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dass sich damit die herumstreifenden Toten- und Fruchtbarkeitsgeister ankünden. Das Prasseln erinnert auch an den Hagel, der oft Donars Anwesenheit ankündigt. Die Erbse war als wichtige Kulturpflanze nicht nur beliebt, sie galt praktisch als heilig: Jede Erbse hat als Signatur – es ist der Nabel des Samens – einen Abendmahlskelch eingraviert. Die mittelalterliche Imagination versah die Pflanze sogar mit einer Schutzpatronin, nämlich der heiligen Notburga von Rattenberg. Im Unterinntal, wo sie lebte, wachsen angeblich Erbsen wild und ungesät in Erinnerung daran, dass sie die Armen oft mit Erbsenmus speiste. Sie ist übrigens auch als »Feierabend-Patronin« bekannt. Als junge Magd wollte man sie zwingen, über den Feierabend hinaus zu arbeiten. Sie aber weigerte sich, hängte ihre Sichel an einem Sonnenstrahl auf und hielt ihre Abendandacht. Von einem dermaßen verehrten Gewächs wäre zu erwarten, dass es eine wichtige Rolle in der Heilkunde spielt. Das ist aber kaum der Fall. Stillende Mütter behandelten zwar gelegentlich aufgesprungene Brustwarzen mit gekochtem Erbsenmus. Dabei handelt es sich aber nur um Sympathiemedizin, da die Brustwarzen Erbsen ähneln. Wenn bei der hochschwangeren Frau die Wehen begannen, setzte man Erbsen über das Feuer; sobald sie kochen – glaubte man –, erfolge die Geburt. Das wichtigste volksheilkundliche Einsatzgebiet war jedoch die zauberische Anwendung gegen Warzen. Die Warze wird mit einer – am besten einer gestohlenen – Erbse abgerieben, diese dann in ein Tüchlein gebunden und weggeworfen. Wer das Tüchlein zufällig aufhebt, bekommt dann die Warze. Erst im 20. Jahrhundert offenbarte diese Hülsenfrucht ihre verborgenen medizinischen Eigenschaften. Erbsen eignen sich gut für die Diabetikerdiät, da sie schädliches LDS-Cholesterin und geringfügig auch den Blutzucker senken. Ebenso sind sie in der Aids- und Krebsdiät von Nutzen, da sie Proteasehemmstoffe enthalten, die Sauerstoffradikale fangen und Entzündungen abklingen lassen. Dass Erbsengerichte gegen Blinddarmentzündungen vorbeugen, war ein Zufallsergebnis britischer Untersuchungen aus dem Jahr 1986. Überraschend ist die Entdeckung von Dr. S. N. Sanyal (Universität Kalkutta), dass die Erbse, die ja als Fruchtbarkeitssymbol gilt, reich an empfängnisverhütenden Stoffen ist. Sie enthält M-Xylohydrochinon, das die Fruchtbarkeit dämpft, indem es in die Progesteron- und Östrogenproduktion eingreift. Dr. Sanyal konnte zeigen, dass dadurch die Fruchtbarkeit der Frau zwischen 50% und 60% reduziert und bei Erbse