SHWirtschaft Newsletter 1_17

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SCHAFFHAUSER START- UPS

 Imposanter Anblick: die Verpackungsanlage in Bibern.

ADRIAN BÜHRER, einer der Gründer der Reiat Holz AG

Vor diesem Hintergrund tritt auch die humoristische Variante der Motto-Dekonstruktion etwas in den Hintergrund: Früher anzufangen, aber dafür später aufzuhören – das ist nichts anderes als die Überlebensstrategie eines gerade geborenen Jungunternehmens, sozusagen der eherne Lebenswille, die elementare Strategie.

GENERÖSES ENGAGEMENT Adrian Bührer, zusammen mit Dominik Wehrli Gründer der Firma, scheint diese Haltung, den unternehmerischen Lebenswillen, geradezu zu verkörpern. Ferien? «Brauche ich nicht», sagt er. Feierabend? Gibt es nicht, es sei denn, die Arbeit ist erledigt. Wochenende? Was ist das? So denkt, so handelt, so lebt ein Jungunternehmer, der mit unglaublichem Willen, mit geradezu elementarer Zähigkeit und generöser Begeisterung sein Unternehmen in Schwung bringen will. Die «Haltung», der Überlebenswille, strahlt übrigens aus: Diese Frau- und Mannschaft, die in Bibern, in Wäldern und auf Feldern nicht werkelt, sondern «ranklotzt» (dies mehrheitlich ganz im Wortsinn), sorgt für eine besondere Atmosphäre. Hier sitzt keiner im warmen, rundum abgesicherten Sessel. Hier wird Pionierarbeit geleistet, ein unternehmerisches Feld beackert, ein Claim abgesteckt. Die Reiat Holz AG, das ist kein saturierter, bürokratisch gezähmter Dutzendbetrieb. Die aussergewöhnliche Ausgangslage schweisst die Mitarbeitenden zusammen, wie oft bei Jungunternehmen. In jungen Firmen haben sich alte Gewohnheiten noch nicht entwickeln können. Deshalb kennzeichnet sie, neben vielem anderen, in der Regel eine grosse Flexibilität. In Bibern ist das nicht anders: Wo es pressiert, wird sofort angepackt, auch von Mitarbeitern bis hin zu den Chefs, die «eigentlich» mit anderen,

aber weniger dringlichen Arbeiten beschäftigt wären. Allrounder sind hier willkommen. Zumal die Reiat Holz AG zwar vor zwei Jahren als Brennholzproduzentin, Lohnspalterin und als Dienstleisterin im Forst begonnen hat, kein Jahr später aber, im Frühjahr 2016, der Bereich Landwirtschaftliche Dienstleistungen dazukam, ein neues Segment. Heute beschäftigt die Firma bereits fünf fest angestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und acht weitere im Stundenlohn. Diese Zahlen verdeutlichen ein zügiges Wachstum. Fast wie bei einer durchstartenden amerikanischen Hightech-Garagenfirma, und wie bei solchen legendären Beispielen ist auch in Bibern die Atmosphäre aussergewöhnlich: Auf bruchstimmung, Herzblut, Lockerheit, Ärmel aufrollen und anpacken, und das scheint wichtiger zu sein als das Zelebrieren formalisierter Hierarchien und behäbiges Bestandesdenken. Hier wird aufgebaut, oder, das zweite Motto der Firma: «Zäme sind mir starch». Nur dass es in Bibern etwas erdgebundener zu- und hergeht als in der digitalen Start-up-Welt.

BRENNHOLZ FÜR DIE GANZE SCHWEIZ «Natürlich haben auch wir Fehler gemacht», bekennt Adrian Bührer. Natürlich, wer täte dies nicht. Allzu viele und allzu schwerwiegende können es bislang aber nicht gewesen sein. Sonst hätte sich das Unternehmen nicht derart entwickelt. Dabei geholfen hat übrigens auch der vergangene und in Phasen doch ziemlich kalte Winter: Er liess nämlich den Absatz von Brennholz signifikant ansteigen. Die Reiat Holz AG liefert in die ganze Schweiz, und ein nicht unwesentlicher Teil wird durch Grossverteiler vertrieben. Manches Scheit, das im Ofen oder im Cheminée eines Ferienchalets in Graubünden, im Wallis oder sonst wo für eine


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