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Der Ringer Frank Stäbler hofft auf eine Austragung der Olympischen Spiele in Tokio

„Erfolg ist kein Glück“

Der Ringer Frank Stäbler – als junger Sportler Auszubildender beim Landessportverband – wurde in Rom Europameister und hat nunmehr nur noch ein einziges großes Ziel: eine olympische Medaille in Tokio

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Verrückt machen lässt sich Frank Stäbler nicht. Weder durch seine Gegner, noch durch den seit Jahren schwelenden Streit mit seinem ehemaligen Musberger Verein TSV, auch nicht durch alle möglichen Szenarien in Sachen Corona-Virus.

Obwohl ihm genau dieser nunmehr in die Quere kommen könnte, wenn es um sein einziges verbleibendes sportliches Ziel geht: Bei Olympia auf dem Treppchen stehen. „Natürlich hoffe ich inständig, dass die Olympischen Spiele in Tokio nicht verschoben werden oder erst gar nicht zur Austragung kommen. Das wäre fatal“, wird Stäbler doch gerne immer wieder mit den Worten zitiert: „Mit Olympia habe ich noch nicht meinen Frieden gefunden.“ In der Tat gewann der 30-jährige Modellathlet Titel bei Welt- und Europameisterschaften, bei seinen beiden Olympiateilnahmen war ihm eine Medaille jedoch bislang verwehrt: 2012 in London verlor er im Kampf um Bronze knapp, vier Jahre später in Rio wurde er nur Siebter, nachdem ihm das Syndesmoseband riss. Dennoch sagt Stäbler schon jetzt: „Sollten die Olympischen Spiele verschoben werden, dann trainiere ich eben noch ein Jahr weiter.“

Umstellung der Gewichtsklassen

„Ich habe mein ganzes Leben auf eine Olympiamedaille ausgerichtet, auch zukünftig fokussiere ich alles darauf.“ Es wäre in der Tat ein letztes Mosaiksteinchen in einer außergewöhnlichen Ringerkarriere. Denn zweifellos ist Stäbler derzeit der weltbeste Griechisch-römisch-Ringer, ist in bestechender Form, sodass – Corona hin oder her – ihm auch die Umstellung der Gewichtsklassen durch den Weltverband nicht aus seiner Ruhe bringen sollte. Beim jüngsten EM-Titel in Rom startete er noch in der Klasse bis 72 kg, in Tokio muss er in der Klasse bis 67 kg antreten, denn erneut änderte der internationale RingerVerband seine Regeln. Mit der logischen Folge für ihn, weit mehr Gewicht abtrainieren zu müssen als unter normalen Maßstäben überhaupt machbar ist. Den „Weg durch die Hölle“ nennt Stäbler denn auch diese Tortur, seine letzte ultimative Herausforderung.

„Erfolg ist kein Glück“

Doch Frank Stäbler wäre nicht Frank Stäbler. Nicht umsonst steht auf seiner persönlichen Website in größt möglichen Lettern geschrieben: „Erfolg ist kein Glück. Sondern nur das Ergebnis von Blut, Schweiß und Tränen“. Zugegeben, auch für einen Frank Stäbler markige Worte, hinter denen sich aber in der Tat ein monatelanger Kampf gegen und mit seinem Körper verbirgt. Der „lebende Verbrennungsmotor“ verzichtete morgens und abends auf Kohlenhydrate, gänzlich auf

weißen Zucker, konsumierte scharfe Gewürze und Chilli zur Anregung der Verdauung. Er bezog ein Trainingslager unter härtesten Bedingungen im nördlichen Finnland, um sich dann nach Wochen gerade mal auf 71 kg heruntergehungert zu haben. Doch bereits zur WM im kasachischen Nur Sultan Ende des letzten Jahres gelang Stäbler dieser Kraftakt, den er vor Tokio nun noch einmal durchstehen muss.

Automatisch qualifiziert

Durch Bronze bei der Weltmeisterschaft hat Stäbler das Ticket für Tokio sicher, der EM-Titel in Rom war dann fast schon ein logischer Durchmarsch. Nach drei deutlichen Siegen über Frank Stäbler will auch im August bei den Olympischen Spielen in Tokio eine Anatolie Popow (MazedoMedaille präsentieren. Foto: Kadir Caliskan nien, 8:0), Uluv Gallizade (Aserbaidschan, 8:0) und Adam Kurak (Russland, 11:1) bezwang er auch den Georgier Juri Lomadse souverän mit 6:2. Nun folgt also die letzte Herausforderung, das letzte Fokussieren auf ein einziges Ziel: die olympische Medaille. Was 2005 mit dem 7. Rang bei der Junioren-EM in Albanien begann, und ihn zwischen 2007 und 2010 im Rahmen eines leistungssportfreundlichen Arbeitsplatzes auch zu einer Ausbildung zum Bürokaufmann beim Landessportverband Baden-Württemberg führte, soll in Tokio ein krönendes Ende finden. Noch vier Monate bleiben Frank Stäbler, einem der großen Aushängeschilder des baden-württembergischen Leistungssports, um sich in Ruhe auf die Olympischen Spiele vorzubereiten und „mit Olympia Frieden zu finden.“ Ein deutscher Vorzeigeprofi, im Übrigen auch Botschafter der Kampagne „Mehr als Sport“ des Landessportverbandes, der drei Sportbünde und der WLSB-Sportstiftung (siehe auch im nebenstehenden Text). n Joachim Spägele

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