WIFO Newsletter 1_16

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ANJA KNOBLAUCH Geschäftsleitung, Administration, Kundenbetreuung, Intonation BILD LUISA KEHL

Geschick vor allem beim Feilen und Schleifen notwendig sind. Bei der Intonation nämlich wird der unverwechselbare und weltweit begehrte «KüngSound» vervollkommnet, hier, in der stillen Kammer und bei höchster Konzentration, entsteht der gute Ton, der für das Schaffhauser Unternehmen seit über 70 Jahren lebenswichtig ist.

Der gute Ton ist überlebenswichtig Ein guter Ton kann nirgends schaden, aber bei der Flötenmanufaktur Küng Blockflöten GmbH Schaffhausen ist er überlebenswichtig. Auch Anja Knoblauch beherrscht ihn – neben vielem anderen. J . R . | Anja Knoblauch arbeitet seit 16 Jahren bei der Küng Blockflöten GmbH Schaffhausen. Täglich, stündlich, jede Minute ist sie mit dem aussergewöhnlichen Produkt dieses Unternehmens konfrontiert: der Blockf löte. Das heisst: mit unzähligen Varianten von Blockflöten, mit Instrumenten für Anfänger bis hin zu riesigen Meisterstücken und zur «K4», der 2012 entwickelten Altblockflöte, dem «einzigartigen Instrument für den anspruchsvollen Spieler», wie die Firmengeschichte vermerkt. Alle diese wundervollen Instrument hat Anja Knoblauch täglich vor Augen. Und sie spielt Zither.

Das tut sie seit ihrer Jugend. Das ist kein Problem für sie und die Firma, im Gegenteil. Die Leidenschaft zur Musik ist natürlich kein Nachteil, und ihr gutes Gehör auch nicht. Es hat ihr nun zu einer neuen, einer weiteren Aufgabe verholfen. Vor drei Jahren nämlich konnte Anja Knoblauch nicht mehr widerstehen, nahm Unterricht und entwickelte sich zur versierten Blockflötenspielerin. Damit, kann man sagen, ist sie endgültig verschmolzen mit diesem seltsamen Unternehmen, das seine Produkte in alle Welt verkauft, namentlich in die Schweiz, nach Deutschland, in die USA und in die für die Firma wichtigen Märkte Japan, Südkorea und Taiwan. So gut angekommen, dass die Vielseitige noch vielseitiger geworden ist. Zur beträchtlichen Liste ihrer Aufgaben ist die «Intonation» hinzugekommen. Das Stimmen der Flöten, wozu erstens ein wirklich gutes Musikgehör und zweitens auch handwerkliches

Das Stimmzimmer ist natürlich kein Vorzimmer. Die Mitarbeit am Produktionsprozess gehört nicht zum Schwerpunkt ihrer Tätigkeit. Aber irgendwie rundet die «Intonation» das Bild ab. «Ich liebe die Vielseitigkeit», stellt Anja Knoblauch fest, und die kann sie in der Tat ausleben. Sie ist so etwas wie eine Drehscheibe des Betriebs. Zuständig für die Administration, das Personalwesen, für die Kundenbetreuung und die Auftragsabwicklung. Sie benötigt Zahlenflair, aber auch Sprachtalent, sie kommuniziert intern und extern, berät sich mit dem Chef Thomas Küng oder dem nun eingetretenen Vertreter der dritten Generation des Familienunternehmens, Stefan Küng, aber auch mit Tokio, New York oder Biel, mit dem «Klappenbau» in der Villa an der Grabenstrasse, dem Firmensitz, oder der «Rohrbearbeitung», der «Präzisionsschreinerei» oder der für das «Tonloch» zuständigen Mitarbeiterin. Von weit her reisen Musikerinnen und Musiker an, um bei Küng das für sie geeignete Instrument zu testen. Aber natürlich gilt, dass die Blockflöte, namentlich die kostengünstige Schulf löte, nicht mehr so beliebt ist wie einst. Die Blockflöte ist ein ideales Instrument, um erste Schritte in die Musik zu wagen, weswegen Generationen von Schulkindern den Flötenunterricht besuchen durften und gelegentlich auch mussten. Mittlerweile ist das instrumentale Einstiegsspektrum grösser geworden, überdies haben industrielle Produkte den Markt überschwemmt. Bei Küng wird allerdings noch alles, jedes Teil, im Haus hergestellt. Die ausserordentliche Qualität lässt diese Firma weiterhin existieren. Viele vergleichbare Betriebe gibt es nicht mehr: In der Schweiz existiert neben Küng bloss noch ein Betrieb, in Deutschland sind es auch nur zwei. Daneben halten noch einzelne Blockflötenbauer die Tradition des Handwerks aufrecht. Der erforderliche gute Ton und das besondere Produkt färben ab: «Auch die Atmosphäre am Fimensitz ist aussergewöhnlich», stellt Anja Knoblauch fest. «Es herrscht hier eine sehr angenehme, eine sehr familiäre Atmosphäre.» Fast alle Mitarbeiter (18 sind es, eingeschlossen die Teilzeitangestellten) arbeiten seit Jahren hier. Offenbar prägt der besondere «Küng-Sound» nicht nur die Instrumente, sondern auch den Betrieb.


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