We are Tomorrow - Visionen und Erinnerung anlässlich der Berliner Konferenz von 1884

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15.11.2014 - 26.2.2015

Visionen und Erinnerung anl채sslich der Berliner Konferenz von 1884 Theater / Tanz / Performance / Film / Ausstellungen / Musik / Literatur / Vortr채ge / Performative Stadttouren


WIR DANKEN ALLEN BETEILIGTEN UND UNTERSTÜTZER_INNEN:

ABENAA ADOMAKO, ANTONIA ADOMAKO, JOSHUA KWESI AIKINS, CHARLES AMBLARD, EKPENYONG ANI, ENOKA AYEMBA, SIMONE DEDE AYIVI, HABEEB AYODEJI, JIMMY BAMBA, STÉPHANE BAUER, ANDREA BELLU, MATEI BELLU, BLACK DIASPORA SCHOOL, JEAN-PAUL BOURELLY, MATTHIAS BÖDECKER, MARITINA BUNTSPECHT, WAGNER CARVALHO, MANSOUR CISS KANAKASSY, MICHAEL CLEMENS, DELA DABULAMANZI, MARTIN DÜSPOHL, EACH ONE TEACH ONE E.V., MAISHA EGGERS, YONAS ENDRIAS, SYLVIA ERSE KELLER, BÜLENT ESKIN, JULIA EXENSCHLÄGER, OBEN TABIE EYONG, IRMGARD MARIA FELLNER, DR. HUGUES BLAISE FERET MUANZA POKOS, FSK-KINO, STEFAN GÄNGE, VERONIKA GERHARD, SARAYA GOMIS, DR. WANGUI WA GORO, MICHAEL GÖTTING, ANNABEL GUÉRÉDRAT, DANIEL GYAMERAH, CHRISTOPH HAHN, NORA HAAKH, JONAS BIBI HAMMOND, KILIAN HERZOG, ATIF MOHAMMED NOR HUSSEIN, DAMIEN JALET, VIDO JELASHIE, JANINE JEMBERE, ISRAEL KAUNATJIKE, ELKE KEIL, KATHARINA KELLERMANN, GRACE KELLY, MMAKGOSI KGABI, NASSER KILADA, PHILIPP KHABO KOEPSELL, GUSTAV KLEINSCHMIDT, MEHMET CAN KOÇAK, CHRISTIAN KOPP, PETRA KORINK, TOKS KÖRNER, JESSICA KÖSTER, JULIANE KREMBERG, TUNÇAY KULAOĞLU, FÖR KÜNKEL, JERRY KWARTENG, ISAAC LARTEY, STEPHEN LAWSON, HONG NHI LE, FELIX SABAL LECCO, PEDRO LIMA, CAROLIN LINDENMAIER, LUISA MAJEWSKI, CECILE MARCAND, YUSUF MATTHEW, YORO M‘BAYE, BADU M‘BAYE, ALEXANDRA IEYRE MEIN, MAAZA MENGISTE, ADRIANA METZLAFF, THEODOR WONJA MICHAEL, LARASOPHIE MILAGRO, AMANDA MUKASONGA, T NEEYA, DR. EVERLYN NICODEMUS, KETTLY NOËL, LABEL NOIR, LENA OBST, ATILLA OENER, NADJA OFUATEYALAZARD, BRANWEN OKPAKO, QUDUS ONIKEKU, ZÉ DE PAIVA, PAMOJA SISTAHS, JANA PENZ, ANAHI PÉREZ, PEGGY PIESCHE, THEO PLAKOUDAKIS, ISABELLE REDFERN, RICKY REISER, DANIELE REITZ PADILHA, KATJA ROLOFF, JAKOB ROSSA, DETLEF RUDER, MANUELA SAMBO, THOMAS SANNE, REGINA SARREITER, LISA SCHEIBNER, VERENA SCHIMPF, VICKI SCHMATOLLA, ANDRÉ SCHMITZ, JENS SCHNEIDER, KATRIN SCHOOF, KATRIN SCHULZE, ASAD SCHWARZ-MSESILAMBA, STOMPIE SELIBE, JULE SIEVERT, ULRIKE STRAUBE, NANA STRAUCH, BARBARA SUHREN, CHRISTIAN SUHREN, PROF. WENDY SUTHERLAND, VOLKAN T., BIRCAN TARIM, THABO THINDI, CHIOMA TISCHENDORF, SELMA TISCHENDORF, DUYGU TÜRELI, MARCELO VILELA DA SILVA, LUCA VILLA, NARA VIRGENS, DENNIS VOGEL, MIRO WALLNER, KATJA WENZEL, OLIVIA WENZEL, FRANCIS WINTER, JULIA WISSERT, MARTIN WOLLENHÖFER, KLAUS WOWEREIT, NELISIWE XABA, KWAME YEBOAH, ZUZU ZAKARIA

Ich muss daran erinnern, daß die Eingeborenen in unserem Kreise nicht vertreten sind, daß aber die Entscheidungen der Konferenz für sie von außerordentlicher Tragweite sein werden. Sir Edward Malet, britischer Gesandter, 15.11.1884 Niemals zuvor in der Geschichte der Menschheit haben sich die Staaten eines Kontinents zur Aufteilung eines anderen zusammengefunden, eines Erdteils, dessen rechtmäßige Herrscher von dieser Aufteilung nicht einmal Kenntnis hatten. G. N. Uziogwe, Historiker, 1984 … and if Babylon does fall – wie begegnen wir dem Morgen? Lasst uns im Staub gefallener Mauern, im Rost der alten Zäune doch den Träumen klar entgegnen und den neuen Tag zum Tanze bitten. Batho ba rena ba lefase, 2084

We are Tomorrow VISIONEN UND ERINNERUNG ANLÄSSLICH DER BERLINER KONFERENZ VON 1884 Vor 130 Jahren kamen auf Einladung des Deutschen Reichs und der Französischen Republik am 15. November 1884 die Vertreter zehn weiterer europäischer Staaten, der USA und des Osmanischen Reichs zu einem Treffen nach Berlin. Die Berliner Konferenz, Westafrika-Konferenz, Kongo-Konferenz – bis heute gibt es verschiedene Bezeichnungen für jene Tagung, die bis zum 26. Februar 1885 andauerte. Politiker, Abenteurer, Kolonialenthusiasten, Kaufleute und Bankiers versammelten sich in der Wilhelmstraße 77, dem Reichskanzler-Palais als Amtssitz Bismarcks, unweit der repräsentativsten Domizile der Berliner Hochfinanz. Streitigkeiten um Rohstoffe und Gebiete auf dem afrikanischen Kontinent sollten beendet werden, um der effizienten, systematischen Ausbeutung eine Grundlage nach westlichem, imperialem Rechtsverständnis zu geben. Die Tagung, die in einem zeitgenössischen Zeitungsbericht als „eines der glänzendsten Feste“ geschildert wurde, gab somit den Auftakt zur umfassenden Kolonialisierung des afrikanischen Kontinents – ohne dessen Bevölkerung, seine Kulturen und Identitäten, seine Staatssysteme und Wirtschafts-

beziehungen in irgendeiner Form als bedeutsam zu betrachten. Für den kürzlich verstorbenen nigerianischen Autor Chinua Achebe war die Leugnung der Existenz von afrikanischen Menschen und somit afrikanischer Geschichte(n) der Grundgedanke der Kolonialideologie. Auf der Berliner Konferenz ging es Deutschland wie den anderen Kolonialmächten, neben wirtschaftlichen Interessen und Machtansprüchen, vor allem um die Etablierung einer nationalen Identität. Menschen afrikanischer Herkunft wurden nur so weit akzeptiert, wie sie in das nationale Ideengebilde passten. Deutschsein wurde zuallererst mit Weißsein zusammengedacht. Im kollektiven Bewusstsein ist Deutschlands koloniale Vergangenheit kaum gegenwärtig. Widerstand in den ehemaligen Kolonien wird ebenso wenig thematisiert wie Rekrutierungen von Schwarzen Menschen durch europäische Armeen während der beiden Weltkriege. Kolonialkriege, der Erste und der Zweite Weltkrieg, der Nationalsozia-

lismus und noch bis heute rassistisch verfasste Realitäten können nicht nachhaltig aufgearbeitet werden, wenn Deutschlands Kolonialgeschichte als „zu unbedeutend“ abgetan und folglich ignoriert wird. Das Vorhandensein afrikanischer und Schwarzer Menschen und ihrer Perspektiven wird ausgeblendet. Sie scheinen – wie Afrika – weit weg zu sein. 130 Jahre später ist Europa – und damit auch Deutschland – jedoch mit der spürbaren Infragestellung staatlicher Grenzen im Zuge vielfältiger Globalisierungsprozesse konfrontiert. Das aus dem 19. Jahrhundert übernommene fi ktive Konstrukt eines ethnisch homogenen weißen Nationalstaates lässt sich nicht mehr aufrecht erhalten. Menschen afrikanischer Herkunft treten aus den ihnen willkürlich zugewiesenen Räumen heraus und leben neue Realitäten – und das nicht erst seit 2011 auf dem Oranienplatz - in unmittelbarer Nähe des Ballhaus Naunynstraße. Vor diesem Hintergrund widmet sich das Ballhaus mit We are Tomorrow ab dem 15. November dem Themenschwerpunkt der Berliner 3


Konferenz. Die willkürliche Aufteilung des afrikanischen Kontinents ist Ausgangspunkt für eine vielschichtige Auseinandersetzung mit der deutschen Kolonialgeschichte. Künstler_innen und Wissenschaftler_innen aus den verschiedensten Bereichen und Ländern hinterfragen Diskurse kolonialer Vergangenheit und brechen mit gewohnten Erinnerungs- und Darstellungspraktiken. Der Blick zurück schärft die Wahrnehmung für aktuelle gesellschaftspolitische Entwicklungen. Das Ballhaus bleibt somit - nach den Festivals Dogland, Almancı! 50 Jahre Scheinehe, Voicing Resistance und Black Lux. Ein Heimatfest aus Schwarzen Perspektiven – ein Labor für Strategien des Aufbegehrens für eine selbstbestimmte Auseinandersetzung mit postmigrantischen und postkolonialen Lebensrealitäten. We are tomorrow eröff net am 15. November mit der Ausstellungsreihe Yesternow. Zwischen Jetset und Vergessen, die von der Künstlerin Manuela Sambo kuratiert wird. Im Anschluss lädt das Pan-African Groove Collective zu einem Konzert ein, dessen Musikstile sich aus so unterschiedlichen afrikanischen und afro-diasporischen Genres wie Afro-Beat, Highlife, R&B, M`Balax, Souk, Jazz, Hiphop und Salsa zusammensetzen. Film- und Theatermacherinnen wie Branwen Okpako und Simone Dede Ayivi, die bereits am Ballhaus inszenieren, erzählen Schwarze Geschichte(n) als selbstbewusste und selbstbestimmte Kontinuität. So wird zum Beispiel Simone Dede Ayivi mit ihrer Gast-Performance Performing Back zu sehen sein. Sie bereist, begleitet von den Stimmen Schwarzer deutscher Aktivist_innen und Kulturschaffender, Orte ehemaliger Völkerschauen, Kolonialdenkmäler und kolonialer Straßengebilde in Deutschland; verrückt diese ganz konkret und (er-)findet ihre eigene postkoloniale Ästhetik auf der Bühne. Internationale Gastspiele von Performer_innen und Tänzer_innen wie Annabel Guérédrat aus Frankreich/ Martinique, Mmakgosi Kgabi und 4

Stompie Selibe aus Südafrika und Qudus Onikeku aus Nigeria/Frankreich verhandeln deutsche Kolonialgeschichte, indem sie sich die kolonialen Stereotypisierungen ihrer Körper aneignen, in vielschichtige Körpersprachen der Selbstermächtigung übersetzen und diese für das Publikum während ihrer Tanzperformances konkret sinnlich erfahrbar werden lassen. Der Musiker Jean-Paul Bourelly lädt Besucher_innen zu interdisziplinären Jam-Sessions im Talkshow-Format, den Polyphonic – Spontaneous Town Meetings. Er schaff t im Ballhaus einen Ort, an dem das Publikum aufgefordert ist, Fragen zu stellen und zu diskutieren. Seine Musiker_innen nehmen die Diskussionen auf, sodass aus dem Zusammenspiel zwischen Diskussion und Sound, Musiker_innen und Besucher_innen eine neue Form der Kommunikation entsteht. Zentraler Bestandteil des Themenschwerpunktes ist die erste Indaba Schwarzer Kulturschaffender. Diese Konferenz hat zum Ziel, koloniale Kontinuitäten im Kulturbetrieb zu benennen, Ideen für den Soll-Zustand eines Kulturbetriebes, der sich seiner Vergangenheit stellt, zu sammeln und auszutauschen, um mit klaren Anregungen an Entscheidungsträger_innen der Kulturpolitik heranzutreten. Das Publikum ist hierbei eingeladen, sich aktiv an den Diskussionen zu beteiligen – wie an weiteren Artists’ Talks und Paneldiskussionen, die es während der gesamten Dauer von We are Tomorrow geben wird. Die Möglichkeit von Publikumsgesprächen bieten auch Veranstaltungen wie die von Nadja Ofuatey-Alazard kuratierte Reihe Literarische Topografien des Kolonialismus. Ab dem 16. November werden zudem jeden Sonntag im fsk-Kino am Oranienplatz Filme im Rahmen der Filmreihe Beyond The Maps. African Resistance Against Colonial Power gezeigt, die von Enoka Ayemba kuratiert und gestaltet wird. Einen der Höhepunkte von We are Tomorrow bildet die Urauff ührung von Mais in Deutschland und anderen

Galaxien im Februar, einem Stück der in Weimar geborenen Autorin, Songwriterin und Sängerin Olivia Wenzel. Der Text entstand im Rahmen der postmigrantischen Literaturwerkstatt RAUŞ - Neue deutsche Stücke, einer Kooperation zwischen Ballhaus Naunynstraße, Maxim Gorki Theater und dem Kultur- und Gesellschaftsmagazin freitext. Mais in Deutschland und anderen Galaxien beinhaltet unter anderem die Darstellung des Selbstverständlichen – der Selbstverständlichkeit, in Deutschland nicht zuallererst über die Hautfarbe wahrgenommen und eingeordnet zu werden. Regie führt Atif Hussein. Ihn interessiert das Spiegeln gesellschaftlicher Kontexte in fi ktiven Biografien, die auch immer die eigenen, ganz persönlichen sein könnten - zwischen Comic und ostdeutschem Punk, auf der Milchstraße oder gesamtdeutschen Transit-Strecken. Zu konkreten Erinnerungsorten in Berlin führt Joshua Kwesi Aikins die Besucher_innen im Rahmen seiner Bustouren unter dem Titel Dauerkolonie Berlin. Schauspieler_innen von Label Noir begleiten die postkoloniale Stadtführung. Mit ihren Performances hinterfragen sie die Erinnerungspraxis einer Gesellschaft, in der noch immer Denkmäler koloniale Protagonisten ehren. Das Ballhaus nimmt die Berliner Konferenz als ein Symbol deutscher Kolonialgeschichte wieder auf, um Identitätskonstruktionen aus vielperspektivischen Blickwinkeln zu betrachten und visionär weiterzudenken. Vergangenes wird reflektiert, Heutiges beleuchtet, neue Kommunikationskanäle und zukünftige Handlungsspielräume werden geöff net WE ARE TOMORROW!

Inhalt 3

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We are Tomorrow. Visionen und Erinnerung anlässlich der Berliner Konferenz von 1884

Eröffnungskonzert: Pan-African Groove Collective

Performing Back

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Erste Indaba Schwarzer Kulturschaffender in Deutschland

Literaturreihe: Literarische Topografien des Kolonialismus

Polyphonic – Spontaneous Town Meetings

10 „Das Tagebuch des Kameruner Prinzen Samson Dido“

11 Decolonize Bodies! Minds! Perceptions!

13 STILL / life

13 Colored Woman in a White World

14 Filmreihe: Beyond the Maps. African Resistance against Colonial Power.

16 Programmüberblick

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Dauerkolonie Berlin – Eine etwas andere Stadtrundfahrt

„Ich bin mehr als ein Konglomerat an Identitätsmolekülen“

„Das Übersehene sehen: Requisiten und der Tisch in Karl Lessings Die Mätresse“

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„Zur Kontinuität von kolonialen Denkmustern in Schulbüchern“

Mais in Deutschland und anderen Galaxien

Color me B–

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Ausstellungsreihe: Yesternow. Zwischen Jetset und Vergessen

They are, Then are We

A Freak Show for S.

31 Sonderausgabe Kiez-Monatsschau


15.11.14

Eröffnung We Are Tomorrow VISIONEN UND ERINNERUNG ANLÄSSLICH DER BERLINER KONFERENZ VON 1884 20 Uhr

Ausstellungseröffnung: Yesternow. Zwischen Jetset und Vergessen. (s. S. 29)

21 Uhr

Eröffnungskonzert

Pan-African Groove Collective

Eröffnungskonzert 15.11.14 – 21:00

die für die Freiheit afrikanischer Nationen eingetreten sind, korrigiert westliche Perspektiven auf Afrika und kommentiert die Grenzpolitik der EU. Gleichzeitig zitiert die Gruppe den Sound der südafrikanischen AntiApartheid-Bewegung sowie international bekannter afrikanischer und afro-diasporischer Musiker der 70erund 80er-Jahre wie Fela Kuti und Bob Marley, die sich mit Fragen von (Post-) Kolonialismus, Unabhängigkeit und Selbstbestimmung auseinandersetzten. Foto: Daniela Incoronato

mit den historischen Ereignissen des Kolonialismus und erzählt von den großen und kleinen, den politischen und den privaten Auswirkungen, die die Teilung des Kontinents noch heute für Millionen von Menschen in Afrika hat. Ihre Musik erinnert an diejenigen,

Performing Back

21. & 22.11.14 20:00

EINE PERFORMANCE VON SIMONE DEDE AYIVI Performing Back ist eine künstlerische Auseinandersetzung mit der Kontinuität deutscher kolonialer Vergangenheit. Im Mittelpunkt der Performance steht Simone Dede Ayivis akribische Spurensuche im scheinbar unscheinbaren Stadtbild zwischen Autobahn und Schwänchenteich. Begleitet von den Stimmen Schwarzer deutscher Aktivist_innen und Kulturschaffender, bereist sie Orte ehemaliger Völkerschauen, Kolonialdenkmäler und kolonialer Straßengebilde, berichtet von Widerstand und Visionen, gibt Ausblicke und Rückblicke. In einer Kompilation aus vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Artefakten werden hegemoniale Formen der Geschichtsschreibung hinterfragt, koloniale und rassistische Bilderwelten dekonstruiert, und es wird letztendlich eine neue, postkoloniale Ästhetik erfunden. 6

Pan-African Groove Collective: Jonas Bibi Hammond, Felix Sabal Lecco, Kwame Yeboah, Yoro M‘baye, Badu M‘baye, T Neeya, Vido Jelashie, Nasser Kilada

SIMONE DEDE AYIVI Foto: Juliane Kremberg

Das Pan-African Groove Collective mischt Afro-Beat, Highlife, M´Balax, R&B und Jazz und ist das groovende Ergebnis des Musikprojektes 1884 aus der Werkstatt der Kulturen im Jahr 2010. Die achtköpfige Band beschäftigt sich in ihrer Musik kritisch

Im Anschluss: Eröff nungsparty

arbeitet als Performerin, Kuratorin und Regisseurin. Sie war Teil des Leitungsteams am Theaterhaus Hildesheim. Am Ballhaus Naunynstraße inszenierte sie Der kleine Bruder des Ruderers (2010), Bloodshed in Diversity (2011) und Wir spielen (We play; 2013).

Erste Indaba Schwarzer Kulturschaffender in Deutschland KURATIERT VON PHILIPP KHABO KOEPSELL

31.1. & 1.2.15 12–18:00

Indaba [ɪnˈdaba] – isiZulu-Begriff für: (1) Zusammenkunft, Versammlung, Konferenz; (2) Sachverhalt, Angelegenheit, Affäre.

Anlässlich des Veranstaltungsschwerpunkts zum 130. Jahrestag der Berliner Konferenz wird das Ballhaus Naunynstraße eine zweitägige Konferenz Schwarzer deutscher Kulturschaffender ausrichten. Diese Konferenz verfolgt sowohl das Ziel, Ist- und Sollzustand im Kulturbetrieb zu dokumentieren, als auch klare Anregungen und Forderungen an die Entscheidungsträger_innen der Kulturpolitik zu formulieren. Inhaltlich folgt die Konferenz der Frage nach den Herausforderungen, Verpflichtungen und der Verantwortung Schwarzer Kulturschaffender im Deutschland des 21. Jahrhunderts. Damit soll auch diskutiert werden, ob es z.B. gar zu den „Aufgaben“ Schwarzer Kulturschaffender gehört, thematisch Rassismus und koloniale Kontinuitäten zu verhandeln; ob und inwieweit ein „reaktives Sich-abarbeiten“ an vorhandenen Missständen die Entfaltung des künstlerischen Potentials beeinflusst; in welchen Bereichen des Kulturbetriebs Schwarze Entscheidungsträger_innen präsent oder unterrepräsentiert sind; inwieweit Stereotypisierungen die Rollenvergabe auf der Bühne beeinflussen und welche proaktiven Lösungen dafür gefunden werden können. Aufgenommen werden sollen der Ist- und Sollzustand (Fragen der Repräsentation, „Blackfacing“, Anstellungsverhältnisse, Rollenvergabe, Medienbilder, Außenwirkung etc.), Zukunftsvisionen sowie Anregungen und Forderungen an die „Gate-Keeper“ der Kulturpolitik. Teilnehmer_innen dieser Konferenz sind ausschließlich Schwarze Kulturschaffende: Autor_innen, Schauspieler_ innen, Perfomer_innen, Musiker_innen (Rapper_innen, Sänger_innen etc.). Die

Konferenz folgt grob der Form akademischer Konferenzen, bestehend aus Roundtable-Gesprächen mit Publikum, Rahmenprogramm und Workshops (intern für die Beteiligten, zum Kennenlernen und Networken). Es wird Forum-Gespräche geben, bei denen auch das Publikum in die Diskussionen eingebunden wird. Ziel der Konferenz sind die Dokumentation und Print-Publikation der Ergebnisse, inklusive aller unterschiedlichen und eventuell widersprüchlichen Ansichten, aber auch dem entstandenen Konsens. Angestrebt wird die Stimmgewalt der Heterogenität, nicht die Konformität der Meinungen. Die Publikation der Ergebnisse und Gesprächsprotokolle erfüllt den Zweck, den Ist-Zustand zu dokumentieren und Guidelines, Anregungen und Forderungen zu formulieren, welche dann wiederum bei

kulturpolitischen Verhandlungen den entsprechenden „Gate-Keepers“ vorgelegt werden können.

Open Call Das Ballhaus Naunynstraße bittet alle Schwarzen Kulturschaffenden aus den Bereichen Musik, Bühne, Film, Literatur etc., die Interesse haben, an oben beschriebener Konferenz als Diskutant_innen teilzunehmen, sich bis zum 30.11.2014 mit einem Abstract unter folgender Adresse zu melden: p.koepsell@ballhausnaunynstrasse.de Erbeten sind ein künstlerischer Lebenslauf und eine halbseitige Beschreibung Ihres Interessenfelds. Wenn Sie bereit wären, einen Vortrag zu halten, fügen Sie der Bewerbung bitte einen halbseitigen Abstract Ihres Vortrags bei.

Literaturreihe Literarische Topografien des Kolonialismus 19.11. & 20.12.14, 12.2.15 – 20:00; 25.1.15 – 19:00

KURATIERT VON NADJA OFUATEY-ALAZARD Im Fokus der Reihe Literarische Topografien des Kolonialismus 1884 – 2014 stehen unterschiedlichste Genres und geopolitische Perspektiven, die sich dem deutschen und europäischen Kolonialismus in der literarischen Imagination afrikanisch(-diasporisch)er Autor_innen widmen. Die literarische Zeitreise startet mit realen wie fiktiven Biografien, die in den 1880er -Jahren des deutschen Kaiserreichs situiert sind, blickt dann auf afrikanische 7


Erinnerungslandschaften in Poesie, Brief und Tagebuch zu Zeiten der Genozide in Namibia und dem heutigen Tanzania sowie während der deutschen Kolonialherrschaft in Kamerun; beleuchtet die im Schatten westlicher Geschichtsschreibung verharrenden Memoiren afrikanisch(-diasporischer) Soldaten des Ersten Weltkriegs, stattet Deutschlands kolonialen Nachbarn eine literarische Stippvisite ab und kommt dann im Heute an, wo Migration und Transnationalität im afrikanisch(-diasporisch)en Roman „alte neue Grenzen“ kartieren.

Beziehungen durch die Kontinuität kolonialer Verhältnisse und die Machtdynamik zwischen dem alten Europa und dem neuen Afrika bekommen so eine unbekannte Vielfalt an frischen Blickwinkeln und Interpretationsmöglichkeiten.

Ein Schnappschuss der Wahrheit – Interview mit Jean-Paul Bourelly Welche Idee steckt hinter den Spontaneous Town Meetings?

Theodor Wonja Michael (Foto: Mark Leonhard, Bonn)

Jede der vier Veranstaltungen umfasst Lesungen und Rundtischgespräche mit afrikanisch(-diasporisch)en Autor_innen im Dialog mit Akademiker_innen verschiedener Disziplinen.

19.11.14 Theodor Wonja Michael, David Olusoga (angefragt) u.a. 20.12.14 szenische Lesung von afrikanisch-diasporischen Texten 1904-1914/ Vortrag Dr. Everlyn Nicodemus 25.1.15 Maaza Mengiste, Dr. Wangui wa Goro (in engl. Sprache) 12.2.15 NoViolet Bulawayo (angefragt), Peggy Piesche

NADJA OFUATEY-ALAZARD in München, wo sie zuvor als Filmemacherin, Produktionsleiterin, Autorin, Herausgeberin, Moderatorin und Pressereferentin im Kulturbereich arbeitete. Nach PerspektivWechsel, einem Interviewfilm zur Situation von minoritären Kulturschaffenden in Deutschland, war PerspektivWechsel II: Schwarze Kinder und Jugendliche ihr zweiter Film. 2011

gab sie gemeinsam mit Susan Arndt das kritische Nachschlagewerk Wie Rassismus aus Wörtern spricht. Kerben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutsche Sprache heraus. 2011 hat sie das BIGSAS Festival Afrikanisch(-Diasporisch)er Literaturen an der Universität Bayreuth mitgegründet, das sie co-leitet.

Wie steht dein Projekt in Zusammenhang mit Berliner Konferenz und Kolonialgeschichte? Foto: Patrick Julien, Paris

absolvierte die Ausbildung der Deutschen Journalistenschule München und erwarb am City College New York einen BA in Film- und VideoProduktion. Sie war anschließend als Produktionsleiterin und Koordinatorin in der US-amerikanischen Film- und Videoproduktion tätig. Mittlerweile promoviert sie an der Universität Bayreuth und lebt

Nachdem ich über viele Jahre Projekte in Berlin gemacht habe, fiel mir auf, dass die Schriftsteller_innen, Maler_innen, Musiker_innen und Vertreter_innen der anderen künstlerischen Disziplinen alle in ihrer eigenen Welt leben. Ich bin in Chicago aufgewachsen und habe in New York gelernt, ein professioneller Musiker zu sein. In den späten 70er- und frühen 80er-Jahren gab es dort noch Communities, in denen die Dichter_innen, Musiker_innen, Architekt_innen und Fotograf_innen zusammenkamen und wo alle von den Gemeinsamkeiten/dem gemeinsamen Wissen der verschiedenen Disziplinen profitieren konnten. Dort habe ich gesehen, wie stimulierend und kraftvoll das ist, und ich weiß, wie sehr wir diese Atmosphäre auch heute wieder brauchen.

Wir müssen über den Nachhall der Berliner Konferenz und die Mythen, die darum bestehen, sprechen. Von einer gehobenen Diskussion über diese Themen werden wir alle etwas

haben - und ich meine nicht die reaktionären Debatten, die vielleicht das vordergründige Interesse einiger Leute sein könnten. Um eine gehobene Diskussion führen zu können, müssen wir offen für eine neue Herangehensweise sein. Die Musik ist dabei sehr hilfreich, weil sie ein großartiges Mittel ist, wenn es darum geht, das Gefühl eines bestimmten Augenblicks oder einer Aussage zu kommunizieren. Unser Ziel ist es, neue Kommunikationskanäle zu öffnen, damit wir über die Dinge reden können, die diese Gesellschaft jetzt braucht. Und wir betrachten das auf der Grundlage der Missstände, die der Kolonialismus hervorgebracht hat; die Defragmentierung, die sozialen Missverständnisse und die paternalistische Arroganz, der man so häufig begegnet. Müssen wir uns auf harte politische Diskussionen einstellen? Ich will nicht, dass wir von der Last der Geschichte erdrückt werden. Ich möchte, dass wir die Geschichte neu erzählen. Natürlich weiß ich nicht, ob uns das gelingen wird, aber ich möchte mit meinem Projekt die Möglichkeit dazu geben. Wenn wir uns auf diesem gehobenen Level über Themen unterhalten, die uns wichtig sind, ist es möglich, dass wir einen Augenblick erfahren, in dem wir die Wahrheit wie einen Schnappschuss erkennen und festhalten können. Dann können wir diesen Schnappschuss vielleicht als Grundlage eines neuen Wertsystems betrachten, das uns die Möglichkeit gibt, in einer kraftvolleren/selbstermächtigenderen Art und Weise über dieses Thema nachzudenken. Durch Kreativität können wir kolonialen Strukturen etwas entgegensetzen, und dieses Projekt kann den Menschen helfen, zu verstehen, wie das geht.

Polyphonic – Spontaneous Town Meetings

18.11.14 & 21.1.15 – 20:00 21.12.14 – 19:00

KURATIERT VON JEAN-PAUL BOURELLY Mit Abenaa Adomako, Antonia Adomako, Jimmy Bamba, Katharina Oguntoye (angefragt), Peggy Piesche, Pamoja Sistahs Wien, u.a. Moderation: Prof. Dr. Maureen Maisha Eggers

Das Spontaneous Town Meeting ist eine interdisziplinäre Jam Session im Talkshow-Format. Der Jazzmusiker JeanPaul Bourelly lädt Musiker_innen, Schriftsteller_innen, Historiker_innen und Schauspieler_innen zu einem afrofuturistischen Treffen, um die Pforten eines Schwarzen kollektiven Wissensarchiv zu öff nen. In Interaktion zwischen 8

wurde in Chicago geboren und begann mit 13 Jahren Gitarre zu spielen. Er arbeitete u.a. mit Gitarristen wie Pete Cosey, Phil Corhan und dem Chicago Epress Haitian Orchestra. Mit 18 Jahren zog er nach New York und arbeitete dort mit Jazz-Größen wie Chico Hamilton, Cassandra Wilson, Elvin Jones Mc Coy Tyner u.a. Auf Miles Davis’ Album Amadela (Warner Bros) war er 1991 zu hören. Bourelly brachte verschiedene eigene Alben heraus, die seinen Sound international erfolgreich machten. In Berlin gründete er 1999 das Afrikanische Ensemble Boom Bop mit dem Sänger und Dichter Abdourahmane Diop. Er komponierte Bühnenmusik für

Penthesilea an der Schaubühne (Regie: Luk Perceval) und Lauf zum Meer an der Volksbühne Berlin (Regie: Torsten Lensing). Er gründete das Backroom Project im Haus der Kulturen der Welt (19992004), war musikalischer Kurator für das Projekt Black Atlantic 2004 und rief in der Werkstatt der Kulturen die musikalische Bibliothek Spontaneous Situation ins Leben. Zuletzt gründete Bourelly die Band Black Stone Raiders mit dem Rolling Stone Bassisten Darryl Jones und dem Drummer der Band Living Colour, Will Calhoun. Am Ballhaus Naunynstraße leitete er 2014 das Projekt Spontaneous Youth Arkestra der akademie der autodidakten.

Foto: Moz Person

JEAN-PAUL BOURELLY

Sprache und Musik, Gästen und Publikum, Emotion und Didaktik werden aktuelle und historische Diskurse verhandelt, um neue Akzente zu setzen und Perspektiven zu entwickeln, die bisher durch das Setting ihrer Verhandlung begrenzt schienen. Diskussionen über die Situation der in Berlin lebenden Geflüchteten, die Zerstörung familiärer 9


Das Tagebuch des Kameruner Prinzen Samson Dido.

Eine Schrift, die mehr als Gold wert ist

Er beäugte mich so, als wäre ich eigenartig. Er behauptete, es sei nur eine Routineuntersuchung. Er vermaß meinen Kopf und Körper und murmelte: „Sehr interessant, sehr interessant“. Und wieder hatte ich das Gefühl, als Tier oder „Wilder“ behandelt zu werden: Keine Würde ! Ich schämte mich so sehr !

VERTRAG ZWISCHEN HERRN SAMSON DIDO UND HERRN CARL HAGENBECK 24.4.1886

VON JESSICA KÖSTER Carl Hagenbeck engagiert Samson Dido mit Familie, im Ganzen acht Personen, nach Deutschland zu reisen […]

18. September 1886 Jessica Köster, Hamburgerin mit ghanaischen Wurzeln, wurde in diesem Jahr für ihr fi ktives Tagebuch über die reale Reise des Kameruner Prinzen Samson Dido mit dem renommierten Bertini-Preis ausgezeichnet. Samson Didos Tagebuch entstand 2013 im Rahmen des Schulprojekts

„Weiße Flecken der Erinnerung“. Dabei begaben sich die Schüler_innen auf die Suche nach den Spuren der deutschen Kolonialgeschichte in Hamburg. Jessica Köster entschied sich, die Erlebnisse und Gedanken des Prinzen in einem fi ktiven Tagebuch zu verarbeiten. Dido kam 1886 mit seiner Familie

nach Deutschland und trat vier Monate lang bei den Völkerschauen des Zoobetreibers Carl Hagenbeck auf. Am 19. November wird die junge Autorin am ersten Abend der Eröff nung der Reihe Literarische Topografien des Kolonialismus aus ihrem Text lesen.

Endlose Tage wurden wir im „Vergnügungslokal Flora“ in Kreuzberg ausgestellt. Jetzt sind wir wieder in Hamburg. Tagsüber ein „Wilder” und Abends ein Ehrenmann. Ich treffe Menschen, die mir Honig ums Maul schmieren, um von meinem Amt in Kamerun zu profitieren. Ich habe mit ihnen zusammen gesessen, aber ihre Ideen kamen mir närrisch vor. 15. Oktober 1886

20. April 1886

Reise nach Deutschland

Vorteile:

24. Juli 1886

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Heute war unser erster Arbeitstag. Wir mussten Schrittfolgen einstudieren, die uns ganz fremd vorkamen. Dabei dachte das Publikum, es sei ein echter Kameruner Tanz. Einige schauten interessiert zu, andere lachten. Wir mussten weiter machen, denn schließlich werden wir ja dafür bezahlt.

Menschen treffen und Kontakte knüpfen eine fremde Kultur kennenlernen neue Erfahrungen sammeln Geld verdienen und vor allem: Kameruner Kultur vorstellen

Nachteile: 1. August 1886 • nur acht Familienmitglieder können mitreisen • wir müssen für eine Weile Kamerun verlassen Nach sorgfältiger Überlegung werden ich und einige Familienmitglieder die Reise nach Deutschland antreten. Mit mir reisen: • • • • •

mein Bruder Adjatay zwei meiner Frauen – Adeola und Adesola mein Sohn Lungile ein Haushofmeister zwei Diener

5. Juni 1886 Der Vertrag ist angekommen, von mir unterschrieben und dem Hamburger Kaufmann Franz zurückgegeben. Es geht in zwei Tagen los. Ich gebe mich gegenüber meiner Familie gelassen, bin aber schon gespannt auf die Reise. 6. Juni 1886 Wir werden mit dem Schiff „Aline Woermann“ nach Deutschland reisen. Es sei sehr groß, sagt Franz. Ich habe schon viele Schiffe gesehen, aber noch nie einen solchen “Dampfer”. Auch mein Sohn ist aufgeregt und meine zwei Frauen reden von nichts anderem mehr.

Carl Hagenbeck verspricht […] seine Reise und Verpflegung hin und zurück und während ihres Aufenthaltes in Deutschland, ferner ein festes Salair […] von 400 Mark monatlich. Carl Hagenbeck verlangt keinerlei Arbeit von der Truppe, nur Leuten ihre Sitten und Gebräuche zu zeigen. Ferner verpflichtet sich Carl Hagenbeck, Samson Dido mit Familie vor Weihnachtszeit nach ihrer Heimat retour zu senden. […]

Wir reisen ab. Weg von Lügnern und Heuchlern und zurück in die Welt des wahren Wortes. Jetzt heißt es: Abschied nehmen. Auf kein Wiedersehen, Deutschland! Hallo geliebtes Kamerun!

Decolonize Bodies! Minds! Perceptions!

6. & 7.2.15 – 20:00 8.2.15 – 19:00

JANINE JEMBERE UND MICHAEL GÖTTING AKADEMIE DER AUTODIDAKTEN, BALLHAUS NAUNYNSTRASSE

Die Arbeit im Zoo ist dumm. Heute mussten wir Kostüme mit Baströckchen anziehen. Wir sahen aus wie… „Wilde“! Wir bekommen tagtäglich neue Vorlagen – Trommelstücke, Ringkämpfe und ähnliches. Meine Familie ist traurig und böse, doch ich kann ja nichts für die peinliche Situation. Hagenbeck ist ein Teufel mit zwei Gesichtern!

Gibt es Zusammenhänge zwischen Symbolen der Black Power Bewegung und Gebärdensprache? Oder Rassismen in der Sprache, die in die Gesten übertragen wurden? Spielt Hautfarbe eine Rolle für Blinde? Wie fremd sind wir einander? Wie können wir miteinander Verbindung aufnehmen? Fragen dieser Art standen am Anfang der Performance Decolonize Bodies! Minds! Perceptions! – ein Projekt der akademie der autodidakten im Ballhaus Naunynstraße, an dem gehörlose, sehende, blinde, und hörende Jugendliche zusammenarbeiten.

24. August 1886 Krone zu Krone, Mensch zu Mensch? Nicht ganz. Der Thronfolger lud mich in den Muschelsaal seines Schlosses in Berlin ein. Anfangs unterhielten wir uns prächtig, und er machte mir Geschenke, auch eine Ehrenmedaille war dabei. Dann schmeichelte er mir: „Sie sind doch ein intelligenter Mann! Was halten Sie von einer Zusammenarbeit? Profitieren würde Kamerun genauso wie das Deutsche Reich.“ Über diesen Vorschlag bin ich empört. Mit dem hinterlistigen Mann, der meine Brüder und Schwestern betrügt und demütigt, werde ich nie zusammenarbeiten! Meine Antwort war abweichend: „Ich werde es mir überlegen“ und bat darum, den Raum verlassen zu dürfen.

Bei Decolonize begegnen sich Gehörlose und Hörende, Gebärden- und Lautsprachler_innen, Blinde und Sehende. Gemeinsam begeben sie sich auf den Weg an vermeintliche Grenzen, um herauszufinden, was ihnen dort begegnet. Mit Stille, Licht, Dunkelheit, Sounds und physischem Ausdruck lassen sie den Vorhang der Bühne im eigenen Kopf aufgehen. Ausgangspunkt der künstlerischen Arbeit sind die unterschiedlichen Erfahrungen der Teilnehmer_innen, die die Performance in einem kollaborativen Prozess entwickeln. Die künstlerische Arbeit ist zugleich auch Raum für Aufmerksamkeit, Beweglichkeit, Missverständnisse, Über-

26. August 1886 Noch immer in Berlin. Heute wurde ich in die Praxis des Dr. Virchow gebracht. Foto: Silja Korn

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Unsere Wahrnehmung ist noch immer von kolonialen Wertesystemen geprägt. Wir wollen uns an die Barrieren begeben, die dieses System schaff t. Erfahrungen von Offenheit und Unzugänglichkeit, von Ein- und Ausschluss schreiben sich auch in unsere

wenn sie ihre inneren Barrieren überwinden, wenn sie ihr Bewusstsein dekolonisieren? Decolonize macht sich auf die Suche nach Widersprüchen, Gemeinsamkeiten und Unterschieden. Dabei werden Übersetzungen der verschiedenen Muttersprachen der Teilnehmer_innen, Übertragungen von Lautsprache in Gebärdensprache und zurück, Poetisierungen von Audiodeskriptionen und deren Rücküberset-

JANINE JEMBERE

EINE TANZPERFORMANCE VON QUDUS ONIKEKU

Wie verändern sich unsere Wahrnehmung, unsere Kommunikation, unser Handeln und unsere Sicht auf uns selbst, wenn wir von Inklusion nicht mehr nur reden, sondern ernst damit machen? Was erwartet die Menschen,

In der Bewegung durch die unterschiedlichen Zeichensysteme und deren Eigenheiten liegt die Möglichkeit, neue Bedeutungen und Sinnzusammenhänge zu schaffen. Das Verbinden verschiedener Kulturen des Wahrnehmens und des Kommunizierens verändert die Vorstellungswelt. Körper machen Lieder für gehörlose Menschen hörbar, sie kreieren Sounds durch rhythmische Bewegung und der Sound schafft Bilder im Geist. Es entstehen neue Vorstellungswelten, die es zu ergründen gilt. Sie werden hinterfragt und auf vielfältige Weise verhandelt. Die Verhandlung verändert das Geschehen. Mit Decolonize begeben sich die Protagonist_innen in das Wechselspiel der Kommunikation in einer inklusiven Welt.

MICHAEL GÖTTING

Foto: Wagner Carvalho

Sprache und Wahrnehmungen von Menschen, die Produktion von Bildern und mediale Darstellungen sind der Ursprung für Identifi kation, Reproduktion und der damit geschaffenen Selbsteinschätzung. Decolonize Bodies! Minds! Perceptions! untersucht diese Mechanismen und stellt der gesellschaftlichen Produktion von Bewusstsein die selbstbestimmte Performanz der Protagonist_innen entgegen.

zung in Handlung und Gebärden ein zentraler Bestandteil des Geschehens sein.

Colored Woman in a White World

29.11.14 20:00

arbeitet in unterschiedlichen Konstellationen an Performances, Radiosendungen, Interventionen und Filmen. Sie ist Kamera- und Tonfrau für Dokumentar- und Experimentalfilme. An der Hochschule für bildende Künste Hamburg, der Hochschule für Musik Hanns Eisler und der UdK Berlin hat sie studiert und forscht zurzeit in Wien zu sinnlichen Hierarchien. Decolonize! ist ihre dritte Zusammenarbeit mit Michael Götting. Für die akademie der autodidakten realisierte sie zuletzt gemeinsam mit Yara Spaett das Performance -Projekt Female Gaze.

Körper ein. Sie prägen unsere Haltung, Aufmerksamkeit und Bewegung und werden Teil unserer Verhaltensweisen. Körper sind Träger von Bedeutungen und Möglichkeiten. Der Körper ist die Referenz, in der unsere ethnischen, Gender- und geschlechtlichen Identitäten und Differenzen verankert sind.

STILL /life

13. & 14.1.15 20:00

Foto: Sebastian Bodirsky

setzungen und Unterschiede. Erfahrungen werden übersetzt in Klänge, Videos, Körper- und Gebärdensprache, Poesie, Improvisationen und Speeches.

ist freier Autor und lebt in Berlin. Er schreibt für Zeit Online, fluter.de, Deutschlandfunk und andere. Er hat an der Freien Universität Nordamerikastudien und Neuere deutsche Literatur studiert und unterrichtet Schreib- und Medienworkshops für das Ballhaus Naunynstraße, das Archiv der Jugendkulturen und andere. Am Ballhaus hat er bereits gemeinsam mit Janine Jembere die Kiez-Monatsschau Vol. XVIII angeleitet.

WORKSHOP-PRÄSENTATION VON ANNABEL GUÉRÉDRAT Am Ballhaus Naunynstraße eröffnete Annabel Guérédrat 2013 das Festival Black Lux – Ein Heimatfest aus Schwarzen Perspektiven mit ihrem Trio Women Part II – you might think I’m crazy, but I’m serious. Im November wird sie hier unter dem Titel Colored Woman in a White World, ein neues Projekt mit Berliner Künstler_innen entwickeln. Die gleichnamige Autobiografie von Mary Church Terell (18631954) ist ihre Hauptinspirationsquelle. Foto: Sarah Hickson

Die Widersprüche und Tragödien unserer kollektiven Geschichten erlauben uns nicht, das „Andere“ mit Gewissheit darstellen zu können. Es gibt nichts, von dem wir uns gewisser sein können als unser Selbst, unsere Sterblichkeit und unser Ego – ein Ego, das klare Demarkationslinien zwischen Gut und Böse zu ziehen vermag, bis es sich tief in uns verbeißt, ohne Abgrenzung zu kennen. Die Gegenwart schenkt uns die leeren Seiten, auf denen wir unser Schicksal mit unserer eigenen Handschrift einschreiben können. Ein bewusster und selbstbestimmter Umgang mit unserem Leben kann nur gelingen, wenn wir Wege finden, unsere inneren Widersprüche zu versöhnen; wenn wir eine ganzheitliche und komplexe Sichtweise auf soziale Erfahrung entwickeln. Der Titel STILL/life ist paradox und unerwartet, scheint doch die Übersetzung ins Französische „nature mort“, deren Betonung auf dem Tod liegt, das genaue Gegenteil zu bedeuten. STILL/life ist Bewegung; eine Geschichte von Hochmut und Fall, ein Versuch der Versöhnung und Akzeptanz unserer Extreme; eine Einladung Tränen zu vergießen –

mit dem Funken Hoffnung, dass kommende Generationen Gerechtigkeit aus Armut, Liebe aus Leid und Frieden aus Elend erlernen können. Die Performance beginnt mit dem Versuch zwei Seiten der Medaille simultan abzubilden; die Gegensätze und Widersprüche in uns selbst zu offenbaren und die Schizophrenie unserer Welt zu spiegeln. STILL/life ist ein Schaffensprozess, angetrieben durch pure Energie. Choreografie und Tanz: Qudus Onikeku, Künstlerische Mitarbeit: Damien Jalet, Musik: Charles Amblard, Habeeb Ayodeji, Video: Isaac Lartey, Ausstattung: Alexandra Ieyre Mein, Technik: Yusuf Matthew

Frauen of Color sind eingeladen, ihre Eindrücke über ihr aktuelles Leben zu schildern: Fühlen sie sich nach 130 Jahren noch immer als „Frauen of Color in einer weißen Welt“ und wie gehen sie damit um? Auf der Bühne geht es Annabel Guérédrat um Intimitität und Ehrlichkeit – um ganz persönliche Geschichten der Frauen sowie die Motivation, über Erfahrungen als Schwarze Frauen zu berichten. Durch den Prozess des Body-Mind-Centering wird diese persönliche Dringlichkeit in tänzerischen Ausdruck übertragen.

QUDUS ONIKEKU Der Tänzer und Choreograf aus Lagos ist Gründer und künstlerischer Leiter der YK Projects in Paris und des QDance Centers in Lagos. Er studierte an der Ecole Nationale Supérieur des Arts du Cirque und pendelt zwischen Lagos und Paris. 2013 war er Gastprofessor an der University of California. Foto: Yann Mathieu Larcher

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Filmreihe: Beyond the Maps

16.11.14 – 22.2.15 jeden So. 15:00 – im fsk-Kino African Resistance against Colonial Power

KURATIERT VON ENOKA AYEMBA Dass die 1884 von Reichkanzler Otto von Bismarck einberufene Berliner Konferenz und das aus ihr resultierende Protokoll Anstoß gab zur systematischen Aufteilung bzw. Kolonisierung des afrikanischen Kontinents durch europäische Mächte, gilt seit langer Zeit als zweifelsfrei. Mittels

ENOKA AYEMBA

Fotografien, Postkarten und anderen Medien warben koloniale Mächte kontinuierlich in der eigenen Bevölkerung für die „zivilisatorische Mission“ Europas auf dem afrikanischen Kontinent – dem letzten aus ihrer Sicht „weißen Fleck“ der Erde, der noch zu besetzen war. Als sich das Medium Film Anfang des 20. Jahrhunderts verbreitete, wurde auch dieses zum gleichen Zweck eingesetzt. Es ist nicht erstaunlich, dass bis heute das Bild vorherrscht, die Bewohner_innen dieses Kontinents hätten das Schicksal, unter der „weißen“ Herrschaft zu leben, hingenommen und akzeptiert.

Aus diesem Anlass wird sich die Werkschau älteren und neueren Filmproduktionen verschiedener Genres widmen, die sich sowohl mit dem Widerstand gegen den europäischen Kolonialismus auf afrikanischem Boden, als auch mit der Konferenz an sich beschäftigen. Filmemacher_innen afrikanischer Herkunft sollen explizit im Vordergrund stehen. Stattfi nden werden Filmprojektionen und Publikumsgespräche mit den Filmschaffenden und eingeladenen Expert_innen.

Foto: F. Steuber

Seit der Unabhängigkeit jeweiliger afrikanischer Länder in den späten

1950er-Jahren bis heute arbeiten Filmschaffende aus Afrika unter schweren Produktionsbedingungen an der Korrektur dieses Bildes und schreiben ihre eigenen Geschichten.

arbeitet als Filmkurator und Autor in Berlin. Seine Arbeitsschwerpunkte sind die Kinokulturen Afrikas, die nigerianische Videofi lmindustrie und der antikoloniale Widerstand. Er hat mehrere Filmreihen in diesem Zusammenhang erstellt, u.a. african reflections – female directors in cinema (Berlin, 2007 mit Philippa Ébéné), Siehst du mich? Eine Filmreihe im Rahmen von 50 Jahre afrikanische Un-Abhängigkeiten (Berlin, 2010), African Threads and Laces (Wien, 2011 mit Katja Wiederspahn), Schwarze Menschen und das Nazi-Regime (Berlin, 2013). Enoka Ayemba leitete von 2009 bis 2013 die monatliche Filmreihe Afro Digital (ehemals Nollywood Spezial) in der Werkstatt der Kulturen Berlin und war 2010 Selection Commitee-Mitglied des Berlinale Talent Campus. Er ist Mitbegründer der Berliner KuratorInnengruppe Remember Resistance. Foto aus Chronique des Années de Braise (Lakhdar Hamina, Algerien, 1975)

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Programm

Weitere Termine sowie Aktualisierungen entnehmen Sie bitte unserer Website: www.ballhausnaunynstrasse.de.

11 | So

1 5:00

BEYOND THE MAPS (Filmreihe im fsk-Kino) ÉMITAÏ - Dieu du tonnerre (OmeU)

1 3 | Di 1 4 | Mi 16 | Fr

November 2014

20:00 20:00 20:00

STILL / LIFE von Qudus Onikeku STILL / LIFE von Qudus Onikeku THEY ARE, THEN ARE WE Szenische Lesung von Branwen Okpako

1 5 | Sa

20:00

Eröffnung: WE ARE TOMORROW

17 | Sa

Visionen und Erinnerung anlässlich der Berliner Konferenz von 1884

1 6 | So

21 :00 1 5:00

Ausstellungseröffnung: YESTERNOW. ZWISCHEN JETSET UND VERGESSEN Konzert: PAN-AFRICAN GROOVE COLLECTIVE & Eröffnungsparty BEYOND THE MAPS (Filmreihe im fsk-Kino)

20:00

POLYPHONIC – SPONTANEOUS TOWN MEETINGS Mit Abenaa Adomako, Antonia Adomako, Jimmy Bamba u.a.

1 9 | Mi

20:00

LITERARISCHE TOPOGRAFIEN DES KOLONIALISMUS

1 8 | So

1 5:00

23 | So

20:00 1 3:00 20:00 1 5:00

PERFORMING BACK Performance von Simone Dede Ayivi DAUERKOLONIE BERLIN postkoloniale Stadtführung PERFORMING BACK Performance von Simone Dede Ayivi BEYOND THE MAPS (Filmreihe im fsk-Kino)

19:00 21 | Mi 23 | Fr

20:00 20:00

20:00

COLORED WOMAN IN A WHITE WORLD Workshoppräsentation von Annabel Guérédrat

30 | So

1 5:00

Lecture-Performance Wendy Sutherland / Artists`Talk mit Branwen Okpako, Wendy Sutherland u.a. POLYPHONIC – SPONTANEOUS TOWN MEETINGS COLOR ME B– Performance von Mmakgosi Kgabi und Stompie Selibe

24 | Sa

20:00

COLOR ME B– Performance von Mmakgosi Kgabi und Stompie Selibe

25 | So

1 5:00

BEYOND THE MAPS (Filmreihe im fsk-Kino) Ein vergessener Krieg (OmeU)

19:00

Weiße Geister. Der Kolonialkrieg gegen die Herero (dtOV)

29 | Sa

BEYOND THE MAPS (Filmreihe im fsk-Kino) Sambizanga (OmeU)

Mit Theodor Wonja Michael, David Olusoga (angefragt) u.a.

21 | Fr 22 | Sa

DAUERKOLONIE BERLIN postkoloniale Stadtführung THEY ARE, THEN ARE WE Szenische Lesung von Branwen Okpako

Sarraounia (OmdU)

1 8 | Di

1 3:00 20:00

LITERARISCHE TOPOGRAFIEN DES KOLONIALISMUS Mit Maaza Mengiste, Dr. Wangui wa Goro (in engl. Sprache)

31 | Sa

12-1 8:00

ERSTE INDABA SCHWARZER KULTURSCHAFFENDER

BEYOND THE MAPS (Filmreihe im fsk-Kino) Chronique des années de braise (OmdU)

Februar 2015 Dezember 2014 1 | So 7 | So

1 5:00

BEYOND THE MAPS (Filmreihe im fsk-Kino) Concerning Violence (OmdU)

1 3 | Sa 1 4 | So

1 3:00 1 5:00

DAUERKOLONIE BERLIN postkoloniale Stadtführung BEYOND THE MAPS (Filmreihe im fsk-Kino)

12-1 8:00 1 5:00

Lumumba, La mort du prophète (OmdU)

6 | Fr 7 | Sa 8 | So

20:00 20:00 1 5:00

20:00 20:00 20:00

A FREAKSHOW FOR S. von Annabel Guérédrat A FREAKSHOW FOR S. von Annabel Guérédrat LITERARISCHE TOPOGRAFIEN DES KOLONIALISMUS Szen. Lesung von afrikanisch-diasporischen Texten 1904 – 1914/Vortrag Dr. Everlyn Nicodemus

21 | So

1 5:00

BEYOND THE MAPS (Filmreihe im fsk-Kino) Don't Shoot (Kurzfilm)/ Drum (OmdU)

28 | So

1 9:00 1 5:00

POLYPHONIC – SPONTANEOUS TOWN MEETINGS BEYOND THE MAPS (Filmreihe im fsk-Kino) Flame (OmdU)

DECOLONIZE BODIES, MINDS, PERCEPTIONS, akademie der autodidakten DECOLONIZE BODIES, MINDS, PERCEPTIONS, akademie der autodidakten FILMREIHE BEYOND THE MAPS (Filmreihe im fsk-Kino) 144 Jahre/ Mueda, Memoria e Massacre (OmdU)

Le malentendu colonial (OmdU)

1 7 | Mi 1 8 | Do 20 | Sa

ERSTE INDABA SCHWARZER KULTURSCHAFFENDER BEYOND THE MAPS (Filmreihe im fsk-Kino)

1 2 | Do

19:00 20:00

DECOLONIZE BODIES, MINDS, PERCEPTIONS, akademie der autodidakten LITERARISCHE TOPOGRAFIEN DES KOLONIALISMUS Mit NoViolet Bulawayo (angefragt), Peggy Piesche

1 5 | So

1 5:00

BEYOND THE MAPS (Filmreihe im fsk-Kino) Thomas Sankara (OmdU)

1 9 | Do

20:00

Uraufführung: MAIS IN DEUTSCHLAND UND ANDEREN GALAXIEN von Olivia Wenzel

20 | Fr 21 | Sa 22 | So

20:00 20:00 1 5:00

KIEZ-MONATSSCHAU Sonderausgabe MAIS IN DEUTSCHLAND UND ANDEREN GALAXIEN von Olivia Wenzel BEYOND THE MAPS (Filmreihe im fsk-Kino) Heritage Africa (OmeU)

JANUAR 2015

4 | So

1 5:00

BEYOND THE MAPS (Filmreihe im fsk-Kino) Adua - Ein afrikanischer Sieg (OmdU)

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23 | Mo 24 | Di 25 | Mi 26 | Do

19:00 20:00 20:00 20:00 22:00

MAIS IN DEUTSCHLAND UND ANDEREN GALAXIEN von Olivia Wenzel MAIS IN DEUTSCHLAND UND ANDEREN GALAXIEN von Olivia Wenzel MAIS IN DEUTSCHLAND UND ANDEREN GALAXIEN von Olivia Wenzel MAIS IN DEUTSCHLAND UND ANDEREN GALAXIEN von Olivia Wenzel Abschlussparty 17


Dauerkolonie Berlin Eine etwas andere Stadtrundfahrt

22.11. & 13.12.14, 17.1.15 – 13:00

FREEING YOURSELF WAS ONE THING; CLAIMING OWNERSHIP OF THAT FREED SELF WAS ANOTHER. (TONI MORRISON) Für unsere Brüder und Schwestern

15.11.2014 - 26.2.2015 Visionen und Erinnerung anlässlich der Berliner Konferenz von 1884

Immer wieder von vorn zwischen Anfang und Ende von etwas noch einmal ganz anders genauso klüger und unwissender als jemals zuvor und so viel weiter trotzdem. Vergesst nicht, wer ihr seid und was wir einander sind heute und gestern und morgen sind eins niemand ist allein, unsere Namen stehen in den Händen der Ewigkeit seit Anbeginn der Welt. (Aus: Dauerkolonie Berlin – Eine etwas andere Stadtrundfahrt)

Eine Stadtrundfahrt dient der Besichtigung kultureller Zeugnisse und Sehenswürdigkeiten: Bauwerke, Straßen, Plätze, Parks und Flüsse erzählen eine Geschichte. Diese Geschichte verändert sich, je nachdem, wer sie erzählt und je nachdem wer sie hört. So erzählt eine Stadt nicht nur eine einzige Geschichte, sondern die Geschichten jeder und jedes Einzelnen, der sie hört und der sie erzählt und der sie weitererzählt und dem sie weiter erzählt werden. Die üblichen Touren durch die Hauptstadt erzählen meist nur eine und immer dieselbe Geschichte Berlins: Gründung, Expansion, nationalsozialistische Vergangenheit, Kalter Krieg, Teilung und Wiedervereinigung gemäß der offi ziellen Geschichtsschreibung einer deutschen Mehrheitsgesellschaft.

In Dauerkolonie Berlin – eine etwas andere Stadtrundfahrt nehmen Schauspieler_innen des Theaterensembles LABEL NOIR gemeinsam mit dem Politikwissenschaftler und Aktivisten Joshua Kwesi Aikins den Zuschauenden mit auf eine Busreise durch Berlin, die abweichende Wege und Perspektiven durch den urbanen Raum wählt und somit neue, ungehörte und unerhörte Geschichten über Berlin erzählt: Was geschah mit Menschen afrikanischer Herkunft im Treptower Park? Wie kam die „Mohrenstraße“ zu ihrem Namen? Warum hieß das May-Ayim-Ufer einst Gröben-Ufer und wie kam es zur Umbenennung? Wessen Kunstschätze beherbergt das Stadtschloss, wessen Köpfe lagern in den Archiven der Charité? Worüber wurde bei der „Hottentottenwahl“ im Reichstag abgestimmt? Warum entstand mitten im Wedding das Afrikanische Viertel? Durch theatrale Inszenierungen an historischen Schauplätzen entfalten sich Schichten verdrängter, jedoch nach wie vor präsenter Geschichten in Berlin, das von 1884 bis 1918 die Schaltzentrale des deutschen Kolonialreiches war. Die Zuschauenden gewinnt performative Einblicke in Zusammenhänge und Verbindungslinien zwischen brandenburgischem Versklavungshandel, deutscher Kolonialzeit, dem Dritten Reich und bis heute fortwirkender Kolonialität im Berliner und deutschen Alltag. Gleichzeitig wird diese etwas andere Bustour Schwarze deutsche Geschichte feiern und Empowerment schaffen, indem sie von dem sich früh formierenden Schwarzen Widerstand erzählt, in dem Schwarze nicht als passiv leidende Opfer agierten, sondern sich selbstbewusst und autonom gegen eine menschenverachtende Politik zur Wehr setzten, Gleichberechtigung einforderten, Rechte erkämpften und so bis heute für nachfolgende Generationen als Inspiration fortleben.

Joshua Kwesi Aikins führt eine Delegation von Herero und Nama 2011 an historische Plätze Berlins. Bild: Berlin Postkolonial (Originalfoto: J. Zeller).

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Ich bin mehr als ein Konglomerat an Identitätsmolekülen EIN GESPRÄCH SCHWARZER KULTURSCHAFFENDER An einem Sonntagnachmittag im September trafen sich die Regisseurin Julia Wissert, die Performerin Simone Dede Ayivi, der Schauspieler und Autor Francis Winter und der Spoken Word Performer Philipp

JULIA WISSERT zu SIMONE DEDE AYIVI: du beschäftigst dich in deinen Arbeiten mit Schwarzen Perspektiven. Wie gehst du damit um, das auf die Bühne zu bringen, ohne Typisierungen zu reproduzieren? SIMONE DEDE AYIVI: Ich glaube, das ist der Teil, der am einfachsten ist. Der hat mit meiner Normalität zu tun. Also, ich bin selbst eine Schwarze Frau – das ist Teil meines Alltags. Es ist Teil meiner Expertise zu wissen, dass „Schwarze Person“ keine Figurenbeschreibung ist, genauso wenig, wie eben „weiße Person“, sondern dass es tatsächlich Schwarze Ärztinnen, Pilotinnen, Kindergärtnerinnen, Bettlerinnen und Meerschwein-

Khabo Koepsell in der Bar des Ballhaus Naunynstraße, um über den deutschen Kulturbetrieb aus Schwarzer Perspektive zu reden. Das komplette Protokoll des Gesprächs finden Sie auf: ballhausnaunynstrasse.de.

chenzüchterinnen gibt, die genauso gesund, krank, alt, jung, dick, dünn und so weiter sein können. Und dadurch, dass ich diese Normalität lebe mit mir in meinem Freundeskreis und in meinem Umfeld, braucht es tatsächlich für mich nicht den Moment des Auftritts der Schwarzen Figur oder der Schwarzen Performerin, die jetzt das Fremde verkörpert, oder wo ich raussuchen muss, was für eine Bedeutung deren Hautfarbe hat. Es ist nur eine soziale Kategorie und keine Rollenbeschreibung oder gar Charakteristik. JW: Thematisierst du dein Schwarzsein bzw. Schwarzsein in Deutschland in deinen Arbeiten?

PHILIPP KHABO KOEPSELL: Ja sehr. Aber ich arbeite daran, das nicht mehr zu tun. Und zwar habe ich mich sehr lange in meinen Gedichten, Performances mit Identitätsverhandlungen im Allgemeinen, aber besonders mit Schwarzen Identitätsverhandlungen beschäftigt, aber mir ist irgendwann aufgefallen, dass sich das ab einem gewissen Punkt sehr im Kreis dreht und du zwangsläufig immer in die gleichen Diskussionen mit Menschen kommst. JW: Was für Diskussionen, wenn ich da gleich nachhaken darf? PKHK: Wenn es um Identitätsverhandlungen geht, als was siehst du dich

eigentlich so. Das ist diese Was-bistdu-Frage. Diese Was-bist-du-Frage hast du im deutschen Kontext, die hast du aber auch im internationalen Kontext. Die habe ich zum Beispiel in den USA, wenn ich da bin, die habe ich aber auch noch krasser in Südafrika, wenn ich da bin. Und ich habe gemerkt, dass es keine ultimative Antwort auf so etwas gibt und dies wirklich kontextabhängig ist; vom historischen Kontext, vom geografischen, vom politischen Kontext, in dem du dich bewegst. Deshalb nenne ich es auch „Identitätsverhandlung“, weil es immer eine Verhandlung ist. Die einfache Aussage „ich bin hier und ich bin Schwarz“, geht nur soweit für mich. Das ist natürlich auch eine traurige Erkenntnis, aber es ist auch sehr klar, dass es nicht so einfach sein kann. Aber angefangen habe ich eigentlich damit, dass ich das nicht mehr thematisieren möchte, beziehungsweise: Ich möchte an den Punkt kommen, an dem ich sagen kann: Ich habe ganz andere Interessen und ich bin noch mehr als ein wandelndes Konglomerat an Identitätsmolekülen. Vielleicht gehe ich auch gerne Angeln oder ich gehe Campen oder so etwas, und ich würde das gerne mal thematisieren. Nicht, dass das gerade so ist, aber ich möchte einfach sehen, welches Potenzial ich eigentlich noch auf der Bühne entfalten kann. Rassismuserfahrungen, Identitätsverhandlungen, den Umgang mit Kolonialismus würde ich gerne für mich abgehakt sehen und ich würde es für viele andere Leute auch auf der Bühne, aber auch abseits der Bühne gerne soweit abgehakt sehen, dass sie ihr eigenes Potenzial entfalten können, anstatt sich reaktiv abzuarbeiten an diesen Themen. […] FRANCIS WINTER: Ich habe eine Frage an euch alle drei: Sidney Poitier, den ihr alle kennt, der ja ein Vorreiter in der Schwarzen Filmindustrie war, der sagte mal „Ich bin in erster Linie Schauspieler und dann bin ich Schwarzer“. Wie geht ihr mit so einem Satz um? Das würde mich mal interessieren. JW: Ich glaube, es kommt auf meine Tagesform an und wem ich gegenüberstehe; wie meine Laune ist und was für

eine Was-bist-du-Frage vorher kam. Dementsprechend würde ich antworten. Und ich weiß, worauf die Frage abzielt. Ich wüsste nur nicht, ob ich sie in jeder Situation genauso beantworten würde. Ich habe auch manchmal die Situation, da denke ich: Nee, ich bin eigentlich gar nicht Schwarz, vor allen Dingen bin ich Regisseurin. Ich möchte das entscheiden. Und manchmal bin ich, glaube ich, auch einfach nur Schwarz und nicht Regisseurin. […] Echt eine schwere Frage. PKHK: Ich fi nde, das kommt darauf an, inwiefern du dich auch mit deinem Beruf identifi zieren kannst. Wenn du sagst, du bist in erster Linie Schauspieler, […] wer weiß schon, wie lange ich in erster Linie das bin, was ich beruflich mache. Vielleicht ist es meine „Berufung“. Das mag auch sein, aber es gibt so viele andere identitätsstiftende Bezeichnungen, „Vater“ zum Beispiel. Wenn ich sage, ich bin in erster Linie Vater und erst in zweiter Linie Schwarz, sind das Kategorien, die so nicht mehr zusammenpassen wollen. Ich bin das alles. SDA: Aber ich fi nde den Schauspieler-Kontext noch mal speziell. Da wirst du ja mit genau dieser Frage konfrontiert, wenn du angefragt wirst – ob als Schauspieler oder als Schwarze Person... PKHK: … Oder als Schwarzer Schauspieler… SDA: Naja, als Schwarzer Schauspieler ist dann noch ein sympathisches Mittelding. Also, nehmen wir an, ich würde sagen, ich sei in erster Linie Schauspielerin. Ich habe eine Ausbildung gemacht. Ich kann meinen Beruf. Das bedeutet auch, ich kann verschiedene Figuren, verschiedene Charaktere spielen. Dann kann ich sagen: Und ich bin Schwarz – mit all den Konsequenzen, die das hat und zwar ja nicht nur in der reaktiven Situation, nämlich was für Anfragen ich erhalte oder wie ich von weißen Menschen gelesen werde, sondern auch, was es für mich bedeutet; wie ich meine Position in diesem Betrieb fi nden kann und wie ich auch mein Bewusstsein über mein Schwarzsein einbringen kann in die Arbeiten, die ich ausübe.

JW (zu FW): Als Schauspieler, findest du es gibt es einen Unterschied, wie du als Schwarzer Schauspieler wahrgenommen wirst – zwischen Film und Theater? FW: Na ja, auf der einen Seite hat man beim Film oft dieses Klischee-Denken, wo aber, wie ich fi nde, in den Redaktionen schon viel passiert ist. Früher hätte ich gesagt, es gäbe im Theater mehr Möglichkeiten, weil im Film alles viel festgefahrener ist. Im Theater gibt es dann die Möglichkeit, dass du Anderes adaptierst oder versuchst, dies anders anzulegen und ich fi nde, dass da viel Positives passiert ist. Theater ist immer auch projektbezogen. Es kommt darauf an, wer da unten sitzt und Regie führt und in wie weit der auch anders denkt… Natürlich kann man Romeo und Julia Schwarz besetzen. Why not?! Aber es braucht diese Konsequenz, es dann durchzuführen. JW: Habt ihr das Gefühl, dass sich im Theater über die letzten paar Jahre etwas verändert hat? FW: Also für mich ist im Film da mehr passiert bei dem Thema. SDA: Im Theaterbereich auch. Es gibt eine Sensibilität für gewisse Themen, vor allem was rassistische Darstellungen auf der Bühne angeht. Ich glaube, da hat BÜHNENWATCH durch die Kampagnen gegen Blackface ganz viel Aufklärungsarbeit geleistet. Das geht auch über Blackface hinaus z.B. „wie werden Schwarze Menschen auf der Bühne dargestellt“ oder „was gibt es für Rollen für Schwarze Schauspielerinnen.“ Aber tatsächlich sehe ich nicht viele Erfolge. Wenn man sich Schauspiel-Ensembles anguckt, sind die ja in keiner Hinsicht divers, und das ist inzwischen zu einer Diskussion geworden. Ich habe aber trotzdem das Gefühl, dass viel mehr darüber geredet wird, als gemacht wird; dass es zwar eine größere Sensibilität in der Kritik und im Feuilleton dafür gibt, aber gar nicht mal unbedingt am Theater, also wirklich in den Produktionen. Natürlich gibt es das, was am Ballhaus Naunynstraße passiert; das, was am Gorki passiert, aber irgendwie habe ich dann auch

Foto: Zé de Paiva. v.l.n.r. Simone Dede Ayivi, Julia Wissert, Francis Winter, Philipp Khabo Koepsell

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das Gefühl, das sind bereits die beiden Alibi-Häuser. Die Intendanten der großen Häuser denken sich vielleicht: „An denen ist es ja schon so, dann können wir die ganze Zeit unseren Mainstream-Kram weitermachen.“ Das ist vielleicht dann die Haltung, ich weiß es nicht. PKHK: Ich kann mir auch sehr gut vorstellen, dass zu allererst schnelle Lösungen bevorzugt werden. Sie denken sich, sie brauchen eine Person of colour mehr in ihrem Ensemble, und das Problem löst sich von allein. Ich glaube nicht, dass in den meisten Häusern dieses Umdenken strukturell oder inhaltlich weiter als das geht. SDA: Das fi nde ich auch. Diese ganzen kulturpolitischen Debatten zum Beispiel, in denen es um die Öffnung der Häuser geht - meistens dann mit der Formulierung „Öff nung der Häuser für Menschen mit Migrationshintergrund“ oder so [Lachen], wo dann irgendwelche absurden „kulturellen Bildungs- oder Marketing- oder pädagogischen Kulturvermittlungsprogramme“ gefahren werden. […] JW: Wenn ihr mit einem Wunsch all das verändern könntet, was wäre der Wunsch, und wie würde es sich verän-

dern? Ich versuche, eure guten Ideen zu klauen, für später, wenn ich ein eigenes Theater hab. SDA: Ich weiß nicht, ich bin keine Regisseurin. Ich scheiß nicht so einfach Ideen [Lachen]. Vielleicht geht es da um eine Verfahrenstechnik. Es geht vielleicht gar nicht um die große Idee oder die große eine Veränderung. Das richtige Verfahren wäre, dass sich Menschen mit unterschiedlichen gesellschaftlichen Positionen und unterschiedlichen Vorlieben, Perspektiven und Blickwinkeln zusammensetzen und gemeinsam überlegen, welche Veränderungen notwendig wären, sodass auch ihre Interessen vertreten wären, und man mal einen Überblick bekommt, auf was eigentlich alles zu achten ist. Oder, um alle einzuladen, Teil des Theaters zu sein.

Ich fände es wunderbar... Ich fände es wunderbar, wenn sich dies im Theater widerspiegeln würde. PKHK: Ich würde mir wünschen, dass die Akteure und die Häuser, die sich tatsächlich damit auseinandersetzen – wie unsere genannten Beispiele, dass die eine Unabhängigkeit und eine Anziehungskraft entwickeln würden; dass sie nicht mit den großen Institutionen konkurrieren müssten. Sie sollten selbst so viel Aufmerksamkeit bekommen, dass der Hype, der entsteht, groß genug ist, dass sich auch das Deutsche Theater fragen müsste, ob ihre Herangehensweisen überhaupt noch zeitgemäß sind. Ob sie dem hinterherkommen, was in der Off-Szene passiert. JW: Gut. Fragen? Anmerkungen? Verbesserungsvorschläge?

JW: Was wäre dein Wunsch? FW: Einfach eine Normalität, nicht „black and white“ […] Dass es normal ist, eine Schwarze Lady Milford in Kabale und Liebe zu sehen, warum nicht?! Und, dass man gar nicht darüber nachdenkt. Wir sind natürlich privilegiert, wenn wir in größeren Städten leben, in denen der gesellschaftliche Mix einfach normal ist.

Das Übersehene sehen:

PKHK: Das wird großartig, vielen Dank. JW: Danke.

FW: Ja, das hat Spaß gemacht.

Artists’ Talk 18.1.15 – 19:00

VON PROF. WENDY SUTHERLAND Professor Wendy Sutherland lehrt deutsche Literatur am New College of Florida in Sarasota. Ihr Vortrag Das Übersehene sehen zeigt, wie sich der globale Handel des 18. Jahrhunderts, Kolonialismus und Versklavung auf den Bühnen des deutschen Theaters dieser Zeit widerspiegeln – ein Umstand, der bis heute unhinterfragt geblieben ist.

Auf den ersten Blick handelt es sich in Die Mätresse um einen Familienkonflikt und die Wiederherstellung der Familienordnung durch den Hausvater; aber bereits in der zweiten 22

Wenn wir an das Deutschland oder Preußen des 18. Jahrhunderts denken, denken wir nicht an den Kolonialismus oder den Sklavenhandel, da die deutschen Staaten ihre alten Stützpunkte in Afrika bereits aufgegeben hatten und die neuen Kolonien noch nicht erworben waren. Trotzdem spielten Genussmittel wie Schokolade, Kaffee, Zucker, Tee und Tabak eine wichtige und zentrale Rolle in der Inszenierung des Adels und des Großbürgertums, die ihren Reichtum und Wohlstand durch die aus dem Fernhandel erworbenen Waren zu repräsentieren versuchten. Genussmittel und Schwarze Sklaven kamen durch den Fernhandel über die Niederlande, Frankreich und Hamburg nach Deutschland. So bot der europäische Fernhandel und dessen globale Weltbühne den deutschen Staaten die Möglichkeit, am Kolonialismus und dem Versklavungshandel der anderen europäischen Länder teilzunehmen, ohne dabei selbst als Kolonialmacht wahrgenommen zu werden. Obwohl die deutschen Staaten nicht direkt am Versklavungshandel beteiligt waren, spielten auch deutsche Waren eine wesentliche Rolle im Dreieckshandel. Preußen und Sachsen bezahlten mit Leinen für ihre fremdländischen Genussmittel wie Kaffee, Schokolade, Zucker und Tabak. Preußisches und sächsisches Leinen wurden so zu einem wichtigen Tauschobjekt für die Genussmittel aus Amerika.

SDA: Danke euch.

Requisiten und der Tisch in Karl Lessings Die Mätresse

Karl Gotthelf Lessings bürgerliches Trauerspiel Die Mätresse wurde 1780 veröffentlicht. Es spielt in Preußen während der Herrschaft Friedrichs II.

schichte der Versklavung beim theatralischen Konsum dieser Waren und dessen Interpretation bis heute übersehen werden?

Sowohl schlesisches Leinen als auch niederländisches Tuch wurden von holländischen Schiffen an die Westküste Afrikas gebracht, um die dortige Nachfrage zu stillen. In Sachsen war die Oberlausitz Zentrum der Herstellung von Leinen, das über die spanische Hafenstadt Cadiz in die spanischen Kolonien in Amerika transportiert wurde. Kaufleute aus Hamburg fungierten als Zwischenhändler bei der Versendung und Annahme der Waren. Sächsische Händler tauschten Leinen gegen amerikanische Genussmittel und Farbstoffe wie Cochenille und Indigo, die als Mittel zur Färbung des sächsischen Leinens eingeführt wurden. Der wichtigste Hersteller von Zucker im Preußen des 18. Jahrhunderts war die Firma Splitgerber & Daum, ein Handelshaus, das als Vermittlungsagent, Lieferant und Bank fungierte. David Splitgerber (1683-1764) und Gottfried Adolf Daum (1679-1743) gründeten die Firma im Jahre 1713 unter der Herrschaft von König Friedrich I. von Preußen. Erst während der Herrschaft Friedrichs des Großen begann die Firma, Rohzucker zu raffi nieren.

Szene des ersten Aktes, als der Hausvater der Familie von seiner verstorbenen Frau erzählt, einer Schwarzen, die er in Amerika geheiratet hat, werden Kolonialwaren wie Zucker, Schokolade, Kaffee, und Tabak genau beschrieben.

In den 1740er-Jahren kam der Zucker, der in der Mark Brandenburg und der Grafschaft von Magdeburg konsumiert wurde, aus den Zuckersiedereien in Hamburg. Folglich entschied sich Friedrich der Große dafür, das Zuckersieden in Preußen einzuführen. David Splitgerber fi nanzierte das Unternehmen, indem er Zuckersiedereien in Berlin baute.

Wie kamen diese Requisiten ins Preußen des 18. Jahrhunderts und wie kommt es, dass der koloniale Kontext und die Ge-

Damit sicherte er sich das Monopol auf den Verkauf und das Sieden von Zucker in Brandenburg, Neumark, Pom-

mern, Schlesien und Glatz. David Splitgerber gründete drei Zuckersiedereien am Märkischen Ufer in Berlin. Der Rohzucker kam durch Handelsagenten einer Firma in Bordeaux, die den Rohzucker von der französischen Kolonie St. Domingo (später Haiti) kauften, nach Preußen. Die Firma Splitgerber & Daum hatte auch wirtschaftliche Verbindungen zu der niederländischen Kolonie Curaçao und zur spanischen Kolonie Vera Cruz, wo die Firma ebenfalls Rohzucker erwarb. Als Folge des Zuckermonopols in Preußen machte Splitgerber mit seiner Firma großen Gewinn, weil der Kaufmann und Bankier seine Geschäfte mit den Angelegenheiten des Königs von Preußen eng verband, zum Beispiel als Waffenlieferant. Im Jahre 1771 eröff nete die Firma eine Fabrik, die Kämme aus Elfenbein herstellte. Auch dies setzte eine Verbindung zum niederländischen Handel an der Westküste Afrikas voraus. Splitgerber & Daum führten Kolonialwaren wie Kaffee, Tee und Kakao über Hamburg, Amsterdam, London, Venedig, Almeyda und Lissabon ein und verkauften diese Waren dann in Deutschland und Polen weiter. In den deutschen Staaten des 18. Jahrhunderts zeigte sich die enge Verbindung von europäischer Esskultur und der Verwendung von Kolonialwaren. Lebensmittel aus der ‘Neuen Welt’ Amerika, wie die Kartoffel und die Tomate, transformierten die Essgewohnheiten und Geschmäcker der Europäer. Die Kartoffel wurde zum Grundnahrungsmittel in der deutschen, die Tomate in der italienischen Küche. Die Luxuswaren erreichten die Tische wohlhabender, europäischer Aristokraten und Großbürger_ innen durch die Arbeit versklavter Afrikaner_innen in Amerika. Sowohl europäische Kaufleute und Bankiers als auch der europäische Adel und dessen Nachfrage nach kolonialen Genussmitteln trieben den frühen Kapitalismus in Europa an und schufen die Voraussetzungen für den globalen Handel im 18. Jahrhundert, der auf Kolonialismus und Sklavenhandel basierte. Wendy Sutherlands Vortrag Das Übersehene sehen zeigt, wie sich die Bühne dieses globalen Handels auf der theatralischen Bühne des Tisches widerspiegelt, während Versklavung und Versklavungshandel, besonders im Großbürgertum und den aristokratischen Häusern, unhinterfragt und unsichtbar blieben.

Wendy Sutherlands Buch Staging Blackness and Performing Whiteness in 18th-Century German Drama wird 2015 bei Ashgate erscheinen. 18.1.2015, 19:00: Lecture-Performance Wendy Sutherland/ Artists’ Talk mit Branwen Okpako, Wendy Sutherland u.a. Literatur: Deininger, Heinz Friedrich. Das Reiche Augsburg (München: Duncker & Humblot, 1938). 23


Henderson, W. O. “The Rise of the Metal and Armament Industries in Berlin und Brandenburg 1712-1795” Business History 3/2 (1961): 63-74. Schmiedel, Ulrich. Reisebericht nach Südamerika 1534-1554 (Stuttgart: Literarisches Verein, 1889).

Wätjens, Hermann. “Zur Geschichte des Tauschhandels an der Goldküste um die Mitte des 17. Jahrhunderts nach holländischen Quellen” In: Dietrich Schäfer und Adolf Hofmeister (hrg.) Forschungen und Versuche zur Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit (Jena: G. Fischer, 1915); 527-563.

Treue, Wilhelm. “David Splitgerber: Ein Unternehmer im preußischen Merkantilstaat 1633-1764 Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Bd. 41 (1954): 235-267.

Deutschsein und Menschen mit schwarzer Hautfarbe in deutschen Geschichtsschulbüchern

Zur Kontinuität von kolonialen Denkmustern in Schulbüchern DR. HUGUES BLAISE FERET M. POKOS

Die dominierenden Vorstellungen zu ‚Deutschsein‘ in Geschichte und Gegenwart sind eng an einen Typus mit bestimmten äußerlichen Merkmalen gekoppelt: blaue Augen, blondes Haar, weiße Haut. Dieser Typus wiederum ist eng mit einer Ideologie verbunden, die ich – mit der sprachlichen Neuschöpfung – als Monovolkvorstellung bezeichne: Deutschland = ein Volk = eine ‚Rasse‘: Weiße. Menschen mit schwarzer Hautfarbe werden im Kontext dieser Ideologie als Menschen betrachtet, die offenbar für immer fremd bleiben und nicht ‚richtig deutsch‘ sein können. Weder die Realität eines deutschen Passes noch Eltern mit einem deutschen Pass ‚helfen‘ angesichts dieser rassistischen Vorstellung; allein die Hautfarbe - als äußeres Symbol für eine angeblich ‚innere Natur‘ und genetische Ausstattung - ist von Bedeutung. Im Folgenden sollen hier Extrakte aus zwei von sechs untersuchten Lehrwerken beispielhaft verdeutlichen, wie aktuell in der Bundesrepublik Deutschland verwendete Geschichtsschulbücher sehr subtil – oder vielleicht auch nicht bewusst – durch die Darstellung der Thematik des ‚Deutschseins‘ insbesondere von Menschen mit schwarzer Hautfarbe die Vorstellung vom deutschen Mo24

novolk/Weißsein = Deutschsein vermitteln. Hier soll es im Wesentlichen um die Frage gehen, ob Rassismus als Kontinuität des vorkolonialen und kolonialen Gedankenguts bis in die heutige Zeit deutlich und in seinem vollen Ausmaße in Geschichtsschulbüchern kritisch thematisiert ist?

1. Geschichte 2 Real (7/8. Klasse, Realschule, Nordrhein-Westfalen) 1 Ein symptomatisches Element der subtilen Monovolkorientierung dieses Lehrwerkes ist schon am Anfang des Geschichtsschulbuches zu bemerken. Die Leser_innen sind hier hinsichtlich der Frage von Einwanderung und Integration sehr subtil auf ein falsches Gleis geführt: In den Einheiten danach Und woher kommst du? (S. 10) und Heimat und Fremde (S. 11) folgt – fast wie im Nationalsozialismus –2 eine indirekte Formung der Kinder bzw. ihrer Wahrnehmung zum auslesenden Blick. Auf Seite 10 befi ndet sich ein Klassenfoto, welches auf den ersten Blick nur Jugendliche weißer Hautfarbe zeigt. Einzig die Überschrift Woher kommst du? und der Text unter dem Bild verdeutlichen, dass es sich um Schülerinnen und Schüler unter-

schiedlicher Herkunft handelt. Auf Seite 11, unter der Überschrift Heimat und Fremde, sind beispielhaft vier Bilder dargestellt: 1. Aynur (ein türkisch aussehendes Mädchen), deren Eltern aus der Türkei stammen 2. Stella (ein Mädchen mit schwarzer Hautfarbe), die mit ihren Eltern aus Uganda kommt 3. Helmut Schneider (ein Junge mit dunkelbraunem Haar), der mit seinen Eltern als Spätaussiedler aus Kasachstan nach Deutschland einwanderte 4. Kevin (ein Junge mit blondem Haar und blauen Augen), der aus Bayern kommt. Diese Bilder sollten einen positiven Eindruck erwecken und zeigen, dass es in deutschen Schulen einheimische und zugewanderte Kinder gibt. Allerdings suggeriert die Gegenüberstellung der Bilder in Zusammenhang mit den Überschriften und den Texten genau das Gegenteil. Die Körperkartographie, also die Darstellung der Körper auf diesen Bildern, gibt hier einen subtilen, aber augenfälligen Hinweis auf Fremdsein oder Einheimischsein und legitimiert daher die Frage „Woher kommst du?“. Dies bedeutet, dass alle ‚nicht wie KEVIN aussehenden

Kinder‘ – d.h. Kinder, die als türkisch oder Schwarz wahrgenommen werden und wie der Spätaussiedler Helmut durch Sprachdefi zite gekennzeichnet sind – von woanders herkommen, nämlich von außerhalb Deutschlands. Demzufolge besitzen sie eine biologisch (körperlich/‚rassisch‘), örtlich (geografische Herkunft: Türkei, Uganda, Kasachstan), kulturell (türkisch, afrikanisch, kasachisch) und religiös (Islam) bedingte Fremdheit und sind dementsprechend als Fremde zu identifi zieren. Es wird suggeriert, dass ‚Standarddeutsche’ eben weiße blondhaarige und blauäugige Deutsche sind und nicht Moslems oder Schwarze sein könnten. Muslimische oder Schwarze Menschen könnten diesen Bildern zufolge Bayern nicht als Heimat haben.

katur) in das Boot einsteigen wollen. Da die zwei Karikaturen gegenübergestellt sind, ist deutlich zu erkennen, dass die zweite Karikatur der gesichtslosen Menschenmasse der ersten Karikatur hier ein repräsentatives Gesicht gibt: An erster Stelle der auf dem Steg wartenden Asylbewerber_innen ist die Person eines Schwarzen dargestellt. Allerdings zeigen die Statistiken des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge, dass Asylbewerber aus Afrika die geringste Gruppe der Asylsuchenden in Deutschland und in Europa ausmachen.

Noch problematischer ist der Hinweis darauf, dass das Schwarze Mädchen Stella mit ihren Eltern Asyl beantragt hat. Der Hinweis auf Asyl ist wohl richtig, allerdings unterstützt er ohne weitere Erklärung die Annahme, dass Menschen mit schwarzer Hautfarbe in Deutschland nur einwandern, um Asyl zu bekommen, womit der geschichtliche Kontext ausgeblendet wird.

Schlussbetrachtung

Diese Annahme wird im Kapitel Wanderung von der Antike bis in unsere Zeit (S. 30f) noch indirekt bekräftigt. Während auf (S. 30) unter dem Punkt Gegenwart: Aus Anatolien gekommen ausführlich die Geschichte der türkischen Gastarbeiter_innen erklärt wird, mangelt es an einer Thematisierung der Einwanderungsgeschichte von Schwarzen Menschen nach Deutschland. Allerdings sind unter dem Punkt Gegenwart: Asyl (S. 31) zwei Karikaturen abgebildet, die auf die Einwanderung von Menschen mit schwarzer Hautfarbe hinweisen: In der ersten Karikatur Volles Boot ist eine fast gesichtslose Menschenmasse dargestellt, die als Asylsuchende in das Boot mit der Aufschrift Deutschland eingestiegen sind, in das noch mehr einsteigen wollen. Die zweite Karikatur – direkt daneben – Nichts zu machen! Das Boot ist voll!! zeigt auch ein Boot, das die Inschrift Deutschland trägt, aber nur von einem Mann, einer Frau und zahlreichen Einrichtungsgegenständen (Stehlampe, Fernseher etc.) ausgefüllt ist. Auf dem Steg direkt daneben stehen drei Männer (ein kleiner Weißer, ein nicht ganz weißer Mann mit Schnurrbart, ein Schwarzer) und eine nicht ganz weiße Frau mit Kopftuch, die offenbar als Asylbewerber_innen (dies suggeriert zumindest die daneben abgebildete Kari-

[…]

Besonders explizit und drastisch fi nden sich die Monovolkvorstellungen in den Schulprogrammen und Unterrichtsmaterialien in der Zeit, als die nationalsozialistische Bewegung in Deutschland die Regierungsmacht stellte und diktatoriale Gewalt besaß. Doch auch in aktuellen Geschichtsschulbüchern können noch immer Spuren dieser Formation entdeckt werden. Somit steht fest, dass nicht alles, was in der Schule – durch Schulbücher bzw. Geschichtsschulbücher (als Wissensmedium) – gelehrt und gelernt wird, frei von Ideologie oder gegen Ideologien geschützt ist. Ich habe aufgezeigt, dass durch die derzeitigen Geschichtsschulbücher rassistische Denk- und Verhaltensmuster in die schulischen Interaktionen und Interkommunikationen hinein und aus ihnen heraus fortgeschrieben und reproduziert werden.3

Den gesamten Text „Deutschsein und Menschen mit schwarzer Hautfarbe in deutschen Geschichtsschulbüchern – Zur Kontinuität von kolonialen Denkmustern in Schulbüchern“ finden Sie online auf www.ballhausnaunynstrasse.de

1

Brokemper, Peter/Köster, ELISABETH/Potente, Dieter (Hg.): Geschichte 2 Real. Arbeitsbuch für Realschulen Nordrhein-Westfalen. Berlin 2004.

2

Feret Muanza Pokos, Hugues Blaise (2009): Schwarzsein im ‚Deutschsein‘? Zur Vorstellung vom Monovolk in bundesdeutschen Geschichtsschulbüchern am Beispiel der Darstellung von Menschen mit schwarzer Hautfarbe, BIS-Verlag der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg 2009, S. 71.

3

Eine ausführlichere Untersuchung über die Auswirkungen der Vorstellung vom Monovolk auf die Schul- und Lebenserfahrungen deutscher Kinder bzw. Jugendlicher mit schwarzer Hautfarbe wurde in Bezug auf diese Forschung als Notwendigkeit gesehen und somit auch im Rahmen meiner Dissertation – welche 2011 veröffentlicht wurde – durchgeführt: Siehe Feret Muanza Pokos, Hugues Blaise: Schwarzsein im ‚Deutschsein‘? Zu Vorstellungen vom Monovolk in der Schule und deren Auswirkungen auf die Schulerfahrungen von deutschen Jugendlichen mit schwarzer Hautfarbe: Handlungsorientierte Reflexionen zur interkulturellen Öff nung der Schule und rassismuskritischer Schulentwicklung. Lit-Verlag, Berlin 2011, S. 631. 25


Mais in Deutschland und anderen Galaxien Uraufführung

19., 21., 23., 24. & 25.2.15 – 20:00; 22.2.15 – 19:00

VON OLIVIA WENZEL REGIE: ATIF MOHAMMED NOR HUSSEIN Noah und seine Mutter Susanne fahren durch ein Maisfeld auf der Suche nach einer Raumstation, die Susanne endlich auf den Mond schießen wird. Noah hat bei einer Ausschreibung mitgemacht und die Reise für seine Mutter gewonnen. Weil sie doch schon immer weg wollte – damals aus der DDR, dann aus der Psychiatrie, dann aus allen Beziehungen, in denen sie war, und am meisten weg von ihm, weg von Noah. Der war mehr ein Plan für ihren Ausbruch als etwas, was bindet. Sie wollte nach Angola, Noah zu seinem Vater bringen und dann weiter. Das sahen die informellen Mitarbeiter anders. Nun sind dreißig Jahre vergangen und das Leben ging weiter. Noah zog aus, er liebte, er jobbte, er wurde Vater, er wollte schon immer einen Comic zeichnen. Susanne verliebte sich in Männer, dann in Frauen, dann ver-

graulte sie alle. Nun rasen sie durch die ostdeutsche Provinz und Lila springt ihnen vors Auto. Eine junge Frau, die „wunde Punkte liebt“. Und auch sie sucht etwas – ihren überdimensionalen Hund Pozzo, der wächst und wächst und irgendwo auf alle wartet, um sie in einem Hausboot durch das Universum anzuschieben.

ATIF MOHAMMED NOR HUSSEIN

OLIVIA WENZEL

Erzählt wird die Geschichte eines Heranwachsenden in der DDR. Es ist die Geschichte von Noah. Sein Vater George verlässt die junge Familie kurz nach Noahs Geburt. Er kehrt nach Angola zurück, wo er einst geboren wurde. In Noahs Geschichte ist George der abwesende Vater. Doch nicht Noah sehnt sich nicht nach ihm, sondern seine Mutter Susanne. Aber Susanne hat nie eine Sehnsucht nach ihrem Sohn. Mais in Deutschland

1985 in Weimar geboren, studierte 20042010 Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis an der Universität Hildesheim. Sie lebt in Berlin. Wenzel schreibt Theatertexte & Prosa und ist Sängerin & Songwriterin der Band ANKA. Für ihr Theaterstück Jiggy Porsche taucht ab (UA April 2012, Münchner Kammerspiele) erhielt sie 2011 in der „Langen Nacht der neuen Dramatik“ den Münchner Förderpreis für deutschsprachige Dramatik. Ihr Stück Exzess, mein Liebling wurde 2013 zur „Langen Nacht der Autoren“ am Deutschen Theater eingeladen. Weitere Texte sind Weißes Mäuschen, Warme Pistole über den NSU (UA: Juni 2013, Ballhaus Ost und Staatstheater Braunschweig) und Vom Sitzen auf angestammten Plätzen (UA: September 2014, Thalia Theater Hamburg). Zur Zeit erarbeitet sie mit mehreren Taxifahrer_innen und der Regisseurin Jessica Glause das dokumentarische Format Halbgötter in Gelb (AT; UA Mai 2015 in Berlin).

Text: Olivia Wenzel, Regie: Atif Mohammed Nor Hussein, Ausstattung: Petra Korink, Dramaturgie: Katja Wenzel Mit: Asad Schwarz-Msesilamba, Dela Dabulamanzi, Theo Plakoudakis, Lisa Scheibner, Toks Körner, Isabelle Redfern, Atilla Oener

Foto: Robert Kellner

Foto: Wagner Carvalho

Regisseur und Szenograf, studierte an der Ernst-Busch-Schauspielschule in Berlin. Seinen Engagements am Maxim-Gorki-Theater, der Volksbühne u.a. folgten zahlreiche Regiearbeiten an der Oper in Halle, dem Bayrischen Staatstheater u.a. Er wurde mit dem Max-Reinhardt-Preis und dem Friedrich-Luft-Preis ausgezeichnet.

und anderen Galaxien ist auch die Geschichte von Noahs Mutter Susanne. Sie wird in der DDR geboren und schon früh missverstanden. So rebelliert sie gegen alle und alles – gegen die eigenen Eltern, gegen den Staat, gegen das Muttersein. Mais in Deutschland und anderen Galaxien ist ein Märchen und ein Comic, in das die Realität immer wieder einbricht.

Foto: Lena Obst

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Color me B–

23. & 24.1.15 20:00

EINE PERFORMANCE VON MMAKGOSI KGABI UND STOMPIE SELIBE

Yesternow: Zwischen Jetset und Vergessen Ausstellungsreihe

KURATIERT VON MANUELA SAMBO

Die multimediale Theaterperformance benutzt Sound, Sprache und Bewegung, um Identität neu zu verhandeln und eine Form der Identitätsfindung in Frage zu stellen, die auf stereotypen Kategorisierungen nach Hautfarbe und Herkunft basiert. Das Zwiegespräch bedient sich der Mythen von Sisyphus und Narcissus und erforscht mittels Fotografie, Farben, Zeichnungen, Stimme und Bewegung innere und gesellschaftliche Konflikte zwischen dem „Westen“ und den ehemaligen Kolonien.

Mit Werken von: Mansour Ciss Kanakassy, Thabo Thindi, Manuela Sambo u.a.

Die Farbe meiner Haut ist braun, vielleicht eine helle Schattierung von braun. Wenn wir alle dieselben Standards zur Identifizierung von Farben benutzen, so ist dies die Farbe meiner Haut. Wenn ich mich verstauche, reagiert das rote Blut und es färbt sich lila oder blau-schwarz. Die Innenflächen meiner Hände sind… Ich weiß nicht, wie diese Farbe genau heißt. Wenn ich gelaufen bin oder Liebe gemacht habe, kann ich das rote Blut in meinen Handflächen fließen sehen. Wenn mir kalt ist, verfärben sich meine Fingerspitzen lila oder blau, genauso, wie wenn ich mich verstauche. Meine Haare sind lockig. Und zwar ganz natürlich. Um sie im Wind wehen lassen zu können, müsste ich sie föhnen oder chemischen Relaxer hinzufügen. Meine Haare sind enggelockt.

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Die Ausstellung bietet eine Panoramaperspektive auf Diskurse im künstlerischen Raum zwischen politischer Vergangenheit und politisierter Internationalität. Ziel der Ausstellung soll es sein, das Publikum für die transkontinentalen Verflechtungen von Kunst und Politik zu sensibilisieren, konservative Vorstellungen zeitgenössischer afrikanischer Kunst zu dekonstruieren und einen realistischen und zukunftsweisenden IST-Zustand afrikanischer Kunst zu präsentieren.

MANUELA SAMBO STOMPIE SELIBE

Foto: Thabo Thindi

ist Künstler, Grafiker und Lehrer. Er leitet Musik-Workshops in Südafrika und arbeitet dabei mit Menschen, deren Leben vom Umgang mit HIV/AIDS geprägt ist, mit Frauen in Armut, jungen Menschen in den Townships von Johannesburg und mit Gruppen, die sich im gesellschaftlichen Prozess der Aussöhnung mit den Gräueltaten der Apartheid engagieren.

In der von der Künstlerin Manuela Sambo kuratierten Ausstellung Yesternow: Zwischen Jetset und Vergessen werden zeitgenössische afrikanische bildende Künstler_innen dazu eingeladen, sich mit ihren Arbeiten am Diskurs zum Spannungsfeld zu beteiligen, das aus der unglaublichen Geschwindigkeit der wirtschaftlichen Entwicklung und einer zum Teil sehr nahen Kriegsvergangenheit in ihren Ländern resultiert. Inhaltlicher Fokus und künstlerischer Anspruch ist die Verhandlung moderner afrikanischer Identitäten im globalen Rahmen. Manuela Sambo geht der Frage nach, inwieweit afrikanische Kunst politisch war und ist – und welche Funktion sie für die kommenden Generationen erfüllt. Um auf diese Frage einzugehen, werden u.a. Künstler_innen aus Nigeria, Angola, Ghana, Togo, Senegal, Ruanda und Benin dazu eingeladen, sich mit ihren Arbeiten an der Diskussion zu beteiligen. Alle Beteiligten haben gemeinsam, dass sie Brückenbauer zwischen oben beschriebenen Verhandlungen sind. So sehr sie in der sozialen Realität und der Politik ihrer jeweiligen Ursprungsländer der 1960er –

Foto: Klaus von Kries

Nein, meine Haut ist braun und ich stamme von Pädagogen ab. Jene, deren Ursprung noch in der Kolonialzeit lag, schauen mich an und sagen, ich spreche gebildet. […] Ich spreche gebildet und ich bin mir nicht sicher, ob mich das stolz oder beschämt stimmen sollte. Manchmal spüre ich diesen Konfl ikt in mir. Ich bin nicht arrogant. Ich bin einfach so wie ich bin. Ich bin die Summe der Menschen, mit denen ich in Kontakt kam; der Orte, an denen ich schlief; des Essens, das ich aß, der Bücher, die ich las; der Musik, die ich hörte; der Spiele, die ich spielte; der Liebhaber_innen, die ich wiegte. Ich blute ein Blut, das dasselbe Rouge ist, wie das des Nächsten.

ist Performance-Künstlerin und Schauspielerin im Film und auf der Bühne. Kgabi ist 1985 in Botswana geboren, hat in Südafrika an der Rhodes University Schauspiel, Choreografie und Volkswirtschaft studiert. Auf der Bühne befasst sie sich u.a. mit Genderzuschreibungen und Identitätsverhandlungen Schwarzer Frauen. Kgabi war u.a. mit Jill Scott in der Serie The No. 1 Ladies Detective Agency zu sehen und spielte in Ntozake Shanges Choreopoem Coloured Girls. Gemeinsam mit Kolleginnen hat sie das Performance-Kollektiv Stash the Suitcase gegründet.

Foto: Thenji Nkosi

Ich bin in einem aufgeschlossenen Haushalt groß geworden. Ich hatte Zugang zu Büchern und traf Menschen aus anderen Kulturen, Religionen, Ursprüngen und mit unterschiedlichen politischen Ansichten. Wir stiegen auf aus der Unterdrückung in unseren Breiten – die, die wir uns selbst auferlegten und die, die uns von außen auferlegt wurde. In dieser Kultur der Unterdrückung scheinen Bildung und Aufgeschlossenheit Attribute zu sein, die weißen Menschen zugeschrieben werden. Ich denke, diese Attribute gehören uns allen. Das Material ist heutzutage uns allen zugänglich. Die vormals Unterdrückten werden einen gebildeten Schwarzen Menschen für jemanden halten, der/die sich für „besser“ oder gar für „weiß“ hält.

1980er verwurzelt und von diesen geprägt sind, haben sie doch alle einen kosmopolitischen Lebensmittelpunkt zwischen Europa und dem afrikanischen Kontinent gefunden. Der Titel Yesternow: Zwischen Jetset und Vergessen nimmt bereits Bezug auf Diskrepanz und Symbiosen zwischen der modernen afropolitanen Jetset-Mentalität der jungen Generation und der politisierten afrikanischen Kunst des 20. Jahrhunderts, welche noch geprägt war durch die politischen und sozialen Umwälzungen der (post-)kolonialen Regierungsphasen.

Foto: Peter Fuchs

Ich bin nicht meine Hautfarbe

MMAKGOSI KGABI

ist in Angola geboren und aufgewachsen. 1984 kam Manuela Sambo zum Studium in die DDR, wo sie parallel zu ihrem Studium der Germanistik und Literaturwissenschaften ihre künstlerische Tätigkeit aufnahm. Die Künstlerin beschäftigt sich mit Fragen der Rezeption afrikanischer Kunst in Europa sowie europäischer Kunst in Afrika. Die Kraft von Vorurteilen über die jeweils andere Kultur motiviert sie, sich auch in ihrer künstlerischen Arbeit damit auseinanderzusetzen und diese Aspekte subtil zu hinterfragen. Manuela Sambo lebt und arbeitet in Berlin. 29


They are, Then are We

16. & 17.1.15 20:00

EINE SZENISCHE LESUNG VON BRANWEN OKPAKO Die Regisseurin und Filmemacherin Branwen Okpako widmet sich in ihrer szenischen Lesung der afrikanischen Perspektive in der Frühphase des europäischen Kolonialismus. Der britische Forscher und Missionar David Livingstone ist bekannt für seine Reisen durch das präkoloniale Afrika. Er verstarb am 4. Mai 1873 in Sambia. Weniger bekannt sind seine afrikanischen Begleiter Abdullah Susi, James Chuma und Jakob Wainwright – Männer aus der afrikanischen Diaspora. Diese trafen nach Livingstones Tod eine ungewöhnliche Entscheidung: Livingstones Körper einzubalsamieren und ihn in einer einjährigen Reise in das 1000 Meilen weit entfernte Sansibar zu bringen, damit seine Leiche von dort nach England zurück-

Annabel Guérédrat begibt sich in den Prozess, die Handlungsspielräume einer sexualisierten Schwarzen Frau zu erforschen. Guérédrat experimentiert mit Erotik und Hingabe, mit Kontrolle und Widerstand und der Frage, ob diese Dinge nicht doch ein und dasselbe sein können. Sie bricht mit der Selbst- und Fremdwahrnehmung des sexualisierten Körpers, des Exotisierten und kritisiert somit zugleich die erschreckende Normalität sexistischer und inhärent rassistischer Sehgewohnheiten. A Freak Show for S. ist der Versuch einer performativen Transformation für Publikum und Performerin zugleich; vom dehumanisierten Objekt sexueller Begierde zur widerständigen und selbstbestimmten Schwarzen Frau bis hin zum Zustand purer tanzender Energie.

Foto: Kolja Brandt

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EINE PERFORMANCE VON ANNABEL GUÉRÉDRAT A Freak Show for S. ist ein Performance-Solo. Es ist eine Hommage an Sarah Baartman, die „Schwarze Venus“, eine Khoi-San Frau, die gegen ihren Willen im 19. Jahrhundert nackt zur Belustigung eines europäischen Publikums als exotische Kuriosität vorgeführt wurde.

BRANWEN OKPAKO

1969 in Lagos geboren, ging mit 16 Jahren nach Wales und studierte Politik und Wirtschaft in Bristol, später Regie an der Deutschen Filmund Fernsehakademie Berlin (dffb). Für ihren Abschlussfilm Dreckfresser (2000), wurde sie u.a. mit dem Nachwuchspreis First Steps ausgezeichnet. Okpakos Werk als Drehbuchautorin und Regisseurin umfasst zahlreiche Kurzfilme, u.a. Probe (1992) und Tal der Ahnungslosen (2003). Ihr mehrfach preisgekrönter Dokumentarfilm Die Geschichte der Auma Obama (2011) porträtiert die Germanistin, Soziologin, Autorin und Filmemacherin Auma Obama, Halbschwester des US-Präsidenten Barack Obama. Am Ballhaus Naunynstraße inszenierte sie 2013 im Rahmen von Black Lux. Ein Heimatfest aus Schwarzen Perspektiven das Stück Schwarz tragen.

A Freak Show for S.

17. & 18.12.14 20:00

Foto: Archiv

geführt werden könne. Okpako geht hier der Frage nach, wer diese drei Männer waren und was sie bei dieser bemerkenswerten Entscheidung motivierte; wie sie auf dem afrikanischen Kontinent agierten, während in Europa die Pläne seiner Teilung geschmiedet wurden. Ihr Fokus liegt auf der Kreativität und der Agenda der Protagonisten Chuma, Susi und Wainwright – der Balance zwischen internationaler Diplomatie und individuellen Interessen, Respekt, Würde und strategischem Kalkül. Wie haben es diese Menschen, allein durch Konsens, geschaff t, eine Gemeinschaft von 96 Männern, Frauen und Kindern aufzubauen - auf dem Weg durch

eine unbekannte Landschaft, um Geschichte zu schreiben? Okpako arbeitet mit den transkribierten Manuskripten des Reisetagebuchs aus den Jahren 1873–1884, mit dem Chuma, Susi und Wainwright den Mythos Livingstone mitprägten und sich in die Geschichte einschrieben. In Okpakos eigenen Worten: They say the winner tells the story, maybe, but we do not know the winner yet for the game is still being played. Mit: Oben Tabie Eyong, Jerry Kwarteng u.a. Artists’ Talk mit Branwen Okpako, Wendy Sutherland u.a. am 18.1.15, 19:00

Foto: Sabre Na-ideyam Natabé

Sonderausgabe Kiez-Monatsschau:

130 Jahre Berliner Konferenz

20.2.2015 20:00

AKADEMIE DER AUTODIDAKTEN AM BALLHAUS NAUNYNSTRASSE In der Stadtgeschichte von Berlin gibt es viele Orte, die einen Bezug zum deutschen Kolonialismus haben. Doch wo finden sich diese Orte? Welche Orte sind sichtbar und welche verstecken sich und treten nur bei genauerem Hinsehen zum Vorschein? Warum werden in diesem Kontext die Spuren des Kolonialismus in Berlin nicht kritisch verhandelt und öffentlich zum Diskurs gestellt? Die Sonderausgabe der Kiezmonatsschau wird sich gemeinsam mit Jugendlichen und zwei Pat_innen auf die Spuren der Berliner Kolonialgeschichte begeben und die Vergangenheit in die Gegenwart holen, diese neu interpretieren und einen künstlerischen Ausblick in die Zukunft geben. Mit Kameras ausgerüstet machen sich die Jugendlichen auf die Suche nach den Überbleibseln der Kolo-

nialgeschichte; sie hinterfragen und recherchieren, sie wechseln auf die Produzentenseite, ergreifen selbst das Wort und berichten aus ihrer Perspektive heraus. Die Sonderausgabe der Kiez-Monatschau (Projektleitung: V. Gerhard, V. Türeli) entsteht in Kooperation mit Each One Teach One (EOTO) e.V., einem Schwarzen Bildungsprojekt, das Literatur und andere Medien von Menschen afrikanischer Herkunft vorstellt und Wissen im intergenerationalen Dialog vermittelt. Die Bibliothek von EOTO e.V. in Berlin-Wedding umfasst Publikationen von Autor_innen des afrikanischen Kontinents und der Diaspora und dokumentiert so Schwarze Geschichte und Gegenwart in und außerhalb Deutschlands. 31


ADRESSE/ANFAHRT

Ko t t b u s

fsk-Kino Segitzdamm 2 10969 Berlin

U-Bahn: U8, U1 (Kottbusser Tor)

Bus: M29, 140 (Adalbert-/Oranienstr.)

Eine Veranstaltungsreihe von Kultursprünge im Ballhaus Naunynstraße gemeinnützige GmbH. Gefördert mit MItteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin.

Medienpartner

se

Ballhaus Naunynstraße Naunynstraße 27 10997 Berlin

r To r

Mit freundlicher Unterstützung durch

Decolonize Bodies! Minds! Perceptions! gefördert durch

Ticketpartner

TICKETS Online-Tickets: www.ballhausnaunynstrasse.de Die Kasse ist ausschließlich an Spieltagen Mo–Sa von 17:30 – 20 Uhr, So von 16:30 – 19 Uhr geöff net (nur Barzahlung möglich).

INFO- UND KARTEN-TELEFON: (030) 754 537 25 An Spieltagen: Mo–Sa 17–20 Uhr, So 16–19 Uhr; an Nicht-Spieltagen: Mo–Fr 17–19 Uhr

TICKETPREISE Performing Back, A Freak Show for S., STILL/life, Color me B –, Mais in Deutschland und anderen Galaxien .................................... 14/8 € Beyond the Maps (Tickets nur im fsk-Kino) .............................................................................................................................................................................. 7 € Eröff nungskonzert: Pan-African Groove Collective, They are, Then are We, Polyphonic – Spontaneous Town Meetings, Decolonize Bodies! Minds! Perceptions! ................................................................................................................................................................................. 7/5 € Literarische Topografien des Kolonialismus .......................................................................................................................................................................... 5/3 € Colored Woman in a White World, Artists’ Talks, Sonderausgabe Kiez-Monatsschau ........................................................................... Eintritt frei Für diese Veranstaltungen gilt die tanzcard

IMPRESSUM Herausgeber ....................................... Ballhaus Naunynstraße Künstlerische Leitung .................... Wagner Carvalho Redaktion: .......................................... Michael Götting, Philipp Khabo Koepsell, Verena Schimpf, Katja Wenzel Grafische Gestaltung: ..................... Michael Clemens Art-Direktion & Cover: ................. Katrin Schoof Titel- & Posterfoto: .......................... Lena Obst

www.ballhausnaunynstrasse.de

Das Ballhaus Naunynstraße ist eine Einrichtung des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg. Träger des Programms ist Kultursprünge im Ballhaus Naunynstraße gemeinnützige GmbH, gefördert durch die Senatskanzlei des Landes Berlin – Kulturelle Angelegenheiten.


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