RAY25JahreAFC

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STATEMENTS ...

VEIT HEIDUSCHKA Produzent, Gründer und Geschäftsführer der Wega-Film Präsident der Austrian Film Commission Es war Mitte der Achtziger Jahre, als wir mit Ernst Josef Lauschers Zeitgenossen bei der Berlinale vertreten waren. Mein Kollege Michael Wolkenstein von der Satel Film war auch da, ich glaube mit Der Schüler Gerber. Natürlich wollten wir Werbung für unsere Filme machen. Man hatte uns drei leere Wände zugeteilt, das war es. Also gingen wir und kauften Schere, Tixo, und was man so braucht, und haben selbst Plakate geklebt. Es war unvorstellbar! Das konnte es einfach nicht sein. Und so begannen wir zu überlegen, wie man diesen unhaltbaren Zustand ändern könnte. Wir gingen zum damaligen Bundesministerium für Unterricht und Kunst und zur Österreichischen Fremdenverkehrswerbung, denn schließlich ging es ja darum, das Filmland Österreich zu präsentieren. Bei beiden Organisationen fand man die Idee sehr gut, und man versprach uns Geld. Der Fremdenverkehrsverband schickte uns im nächsten Jahr sogar zwei Mädchen im Dirndl, denn das war ja besonders österreichisch – mit dem Resultat, dass ein bekannter heimischer Filmjournalist vor allem über diese Mädchen schrieb. Aber das versprochene Geld, sowohl von Seiten des Ministeriums als auch von Seiten der Tourismuswerbung, blieb aus, sodass Wolkenstein und ich diesen ersten internationalen Auftritt für den österreichischen Film aus eigener Tasche bezahlten. Ich holte mir Tipps von Alfredo Knuchel, dem Leiter des Swiss Film Center, das damals schon sehr aktiv war und den Schweizer Filmen große Präsenz verschaffte. Von ihm erfuhr ich, wie das überhaupt geht, dass man die internationalen Festivals „zu sich nach Hause“ einlädt, ihnen die aktuellen Filme vorführt, ein bisschen Socializing macht usw. Und so reifte schön langsam die Idee, und immer mehr Organisationen fanden sich bereit, sie zu unterstützen: der Fachverband der Audiovisions- und Filmindustrie unter dem seinerzeitigen Geschäftsführer Elmar Peterlunger, der Österreichische Filmförderungsfonds, wie das heutige Filminstitut ja bis 1994 hieß, der Kameraverband, die Schauspieler, und natürlich die Produzenten und die Regisseure, von denen einige, darunter Franz Novotny und Paulus Manker, in dieser Entstehungsphase der Austrian Film Commission sehr aktiv beteiligt waren. Und, man staune, auch der ORF war dabei, der z.B. 1986 in Berlin Müllers Büro aktiv mit betreute. Natürlich gab es ein ständiges Kommen und Gehen, mal war ein Verband dabei, mal nicht, dann stiegen die einen aus und später wieder ein, aber im Grunde war das schon die Struktur, wie sie bis heute besteht: dass nämlich die Förderinstitutionen und andere Gremien der Filmwirtschaft die AFC finanzieren und unterstützen. Das war und ist quasi eine Selbsthilfeorganisation der österreichischen Filmbranche, denn längst sind all die Festivalanfragen und –einladungen von den Produzenten allein nicht mehr zu beantworten. Dafür gibt es die Austrian Film Commission, die, glaube ich, im Dezember 1987 ins Vereinsregister eingetragen wurde, daher hat das mit dem 25-Jahre-Jubiläum schon seine Richtigkeit, auch wenn sie schon früher ihre Tätigkeit aufnahm. Die Austrian Film Commission war und ist ein wichtiges Instrument der heimischen Filmwirtschaft, und sie hat ganz wesentlich zum Erfolg des österreichischen Films im Ausland, bei internationalen Festivals beigetragen.

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ray Special – 25 Jahre Austrian Film Commission


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