Auktion an der EFG Bank DolderClassics vom 10. Juni 2012

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Kurztest 1958: “Trotz seiner Abstammung aus einem Stall der Grand-Prix- und Rennsportfahrzeuge ist das elegante, viersitzige SuperleggeraCoupe ein Gebrauchsfahrzeug für den Alltag. Es schaltet sich leicht, obwohl der starke 3,5-LiterSechszylinder - nebenbei bemerkt, der grösste italienische Serienmotor der Gegenwart - auch im direkten Gang ein unerhörtes Durchstehvermögen besitzt.” Vignale Spyder und Sebring als Varianten Das Touring-Coupé blieb nicht alleine. Neben einigen Sonderkarosserien von Frua und Bertone schaffte es der Vignale Spyder auf verkürztem Radstand in die Serienproduktion. Der geschickte Hüftschwung und die etwas geglättete Front liessen den in 243 Exemplaren gebauten Spyder als fast noch hübscher erscheinen als das TouringCoupé. Einen weiteren Sprössling baute Vignale mit dem Sebring. Er wirkte moderner, gradliniger und mit seinen Doppelscheinwerfern und der grosszügigen Verglasung noch eleganter als der “normale” 3500 GT und wurde insgesamt 446 Mal produziert. Vom Vergaser zur Einspritzung 1962 wurden bereits Scheibenbremsen an allen vier Rädern eingeführt, die grösste Neuerung kam aber mit der Lucas-Benzineinspritzung, die anstelle der Weber-Vergaser nun für 235 PS bei 5’500 U/Min sorgte. Diese sorgten für eine Höchstgeschwindigkeit von über 220 km/h (die MaseratiUnterlagen sprachen selbstbewusst von 235 km/h) und damit standesgemässe Fahrleistungen. Die Automobil Revue jedenfalls quittierte die Neuerung mit wohlwollenden Worten: “Im gesamten erschien uns der 3500 GTI als gut geratener Gran-Turismo-Wagen. Der Innenraum genügt für zwei, auf kürzere Distanzen oder für kleingewachsene Personen auch für vier Insassen; die Sitze sind gut und automatisch zweckmässig geformt. Die Motorengeräusche machen sich nur gedämpft im Wageninneren bemerkbar ... Die Reputation dieses italienischen Wagens als zuverlässiger Hochleistungsreisewagen hat sich gefestigt, und auch der Benzineinspritzmotor hat seine Qualitätsbeweise abgelegt. Mit der Lucas-Einspritzung gibt dieser 3,5-Liter 235 PS bei 5500 U/min ab, doch bleibt er dabei völlig elastisch und verhält sich bei niedrigsten Drehzahlen im Stadtverkehr absolut zivilisiert.“

Nicht wohlfeil, aber erfolgreich 41’500 Franken wurden 1958 für den Touring GT verlangt, bis 1963 stieg der Preis auf 45’300 Franken, während er in Deutschland mit DM 43’900 in der Preisliste figurierte. Damit bewegte man sich auf Augenhöhe mit dem Aston Martin DB4, dem Ferrari 250 GT oder dem Mercedes 300 SL. Immerhin 2’225 Fahrzeuge von allen Bauvarianten zusammen wurden produziert, eine beachtliche Stückzahl, die vom Touring-GT dominiert wurde. Unterwegs wie Prinz Rainier III. von Monaco Die Prominenz der Sechzigerjahre griff gerne zum Maserati 3500 GT, man kann es ihr nicht verdenken. Der Einstieg erfolgt problemlos, das Innere ist heller, als es die Fensterflächen von aussen erwarten lassen. An Komfort mangelt es nicht, die späten Versionen hatten sogar elektrische Fensterheber. Der riesige Handgriff gibt dem Beifahrer Vertrauen. Die hinteren Dreiecksfenster sind durch einen Drehgriff ausklappbar und bringen zusätzliche Luft ins Innere. Der Reihensechszylinder startet willig und ist mit seinem Naturell, schon bei tiefen Drehzahlen viel Drehmoment zu liefern, ein angenehmer Begleiter. Das Getriebe schaltet sich exakt. Die Bedienungskräfte für Kupplung und Bremsen sind human. Die Motorgeräusche dringen zwar ins Innere, doch wer würde diese Musik nur den Passanten gönnen wollen? Eine ganze Sammlung von Jaeger-Instrumenten orientiert den Fahrer über alles Wissenswerte, der 80-Liter-Tank (75 Liter beim Vergasermodell) erlaubt auch lange Etappen ohne Nachtanken. Das angebotene Fahrzeug verfügt über Matching Numbers. Die Touring-Superleggera AluminiumKarosserie wurde vor einigen Jahren restauriert, das Interieur teilrestauriert. Guter bis sehr guter Allgemeinzustand. Schweizer Fahrzeugpapiere


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