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V O R Z I M M E R … JUDITH SCHÖTTLI Chefarztsekretärin in der Chirurgie der Spitäler Schaffhausen
ärztin – wie in der Branche üblich – turnusmässig Dienst. Dann muss sie Notfälle sofort behandeln. Auch Operationen dauern mitunter länger als geplant. Judith Schöttli obliegt es, die wartenden Patienten zu informieren. Da müsse man priorisieren. Und es brauche Feingefühl. Nicht alle würden gelassen reagieren und das Angebot eines Gratis parkplatzes und eines Kaffeegutscheins dankend annehmen, so Schöttli.
BILD FR ANZISK A BARTEL
FÜR EIN GANZES TEAM ERREICHBAR Souveränität wird von Schöttli auch an anderer Stelle erwartet. Sie ist die erste Ansprechperson nicht nur für die Patienten, sondern auch für das grosse Chirurgenteam und für alle, die Fragen an ihre Chefin haben. Die Mitglieder des Teams gehen in ihrem Büro ein und aus. «Es ist wichtig, dass ich meine Chefin und die Ärzte entlaste», unterstreicht Schöttli. Dabei müsse das Zwischenmenschliche stimmen. Vertrauen sei sehr wichtig. Mit dem sogenannten «Sucher» ist Schöttli immer erreichbar, ab 2018 mit Handy. Apropos Telefonie: Die Umstellung auf neue Telefone läuft als Projekt parallel zu ihrem Tagesgeschäft. Doch zurück zum Ärzteteam. Hier verantwortet Schöttli die personelle Koordination, die bereits mit der Rekrutierung von Bewerbern beginnt. Weiter organisiert sie die regelmässigen Sitzungen sowie die jährlichen Qualifikationsgespräche und koordiniert die Operationstermine ihrer Chefin. Zehn Tage nach der Entlassung der Patienten aus dem Spital muss die Patientenakte mit sämtlichen Befunden, Austrittsberichten und Statistiken fertiggestellt sein. Diese stationären Berichte würden aktuell von drei Sekretärinnen geschrieben, so Schöttli. Für deren Führung sei sie zuständig. Sie begleite und beurteile ihre Mitarbeiterinnen und verteile die Aufgaben.
Im Traumjob unterwegs Im Vorzimmer der Chirurgie im Kantonsspital Schaffhausen laufen viele Fäden zusammen. Chefarztsekretärin Judith Schöttli schätzt die grosse Bandbreite der Aufgaben. FR A NZISK A BA RTEL Beim Betreten des Büros fällt der Blick sofort auf das grosse Stehpult. Dort bearbeitet Judith Schöttli noch eine E-Mail. Mit dem Prüfen der Postfächer im Outlook beginnt sie normalerweise ihr Tagesgeschäft. Ein freundliches Lächeln liegt auf ihrem Gesicht, während sie die Arbeit zu Ende führt. Vis-à-vis steht der Schreibtisch ihrer Stellvertreterin – heute unbesetzt. Das hübsche Blumengesteck neben dem Computer und die Bilder an den Wänden vermitteln eine wohnliche Atmosphäre. Doch die zahlreichen aufgehängten Terminkalender und die dicken Ordner im Regal verraten, dass es in diesem Zimmer viel zu koordinieren gibt. Judith Schöttli arbeitet als Chefarztsekretärin in der Chirurgie der Spitäler Schaffhausen. Sie führt die Agenda ihrer Chefin Adrienne Imhof, verwaltet Patiententermine, klärt Versicherungsanfragen und plant Weiterbildungen. Und das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus ihrem Aufgabengebiet.
NOTFÄLLE GEHÖREN DAZU Seitlich hinter Schöttlis Pult steht eine Tür offen. Sie führt zum Besprechungszimmer. Hier hält die Chefärztin Chirurgie zweimal wöchentlich die ambulante Sprechstunde ab. Sie behandelt neben allen allgemein chirurgischen Erkrankungen spezifisch im Bauchraum auch Darmkrebs, Gallenleiden, Polypen und Erkrankungen des Enddarms. Schöttli empfängt die Patienten und vereinbart anschliessend – wenn nötig – weitere Termine. Zudem verfasst sie die Arztberichte und Rechnungen. So weit der normale Ablauf. Doch was geschieht in hektischen Situationen? Während der regulären Sprechzeiten hat die Chef-
«Nicht alle haben eine so grosse Bandbreite», sagt Schöttli über den Beruf der Chefarztsekretärin. Seit 2012 arbeitet sie am Kantonsspital Vollzeit in dieser Funktion. Schöttli hat eine kaufmännische Grundausbildung zur Arztsekretärin absolviert und sich einschlägig weitergebildet, unter anderem zur Personalassistentin mit Führungsverantwortung und in Wirtschaftsenglisch. Für sie war klar, dass sie gerne mehr möchte. Systematisch hat sie auf ihren Traumberuf hingearbeitet. «Mich reizt das Interdisziplinäre, wie alles zusammenhängt», sagt Schöttli. Ausserdem gefalle ihr das Flair des Spitals. Schöttli interessiert sich zudem für das Medizinische und für die verschiedenen Krankheitsbilder. Einmal war sie sogar bei einer Operation dabei. Ihre Hauptarbeit findet jedoch im Vorzimmer statt, an dem grossen Stehpult.