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Habeck sozial

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Unsichtbar

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Im September wird gewählt. Die Straßenzeitungen Deutschlands läuten den Wahlkampf zur Bundestagswahl ein. Es geht um Wohnen, um Armut, um Lösungen. Wir fragen die Spitzenpolitiker und Kanzlerkandidaten der demokratischen Parteien. Monat für Monat. Zum Auftakt: Robert Habeck von Bündnis 90/Die Grünen.

Herr Habeck, vor Ihnen sitzen 15 deutsche Straßenzeitungen, angesiedelt zwischen Kiel und München, Düsseldorf und Dresden. Gemeinsamer Nenner unserer Fragen: Wie rot sind diese Grünen eigentlich, die womöglich ab Herbst mitregieren?

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Wenn mit »rot« gemeint ist, eine gerechtere, sozialere Gesellschaft zu schaffen, kann ich sagen: Wir haben in den letzten drei Jahren unser sozialpolitisches Profil deutlich geschärft.

Tatsächlich will Ihre Partei Hartz IV abschaffen und durch eine »Grundsicherung« ersetzen, eine staatliche Leistung, die mehr Geld verspricht und an weniger Bedingungen geknüpft wäre. Der Einstieg in ein bedingungsloses Grundeinkommen?

Es ist richtig, dass wir Hartz IV überwinden wollen. Wir wollen eine Garantiesicherung, damit jede und jeder verlässlich vor Armut geschützt ist. Sie sollte mit mehr Geld mehr Teilhabe ermög-

lichen und Anreize geben, anstatt die Menschen mit Sanktionen zu gängeln. Von einem bedingungslosen Einkommen unterscheidet sich das, weil es eben doch an eine Bedingung geknüpft ist: Die Garantiesicherung sollen die erhalten, die sie brauchen.

Gegen Kinderarmut wollen die Grünen auch etwas tun: Eine steuerliche »Kindergrundsicherung« soll Kinder unabhängig vom Beziehungsstatus der Eltern fördern. Dafür soll das Ehegattensplitting weichen. Würden Sie eine schwarz-grüne Regierungsehe für die Abschaffung der ehelichen Splittingvorteile riskieren?

Alle Kinder sollten dem Staat gleich viel wert sein. Das ist heute nicht der Fall. Gutverdiener erhalten für ihre Kinder faktisch mehr Geld, Kinder aus einkommensschwachen Haushalten haben deutlich schlechtere Chancen. Deshalb wollen wir eine Kindergrundsicherung, die allen Kindern garantiert, was sie zum Leben brauchen.

Und wenn nicht, würden Sie dann über eine Abschaffung des Ehegattensplittings Koalitionsgespräche platzen lassen?

Politik bedeutet, Veränderungen voranzubringen – und nicht, sich durch rote Linien zu lähmen. Wir argumentieren jeweils für unsere Ideen und versuchen, das Beste zu erreichen.

... und Hartz IV? Wäre die Abschaffung für Sie verhandelbar?

Es geht darum, politische Mehrheiten zu schaffen und dann möglichst viel durchzusetzen. Eine Status-Quo-Regierung wird es mit uns nicht geben. Was wir dann klima-, sozial- oder europapolitisch durchsetzen, hängt auch davon ab, wie gut wir bei der Wahl abschneiden.

Im grünen Grundsatzprogramm steht oft das Wort »Umverteilung«. Würden unter einem Kanzler oder Vizekanzler Robert Habeck die Reichen zur Kasse gebeten?

Ich halte die höhere Besteuerung von hohen Einkommen und Vermögen für angemessen und notwendig.

Stört es Sie eigentlich, als »netter Mann von nebenan« rüberzukommen und nicht als Staatsmann?

Muss das ein Gegensatz sein?

Heute tragen Sie ganz staatstragend Anzug. Was sagt der Staatsmann zur Corona-Krise: Würden Sie das Land in den knallharten Lockdown bis Ostern schicken, den Wissenschaftler um die Virologin Melanie Brinkmann als »No-Covid«-Strategie empfehlen?

Ich sorge mich sehr, dass die Strategien nicht mehr greifen, die wir vor dem Auftauchen der britischen und südafrikanischen Mutationen aufgestellt haben. Wenn die Mutante deutlich ansteckender ist als die Urform, dann dürften die bisherigen Inzidenzwerte als Schwelle nicht ausreichen. Das trifft freilich auf eine schwierige Stimmung, auf die Not von Alleinstehenden und Familien, gerade den Ärmeren. Und es ist eine Mammutaufgabe für die Politik: Auf der einen Seite die Notwendigkeit, die Regeln einzuhalten, und auf der anderen den gesellschaftlichen Druck, mehr Freiheiten zu gewähren. Das ist der Unterschied zwischen Politik und Wissenschaft: Die reine wissenschaftliche Lehre führt nicht automatisch zu einer erfolgreichen Umsetzung.

Also keine No-Covid-Strategie?

Vorsicht muss Gebot der Stunde sein. Wenn wir zu früh lockern, gefährden wir den Weg aus der Pandemie. Und deshalb muss jetzt – und hätte schon längst – die volle Energie darauf gehen, die Voraussetzungen zu verbessern: Wenn wir als allererstes Grundschulen »Die größte und Kitas vorsichtig und schritt-

Gerechtig- weise für Wechselunterricht keitslücke sind öffnen, müssen Millionen von nicht bezahlte Schnelltests an Kitas und Schu-

Steuern.« len. Es braucht einen Kraftakt, um die Produktionskapazitäten für Impfstoffe zu steigern. Außerdem sollten jetzt schnellstmöglich alle Gesundheitsämter die Tracking-Software »Sormas« einführen, um live Infektionsherde nachzuverfolgen. Die nutzt nicht einmal die Hälfte Stand heute [9. Februar_Red].

Zoonosen wie Covid-19 entstehen, wenn der Mensch dem Tier zu wenig Raum lässt. Die Grünen wollen, dass Deutschland keine freien Flächen mehr versiegelt. Wollen Sie jungen Familien verbieten, auf dem Land zu bauen?

Nein. Ich will, dass junge Familien gut wohnen können, auf dem Dorf und in der Stadt. Aber zu den Zoonosen: Unter anderem ist der globale Wildtierhandel, an dem Deutschland teilnimmt, eine echte Gefahr, weil er eben auch zoonotische Krankheiten begünstigt. Die Regulierung des Wildtierhandels muss daher ganz oben auf die Agenda …

... und wie sieht es mit dem Platz für heimische Wildtiere aus?

Die Artenvielfalt ist auch durch den Verlust von Lebensräumen gefährdet. Die Bundesregierung selbst will den Flächenverbrauch halbieren. Und scheitert seit Jahren daran. Wir haben im Land eine starke Konkurrenz um Flächen: fürs Wohnen, für die Landwirtschaft, für Energie, für Infrastruktur, für Gewerbe … Es muss viel ineinander spielen: Es sollte zum Beispiel nicht günstiger sein, neue Flächen zu versiegeln, als die alte Tankstelle abzureißen, den Boden zu sanieren und dort zu bauen.

Ihre Partei will das Recht auf Wohnen im Grundgesetz verankern. Was versprechen Sie sich davon?

Eine Umkehr von der sozialpolitischen Logik, wonach ein wohnungsloser Mensch erst beweisen muss, dass sie oder er mit den eigenen vier Wänden verantwortungsvoll umgehen kann, bevor er einziehen darf. Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Die Sicherheit eines Dachs über dem Kopf animiert dazu, verantwortlicher und selbstbestimmter zu leben. Das Wohnrecht und die Grundsicherung sind für uns Pfeiler einer die Würde des Menschen achtenden Gesellschaft.

Apropos Würde: Viele Obdachlose wollen nicht in die Winternotprogramme, weil sie Angst vor den Sammelunterkünften haben. Sie befürchten, ausgeraubt zu werden oder sich mit Corona anzustecken. In Hamburg trägt die grüne Regierungspartei die Großunterkünfte mit. Wie stehen Sie zum Ruf nach Einzelunterbringung?

Die Hotels und Hostels stehen leer: Dort Zimmer bereitzustellen, könnte sowohl den Hoteliers wie Obdachlosen helfen. Es gibt ja dazu Vorstöße, vor allem von privaten Initiativen, aber auch von der öffentlichen Hand. Ich finde es absolut richtig, angesichts der Pandemie diese Angebote deutlich zu erweitern.

Bundestag und Europaparlament haben beschlossen, bis 2030 die Obdachlosigkeit abzuschaffen. Klingt schön, allerdings halten sich die Dinge oft nicht an EU-Beschlüsse. Sonst wären die EU-Gewässer seit 2015 in einem »guten Zustand«. Würde eine grüne Regierung Bundesmittel bereitstellen, damit die Kommunen Obdachlose in Wohnungen einquartieren wie es etwa Finnland vormacht mit seinem »Housing First«-Programm?

»Housing First« überzeugt und korrespondiert mit unserer Forderung nach Wohnen als Grundrecht. Studien zufolge finanziert sich das quasi selbst: Man stellt am Anfang das Geld bereit, das man später wieder einspart, etwa für Sozialarbeit, Psychotherapie, Polizei, Prozesse. Wenn der Bund ernst machen will mit der Abschaffung der Obdachlosigkeit, sollte er den Kommunen bei »Housing First«-Programmen helfen.

Der Trend geht in die gegenläufige Richtung: In Großstädten wie Hamburg hat sich die Zahl der Obdachlosen in den letzten zehn Jahren fast verdoppelt. Die Mehrheit stammt aus armen EU-Staaten. Sie kommen, um zu arbeiten, landen in prekären Beschäftigungsverhältnissen und stranden am Ende auf der Straße. Wie wollen die Grünen diese Elendsspirale beenden?

Wenn Menschen ihr Leben in ihrem Heimatland aufgegeben haben, um hier zu arbeiten und dann scheitern, sind sie ja trotzdem da. Wenn dann nur Obdachlosigkeit bleibt, verschärft sich das Elend. Deshalb wollen wir sie besser sozial absichern. Entscheidend ist aber, schon früher anzusetzen, also konsequent gegen Schwarzarbeit und Drückerlöhne zu kämpfen. Damit beginnt die Spirale ja viel zu oft.

Viele Unions- aber auch SPD-Politiker befürchten eine Sogwirkung, wenn EU-ArbeitnehmerInnen gleich behandelt würden, also dass dann immer mehr Arbeitslose aus Rumänien, Polen oder Bulgarien einwandern. Wie sehen Sie das?

Im Moment geraten die Leute ja vor allem in miserable Beschäftigungsverhältnisse. Wenn man die Gleichbehandlung an das Suchen und die Aufnahme von Arbeit knüpft, ist sie gerechtfertigt. Die Leute kommen her, um zu arbeiten, und nicht, um zu verarmen.

Wie wollen die Grünen für billigen Wohnraum in teuren Städten sorgen?

Bauen! Vor allem öffentliches Bauen hilft. Und wenn privat gebaut wird, sollten Quartiere einen Wohnungsanteil für Ärmere vorhalten müssen.

Berlin hat einen Mietendeckel statt der Mietpreisbremse, der grüne Bezirk Friedrichshain trommelt für ein starkes Vorkaufsrecht der öffentlichen Hand bei Immobilien. Modelle für den Bund?

Das sind Modelle für die extremen Hochpreisgebiete in den Kommunen. Es sind Eingriffe in den Markt, und man wird sehen, wie das Bundesverfassungsgericht entscheidet. Aber wenn Wohnen ein Recht ist, braucht der Staat auch Mittel, um es durchsetzen zu können.

Aus welchen Etats soll das Geld herkommen – für die Grundsicherung, für »Housing First«-Wohnungen, für Frauenhäuser: Wollen die Grünen weniger für Rüstung zahlen? Oder den Bauern weniger geben? Sollen die Steuern steigen?

Die Investitionsausgaben würden wir kreditfinanzieren. Dazu gehören Neubauten und Sanierungen, aber auch der Bau von Frauenhäusern, Obdachlosenunterkünften. Wir werben seit langem dafür, die Schuldenbremse dafür zu reformieren, und es gibt jetzt auch Stimmen aus der CDU in die Richtung. Konsumtive Ausgaben wie die Garantiesicherung müssen sich aus Steuern refinanzieren. Die größte Gerechtigkeitslücke, die wir haben, sind dabei nichtbezahlte Steuern. Wenn wir konsequent Steuerbetrug bekämpfen würden, stünden EU-weit zwei- bis dreistellige Milliardensummen zur Verfügung. Da müssen wir handeln.

Schwerins Straßenzeitung hat jüngst ihre VerkäuferInnen gefragt, mit welchem Promi sie gerne Kaffee trinken würden. Die Menschen nannten Popstars, Sportler und SchauspielerInnen; mit einem Politiker wollte niemand Kaffee trinken. Warum ist Ihre Kaste so unbeliebt?

Vielleicht, weil Streit zum Wesen der Demokratie gehört und Streitende unsympathisch sind. Aber es ist in den letzten Jahren viel Vertrauen in die Handlungsfähigkeit und Fairness der Politik verloren gegangen. Gewinne von Banken und Spekulanten wurden privatisiert, Verluste zahlte die Allgemeinheit. Was sich eingebrannt hat, ist das Gefühl, die Politik schützt die Macht, nicht die Menschen. Ich glaube, dass wir als Politikerinnen und Politiker sehr daran arbeiten müssen, dass Vertrauen wieder herzustellen.

Was wollten Sie als Kind mal werden?

Sie meinen, nach Feuerwehrmann? Ich wollte schon früh Schriftsteller oder Politiker werden. Ich war immer Klassensprecher, Schulsprecher, Studierendenvertreter. Nur als ich Vater wurde, war ich erstmal nur: Papa.

Und was würden Sie als erstes ändern, wenn Sie Bundeskanzler wären?

Am liebsten: Containern erlauben! Das ist gewiss nicht die wichtigste Reform. Aber das Verbot, brauchbare Lebensmittel zu retten, ist eine Sache, die mir besonders unsinnig erscheint und die man schnell ändern könnte. Interview: Annette Bruhns | Fotos: Lutz Jäkel

Foto: picture alliance/dpa | Peter Kneffel

FÜR FAIRE VERMIETER

Mit einem Gütesiegel für anständige Vermieter will das Pestel-Institut Hilfe bei der Suche nach Wohnungen in und um Hannover bieten. Es soll im heißgedrehten Markt mit der Ware Wohnen den Weizen von der Spreu trennen.

Im Asphalt-StreetLIVE-Gespräch der Leiter des Instituts Matthias Günther.

Herr Günther, Sie haben mit Ihrem Institut die Wohnsituation in Hannover analysiert. Woran hapert es aktuell am meisten?

Es fehlten nach unserer Einschätzung im Jahr 2020 rund 8.000 bis 9.000 Wohnungen in der Region Hannover. Das betrifft im Wesentlichen dieses so genannte bezahlbare Marktsegment. In diesem Bereich sind die Wohnungsangebote besonders knapp. Wenn jemand auszieht und eine Wiedervermietung ansteht,

dann ist eine ehemals preiswerte Wohnung häufig nicht mehr preiswert, weil bei der Neuvermietung doch einiges draufgelegt werden kann.

Nun haben Sie ein Siegel an den Markt gebracht, das genau diese Entwicklung einschränken soll: »Mein Fairmieter«, wie funktioniert das?

Es wird in Deutschland nun schon seit vielen Jahren darüber

Sozial, bezahlbar, fair

»Meinfairmieter Gütesiegel e.V.« ist ein Verein in Gründung, das Siegel geschützt. Neben Matthias Günther vom Pestel-Institut in Hannover sind der Marketing-Experte Kay P. Stolp sowie der Wirtschaftsjournalist Gerd Warda Gründungsmitglieder des Vereins. Alle drei begleiten nach eigenem Bekunden das Thema »Wohnen für breite Schichten der Bevölkerung« in ihren Disziplinen seit mehr als 30 Jahren. Gemeinwohlorientierte Wohnungsunternehmen, die an einer Auszeichnung mit dem Gütesiegel »Meinfairmieter« interessiert sind, sollten die folgenden Kriterien erfüllen: 1. Durchschnittsmiete unterhalb der lokalen Wohngeldstufe 2. Modernisierungsmieterhöhung von maximal einem Euro je

Quadratmeter 3. Gewinnausschüttung von maximal fünf Prozent auf das eingezahlte Kapital 4. Erfüllung eines Mindeststandards zum Sozialmanagement 5. Einsatz für das Wohlergehen der Mieterinnen und Mieter mit viel Herz und wohnbegleitenden Serviceangeboten (z. B. durch Mieterfeste, WohnCafés, Beratungsangebote etc.) Das Siegel soll ab 1. April 2021 verfügbar sein und dann für zwei Jahre Gültigkeit haben. Weitere Infos unter https://meinfairmieter.de MAC

Anzeige diskutiert, ob man eine neue Wohnungsgemeinnützigkeit einführt, doch dafür wird es voraussichtlich auch in absehbarer Zukunft keine politischen Mehrheiten geben. Deshalb haben wir uns gedacht, kurz entschlossen nach vorne zu preschen und ein solches Gütesiegel zu kreieren. Wohnungsunternehmen, die klar zu ihrer sozialen Verantwortung stehen, können mit diesem Siegel jetzt nach außen dokumentieren, dass sie das tun. Es geht für diese Unternehmen, die das Soziale nicht nur in der Satzung stehen haben, sondern es auch leben, darum, dass sie sich abgrenzen können von den anderen.

Es heißt, es wird viel Schindluder betrieben mit Hartz-IV-EmpfängerInnen, deren Mieten ja vom Jobcenter übernommen werden.

Man hat teilweise das Gefühl, dass manche Vermieter das Vermieten an Hartz-IV-Empfänger zum Geschäftsmodell erkoren haben und die Miete immer an der oberen Kante dessen festlegen, was die Jobcenter noch zu tragen bereit sind. Und zwar für Wohnungen, die eigentlich eher einen grottenhaften Zustand aufweisen.

Wer kann dieses Siegel beantragen?

Im Grunde genommen jeder, der Wohnungen vermietet und sich den Kriterien, die wir jetzt endgültig festlegen, unterwirft. Die Kriterien betreffen die Durchschnittsmiete, die ein solcher Vermieter höchstens verlangen darf. Festgelegt werden wird, wie ein Vermieter mit der Modernisierungsumlage umgeht: Wir haben in vielen Städten inzwischen das Problem, dass die Modernisierung eher als ein Instrument zum Freiziehen von Häusern ist, um sie dann in Eigentumswohnungen umzuwandeln. Zudem werden wir als weiteres ökonomisches Kriterium festlegen, wieviel des gezeichneten Kapitals maximal an Dividende ausgeschüttet werden darf. Daneben wird es so genannte weiche Kriterien geben, wie beispielsweise das Sozialmanagement des Unternehmens.

Ein Gütesiegel taugt nur etwas, wenn überprüfbar ist, ob die Kriterien eingehalten werden.

Überprüfen werden wir das im Einzelnen gar nicht müssen, weil die Unternehmen die Daten dann in ihren Geschäftsbericht übernehmen müssen.

ziehende, Studierende, Rentnerinnen und Rentner. Der Markt der Suchenden ist riesig groß.

Wir sehen ja, wie die Kosten der Unterkunft, die die Jobcenter zahlen, in den letzten Jahren deutlich gestiegen sind, ein Mehrfaches als der Anstieg der sonstigen Lebenshaltungskosten. Das heißt, in diesem Bereich der einfachen preiswerten Wohnungen wurde kräftig zugelangt. Und die Jobcenter definieren ja am Ende den Preis am unteren Marktsegment. Denn wenn jemand von einem Hartz-IV-Empfänger acht Euro pro Quadratmeter bekommt, warum sollte er an andere Leute, die wenig Geld haben, preiswerter vermieten? Das ist das Problem: Der Staat verspricht Wohnen für alle und dass er es im Rahmen der Kosten der Unterkunft dann auch bezahlt. Aber er verspricht etwas, was er selbst nicht hat, nämlich Wohnungen. Bei der Entwicklung der letzten Jahre ist dieser Staat erpressbar geworden, weil er Mieten übernehmen muss, die nicht mehr angemessen sind.

Also es gibt viel zu tun. Wann ist das Gütesiegel am Start, Herr Günther?

Die Kriterien wollen wir Anfang März endgültig festgelegt haben. Ab Anfang April werden wir das Gütesiegel vergeben.

Wir wünschen damit viel Erfolg.

Interview: Claudia Fyrnihs/StreetLIVE*

Diplom-Ökonom Matthias Günther ist Leiter des Eduard Pestel-Instituts für Systemforschung in Hannover.

*StreetLIVE ist eine Kooperation von

Foto: ilkercelik/iStock.com

Rats-Ampel will 8-Euro-Mieten

Die Rot-grün-gelbe Ratskoalition in Hannover will den sozialen Wohnungsbau in der Stadt stärken. Die laufenden Wohnraumförderprogramme der Landeshauptstadt sollen jährlich um weitere 500.000 Euro aufgestockt werden, so haben es die Mehrheitsfraktionen im Bauausschuss zum Rat der Landeshauptstadt beschlossen. Außerdem soll es neben den Sozialwohnungen und Belegrechtswohnungen einen neuen Programmpunkt mit bezahlbaren Wohnungen für Normalverdiener in Höhe von acht Euro Nettokaltmiete geben. Ein Beitrag zur Stärkung des Mittelstands, betont die FDP, ein Beitrag zur Lösung der Wohnungsnot der Mittelschicht, so SPD und Grüne. Menschen mit kleineren und mittleren Einkommen »müssen teilweise bereits mehr als die Hälfte ihres Einkommens für Miete und Nebenkosten ausgeben«, so Elisabeth Clausen-Muradian, baupolitische Sprecherin der Grünen. »In den Finanzausschuss werden wir daher außerdem einen Antrag einbringen, um ab dem Jahr 2023 die jährliche Gewinnausschüttung der ›hanova Wohnen‹ an die Stadt Hannover um eine Millionen Euro auf dann nur noch 600.000 Euro zu reduzieren. Durch diesen weiteren Teilverzicht der Stadt auf eine Gewinnausschüttung durch die ›hanova Wohnen‹ soll es dieser ermöglicht werden, künftig ihren Fokus noch stärker auf den Bau bezahlbarer Wohnungen in Hannover für kleinere und mittlere Einkommen zu richten«, so die Ratspolitikerin weiter. Zudem soll sich die städtische Tochter ›hanova Wohnen‹ künftig stärker bei der Unterbringung von Wohnungs- bzw. Obdachlosen engagieren. Ihr soll in Erbpacht die Unterkunft Rote Reihe in der Schulenburger Landstraße und die Wohnimmobilie Schwesternhausstraße der Stiftung Rats- und von-Soden-Kloster übertragen werden. Sie sollen saniert werden und wieder für die Unterbringung zur Verfügung stehen. Dafür erhält das städtische Unternehmen eine Kapitalzuführung von zwölf Millionen Euro. MAC

Foto: Julia Schwendner

Gobanyo und Co.: Busse für Obdachlose

Hannover. Eine deutliche Aufstockung der Mittel für so genannte Kältebusse in Hannover hat im Februar der Sozialausschuss der Landeshauptstadt auf den Weg gebracht. Der Kältebus der Johanniter soll jährlich rund 15.000 Euro zusätzlich zu der bisherigen Förderung in Höhe von 20.000 Euro erhalten. Der Kältebus der Caritas wird künftig mit jährlich 11.000 Euro bedacht, und der Bus der Malteser soll mit 10.000 Euro gefördert werden. Gleiches gilt für das Zahnmobil. Ein ganz neues Projekt soll ein Duschbus der Malteser sein. In Hamburg gibt es dafür bereits ein Vorbild, den Gobanyo (Foto) mit abschließbaren Duschkabinen. Mit Wassertanks und Standheizung ist der Bus komplett unabhängig von öffentlichen Strom- und Wasserquellen. An vier Tagen in der Woche ist der Bus für jeweils fünf Stunden unterwegs, fährt drei feste Standorte in Hamburg an. Gegründet wurde das Projekt von dem ehemaligen Obdachlosen und Schriftsteller Dominik Bloh. 150.000 Euro will die Ratsmehrheit aus SPD, FDP und Grünen in die Anschaffung eines vergleichbaren Busses in Hannover anteilig investieren. Die beiden zentralen Anlaufpunkte für Obdachlose in Hannover, der »Mecki« und der »Kompass« – beide hinterm Bahnhof – erhalten zusammen rund 100.000 Euro von der Stadt, darin enthalten die medizinische Versorgung im »Mecki«, die auf 35.000 Euro aufgestockt werden sollen. Bisher gab es dafür 10.000 Euro. Die Förderung der Drogenhilfe Neues Land, die unter anderem den Container unter der Raschplatzhochstraße betreibt, soll um 30.000 auf künftig 75.000 Euro aufgestockt werden. Anträge der Linken, die Straßensozialarbeit zu stärken, wurden von den Mehrheitsfraktionen abgelehnt. MAC

Sozialarbeit plus Unterbringung

Hannover. Unterbringung von Obdachlosen und Sozialarbeit mit ihnen wird in Hannover in Zukunft verzahnt. Nach jahrelanger Blockade im Rathaus erhält das Sozialdezernat einen neuen Fachbereich Teilhabe. Mit dem Neuzuschnitt geht der Bereich Unterbringung, der Geflüchteten und Obdachlosen städtische Quartiere anbietet, vom Baudezernat an Sozialdezernentin Sylvia Bruns (FDP, Foto unten). Die künstlich getrennten Bereiche Unterbringung und Sozialarbeit hatten in den vergangenen Jahren immer wieder zu einer weitgehenden Lähmung in der Wohnungslosenhilfe geführt. Asphalt hatte deshalb bereits 2016 bei Amtseinführung von Bruns‘ Vorgängerin Konstanze Beckedorf (heute Kulturdezernentin) gefordert, die Aufgabenbereiche in einem Dezernat zu vereinen. Nicht machbar, hieß es damals noch im Rathaus. Nun gilt: »Wir wollen zukünftig eine Sozialpolitik aus einer Hand«, so Oberbürgermeister Belit Onay. Die Sicherung gesellschaftlicher Teilhabe sei eine übergreifende Aufgabe. Die MitarbeiterInnen des neuen Fachbereichs sollen sich nun gleichermaßen um das Wohnen und Leben in Gemeinschaftsunterkünften und Wohnungen, um Beratung geflüchteter und obdachloser Menschen und um wohnungserhaltende Hilfen kümmern. Der neue städtische Baudezernent Thomas Vielhaber betrachtet den Verlust des Bereichs Unterbringung in Richtung Sozialdezernat nach Auskunft der Stadt »als zielführend«. Mit der Umstrukturierung würden Synergien geweckt. Rund 60 Gemeinschaftsunterkünfte hält die Landeshauptstadt instand. Unterkünfte werden neu errichtet, angemietet, umgebaut oder zurückgebaut. Insgesamt sind 5.600 Menschen in Hannover in Wohnheimen, Wohnprojekten, Notunterkünften sowie Notschlafstellen und Schlichtwohnungen untergebracht. MAC

Das muss mal gesagt werden …

Noch vor gut einem Jahr haben wir uns keine Gedanken darüber gemacht, was Corona für uns bedeuten kann. Es ging dann ziemlich Schlag auf Schlag, und wir merkten, dass diese Krankheit uns sehr wohl etwas angeht. Schnell kam auch das Thema Impfen auf und ich weiß noch, wie gesagt wurde, es könne durchaus zehn Jahre dauern, bis so ein Impfstoff auf den Markt käme. Nun ist gerade mal ein Jahr vergangen, auf der ganzen Welt wurde geforscht, und es ist nicht nur eines, sondern es sind etliche Seren auf dem Markt. Das ist doch wirklich eine Entwicklung, für die wir unendlich dankbar sein können. Wir bekommen ihn, den Impfstoff, wir alle, die ihn haben möchten. Vielleicht nicht heute, vielleicht nicht morgen, aber er steht uns zur Verfügung, und zwar kostenlos. Es nervt mich wirklich, wenn immer wieder – anstatt sich einfach mal zu freuen – negative Erlebnisse in den Vordergrund gestellt werden. Ja, es ist nicht schön, wenn jemand den ganzen Tag vergeblich versucht, einen Impftermin zu bekommen. Es ist auch nicht schön, wenn Briefe an unsinnige Adressaten geschickt werden. Aber hurra, wir haben einen Impfstoff! Wir sehen hoffnungsvoll in die Zukunft. Wir freuen uns, wenn wir gesund sind. Wir freuen uns, wenn es uns einigermaßen gut geht. Wir freuen uns, wenn wir Miete und Essen bezahlen können, da geht es unendlich vielen Menschen auf dieser Welt ganz anders. Ich als Schwerstkranke sollte wahrscheinlich mit zu den Ersten gehören, die geimpft werden. Aber ich warte, und ich warte gern, bis ich vielleicht in zwei Jahren auch an die Reihe komme. Und dann bin ich dankbar.

Karin Powser

Karin Powser lebte jahrelang auf der Straße, bevor ihr eine Fotokamera den Weg in ein würdevolleres Leben ermöglichte. Ihre Fotografien sind mittlerweile preisgekrönt. Durch ihre Fotos und mit ihrer Kolumne zeigt sie ihre ganz spezielle Sicht auf diese Welt.

»AQUARIANER«

Aus dem Leben: im Gespräch mit Asphalt-Verkäufer Micha (61).

Hallo Micha, wie war das für dich, nach zwei Monaten Verkaufspause durch den Corona-Lockdown im Februar wieder Asphalt verkaufen zu können?

Klasse! Ich habe zwar zuhause ein großes Freigehege, aber ich habe den Verkauf sehr vermisst. Es ist ja nicht nur der Verdienst, es ist ja auch das Gespräch mit den Leuten, das fehlt. Ich habe es an meinem Verkaufsplatz mit sehr netten Leuten zu tun und die habe ich vermisst.

Kannst du dich noch erinnern, wann du deine allererste Asphalt verkauft hast?

Oh, das muss 1998 gewesen sein. Ich bin ja schon über 20 Jahre dabei. Genau weiß ich das nicht mehr. Aber ich weiß noch, wie ich zu Asphalt gekommen bin.

Und zwar?

Ich habe damals im Tagestreff am Kötnerholzweg gesessen, denn ich war ja obdachlos und bin in Linden gestrandet. Da habe ich auch Platte gemacht. Ich trinke also dort so meinen Kaffee, Wetter war echt übel, da kommt ein Typ rein und sagt zu mir: »Hör mal, dich kenn ich. Du kannst doch was Besseres machen, als schnorren. Komm mal mit!« Naja, und so bin ich dann zu Asphalt und habe meine ersten Zeitungen bekommen.

Wie war dann der erste Verkauf für dich?

Damals stand ich bei Minimal, so hieß das damals noch, auf der Limmerstraße. Erstmal passierte nix. Dann habe ich gedacht, wenn die Leute dich nicht sehen, dann müssen die dich wenigstens hören. Und da habe ich dann losgelegt. Weil ich zu dem Zeitpunkt ja noch gesoffen hatte, fiel mir das recht leicht. Denn, wenn du breit bist, sinkt die Hemmschwelle. Aber die Leute fanden das wohl ganz gut. Denn, nachdem am ersten Tag nix ging, waren am zweiten Tag dann alle Zeitungen verkauft. Und dann lief das immer so weiter. Irgendwann habe ich dann den Platz vorm Aldi in Limmer bekommen. Dort habe ich jemanden kennengelernt, auch ein Aquarianer wie ich, durch den bin ich in einen Verein gekommen. Und da bin ich heute noch.

Aquarianer? Was muss ich mir darunter vorstellen?

Das sind Leute, die Fische züchten. Zierfische. Im Augenblick ist im Verein aber nichts los. Wegen des Lockdowns finden keine Treffen statt. Aber ich stehe weiterhin mit einigen in Verbindung.

Gibt es etwas, woran du dich aus deiner Kindheit gerne erinnerst?

An ein Weihnachten. Da habe ich meinen ersten Goldfisch gekriegt. Mein Vater hatte sich irgendwann mal ein Aquarium zugelegt. Der erste Fisch, den er reingesetzt hatte, war ein Panzerwels. Das weiß ich noch wie heute. Und natürlich hatten wir auch Guppys. Das erste Guppy-Weibchen, wie das Junge kriegte, da haben wir die ganze Nacht davorgesessen und haben zugeguckt. Über 100 Stück hat sie gekriegt. Ich habe mitgezählt. Irgendwann wollte ich dann auch einen Fisch haben. Naja, und dann an Weihnachten, ich kam ins Wohnzimmer, da war ein Tuch über so ein Rechteck aufgebaut. Da war dann Hansi drin, mein Goldfisch. Hansi hat zweieinhalb Jahre gelebt. Ich habe als Kind meine Goldfisch-Phase durchgemacht und meine Guppy-Phase. Das sind die Sachen, die jeder Aquarianer durchmachen muss. Und, bei dem Hobby bin ich heute noch.

Du hast gesagt, dass du früher Platte gemacht hast. Wie ist es dazu gekommen?

Ich habe mich aus Dummheit in die Obdachlosigkeit gesoffen. Post blieb liegen – ›Kannste ja später aufmachen. Wird schon nicht schlecht‹. Kohle? – ›Klar, Amt zahlt ja‹. Mit de Kumpels einen saufen gehen? – ›Klar, Kohle ist ja noch da‹. Und irgendwann denkst du dann nur noch von einer Pulle bis zur nächsten. Die Post stapelt sich ungeöffnet, und auf einmal steht ein freundlicher Mensch vor der Tür und sagt: »Tja, wir haben versucht dich zu erreichen.« Das war es dann. Kannst nichts mitnehmen. Packst dein Bündel und siehst zu. Aber, ich hatte noch Glück. Ich habe da so einen uralten Stadtberber getroffen. Der hat mir alles gezeigt, wie alles geht und worauf man achten muss. Der hat mir alles beigebracht. Dafür bin ich heute noch dankbar.

Wie lange hast du dann auf der Straße gelebt?

Insgesamt vier Jahre. Im Winter ist es hart. Sehr hart. Und ich möchte in der heutigen Zeit nicht mehr obdachlos sein. Das würde ich nicht mehr überleben. Es ist wahrscheinlich viel härter geworden. Ich wurde damals ein paar Mal überfallen. Im Wohnheim musste ich ums Überleben kämpfen. Man lernt Sachen, die will man nicht lernen. Man tut Dinge, die will man nicht tun. Und man sieht Sachen, die will man nicht sehen. Deshalb: ich bin froh, dass ich so nicht mehr leben muss. Ohne meine Frau wäre ich schon längst vor die Hunde gegangen.

Würdest du mit dem heutigen Wissen andere Entscheidungen treffen, im Gegensatz zu früher?

Wenn ich etwas anders entschieden hätte, dann wäre ja mein ganzes Leben anders verlaufen. Dann hätte ich meine Frau nicht kennengelernt und ich wäre vermutlich nicht so glücklich. Deshalb glaube ich nicht, dass ich anders entscheiden würde. Aber, mit dem Wissen von heute würde ich nicht saufen. Und ich würde nicht mit dem Rauchen anfangen. Ansonsten bin ich eigentlich ein zufriedener Mensch. Und ich blicke auch voller Zuversicht in die Zukunft. Interview und Foto: Grit Biele

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Herausgeber: Matthias Brodowy, Dr. Margot Käßmann, Rainer Müller-Brandes Gründungsherausgeber: Walter Lampe Geschäftsführung: Georg Rinke Redaktion: Volker Macke (Leitung), Grit Biele, Ute Kahle, Ulrich Matthias Gestaltung: Maren Tewes Kolumnistin: Karin Powser Freie Autoren in dieser Ausgabe: A. Bruhns, O. Cless, C. Fyrnihs, S. von Koch, E. Pfister, W. Stelljes Anzeigen: Heike Meyer Verwaltung: Janne Birnstiel (Assistentin der Geschäftsführung), Heike Meyer Vertrieb & Soziale Arbeit: Thomas Eichler (Leitung), Romana Bienert, Sophia Erfkämper, Ute Kahle, Kai Niemann Asphalt gemeinnützige Verlags- und Vertriebsgesellschaft mbH Hallerstraße 3 (Hofgebäude) 30161 Hannover Telefon 0511 – 30 12 69-0 Vertrieb Göttingen: Telefon 0551 – 531 14 62 Spendenkonto: Evangelische Bank eG IBAN: DE 35 5206 0410 0000 6022 30 BIC: GENODEF1EK1 Manchmal gibt es das, dass alles gut wird, irgendwann. Sonja hat eine Wohnung. Die Behörden spielen mit, das Gezerre hat etwas länger gedauert. Im Juli 2020 berichteten wir von den Auswirkungen des Lockdowns auf Sexarbeiterinnen (www.asphalt-magazin.de/das-magazin/archiv/). Wir sprachen mit Sonja über ihren Weg in die Prostitution, ihre finanzielle Not, ihre Obdachlosigkeit, und über ihre beiden Kinder in Bulgarien, die sie sehr vermisste. Monate verbrachten sie zuletzt gemeinsam in der Obdachlosenunterkunft in der Langensalzastraße. Mit Hilfe des Vereins Phoenix gelang Sonja jetzt das fast Unmögliche: Sie hat eine Wohnung für sich und die Kinder. Für ihren Kleinen (4) aber braucht es noch einen Kitaplatz, irgendwo zwischen Ricklingen und nördlicher Südstadt. Asphalt-LeserInnen helfen, wenn sie können, das wissen wir. MAC

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Spende für weitere Grabstätte

Selbsterkenntnis, Selbstreflexion aber auch Wohltätigkeit – dafür steht die Freimaurerei. Dafür stehen auch die Brüder der Johannisloge »Wilhelm zur deutschen Treue«. Schon in den vergangenen Jahren haben sie regelmäßig Projekte von der Jugend- und Drogenberatungsstelle Drobs sowie des Männerwohnheims unterstützt. Weil die Freimaurerbrüder vom Asphalt-Ruheforst-Projekt so begeistert waren, haben sie sich dieses Mal für eine Spende zugunsten von Asphalt entschieden. So gab es von der Bruderschaft 5.000 Euro für den Kauf einer weiteren Grabstätte im Ruheforst Deister, damit unsere

Asphalt-Verkäuferinnen und -Verkäufer eine würdevolle letzte Ruhestätte bekommen. »Wir hoffen, damit einen Beitrag zu diesem Projekt gegeben zu haben, um die Umsetzung leichter zu ermöglichen. Und wir hoffen zudem, etwas Licht in das trübe Jahr 2020 gebracht zu haben«, sagt Jochen Becker, Schriftführer der Loge »Wilhelm zur deutschen Treue«. Den Spendenscheck hat unsere Geschäftsführer-Assistentin Janne Birnstiel (Mitte) von den Freimaurerbrüdern Gerhard Renner (li.) und Horst Jonigkeit (re.) sehr gerne in Empfang genommen. Vielen Dank an die Bruderschaft. GB

Korrektur

In Asphalt 02/2021 hatten wir Kerstin Tack irrtümlich als MdL vorgestellt. Sie ist aber Mitglied des Deutschen Bundestages (MdB). Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen. RED

»Asphalt baut Brücken«

Franziska Stünkel,

Filmregisseurin und Fotokünstlerin »Durch den Verkauf des Asphalt- Magazins haben Menschen in schwierigen sozialen Lagen die Möglichkeit eines eigenen Einkommens. Viele sind oder waren wohnungslos, alle sind von Armut betroffen. Die Gespräche mit den VerkäuferInnen machen »Asphalt« sehr wertvoll für uns alle. Es ist wichtig, dass wir in dieser Gesellschaft direkt miteinander sprechen und einander verstehen. Asphalt gibt uns die Möglichkeit dazu.«

… dass Asphalt seine Arbeit ohne regelmäßige öffentliche und kirchliche Zuschüsse finanziert? Neben den Verkaufs- und Anzeigenerlösen sind die Spenden unserer Freunde und Förderer die wichtigste Stütze zur Gesamtfinanzierung. Unsere Bankverbindung für Ihre Spende: Asphalt-Magazin IBAN: DE35 5206 0410 0000 6022 30 BIC: GENODEF1EK1 Evangelische Bank Verwendungszweck: Perspektiven Wussten Sie schon …

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