Rudolf Voigt ein Leipziger Maler

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RUDOLF VOIGT

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( LEIPZIG 1925- LEIPZIG 2007 )

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! BODO W. HELLMANN


WER IST eigentlich RUDOLF VOIGT?

! Eine Frage die des öfteren an den Galeristen Bodo W. Hellmann von der Galerie Fine Art gestellt wird. !

Bisher muss man da schon doch etwas weiter ausholen um die Bedeutung von Rudolf Voigt im Leipziger Kunstbetrieb dazustellen. Denn, zu seinen Lebzeiten (1925 bis 2007) musste Voigt sich nicht vermarkten, so würde man es wohl heute bezeichnen. Aber anders ausgedrückt, hatte er eben das große Glück finanziell unabhängig zu sein, denn der Leipziger Künstler arbeitete als Kunsterzieher. Ein kleiner Wermutstropfen bleibt dabei aber schon.

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Voigt hat seine Arbeiten, und es sind etliche, leider nicht oft genug in Leipzig oder anderswo ausgestellt. Aus diesem Grund ist sein Name als Künstler bislang nur Eingeweihten bekannt. Dies möchte Bodo W. Hellmann nun ändern und durch das Verfassen dieser Künstlermonografie und weiteren Ausstellungen seiner Werke, einem breiten Publikum bekannt machen.

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Rudolf Voigt, der 1949 die Ausbildung seiner bildnerischen Fähigkeiten in Form privater Studien bei Elisabeth Voigt und Max Schwimmer abschloss, hinterließ ein durch Jahrzehnte reichendes, umfangreiches Werk als Zeichner, Grafiker und Maler. Als neugieriger Mensch probierte er vieles aus, nicht nur mit Hinsicht auf die Thematik seiner Arbeiten, sondern auch in Bezug zur Vielgestaltigkeit der von ihm verwendeten Techniken.

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So finden wir bis in kleinste Detail minutiös gemalte Bilder, pastöse Malereien, große farbige Bildkollagen aus besonders ausgewählten Tapetenteilchen und Stilleben. Deren Grundierung wurde mit feinem Sand durchmischt, so dass eine fast greifbare Oberfläche entstand. Das grosse Interesse und die Freude an der handwerklichen Seite künstlerischer Arbeit zeigt die fantastische Bandbreite, über die dieser Künstler hinsichtlich der technischen Möglichkeiten verfügte.

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Die offensichtliche Freude, für seine Bildgestaltung auch unübliche Vorgehensweisen auszuprobieren, dürfte wohl neben der Grundlegung in seinem Talent auch in der Wahl seines Lebensberufes begründet sein. Rudolf Voigt ist beinahe ein Leben lang als Kunsterzieher tätig gewesen. Aus der Fülle seiner Arbeiten, wobei neben den Bildern noch die Vielzahl der Zeichnungen, als Studien oder Vorarbeiten zu den Gemälden stehen, und nicht wenige druckgrafische Werke unbedingt zu benennen sind, tritt dem Betrachter ein ungewöhnlich interessierter Mensch entgegen. Offen, zugleich betroffen und bedrückt, steht er den Problemen der Gegenwart in der Welt gegenüber, sieht schmerzerfüllt den Missbrauch, den Zeitgenossen mit den natürlichen Ressourcen treiben, schafft Bildpaare, die Gegenwart und auf sie bezogene denkbare Zukunft zum Gegenstand haben. In anderen Werken versucht er die Verzweiflung Einzelner angesichts des unentrinnbaren Eingespanntseins zwischendunklen Mächten zu gestalten, die sich hinter grimmigen Masken verbergen.

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Er strebt danach, ein Bild für die Daseinslage der Menschen im östlichen Deutschland seit 1989 zu finden, das hochfliegende und bald enttäuschte Erwartungen mit der unbarmherzigen Realität zusammenfügt.

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Voigt weiß um das Unvermögen, als Künstler eingreifen zu können. Seine Macht endet mit der Fertigstellung des Bildes . Nun ist es dem Betrachter und dessen Erlebnisfähigkeit, überlassen seinem Wollen, sich auf Bilder einzulassen und seiner Sensibilität, Bildsignale empfangen zu können. Gerade hier findet sich bei Rudolf Voigt der Ansatz zu skurrilen Elementen, um durch Übersteigerung, gewollte Umformung von Proportionen, Brechung gewohnter Sichtweisen den Betrachter aus der Routine der Bildaufnahmen herauszureißen.

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In seinen Gestaltungsweisen sind klassisch re a l i s t i s c h e Z ü g e e b e n s o z u fi n d e n , w i e neusachliche oder surrealistische Anklänge. Die eigene Handschrift ist dagegen verborgen, es bleibt zu vermuten, dass es ihm darum nicht in erster Linie zu tun war. Seine Werke sollten als Mitteilung verstanden werden. Sucht der Betrachter dennoch nach Eigenheiten, dann wird er Erzählfreudigkeit und Leidenschaft für Skurriles entdecken und dabei sehr bald auf die „Narrenzüge“ des Künstlers stoßen: Buntfarbigkeit des Lebens, heitere Gelassenheit, derber Humor, fröhliches Treiben, makabere Absonderlichkeiten, Unalltägliches, Schelmenhaftigkeit – Rudolf Voigt ein fabulierender Erzähler.

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Text von Peter Enders ( 1 )!

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Es gibt Meister der darstellenden Künste, die ihre Kraft im Kulturbetrieb finden. Oder sie lassen sich in diesem erschöpfen (nicht immer gegen ihren Willen). Manchmal trifft sogar beides zu. Dies wird dann oft und gern als „existentielle“ Malerei bezeichnet. Und es wird genauso oft mit Meisterschaft schlechthin gleichgesetzt. Denn in der Tat, die Ansprüche und Einsichten des Marktes, der Schulen, der Tradition bildenden Mächte mit den eigenen Einsichten und Ansprüchen möglichst zu verbinden ist wichtige, wenn gewiss auch nicht die eigentliche Motivation vieler bedeutender Künstler.!

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Rudolf Voigt gehörte zeitlebens nicht zu diesen, warum? Ist er ein Großer, der im Verborgenen schuf? Oder doch eher ein verborgen Gebliebener, dem es an wahrer Größe fehlte?! Hat er immer weiter gelernt, weil er nicht lehren konnte? – Er war ohne DDR-typischen Abschluss einer Kunstmalschule geblieben. – Oder ist in seinem umfangreichen, äußerst vielschichtigen Werk die letzte Entschiedenheit darin zu finden, immer weiter zu suchen?! Diese Fragen harren einer zufriedenstellenden Antwort. !

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Das Werk von Rudolf Voigt ist längst nicht erschlossen. Doch zeigt sich bereits, dass es eine eigenständige, ernstzunehmende Variante innerhalb der „Leipziger Schule“ darstellt, für die in erster Generation, zeitgleich mit Voigt, bisher natürlich die Kollegen Werner Tübke, Lothar Mattheuer und Bernhard Heisig stehen.! Man findet wieder die typische Figürlichkeit der Thematisierung, das Erzählerische bis ins Detail, stilistische Bezüge zur Renaissancemalerei, zum Symbolismus, zum Surrealismus, gelegentliche Ausflüge ins Expressive, ins Abstrakte, den Verismus usw. …Dies alles dient dann zumeist einer erklärenden, verweisenden Mal- und Bildsicht. Geschichten werden erzählt, Abstecher werden gemacht, die Bilder sind mehrdimensional, haben verschiedene Schichten. Die Technik dient der Aussage, die Handschrift dient der Technik.! Dient die Aussage auch der Handschrift?!

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Dies nun scheint dasjenige Merkmal zu sein, worin Voigt eigene Wege geht.! Aber Rudolf Voigt war auch ein Meister der Groteske.! Die Eigenart Voigts ist darin sichtbar, dass er den aufmerksamen Betrachter ins Bild mitnimmt, ihn hindurch begleitet, ihm wieder aus dem Bilde heraushilft, ohne möglicherweise mehr zu meinen, als er zeigt. Ohne notwendigerweise weniger zu zeigen, als er sollte oder dürfte. Dies gilt viel unter DDR-Bedingungen. Da er sich nicht gezwungen sah, von der Malerei zu leben, konnte er sich diese Umsicht leisten. (Damit ist er aber auch kein typischer „DDR-Maler“ mehr, sondern ein Betrachter seiner Zeit, seiner Welt.)!

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Die Technik, einmal als Ideologie betrachtet, verdeutlicht das:! Die Leinwand wird nicht zugeschmiert. Man wird nicht von oder durch Lack und Farbe abgehalten, zu erleben. Man bleibt nicht im Öl stecken. Es gibt keine wesenlose Undichtigkeit. Man wird nicht in die Irre geführt. ! Aber es werden die Irreführungen, Undichtigkeiten, Vereinzelungen und einseitigen Verallgemeinerungen des Lebens vorgeführt, ohne von diesem Vorführen wegzuführen.! Denn genauso dicht - sachlich und persönlich zugleich - ereignet sich das Thema auch. Man wird begleitet, nicht erschreckt. Man darf wiederkommen und sieht weiter und tiefer. Man wird interessiert, aber nicht dressiert. Voigt will den klugen Betrachter, den kundigen Bildleser, den, der mitdenkt. Und doch, wie alle echten Künstler: er arbeitet zuletzt ja nur für sich und die Kunst. !

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Wer dies so sieht, versteht, und er versteht auch, wieso Voigt Zeit brauchte und verbrauchte, auch Stile und Schemata, ohne sich doch in alldem zu verlieren. Und er hat ja dabei nie irgendetwas oder sich selbst künstlich dämonisiert, um eigene Schwäche auszugleichen.! Das nennt man „Wahrhaftigkeit“. Deshalb ist eine gewisse Vorsicht, auch Gewitztheit, extremere Malweisen betreffend und modische Vergänglichkeiten, bei ihm zu bemerken. Er rüttelt überall an der „Matrix“ der Schulen und gönnt sich ein ganz uneitles, befriedigtes „Ach ja, ganz nett. So geht das.“ !

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Dabei hat er die Übersicht und kennt bestens die Spannweite moderner Bild-Kunst! Man vergleiche nur beispielsweise die anrührenden, obwohl völlig herkömmlich ausgemalten Portraits der Großmutter mit den grandios-expressiv gesehenen „Tanzenden Hexen“und mit den körnigen, das Pixelzeitalter reflektierenden „Sandbildern.“ („Felix...“)! Das heißt also nicht, dass er der gebotenen Auseinandersetzung auswich. Im Gegenteil: er spielt teilweise mit den Stilen. Ja, es gelingt ihm mitunter, diese selbst, wenn schon nicht in ihrer Nichtigkeit, so doch in ihrer Einseitigkeit bloßzustellen. Kunstkritik mit den Mitteln der Kunst! Dieser Maler macht uns klüger.!

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Eine wichtige Konstante im Schaffen des Künstlers ist der offene oder versteckte Symbolismus alter Tradition. Er erkundet diesen und spielt mit seinen Konsequenzen. Seine so ausgeglichen zentrierten oder am Goldenen Schnitt orientierten, oft ganz herkömmlich gewichteten Bilder bergen Momente der Unwucht, der Verstärkung oder des scheinbaren Scheiterns im Bildaufbau, die mitunter feinsinnig oder auch selbstironisch kommentiert werden. Die Perspektive wird zur Stilisierung genutzt. Die Farbigkeit erinnert manchmal an Gebrauchsgrafik, aber es geht beim wiederholten scheinbar vordergründigen Bemühen der Grundfarben recht eigentlich um verhaltene Kritik sowohl des Impressionismus als auch des Expressionismus. Färbe nur ein, wenn Du die Konsequenzen kennst! !

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Das ist deshalb auch kein Neoverismo mehr, außer man verstünde unter diesem mehr als klare, nüchterne Sachbezogenheit, besser: Sachlichkeit!, in Bildaufbau und Farbverlauf bzw. Farbgebung.! Ist es Pop Art? Unter „Pop Art“ kann man eine Mischung aus Surrealismus und Verismus verstehen. Das besorgt auch Voigt, aber er ist zu traditionell, zu gelassen, zu ! hintergründig-vielschichtig, um anders als das sonst oft oberflächliche Schönmalen und Schönfärben den Themen nicht mehr abzugewinnen als nur ein (Werbe-)Zitat.! Ein besonderes ist die Malweise des Spätwerkes, sind die „Sandbilder“. Sand wurde in die Farbe gemischt. Die Bilder erhalten übers Griffige hinaus eine merkwürdige Zeitlosigkeit, als wäre das Sujet dem Sand der Zeit ausgesetzt worden und in ihm konserviert geblieben.!

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Es geht vielleicht aber auch um einen ironischen Verweis aufs Pixelzeitalter. Voigt ist – zumindest im Werk – kein Melancholiker. Ironie ist dagegen einer der Brennstoffe seines Schaffens gewesen, neben Gemütstiefe. Die hierbei und derart entstehende Mischung bewahrte ihn vor den Ansprüchen der Schulen, aber auch vor deren billig zu habenden, lauten Jubel. Noch einmal: Voigts Werk will ruhig und freundlich erschlossen werden. Dann zeigt sich auch, dass hinter dem Selbstzweck der Kunst, mittels seiner und durch ihn hindurch hier eine echte Leistung erreicht wurde. Denn er hat den Stoff, das Sujet, nicht vergessen.!

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FELIX

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Felix“ - Der Junge schaut ganz klar ins Auge des Betrachters. Der Mund ist leicht geöffnet, die Pausbacken wirken nicht kitschig. Auch sein Blick ist offen, beinahe eindimensional, dabei nicht fordernd, aber gerichtet. - Was ist? Ich bin`s. Na? -

Im Stil der 90er mit verkehrt aufgesetztem Basecap und Freizeitjacke wirkt der Junge auf gewisse Art erwachsen, und die Nüchternheit des Neoverismo scheint dem dienen zu sollen. Der fein vermalte Hintergrund ist perspektivisch ins ebene Irgendwo auslaufend. Ebereschen und Pinien verweisen auf eine Gegend in der Art der Neapolitana.

Klare Konturen, klare schöne Farben und asymmetrische Details geben der Echtheit des Anblicks, als einem begreifbar erzählten Zustand, seinen besonderen Nachdruck. ( 1 )

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Rudolf Voigt - "Felix ",

Öl auf Leinen, Mischtechnik,

30,5 x 20,5 cm,

2000

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DIE HEXE

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テ僕 auf Leinwand, 70 x 60 cm, 1955 WV: M 7

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AKT IN MAUERECKE

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テ僕 auf HF

70 x 46,5 cm

1980 WV: M 67

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DER STUDENTENSOMMER ÖL AUF HARTFASER | 125 X 125 CM |1980 | WV: M13 Seite 11 von 39


Im Vordergrund sitzen bzw. stehen sich je drei Bauarbeiter und drei in den Semesterferien zum „Studentensommer“ abkommandierte junge Frauen, vielleicht in ihrer gemeinsamen Arbeitspause, gegenüber. Und sie führen nichts wichtigeres im Schilde als sich - eventuell! - zu verabreden.! Den Hintergrund geben roh behauene Wohnklötze ab, noch ohne Glas und Farbe.!

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Es scheint fast, als traute der Maler dem Vorgang selbst nicht, den er inszeniert oder doch nur abmalt, so profan, beinahe banal ist das Geschehen.! Und doch, lässt man sich auf die so gewöhnliche Szenerie ein, entdeckt man, dass Voigt etwas Eigentümliches gelingt: die jeweilige Binnenperspektive der Akteure mit unserer Sicht des Geschehens zu verbinden, ablesbar und verdeutlicht in Konstellation der Personen und Merkmalen der Handlung: der betonten, manchmal fast geistlosen Körperlichkeit der Beteiligten, der Gesichtslosigkeit der Männer, dem wohligen Posieren der Mädchen, ihrer aller Unbefangenheit.!

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Dazu passt malerisch sein Betonen oberflächlicher Plastizität und leichter Deformation der Proportionen. So bei den Köpfen der Männer und den Leibern der Mädchen. Die Farbgebung ist Voigt-typisch. Typisch ist auch, das Unwichtige als unwichtig zu malen. Kleine erzählerische Details lohnen das genauere Hinblicken. Die rechts stehende Studentin lädt dazu ein.!

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EIN DENKMAL DER Neutronenbombe

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テ僕 auf HF

63 x 49 cm

1980

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MEDUSA

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テ僕 auf HF

69,5 x 49 cm

1980 WV: M 61

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DAS LETZTE MUSEUM Öl auf HF, 60 x 238 cm, 1981, WV: M23……VERKAUFT!

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„Das letzte Museum“ Malerisch ohne Makel ist dies Bild zugleich eines der dichtesten Voigts nach Aussage und Wirkung. Das letzte Museum ist Außerirdischen oder einer Roboterzivilisation vorbehaltenes Refugium zur Betrachtung, ein Reservat des einst naturgemäßen und freundlichen Lebens, wie wir es kennen. Das unstrittig Ernsthafte, Bannende des Bildes entwickelt sich nicht allein aus der Frage, ob oder wann es so kommen könne: - Die Einsamkeit des Überlebenden in einer fremd gewordenen, trostlosen Welt wird thematisiert, wohinein es nicht mehr passt und nicht mehr passen darf, geschützt und abgeschlossen zugleich mittels Stahl und Glas. Die Wissenschaft vom Leben ist nicht das Leben selbst.

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DAS FEIGENBLATT

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テ僕 auf HF

125 x 65 cm

1981

WV: M41

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IN DER SAUNA

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テ僕 auf HF

62 x 100 cm

1981 WV: M 66

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SELBSTBILDNIS MIT AKT

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テ僕 auf HF

125 x 60 cm

1983

WV: M 18

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IN JEDER MINUTE AUF DER WELT

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テ僕 auf HF! 100 x 70 cm! 1984! signiert u.r. Voigt! WVZ M161!

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DIE SCHULSPEISUNG

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テ僕 auf Leinen

60 x 90 cm

1985

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SONNIGE HERBST テ僕 auf HF

50 x 104 cm

1985 WV: M 43

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OPFER UND TÄTER

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Opfer und Täter (3 Teile)

Acryl auf Leinen

185 x 485 cm 1986 WV: M 297

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OPFER UND TÄTER DETAIL

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IM KAUFHAUS GUM IN MOSKAU

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テ僕 auf HF

90 x 60 cm

1987 WV: M 70

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Das Geschäft

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Öl auf HF

99,5 x 70 cm

1988

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„Das Geschäft“ - Großformatige Frauenabbilder sind nicht selten in der Kunst des 20. Jahrhunderts. Wo aber .wird die Person des Interesses so akzentuiert auf ihre Mündigkeit hin befragt und in Szene gesetzt wie hier? Die Leipziger Messe war doch schön, oder? Dabei geschieht diese Befragung nüchtern, mit leisem Einverständnis. Die Frau weiß für sich selbst zu sorgen, sie nimmt nicht nur, was sie etwa bekommen kann, sondern das, was ihr zusteht. Der gerichtete, nicht unfreundliche, aber versachlichte, leicht grienende Blick zeigt es. Im Bild ist kein Platz für romantisches Ambiente, auch die Reizwäsche (?) ist nur Arbeitskleidung. Doch hat der Maler nicht zynisch übertrieben. Man gibt, was man kann, zeigt, was man hat und was es soll, nimmt, was man braucht und ist doch nirgends befleckt. Dieses Bild ist nicht sexistisch, raffiniert, überhöht, sondern so deutlich, dass es die Zustimmung zu sich ins Bild hineinnimmt: die ondulierten Dauerlöckchen der m a i t re s s e d e p l a i s i e r s p re c h e n i h r umfassendes Wort.

Dabei hat er die Übersicht und kennt bestens die Spannweite moderner BildKunst! Man vergleiche nur beispielsweise die anrührenden, obwohl völlig herkömmlich ausgemalten Portraits der Großmutter mit d e n g r a n d i o s - e x p re s s i v g e s e h e n e n „Tanzenden Hexen“und mit den körnigen, d a s P i x e l z e i t a l t e r r e fl e k t i e r e n d e n „Sandbildern.“ („Felix...“)

Das heißt also nicht, dass er der gebotenen Auseinandersetzung auswich. Im Gegenteil: er spielt teilweise mit den Stilen. Ja, es gelingt ihm mitunter, diese selbst, wenn schon nicht in ihrer Nichtigkeit, so doch in ihrer Einseitigkeit bloßzustellen. Kunstkritik mit den Mitteln der Kunst! Dieser Maler macht uns klüger.

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Eine wichtige Konstante im Schaffen des Künstlers ist der offene oder versteckte Symbolismus alter Tradition. Er erkundet diesen und spielt mit seinen Konsequenzen. Seine so ausgeglichen zentrierten oder am Goldenen Schnitt orientierten, oft ganz herkömmlich gewichteten Bilder bergen Momente der Unwucht, der Verstärkung oder des scheinbaren Scheiterns im Bildaufbau, die mitunter feinsinnig oder auch selbstironisch kommentiert werden. Die Perspektive wird zur Stilisierung genutzt. Die Farbigkeit erinnert manchmal an Gebrauchsgrafik, aber es geht beim wiederholten scheinbar vordergründigen Bemühen der Grundfarben recht eigentlich um verhaltene Kritik sowohl des Impressionismus als auch des Expressionismus. Färbe nur ein, wenn Du die Konsequenzen kennst!

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Das ist deshalb auch kein Neoverismo mehr, außer man verstünde unter diesem mehr als klare, nüchterne Sachbezogenheit, besser: Sachlichkeit!, in Bildaufbau und Farbverlauf bzw. Farbgebung.

Ist es Pop Art? Unter „Pop Art“ kann man eine Mischung aus Surrealismus und Verismus verstehen. Das besorgt auch Voigt, aber er ist zu traditionell, zu gelassen, zu hintergründig – vielschichtig, um dem oft oberflächlichen Schönmalen und Schönfärben mehr abzugewinnen als ein Zitat.

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Christina Blaschke ( 20 Jahre alt )

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Öl auf Hartfaser 65 x 42 cm signiert und datiert rechts unten: R. Voigt 1298 (1998)

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„Christina Blaschke“ Dies ist offenbar ein Auftragsbild, eine Momentaufnahme einer jungen Frau und Musikerin mit ihrem Instrument, und ein schönes Bild. Unwissenheit der Jugend, das Leben betreffend, Zukunftsgerichtetheit (der introvertiert-extravertierte Blick der Augen!) und ein gewisser schon vorhandener „Realitätssinn“, angedeutet durch Kleidung, Positur und Griff zum Instrument, geben eine spannende, gelungen umgesetzte thematische Dreiheit. Der Hintergrund lässt Fragen offen, aber ist nicht schicksalsbedeutend. Die am Rand leicht gewölbte Frisur nimmt dies auf und fokussiert das ganze Bild ins Gesicht der jungen Dame. So ist die sinnierende Ruhigkeit des Gesichtsausdrucks mit einer dazu passenden, nicht zu schwer lastenden, aber ernsthaften Ausdrücklichkeit des Wollens verbunden worden.

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DER CHEF ( Boss )

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Mischtechnik auf Hartfaser

40 x 19 cm

2000

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WEITERGABE VON WISSEN UND LEBENSWEISHEITEN

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テ僕 auf HF

30,5 x 40 cm

1999 sign. u.l. R. Voigt WV: M 312

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UNGLEICHES PAAR

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テ僕 auf Leinen

140 x 100 cm

Jahr: 1992 WV: M 218

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UNSER LEBEN テ僕 auf HF, 112 x 112 cm, 1993, sign. u.r. Voigt, WV: M 167,

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KAPITALISMUS

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Collage

151 x 100 cm 2004 WV: M 384

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DIE EMANZE COLLAGE, 100 X 100 CM, 1997, WV: M 284 Seite 33 von 39


AUSBLICK, COLLAGE, 200 X 200 CM,1997, SIGN. U.L. LAVER/VOIGT, WV: M 294

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MÜLLPLATZ DER GESCHICHTE , 1.FASSUNG Öl auf HF, 165 x 167,5 cm, 1992, sign. u.r. Voigt, WV: M 111 Seite 35 von 39


DU BIST NICHTS SYMBOLE SIND ALLES

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Acryl auf Leinen

200 x 160 cm 2001 sign. M.r. R. Voigt

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DAS GOLDENE ZEITALTER

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Öl auf Goldgrund auf HF 77 x 56,5 cm

1999 WV: M 340

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„Das Goldene Zeitalter“ - Voigts oft skurriler, dabei narrensicherer Umgang mit Bildaufbau und Bildproportion ist nicht nur Folge oder Frucht des immensen Fleißes des Malers. Das Bild gibt davon Zeugnis, wie Voigt die Tradition versteht. Verliert die Moderne ihren Bezug zum Überlieferten,„so ist's umbsunst“. Wie eine in Gebrauch befindliche Lehrtafel mittelalterlicher Baumeister oder Auftragsmaler gestaltet und überlegt gemalt, werden diverse Liniensysteme gezeigt und diskutiert: Oben ein doppelter Fibonacci-Bogen, der ein Herz – Symbol der Liebe – bilden lässt. Zu den Seiten und quer darüber einfachste Beispiele der Hervorbringung perspektivischer Wirkung oder gestaltbildender Bogenstücke.

Darunter rechts und links je ein „goldener Griff“, in sich zu sich selbst gedoppelt konfiguriert.

Unter ihnen kleine Farbenkreise, nur aus den voigt-typischen, allegorisch aufzufassenden vier Grundfarben bestehend. Die untere Mitte des Bildes beschreibt den „goldenen Schnitt“ näher, die vierte Zeile bricht den Reim. Davon weicht die geometrische Skizze über ihr ab. Das zu erwartende Freimaurer-Emblem ist um ein eingeschriebenes Rechteck ergänzt, das Quadrat fehlt, wodurch keine 12er, sondern die 10er Matrix bedienbar bleibt, der das Pentagramm innewohnt. Dieses verweist aber wieder auf das Herz. Voigt ist tief ins Wesen der Symbole eingedrungen. Die Mäanderlinie ganz unten bestätigt die griechische Herkunft der zentralen Elemente.

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Solo Ausstellungen:!

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Kabinett für Kulturarbeit der Stadt Leipzig! Galerie im II. Stock, Naumburg! Galerie im Foyer, Schkeuditz! Kleine Galerie im Turm „Prinzeßchen“, Barby! Kleine Galerie, Elsterwerda! Dresdner Bank, Leipzig! Hotel Adagio, Leipzig! Techniker Krankenkasse, leipzig! Galerie im Lottohaus, Leipzig!

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Galerie Fine Art | Leipzig! Rudolf Voigt | Personalausstellung- Würdigung eines Lebenswerkes | 25.09.2010 - 29.10.2010!

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Galerie Fine Art | Leipzig!

Frühe Zeichnungen und Gemälde! Es spricht der Präsident der Akademie für Kunst und Design – Mitteldeutschland, Herr Ullrich Strube | Ausstellungszeitraum: 16. März bis 28. April 2012

! ! Ausstellungsbeteiligung:! !

Ruhrfestspiele, Recklinghausen! Grafikausstellunge , Chemnitz (Preisträger)! im Ausland: Österreich, Schweden, Rußland, Schweiz, Afghanistan, CSSR, Spanien!

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Biografie! 1925 in Leipzig geboren! nach Schulbesuch Lehre als Offsetdrucker bei Fa. Brockhaus anschließend Soldat im 2. Weltkrieg und Gefangenschaft! 1946-1949 Privatschüler bei Prof. Elisabeth Voigt und Prof. Max Schwimmer! 1949-1990 nach Studium Lehrer für Kunsterziehung! 1976-1990 Arbeit in verschiedenen Malzirkeln! 1980-1985 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Leipzig! 1990-2007 freischaffend und Mitglied des Bundes Bildender Künstler Leipzig

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IMPRESSUM

! TEXTE UND BILDBESCHREIBUNGEN

! ( 1 ) Peter Enders | Leipzig

( 2 ) Bodo W. Hellmann

( 3 ) Anette Kröning

! ! ! FOTO

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Bodo W. Hellmann

Sven Abraham

Conny Schmitz

Archiv des Künstlers

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