capito news Dezember 2016

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Das Magazin des capito Netzwerks, Dezember 2016

capito news

TH E Barr MA: ieref Kult reie ur

FĂźr alle Sinne BRANCHE Erfolgsgeschichte INIOS geht weiter. Seite 3 THEMA Kulturveranstalter setzen auf Barrierefreiheit. Seite 4 NETZWERK Leicht Lesen in Linzer Stadtmuseen Seite 8


Editorial

Denkanstöße für eine bessere Zukunft Der politische Diskurs kennt aktuell nur ein Thema: Die vermeintliche oder tatsächliche Abgehobenheit von Eliten und ihre dramatischen Folgen. In der sogenannten Hochkultur gehörte Arroganz gegenüber denen, die „zu ungebildet“ seien, um Kunst zu verstehen, manchmal schon fast zum elitären Selbstverständnis dazu. So erregte sich der Kulturredakteur einer österreichischen Qualitätszeitung noch vor wenigen Jahren über eine Kulturvorschau im Leicht-Lesen-Format: für ihn ein Zeichen des kulturellen Niedergangs. Wie Sie in diesen capito News nachlesen können, deuten immer mehr Museen, Bühnen und Konzertveranstalter die Zeichen der Zeit ganz anders. Kunst und Kultur barrierefrei und mit allen Sinnen steht als Credo hinter einer ganzen Fülle von Initiativen, um aus „geschlossenen Veranstaltungen“ Kultur für alle zu machen. Das freut nicht nur jene, die Kultur schon immer für zu wichtig hielten, um sie nur „Eliten“ zu überlassen. Das lässt auch die Hoffnung keimen, dass Kunst und Kultur auch diesmal ihre Aufgabe erfüllen könnten, der Politik Denkanstöße für eine bessere Zukunft zu liefern, meinen Klaus Candussi und Walburga Fröhlich „Kultur für alle“ statt „Geschlossene Vorstellung“

Ort der Fachkonferenz 2017: Innsbruck!

Voller Erfolg für Klartext! Auf der Fachkonferenz der Netzwerke von capito und nueva am 7. Oktober 2016 standen leicht verständliche Informationen als Schlüssel zur Teilhabe im Fokus. Anhand von Beispielen aus der Wirtschaft, Verwaltung, aus dem Arbeitsleben und aus der Politik wurde gezeigt, wie barrierefreie Kommunikation gelingen kann. Vor rund 200 interessierten Fachbesucherinnen und Fachbesuchern referierten und diskutierten u.a. Prof. Dr. Sascha Demarmels von der Hochschule Luzern, Michael Freitag, der im Hamburger Bezirk Eimsbüttel mit der Weiterentwicklung der Bürgerbeteiligung betraut ist, Uschi Heerdegen-Wessel vom NDR, Daisy Lange von der Uni Leipzig, Martin Saß vom Jobcenter team.arbeit. hamburg sowie Julia Stöckert, Kommunikationspädagogin. Die Begrüßungsworte sprach die Hamburger Senatorin für Arbeit, Soziales, Familie und Integration, Dr. Melanie Leonhard. Klaus Becker, Geschäftsstellenleiter der Senatskoordinatorin für die Gleichstellung behinderter Menschen, Parmis Hashtrudy und Björn Mueller von nueva Hamburg moderierten den spannenden Tag.

Save the Date Fachkonferenz 2017 Mittwoch, 18. Oktober 2017, Innsbruck 2 capito news | Dezember 2016


Branche

Erfolgsgeschichte INIOS geht weiter INIOS steht für „Inklusion in Oberschwaben“ und wird nun bis Ende 2018 fortgeführt. Förderpartner: das Sozialministerium Baden-Württemberg. Am Anfang stand die Erkenntnis, dass Unternehmen zu wenig über Menschen mit Behinderungen wissen. Inklusion am Arbeitsmarkt scheitere somit oft nicht am guten Willen sondern am fehlenden Wissen. Bernd Heggenberger, Leiter der Bildung und Arbeitsförderung bei der OWB und Projektleiter von capito Bodensee, will dieses Übel an der Wurzel packen und entwickelte INIOS. Ziel des Projekts: Menschen mit und ohne Behinderung am gleichen Arbeitsplatz zusammenzubringen. Im Zentrum des vom Sozialministerium Baden-Württemberg geförderten Projekts stehen Wissensvermittlung, Sensibilisierungs-Workshops und Barriere-Checks für Unternehmen. Darüber hinaus werden gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer BodenseeOberschwaben und der Handwerkskammer

Zahl des Monats

112 Mio Anzahl der Museumsbesuche in Deutschland pro Jahr (Quelle: Institut für Museumsforschung Berlin, 2014)

Inklusion am Arbeitsplatz steht im Zentrum von INIOS Ulm Teilqualifizierungen durchgeführt, für die capito Bodensee auch die Schulungsunterlagen entwickelt. Weitere Information zu Inios: http://inios-rv.de

capito Oberösterreich ausgezeichnet Die kleine, hübsche Sammlung von Kurzgeschichten in Leicht Lesen von capito Oberösterreich wurde nun ausgezeichnet: Das Projekt belegte den 3. Platz des insgesamt mit 85.000 € dotierten Bank Austria Sozialpreises. Jedes Jahr zeichnet die Bank Austria österreichweit soziale Projekte aus, die sich inbesondere der Integration und Inklusion verschrieben haben. http://sozialpreis.bankaustria.at

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Ohne Berührungsängste Museen, Theater, Opern- und Musicalbühnen, Konzertveranstalter oder Kinos – alle reden von Barrierefreiheit. Aber wie barrierefrei können (und müssen) Kulturangebote sein? Früher war alles besser: Opern- und Konzertabonnements wurden vererbt, der sonntägliche Museumsbesuch war liebgewordene Pflicht. Um mitreden zu können, musste man in die Schauspielhauspremiere oder ins Kabarett, und wer jung und modern war, ging ins Kino. Heute ist das anders: Unsere Musik haben wir mittels Handy und Knopf im Ohr immer dabei, wir streamen unsere Unterhaltungsprogramme wann und wo wir wollen, wenn wir etwas wissen wollen, finden wir es auf Wikipedia oder bei Google, und auf Facebook können wir mitreden. Auslaufmodell (Hoch-)Kultur? Sind die traditionellen Kulturangebote also Auslaufmodelle für einen immer kleiner werdenden Kundenkreis? Ist die traditionelle (Hoch-) Kultur an sich schon eine Barriere geworden? Stirbt die Theater- und Museumskundschaft aus?

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Rückläufige Zuschauerzahlen wurden bei den Kulturanbietern erst dann zum Thema, als Budgetkürzungen von Seiten der Eigentümer, zumeist Stadt oder Land, drohten. Denn ab Ende der 80er Jahre wurde in Deutschland, in Österreich etwas später, die „Quote“ immer mehr zur Messlatte für den künstlerischen Erfolg, von dem auch die Höhe der Subvention abhing. „Raus aus dem Elfenbeinturm und ran an den Kunden!“, wurde somit zur Devise der vielerorts neu gebildeten Marketingabteilungen der Kulturinstitutionen. Kampf der Schwellenangst Sehr vieles hat sich seitdem getan. Eine wirklich große Bandbreite von Vermittlungsangeboten wurde entwickelt, der Schwellenangst der Kampf angesagt. Backstage-Führungen, Workshops, Mitmachkonzerte, Tage der offenen Tür, Clubbings,


Im Belvedere in Wien werden Führungen für alle Sinne angeboten.

Info Kultur in München leichtgemacht Das Kulturreferat der Stadt München hat einen leicht verständlichen Kulturführer herausgebracht. Übersichtlich, klar und einfach beschreibt er eine Vielzahl von Kulturveranstaltern in München, darunter die Kammerspiele oder das Gasteig, sowie zahlreiche Museen, wie etwa die Villa Stuck und das Jüdische Museum. Darüber hinaus werden auch Bildungsangebote, Führungen, Kurse und Bibliotheken erläutert, zusammen mit nützlichen Hinweisen wie zum Beispiel Begleitservices für Menschen mit Behinderung. Zum Download: www.musenkussmuenchen.de

Familienfeste, maßgeschneiderte Angebote für Schulklassen oder Seniorengruppen, unterschiedlichste Formen von Audioguides oder interaktiven Lernangeboten – die Liste der kreativen Vermittlungsangebote der Kulturveranstalter ließe sich beliebig verlängern. All diese Maßnahmen erzählen von dem ehrlichen Bemühen der Kulturinstitutionen, zielgruppenorientiert zu handeln. Künstlerische Inhalte begreifen können Kernthema all dieser Vermittlungsangebote: das Begreifbar-Machen von künstlerischen Inhalten. Denn nur, wer etwas versteht, kann Faszination und Freude, Neugierde und Spaß am Entdecken verspüren.

Thema Barrierefreie Kultur

Information im Leicht-Lesen-Format

Der Expressionismus Den Künstlerinnen und Künstlern aus dem Expressionismus ist es um die Darstellung von Gefühlen gegangen. Darum haben ihre Bilder diese Merkmale: • Die Wirklichkeit ist nicht exakt abgebildet. • Formen und Farben sind ungenau und verzerrt. • Es gibt starke Gegensätze. • Der Ausdruck ist übertrieben. Die deutschen Städte Dresden, Berlin und München waren die künstlerischen Mittelpunkte vom Expressionismus. In Dresden hat es die Künstlergruppe „Die Brücke“ gegeben. In der Ausstellung gibt es Kunstwerke von Mitgliedern aus dieser Gruppe: Karl Schmidt-Rottluff, Otto Mueller und Max Pechstein. (Das ist ein Ausschnitt aus dem Saalheft in LL zur Austellung „Die Sammlung“ im LENTOS Kunstmuseum im Linz.)

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Thema Barrierefreie Kultur Barrierefreie Angebote (weiter-) zu entwickeln, ist somit eine logische Konsequenz aus dieser Strategie der Öffnung der Kulturangebote für ein größeres Publikum. Und all diese Kommunikations-Ziele decken sich mit der gesetzlichen Forderung nach Barrierefreiheit. Von leicht verfügbaren und leicht verständlichen Informationen in einer Ausstellung profitieren ja schließlich nicht nur Menschen mit Lernschwierigkeiten. Mit allen Sinnen Museen nehmen sich des Themas Barrierefreiheit recht intensiv an. Das Historische Museum in Frankfurt am Main lädt aktuell zu einer hochkarätigen Fachkonferenz unter dem Motto „Mit allen Sinnen - das inklusive Museum“ ein. Die Klassik Stiftung Weimar entwickelt unter dem Titel „Pilot Inklusion“ seit 2015 in einem auf drei Jahre angelegten Projekt in engem Austausch mit drei weiteren Museen ein modulares Vermittlungskonzept zu Inklusion und Barrierefreiheit in Ausstellungen und Sammlungen. Und das archäologische Landesmuseum Brandenburg richtet seine „FOKUS“-Veranstaltung 2017 ganz auf das Thema Barrierefreiheit und Inklusion aus. Es gibt auch zahlreiche konkrete Beispiele für inklusive Angebote. So haben etwa das

Kunsthistorische Museum und das Belvedere in Wien einzigartige Services für Blinde und sehschwache Menschen: Im KHM wurden drei Meisterwerke der Renaissancesammlung der Gemäldegalerie in zu ertastende 3D-Reliefs umgesetzt, die einen Eindruck vom Bildaufbau und von zahlreichen Details der Gemälde vermitteln. Eine Broschüre in Brailleschrift und speziell geschulte Guides bieten den Gästen zusätzliche Informationen zu den Bildern. Im Oberen Belvedere wurde Gustav Klimts „Der Kuss“ als interaktives Tastobjekt entwickelt (siehe Titelfoto). „Hamlet“ barrierefrei? Die darstellenden Künste und die klassische Musik haben es naturgemäß schwerer. Diese Kunstformen sind flüchtig, und man kann sie nicht berühren. Und erklären? Was könnte eine „leicht verständliche“ Symphonie sein? Oder ein barrierefreier „Hamlet“? Künstlerische Inhalte sind vielschichtig und komplex – genau das macht sie ja zu Kunstwerken. Und doch gibt es auch im Theater- und Konzertbereich eine ganze Reihe von Hilfsmitteln, die den Zugang zumindest erleichtern. Längst etabliert haben sich die sogenannten Übertitel bei Musiktheateraufführungen: Der gesungene Text wird für das Publikum zum

Workshops für alle Zielgruppen am Kunsthistorischen Museum in Wien

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Thema Barrierefreie Kultur

Mitlesen zumeist oberhalb der Bühne eingeblendet. Was zunächst vor allem bei fremdsprachigen Werken zum Einsatz kam, hat sich inzwischen zum fixen Bestandteil von Musicals und Opern gemausert – auch bei deutschen Gesangstexten. Und im Schauspielbereich werden vielfach alte, schwer verständliche Klassikertexte in eine modernere, leichter verständliche Sprache übersetzt. Audio-Barbier Einen großen Schritt in Richtung Barrierefreiheit machte die Oper Graz. Erstmals in Österreich wurde ein Opernabend mit akustischen Simultanerklärungen realisiert. Diese Audiodeskriptionen vermittelten durch knappe Beschreibungen das Geschehen auf der Bühne. Die Zusatzkommentare wurden in Gesangspausen live eingesprochen. Das sehbeeinträchtigte Publikum empfing die Informationen mittels Empfangsgerät und Kopfhörer. Und der Steirische Herbst ließ seine Programmübersicht mit Hilfe von capito in Leicht Lesen übersetzen - mit dem erklärten Ziel, „einen möglichst breiten Zugang zum Festival und zu seinen Inhalten zu ermöglichen.“ Kreative Potenziale Vor mehr als zehn Jahren haben sich Deutschland, Österreich und 157 weitere Länder mit der Unterzeichnung der UN-Behindertenrechtskonvention verpflichtet, Barrierefreiheit und Inklusion im gesellschaftlichen Leben umzusetzen. Kultur-Angebote gehören eindeutig dazu. Inklusion und Barrierefreiheit können sicherlich nicht sofort und für alle umgesetzt werden. Und doch zeigen erfolgreiche Beispiele aus der Welt der Kultur, dass jeder Schritt zum inklusiven Kulturerlebnis die Qualität für alle Besucherinnen und Besucher verbessert, und große, bislang oft ungenutzte kreative Potenziale freisetzen kann.

Drei Fragen an... ... Jörg Haller, der als Geschäftsführer der ARGUS! Kultur&Kommunikation und als „capito München“- Chef gleichsam ein doppelter Experte für Kultur und Barrierefreiheit ist. Karl Valentin sagt: Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit. Ist das mit der Barrierefreiheit auch so? Barrierefreiheit ist auch im Kulturbereich eine Herausforderung, der sich die Kulturinstitutionen zunehmend intensiv stellen. Vielfach ist dabei aber das Stadium der Sensibilisierung noch nicht überschritten – zumal, wenn es über die bauliche Barrierefreiheit hinausgehen soll. Viel schöne Arbeit liegt da noch vor uns. Welche Chancen sehen Sie für Kulturanbieter, die auf inklusive Angebote setzen? Die Erfahrung zeigt, dass von barrierefreien Angeboten auch in der Kultur alle profitieren. Hier geht es nicht nur um Sonderlösungen zur Erweiterung des jeweiligen Zielpublikums, sondern generell um eine Haltung, die ein Zeichen der gesellschaftlichen Verantwortung und des Kommunikationswillens setzt. Dies verändert das Image eines Hauses, macht es für mehr Menschen interessant und öffnet neue wirtschaftliche Optionen. Gibt es Grenzen der Barrierefreiheit in der Kultur? Die Grenzen befinden sich bei uns wohl noch eher in den Köpfen. Andere Länder beweisen, dass barrierefreie Angebote in Museen, Theatern oder Kinos etc. zur nicht mehr hinterfragten Selbstverständlichkeit werden können. Dahin wollen wir kommen. Dr. Jörg Haller Leiter capito München

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Netzwerk News

Das LENTOS Kunstmuseum in Linz

Leicht Lesen in Linzer Stadtmuseen Die Museen der Stadt Linz – das LENTOS Kunstmuseum und das NORDICO Stadtmuseum) möchten Menschen mit Beeinträchtigungen den Besuch des Museums so einfach und angenehm wie möglich gestalten und capito Oberösterreich stehen Ihnen dabei zur Seite. Das NORDICO Stadtmuseum bietet bereits seit 2015 Informationen zur Ausstellung „100% Linz. Kaleidoskop einer Stadt“ in Leicht Lesen an. Diese kann man auf der Website www.nordico.at bei den Besucherinformationen unter „Barrierefreier Besuch“ finden. Man erhält diese Information in Leicht Lesen aber auch an der Kasse, wenn man das Museum besucht. Auch das LENTOS biete eine breite Palette an barrierefreier sowie zielgruppenorientierter Kulturvermittlung und –arbeit an: Leihrollstühle, eine bauliches Angebot, das auch Menschen mit Mobilitätsbeeinträchtigungen berücksichtigt, Kulturvermittlungen in Gebärdensprache, Angebote für Menschen nichtdeutscher Erstsprache und eben

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Angebote in Leicht Lesen. In diesen Tagen wurde das „Saalheft“ zur Ausstellung „Die Sammlung“ in Leicht Lesen fertiggestellt. Unter dem Motto „Klassiker, Entdeckungen und neue Positionen“ wird die Geschichte des Phänomens „Sammlung“ veranschaulicht und erläutert. Darüber hinaus wird jeweils ein Text in LL zu jedem Raum der Ausstellung entwickelt. Auch die Ausstellungsräume an sich werden individuell gestaltet. Unter anderem wurden auch Künstlerinnen und Künstler eingeladen, jeweils einen Raum einzurichten. Diese Informationen zu „Die Sammlung“ in Leicht Lesen sind sowohl auf der Website www.lentos. at als auch vor Ort an der Kasse erhältlich.


Netzwerk News

Museum Niederösterreich mit LL im Internet Die Website des Museums Niederösterreich wurde im Frühjahr 2016 neu gestaltet. Barrierefreiheit war dabei ein wichtiger Aspekt. Das Museum Niederösterreich befindet sich mitten im modernen Zentrum der Landeshauptstadt St. Pölten. Neben der Landesregierung sowie großen Banken und Versicherungen zählen auch das Festspielhaus und die Landes-Bibliothek zu den Nachbarn. Physische Barrierefreiheit wurde im so genannten Kulturbezirk daher von Beginn an in sämtlichen Bereichen eingeplant. Wie aber sieht es mit der barrierefreien Kommunikation aus? Im Frühjahr 2016 wurde der Internet-Auftritt des

Museums neu gestaltet. „Neben den technischen Aspekten barrierefreier Websites war und ist natürlich auch die textliche Gestaltung ein wesentlicher Bestandteil der Zugänglichkeit für alle Zielgruppen,“ erklärt Monika Schaar-Willomitzer, verantwortlich für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation des Museums, dazu. Dabei war es ihr wichtig, dass die Texte in Leicht Lesen nach professionellen Maßstäben erstellt wurden. „capito Niederösterreich hat dies für uns in einer sehr angenehmen Zusammenarbeit umgesetzt“, fasst Schaar-Willomitzer das Projekt zusammen. Netzwerk-Partner von capito Niederösterreich ist die Kortexter Kommunikation GmbH. Deren Geschäftsführer Erich Korger ortet im Kulturbereich in jüngster Zeit ein deutlich wachsendes Interesse für das Thema Barrierefreiheit: „Namhafte Institutionen in Niederösterreich werden sich der Bedeutung von leicht verständlicher Sprache zunehmend bewusst. Informationen in Leicht Lesen sind nicht nur Bedingung für Inklusion, sondern erschließen Kunst- und Kulturbetrieben schließlich auch neue Zielgruppen.“

Die neue Website: www.museumnoe.at/de/ihr-besuch/barrierefreiheit

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Netzwerk News

Netzwerken für Barrierefreiheit Reger Austausch zum Thema Barrierefreiheit beim ersten CEDOS Partnerschaftstag in den neuen Altmühltal-Werkstätten in Treuchtlingen. Barrieren abbauen: Darum ging es beim ersten CEDOS Partnerschaftstag, zu dem capito Nordbayern, das Kompetenz-Zentrum für Barrierefreiheit der Rummelsberger Diakonie, geladen hatte. Das CEDOS Netzwerk besteht inzwischen aus fünf Städten und Gemeinden. Die Vertreter berichteten beim Treffen von ihren Erfahrungen bei der Verbesserung der Barrierefreiheit. Die Arbeit trägt schon erste Früchte: Erst im September hat die bayerische Staatsregierung die Stadt Treuchtlingen mit dem Signet „Bayern barrierefrei - Wir sind dabei!“ ausgezeichnet. Friedrich Weickmann, Werkstattleiter der Altmühltal Werkstätten, und Werner Baum, Bürgermeister der Stadt Treuchtlingen, lobten die sehr

CEDOS-Partnerschaftstag in Treuchtlingen gute Zusammenarbeit. „capito Nordbayern kennt die Knackpunkte und hilft dann weiter“, freut sich Bürgermeister Baum.

capito sorgt für Orientierung Das Leitsystem für den Robert-Koch-Park in Mölln entstand in Graz. Sehr komplexe Informationen rund um eine Vielzahl von unterschiedlichen Einrichtungen so darzustellen, dass sie leicht verständlich sind – das war die Herausforderung, die beim Leitsystem für den Robert-Koch-Park bewältigt werden musste. Besucherinnen und Besucher des Parks sollten in die Lage versetzt werden, sich intuitiv, selbständig und sicher innerhalb eines großen Areals zu bewegen, egal ob sie nun gerade das Bistro, das Pflegeheim oder den Copyshop suchen, egal ob jemand zu Besuch ist oder dort wohnt. capito Graz reichte einen Entwurf ein – und konnte überzeugen.

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Gemeinsam mit capito Grafik wurde ein leicht verständliches System aus Zeichen und Piktogrammen erarbeitet. Innerhalb des Pflegeheims werden zusätzlich einfache Bilder aus der Natur verwendet. Mit dem Robert-Koch-Park entsteht derzeit in Mölln ein ganz neuer, inklusiver Stadtteil: Auf einem ehemaligen Bundeswehr-Gelände entwickelt die Lauenburgische Treuhandgesellschaft dieses ehrgeizige Bauvorhaben mit einem Investitionsvolumen von 35 Mio Euro. Die ersten Mieter: das Lebenshilfewerk MöllnHagenow.


Netzwerk News

Die Headline erzeugt Neugierde oder bringt das Thema auf den Punkt

Klares Design, bessere Verständlichkeit Oberstes Ziel jedes Informationsdesigners ist es, Informationen klar und unmissverständlich zu vermitteln. Um dies optimal umzusetzen, nutzen Designer Formen, Farben und Schriften sowie Freiräume. Freiräume? Das mag auf den ersten Moment ungewöhnlich klingen. Doch Studien, die auf dem sogenannten Eye-Tracking basieren, belegen die Wichtigkeit der freien Flächen zwischen den Informations-Elementen. Beim Eye-Tracking werden die Bewegungen der Augen während dem Betrachten von Unterlagen aufgezeichnet. So erkennt man, ob der Betrachter durch gutes Design „geführt“ wurde oder orientierungslos über das Dokument irrt. Gute Logos und Corporate Designs tragen wesentlich dazu bei, klar (wieder-)erkannt und einer Branche zugeordnet zu werden. Auch werden sofort Eigenschaften wie etwa Qualität, Preisklasse, Innovationskraft und Ähnliches vermittelt. Damit sind bereits Informationen übertragen worden, die sich danach im Text wiederfinden und somit besser verstanden werden. Fließtext Detaillierte Ausführung des Themas

Lead oder Einführungstext Kurze Einführung in das Thema

Eine wichtige Hervorhebung Etwas, dass man sich merken sollte

Im Gegensatz dazu sorgen undurchdachte Designs für Verwirrung. Untersuchungen belegen, dass man sich an weniger Inhalte erinnert, wenn eine Seite unstrukturiert gestaltet ist. Man spricht hier vom sogenannten „Telefonbuch-Effekt“ : Eine beliebig aufgeblätterte Seite in einem Telefonnummern-Verzeichnis führt bei den meisten Menschen zu Orientierungslosigkeit. Konsequent verfolgte Design-Vorgaben werden dem Betrachter hingegen schneller „vertraut“ und somit besser wiedererkannt. Diesen „bekannten“ Unterlagen schenken wir leichter unser Absatz Vertrauen. Neugierig geworden? Dann fragen Sie die, die sich auskennen: jede Menge Expertenwissen in Sachen Design und Barrierefreiheit findet sich bei capito Grafik in Graz, einem Geschäftsfeld der Werbeagentur NO SUN. Kontakt: www.capito.eu/grafik Angabe des Kontakts für weiterführende Informationen

für eine inhaltliche Gliederung

Grafisches Objekt als Zeichen dafür, dass der Text endet

Telefonbucheffekt Derselbe Text wie oben, aber ohne Formatierung Klares Design, bessere Verständlichkeit. Oberstes Ziel jedes Informationsdesigners ist es, Informationen klar und unmissverständlich zu vermitteln. Um dies optimal umzusetzen, nutzen Designer Formen, Farben und Schriften sowie Freiräume. Freiräume? Das mag auf den ersten Moment ungewöhnlich klingen. Doch Studien,

die auf dem sogenannten Eye-Tracking basieren, belegen die Wichtigkeit der freien Flächen zwischen den Informations-Elementen. Beim Eye-Tracking werden die Bewegungen der Augen während dem Betrachten von Unterlagen aufgezeichnet. So erkennt man, ob der Betrachter durch gutes Design „geführt“ wurde

oder orientierungslos über das Dokument irrt. Gute Logos und Corporate Designs tragen wesentlich dazu bei, klar (wieder-)erkannt und einer Branche zugeordnet zu werden. Auch werden sofort Eigenschaften wie etwa Qualität, Preisklasse, Innovationskraft und Ähnliches vermittelt. Damit sind bereits Informationen übertragen

worden, die sich danach „Telefonbuch-Effekt“: Eine erst im Text und in Bil- beliebig aufgeblätterte dern wiederfinden und Seite in einem Telefonsomit deutlicher verstan- nummern-Verzeichnis führt bei den meisten den werden. Im Gegensatz dazu Menschen dazu, das sorgen undurchdachte man gar nicht weiß wo Designs für Verwirrung. man zu lesen beginnen Untersuchungen bele- soll. Konsequent vergen, dass man sich an folgte Design-Vorgaben weniger Inhalte Erin- werden dem Betrachter nert, wenn eine Seite schneller „vertraut“ und unstrukturiert gestaltet somit besser wiedererist – der sogenannte kannt. Diesen „vertrau-

ten“ Unterlagen schenken wir auch leichter unser Vertrauen. Neugierig geworden? Dann fragen Sie die, die sich auskennen: jede Menge Expertenwissen in Sachen Design und Barrierefreiheit findet sich bei capito Grafik in Graz, einem Geschäftsfeld der Werbeagentur NO SUN. Kontakt: www. capito.eu/grafik

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Veranstaltungen und Termine

Mit allen Sinnen - das inklusive Museum Die Fachkonferenz „Mit allen Sinnen — das inklusive Museum“ befasst sich mit Inklusion und Barrierefreiheit in Museen. Auf der Fachkonferenz kommen Experten, innovative Unternehmen und Museumsangestellte zusammen, um über die neuen Anforderungen einer inklusiven Ausstellungskultur in Museen zu diskutieren. Die Veranstaltung soll Impulse für Museumsmanagement und Vermittlungskonzepte geben. Unter den Referenten: Claudia Fischer, capito Frankfurt und Dr. Jörg Haller, capito München 12. und 13. Dezember 2016 Historisches Museum Frankfurt, Saalhof 1 60311 Frankfurt www.historisches-museum-frankfurt.de Twitter: #inklusivesMuseum Einfach und verständlich! Praxisnah lernen Sie, wie man Informationen leicht verständlich und barrierefrei gestaltet. Der Workshop richtet sich an alle Menschen, die beruflich oder privat leicht verständliche Texte schreiben wollen und eine professionelle Einführung suchen. 18. Januar 2017, 9 bis 17 Uhr 1a Zugang Beratungsgesellschaft mbH Waldenbucher Str. 34, 71065 Sindelfingen Info und Anmeldung: capito Stuttgart stuttgart@capito.eu Impressum: Herausgeber und Medieninhaber: CFS GmbH, Walburga Fröhlich, Klaus Candussi Heinrichstraße 145, 8010 Graz Tel. 0043 (0)316 81 47 16 0: E-Mail: office@capito.eu; www.capito.eu; Redaktion: Eva Bucht; Fotos: atempo, capito, Fotolia, LENTOS, OWB, Andreas Reichinger VRVis, Stiefkind Fotografie, Patrick Winkler; Druck: Dorrong Graz GmbH Titelfoto: „Der Kuss“ von Gustav Klimt als interaktives Tastobjekt im Oberen Belvedere in Wien 12 capito news | Dezember 2016

FOKUS: Inklusion und Barrierefreiheit im Museum Fachtagung und Messe für Fachpublikum aus dem Museums- und Ausstellungsbereich. Die Veranstaltung richtet sich an Vertreterinnen und Vertreter aus Forschung und Lehre, Entscheiderinnen und Entscheider aus Museen, sowie Dienstleister und Entwickler aus der Museums- und Ausstellungsbranche. 29. - 31. März 2017 Archäologisches Landesmuseum Brandenburg Neustädtische Heidestraße 28 14776 Brandenburg an der Havel www.focus-museum.de Lehrgang Leicht Lesen Texten und Layouten nach dem QualitätsStandard von capito Der erste capito Lehrgang in der Schweiz! Erlernen Sie die Grundlagen leicht verständlicher Sprache und barrierefreier Kommunikation nach dem Standard Leicht Lesen von capito (LL). 1. Präsenzwoche: 20.03.2017 - 24.03.2017 2. Präsenzwoche: 11.09.2017 - 15.09.2017 Bäckeranlage, Hohlstrasse 67, 8004 Zürich Info und Anmeldung: capito Zürich E-Mail: eleonora.gubler@capito.eu

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