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Büren
R OD ER SD OR F
«Village R» im hinteren Leimental
Übermorgen Samstag eröffnet in Rodersdorf eine Ausstellung mit neuen Arbeiten von Samuel Eugster. Eugster hat sich sein Wohndorf zum Thema gemacht.
Edmondo Savodelli
Bewusst nimmt der Künstler Samuel Eugster in seinem Ausstellungstitel «Village R» Bezug zu dem kleinen Bild von Paul Klee namens «Villa R», das im Kunstmuseum Basel hängt. «Villa R ist ein Bühnenbildentwurf für ein Theaterstück von Robert Walser. Kommt daher wie Walsers kleine Prosa, eher leise. Und doch ‹Villa›, gediegen, eine stimmige, dichte Komposition. Genau so wollte ich das Dorf, mit dem ich seit einem halben Jahrhundert verbunden bin, nochmals neu entdecken und darstellen: Village R», sagt Eugster zu seinem Ausstellungsthema.
Samuel Eugster wurde zusammen mit seiner Frau Theres im Jahre 2019 mit dem Preis für bildende Kunst des Kantons Solothurn ausgezeichnet. Im letzten Jahr hat er mit dem Witterswiler Thomas Woodtli das Buch «Bilder-Dialog» vorgestellt.
Eugster ist ein Flaneur, ein Spaziergänger, der mit wachen Sinnen und mit der Fotokamera in der Tasche durchs Dorf geht. Da fällt ihm dann dieses und jenes auf: eine Dachformation, ein Wintergarten, ein besonderer Brief kasten, ein Schattenwurf, ein Plastik-Chlaus etc. Noch mehr interessieren ihn jedoch die Kombinationen zwischen den unscheinbarsten Dingen.
« … und Lust zu fabulieren.»
Was seinerzeit Goethe über sich sagte, gilt in bestem Sinne auch für Samuel Eugster. In der digitalen Weiterverarbeitung seiner Fotos aus dem Dorf beginnt Eugster zu fabulieren, lässt die Objekte sich ein-, zweimal spiegeln, verknüpft sie mit anderen Objekten aus anderen Dorfteilen, macht sie transparent, koloriert sie etc. — bis daraus «Kosmische Skulpturen» werden. Diese sind eine Werkgruppe, die Eugster seit den 1970er-Jahren immer wieder beschäftigen. «Kosmische Skulpturen» sind jedoch keine Kunstobjekte, die physisch in den Himmel ragen. Es sind vielmehr bildnerische Ideen, die an die stilbildenden Innovationen eines El Lissitzky, Kandinsky oder die Geschichten des Autors Stanislaw Lem anknüpfen. Er sagt darüber: «So eine kosmische Skulptur muss gut gebaut sein: ausgewogen, leicht, charakterlich und formal einleuchtend. Schweben soll sie, leuchten und begeistern. Aber ihre Schönheit darf nicht billig, das Dunkle nicht ausgeblendet sein.»
Die ausgestellten quadratischen Bilder (Digitaldrucke auf Aluplatten) sind tatsächlich ausgewogen, leicht, charakterlich und formal einleuchtend. Sie erzählen Bildergeschichten aus Rodersdorf und zeigen diesen von Eugster anvisierten Zukunftsaspekt. «Denn so entsteht Zukunft», sagt der Künstler, «dass mit Fantasie etwas aus der Gegenwart in eine neue Form mitgenommen wird. Bleibt es so wie es ist, wird es Vergangenheit.»
Village R. Ausstellung von Samuel Eugster. Im Umbauprojekt Bahnhofstrasse 17, Rodersdorf. Samstag/ Sonntag, 12./13. und 19./20. März, jeweils von 11 bis 14 Uhr.
Künstler und Werk: Samuel Eugster legt letzte Hand an seine Bilder. FOTO: EDMONDO SAVOLDELLI
B ÜR E N
«Dem Oberstu fenzentr um mehr Ident ität sti ften»
Simon Esslinger ist der neue Schulleiter des Oberstufenzentrums Dorneckberg in Büren. Er sei bereit, die Herausforderung anzunehmen, die Kooperation zwischen allen Beteiligten zu stärken.
Bea Asper
«Es gab viele Bewerbungen, drei Kandidierende kamen in die engere Auswahl. Der Vorstand wählte Simon Esslinger als neuen Schulleiter und teilte den Entscheid den Trägergemeinden und den Eltern mit», erklärt Andreas Vögtli, Präsident des Zweckverbandes Oberstufenzentrum Dorneckberg auf Anfrage dieser Zeitung. Auf eine Pressemitteilung sei verzichtet worden. Vom Gedanken einer Co-Schulleitung sei man abgekommen und das Pensum sei reduziert worden, ist von Vögtli zu erfahren. Im Brief an die Eltern hiess es: «Simon Esslinger ist auf dem Dorneckberg verwurzelt. In Gempen aufgewachsen lebt er heute in Seewen, wo seine Frau einen Landwirtschafts- und Reitbetrieb führt. Durch seine politische Tätigkeit in den Gemeinderäten in Gempen und Seewen, als ehemaliger Gemeindepräsident von Seewen und als amtierender Kantonsrat ist er mit den politischen, lokalen und kantonalen Mechanismen bestens vertraut. Als Sekundarlehrer bildete sich Simon Esslinger zum Schulleiter weiter und weist heute über 15 Jahre Leitungserfahrung an zwei Sekundarschulen auf.» Mit seiner Ausbildung als Schulleiter und einem MAS Management für NPO, seiner langjährigen Unterrichts- und Leitungserfahrung auf dieser Schulstufe und der lokalen emotionalen und politischen Verankerung bringe Esslinger die nötigen Voraussetzungen mit, das OSZE weiterhin erfolgreich in die Zukunft zu führen, steht im Elternbrief weiter geschrieben. Mit Simon Esslinger tritt ein Regionalpolitiker jene Stelle an, die in den letzten Jahren einer Gratwanderung glich. «Ich bin mir der Sandwich-Position vollkommen bewusst und kann damit umgehen, ich kenne die Problematik aus meiner langjährigen Erfahrung als Schulleiter», hält Esslinger gegenüber dieser Zeitung fest. Er hatte die letzten drei Jahre die Neuer Schulleiter des Oberstufenzentrums Dorneckberg in Büren: Simon Esslinger. FOTO: ARCHIV

Leitung der Sonnhalde Roderis inne. Die regionale Verankerung wolle er nutzen, um «dem Oberstufenzentrum Dorneckberg wieder mehr Identität zu stiften.» Die Schule verfüge über «riesiges Potenzial», zeigt sich Esslinger überzeugt. Doch weil in den letzten Jahren der Standort immer wieder in Frage gestellt wurde und es auf Ebene der Schulleitung keine Kontinuität gab, habe der Zusammenhalt des interkommunalen Gebildes gelitten. Die Kooperation zwischen allen Beteiligten zu stärken, sei die Herausforderung, die er nun annehmen wolle. «Wenn man mit den Gegebenheiten vertraut ist, bringt dies viele Vorteile mit sich. Natürlich ist es auch mit Schwierigkeiten verbunden, da man auf Vorurteile stossen kann, wenn man nicht als Unbekannter eine Stelle antritt», räumt Esslinger ein. «Ich bin zuversichtlich, dass sich die Dinge positiv entwickeln werden.» Im Moment sei es zu früh für eine Standortbestimmung und einen Ausblick. In der Übergangszeit sei er erst zu 40 Prozent als Schulleiter tätig, ab Mai sei es dann ein 80-Prozent-Pensum.
Unruhige Zeiten
Das Oberstufenzentrum Dorneckberg ist wegen der Bildungsreform in den letzten Jahren als Standort in Frage gestellt worden und hat personell viele Wechsel hinter sich. Eine Auseinandersetzung zwischen dem damaligen Vorstandspräsidenten und der dreiköpfigen Schulleitung hatte 2013 zur Demission beider Streitparteien geführt. Nach Interimslösungen übernahmen Christoph Knoll und Therese Dürrenberger die Schulleitung; sie verabschiedeten sich drei Jahre später. Wieder war es zu Unstimmigkeiten zwischen Schulleitung und Vorstandsmitgliedern gekommen. Die Schulaufsicht führte eine Mediation durch. Nach erneutem Stellenausschrieb sollten Franziska Buchwalder und Regula Meschberger die Schulleitung übernehmen. Buchwalder musste die Stelle wenige Monate später aus gesundheitlichen Gründen kündigen. Meschberger, die mit einem befristeten Vertrag zur Überbrückung der Personalprobleme angetreten war, führte die Schule weiter, obwohl sie bereits im Pensionsalter war. Der Vorstand des Zweckverbandes hatte ein Jahr Zeit für eine Nachfolgeregelung. Doch der neu auserwählte Schulleiter verabschiedete sich bevor er die Stelle antrat. «Der Vorstand und der gewählte Schulleiter haben im gegenseitigen Einverständnis den Arbeitsvertrag aufgelöst», hiess es damals. Das OSZD musste erneut auf die Suche gehen und Meschberger war bereit, nochmals in die Bresche zu springen.
S EE WE N
Regierungsrat setzt für die Seewener Baukommission einen Sachwalter ein
Die Mehrheit des Gemeinderates verhinderte den Einzug des Gemeindepräsidenten Roger jun. Weber und des Statthalters Thomas Müller in die Baukommission. Weil Kandidierende fehlten, überlegte sich der Gemeinderat, die Aufgabe der Baubehörde zu übernehmen. Doch es kommt anders.
Bea Asper
«Wenn keine beschlussfähige Baukommission besteht, kann der Gemeinderat gestützt auf § 70 Absatz 2 des Gemeindegesetzes als Übergangslösung die Funktion der Baubehörde übernehmen», erklärt Reto Bähler, Leiter Gemeindeorganisation beim Amt für Gemeinden in Solothurn. Damit wäre der Seewener Gemeindepräsident Roger jun. Weber doch noch zu seiner angestrebten Doppelfunktion gekommen. Er war vor seiner Wahl in die Exekutive Präsident der Baukommission und stellte sich bei den Kommissionswahlen erneut zur Wahl. Auch Statthalter Thomas Müller wollte in der Baukommission mitbestimmen. Die Mehrheit des Gemeinderates verhinderte dies jedoch und beschloss, dass es für die Baukommission nun nicht Vorschläge aus den Parteien, sondern aus der Bevölkerung geben solle. Der Gemeinderat begründete seinen Entscheid, «wenn auch nicht einstimmig», wie es im Beschlussprotokoll heisst, «mit der bestehenden, problematischen Ämterkumulation zum Selbstschutz der Kandidaten, der Gewähr von Unabhängigkeit, losgelöst von politischen Motiven oder Eigeninteressen.»
Bisherige Mitglieder wollen sich nicht mehr engagieren
Bis zur Wahl der Mitglieder der Baukommission wurde seitens Gemeinderat gewünscht, dass die bisherige Baukommission weiterwirke. Die Mitglieder der Baukommission erklärten jedoch, nicht mehr zur Verfügung zu stehen; und der öffentliche Aufruf, sich als Mitglied der Baukommission für die Legislatur 20212025 zu bewerben, verstrich erfolglos. Seewen steht somit ohne Baubehörde da.
Eine Seltenheit in der Geschichte des Kantons
Gemäss Bähler schliesst das Solothurnische Gemeindegesetz Doppelfunktionen nicht aus. «Es besteht keine Unvereinbarkeit in Sinne der §§ 111-113 GG, wenn ein Mitglied des Gemeinderates gleichzeitig Mitglied einer Kommission ist. Einzige Ausnahme wäre die Mitgliedschaft in der Rechnungsprüfungskommission (vgl. Sie § 112 Abs. 2 lit. a GG)».Trotzdem kam es beim Bau- und Justizdepartement zu einem aufsichtsrechtlichen Verfahren und der Regierungsrat beschloss am 8. März 2022 für die Baukommission der Gemeinde Seewen einen Sachwalter einzusetzen, der die Aufgaben der Baukommission wahrnehmen soll, erklärt Victor von Sury, Leiter Rechtsdienst des Bau- und Justizdepartements, auf Anfrage.
Der Fall von Seewen, sprich die Einsetzung eines Sachwalters für eine Baukommission, zähle in der Geschichte der Solothurner Gemeinden zu einer Seltenheit, führt von Sury aus. Der Regierungsratsbeschluss wird in diesen Tagen den betroffenen Parteien zugestellt.


