SHWirtschaft Newsletter 1_17

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H I N T E R G R U N D

 Anhaltende Investitionen: Auch in Herblingen ist neuer Wohnraum entstanden.

«IN SCHAFFHAUSEN IST DIE ENT WICKLUNG NOCH GESUND.» OLIVER MÜLLER Geschäftsführer Immoleute

Angebot und Nachfrage, nicht parallel. In den Jahren mit einer Bevölkerungszunahme von 3,5 Prozent hat der Wohnungsbestand um 7 Prozent zugenommen. Die Wachstumsrate lag also doppelt so hoch. Das muss sich auch in der Preis- beziehungsweise Mietzinsentwicklung niederschlagen. Exzesse sind in unserer Region – im Allgemeinen – nicht zu erwarten. Ein weiteres Rechenbeispiel offenbart die (marktgegebene) Zurückhaltung bei den Mietpreisen, wie Löhle und Müller vorrechnen: Zwar sind auch in Schaffhausen vermietete Mehrfamilienhäuser in den letzten zehn Jahren im Wert um rund 40 Prozent gestiegen, die Mieten selbst nahmen jedoch lediglich um rund 12 Prozent zu. Was selbstverständlich auch einen logischen Rückschluss ergibt: Wer heute ein Mehrfamilienhaus erwirbt, wird eine wesentlich tiefere Rendite haben als einer, der vor zehn Jahren gekauft hat.

GROSSE WOHNUNGEN NICHT MEHR IM TREND Auch beim Wohneigentum blieb Schaffhausen weitgehend von Exzessen verschont. Dazu hat gewiss beigetragen, dass in letzter Zeit zahlreiche sogenannte Expats weggezogen sind: Solche Bewohner gehobener Mietwohnungen oder teurer Einfamilienhäuser sind nicht leicht zu ersetzen. Auf jeden Fall nicht, wenn Eigentümer wie bisher kassieren wollen. Folge, wie Kurt Löhle feststellt: «Die Mietpreise im obersten Segment sind bereits stark

gesunken. Auch andere Immobilienfachleute haben diese Entwicklung registriert. Roy Pagno (IT3 Immobilien + Treuhand AG) beispielsweise bestätigt die Preiserosion im obersten Segment und erkannte gegenüber den «Schaffhauser Nachrichten» einen «Wechsel vom Vermieter- zum Mietermarkt». Es seien tendenziell zu teure Wohnungen auf den Markt gekommen; Abnehmer dafür werden heute nicht mehr so schnell und so einfach wie früher gefunden. Das entspricht einem Paradigmenwechsel: Vor wenigen Jahren waren möglichst üppige Wohnf lächen sehr begehrt. Heute gelten andere Kriterien. «Die Leute wollen nicht mehr möglichst grosse Wohnungen, sondern kleinere, dafür aber perfekt konzipierte», meint Oliver Müller. Fragt sich, ob die Entwicklung kippt, «Beringen» zum Menetekel wird. Kann es nicht sein, dass Schaffhausen zwar im Vergleich zu den Zentren ein tiefes Mietzinsniveau aufweist (was die Region wiederum attraktiv macht), aber eben auch einen riesigen Leerwohnungsbestand vor sich herschiebt, der wie ein Mühlstein in den Kassen der Eigentümer liegt und entsprechende Beschwerden verursacht? Ganz unwahrscheinlich scheint das nicht zu sein.


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