein zentrales Gaswerk gewähr-

von einem Hochhaus-Cluster im Industriequartier.

leistet. Eine 20 Meter breite Zufahrtsstrasse wurde vom Bahnhof zu diesem

Das Schulhaus «Reishauer» liegt aber nicht nur eingebettet im städtisch neu

Werk geführt: die heutige Limmatstrasse, zentrale Längsachse des Quartiers.

definierten Industriequartier, sondern ist auch Teil eines höchst belebten Be-

Ein nächster Meilenstein für die Entwicklung des Quartiers war das 1875-78

rufsschulgebiets (Berufsschule Mode und Gestaltung, Allgemeine Berufsschule

erstellte Wasserwerk «Letten», welches die Beförderung von Seewasser in

Zürich, Berufsschule für Gestaltung Zürich), das sich in den nächsten Jahren

ein hoch gelegene Reservoirs möglich machte, um das örtlicher Wasser- und

zu einem vielversprechenden «Berufsschul-Cluster» weiterentwickeln wird.

Kanalisationsnetz zu speisen. Ein neuer Kanal führte zudem das Limmatwasser

Zusätzlich liegt das Schulhaus «Reishauer» auch an der sogenannten «Zürcher

vom Drahtschmidli zum Wasserwerk und trieb dort die Turbinen und Pumpen

Museums-Meile», die sich vom Hauptbahnhof zum Escher-Wyss-Platz er-

an. Abschliessend baute die Stadt Zürich ein Industriegeleise, das vom Rangier-

streckt. Wie Perlen auf einer Schnur liegen hier bedeutende Kulturinstituti-

bahnhof her, der heutigen Hardstrasse folgend, über den Escher-Wyss-Platz

onen wie das «Schweizerische Nationalmuseum», das «Museum für Gestal-

zum ab 1877 angelegten Sihlquai führte. Die Erschliessung des neuen Quar-

tung» und das «Löwenbräu» mit seinen zwei Museen für Gegenwartskunst

tiers mit einem Netz von kleinteiligen, rechtwinkligen Strassen und Schienen

(Migros Museum, Kunsthalle Zürich) und seinen international renommierten

bewerten sind, ist es die urbane Integration in Zürichs «In-

war im Jahre 1883 abgeschlossen. Das Quartier lag zu jener Zeit immer noch

Galerien. Den krönenden Abschluss dieser neuen, kreativen «Kultur-Achse»

Der inmitten des Industriequartiers gelegene vierteilige

dustriequartier», die dem Ensemble seine als schützenswert

ausserhalb der Stadtgrenzen. Erst 1893 erfolgte die Eingemeindung.

wird ab Herbst 2014 die neue «Zürcher Hochschule der Künste» bilden, die

Gebäudekomplex besteht aus vier im rechten Winkel zueinan-

deklarierte Stellung verliehen hat. Die im letzten Viertel des

der gestellten Trakten, die sich entlang der Reishauerstrasse,

19. Jh. gegründete Fabrik der Firma «Reishauer» reflektiert die industrielle Entwicklung und ist heute als Ausbildungs-

Vom Standort für Industrie und Produktion zum Wohn-, Bildungs- und Kulturquartier

de, Dozierende und Mitarbeitende eröffnen wird.

Limmatstrasse, Konradstrasse und Marstallweg erstrecken.

Die Orientierung des Gebäudes erfolgt in Richtung Limmat-

stätte für Berufe der Baubranche ein wichtiger Ausgangspunkt

Der 1980-84 erfolgte Umbau der «Reishauer»-Fabrik in ein modernes Berufs-

Insgesamt lässt sich sagen, dass der intensive urbane Prozess der Neuorientie-

strasse, welche die wichtigste Erschliessungsachse des Stadt-

für den handwerklichen und technischen Fortschritt in der

fachschulhaus signalisiert den Auftakt eines grundlegenden Strukturwandels

rung, Verdichtung und Verstädterung das Industriequartier zu einem der at-

kreis 5 darstellt. Die Strasse wird beidseits von Bäumen flan-

Region.

im Zürcher Industriequartier. Anstelle industrieller Produktionen wurden in

traktivsten und vielfältigsten Quartieren in der Stadt Zürich hat werden lassen.

den leerstehenden oder nicht mehr als zeitgemäss erachteten Fabrikgebäuden

Angesichts dieser Entwicklung ist es erfreulich, dass den angehenden Fach-

Lage/städtebauliche Situation

kiert und von Strassenbahnen dicht befahren.

auf dem ehemaligen Toni-Areal einen kreativen Campus für 5’000 Studieren-

Die historische Entwicklung des Industriequartiers (Kreis 5)

verschiedene neue Nutzungen möglich gemacht. Die alten Gebäude wurden

leuten der BBZ ein solch inspirierendes und innovatives Umfeld zur Verfügung

Strassenbahn, welche die Aussengemeinde «Höngg» und das

zu innovativen Unterhaltungs-, Bildungs- oder Kulturinstitutionen sowie zu

gestellt werden kann.

Industriequartier mit dem Bahnhof verbindet. Als Blockrand-

Die ab 1871 im Kreis 5 angesiedelte Werkzeug- und Maschi-

Wohn- oder Geschäftshäusern umfunktioniert. Die wichtigsten Beispiele im

bebauung füllt die Anlage das ganze Geviert zwischen den

nenfabrik «Reishauer» ist eng mit der Erschliessung und

Quartier sind das Löwenbräu-Areal, das Steinfels-Areal, das Escher-Wyss-

Zusammenfassung Baugeschichte «Reishauer»

Strassen aus. Die über Jahrzehnte immer wieder baulich um-

Modernisierung des Zürcher «Industriequartiers» verbun-

Areal oder das Maag-Areal. Aufgrund intensiven architektonischen und

Die über 100 Jahre sich erstreckende Erstellungs- und Baugeschichte gliedert

und ausgebaute Fabrik verfügt über eine markante städtebauli-

den. Im 19. Jahrhundert gab es im Kreis 5 nur vereinzelte

urbanen Umgestaltungen lässt sich sagen, dass diese ehemaligen Indust-

sich in folgende Phasen: 1. Etappe, 1871: Erstellung eines Fabrikgebäudes,

che Präsenz in einem von Randbebauung geprägten Quartier.

Häusergruppen; an der Limmat bildete einzig der mittelalterliche

rie-Areale wesentlich dazu beigetragen haben, dass der Kreis 5 zu einem der

eines Bürohauses mit Wohnung sowie einer Schmiede, einem Härteofen,

Hardturm eine Landmarke. Das Gebiet war nicht erschlossen

beliebtesten Ausgeh- und Vergnügungsvierteln sowie zu einem der trendigs-

einem Einsatzofen und einem Kesselhaus. 2. Etappe, 1891-92: zweistöckiger

Obwohl aus architekturhistorischer Sicht die einzelnen

und es fehlte sogar eine direkte Landwegverbindung über

ten Wohn- und Arbeitsquartiere der Stadt Zürich geworden ist. Die historisch

Anbau entlang Marstallweg/Vergrösserung des Fabrikationsgebäudes. 3. Etappe,

Gebäude mit ihren Sichtbacksteinfassaden als bescheiden zu

die Sihl nach Zürich. Dies änderte sich schlagartig mit dem

gewachsene Struktur des Quartiers ist nach wie vor ablesbar und der ehe-

1895-97: Erweiterungsbau für die Fabrikation entlang der Konradstrasse.

Bereits seit 1898 gibt es entlang der Limmatstrasse eine

26

27

1871 Kauf des heutigen Areals von 4’673 Quadratmetern für 15’577 Franken; an der Limmatstrasse wird ein dreistöckiges Bürohaus mit einer Wohnung und senkrecht dazu, entlang dem heutigen Marstallweg, das eigentliche Fabrikgebäude erstellt, ein Riegelbau mit Kniestock von 50 auf 12 Meter; stadtwärts davon Erstellung einer freistehenden Schmiede im Hofe des Kesselhaus, in dem auch ein Härte- und ein Einsatzofen untergebracht waren.

1908 Kauf der Motorenfabrik in Rastatt (Baden); Eröffnung des Filialbetriebs; florierender Geschäftsgang während des ersten Weltkriegs.

1906 Planung eines Ergänzungsbaus; an der Stelle von Nebengebäulichkeiten wurde an der Limmatstrasse ein dreistöckiges Fabrikund Bürogebäude von 47 Metern Länge errichtet.

1873 Bezug der neuen Fabrik per Ende Jahr.

1891 Vergrösserung des Fabrikationstrakt mit einem zweistöckigen Gebäude am heutigen Marstallweg; in diese Zeit fällt auch der Übergang vom Dampfbetrieb zur Elektrizität.

1899 Übernahme der Geschäftsleitung durch August Aeppli, Professor am Technikum Winterthur, der seine Lehre 1873-1876 bei Reishauer absolviert hatte; unter seiner Leitung erlebte das Unternehmen in den folgenden Jahren einen Wachstumsschub; hohe Nachfrage nach Reishauer-Werkzeugen.

1895 Erstellung eines Ergänzungsbaus längs der Konradstrasse.

1922 Übernahme des Direktorenposten durch den Ingenieur Fritz Gsell, Leiter der Werkzeugabteilung der Gebrüder Sulzer in Winterthur; unter Gsell fand eine starke Restrukturierung der Firma statt; die Firma erlebte eine Neuausrichtung auf die Maschinenfabrikation und Werkzeugproduktion.

1977 Die Stimmberechtigten der Stadt Zürich bewilligen den Erwerb des «Reishauerareals»; Kosten: 13,86 Millionen Franken; mit dem Erwerb der Liegenschaft wird der Nachholbedarf an Berufsschulbauten in der Stadt Zürich ersichtlich.

1953 Brand auf dem Areal; Modernisierung des aus dem Jahre 1895/96 stammenden Gebäudes an der Konradstrasse; daneben Ausbau des Dachstocks des Büro- und Fabrikgebäudes aus dem Jahre 1907 für Bürozwecke.

1936 Konstante Umsatzsteigerung dank der Kriegswirtschaft; damit verbunden ist eine erneute Bautätigkeit auf dem Areal; um dem Betrieb die nötige Basis für seine Weiterentwicklung zu sichern, wurde das aus dem Jahre 1897 stammende Fabrikgebäude durch einen Hallenneubau erweitert.

1980 Volksabstimmung vom 28. September über den Erwerb des Komplexes für 21,8 Millionen Franken zwecks Einrichtung; das Besondere war, dass das gesamte Raumprogramm des Schulhauses im Fabrikareal untergebracht werden konnte. In der Anlage waren ein Fabrik-, Werkstatt-, Lager-, Büro- und Wohngebäude untergebracht.

1948 Kauf eines Grundstücks an der Industriestrasse in Wallisellen.

1939 Erstellung eines zweistöckigen Fabrikgebäudes anstelle des Riegelbaus am Marstallweg.

1941 Erstellung einer Montagehalle längs der Reishauerstrasse.

1984 Einweihung der «Schulfabrik Reishauer» am 29. September 1984.

1948 Vollausbau des dreistöckigen Bauwerks im Zentrum des Geländes durch Erstellung eines dreistöckigen Fabrikgebäudes Ecke Konradstrasse/Marstallweg.

1943 Erstellung eines dreistöckigen Bauwerks im Zentrum des Geländes, in das der Anbau aus dem Jahre 1897 zum Teil einbezogen wurde.

28

29

4. Etappe, 1906: Dreistöckiges Fabrik- und Bürogebäude von 47 Metern Länge

Organisation Schulhaus

entlang der Limmatstrasse/Abbruch des Bürohauses mit Wohnung von 1871.

Innenhof: Neunutzung durch Abbruch der alten Werkhalle und Erstellung

5. Etappe, 1936: Erweiterung des Fabrikgebäudes von 1895-97 und Anfügen

einer halbunterirdischen Doppelturnhalle mit Nebenräumen; das Dach der

einer neuen Halle an der Konradstrasse. 6. Etappe, 1939-43: 1939 Erstellung

Turnhalle wurde als Pausenplatz gestaltet, der über eine Treppe vom tiefer

eines zweistöckigen Fabrikgebäudes anstelle des Riegelbaus am Marstallweg;

liegenden Teil des Innenhofes und von den 1. OG der Schultrakte aus betret-

1941 Erstellung einer Montagehalle längs der Reishauerstrasse; 1943 Erstellung

bar ist. Trakt Reishauerstrasse: dreigeschossiger, zurückversetzter Neubauteil

eines dreistöckigen Bauwerks im Zentrum des Geländes, in das der Anbau aus

mit augenfälliger Aufstockung; im Untergeschoss verschiedene Diensträume;

dem Jahre 1897 zum Teil einbezogen wurde. 7. Etappe, 1948: Vollausbau des

in den Vollgeschossen verschiedene Unterrichtszimmer und Sammlungs-

dreistöckigen Bauwerks im Zentrum des Geländes beziehungsweise Erstellung

räume Trakt Konradstrasse: in den Vollgeschossen verschiedene Werkstätten

eines dreistöckigen Fabrikgebäudes zwischen Konradstrasse und Marstallweg.

für Metallbau, Heizung und Lüftung sowie Unterrichtszimmer, Material- und

8. Etappe, 1953: Brand auf dem Areal; Modernisierung des aus dem Jahre

Vorbereitungsräume. Trakt Marstallweg: Werkstätten, Unterrichtszimmer

1895-97 stammenden Gebäudes an der Konradstrasse; daneben Ausbau des

mit Vorbereitungs- und Materialraum. Trakt Limmatstrasse: Kantine im EG

Dachstocks des Büro- und Fabrikgebäudes aus dem Jahre 1907 für Bürozwecke

mit Sitzplätzen unter den Arkaden des Innenhofs; 1. OG diverse Unterrichts-

(Limmatstrasse). 9. Etappe, 1980-84: Umbau der Fabrikanlage in die heutige

zimmer mit Vorbereitungs- und Materialrum; 2. OG Verwaltungsräume der

Berufsschule (Baugewerbliche Berufsschule Zürich, Abteilung Montage und Aus-

Abteilung Montage und Ausbau; 3. OG Rektorat und diverse Verwaltungs-

bau). 10. Etappe, circa 2000: Aufhebung der Schreinerwerkstatt und der Schmit-

räume sowie Unterrichtszimmer. Eckgebäude Reishauer/Konradstrasse:

te; Umfunktionieren der Räume in dringend gebrauchte, neue Schulzimmer.

Wohnhaus mit drei Fünfzimmer-Etagenwohnungen für Abwart und private Mieter; EG Betriebswerkstatt; KG Kellerabteile. Eckgebäude Reishauer-/

Von der Fabrik zur Schule: 1980-1984

Limmatstrasse: sogenanntes Demo-Haus mit Installationslabor für praxisbe-

Das heutige Schulhaus «Reishauer» wurde nach intensiven Umbauten am

zogene Demonstrationen und Versuche.

29. September 1984 feierlich eingeweiht. Davor diente das Gebäude als Werkzeug- und Maschinenfabrik der Firma Reishauer AG, die ab 1871 auf dem

Materialien und Farbgebung

Gelände Werkzeuge und Maschinen produzierte.

Man liess den Sichtbackstein der Fassaden und im Innern des Altbaus bestehen.

Die erste Werkzeugfabrik, 1871-1873; in: 150 Reishauer, Festschrift zum 150-jährigen Firmenjubiläum, Zürich 1964.

Als Kontrast zu den hellen Altbaufassaden wurden die Fassadenelemente der

Umbaukonzept

Neubauteile sowie die neuen dreifachverglasten Holzfenster in einem kräftigen

Für Bauherrschaft und Architekt sah die Aufgabe folgendermassen aus: Erhal-

Blau gefasst.

tung der Altbausubstanz und ihre zeitgemässe Interpretation unter Einbezug punktueller baulichen Ergänzungen. Dabei stand die Ablesbarkeit von Neu-

Die erste grosse Erweiterung von 1906 (Frontgebäude an der Limmatstrasse), in: Die Reishauerfabrik, in: Chronik der Stadt Zürich, 1907.

und Altbau im Vordergrund.

Für den Umbau des Reishauerareals wurden folgende Auflagen seitens der Bauherrschaft gemacht: weitestgehende Erhaltung der alten Bausubstanz. Neubauteile waren nur dann möglich, wenn sie kostengünstiger waren und das Raumprogramm sie zwingend verlangte; architektonische Vereinheitlichung der ganzen Anlage zu einer geschlossenen Randbebauung; Aufhebung der he-

Umbau in Schulhaus Reishauer, 1982-1984.

terogenen Erscheinung der An- und Umbauten; Auffüllen der Baukörper zu einer geschlossenen Blockrandbebauung, woraus sich ein zweistufiger Innenhof mit entsprechenden Oberlichtern für die darunterliegenden Turnhallen ergab; Anpassung der Innenraumgestaltung an die vorhandene architektonische Sprache, was die Lesbarkeit von Konstruktion und Form ermöglichte; Verwendung eines einheitlichen Material- und Farbkonzepts; Erschliessung der einzelnen Trakte mittels Haupt- und Nebeneingängen; Verlegung des Haupteingangs an die Reishauerstrasse und Vertikalerschliessung durch zwei Lifte und fünf Treppenhäuser.

30

Die Fabrikanlage im Geviert von Limmatstrasse (links), Konradstrasse (rechts), Reishauerstrasse (oben) und Marstallweg (unten) zur Zeit des zweiten Weltkriegs, in: Reishauer 1788-1988. Begegnung mit 200 Jahren Unternehmensgeschichte, 1988.

31

Die Reishauerfabrik um 1964, in: 150 Reishauer, Festschrift zum 150-jährigen Firmenjubiläum, Zürich 1964.

An der Umbauplanung und Ausführung beteiligte Unternehmen

sen werden konnte, verleiht dem zentralen Freiraum einen Hauch von stiller

Bauherrschaft:

Stadt Zürich/Bauamt II und Schulamt

tiefergelegene Hofteil ausserhalb der Mensa; die Zweistufigkeit hebt wörtlich

Bauleitung:

Hochbauinspektorat der Stadt Zürich

und sinnbildlich die Bedeutung des oberen Hofteils hervor. Arkadenartige

Architekt:

Eduard Neuenschwander, Architekt BSI/SIA.

Öffnungen auf den Schmalseiten der Hofrandbebauung schaffen optische Be-

Dieter Köhler, Architekt SIA, Projektleiter.

züge ein gerechtfertigter Mut zur Farbe kennzeichnet bestimmte Funktionen,

Matti Neuenschwander, Architekt ETH/SIA,

eigenwillige Neubauteile, etwa die zurückgesetzte Dachraumnutzung auf der

Projektbearbeiter. Heinz Meierhofer, Architekt,

Seite Reishauerstrasse, die Auswahl «warm» wirkender Materialien und an

Baumangement und Bauleitung.

die fein modulierte Überwindung von gegebenen Höhendifferenzen – all

Bauingenieur:

Aschwanden & Speck, dipl.Ing. ETH/SIA Zürich

das trägt bei zu dem Wohlbefinden, dem reihum Ausdruck gegeben wird.»

Energieberater:

Conrad U. Brunner, Dipl.Arch. ETH/SIA Zürich

(cit. NZZ 1984, o.D).

Feierlichkeit. Von Leben erfüllt ist – wenigstens bei wärmerem Wetter – der

Heizungsingenieur: Klingenfuss AG Lüftungsingenieur:

Aeberli AG, Affoltern

Sanitäringenieur:

Rudolf Janzi, Ingenieurbüro

Grundstück:

4’835 Quadratmeter

Bauvolumen:

70’000 Kubikmeter

Kredit:

21,8 Millionen Franken

Endkosten:

27 Millionen Franken

Beschreibung Umbau Der Umbau wurde 1984 in der NZZ positiv kommentiert. Da das Gebäude bis zum heutigen Tag keine weiteren wesentlichen Umbauten erfahren hat, ist die Beschreibung der Anlage nach wie vor gültig: «Die Atmosphäre des Baukomplexes, der den Hof einschliesst und aus einer Folge von Baukörpern besteht, die von der Maschinenfabrik im Lauf von Jahrzehnten nach Massgabe des Bedürfnisses geschaffen und dem Bestehenden angefügt worden ist, wirkt gelöst und heiter, zuweilen fast etwas spielerisch, so weit sich das mit dem Ernst einer die Zukunft junger Leute bestimmenden Schule verträgt.» (cit. NZZ, 1984, o.D) «Namens des Büros Neuenschwander zeichnete Dieter Köhler für das Projekt verantwortlich. Er empfand die vorhandene Bausubstanz insofern als Herausforderung, als es galt, das gegebene Volumen möglichst rationell in den Dienst einer neuen Aufgabe zu stellen und ergänzende Bauteile einerseits in das Ganze einzuordnen, anderseits aber als selbständige Zutaten wirken zu lassen. Die Auseinandersetzung mit dem Altbau und mit dessen ganz anderer Nutzung, die Beurteilung der vorhandenen baulichen Qualität und die Erarbeitung von Kriterien, nach denen man über Bewahrung oder Abbruch und Neuaufbau entschied, zeugen von einer intellektuellen Bewältigung der Aufgabe, zugleich aber auch für ein sicheres Raumgefühl und für atmosphärisches Empfinden, das Lernende und Lehrende regelrecht zu begeistern vermag.»

«Im Detail steckt es. Dass der Hof auch von der Seite Marstallweg erschlos-

32

Festschrift 1964, 3.

Literatur – Die Reishauerfabrik, in: Chronik der Stadt Zürich, 1907, 109.

– Neu-Zürich in Wort und Bild, Sonderheft Kreis 5, 1940.

– 150 Reishauer, Festschrift zum 150-jährigen Firmenjubiläum, Zürich 1964.

– Eugen Hermann, Zürcher Quartierchronik, 1952, 339-348.

– Hans Peter Bärtschi, Eisenbahnschlachten und Städtebau, Dissertation über das Zürcher Industriequartier, 1983, 401.

– Bauamt II der Stadt Zürich (Hg), Um- und Neubau der Liegenschaften Limmatstrasse 77, 87 sowie Konradstr. 76, 78 (ehemalige Fabrikliegenschaft Reishauer) für die Berufsschule II, Abteilung Montage und Ausbau, Pressebericht zur Eröffnung am 29. September 1984 (Typoskript).

– Nicht in den Wind geredet. Einweihung der Berufsschulhäuser Reishauer und Lagerstrasse, in: NZZ (Neue Zürcher Zeitung), 1. Oktober 1984, 29.

– «Reishauer» und «Lagerstrasse» – zwei neue Berufsschulhäuser, in NZZ (Neue Zürcher Zeitung), 1984, o. D. – Alte Fabrik und moderner Zweckbau – zwei Stadtzürcher Berufsschulhäuser eingeweiht, in: Tages-Anzeiger, 1. Oktober 1984, 19.

– Reishauer-Areal in Zürich: Umbau einer Fabrik in eine Berufsschule, in: Schweizer Ingenieur und Architekt, Nr. 13/1985.

– Reishauer-Areal, Zürich: Umbau einer Fabrik in eine Berufsschule, in: Planen + Wohnen, Nr. 6, 1985, 35-39.

– Umnutzung von Gewerbe- und Industriebauten in der Nordostschweiz, hg. Schweizerische Vereinigung für Landesplanung, Dezember 1988, 41-45.

– Reishauer 1788-1988. Begegnung mit 200 Jahren Unternehmensgeschichte, 1988.

– Inventar der neueren Schweizer Architektur 1850-1920 (INSA). Architektur und Städtebau Zürich, hg Hanspeter Rebsamen (et al). Zürich 1994 (1. Ausgabe).

– Baukultur in Zürich. Schutzwürdige Bauten und gute Architektur der letzten Jahre.

Aussersihl/Industrie (Zürich West), Zürich, 2004.

– Christoph Landolt, Vom Industrie-Quartier zum «Hochhaus-Cluster», in: Tagesanzeiger/Newsnet, 16.2.2011.

Archive – Baugewerbliche Berufsschule Zürich, Schularchiv «Reishauer».

– Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich.

1

33

Berufsbildung aus Unternehmersicht

2014

6

Berufsbildung als Erfolgsfaktor und soziale Verantwortung Die Ernst Schweizer AG gratuliert der Baugewerblichen Berufsschule Zürich Abteilung Montage und Ausbau (BBZ MA) zum dreissigjährigen Bestehen des Schulhauses an der Reishauerstrasse in Zürich.

Wir wünschen der BBZ MA alles Gute für viele weitere erfolgreiche Jahrzehnte bei der beruflichen Aus- und Weiterbildung.

Von Hans Ruedi Schweizer, Unternehmensleitung Ernst Schweizer AG

ein zentrales Anliegen unseres Unternehmens. Diese Haltung

Praxisausbildner in den entsprechenden Berufsbildern zur

ist die Grundlage für unser alltägliches Engagement in der Be-

Verfügung. Ein qualifiziertes Betreuer-Team begleitet die Ler-

rufsbildung, einerseits zur Sicherstellung eines qualifizierten

nenden und bereitet sie auf einen erfolgreichen Lehrabschluss

Nachwuchses in den für das Unternehmen relevanten Beru-

vor. Eine fundierte Berufsbildung ist die notwendige Basis für

fen, andererseits aber auch aus sozialer und solidarischer Ver-

weiterführende Ausbildungen an einer höheren Fachschule

antwortung gegenüber der Gesellschaft.

oder Fachhochschule, die wir begrüssen und nach Möglichkeit fördern.

Mit Stolz können wir in diesem Jahr auf 40 Jahre Berufsbildung im Unternehmen zurückblicken. Im Jahr 1973 hat der

Neben der Sicherstellung eines gut ausgebildeten eigenen

erste Lehrling mit seiner Ausbildung begonnen. Heute sind

Berufs-Nachwuchses leistet unser Engagement in der Berufs-

es 46 Lernende in zehn Berufsrichtungen1. Dieses Jubiläum

bildung auch einen Beitrag zur Integration von Jugendlichen,

wurde, neben anderen Gründen, zum Anlass genommen, die

die anderweitig keine oder wenig Möglichkeiten haben. Dazu

Berufsbildung organisatorisch in einer eigenen Abteilung in-

stehen jährlich ein bis zwei Lehrstellen zur Verfügung.

nerhalb des Bereichs Personal und Organisation zusammen-

Die Firma Schweizer kann dank gut ausgebildetem internen

zufassen. Alle Geschäftsbereiche sind jedoch weiterhin eng in

Nachwuchs, der zudem bereits mit der Firmenkultur vertraut

die fachliche Ausbildung und Betreuung der Lernenden ein-

ist und das Unternehmen kennt, die ständig steigenden fachli-

gebunden. Damit stärken wir die Berufsbildung im Betrieb

chen Anforderungen an den jeweiligen Arbeitsstellen deutlich

und verdeutlichen deren Wichtigkeit für das gesamte Unter-

besser bewältigen. Lehrabgängern und Lehrabgängerinnen,

nehmen.

die Einsatz gezeigt und die Lehre erfolgreich abgeschlossen haben, werden daher wenn immer möglich als Festangestell-

Das Berufsbildungsangebot von Schweizer deckt beide Rich-

te übernommen. Unser Ziel ist es, dass jede Lehrabgängerin

tungen ab: die EBA-Ausbildung (Eidgenössisches Berufsattest)

und jeder Lehrabgänger eine interne oder externe Anschluss-

und die EFZ-Ausbildung (Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis).

lösung – zumindest eine befristete – erhält. Oftmals kehren

Die Absolvierung einer Berufsmittelschule (BMS) für geeigne-

ehemalige Lernende später wieder zu uns zurück.

te Lernende wird aktiv unterstützt.

Interne Weiterbildungen (auch zum Thema Nachhaltigkeit),

Unsere auszubildenden Metallbauerinnen und Metallbauer

Lehrlingstage und ein Lehrlingsrat gehören ebenfalls zum An-

sowie die Metallbaukonstrukteurinnen und Metallbaukonst-

Als verantwortungsbewusstes Familienun-

Für uns sind motivierte, engagierte und gut ausgebildete Mit-

gebot für einen erfolgreichen Berufseinstieg. Der Lehrlingsrat

rukteure erhalten bei der BBZ MA ihr schulisches Rüstzeug

ternehmen will die Firma Schweizer als gutes Beispiel für

arbeiterinnen und Mitarbeiter der Schlüssel für das Bestehen

ist für die Wahrnehmung der Lehrlingsinteressen gegenüber

für eine erfolgreiche Berufskarriere. Sowohl die Lernenden

eine engagierte Berufsbildung vorangehen und aufzeigen,

und die Weiterentwicklung als erfolgreiche Firma. Basierend

den Berufsausbildern sowie der Mitwirkung in lehrlingsspe-

als auch die Berufsbildnerinnen und Berufsbildner beurteilen

wie wichtig unser Berufsbildungssystem für Gesellschaft und

auf dem Leitbild sowie der Mitarbeiterinnen- und Mitarbei-

zifischen Projekten zuständig. Firmenvertreterinnen und Fir-

diese Zusammenarbeit übereinstimmend als sehr positiv.

Wirtschaft, aber auch für eine nachhaltige Unternehmensfüh-

terstrategie wollen wir qualifizierte Nachwuchs-Fachkräfte

menvertreter engagieren sich zudem in externen Fachgremien

rung ist. Seit vielen Jahren ist unser Unternehmen der Nach-

ausbilden und den jungen Menschen einen guten Zugang

für die laufende Verbesserung der Berufsbildung.

Unser Unternehmen freut sich, seine Lernenden bei der BBZ

haltigkeit verpflichtet. Unsere Position dazu haben wir im

zur immer anspruchsvolleren Berufswelt ermöglichen. Die

Wir fördern unsere Lernenden aber auch individuell und

auch weiterhin in guten Händen zu wissen und sie gemein-

Leitbild und in den Schweizer-Erfolgs-Punkten (SEP) festge-

Schaffung eines Umfeldes, das die fachliche ebenso wie die

stehen ihnen dabei mit Rat und Tat zur Seite, damit sie ihre

sam mit ihr zu erfolgreichen Berufsleuten auszubilden.

halten: Kundenorientierte Leistungen, Mitarbeiterinnen und

soziale Kompetenz und die Entfaltung von Menschen – insbe-

Fähigkeiten und Talente entdecken und entwickeln können.

Mitarbeiter und Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaftlichkeit.

sondere von jungen Menschen – fördert, ist daher seit jeher

Alle Bereiche stellen dazu ausreichend Ausbildungsplätze und

34

«Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Berufsfachschule ist für meine tägliche Arbeit ein wesentlicher Erfolgsfaktor und ich schätze diesen Austausch sehr.»

Marcel Löhrer, Berufsbildner ­Metallbauer und Metallbaupraktiker

«Mir gefällt die Mischung zwischen der manuellen Arbeit im Betrieb und der intellektuellen Herausforderung in der Berufsfachschule. Es zeigt mir klar auf, dass ich mich für den richtigen Ausbildungsweg entschieden habe.»

Fabio Truttmann, Lernender ­Metallbaukonstrukteur

1

35

mehr dazu auf www.schweizer-metallbau.ch

Berufsbildung aus Unternehmersicht

2014

7

Die Zukunft des dualen Bildungssystems

entscheiden, ob er sich später technisch oder betriebswirtschaftlich weiterbil-

Das duale Bildungssystem der Schweiz ist eine Erfolgsgeschichte.

Schulabgängerinnen und Schulabgänger statt, um genügend Fachkräfte zu ge-

Dies zeigt sich zum Beispiel an der tiefen Zahl der Jungendarbeits­ losigkeit im Vergleich zu unseren Nachbarländern.

den will. Das Weiterbildungsangebot soll also weiter ausgebaut werden, damit auch für Kaderfunktionen in der Gebäudetechnik der Nachwuchs nicht fehlt.

Wer eine Weiterbildung nach der Berufslehre absolviert, darf nicht durch hohe Kurskosten bestraft werden. Die Weiterbildungskosten müssen den Studiengebühren an den Universitäten gleichgesetzt werden.

Bereits jetzt findet in den einzelnen Branchen ein Wettrennen um die besten winnen. Diese Situation wird sich in Zukunft noch verschärfen.

Die Branchenverbände werben an Berufsmessen und in den Schulen um die Jugendlichen. Unser Berufsverband Suissetec will mit seiner Kampagne «Wir die Gebäudetechniker» die HLKS Branche für die Jugendlichen attraktiv machen, damit wir auch in Zukunft die an uns gestellten Herausforderungen,

Von Thomas Preisig, Vorsitzender der Geschäftsleitung, Preisig AG

wie zum Beispiel die Energiewende, mit innovativer Gebäudetechnik anpacken können.

Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, sind die Unternehmen auch auf die Berufsberatung und Lehrpersonen in den Schulen angewiesen. Diese

Das duale Bildungssystem sorgt dafür, dass

mit einer soliden Berufsausbildung eingesetzt werden. Gerade

müssen bei der Berufswahl auf die vielfältigen Möglichkeiten der Gebäude-

der Arbeitsmarkt Jahr für Jahr mit gut ausgebildeten Gebäude-

in der Gebäudetechnik sind die Anforderungen in den letzten

technikberufe hinweisen. Dies geschieht aus meiner Sicht noch zu wenig. Ob

technikerinnen und Gebäudetechnikern versorgt wird. Diese

Jahren enorm gestiegen. Im Unternehmen kann den Lernen-

dies aus Unkenntnis der einzelnen Berufe nicht geschieht oder ob kaufmänni-

haben alle Sparten ihrer Branche erlernt und verfügen über

den nicht alles beigebracht werden und deshalb sollen auch

sche Berufe als attraktiver gelten, ist schwierig zu sagen.

eine grosse Praxiserfahrung. Die Lehrabgängerinnen und

in Zukunft die Berufsschulen als starke Partner agieren, die

Lehrabgänger haben während der Ausbildungszeit gelernt,

den neusten Wissenstand in der Gebäudetechnik vermitteln.

Das duale Bildungssystem hat sich seit der Entstehung den Anforderungen der

wie man strukturiert arbeitet und wie ein Unternehmen orga-

Neben der Theorie soll auch die praktische Ausbildung in den

Unternehmen und des Arbeitsmarktes sowie den technologischen Entwick-

nisiert ist. Damit bringen sie neben einem erfolgreichen Ab-

überbetrieblichen Kursen nicht zu kurz kommen.

lungen angepasst und hat sich dementsprechend dynamisch weiterentwickelt.

breite Erfahrung mit, was sie für die Betriebe wertvoll macht.

Leider ist heute eine Lehre nicht mehr bei allen Schulabgän-

Auf jeden Fall gilt, wer eine Berufslehre in der Gebäudetechnik absolviert, hat

Dabei darf man nicht vergessen, dass die Lehrpersonen in den

gerinnen und Schulabgängern beliebt. Oftmals schlagen die

richtig entschieden, denn es stehen viele Karrieremöglichkeiten und interes-

Berufsschulen und überbetrieblichen Kursen Tag für Tag ei-

Jugendlichen unter dem Druck des Elternhauses den Weg ins

sante Stellenangebote offen.

nen wertvollen Beitrag leisten, um die jungen Menschen aus-

Gymnasium ein.

zubilden. Hierbei wird neben den berufsbezogenen Fächern

Dabei hätten die Lernenden während oder nach der Lehrzeit

auch ein breites Wissen in Allgemeinbildung vermittelt.

mit der Berufsmittelschule die Möglichkeit sich für eine der

schluss schon in jungen Jahren durch informelles Lernen eine

unzähligen Fachhochschulen vorzubereiten. Aber auch ohne Wenn man bedenkt, dass Bauprojekte immer komplexer wer-

BMS stehen viele Weiterbildungsmöglichkeiten wie zum Bei-

den und Bauabläufe je länger je mehr höhere Anforderungen

spiel die Technikerschule oder die Berufsprüfung als weitere

an die Logistik stellen, dann können in Zukunft nur Fachleute

Karrieremöglichkeiten offen. Jeder Lernende kann dabei selbst

36

37

38

39

40

41

42

43

Kopffragen

Das Schulhaus Reishauer ist nun

Was hebt das Schulhaus Reishauer

Seit 2005 zeigte der CinéClub

Das Schulhaus Reishauer ist nun

Was hebt das Schulhaus Reishauer

Gibt es einen Ort im Schulhaus

Das Schulhaus Reishauer ist nun

Gibt es einen Ort im Schulhaus

dreissig Jahre alt. Was wünschen

von anderen Schulhäusern ab?

der BBZ über 20 Schweizer Filme.

dreissig Jahre alt. Was wünschen

von anderen Schulhäusern ab?

Reishauer, den Sie mit einer

dreissig Jahre alt. Was wünschen

Reishauer, den Sie mit einer

Sie dem Gebäude und den

Was macht das Reishauer zum

Jedes Semester sehen in der Film-

Sie dem Gebäude und den

Was macht das Reishauer zum

besonderen Begegnung oder einer

Sie dem Gebäude und den

besonderen Begegnung oder einer

Menschen, die darin arbeiten,

Reishauer?

woche 1’000 bis 1’400 Lernende

Menschen, die darin arbeiten,

Reishauer?

besonderen Geschichte verbinden?

Menschen, die darin arbeiten,

besonderen Geschichte verbinden?

einen aktullen Film und disku-

für die nächsten dreissig Jahre?

für die nächsten dreissig Jahre?

für die nächsten dreissig Jahre?

tieren mit den Filmschaffenden.

Diesen Herbst «Schweizer Helden» von Peter Luisi.

Wie entstand dieses einmalige Kulturprogramm der BBZ?

Urban Vecellio Ex-Rektor BBZ MA

Valérie Keller Lernende BBZ MA

Frank Braun Geschäftsführung Programmation/Promotion Neugass Kino AG

Alfred Keller Ex-Rektor BBZ MA

Nicole Kaufmann Lernende BBZ MA

Arnold Bachmann Lehrperson

Beat Guhl CEO und Inhaber von Sky-Frame

Sven Häckel Lehrperson

«Ich wünsche allen eine Schule,

«Das Schulhaus Reishauer

«Der damalige Rektor Urban

«Im Berufsschulhaus Reishauer,

«Ich finde, das Schulhaus

«Das Dach des Schulhaus

«Ich wünsche den Schülern, die im

«Die Betonstütze vor der Türe des

die offen ist für Neues; eine

bewahrt mit seinen markanten

Vecellio kam mit dem Wunsch

einer mit Respekt und Fantasie

Reishauer hebt sich von anderen

Reishauer: Dort steht seit Jahren

Schulhaus Reishauer ihre Ausbil-

Zimmers 201. Sie erschreckt mich

Schule, in der Lehrende und

gelbroten Backsteinmauern den

auf mich zu, für die Schülerschaft

umgebauten Fabrik, wird auch

Schulhäusern dadurch ab, dass

eine Solaranlage. Bei der jeweili-

dung absolvieren, dass sie sich viel

immer wieder, vor allem wenn ich

Lernende sich mit Respekt begeg-

Geist des industrialisierten

regelmässige Kinobesuche anzu-

künftig ein Klima herrschen, in

hier die Frauen deutlich in der

gen Besichtigung mit meinen

Wissen aneignen können und über

ein bisschen zügig zum Kopierer

nen und gegenüber Andersden-

Zürichs. Ich mag die vielen

bieten, die über das Filmerlebnis

dem sich die Lerngemeinschaft

Minderheit sind, weil hier so viele

Klassen verbindet sich bei mir

ebenso viel Energie verfügen dieses

unterwegs bin. Spannend finde

kenden und Fremden tolerant

unscheinbaren Plätzchen, Ecken

hinaus auch Begegnungen mit

wohl fühlt und frei entfalten

handwerkliche Berufe ausgebildet

Berufsstolz über die Anlage an

auch umzusetzen. Als Unterneh-

ich, dass sich der Mensch mittler-

sind. Eine Schule, in der all jene

und Orte, welche die ehemalige

Filmprofis ermöglichen.

kann. Allen Beteiligten wünsche

werden.»

diesem magischen Ort über den

mer wünsche ich dem Schulhaus,

weile so gewohnt ist, aus einer

Förderung erfahren, die sie

Fabrik Reishauer für die Schule

Wir haben uns sogleich verstanden

ich auf dem Weg durch die

Dächern von Zürich.»

dass in der Organisation möglichst

Türe zu treten und dabei freie

brauchen, um in Beruf und Gesell-

zurückgelassen hat.»

und im Riffraff den CinéClub mit

nächsten dreissig Jahre einen

optimale und vor allem motivie-

Bahn zu haben, dass er die Position

schaft möglichst weit zu kommen.

‹Mais im Bundeshuus› lanciert.

entspannten Umgang mit den zu

rende Situationen geschaffen wer-

der Säule vor der Türe schlicht

Eine Schule, die man gern besucht,

Da in der Folge fast ausschliesslich

erwartenden Ungewissheiten.

den, welche die Lernenden best-

nicht erwartet. Der Höhlen-

in einem Haus, das schon seit

Schweizer Produktionen zum

Mit Mut, Humor und ein bisschen

möglich auf ihrem Weg begleiten.

mensch ging sicher vorsichtiger

langer Zeit ein Denkmal ist.»

Zug kamen, ist der CinéCub auch

Glück werden sie es meistern.»

Für mich persönlich hat mein

aus der Höhle, da er auf alles

unter den hiesigen Filmschaffen-

Berufsschullehrer einen wesent-

gefasst war.»

den zu einem Begriff geworden.»

lichen Anteil an der Begeisterung für meinen Beruf beigetragen.»

44

45

Berufsbildung aus Arbeitgebersicht

8 2014

Sprungbrett für Karrieren Das Schweizer System der Berufsbildung hat sowohl für die Jungen als auch für die Unternehmen viele Vorteile. Das zeigt sich gerade in Zeiten hoher Jugendarbeitslosigkeit.

Von Jürg Zellweger, Ressortverantwortlicher Bildung und berufliche Aus- und Weiterbildung, SAV

Rund 70 Prozent der Jugendlichen in der

in der Schweiz massgeblich der dualen Berufsbildung und den

Weiterbildungsoptionen offen. Dieser Prozess vollzieht sich im Übrigen ohne

Schweiz schaffen den Einstieg ins Erwerbsleben über eine

vielfältigen Angeboten auf dem Lehrstellenmarkt zu verdan-

grosse Aufregung und sorgt dafür, dass geeignete Personen an den richtigen

Berufslehre. Trotzdem steht dieser Ausbildungsweg immer

ken sind.

Ort gelangen: So werden echte Chancen für Aufsteigerinnen und Aufsteiger

wieder unter Rechtfertigungsdruck. So grassiert immer noch

geschaffen.

das Vorurteil, der Gang an Gymnasien und Universitäten er-

Zur Erinnerung: In der EU hat die Jugendarbeitslosigkeit mitt-

öffne den Jungen generell bessere Karrierechancen. Und in

lerweile einen Durchschnittswert von fast 23 Prozent erreicht.

Potenzial für die Weiterentwicklung

bildungspolitischen Debatten taucht immer wieder das Ar-

In Spanien ist mehr als die Hälfte der Jugendlichen ohne Job,

Klar ist: Das Berufsbildungssystem muss auch künftig weiterentwickelt wer-

gument auf, die duale Berufsbildung mit der Berufslehre sei

in Italien mehr als ein Drittel. In der Schweiz sind es derzeit

den. Dabei sind nicht nur die Verbundpartner und Träger, sondern auch Ar-

nicht mehr in der Lage, die Lernenden auf die Anforderungen

3,5 Prozent.

beitgeber und Unternehmen gefordert. Die rückläufige Zahl der Schulabgän-

der modernen ‹Wissensgesellschaft› vorzubereiten.

ger verstärkt den Druck, gut qualifizierten Schülerinnen und Schülern künftig Ein Blick in Lehrpläne anspruchsvoller beruflicher Grundbil-

noch attraktivere Angebote und noch bessere Perspektiven zu bieten.

Jenseits von solchen Vorurteilen ist und bleibt das System der

dungen (etwa im kaufmännischen Bereich) zeigt zudem, dass die

dualen Berufsbildung in der realen Ausbildungs- und Arbeits-

‹Wissensgesellschaft› längst in der Berufsbildung angekommen

Zudem gilt es, die internationale Positionierung der Abschlüsse zu verbessern

welt ein Erfolgsmodell: Es versorgt die Wirtschaft laufend mit

ist und sich nicht auf den akademischen Bereich beschränkt. Als

und ein besonderes Augenmerk auf die Fremdsprachenkenntnisse und Mobi-

neuen Fachkräften, die gut und auch entsprechend den Be-

besondere Vorteile der Berufsbildung erweisen sich schliess-

lität der Lernenden zu richten. Generell ist die Schweiz mit ihrem Berufsbil-

dürfnissen der Branchen und ihrer Unternehmen ausgebildet

lich ihre Reformfähigkeit und Durchlässigkeit: Ein gutes Bei-

dungssystem aber gut gerüstet. Es ermöglicht Jugendlichen auch künftig ein

sind. Das fördert nicht nur das Wachstum, sondern auch die

spiel dafür ist die kaufmännische Grundbildung, die im Rah-

solides berufliches Fundament und vielfältige Karrierechancen.

Beschäftigungs- und Aufstiegschancen der Arbeitnehmenden.

men der Bildungsreform für 2012 flexibler und branchennäher organisiert worden ist. Erfolgreiche Absolventen einer Lehre

‹Wissensgesellschaft› in der Berufsbildung angekommen

können nach wie vor Karrieren machen, die mit solchen von

Ökonomen sind sich zudem weitgehend einig, dass die im

Hochschulabgängern vergleichbar sind. Mit dem Weg über

internationalen Vergleich sehr gute Arbeitsmarktperformance

höhere Berufsbildungsabschlüsse, eine Berufsmatura oder ein

und vor allem die ausgesprochen tiefe Jugendarbeitslosigkeit

Fachhochschulstudium stehen Lehrabgängern zudem viele

46

47

Berufsbildung aus Gewerkschaftssicht

2014

9

Die Zukunft der beruflichen Aus- und Weiterbildung Damit das berufliche Bildungssystem in der Schweiz auch in Zukunft erfolgreich ist, müssen alle Akteure ihre Verantwortung wahrnehmen.

Die Berufsschulen spielen dabei eine zentrale Rolle.

Von Corinne Schärer, Mitglied der Geschäftsleitung, Unia und Joëlle Racine, Fachsekretärin Bildung, Unia

ziehen eine Mittelschule (z. B. Gymnasium, Fachmittelschule, Handelsschule)

Ausbildungsgänge nahe an der Arbeitswelt bleiben. Und die höheren Fach-

der Berufsbildung vor. Diese Tendenz zeigt sich insbesondere auch bei tech-

schulen müssen von den Kantonen weiterhin finanziell unterstützt werden.

nischen Berufen mit hohen Anforderungen. Es ist daher zentral, dass die

Dies ist gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Sparpolitik in vielen Kanto-

duale Berufsbildung gefördert wird, weiterhin qualitativ hochstehend ist und

nen leider keine Selbstverständlichkeit mehr.

attraktiv bleibt.

Ein anderer Faktor, der gegen die Attraktivität der Lehre sprechen kann, sind Eine wichtige Rolle spielt dabei die Qualität der Lehrstellen und die berufli-

die Löhne während der Ausbildung und vor allem nach der Lehre. Wenn ein

chen Entwicklungsmöglichkeiten nach der Lehre. Es ist wichtig, dass Stresssi-

Berufsabschluss nicht mehr eine Garantie für materielle Sicherheit bietet,

tuationen und Unfallgefahren für die Lernenden während der Arbeit auf ein

erhöht sich die Gefahr, dass sich Junge, besonders Frauen, von der Berufslehre

Minimum reduziert werden. Die Jugendlichen müssen ausserdem im Betrieb

abwenden. Die Lohnentwicklung zeigt leider, dass sich die Lohndifferenz

eng begleitet werden. Dies ist heute lange nicht überall der Fall. Darum ver-

zwischen Berufsleuten, Akademikerinnen und Akademiker erhöht und dass

langen die Unia und der Schweizerische Gewerkschaftsbund, dass die Aufsicht

die Frauen besonders von der Lohndiskriminierung betroffen sind. Die Folgen

durch die kantonalen Behörden verbessert und die Kontrollen in den Betrieben

sind sehr tiefe Löhne für Frauen trotz eines Lehrabschlusses – zum Beispiel im

deutlich erhöht werden.

Detailhandel. Darum fordert die Unia unter anderem auch einen Mindestlohn

Fotos: © Manu Friederich

48

von 4’000 Franken, der das Minimum für ein anständiges Leben in der Schweiz Auch die Durchlässigkeit zwischen den verschiedenen Bildungswegen muss

darstellt. Leider gibt es immer noch Branchen, in denen 4’000 Franken für ein

noch besser gewährleistet werden (Erwerb der Berufsmatura und Zugang zu

volles Pensum nicht garantiert und nicht in einem Gesamtarbeitsvertrag ver-

höheren Fachschulen bzw. Fachhochschulen). Zudem müssen die beruflichen

ankert sind.

Ein zentraler Vorteil des

Schweiz am tiefsten ist. Die Berufsschulen,

Entwicklungsmöglichkeiten gefördert werden, so dass die Wahl einer Berufs-

beruflichen Bildungssystems der Schweiz

wie die Baugewerbliche Berufsschule Zürich

lehre attraktiv bleibt. Die Betriebe sollten offener gegenüber dem Zugang zur

Die duale Berufsbildung in der Schweiz ist auch darum ein Erfolgsmodell,

liegt in seinen Anpassungsmöglichkeiten an

Abteilung Montage und Ausbau (BBZ MA),

Berufsmaturität sein und interessierte sowie leistungsstarke Jugendliche aktiv

weil sie bis heute garantiert, dass die Jugendlichen in der Regel in den Arbeits-

die wirtschaftliche Struktur. Dank seinen

spielen bei dieser positiven Entwicklung eine

unterstützen, da dies den Weg zu den Fachhochschulen öffnet. Denn auch

markt integriert werden können und die Jugendarbeitslosigkeit tief ist. Damit

Modernisierungsmechanismen erlaubt dieses

zentrale Rolle.

die Arbeitgeber haben ein grosses Interesse daran, dass es über den Weg der

die Integrationskraft des Schweizer Bildungssystems weiterhin gewährleistet

System, die Ausbildung praxisnah an die Ent-

Obwohl der Erfolg dieses Models das Interes-

Berufslehre genügend qualifizierte Berufsleute mit Praxiserfahrung gibt. Ein

werden kann, müssen jedoch alle Formen der Diskriminierung bekämpft

wicklungen in der Berufswelt anzupassen.

se weit über die Landesgrenzen hinaus erregt,

entschlossenes Vorgehen und eine stärkere Öffnung würden das Problem des

werden. Junge Leute mit schulischen Schwierigkeiten, sowie junge Migrantin-

Die Betroffenen erhalten so die Möglichkeit,

stellen verschiedene Herausforderungen den

Fachkräftemangels teilweise entschärfen.

nen und Migranten und Frauen, müssen die Möglichkeit haben, ein Diplom

berufliche Kompetenzen zu erwerben, die

langfristigen Fortbestand dieses Bildungs-

sie später in der Arbeitswelt auch tatsächlich

systems in Frage. Die erste Herausforderung

Die Gründung der Fachhochschulen in den neunziger Jahren hat im Weiteren

Jungen keinen nachobligatorischen Abschluss. Obwohl die Zahl der Lehrstellen

anwenden können. So hat die Berufsbildung

liegt darin, die Attraktivität der Berufslehre

einen brisanten Effekt: Die Höheren Fachschulen, die für Personen mit einem

in den letzten Jahrzehnten gestiegen ist, gibt es immer mehr freie Lehrstellen,

sowohl für die Jugendlichen wie auch für

zu erhalten. Im Moment entscheiden sich

Berufsabschluss besonders geeignet sind, stehen seitdem in Konkurrenz mit

die Betriebe Vorteile. Dies zeigt sich unter

noch drei Viertel der Jugendlichen nach der

den Fachhochschulen. Es ist daher nötig, dass die Titel der höheren Fachschulen

anderem auch darin, dass die Jugendarbeits-

obligatorischen Schule für eine berufliche

in der Wirtschaft und auf dem schweizerischen und internationalen Arbeits-

losigkeit im europäischen Vergleich in der

Ausbildung. Aber immer mehr Jugendliche

markt anerkannt werden. Insbesondere soll darauf geachtet werden, dass diese

auf Sekundarstufe II zu erwerben. Leider haben heute rund zehn Prozent der

49

aber auch mehr Jugendliche, die keine passende Lehrstelle finden. Die Gründe dafür sind vielfältig. Klar ist jedoch, dass die Unternehmen im Berufsbildungssystem eine zentrale Rolle spielen und die Verantwortung wahrnehmen müssen, passende und zukunftsträchtige Lehrstellen anzubieten.

Auch unter den Erwachsenen gibt es einen zu grossen Anteil, der über keinen beruflichen Abschluss verfügt. Dies bildet eine weitere Herausforderung des aktuellen Systems. Vor zehn Jahren wurden im Berufsbildungsgesetz verschiedene Möglichkeiten eingeführt, welche den Erwerb eines Berufabschlusses für Erwachsene erleichtern sollten. Leider werden diese Wege noch nicht genügend genutzt. Ein Grund dafür ist, dass die Vorgaben und Regelungen nicht auf die besonderen Bedürfnisse der Erwachsenen mit einem tiefen Bildungsniveau, wenig Einkommen und wenig Zeit zugeschnitten sind.

Mittelfristig bedeutet dies, dass ein Teil der Erwachsenen nie eine berufliche Perspektive haben und nicht von besseren Löhnen und dem Zugang zu Weiterbildung profitieren können. Auch hier können die Berufsschulen eine aktive Rolle spielen, so wie dies die BBZ MA vorbildlich tut, indem sie Erwachsenen, die einen anerkannten Berufsabschluss erlangen wollen, entsprechende Unterstützung bietet.

Dem Zugang zur beruflichen Aus- und Weiterbildung für Erwachsene muss von politischen Akteuren im Berufsbildungsbereich in Zukunft darum besondere Beachtung geschenkt werden, insbesondere auf der Finanzierungsebene. Zusätzlich zur Subventionierung der akademischen Ausbildung ist es ebenfalls wichtig, die Leute zu unterstützen, die den Weg einer beruflichen Grund-, Weiter- oder Fortbildung wählen. Die Berufsbildungsfonds können dabei sehr hilfreich sein; sie funktionieren aber nur in Branchen, in denen es Gesamtarbeitsverträge und Solidaritätsmechanismen, wie paritätische Fonds und Kommissionen gibt. Parallel zur Finanzierung der Berufsbildung ist es darum ebenfalls wichtig, den Abschluss von Gesamtarbeitsverträgen in den Branchen zu fördern. Da aber heute nur gerade die Hälfte der Branchen einem Gesamtarbeitsvertrag untersteht, ist ein Teil der Arbeitnehmenden von dieser Förderung durch paritätische Fonds ausgeschlossen. Aus diesem Grund ist es weiterhin wichtig, dass sowohl die Sozialpartner als auch alle anderen Akteure in der Berufsbildung, wie zum Beispiel die Berufsschulen, ihre Verantwortung in der Berufsbildung wahrnehmen. Denn nur gemeinsam kommen wir vorwärts und können eine hochstehende Berufsbildung garantieren.

50

51

BBZ und Migration

2014

1 0

Der Integrationsmotor Bei der Integration von jungen Menschen mit Migrationshintergrund kommt der Schule und der Berufsbildung eine Schlüsselrolle zu. Die Baugewerbliche Berufsschule Zürich Abteilung Montage und A ­ usbau (BBZ MA) hat mit ihren Berufsbildern aus dem Baugewerbe traditionell einen hohen Anteil an Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Sieben Lernende mit Migrationshintergrund berichten über ihre Eindrücke.

Von Hansueli Suter

die BBZ MA als eine Schule, die einen hohen Anteil an Berufsschülern mit

über, gegenseitige Toleranz und Offenheit und nicht zuletzt auf allen Seiten

Migrationshintergrund hat.

den Willen für ein gemeinsames Zusammenleben. Im Vordergrund stehen für

Die BBZ MA bildet Lernende sowohl in der Gebäudeplanung wie auch im Bau-

die Zugewanderten aber vor allem Anforderungen. Es wird verlangt, dass sie

handwerk aus. Im Baugewerbe sind die Anteile an Beschäftigten aus dem Ausland

sich im neuen Aufenthaltsland der Lebensführung der einheimischen Bevöl-

traditionell hoch. Die Schweiz hat zwei grosse Einwanderungswellen erlebt:

kerung anpassen und sich mit der Bevölkerung auseinandersetzen. Die Zuge-

jene ab Mitte der 50er Jahre bis in die 70er Jahre und jene ab den 80er Jahren.

wanderten werden dazu angehalten eine der Landessprachen zu erlernen, sich

Betrachtet man die Berufslernenden an der BBZ MA mit Migrationshintergrund

an die vorherrschenden Gesetze zu halten, sich die örtlichen Gepflogenheiten

getrennt nach diesen beiden Einwanderungswellen, ergibt sich ein differenzier-

anzueignen und Zeichen der Zugehörigkeit zu setzen. Zentraler Faktor für das

teres Bild. Die Einwanderer der ersten Welle können heute in weiten Belangen

Gelingen von Integration ist zweifelsohne das Erlernen einer Landessprache.

als integriert bezeichnet werden. Nicht nur in dem Sinn, dass sie sich ‹angepasst›

Neben der Sprachbeherrschung ist aber kaum ein anderer Faktor für eine ge-

haben, sondern auch in dem Sinn, dass die Einheimischen ihres Gastlandes

lungene Integration ausschlaggebender als die Ausübung einer beruflichen

– gesellschaftlich wie auch kulturell – viele Dinge des alltäglichen Lebens von

Tätigkeit.

diesen Migranten an- und übernommen haben.

Die Zusammensetzung der Lernenden in den Planungs- und Handwerkerbe-

In allen Lebensbereichen gibt es für die Prozesse der gegenseitigen Annähe-

rufen zeigen heute insofern Unterschiede auf, als dass sich in den Planungs-

rung und Integration wohl keine geeignetere Plattform als die Arbeitswelt. Für

berufen nicht etwa weniger Jugendliche mit Migrationshintergrund befinden,

den Einstieg in die Berufswelt bietet vor allem die Berufslehre beste Chancen.

sondern vermehrt solche der zweiten oder gar dritten Generation. Werden noch jene Berufslernende mit Migrationshintergrund aus binationalen Bestrebungen wertvolle Fachleute für den Bau auszubilden,

Elternhäusern einbezogen, relativiert sich der Begriff ‹Migrationshintergrund›

sondern auch an der BBZ MA selbst. Denn die BBZ MA verfügt

weiterhin und ist nur noch schwer zu fassen. Für die Jugendliche selber sind

neben den ABU- und Sportlehrpersonen über ein engagiertes

Stichworte wie ‹Migrationshintergrund›, ‹Ausländeranteil›, ‹Integration› etc.

Team an Fachlehrpersonen, die ihr wertvolles berufliches

relativ, denn für sie definiert sich ihre gegenwärtige Gesellschaft anders als in

Wissen und ihre Menschenkenntnisse selber einmal auf den

der späteren Erwachsenenwelt. Für sie zählen die Gemeinsamkeiten unterei-

Baustellen erworben haben.

nander. Nationalitäten haben für ihr Zusammenleben einen eher untergeord-

«Jeder, der die BBZ MA besucht, will einen Beruf erlernen. Deshalb ist sie für die Integration sehr wichtig.

Ausländer mit einem Fachzeugnis haben eine bessere Chance auf Anerkennung. In dieser Schule hat es viele ehrgeizige Ausländer. Schweizer oder Ausländer? – Ist doch egal. Wer an dieser Schule den Abschluss macht, hat einen Beruf erlernt».

Yanik Rensch, Bodenleger Textil BBZ MA, 2. Lehrjahr

neten Stellenwert.

«In meiner Klasse gibt es nur einen Schweizer. Ich glaube, er fühlt sich ganz wohl bei uns».

Sethulaan Sribaskaran, Lüftungsanlagenbauer BBZ MA, 2. Lehrjahr Die multikulturelle Zusammensetzung der Berufslernenden prägen den Charakter der BBZ MA und der Berufslernenden selbst in einer besonderen Weise. Die BBZ

Übergeordnete gemeinsame Aufgaben in den Arbeitswelten zu verwirklichen, «An meinem ersten Tag an der MA dachte ich: Oh mein Gott, so viele Ausländer. Aber dies merke ich jetzt nicht mehr. In der Klasse haben wir viele Ausländer.

Ich verstehe mich sehr gut mit allen und es gab noch nie Streit. Manchmal gibts schon ein paar Sprüche, aber das nehmen wir alle mit Humor und lachen darüber.

Schlussendlich sind wir doch alle genau gleich».

Roman Eugster, Bodenleger Textil BBZ MA, 2. Lehrjahr

MA kann sich seit ihrer Entstehung als eine Berufsschule rüh-

begünstigen das Ideal von ‹Multikulti›. Das Zusammenarbeiten der verschiedenen Parteien ist dafür eine Bedingung. Dies begünstigt wiederum die Integration der Zugewanderten. Einfacher ausgedrückt: Arbeit stellt sich für die Migranten – wie auch für die Aufnahmegesellschaft selbst – als optimales Integrationsvehikel dar. Doch Arbeit ist an Qualifikationen gebunden und diese müssen zuerst erlangt werden. Dafür bringen nicht alle Lernenden gleiche Voraussetzungen mit sich. Jugendliche mit Migrationshintergrund, die nicht ihre

men, an der das ‹Miteinander› einen zentralen Wert ihrer

Diese Aussage von Sethulaan Sribaskaran, Lüftungsanlagen-

Kultur darstellt. Der Geist des Slogans ‹Wir vom Bau› findet

bauer BBZ MA, 2. Lehrjahr, bringt unverhohlen ein heute an

Integration kann als das Zusammenleben zwischen Migranten und einer Auf-

nicht einfach. Oftmals können sie nur mit geringer Unterstützung aus ihrem

inhaltlich seine Identifikation nicht nur allein in den Lehrbe-

Schulen nicht unübliches Klassenbild zum Ausdruck. Doch

nahmegesellschaft definiert werden. Damit dieses Zusammenleben gelingt,

Elternhaus rechnen. Diejenigen, die den Übertritt in die Berufsbildung nicht

trieben mit ihren innovativen und qualitativ hoch stehenden

lassen wir Zahlen und Statistiken beiseite und beschreiben

braucht es ein gegenseitiges respektvolles Auseinandersetzen mit dem Gegen-

schaffen, haben es besonders schwer. Sie sind im Falle des Scheiterns in hohem

52

gesamte Schulzeit in ihrem neuen Aufenthaltsland verbracht haben, haben es

53

Masse von Desintegration bedroht. Davon sind nicht nur Jugendliche der zwei-

Erwähnenswert ist an dieser Stelle auch eine andere Leistung der jugendlichen

Ausgangspunkt. Es ist eine Frage des persönlichen Engagements, sich gute

ten Einwanderungswelle betroffen, sondern – und das darf nicht vergessen

Migranten, die höchste Würdigung verdient. Dass sich Berufslernende mit

Qualifikationen in einem Lehrberuf zu erwerben. Für Jugendliche der zweiten

Gerade deshalb ist die Integrationsförderung der Berufsschulen gesamtge-

werden – verstärkt auch junge Frauen mit Migrationshintergrund. Diese sind

Migrationshintergrund, die aus demselben Mutterland stammen, an der BBZ

Einwanderungswelle, die oft nicht ihre gesamte Grundschulausbildung in der

sellschaftlich von grossem Wert. Es sind immer wieder neue Gegebenheiten,

oft in viel stärkerem Masse an familiäre und kulturelle Zwänge gebunden.

MA in ihrer Muttersprache unterhalten, trifft man höchst selten an. Dabei

Schweiz absolviert haben, ist eine Berufslehre die entscheidende Möglichkeit,

welche die Gesellschaft in ihrer Entwicklung herausfordern: Beispielsweise

Diese jungen Frauen sind für ein selbstbestimmtes und unabhängiges Leben

müssen diese Jugendlichen den wohl nicht einfachen Spagat bewältigen, in

sich trotz Defiziten in einem Beruf zu etablieren.

das neue Freizeitverhalten der Jugendlichen, die leider deswegen nur allzu

in besonderer Weise auf eine Berufs- und Weiterbildung angewiesen. In den

zwei Welten zu leben. Sie müssen sich sowohl in das Wertesystem ihres Ur-

Die Aufgaben einer BBZ MA gehen somit weit über diejenigen hinaus, die

oft ihre beruflichen Ambitionen zurückstellen. Auch das iPhone hat ein neu-

Handwerkerberufen an der BBZ MA sind solche jungen Frauen eher selten an-

sprungslandes als auch in das Wertesystem ihres neuen Landes integrieren. Zu

auf den ersten Blick ersichtlich sind. Das Gelingen dieser Aufgaben steht und

es Zeitalter mit neuen Herausforderungen eingeläutet. Dem iPhone verdan-

zutreffen. Dafür findet man sie vermehrt in den Planungsberufen – und dort

Hause leben sie in ihren Familien mit ihren jeweils eigenen Sprachen und

fällt mit dem Engagement der Lehrkräfte, der Schulleitung und – das darf

ken wir unter anderem ein so kurioses Phänomen wie «Phubbing»3. Auch

gehören einige von ihnen zu den Besten.

kulturellen Werten. Ausserhalb des Elternhauses leben sie die hier ansässigen

nicht übersehen werden – den ‹heimlichen Helden› der Berufsbildung :

das Externalisieren von Wissen in elektronische Datenverarbeitungs- und

2

die Probleme gehen nie aus. Die Ursachen sind dabei immer wieder neue.

Gepflogenheiten und verständigen sich in Schweizerdeutsch. Das kann schnell

den Lehrbetrieben. Dank deren unermüdlichem Einsatz können aus jungen

Kommunikationsgeräte und Portale im Internet, dessen richtiger Umgang mit

Die möglichst frühe Einbindung ins Schulsystem ist für die Integration jugend-

zur anspruchsvollen Bewältigung einer Doppelrolle führen. Die Jugendlichen

Schulabgängerinnen und Schulabgängern, ob mit Migrationshintergrund

viel Vorsicht erlernt werden muss, sind aktuell zu meisternde Herausforderun-

licher Migranten von hoher Bedeutung. Was sich für erwachsene Migranten

erlernen das Leben in zwei kulturellen Welten zwar als etwas Normales, un-

oder nicht, wertvolle junge Männer und Frauen für die Zukunft auf dem Bau

gen. Institutionelle Inhalte sind das eine, die Menschen, ihr Zusammenleben

oft als schwierig erweist, ist für Jugendliche in ihren Entwicklungsstadien ein

terliegen aber andererseits vielleicht doch der Problematik sich in keiner dieser

gewonnen werden.

und ihre Zielsetzungen das andere.

Glücksfall.

beiden Welten je richtig zu Hause zu fühlen.

Viele Lernende der BBZ MA sind nicht in der Schweiz geboren. Es erstaunt

Bereits Mitte der 70er Jahre war die BBZ MA mit einem hohen Anteil an

Die BBZ MA kann seit Jahren mit Stolz auf eine Kultur des ‹Miteinander›

daher nicht, dass für diese die geforderten Qualifikationen in der Grundschule

Migranten belegt. Es handelte sich dabei zu einem grossen Teil um die Kinder

zurückblicken. Dieses Miteinander von Berufslernenden, Lehrerschaft und

und Oberstufe eine höhere Hürde darstellten und einige von ihnen deshalb

der italienischen Einwanderer, die heute integrativ nicht mehr gross auffallen.

Schulleitung hat sich über die Jahre etabliert. Der Wert dieses ‹Miteinander›

an Schulen mit geringeren Anforderungen abgeschlossen haben. Die soziale

Dann kamen die Spanier und Portugiesen hinzu, die in ihrem neuen Heimat-

hat sich über die Jahre hinweg als erfolgreicher erwiesen, um Ziele zu errei-

Integration, die jungen Menschen noch schnell gelingen mag, ist die eine Seite

land grosse Erwartungen und Ziele an sich selbst stellten.

chen, als sture Hierarchien und Leistungsdruck es jemals könnten. Wenn sich

«90 Prozent der Ausländer an der BBZ MA, die eine Lehre machen um in der Schweiz eine Zukunft aufzubauen, sind sicher dankbar für diese Chance. Ich bin froh, dass ich in der MA zur Schule gehe. Ich schätze das und bin zufrieden, egal was kommt. Denn wir haben hier gute Umstände, nicht wie in unseren Heimatländern».

Tarek Buysif, Lüftungsanlagebauer BBZ MA, 2. Lehrjahr

die Berufslernenden an der BBZ MA nicht wohl fühlen würden, sich nicht

der Medaille. Die berufliche Integration, die auch die pekuniäre einschliesst, ist die andere Seite der Medaille. Letztere wird für die Lernenden nach ihrer Jugendzeit für den Rest ihrer Leben existenziell sein – auch für ihre möglichen Nachkommen.

«Viele meiner Cousins gingen hier zur Schule und haben mir nur positive Sachen gesagt. Ich finde es toll, dass man an der BBZ MA so gut zusammenarbeiten kann. Weil das beweist, dass Ausländer aus verschiedenen Ländern sich anpassen können. Egal, ob Schweizer oder Ausländer, an der BBZ MA wirst du respektiert».

Arijan Tairi, Lüftungsanlagebauer BBZ MA, 2. Lehrjahr

Für junge Menschen stellt sich die Situation multikulturellen Zusammenlebens

Gehen wir davon aus, dass ein Jahrgang Jugendlicher in der Schweiz circa

ganz anders dar. Zugehörigkeit und Akzeptanz werden für sie verstärkt über

80’000 Personen umfasst, entspricht davon ein Jahrgang Jugendlicher mit

persönliche Gemeinsamkeiten erreicht und weniger durch Vorurteile und

Migrationshintergrund heute etwa rund 30’000 Personen. Diese Jugendlichen

Ängsten vor dem Fremden geprägt, wie das im späteren Erwachsenenleben oft

mit Migrationshintergrund stellen statistisch insofern eine Risikogruppe, dass

der Fall ist. Kinder im Vorschul- und Grundschulalter haben kaum Probleme

sie – wenn sie keine ordentliche Ausbildung absolvieren und sich beruflich

mit gegenseitiger Akzeptanz. Etwas anders sieht es dann in der Oberstufe aus,

nicht integrieren können – einem erhöhten Risiko von Arbeitslosigkeit, So-

Eine grosse Anforderung stellte sich für die BBZ MA Mitte der 90er Jahre mit

wo sich erste Auseinandersetzungen durch Selbstpositionierung in der Gesell-

zialhilfeabhängigkeit, Armut und einem Dasein als Working Poor ausgesetzt

Migranten aus dem Balkan – die «He-Mann-Generation». Jugendliche, die

schaft ergeben. Aber bereits in der darauf folgenden Stufe, als Schulabgänger

sind. Jugendliche mit Migrationshintergrund steigen durchschnittlich früher

sich noch nicht lange in der Schweiz aufhielten, nur über minimalste Deutsch-

in der Berufslehre, beruhigt sich die Situation wieder. Man befindet sich im

und schlechter qualifiziert ins Berufsleben ein als Schweizer Jugendliche es

kenntnissen verfügten und in einem Alter waren, in dem sie in die Berufs-

Übergangsalter zum Erwachsenenleben, hat Rechte und Pflichten und wird

tun. Gemäss PISA-Studien aus dem Jahr 20041 beeinträchtigen zudem auch

ausbildung einsteigen mussten. Die BBZ MA wurde vor die grosse Herausfor-

respektiert.

folgende Faktoren die Chancen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund

derung gestellt, diese Jugendlichen beim Erlangen eines Fähigkeitszeugnisses

eine anspruchsvollere Lehrstelle zu erhalten: Geringere Unterstützung und ge-

in ihren Lernberufen zu unterstützen und die Problematik Sprachkompetenz

ringere finanzielle Ressourcen aus dem Elternhaus, eine in der Regel grössere

für einen erfolgreichen Lehrabschluss zu meistern. Sie reagierte darauf mit

Geschwisterzahl, spätere Einschulung, Immigrationsstatus, Zweisprachigkeit,

verstärkten Angeboten der Sprachförderung, die bis heute ihren zentralen Stel-

kulturelle Herkunft, der durchschnittlich frühere Austritt aus dem Schul-

lenwert in einem Gesamtförderungskonzept beibehalten haben.

«An der BBZ MA habe ich noch keine einzige Schlägerei gesehen. Das war an der Sekundarschule, die ich besucht habe, anders. Jeder ist hier etwas älter und man kommt nicht in die Schule um sich zu prügeln oder sonst irgendwelchen pubertären Kram zu machen. An der BBZ MA komme ich nicht nur mit den Schülern gut aus, sondern auch mit den Lehrpersonen. Wir sind alles Lehrlinge und so sehen uns auch die Lehrer; ganz ohne Vorurteile gegenüber jemandem mit einer anderen Abstammung».

Mirkay Isik, Bodenleger Textil BBZ MA, 2. Lehrjahr

54

verstanden wüssten und nicht Vertrauen gewinnen könnten, wären die alljährlichen Lehrabschlusserfolge an der BBZ MA nur schwer möglich.

«Ich denke, dass diese Schule sehr gut und viel bei der Integration mithilft. Da man alle gleich behandelt, zeigt man den Ausländern, dass sie auch dazugehören und die gleichen Rechte wie die Schweizer haben. Manchmal denken die Ausländer, dass sie ungerecht behandelt werden, weil sie Ausländer sind. Aber ich kann das mit gutem Gewissen abstreiten, denn die Lehrer an der BBZ MA gehen mit den Ausländern genau gleich um wie mit den Schweizern. Das finde ich sehr beeindruckend. Egal, welcher Herkunft, jede Lehrkraft ist freundlich und unterstützend zu jeder Person. Ein grosses Lob von mir, weil ich früher immer anders behandelt wurde, nur weil ich Albaner bin und zudem noch Muslim».

Arian Shkreli, Lüftungsanlagebauer BBZ MA, 2. Lehrjahr

system und der frühere Eintritt der Jugendlichen ins Berufsleben.

Die BBZ MA bietet allen Jugendlichen, vor allem aber diesen Jugendlichen

Die turbulenten Zeiten der Sprachintegrationsförderung an der BBZ MA sind

mit Migrationshintergrund und teilweise nur knapp genügendem Grund-

heute überstanden. Die täglichen Anforderungen an die Schule sind aber nicht

schulabschluss, dieselbe Chance. Der Eintritt in die BBZ MA ist ein Neuan-

weniger geworden. Auch wenn sich in der Zwischenzeit die Sprachdefizite von

fang, den alle gleich nutzen können. Alle Berufslernenden beginnen am selben

Berufsschülern mit Migrationshintergrund an der BBZ MA vermindert haben,

PISA-Studie 2000/2004: Probleme der Integration von Ausländerinnen und Ausländern in der Schweiz, Bestandesaufnahme der Fakten, Ursachen, Risikogruppen, Massnahmen und des integrationspolitischen Handlungsbedarfs. Bundesamt für Migration, Juli 2006. http://www.ejpd. admin.ch/content/dam/data/bfm/integration/berichte/ber-integr-2006-d.pdf (30.07.2014) 2 Martin Beglinger, «Die heimlichen Helden» Magazin Zürcher Tagesanzeiger, 34/2011.

3 Angewohnheit, sich mit dem Smartphone zu beschäftigen, während die Menschen, mit denen man gerade gesellschaftlich verkehrt, vernachlässigt werden.

1

55

56

57

58

59

60

61

62

63

BYOD an der BBZ

2014

1 1

Das Experiment Die Welt wird digitalisiert. Während immer mehr Bereiche des Lebens auch über Computer laufen, werden diese immer kleiner und leistungsfähiger. Was bedeutet diese Digitalisierung für die Baugewerbliche Berufsschule Abteilung Montage und Ausbau (BBZ MA) und wie soll sie darauf reagieren? Eine Auslegeordnung.

Von Marcel Hegetschweiler

Personen der historischen Bedeutung ihrer Fahrt bewusst – sie waren schliess-

über und durch Mauern hindurch mit ihren Ausbildnerinnen und Ausbildnern

lich die ersten Bahnpassagiere überhaupt. Vielleicht hat sich auch der eine oder

besprechen.

andere gefragt, wie diese neue Erfindung die Menschheit wohl beeinflussen

Doch jeder Kanal, den wir über die Computer auftun, mögen diese auch noch

werde, wohin die Reise wohl gehe. Was vermutlich damals aber keiner dieser

so klein und leicht sein, wird auf uns zurückwirken. Jeder Chat, den wir

18 Passagiere ahnte, war, wie schnell die nachfolgende industrielle Revolution

eröffnen, jeder Mail-Account, den wir einrichten, jeder Newsletter, den wir

das Antlitz der Welt, das Mobilitäts- und Kommunikationsverhalten der

abonnieren und jede Facebookgruppe, der wir beitreten, wird früher oder

Menschen und das Wirtschaftssystem verändern, ja revolutionieren, würde.

später wieder an unsere Türe klopfen und um unsere Aufmerksamkeit buhlen

Der Passagierwagen trug den Namen: «Experiment».

– und dies mitunter auch sehr aggressiv.

In den nachfolgenden 189 Jahren erlebte die Zivilisation einen unvergleichli-

Informationsgesellschaft durch Digitalisierung

chen ‹Take-Off›. Maschinen wurden immer schneller, immer zahlreicher, im-

Die Welt hat sich seit 1825 in den Bereichen Wirtschaft, Politik, Kultur, Infor-

mer intelligenter. Dabei dreht sich das Karussell, auf dem alle Menschen zu

mation und Kommunikation zunehmend verflochten. Dieses ‹Ausrichten auf

Lebenszeiten Platz nehmen, immer noch um die gleichen Dinge wie eh und je:

die ganze Welt›, die ‹Globalisierung›, hat zwei mächtige Treiber: einerseits die

ein erfülltes und glückliches Leben. Das Karussell dreht nur immer schneller.

Arbeitsteilung und andererseits, in noch viel stärkerem Masse, die Technologie.

Vom Homo sapiens, der vor rund 200’000 Jahren durch die Savanne in Afrika

Die Kosten für Gütertransporte auf dem Seeweg und Personentransporte mit

zog, über den Bauern im Mittelalter und die ersten Eisenbahnpassagiere zwi-

dem Flugzeug sind seit 1930 massiv gefallen – um rund 80 Prozent. Betrugen

schen Stockton und Darlington, bis hin zu den Lernenden des Jahres 2014 der

die realen Kosten in US-Dollar für eine bestimmte standardisierte Informati-

breit, 123,8 Millimeter hoch und 7,6 Millimeter tief. Der ENI-

BBZ MA – das Streben nach dem ‹guten Leben› einigt uns alle.

onsmenge 1890 noch 10’000 US-Dollar beliefen sie sich im Jahr 2000 noch auf

AC konnte addieren, subtrahieren, multiplizieren, dividieren

Was nun den Lüftungsanlagenbauer im ABU-Unterricht oder den Schreiner in

0.000000001 US-Dollar.3 Diese Entwicklungen haben internationale Transak-

und Quadratwurzeln ziehen.2 Mit dem iPhone 5s kann der

der Lehrwerkstätte für Möbelschreiner heutzutage auf ihrem Karussell schneller

tionen enorm vereinfacht.

User, 68 Jahren nach ENIAC, stehende und laufende Bilder

drehen lässt, ist die Breite der Auswahl ihrer Möglichkeiten. Denn die Erde

Die Schweiz gehört zu den Gewinnern dieser Globalisierung. Nach dem jähr-

anschauen und erzeugen, Töne hören und erzeugen, Texte

dreht sich immer noch in 24 Stunden einmal um ihre Achse und rast mit 29,78

lich publizierten Globalisierungsindex der US-Zeitschrift Foreign Policy stand

lesen und Texte schreiben oder über Video, Ton oder Text

Kilometern pro Sekunde durch das All. Wir, die Menschen in den führenden

unser Land 2006 nach Singapur an zweiter Stelle der am stärksten globalisier-

mit mehreren Usern, die über die ganze Welt verstreut sind,

Industrienationen, können heute aber aus immer mehr Produkten, Dienstleis-

ten Länder.4/5

kommunizieren.

tungen und Möglichkeiten auswählen – ein Krümmen des Zeigefingers, ein

Die meisten Lernenden, die im Jahr 2014 ins Reishauer

Mausklick, genügt. Diese Fülle an Informationen, die schier endlosen Reihen

Der globale Wirtschaftswettbewerb beschleunigt den Strukturwandel in der

kommen, haben jeden Tag mindestens ein mobiles Gerät bei

von Produkten, Dienstleistungen und Möglichkeiten, die wir uns in immer

Schweizer Wirtschaft. Während der Dienstleistungssektor weiter anwächst,

Sie werden immer kleiner, sie werden immer

sich – sei dies ein Smartphone, ein Tablet oder ein Laptop.

kürzeren Zeitabständen zu eigen machen könnten, können dabei das Gefühl

73 Prozent der Beschäftigten in der Schweiz fanden dort 2005 ihren Lebensun-

leistungsfähiger und sind aus unserem Alltag nicht mehr weg-

Was bedeutet dies für die BBZ MA? Der folgende Artikel ver-

bewirken, immer weniger Zeit zur Verfügung zu haben.

terhalt, schrumpfte der Beschäftigtenanteil im Industrie- und Bausektor vom

zudenken: die Computer. ENIAC (Electronical Numerical

sucht eine Auslegeordnung.

Natürlich erlauben es uns die Computer nicht nur zu konsumieren. Unsere

Spitzenwert 53 Prozent im Jahr 1965 auf 23 Prozent im Jahr 2005.6

immer kleiner werdenden Freunde erlauben es uns auch zu produzieren und

Das Schrumpfen des Beschäftigtenanteils im Industrie- und Bausektor hin oder

Integrator and Computer) hiess der erste rein elektronische Universalrechner. Es war das Jahr 1946 und der ENIAC, von

Geschwindigkeit durch Möglichkeiten

zu kommunizieren. Wir alle können Texte schreiben, Bilder schiessen, Videos

her – die Digitalisierung macht auch vor diesen Branchen nicht Halt. Immer

der US-Armee zur Berechnung von ballistischen Tabellen

Im Jahr 1825 wurde die Eisenbahnstrecke zwischen Stockton

aufnehmen. Geomatikerinnen und Geomatiker können Geodaten mit GIS-,

mehr Lebensbereiche laufen über Computer und das Internet. Den Lernenden

benutzt, wog ungefähr 30 Tonnen und benötigte eine Stand-

und Darlington in England eröffnet. Am 27. September, an-

CAD- und Layout-Programmen analysieren und gestalten. Zeichnerinnen und

die Kompetenzen, die sie für diese Entwicklung brauchen, auf ihren Weg mit-

fläche von 140 Quadratmetern.1

lässlich der Jungfernfahrt, nahmen die ersten Bahnreisenden

Zeichner im Ingenieurbau, der Raumplanung oder der Landschaftsarchitektur

zugeben, ist bei weitem nicht nur eine Sache für die gymnasiale Maturität, die

Aktuell schreiben wir das Jahr 2014 und das neuste iPhone,

der Geschichte auf 18 Sitzplätzen im extra dafür angefertigten

können ihre Vorstellungen mit Hilfe von Computern umsetzen und die

Universitäten, Fachhochschulen und höhere Fachschulen. Die ‹Informations-

das iPhone 5s, wiegt noch 112 Gramm. Es ist 58,6 Millimeter

Passagierwagen Platz. Wahrscheinlich waren sich alle 18

Maurerinnen und Maurer der Grundbildung können sich dank Computern

gesellschaft› ist als ein Vorzeichen für die ganze Gesellschaft zu verstehen,

64

65

nicht nur für einige Branchen, soziale Schichten oder Regionen. Mitunter kann dies auch als eine Art von ‹digitalem Druck› empfunden werden. Ein Abseitsstehen vor dieser Digitalisierung ist kaum möglich. Es sei denn, jemand verfügt über genügend Wissen oder Kapital, um sich ausserhalb vom Arbeitsmarkt zu erhalten. Keine Lernende und kein Lernender kann sich heute der Digitalisierung verweigern – umso weniger können es die Schulen und die Lehrpersonen.

Digitale Verlängerung Im Jahr 1964 definierte der Philosoph und Kommunikationstheoretiker Marshall McLuhan in seinem Buch: «Understanding Media» alle Medien als «Erweiterungen unserer menschlichen Sinne»7. Auch das Medium Computer

Mobile Geräte und BYOD

erlaubt dem User seine «menschlichen Sinne» durch den digitalen Raum zu

Das Bedürfnis der Menschen nach Mobilität, nach Individualität und die

erweitern oder zu verlängern. Ich kann ein Musikstück, einen Text oder ein

technische Machbarkeit von immer leistungsfähigeren Computer, die dabei

Bild, das auf der anderen Seite der Erdkugel entstanden ist, mit meinen Sinnen

gleichzeitig immer kleiner werden, ermöglichen die Erfolgsgeschichte der

erfassen. Allein die Nase und meine Hände kann ich noch nicht über den vir-

‹mobilen Geräte›.

tuellen Raum erweitern. Gewisse Unternehmen forschen jedoch bereits seit längerem an virtuellen Lösungen, die zum Beispiel Paaren in Fernbeziehungen

Im Westen werde die Zahl der mobilen Geräte (Smartphones, Tablets, Laptops)

Berührungen ermöglichen sollen. Das Pärchenarmband «TapTap» soll eine

bis 2018 auf 45,8 Millionen anwachsen, prognostizierte unlängst eine Studie

solche Lösung sein und wird, gemäss dem Hersteller Woodenshark, diesen

des amerikanischen Telekommunikationsriesen Cisco Systems. 57 Prozent des

Sommer auf den Markt kommen. Der ‹Geruchs-PC› ist hingegen auch im Jahr

gesamten Datenverkehrs im westeuropäischen Raume werde bis 2018 über

2014 noch nicht im Handel erhältlich.

Smartphones laufen – 21 Prozent über Tablets und 14 Prozent über Laptops.

Als Schnittstelle zwischen Beruf und Privatleben oder zwischen Schule und

Die digitalen Erweiterungen oder Verlängerungen unseres Selbst durch Com-

Privatleben und als Lösung für User, die viel unterwegs sind, finden die mobi-

puter sind dem Computer-User des Jahres 2014 natürlich nur genehm, wenn

len Geräte ihre Paraderolle.

sie sich im virtuellen Raum abspielen und nicht mit einer tatsächlichen physi-

66

schen Verlängerung seines Computers einhergehen. Wären die Computer seit

Und hier kommt der Begriff BYOD (Bring Your Own Device) ins Spiel. Bring-

ENIAC mit jeder neuen Funktion, die sie dazu gewonnen haben, grösser oder

dein-eigenes-Gerät-mit ist die Antwort für alle User, die nicht mehr mehrere

schwerer geworden – ihr Siegeszug wäre mehr als fraglich geblieben. Dank der

Computer mit verschiedenen Daten an verschiedenen Orten haben wollen.

Transistortechnologie und dem Mikrochip begannen die Computer aber einst

Für das duale System der Berufsbildung ist die parallele Ausbildung an zwei

statt immer grösser, immer kleiner zu werden. Sie begannen sozusagen nach

(oder mehreren) Lernorten bezeichnend. Dass dabei mobile Geräte flexibles

innen und nicht nach aussen zu wachsen.

und ortsunabhängiges Lernen erleichtern können, kann man sich gut vorstel-

In den 200’000 Jahren seit den Steppenwanderungen des Homo sapiens in

len, doch fördert es auch das Lernen selbst?

Afrika ist mittlerweile der grösste Teil der Menschheit sesshaft geworden. In

«Immer seine eigenen Geräte zur Verfügung zu haben und immer dieselben,

den Ländern, in denen die Industrialisierung am weitesten fortgeschritten ist,

die man gut kennt, ist sicher eine Erleichterung» sagt Marc Pilloud, Dipl.

sind die meisten Menschen zudem oft auch ‹sesselhaft› geworden. In den am

Informatik Ing. ETH mit höherem Lehramt. «Ob die Lernenden dann wirklich

weitesten fortgeschrittenen Industrienationen verrichten immer mehr Men-

auch unterwegs lernen, bezweifle ich. Ausser natürlich bei denjenigen

schen ihre Arbeit im Sitzen vor einem Computer. Das Bedürfnis nach Bewe-

Lernenden, die bereits von sich aus eine hohe Motivation mitbringen. Ob

gung und Ortswechseln ist jedoch auch bei den meisten dieser ‹Sitzarbeiter›

mobile Geräte das Lernen erleichtern, ist schwierig zu sagen. Mobile Geräte

nach wie vor existent. Nur wurde die Arbeit, die es dafür zu verrichten gilt,

verändern das Lernen auf jeden Fall, sie passen das Lernen der Informations-

wo immer nur möglich, an Maschinen delegiert.

gesellschaft an.»

67

BYOD oder Schulausstattung?

sehr persönlich. Bei Schulgeräten müssen Fotos, die man zum Beispiel für

nicht so sehr auf den Schulstoff fokussieren kann. Irgendein Problem taucht

dass man an einer Schule sehen kann, wie das funktionieren kann. Dabei wäre

Wie soll nun eine Schule auf diese ‹digitalen Zeichen› der Zeit reagieren? Setzt

einen Fotobericht gemacht hat, wieder gelöscht werden. Das ist umständlich

auch später sicher wieder auf, aber natürlich viel weniger» weiss Szalatnay zu

es besonders wertvoll, wenn sogar unterschiedliche Modelle entwickelt und

eine Schule auf reines BYOD, zieht dies unweigerlich gewisse Herausforderun-

und mühsam. Zudem geben die Lernenden einem eigenen Geräte wohl mehr

berichten.

umgesetzt werden.»

gen bezüglich der IT-Architektur nach sich, da die Heterogenität der Geräte

Acht, als einem Schulgerät.» Auch Andreas Sägesser, Berufsfachschullehrer im

berücksichtigt werden muss. Will eine Schule allen Lernenden und Lehrperso-

Berufsfeld Informatik und Dozent Fachdidaktik Berufskunde an der Pädagogi-

Eine weitere grosse Herausforderung, die wohl alle User von Computern

BYOD ist sicher keine einfache Geschichte. Als ich im vergangenen Februar die

nen die gleichen mobilen Geräte abgeben – oder einfach eine gewisse Anzahl

schen Hochschule Zürich, zieht eine positive Bilanz bezüglich denjenigen

kennen, ist die Gefahr, dass man sich in den unendlichen Möglichkeiten des

erste iPad-Klasse der BBZ, ein Pilotprojekt, übernommen habe, war ich mir

von Geräten zur Verfügung stellen – vereinfacht dies vieles auf technischer

Lernenden bei ihm, die ihr eigenes Gerät besitzen: «Seit die Lernenden die

virtuellen Raumes verliert oder gar bestimmten Anwendungen gegenüber

meiner Rolle des Erkunders, des Ausprobierers noch nicht so sehr bewusst.

Ebene, dafür stellt sich dann die Kostenfrage.

eigenen Geräte haben, laufen die eigentlich immer. Es gefällt mir, dass die

‹Suchttendenzen› entwickelt. Dazu nochmals Sägesser: «Ich bin überzeugt,

Es braucht definitiv Mut, um sich auf dieses Experiment einzulassen. Vielleicht

Lernenden für die Pflege der eigenen Geräte verantwortlich sind.»

dass man anhand des Themas Medienkompetenzentwicklung, wozu natürlich

sogar noch ein bisschen mehr Mut, als es die ersten 18 Eisenbahnreisenden am

Marc Pilloud hat bereits mehrere nationale und internationale Schulen in die-

Abgesehen von IT-Kompetenzen, die BYOD klar fördert, wirkt sich BYOD auch

auch das Sich-Verlieren oder Suchtendenzen gehören, das Thema der Kompe-

27. September 1825 im Passagierwagen: «Experiment» zwischen Stockton und

sen Angelegenheiten beraten. Was kann er aus seiner Erfahrung dazu sagen?

allgemein positiv auf das Lernen aus? Dass persönliche mobile Geräte das

tenzentwicklung an und für sich aufzeigen und gemeinsam mit den Lernen-

Darlington gebraucht haben.

«Unter den verschiedenen 1:1-Varianten (ein Gerät pro Person) hat sich im

individuelle Lernen fördern und den Unterricht allgemein bereichern, davon

den darüber nachdenken kann. Nur mit Wissen allein kann ich ein iPad nicht

Vergleich von vielen Pilotprojekten BYOD klar als der Favorit erwiesen. Dies

sind sowohl Sägesser als auch Szalatnay überzeugt. «BYOD vereinfacht die

nutzen. Es braucht immer auch die Fertigkeit und eine entsprechende Haltung.

ist das Modell, dem in den nächsten Jahren alle Sek II Schulen folgen werden.

individuellen Lernprozesse enorm» sagt Sägesser. «Digitale Medien erlauben

Wenn die BYOD-Geschichte so erzählt wird, dann werden die Lernenden zur

BYOD ist für die nächsten ca. 12 Jahre sicher der richtige Weg für Schulen

es mir, Ressourcen für die Kompetenzentwicklung der Lernenden sehr einfach

wertvollen Ressource.»

um Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT) in die Schule zu

und schnell zur Verfügung zu stellen».

Die Frage, ob BYOD ihre Rolle als Lehrperson verändert habe, verneinen

integrieren und damit ihre Authentizität und Legitimität in der Gesellschaft zu

«Durch BYOD konnte ich zudem die Chance wahrnehmen, vom Frontalunter-

Pilloud, Szalatnay und Sägesser. Pilloud und Szalatnay sagen, dass sich ihre

gewährleisten.»

richt abzukommen und den Lernenden anhand von Projekten die Möglichkeit

Rolle zwar tendenziell eher in Richtung eines Coachs verändert habe, «eine

Welche Dinge muss eine Schule dabei beachten? Pilloud erwähnt drei Kompo-

geben, ihr Lernen vermehrt selber in die Hand zu nehmen», sagt Szalatnay.

wirklich bedeutsame Veränderung habe ich aber nicht festgestellt», fügt

nenten: Professionelles Personal, eine funktionierende Basisinfrastruktur und

Er erwähnt als Beispiel das Programm «Explain Everything». Mit diesem Pro-

Szalatnay hinzu. «Es braucht die Lehrperson immer noch und der menschliche

gut funktionierende ICT-Dienste. Bevor jedoch diese technischen Aspekte zum

gramm können Lernende selber einen Videoclip erstellen, indem sie etwas

Kontakt ist nach wie vor das Wichtigste im Lernprozess».

Zug kommen können, braucht es einen fruchtbaren Boden dafür: «Um dies

erklären. Er gebe einem Lernenden zum Beispiel den Auftrag einen Kurzfilm

alles gewährleisten zu können, braucht es natürlich zuerst die entsprechenden

zum Thema: ‹Das/Dass› zu erstellen. Nun müsse der Lernende zuerst einmal

Experiment BYOD

finanziellen Ressourcen und den nötigen politischen Willen diese Ressourcen

die Theorie nachlesen. Dann müsse er sich überlegen, wie er das im Kurzfilm

Die Digitalisierung unserer Leben ist eine Entwicklung, die niemanden nach

bereit zu stellen. Am wichtigsten scheint mir jedoch die Einsicht, dass digitale

darstellen und erklären möchte. «Angenommen der Lernende ist wirklich

seinem Einverständnis fragt. Auch das Tempo der Digitalisierung liegt gröss-

Medien in unserer Gesellschaft, in der Wirtschaft und auch in der Schule des

bestrebt, sein Das-Dass-Problem zu beheben, er macht dieses Video also ernst-

tenteils nicht in unseren Händen. Die Technologie selbst gibt den Schritt vor.

21. Jahrhunderts eine äusserst zentrale Rolle spielen.»

haft, dann hat er sich länger auf verschiedenen Ebenen damit auseinanderge-

Wie Pilloud sagt, geht es beim ganzen Thema BYOD nicht um einen Mehrwert

Pilloud spricht in diesem Zusammenhang auch gerne vom «Computern» als

setzt, was zu einem grösseren Lernerfolg führen wird», sagt Szalatnay.

für den Unterricht oder eine Schule. Letzten Endes geht es darum, mit der gesellschaftlichen Entwicklung mitzuhalten und somit als Schule authentisch

«vierter Kulturtechnik». Schlussendlich gehe es darum, mit der gesellschaftlichen Entwicklung mitzuhalten und somit als Schule authentisch zu bleiben.

Einen weiteren Vorteil von BYOD sieht Sägesser in der Vernetzung: «Die

zu bleiben.

«Ja, es braucht ICT-Weiterbildung für fast alle Beteiligten, sowohl metho-

Vernetzung durch soziale Medien oder durch Links erachte ich als ein weiteres

Dabei sind alle Parteien gefordert, sei dies «die Fachdidaktik, die sich up-to-

disch-didaktischer Art, aber vor allem soll das ‹Computern› neben Lesen,

Riesenplus, einerseits um sich zu orientieren, um das Thema in einem grösseren

date halten muss, welche Innovationen und welche Apps für ihren jeweiligen

Schreiben und Rechnen als vierte Kulturtechnik anerkannt werden. Und weil

Zusammenhang zu verorten, andererseits um das vernetzte Denken selbst zu

Fachbereich sinnvoll sind», wie Pilloud sagt, oder seien dies die ABU-Lehrper-

sich die ganze IT-Technologie in den nächsten Jahren weiterhin äusserst rasant

fördern.»

sonen, die für ihren ABU-Unterricht die entsprechenden virtuellen Umsetzun-

entwickeln wird, geht es nicht nur um eine punktuelle Weiterbildung, wie

Mit persönlichen mobilen Geräten werde auch die Kooperation zwischen

gen ausprobieren.

das heute in Schulen oft gemacht wird, sondern um ein berufslebenlanges

Lehrperson und Lernenden und zwischen den Lernenden extrem vereinfacht:

Projekt.»

«Durch BYOD können unabhängig von Ort und Zeit Rückmeldungen gegeben,

Natürlich könnte man all die Smartphones, Tablets und Notebooks, welche die

Fragen gestellt werden und man kann sich gegenseitig Ressourcen zur Verfü-

meisten Lernenden mit sich führen – egal ob im Reishauer, in der Freizeit oder

gung stellen etc.», sagt Sägesser.

im Berufsalltag – auch einfach links liegen lassen. Dass damit aber eine grossen

BYOD im Schulzimmer Oliver Szalatnay ist Lehrperson an der BBZ und der Berufsschule Mode und

Chance verpasst wird, hoffe ich mit diesem Artikel dargelegt zu haben. Auf die

Gestaltung Zürich (MGZ). Seit dem Sommer 2012 unterrichtet er an der MGZ

Dass sich diese positiven Effekte von BYOD nicht von heute auf morgen an

Frage, warum BYOD gerade an der BBZ Einzug halten soll, antwortet Andreas

eine Klasse im BYOD-Modus. Auch er sieht einen klaren Vorteil darin, wenn

einer Schule oder in einer Klasse zeigen, ist klar. «Am Anfang bedarf es einer

Sägesser: «Weil sie dadurch ein Modell werden kann für zukünftige Entwick-

die Lernenden ihre eigenen mobilen Geräte besitzen: «Tablets sind sehr schnell

gewissen Zeit, in welcher man mit Informatikproblemen zu tun hat und sich

lungen. Diese werden in jedem Fall auf uns zukommen und es ist wichtig,

68

http://de.wikipedia.org/wiki/ENIAC http://de.wikipedia.org/wiki/ENIAC 3 Aymo Brunetti, Volkswirtschaftslehre, Lehrmittel für die Sekundarstufe II und die Weiterbildung, 2013, 239.

4 Rudolf H. Strahm, Warum wir so reich sind, 2010, 156.

5 Der aktuelle Globalisierungsindex der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich, der das Jahr 2011 widerspiegelt, platziert die Schweiz auf den elften Platz. Untersucht wurden 207 Länder.

6 Rudolf H. Strahm, Warum wir so reich sind, 2010, 184.

7 Marshall McLuhan, Understanding Media, 1964, 23.

1 2

69

Haus- und Gebäudetechnik im Aufwind

2014

1 2

Energiewende als Chance Die Energiewende wird konkret. Die Steigerung der Energieeffizienz in Gebäuden wird dabei vor allem eine Aufgabe für die Branchen der Haus- und Gebäudetechnik sein. Dies verleiht wiederum ihren Berufsbildern eine neue Attraktivität. So wird die Energiewende auch für die Berufsschule und Schulberufe im Reishauer zur Chance.

Von Josef Lang und Marcel Hegetschweiler

wird. «Der Abgabesatz der CO2-Abgabe soll auf 84 Franken pro Tonne CO2 steigen und die Mittel aus der Teilzweckbindung der CO2-Abgabe werden den

Negativfaktor: «Ein Hindernis ist auch der Zielkonflikt zwischen Eigentümer

Kantonen künftig ausschliesslich in Form von Globalbeiträgen ausbezahlt. Die

Fassade sanieren, wenn ja die Mieter die Nebenkosten bezahlen?»

Gesamtmittel des Bundes und der Kantone für das Gebäudeprogramm betra-

Bei Neubauten gibt es weniger Widersprüche zwischen Wirtschaftlichkeit und

gen ab Inkraftsetzung des neuen Energiegesetzes und des geänderten CO2-Ge-

Umweltschutz. Urs Rieder meinte dazu: «Bei Neubauten ist es effektiv so, dass

setzes jährlich rund 525 Millionen Franken.» Rund die Hälfte des gesamten

sich der Gegensatz Ökonomie versus Ökologie immer weniger stellt. Einerseits

Energieverbrauchs in der Schweiz entfällt auf das Heizen und Betreiben der

sind die gesetzlichen Vorschriften so, dass die Gebäudehülle gut realisiert wer-

rund 1,6 Millionen Gebäude. Rund 80 Prozent dieser Häuser sind zudem bis in

den muss. Andererseits sind zeitgemässe und effiziente Heizsysteme wie zum

die späten 80er Jahre gebaut und energetisch nicht erneuert worden.1

Beispiel Wärmepumpen auch günstiger als ineffiziente. Einige Systeme wie

und Mieter. Warum soll der Eigentümer hochwertige Apparate kaufen oder die

Photovoltaikanlagen sind den letzten Jahren massiv günstiger geworden und In den Gebäude- und Haustechnik-Branchen ist man sich dieser Chance und

können heute in vernünftiger Zeit amortisiert werden.» Was die Sanierungen

Herausforderung bewusst. Urs Rieder, Professor für Gebäudetechnik an der

betrifft, schlägt Rieder deren «sinnvolle Etappierung» vor. «Dazu braucht es

Hochschule Luzern, bestätigte am achten Haustech-Planer-Tag im vergange-

für jedes Gebäude eine Erneuerungsstrategie».

nen Jahr im Kongresshaus Zürich, dass die Gebäude der «grösste Hebel» für

Christian Zeyer, Leiter Research swisscleantech, sieht den Widerspruch zwi-

die Energiestrategie 2050 seien. Zusammen würden diese rund die Hälfte des

schen Ökonomie und Ökologie mehr auf der subjektiven als auf der objektiven

Energieverbrauches ausmachen.

Ebene: «Im Grunde genommen sind schon heute die meisten Massnahmen rentabel. Das Problem ist, dass die Besitzer oft eine falsche Renditeerwartung

Manfred Greis, Generalbevollmächtigter der Viessmann Group, ergänzte, dass

haben. Wenn eine Dämmung eine Lebensdauer von 40 Jahren hat, sollte man

ten Anlass organisiert. Die Energiewende, die

das theoretische Potenzial der erneuerbaren Energien zur Abdeckung von

eine solche auch in die Kalkulation mit einbeziehen.» Wichtig sei es, Mass-

kurz zuvor zu einem geflügelten Wort gewor-

lediglich 60 Prozent des heutigen Energiebedarfes reichen würde. Die verblei-

nahmen dann umzusetzen, wenn sie im Lebenszyklus des Gebäudes «auch

den war, schien die Branche richtig zu beflü-

benden rund 40 Prozent müssten durch Effizienzsteigerungen, vorderhand im

wirklich fällig sind». Das Wichtigste aber sei, dass die «Energiepreise ansteigen,

geln. Und das wiederum machte ihre Berufe

Gebäudebereich, eingespart werden. Rieder selber doppelte in einem Inter-

damit sie die effektiven Kosten abdecken.» So werde die Gebäudesanierung

unter Jugendlichen attraktiver.

view mit dem Firmenmagazin «Haustechnik» (Nummer 2, April 2013) der

bestimmt «rentabel».

Tobler Gruppe nach: «Die Haustechnikbranche wird langfristig boomen,

Gebäudeprogramm: grösster Hebel der Energiewende

wenn es gelingt, die Sanierungsquote wie angestrebt zu erhöhen. Die Installa-

Mangel an personellen Ressourcen

teure haben schon heute sehr viel Arbeit.»

Eine grosse Herausforderung für die Energiewende ist der Personalmangel. Es

In der Zwischenzeit hat der Bundesrat der

70

hat zu wenig Fachleute und diese sind häufig zu wenig gut ausgebildet. Das hat

«Die jungen Leute haben

Energiewende einen konkreten Namen gegeben: Energiestrategie 2050. Hier die amtliche

Hemmschwellen, Hindernisse und deren Überwindung

zu tun mit einer «Verschiebung innerhalb der Bauwirtschaft», wie das Zeyer

wieder mehr Lust auf Gebäudetechnik». Diese Aussage fiel im Luzerner Casino an der

Kurzdefinition: «Als Folge eines schrittweisen

Auf unsere Frage, wo er die grössten Hemmschwellen sehe, antwortete Rieder:

grossen Anteil am Arbeitsvorrat ausmachen. Regelungstechnik und nachhaltige

anfangs 2012 erstmals durchgeführten Tagung

Ausstiegs aus der Kernenergie ist der Zubau

«Wichtige Punkte sind beispielsweise das weitverbreitete Modell des Stock-

Heizsysteme spielen eine wichtige Rolle. Das Haus wird zunehmend intelli-

«Solarwärme Schweiz». Gemacht wurde sie

von Wasserkraft und von neuen erneuerbaren

werkeigentums, das die Auslösung von Sanierungen erschwert.» Weiter brau-

genter – auch bei Altbauten.» Bereits heute gebe es «ein personelles Manko»,

von Markus Portmann, Vizepräsident von

Energien sowie die Steigerung der Energie-

chen die Investoren «langfristig wirksame Anreizsysteme» wie beispielsweise

und zwar «auf der Ebene der Planung wie auch der Ausführung».

Swissolar. Der Fachverband für Sonnenenergie

effizienz in Gebäuden, bei Geräten und im

«Steuererleichterungen bei Unterschreiten des Benchmarks oder den Ausbau

hatte gemeinsam mit suissetec, dem schweize-

Verkehr nötig.» An erster Stelle steht also das

der CO2-Steuer». Aber «ohne gesetzlicher Verschärfungen» bringe auch das

Rieder sieht ebenfalls ein Nachhinken des Faktor Menschen gegenüber

risch-liechtensteinischen Verband für Gebäu-

«Gebäudeprogramm», das «zur Förderung

nur wenig. Stefan van Velsen, Mitglied der Geschäftsleitung bei 3-Plan Haus-

dem Faktor Technik. «Die Gebäudetechnikbranche hat sich in den letz-

detechnik, den von 230 Fachpersonen besuch-

von energetischen Sanierungen verstärkt»

technik AG, nannte in seiner Antwort auf unsere Frage noch einen weiteren

ten Jahren bereits wesentlich verändert und dynamisiert. Im Moment

ausdrückt. «Umbauten und energieeffiziente Neubauten werden den einen

71

ist die Innovationskraft der Branche auf zu wenig Köpfe verteilt, sie leidet

In einem Interview mit dem Firmenmagazin «Haustechnik» (Nummer 1,

Module für die Energiewende

beiträge erzielt werden müssen. Das gilt besonders für die Berufs- und höheren

unter einem chronischen Mangel an personellen Ressourcen.» Zeyer, der

März 2014) der Tobler Gruppe sagte Hans Heggli Junior, CEO und Mitglied der

Steven Weber dürfte zu einem der heiss begehrten Energieexperten werden,

Fachprüfungen.

sowohl «auf der Ebene der Planung wie auch der Ausführung» ein «per-

Geschäftsleitung bei der Hans Heggli AG:

auf welche die Energiewende dringend angewiesen ist. Das Schulhaus Reishauer

sonelles Manko» sieht, weist noch auf einen weiteren wachsenden

«Zunehmend braucht es ein komplexes Wissen, um sich im Handling biva-

beherbergt mit der Höheren Fachschule für Technik eine deren wichtigsten

Dies ist auch deshalb bedenklich, weil es vor allem an Berufsfachleuten man-

«Bedarf» hin: den an «Beratungskompetenz». Van Velsen hält lakonisch

lenter Heizsysteme auszukennen und in der Bedienung elektronischer Geräte

Bildungsstätte. Klopfen wir das aus neun Modulen bestehende Nachdiplom-

gelt, die an höheren Fachschulen ausgebildet wurden und weniger an den

fest: «Wir brauchen gute, fundiert ausgebildete Fachleute, Techniker und

jederzeit up-to-date zu bleiben. Aufgrund des technologischen Fortschritts hat

studium «Konzepte und Energie» auf deren Nutzen für die Energiewende ab!

«Energie- und Consulting- Theoretikern», wie Marc Bättig sie nennt. Laut

Architekten.»

sich auch die Ausbildung innerhalb der Branche massiv verändert. Ein Gross-

Das Modul 1 «Nutzung erneuerbarer Energie» hat unter anderem das Lern-

dem Heizungs-Fachlehrer fehle es primär an Haustechnikern, «die machbare

Wie aber kommt man zu diesen? Rieder schlägt eine «breit angelegte Image-

teil erlernt zwar immer noch mehrheitlich den Beruf des Heizungs- oder

ziel: «Die Teilnehmenden kennen die Fördermassnahmen von Bund und

Konzepte umsetzen können.» Diese «benötigen fundiertes Wissen in die Tiefe

kampagne für die Gebäudetechnikberufe» vor. Ausdrücklich erwähnt er die

Sanitärinstallateurs. Der Lehrplan im Jahr 2014 hat aber fast nichts mehr

Kantonen». Die Inhalte sind die folgenden: Solarenergie, Geothermie, Biomasse.

und Praxiserfahrung. Wenn ein Energieplaner nicht von Grunde auf ein Fach-

Frauen, die in «diesem faszinierenden Berufsfeld» stark untervertreten sind.

gemein mit demjenigen aus den 1960er- oder 1970er-Jahren. Ein moderner

Zu den sechs Lernzielen des Moduls 2 «Energiesysteme, Wirtschaftlichkeit

wissen besitzt, endet sein Konzept als Rohrkrepierer». Ideal sei eine «Lehre

Weiter brauche es «mehr Weiterbildungsaktivitäten für Berufsleute» und

Installateur muss nicht nur Handwerker, sondern immer auch Verkäufer sein,

und Perspektiven» gehört: «(Sie) verstehen den Zusammenhang zwischen

als Gebäudetechnikplaner und anschliessend eine Weiterbildung zum Hei-

«Passerellenangebote», um damit «Berufsleuten aus anderen Branchen den

ein Spezialist und oft auch ein Planer.»

Energieverbrauch, Wirtschaftlichkeit und Umweltbelastung und Begriffe wie

zungstechniker HF oder HLKS-Ingenieur FH (BSc in Gebäudetechnik).» Das

graue Energie und externe Kosten». Unter den Inhalten werden «Zukunfts-

Weiterbildungsangebot an der BBZ MA müsse unbedingt weiter ausgebaut

Einstieg in die Gebäudetechnik zu erleichtern.» Was die Berufsschule betrifft, solle sie «einen aktiven Beitrag bei der Imagekampagne» leisten, die Inhal-

Allerdings machte Heggli mit dem nachfolgenden Statement klar, dass sich

perspektiven der einzelnen Energieträger, Umweltbelastung und Energiever-

werden. «Zur Zeit wird noch eine TS Klasse Heizung geführt. Viele Interes-

te der HF-Ausbildungsgänge «weiterhin aktuell halten» und die Lernenden

zumindest das Image des Heizungsmonteurs wohl noch nicht genug aufpoliert

brauch» aufgeführt. Modul 3 «Energie und Gebäude» verfolgt neben fünf

senten konnten nicht aufgenommen werden. Um weitere Klassen führen zu

motivieren, «die höchste ihnen mögliche Ausbildung zu absolvieren».

hat: «Früher war ‹Learning by Doing› angesagt. Heute braucht es daneben viel

weiteren Lernzielen das folgende: «(Sie) beurteilen die ökologischen Aspekte

können, benötigt es Fachleute, die bereit sind, ihr Wissen und Können den

Van Velsen verlangt, dass die «Sensibilisierung zum Thema Energie» bereits

technisches Wissen, etwa über die Funktionsweise der Regeltechnik. Da der

der wichtigsten Baustoffe und die Einflüsse auf die Betriebsenergie». Unter

Schülern und Studenten weiterzugeben.»

im Grundkurs vermittelt werde. Er nennt das «Denken in Energie und Leis-

Beruf viel anspruchsvoller geworden ist, ist es wichtig, Nachwuchs mit ent-

den sieben inhaltlichen Schwerpunkten befinden sich Sonne, Nachhaltiges Bau-

tung». Weiter plädiert er dafür, «das gute Nachdiplomstudium Energie bei-

sprechendem Bildungsniveau für den Beruf des Heizungsmonteurs zu begeis-

en und Minergie. Im Modul 6 «Energiekonzepte und Analysen» lernen die

Einen Lichtblick gibt es beim anderen leidigen Thema, dem der mangelnden

zubehalten».

tern. Dabei stellen wir leider fest, dass dieser bei unseren Wunschkandidaten

Teilnehmenden, wie man «in einem bestehenden Gebäude eine Energieun-

internationalen Anerkennung der heutigen Titel. Dabei gehören die in der

Wie wichtig die Verbände die Nachwuchsförderung nehmen, illustriert

oft als wenig attraktiv wahrgenommen wird.»

tersuchung» und «für Neubauten eine Energieanalyse» durchführt. Zu den

Schweiz ausgebildeten Berufsleute «zu den Besten ihrer Berufsgattung welt-

vier Lerninhalten des Moduls 8 «Unterhalt und Betriebsoptimierung» gehören

weit». Diese Formulierung steht in einer Motion Aebischer, die im Juni 2014

Energiebedarf/Betrieb sowie Entsorgung mit der Frage der Materialkreisläufe.

vom Nationalrat gegen den Antrag des Bundesrates angenommen wurde. Der

das suissetecmagazin November/Dezember 2013, das schwergewichtig der Berufsbildung sowie der Weiterbildung gewidmet ist. Dem Magazin lagen

Tatsächlich hat sich bei der schulischen Herkunft der Lernenden in unseren

aufwändig gestaltete Leporellos bei, in denen je drei Lernende, beziehungs-

Haus und Gebäudetechnik-Berufen wenig geändert. Aber das Verhältnis zum

weise Praktiker sowie Lehrpersonen aus den Bereichen Sanitär, Heizung, Lüf-

Beruf hat sich gebessert. Seltener hört man die Aussage, man habe nichts

tungsanlagenbauer, Spengler und Gebäudetechnikplaner sich vorstellen. Die Schlussseite des Magazins zieren die Monte-Rosa-Hütte bei Nacht – und der

Vorstoss fordert, dass «jene Titelbezeichnungen gesetzlich verankert werden, welche die Titeläquivalenz mit anderen schweizerischen und ausländi-

Besseres gefunden oder man bleibe sicher nicht im Beruf nach der Lehre. Die

Ohne Höhere Berufsbildung weder Lehrmeister noch Lehrlinge

Schülerinnen und Schüler, von denen es bei den Handwerkern wenige, bei

Aufgrund der vitalen Bedeutung, welche die Höhere Berufsbildung – neben

oder ‹Professional Master›).» Wenn die Motion auch die Hürde des Stände-

Text: «Wer macht, dass die Bergsonne auch in der Nacht für Wärme sorgt?

den Planern viele hat, sind sich bewusst, dass ihre Tätigkeit wirtschaftlich

dem Schaffen von Meisterinnen und Meistern sowie Lehrpersonen – für das

rates schafft, gereichte das nicht nur der beruflichen Grundbildung und der

Wir, die Gebäudetechniker.»

und gesellschaftlich gefragt ist. Es ist auffällig vielen klar, dass die Haus- und

Gelingen der Energiewende hat, ist es umso unverständlicher, dass der Zugang

Höheren Berufsbildung, sondern auch der bundesrätlichen Energiestrategie

schen Titelbezeichnungen herstellen (z. B. ‹Berufs Bachelor›, ‹Bachelor-HF›

Gebäudetechnik das Herz der Energiewende bilden. In der Allgemeinbildung

finanziell massiv erschwert werden soll. Der damalige Rektor der Baugewerb-

2050 zum Vorteil. Ohne Energieexpertinnen und Energiexperten keine Ener-

Vielversprechende Zukunftsaussichten

zeigt sich, dass ihnen Themen wie Klimaerwärmung, Ausstieg aus Atom und

lichen Berufsschule Zürich Urban Vecellio veröffentlichte im Sommer 2012 in

giewende. Und ohne berufliche Grundbildung und Höhere Berufsbildung

Haben Unternehmen volle Auftragsbücher, führt dies in der Regel zu höheren

Erdöl, Energiewende oder Ökologie geläufig sind und dass sie etwas mit ih-

der unabhängigen Fachzeitschrift für die Sanitär-, Heizungs-, Lüftungs- und

keine Energieexpertinnen und Energieexperten.

Umsätzen. Werden in einer Branche allgemein höhere Umsätze erzielt, ver-

rem Beruf zu tun haben. Bei Absolventen des zweijährigen Eidgenössischen

Energiebranche einen Text mit dem Titel «Ohne Lehrmeister keine Lehrlin-

bessert sich damit auch deren Image. Dies färbt dann wiederum auf die Be-

Berufsattests (EBA) kommt vor, dass sie eine Lehre machen wollen, weil sie in

ge!» Dabei ging er auch auf die Frage «Wer soll das bezahlen?» ein: «Noch

rufsbilder der Branche ab. Erfolgreiche Branchen haben in der Folge we-niger

diesem Bereich eine Zukunft sehen.

funktioniert das System. Aber es ist in Gefahr. Wohl ist die Fiskalrendite in

Nachwuchsprobleme.

der Höheren Berufsbildung im Vergleich zu allen anderen Ausbildungen im

Allerdings galten die Berufsbilder der Haus- und Gebäudetechnik lange Zeit

Im Leporello-Interview sagt der Gebäudetechnikplaner Heizung EFZ Steven

tertiären Bereich mit fast 14 Prozent am höchsten.» Aber das sei eine Folge der

als «schmuddelig». Hartnäckig hielt sich das Vorurteil, dass wer sonst nichts

Weber: «Zudem sind die Zukunftsaussichten vielversprechend. Wegen der Kli-

«hohen Eigenleistungen» der Absolventinnen und Absolventen. «Eine drei-

findet, Sanitärinstallateur oder Heizungsmonteur wird. Nun könnten ausge-

maerwärmung und des knappen und teuren Erdöls sind sparsame Heizungen

jährige berufsbegleitende Ausbildung an einer Höheren Fachschule ist unter

rechnet die dank Energiewende gestiegenen Anforderungen die Berufe im

von zentraler Bedeutung. Dabei kommen auch zunehmend Alternativenergien

20’000 Franken kaum zu haben, obwohl das noch lange keine Vollkosten sind.

Sanitär-, Heizungs- Lüftungs-Bereich oder beim Metallbau sowohl bei den

ins Spiel. Als Gebäudetechnikplaner hat man nie ausgelernt und befasst sich

Und doch sind sie zu hoch» (planer/installateur 2-2012). In der Zwischenzeit

Handwerkerinnen und Handwerkern als auch den Planerinnen und Planern

laufend mit neuen Technologien.»

sind die Aussichten eher schlechter geworden, weil die Kursgelder noch näher

attraktiver machen.

an die Vollkosten-Deckung geschoben werden und stetig höhere Deckungs-

72

1

http://www.uvek.admin.ch/themen/03507/03509/index.html?lang=de

73

74

75

Spots: Schulhaus Reishauer 1984 bis 2014

1 3 1984

Die folgenden Spots in chronologischer Reihenfolge sollen die vergangenen dreissig Jahre Lernort Reishauer veranschaulichen.

Es besteht keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Wichtiges findet neben Nebensächlichkeiten seinen Platz. Das Lesen darf auch Erinnerungen wecken.

Von Theres Bernegger und Ernst Glättli.

Im Laufe der Zeit

1984

1985

1986

1987

1988

1990

Im neuen Schulhaus wird Weltliteratur gelesen: «1984» von George Orwell. Der Engländer schrieb diesen Roman 1948 und wollte seine Vision von einem totalen Überwachungsstaat in naher Zukunft spielen lassen. Dazu tauschte er einfach die Ziffern 4 und 8 des Entstehungsjahres aus. Die Tradition des Lesens wird beibehalten: Lesungen mit Schriftstellerinnen und Schriftstellern finden regelmässig statt.

Im September findet die Umweltwoche statt.

Die Auseinandersetzung mit der Umwelt wird zunehmend ein Thema.

Das Reishauer präsentiert sich mit zwei Schaufenstern an der Ecke Reishauer-/Konradstrasse der Aussenwelt: Eine erste Ausstellung ist Schmiedearbeiten und Arbeiten der Schreinerlehrwerkstätte gewidmet.

Umstellung auf Spätsommerschulbeginn: Statt nach den Frühlingsferien beginnen die neuen Berufslernenden erst nach den Sommerferien.

Der Lektionenausfall zwischen April und Juli wird während vier Jahren mit Weiterbildungsangeboten überbrückt.

Die Stadtzürcher Berufsschulen werden vom Kanton Zürich übernommen. Die Grundlage zur Kantonalisierung der Berufsschulen wurde in der Volksabstimmung vom 2.12.1984 geschaffen: Mit 140’533 Ja- zu 135’277 Nein-Stimmen fand sie eine knappe Mehrheit.

In der Stadt Zürich war man dagegen, auf der Landschaft eher dafür. Somit ist von nun an auch die Baugewerbliche Berufsschule eine kantonale Schule.

Erster Klassenzug der neugeschaffenen Technikerschule Sanitär (Eidgenössische Anerkennung: 9.8.1993).

Bereits seit zehn Jahren gibt es die Technikerschule Heizung/Klima (Anerkennung: 22.8.1984).

2000 wird die Technikerschule (TS) durch den Studiengang Innenarchitektur ergänzt (Anerkennung: 24.8.2004). Mit der Einführung des neuen Rahmenlehrplans für das Studium dipl. Techniker/in HF wird die Technikerschule 2015 zur Höheren Fachschule für Technik.

Direktor: Dr. Alfred Keller Vorsteher: Eduard Weilenmann Stellvertreter: Dr. Anton Tschudi

Das Computerzeitalter hält Einzug ins Reishauer: Im Zimmer 302 (ehemals ABU-Kustodie) werden zwölf Stück Data-General/Wibeag mit Ado-8 Netzwerk und im Zimmer 442.1 zwölf Stück Mac Plus installiert.

Ab kommenden Jahr wird die Lehrerschaft in Basic geschult und die Berufslernenden erhalten die ersten Lektionen Informatik, basierend auf einem Modul der Firma Blackbox.

Bild und Ton werden mobil: Aus der Werkstatt des Technischen Leiters, Walter Bieri, kommt ein erster Videowagen (mit VHS-Player). Weitere solche Eigenkonstruktionen folgen. 2012 wird schliesslich der letzte Videowagen (mit VHS-DVD-Kombigerät) ausser Betrieb gesetzt. Zwei fahrbare Tonanlagen (mit Verstärker, Lautsprecher, Doppel-TBK, DVD-Player und Plattenspieler) sind ebenfalls Marke Eigenbau.

Direktor: Dr. Alfred Keller Vorsteher: Eduard Weilenmann Stellvertreter: Urban Vecellio

76

Die Metallplastik des Schweizer Künstlers Florin Granwehr (geboren 1949) wird im Innenhof installiert.

Sie trägt den Titel Raumseiten. Der Eingangsbereich ist zu klein, deshalb muss sie mit einem Helikopter eingeflogen werden.

Auf den Spuren von Jean-Jaques Rousseau: Auf der St. Petersinsel findet das erste Auffahrtsseminar statt.

An dieser freiwilligen Weiterbildungsveranstaltung setzen sich Lehrkräfte mit neuen psychologischen und didaktischen Theorien auseinander. NLP, Konfliktbewältigung und vieles mehr sind die Themen der folgenden Jahre.

Aber auch das Leitbild der BBZ wird hier 1997 entworfen. Die Seminare finden an verschiedenen Orten statt, bevorzugt bleibt das im idyllisch gelegenen ehemaligen Kloster auf der Bielersee-Halbinsel.

77

1991

1992

1993

1994

1995

1996

1997

1998

2000

Die Organisation Roadcross wird für das Thema «Unfallprävention im Strassenverkehr» eingeladen.

In der von nun an jährlich stattfindenden Veranstaltung werden die Berufslernenden für die Gefahren im Strassenverkehr sensibilisiert.

Spricht man anfänglich von einem maximalen Blutalkoholwert von 0,8 Promille, sind es unterdessen noch 0,5 Promille, ja sogar nur noch 0,1 Promille für Neulenker.

Teilnahme an der von der Stadt Zürich angeregten Aktionswoche «Der Kreis 5 lebt». Damit will man zeigen, dass das Industriequartier nicht nur eine Drogenszene ist.

Denn mit der Hauruckräumung des Platzspitzes am 5. Februar, ohne flankierende soziale und medizinische Massnahmen, breitet sich die Drogenszene über das ganze Quartier aus, bis sie auf dem Lettenareal sesshaft wird. Dort wird eine offene Drogenszene noch bis Februar 1995 geduldet und dann aufgelöst – diesmal aber besser vorbereitet.

An dieser Erlebniswoche geben die Schülerinnen und Schüler den Besuchern des Reishauers Einblick in ihren Beruf und das, was sie in der Schule und im Lehrbetrieb lernen.

Die Arbeitslosigkeit ist auch für Lehrabgänger ein Thema. Im April wird erstmals eine Informationsveranstaltung mit Fachreferenten unter dem Titel «Arbeitslosigkeit nach der Lehre – was tun?» für Schülerund Lehrerschaft organisiert. Diese Veranstaltung wird in den folgenden Jahren wiederholt.

Die Fachgruppenleiter-Organisation wird eingeführt. Die Fachgruppen sollen nach Vorstellung von Urban Vecellio nach dem Vorbild der schon existierenden Sanitärfachgruppe organisiert werden. Es werden folgende Fachgruppen gebildet: Allgemeinbildung, Heizung, Innenausbau, Klima/Lüftung, Metallbau, Sanitär, TS, Weiterbildung Metallbau und Weiterbildung Sanitär. Die Fachgruppe Sport folgt später.

Das Sprachlabor im dritten Stock hat ausgedient. Es entsteht das ABU-Schulzimmer 312.

Einführung des Rahmenlehrplans für den allgemeinbildenden Unterricht. Bereits 1991 startete auch im Schulhaus Reishauer der Schulversuch «Allgemeinbildung 2000», der ab 1993 mit Einbezug des Berufskundlichen Unterrichts neu «Berufsschule 2000» hiess.

Die bisherigen Fächer Geschäftskunde (Rechtskunde, Buchhaltung, Korrespondenz), Deutsch (Sprachschulung und Fachgebiete Literatur, Bildende Kunst, Musik, Massenmedien, Lebensfragen), Staats- und Wirtschaftskunde werden durch die Bereiche Gesellschaft und Sprache und Kommunikation ersetzt. Rechnen fällt ganz weg. Der Rahmenlehrplan wird 2006 revidiert. Der Rahmenlehrplan (RLP) erfordert einen Schullehrplan (SLP).

Er wird an der BBZ noch im gleichen Jahr ausgearbeitet, 2001 und 2009 überarbeitet und neu aufgelegt. Von nun an geschieht die Anpassung laufend.

Mit den neu startenden Klassen werden flächendeckend Semesterprogramme eingeführt. Die Lehrbetriebe sollen jeweils anfangs Semester orientiert werden, was im kommenden halben Jahr in der Berufskunde, in der Allgemeinbildung und im Sport unterrichtet wird.

In der Kulturwoche im September werden zahlreiche kulturelle Veranstaltungen angeboten.

Unsere Lernenden können nebst Museen und Kinovorstellungen auch die Druckerei der NZZ besuchen oder im alten Letzigrundstadion ein Gespräch mit einem FCZ-Spieler führen.

Im Zimmer 442.1 wird ein Internet cave eingerichtet, mit freiem Zugang für die Schülerschaft.

Einige Jahre später wird es wieder geschlossen. Zu gross waren die Wartungsarbeiten wegen gedankenloser, ja böswilliger Manipulationen an Hard- und Software.

78

Rektor: Dr. Alfred Keller Abteilungsleiter: Urban Vecellio Stellvertreter: Werner Schaufelberger

Der Reishauer erhält eine Aula. Mit der Demontage der Spenglerwerkstatt entsteht das Zimmer 119, das sich für grössere Schulanlässe eignet.

Das Chemiezimmer wird durch Aufteilung verkleinert: Zimmer 134 bleibt noch als Chemielabor, Zimmer 135 wird Computerzimmer mit Mac-SE. Fünf Jahre später erfolgt die Umrüstung auf Macintosh G3. 2001 wird auch aus dem Zimmer 134 ein Computerzimmer.

Kubilay Türkyilmaz, der GC- und Natifussballspieler schildert in der Sporthalle unseren Berufslernenden seine Erfahrungen als Secondo-Junge im Tessin.

In den Sommerferien zügelt die Schreinerwerkstatt ins Schreiner Ausbildungszentrum des Zürcher Schreinermeisterverbandes nach Glattbrugg. Der Parterretrakt am Marstallweg wird nun in Schulräume umgebaut. Es entstehen drei Schulzimmer (023, 025 und 026) und ein Büroraum (024), bezugsbereit im Febraur 1997.

Auch der Computer wird mobil: Aus der Werkstatt von Walter Bieri kommt der erste PC-Wagen.

Weiterer Umbau von Werkstätten. Im Erdgeschoss wird aus der Metallwerkstatt eine Mehrzweck-Werkstatt.

Ein Stockwerk darüber erfolgt die Demontage der beiden Schweisswerkstätten (Elektroschweissen, Autogenschweissen). Es entstehen dort zwei Schulzimmer (121, 123) und zwei Vorbereitungszimmer (120,122).

79

Das handgeschriebene Zeugnis hat ausgedient. Die Lehrerschaft trägt neu die Noten elektronisch am Computer ein. Die Schülerinnen und Schüler erhalten zu jedem Semesterende einen Ausdruck ihres Zeugnisses.

2002

2003

2004

2005

2007

2010

2012

2013

2014

Der Laptop hält Einzug. Mit einem Laptopwagen können die handlichen Geräte in die Schulzimmer gekarrt werden. Weitere solche Stationen (mit Laptops, Drucker, Kabelrollen etc.) folgen aus der Werkstatt unseres Technischen Leiters.

Die ABU-Schulzimmer im dritten Stock erhalten je ein MediaLehrerpult, Beamer, Drucker und dazu vier festinstallierte Schüler-PC.

Erneuerbare Energie wird zum Thema: Auf dem Dach des Demohauses wird eine Solaranlage installiert, zur Stromgewinnung, aber vor allem als Anschauungsobjekt.

Im Sommer ziehen die Schreiner (inklusive Holzbearbeiter-Anlehre) und Architekturmodellbauer ins Schulhaus Lagerstrasse um.

Grund dafür sind die prekären Platzverhältnisse im Schulhaus Reishauer.

Erster Ausbau des W-Lan. In weiteren Schritten wird es flächendeckend auf das ganze Schulhaus ausgeweitet.

Die Mehrzweck-Werkstatt und Schmiede im Erdgeschoss wird umgebaut: Es entstehen Schulzimmer (016, 017) und Büro (015). Dazu kommt eine Lernwerkstatt (018).

Rektor: Rainer Hofer Abteilungsleiter: Alfred Gilg Stellvertreter: Heiner Bräm

Aus der Bibliothek im zweiten Stock wird im Laufe der Zeit eine Mediothek (2004 auf zwei Geschosse ausgebaut) und in diesem Jahr neu eine Lernlounge. Die Bücher werden durch elektronische Medien und Datenträger ersetzt und die Räumlichkeiten neu möbliert.

Auch eine Art Anpassung an neue Ansprüche ist 2005 der Einbau eines Behindertenliftes im Demohaus.

Rektor: Urban Vecellio Abteilungsleiter: Alfred Gilg Stellvertreter: Heiner Bräm

Ein neues Kürzel macht die Runde: BYOD (Bring Your Own Device).

Erste Versuchsklassen starten, die Lehrkräfte werden informiert und instruiert. Ab Herbst 2014 bringen die neu eintretenden Berufslernenden der Grundbildung ihr eigenes ITGerät (Tablet oder auch Laptop) in den Unterricht mit.

Rektor: Rainer Hofer Abteilungsleiter: Markus Hodel Stellvertreter: Heiner Bräm

Rektor: Rainer Hofer Abteilungsleiter: Markus Hodel Stellvertreter: Stefan Kyburz

Rektor: Urban Vecellio Abteilungsleiter: Alfred Gilg Stellvertreter: Werner Schaufelberger

Rektor: Urban Vecellio Abteilungsleiter: Alfred Gilg Stellvertreter: Bruno Bieri

Fotokunst am Bau. Auf das Jubiläum werden die Bilder des bekannten Fotografen Luca Zanier grossformatig auf den Hausfassaden im Eingangsbereich präsentiert.

Quellen Archiv Walter Bieri.

Wir bedanken uns bei Walter Bieri und Eleonore Huber für ihre fachliche Unterstützung.

80

81

Impressum Die Baugewerbliche Berufsschule Zürich, Abteilung Montage und Ausbau, bedankt sich bei allen, die bei der Entstehung dieses Buches mitgewirkt haben.

Einen speziellen Dank geht an die Agentur Notch Interactive GmbH und deren Kreativeinsatz für unsere Ideen die beste gestalterische Umsetzung zu finden.

Wir bedanken uns im Speziellen bei folgenden Personen: dem Verwaltungsrat der Reishauer AG, Eleonore Huber, Sachbearbeiterin im Rektorat BBZ, Thomas Preisig, Vorsitzender der Geschäftsleitung, Preisig AG, Joëlle Racine, Fachsekretärin Bildung, Unia, Corinne Schärer, Mitglied Geschäftsleitung, Unia, Hans Ruedi Schweizer, Unternehmensleitung, Ernst Schweizer AG, Jürg Zellweger, Ressortverantwortlicher Bildung und berufliche Aus- und Weiterbildung, Schweizerischer Arbeitgeberverband, beim «Hausautoren-Team»: Theres Bernegger, Dr. Ernst Glättli, Marcel Hegetschweiler, Dr. Josef Lang, Dr. Susanne Schrödter, Dr. Hansueli Suter, Walter Bieri, Eleonore Huber, Markus Hodel, Rainer Hofer, allen Lernenden der BBZ MA, für ihre Statements oder ihr «Modelling», allen Teams des Hauspersonals der BBZ MA, allen Interviewpartnerinnen und Interviewpartnern und Statementgebern, den beiden Fotografen, allen anderen, die bisher nicht aufgeführt wurden und die auf irgendeine Weise zum Entstehen dieses Buches beigetragen haben.

Herzlichen Dank! Ohne sie wäre dieses Buch nie zustande gekommen.

82

83

Das Kompetenzzentrum der Baubranche – seit 30 Jahren im «Reishauer»

84