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Schweizer Berufsmeisterschaften

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Bollettino

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SWISSSKILLS 2022

FÜNF TAGE WETTKAMPF, LEIDENSCHAFT, SPASS

AUS DEM FAHRERLAGER

An den SwissSkills 2022 ermittelte die Strassentransportbranche ihren Schweizer Meister. Der Konkurrenzkampf während den Parcours war gross – zwischendrin ging es emotional hoch und runter. Ein Bericht vom dritten Tag der SwissSkills.

AUTOR: ALAIN WILLI / BILDER: ASTAG 20 Kandidatinnen und Kandidaten sind am Mittwoch gestartet, am Samstag zogen nach drei kräftezehrenden Wettkampftagen die acht besten in den Final. Alle wollten gewinnen, Meister werden konnte nur einer. Doch obwohl sie in den Wettkämpfen als Gegner antraten, wurden die Aspiranten in den fünf SwissSkills-Tagen zu Freunden.

Wie eine grosse Familie

Wirkt eure Beziehung nur von aussen so familiär? Auf die Frage der Moderatorin sagte Meisterkandidat Diego Fuchshofer: «Nein, wir haben ausserhalb und auch innerhalb vom Wettkampf eine sehr gute Stimmung. Das wird von allen geschätzt.» Auch Meisterkandidatin Selina Lulay betonte die spezielle Atmosphäre im Interview: «Nach einem Durchgang durch den Parcours fragen wir uns jeweils gegenseitig, wie es gelaufen ist und wie man diese oder jene Herausforderung gemeistert hat. Wenn es jemandem gut gelaufen ist, klatschen alle! Und wenn nicht, stellen wir uns gegenseitig wieder auf.»

Berg und Talfahrt im Fahrerlager

Der Wettkampf auf höchstem Niveau über ganze vier Tage zehrte an den Kräften. Der Druck in den einzelnen Aufgaben war hoch: Die Zeit ist begrenzt, es gibt Zuschauer, und die Konkurrenz ist stark. Damit gingen alle anders um: Die einen waren am ersten Morgen kaum ansprechbar, hörten Musik über Kopfhörer. Andere redeten, als wäre es ein Tag wie jeder andere. Die einen sind hässig, die anderen jubeln. Ein Wechselbad der Gefühle. An jedem Tag wurden die Punkte vom Vortag annulliert: Jede und jeder begann jeden Morgen wieder bei null. Nico Ritter holte am zweiten Tag am meisten Punkte: «Aber es kann sein, dass ich einen anderen Tag verhaue. Dann fahre ich am Abend wieder heim.» Bei denen, die sich verabschieden mussten, entlud sich der Druck dann manchmal auch in Tränen.

Kandidaten-WG

Alle SwissSkills-Kandidatinnen und Kandidaten wohnten übrigens über die ganzen Tage zusammen in einer Zivilschutzanlage in der Nähe. «Am Abend reden wir zuerst über die Parcours und später dann über alles Mögliche, über Gott und die Welt», erzählte Diego Fuchshofer. Das Schlafen mit 30, 35 anderen Menschen im Raum schien auch kein Problem zu sein: «Ich war fix und fertig gestern. Ich habe tief und fest geschlafen. Und geschnarcht wird zum Glück auch nicht allzu viel.» Den Schlaf, den konnten sie am Finaltag noch brauchen. Die Geschichten der ganzen fünf Tage, viele Emotionen und Impressionen, den Aftermovie und den Finaltag des viertägigen Wettkampfs gibt es zum Nachschauen auf STR Online.:

AUFSTELLER

DES MONATS

900

LERNENDE

beschäftigt der Strassentransport über alle drei Lehrjahre verteilt. Damit gehört die ASTAG zu einer bedeutenden Ausbildnerin und ist aktive Mitgestalterin der Schweizerischen Berufsbildung.

MIDLAND, GEPRÄGT DURCH ÜBER 140 JAHRE ERFAHRUNG. MIDLAND.CH

KANDIDATIN SELINA LULAY

«UNTERWEGS IST MAN FREI»

STR: Selina, warum willst du Schweizermeisterin werden? Selina Lulay: Ich möchte alles, was ich in der Ausbildung gelernt habe, zeigen und mein Können unter Beweis stellen. Und ich will zeigen, dass man diesen Beruf auch als Frau ausüben kann!

Ist Strassentransportfachfrau dein Traumberuf? Ja. Unterwegs ist man frei! Ich liebe diese Freiheit. Du erkundest viele neue Orte, lernst viele Leute kennen. Meine Mutter fährt seit 27 Jahren LKW. Wir sind eine Lastwagenfamilie.

Was kann die Strassentransportbranche deiner Meinung nach tun, um mehr Junge für diesen Beruf zu begeistern? Ich finde, man muss den Jungen zeigen, wie viele Freiheiten es in diesem Job gibt. In der Schweiz oder sonst irgendwo herumzufahren gibt mir das Gefühl, frei zu sein. Man ist auf sich gestellt und kann die Dinge machen, wie man will. Wenn du etwas verbockst, musst du dich selbst wieder rausholen. Das ist eine Herausforderung, aber diese Verantwortung, die man schon früh erhält, macht auch sehr viel Spass. Und ausserdem sind Lastwagen noch viel cooler als Autos.

Welche Disziplin im heutigen Parcours war am schwierigsten? Das Rückwärtsfahren mit dem Anhänger. Du hast links und rechts jeweils nur 20 Zentimeter Platz und musst den Anhänger punktgenau platzieren. Es gibt keine Rückfahrkamera, nichts. Das war sehr schwierig.

Was gefällt dir am meisten an den SwissSkills? Es ist zwar ein Wettkampf, aber es kommt mir viel familiärer vor. Nach einem Durchgang durch den Parcours fragen wir uns jeweils gegenseitig, wie es gelaufen ist und wie man diese oder jene Herausforderung gemeistert hat. Wenn es jemandem gut gelaufen ist, klatschen alle! Und wenn nicht, stellen wir uns gegenseitig wieder auf.

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