GuKS Mai-Juni 2019

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GEMEINDE UNTER DEM KREUZ DES SÜDENS MENNONITEN BRÜDER GEMEINDEN PARAGUAYS

3 Gemeinde als Herde 5 Eindrücke von der 45. Delegiertenkonferenz 9 ICOMB: Jenseits meines Tellerrandes 10 Ergebnisse der Glaubenskonferenz 2019 der Vereinigung der MBG Paraguays

Jahrgang 53 Mai - Juni 2019 Nr. 3

GEMEINDE - ALS HERDE Ich bin der gute Hirte. Ein guter Hirte setzt sein Leben für die Schafe ein. Johannes 10:11


Zu dieser Nummer

IMPRESSUM Herausgeber: Vereinigung der Mennoniten Brüder Gemeinde Paraguays Schriftleitung: Randy Sawatzky Editionsrat: Alfred Neufeld, Gabriela Penner, Manuel Eckert, Theodor Unruh und Delbert Warkentin Layout: Manuel Eckert Anschrift: Gemeinde unter dem Kreuz des Südens C.d.C. 1154 Asunción - Paraguay Tel/Fax: (595) 021 481-081 E-Mail: secretaria@ahm.org.py Mitarbeiter: Missionsförderer: Eldon August Jugendarbeit: Randy Sawatzky Frauenarbeit: Doris Neufeld, Eleanore Unruh, Norma Bergen und Edeltraud August Missionsgemeindebegleitung Alto Parana: Gemeindegründung in den Gutenbergschulen: Horst Uwe Bergen Schulen: Horst Uwe Bergen I.B.A.: Victor Wall Campus Gutenberg: Theodor Unruh Öffentlichkeitsarbeit: Delbert Warkentin Administration: Clemens Rahn

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2 - GUKS Nr. 6 - 2016

Die Gemeinde als Herde Liebe Leser, Herden sind uns ja allgemein bekannt. Meistens sind es Rinderherden. Üblicherweise werden die Rinder zum „Corral“ oder in eine andere Umzäunung getrieben. Manchmal wird aber auch das Prinzip des Hirten als vereinfachte Variante angewandt und ein Leitochse oder eine alte Kuh, wird als Anleiter der Herde vorangeschickt. Mitunter jedoch reitet ein Ritter auf dem Pferd als Wegweiser der Herde voran. Wenn die Rinder dieses kennen, hat es meistens den positiven Effekt, dass die Rinderherde relativ ruhig dem Vorreiter nachfolgt und zum gewünschten Ort rüber wechselt. Andererseits gibt es Schafherden. Angeblich folgen Schafe dem Hirten nach. Soweit mir bekannt ist, werden Schafe nicht getrieben, sondern geführt. Um geführt zu werden, braucht es einen vertrauenswürdigen Hirten. Wie sieht es mit uns als Gemeinde aus? Werden wir getrieben oder folgen wir? Kennen wir unseren Hirten? Wie erleben wir die Gemeinde als Herde? Mehr dazu auf den folgenden Seiten. Zudem sind in dieser Ausgabe, unter anderem, Beiträge zur Delegiertenkonferenz 2019, Frauenfreizeit, ASIEP-Mujer, Schulbegleitung, Geschichte der OST-MBG und Jenseits meines Tellerrandes verfasst worden. Ich wünsche eine segensreiche und informative Lektüre. Randy Sawatzky Schriftleiter


AN(ge)DACHT

GEMEINDE ALS HERDE Die Gemeinde wird oft mit dem Sinnbild einer Schafherde verglichen. Das Konzept der „Gemeinde“ als Volk Gottes stammt aus dem Alten Testament. Die Tradition der Psalmen hat es empfunden, dass Gott wie ein Hirte sein Volk geführt hat: „Du führtest dein Volk wie eine Herde durch die Hand von Mose und Aaron.” (Ps. 77,21 L17) Der Psalmist vereint seine rückblickende Perspektive mit dem Sinnbild der Herde, mit dem er Gottes Volk bezeichnet. Dasselbe Sinnbild finden wir auch häufig in den Propheten, wo das Volk als eine Schafherde bezeichnet wird. Genauso finden wir Gott als den Hirten, der auf seine Lämmer Acht gibt: „Er wird seine Herde weiden wie ein Hirte. Er wird die Lämmer in seinen Arm sammeln und im Bausch seines Gewandes tragen und die Mutterschafe führen.” (Jes. 40,11 L17) Der Prophet Hesekiel versucht es seinen Leuten klar zu machen, dass Gott auch im Exil mit seinem Volk ist: „Und ihr seid meine Herde, die Schafe meiner Weide; ihr seid Menschen, und ich bin euer Gott, spricht GOTT, der Herr.” (Hes. 34,31 SCL) Der Prophet mach klar, dass die Herde Menschen sind, im Unterschied zu ihrem Hirten und Eigentümer: Gott. Nun gibt es wenig Grund zum Wundern, warum Jesus im Johannes Evangelium als Hirte bezeichnet wird, und das Volk als seine Schafe. Natürlich bringt er diese alttestamentliche Metapher zu Geltung, indem er sie auf sich selbst verwendet. Dieses Sinnbild wird nun aber dadurch verschärft, dass der Gott-Mensch Jesus selbst zum geopfertem Lamm wird. Wenn jemand vor die Hunde geht, dann sind es nicht seine Schafe, sondern der Hirte selber. Ein kleiner Überblick über die Verwendung dieses Sinnbildes gibt uns den Hinweis, dass es in fast allen Texten, wo die Gemeinde als Herde bezeichnet wird, hauptsächlich um den Hirten dieser Herde geht.

Wie beim Psalmisten, finden wir das Schwergewicht bei Gott dem Hirten. Genauso ist es bei den Propheten, die die Lämmer nie ohne Hirten auf die Bühne bringen. Der bekannte Psalm 23 verrät uns dieselbe Betonung: „Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.” (Ps. 23,1-2 L17) Es geht wiederum um diesen guten Hirten und nicht in erster Linie um die Schafe, obwohl der Psalmist sich hier direkt als Schaf miteinbezieht. Die Propheten legen die Betonung auch fast in jeder Situation auf den Hirten. Diese, wie vorhin gesehen, können auch Leiter eines Volkes sein. Wir finden in den Propheten mehrere Aufrufe zu den Leitern des Gottesvolkes. Der Prophet Sacharja ruft aus: „Mein Zorn ist entbrannt über die Hirten, und ich will die Böcke heimsuchen; denn der HERR Zebaoth hat seine Herde heimgesucht, nämlich das Haus Juda, und sie gerüstet wie sein Ross, das geschmückt ist zum Kampf.” (Sach. 10,3 L17) Im Neuen Testament ist es nicht anders. Jesus ruft den seinen zu: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es hat eurem Vater wohl gefallen, euch das Reich zu geben.” (Luk. 12,32 L17) Wiederum geht es um den Vater. Der Hirte bekommt hier die größte Betonung, doch die Herde wird als klein und unbeholfen beschrieben. Paulus beschreibt die Gemeinde ähnlich: „Denn das weiß ich, dass nach meinem Abschied reißende Wölfe zu euch kommen, die die Herde nicht verschonen werden.” (Apg. 20,29 L17) Die hilflose Eigenschaft bleibt. Ist es nicht auffällig, wie hilflos Paulus und Jesus ihre Gemeinde beschreiben? Sehen wir uns auch so hilflos, oder haben

wir eher eine starke und gesunde Gemeinde, die eigentlich ihren Hirten schon fast nicht mehr nötig hat? Nun, der Anschein kann vielleicht momentan so sein, doch das kann sich schnellstens ändern. In Paris und in Loma Plata haben Flammen riesige Inversionen in ein paar Stunden flach gemacht (ich hätte nie gedacht, dass ich Paris und Loma Plata noch mal im selben Satz nennen würde). Die Frage bleibt, worauf verlassen wir uns? Auf welchen Hirten hören wir? Folgen wir der Stimme unseres Hirten? „Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe.“ (Joh. 10:11 L17) Das Lamm, das geopfert war, das ist unser Hirte. Wir, seine hilflosen Schafe, sind nur sicher bei unserem Hirten. Jesus hatte Mitleid mit den Leuten, weil sie ohne Hirte waren: „und sie jammerten ihn, denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben.” (Mar. 6,34 L17) Bleiben wir bei unserem Hirten! Nur dann können wir gerettet werden: „Der Herr, ihr Gott, verleiht ihnen an jenem Tag den Sieg; er rettet sein Volk wie eine Herde. Wie Edelsteine glänzen sie auf seinem Land.” (Zech. 9:16 HRD) Marcelo Wall MBG Concordia

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Die Gemeinde als Herde erleben 1. Wie erlebst du Gemeinde als Herde? Wenn ich den Begriff „Herde“ höre, muss ich gleich an eine Schafherde denken, die auch in der Bibel sehr oft erwähnt wird. Herde bedeutet ja immer eine Mehrzahl von Tieren, keine einzelnen Tiere, die einem Hirten folgen und von diesem versorgt werden. Auch kümmert der Hirte sich darum, dass keines von den Tieren verloren geht. Für mich ist das das Schönste an der „Gemeinde-Herde“: man hat einen „Ort“, an dem es nicht egal ist, was ich tue oder wo ich hingehe, sondern es sind andere da, die sich für mein Ergehen interessieren und teilnehmen. Außerdem wird man dort mit dem Wort Gottes „versorgt“ und kann im Glauben wachsen. 2. Wieso ist das wichtig, Teil von einer “Herde” zu sein? Ich persönlich könnte es mir nicht vorstellen, als Einzelkämpfer in der Welt standhaft zu bleiben. Ich finde, die Gemeinde ist extrem wichtig für jeden Jesusnachfolger, um dranzubleiben und zum Ziel zu kommen. Vorausgesetzt, die Gemeinde folgt dem wahren Hirten Jesus Christus und tut Seinen Willen. Wir sind als Menschen eben so geschaffen, dass wir die Gemeinschaft und Ermutigung brauchen. Aber um das Gefühl der Zugehörigkeit zu der Herde zu entwickeln, brauchen wir auch eine Aufgabe. Zumindest ist das für mich immer so gewesen. Wenn ich mal eine zeitlang keine feste Aufgabe

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in der Gemeinde hatte, war mir gleich so, als würde ich nicht mehr so richtig dazugehören. Auch habe ich mir immer wieder mal Gedanken darüber gemacht, wie es wäre, wenn wir hier in Paraguay mal in eine Verfolgung kommen würden. Ich denke, dass auch in so einem Fall die Gemeinde eine wichtige Rolle für den Einzelnen spielen würde, zur Ermutigung und Wegweisung. Ich glaube, dass Jesus immer wollte, dass seine Nachfolger sich zusammentun und gemeinsam kämpfen. Ich glaube, dass Jesus selbst der Gründer der Gemeinde ist. Daher ist es auch nicht nur von meinem Gutdünken abhängig, ob ich mich nach meiner Bekehrung in eine Gemeinde aufnehmen lasse oder nicht, sondern es ist auch Teil davon „Gottes Willen zu tun“. 3. Wie erkennt man in der Gemeinde gemeinsam die Stimme von unserem Hirten? Ich denke es gibt verschiedene Wege, wie der Hirte zu seiner Herde spricht. In der Gemeinde wird das wohl hauptsächlich durch die Predigt geschehen, sofern die Prediger sich durch den Geist Gottes leiten lassen und das sagen, was dieser ihnen aufgibt. Ich habe es oft erlebt, dass ich bei einer Predigt ganz klar das Gefühl hatte, das dieses heute Gottes Botschaft an mich ist. Mir fehlt es manchmal etwas, die „Propheten“, die wir ganz sicher in unseren Gemeinden haben, mehr zu Wort kommen zu lassen. Ich glaube daran, das Gott einzelnen Personen besondere

Botschaften gibt, die für die Gemeinde bestimmt sind, so wie damals den Propheten, entweder zur Erbauung, zur Ermahnung oder zur Wegweisung in bestimmten Fragen. Auch denke ich, dass in der Seelsorge oder im gemeinsamen Gebet, Gott zu seinen Herdenmitgliedern spricht. In unseren mennonitischen Gemeinden sind wir oft etwas vorsichtig, wenn es um den Heiligen Geist und sein Wirken geht. Vielleicht könnten wir dem Heiligen Geist mehr erlauben, auch mal ungewöhnliche Wege zu gehen, um uns Gottes Willen kundzutun? Diese „Stimme Gottes hören“, glaube ich, ist letztendlich auch eine sehr persönliche Sache. Ich habe es oft erlebt, dass ich mich gefragt habe, warum ich nicht mehr das Gefühl hatte, das Gott zu mir spricht. Dann wurde mir klar, dass ich mir zu wenig Zeit für die stille Zeit mit Gott genommen hatte oder auch, dass ich etwas in Ordnung zu bringen hatte. Das heißt, wir müssen in enger Verbindung mit Gott stehen, um seine Stimme hören zu können und auch gehorsam sein. Elisabeth Müller MBG Filadelfia


Informationen aus der Vereinigung

Eindrücke von der 45. Delegiertenkonferenz Gott hat uns in seine Gemeinde berufen. Darum sind wir ein Leib, und es ist ein Geist, der in uns wirkt. Uns erfüllt ein und dieselbe Hoffnung. Epheser 4, 4 Dieser Vers beschreibt den Geist, den man auf der 45. Delegiertenkonferenz der Vereinigung der Mennoniten Brüder Gemeinden verspürte. Man konnte Gottes Wirken in den verschiedenen Werken erkennen. Einige Eindrücke waren… • Gott ist treu: In den 11 Jahren, wo Theodor Unruh Vereinigungsleiter war, hat er Gottes Führungen erlebt, obwohl er den kompletten Weg der verschiedenen Prozesse oft nicht sehen konnte. • Gott hat ein Ziel: In den verschiedenen Berichten der Gemeinden ist herauszulesen, wie Gott seinen Leib auf Erden baut. Viele Gelegenheiten zum Dienst, Segen, Schutz, Gesundheit und Kraft wurde in den 7 MB-Gemeinden erlebt. • Gott behält die Übersicht: Auch wenn man inzwischen meint, dass es ratsamer wäre ein Werk zu schließen, weil es rote Zahlen schreibt, behält Gott das Kommando. Im Vertrauen auf sein Wirken sind allgemein gute Bilanzen zu ziehen. • Gott als Zentrum: In der Lehre werden wir herausgefordert, bibelzentriert den Zeitgeist zu prüfen und bei Fragen der Sozialethik dem Wort Gottes Priorität einzuräumen. Im Ältestenrat werden hierzu u.a. Dokumente ausgearbeitet. • Gott ruft zur Nachfolge: In den 23 Missionsgemeinden ruft Gott Menschen in die Nachfolge. An einigen Orten ist der geistliche Boden hart und die Missionare haben keine leichte Arbeit. Trotzdem war Gottes Wirken im vergangenen Jahr ersichtlich. • Gott liebt alle Menschen: In den verschiedenen Schulen und Universitäten erleben Menschen tiefe Veränderungen. Waisen, Arme und Benachteiligte erfahren durch christliche Lehrer, dass Gott sie liebt. Diese Botschaft motiviert sie. • Gott antwortet: Der Universitätscampus des „Instituto Bíblico Asunción“ nimmt langsam und stetig Gestalt an. Das zeigt Gottes Antwort auf all die Gebete und fröhlichen Geber, die dieses wichtige Werk unterstützen. • Gott wird verherrlicht: Im Studentenalltag wird Gott durch Bibellese, Austausch und Gebet geehrt. Dieses kann in voller Freiheit auf dem „Campus Gutenberg“ geschehen. Das gelingt durch den oben erwähnten Vers. • Gott in den Medien: Die Öffentlichkeitsarbeit der Vereinigung spielt eine sehr wichtige Rolle. Durch Videoclips, Text und Bild werden Projekte, Veranstaltungen und Gebetsanliegen verschickt. So bekommt man einen besseren Einblick in die Arbeit. • Gott ist präsent: Durch Gebet und gemeinsame Zeiten der Bibellese, Lob und Anbetung konnte man Gottes Gegenwart in den Tagen der Delegiertenkonferenz erleben. Soli Deo Gloria – Ihm sei die Ehre! Robert Villalba MBG Filadelfia

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Gemeindebegleitung

Frauenfreizeit der MBG’s aus Ost-Paraguay Die Frauenfreizeit der MBG’s aus OstParaguay tagte vom 12. – 14. März 2019 auf dem Freizeitgelände Rancho Alegre in San Bernardino. Die MBG Gemeinden aus OstParaguay haben weniger Mitglieder als die Gemeinden im Chaco, deshalb beschlossen wir im Komitee, wie es auch schon in den Jahren davor gemacht wurde, Frauen aus anderen Gemeinden aus Ost Paraguay, die keiner Konferenz angehören, einzuladen. Dazu gehörten die Kolonien: Bergtal, Sommerfeld, Nueva Durango, Rio Verde, Santa Clara, Tres Palmas und die Leprastation Km 81. Im Komitee haben folgende Personen mitgearbeitet: Edeltraud August (Leiterin), Mary Warkentin, Renate Friesen (teilweise), Crista Wiens, Therese Reimer, Susi Bärg, Regina Martens, Monika Funk, Eleanore Unruh, Adelheid Penner und Norma Bergen. Angemeldet waren 116 Frauen, von denen 85 vollzeitig mit dabei waren,

und die anderen kamen am Mittwoch zu den Vorträgen. Eingeladene Rednerinnen waren Norma Bergen, Dra. Elfriede Klassen und Karin Fast, die jeweils einen Bereich zu dem Thema: „Frauen mit Wert“ Lebe ich meine Würde mit Leib, Seele und Geist? betrachtet haben. Zu den verschiedenen Vereinigungszweigen hat Eleanore Unruh einen kurzen Bericht gegeben. Es war schön, Integration zwischen verschiedenen Lebenssituationen zu erleben. Es wurde gelacht, gespielt, zusammen geweint, gebetet und gesungen. Die Beköstigung hatte Familie Krüger aus Campo 9 übernommen und wir ließen uns mit guten Mahlzeiten verwöhnen. Trotz des Regens konnten wir mit Flexibilität alles durchführen. Hier ein paar Eindrücke einer Teilnehmerin: • Lockere Atmosphäre. • Jeder konnte sich wohl fühlen.

• Gelegenheit zum Lernen, hören, sprechen, kennen lernen, Zeugnisse, lachen, weinen, beten... • Die Zeit war nicht zu voll geplant. • Die Vorträge waren passend für Jung u. Ältere. • Bleib nicht da stehen wo du bist, es gibt in jeder Altersgruppe etwas Neues zu entdecken. • Sei kreativ, um deinen Wert zu sehen. • Lass dich von Jesus umarmen und Freude schenken, die Freiheit schenkt. Im Auftrag Monika Funk

ASIEP – Mujer ASIEP steht für Asociación de Iglesias Evangélicas del Paraguay (Vereinigung der evangelischen Gemeinden Paraguays). Mehr als 20 verschiedene evangelische Konferenzen sind durch ASIEP zusammengeschlossen. Die Leiter oder Vertreter der Konferenzen treffen sich in regelmäßigen Abständen für Austausch und Gebet. Gemeinsam möchte man biblische Werte und Prinzipien in unserem Land fördern. Im Dezember 2018 kamen Frauen aus den verschiedenen Konferenzen zusammen, und es wurde ASIEP – Mujer (Frau) gegründet. Die Leiterin dieses Projektes ist Sinthia Hieber de Sarubbi. Mit einem sehr dynamischen Team haben sie schon viel Vorbereitungsarbeit gemacht. Es liegt ihnen besonders am Herzen, die Frauen aus den evangelischen Gemeinden Paraguays zu unterstützen. Ausgangs März fand das zweite Treffen statt. Dabei ging es besonders darum, miteinander zu reden und zu erkennen, welches die Ziele solch eines Zusammenschlusses wären. Es fand ein reger Austausch statt, auch über die

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Art und Weise wie diese Ziele praktisch erreicht werden können. Vieles wurde angesprochen, aber es braucht noch mehr gemeinsames Gespräch um die Ziele genau zu definieren. Es gibt in Paraguay viele verschiedene Gemeinden und Konferenzen. Alle bemühen sich darum, Christen zu ermutigen und zu lehren und Menschen zu Christus zu führen. So ein Zusammenschluss im Rahmen der ASIEP könnte viel Positives bringen: • Einander kennenlernen und dabei feststellen, dass man nicht alleine ist, sondern dass es noch viele andere Christen in unserem Land gibt. • Voneinander lernen, indem man hört, wie andere mit einer bestimmten Frage umgehen oder wie sie ein bestimmtes Projekt führen. • Sich gegenseitig unterstützen, ermutigen und besonders füreinander beten. Manche Frauen brachten bei diesem Treffen ihre Schwierigkeiten in ihrem persönlichen Leben und mit der Gemeinde zum Ausdruck.

Dabei kam auch zur Sprache, dass Frauen in Leitungspositionen, oder deren Männer Leiter sind, oft auf einsamen Posten stehen. Die Erwartungen und der Druck sind oft sehr hoch. Da könnte ASIEP – Mujer eine gute Hilfe und Stütze sein. Als Vertreterin der Vereinigung der MBG von Paraguay nehme ich an den Treffen teil und ich bin überzeugt, dass solch ein Zusammenschluss die Frauen der evangelischen Gemeinden, besonders die Frauen in der Leitung, näher zusammenbringen und sie in ihrer Verantwortung ermutigen und unterstützen kann. Eleanore Unruh


Entwicklung in der Begleitung der Schulen in Rio Verde und Nueva Durango Nachdem die Schulen/Gemeinden von Nueva Durango und Rio Verde an die Vereinigung einen Antrag auf Unterstützung in der Schularbeit in den jeweiligen Orten gestellt hatten, haben wir uns im Vorstand der Vereinigung in einigen Sitzungen und Besuchen in den Schulen mit der Anfrage auseinandergesetzt. Dabei kam immer wieder zum Ausdruck, dass die EMG Sommerfeld schon einen wichtigen Beitrag in diesen Ortschaften leistet und wir uns nur in Zusammenarbeit mit ihnen diese Mitarbeit in den Schulen vorstellen könnten. Folglich war ein weiterer Schritt, das Gespräch mit den Leitenden der EMG Sommerfeld zu suchen, um zu sehen, ob sie zu so einer Zusammenarbeit bereit wären. Wir konnten mit ihnen ein Abkommen erzielen, in dem wir uns darauf einigten, gemeinsam die neuen Schulen und Gemeinden von den oben erwähnten Kolonien zu begleiten. Die EMG Sommerfeld ist hauptverantwortlich in der Begleitung

der Gemeinden und wir in den Schulen. Grundsätzlich ist unser Ziel, dass wir die bestehenden Schulkomitees vor Ort helfen, damit sie die Leitung der Schulen effektiv ausführen können. Zudem helfen wir, Fortbildungen für das Lehrpersonal durchzuführen und oder die Teilnahme an solchen zu vermitteln. Wir wollen bei der Suche nach geeignetem Schulpersonal unterstützen und bei der Suche nach Sponsoren und Spenden begleiten. Konkret denken wir, dass diese Begleitungsarbeit langfristig angelegt ist, und dass eine Person der AHM anfänglich einmal im Monat vor Ort ist, um bei Gesprächen und Sitzungen dabei zu sein. Später sollten diese Besuche im zwei Monat Rhythmus ausreichen. Diesbezüglich sind wir dabei, es auch in Form eines schriflichen Abkommens mit den Gemeinden und Schulkomitees festzulegen. Seid Ende des letzten Jahres versuche ich, Eldon August, in dieser Form unseren Beitrag

auszuführen. In diesem Sinne werden Planungen der Schule begleitet, Anstellungsverhältnisse besprochen und Fortbildungen durchgeführt. Die Idee ist auch, dass das Lehrpersonal an unserem jährlichen „Congreso de Educadores“ beim Campus Gutenberg teilnimmt, und dass sie einen Schulbesuch im Gutenberg Santaní machen. Auf der Delegiertenkonferenz im April dieses Jahres wurde dieses Projekt den Delegierten vorgestellt und sie unterstützten unsere Mitarbeit in diesen Schulen. Möge unser Beitrag im Segen Gottes geschehen, begleitet mit seiner Weisheit, damit diese Gemeinden und Schulen zum vollen „Manne in Christus“ hinwachsen (nach Eph 4,11-14) und vorbereitet sind, im „Winde dieser Welt“ sicher zu stehen und in Einheit Gottes Willen zu leben... Eldon August Missionsförderer der Vereinigung

IBA Campus – Finanzieller Fortschritt (31.03.2019) Preis pro Quadratmeter: 655.000 Gs. Fehlen: 9.224m2 - 36,7% Verfügbar: 15.976m2 - 63.3% Gebäude

Die gesamte Baufläche der ersten Bauphase beträgt 25.200m2. Die Baukosten sind auf Grs. 16,5 Millarden berechnet. Ein Quadratmeter kostet also Grs. 655.000. Das Schaubild zeigt in Quadratmetern, wie viel schon gezahlt worden ist und wie viel Guaranies noch fehlen.

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Erziehung

Statistiken unserer Universitätsarbeit

106

~816

Schüler

Unterrichtsstunden pro Schüler in einem Jahr

14.404

660.000gs.

Bücher in der Bibliothek

Schülerquote pro Jahr (ohne Internat)

13

55

10

Lehrer

Schüler mit Stipendium

Internationale Schüler

339

720-880

72-80

Schüler

Unterrichtsstunden pro Schüler in einem Jahr

Unterrichtsstunden von christliche Erziehung pro Jahr

~14.750

460.000-560.000gs.

Bücher in der Bibliothek

Schülerquote pro Jahr

59

86

8

Lehrer

Schüler mit Stipendium

Internationale Schüler

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Jenseits meines Tellerrandes Nach einem langen und schmerzhaften Prozess von Jahren der Stagnation, internen Kämpfen und Isolation, reagierte unsere MBG Konferenz in Uruguay auf ihre Not. Viele begannen Gott um Hilfe und Barmherzigkeit zu bitten, in der Hoffnung, Tage der Wiederherstellung und des Wachstums zu sehen. Als Teil der Antwort auf unser Gebet sehen wir die Bereitschaft der brasilianischen MBG Konferenz, mit uns zusammenzuarbeiten, nachdem sie vom ICOMB Leiter dazu ermutigt wurden. Nach einer gemeinsamen Planung, wurde am 1. Mai 2011 eine Allianz der Zusammenarbeit formalisiert. Schreibt Alvaro Nalerio, der gegenwärtige Leiter der CCHMU (Consejo de las Congregaciones Hermanos Menonitas). ICOMB existiert, um nationale Konferenzen zu VERBINDEN, STÄRKEN und ERWEITERN. So wird die Begründung offiziell beschrieben. Die Frage, wie das aussehen soll, wie es erreicht werden kann, mit welchen Ressourcen, usw. soll auf unserem nächsten Treffen in Mexico besprochen werden. Wir sind überzeugt, dass wir es noch bewusster tun wollen als bisher. Und diese Geschichte von Uruguay in Zusammenarbeit mit Brasilien zeigt uns etwas von dem, was möglich ist und wir fördern wollen. Alvaro schreibt weiter: Wie jeder Prozess, an dem wir Menschen beteiligt sind, hat auch dieses seine Höhen und Tiefen gehabt. Aber in der ersten Bewertung kann man sagen, dass es ein Segen war. Die brüderliche Umarmung, das Interesse des anderen, der beschlossen hat, mit uns zu gehen, die Erfahrung und die ausdrückliche Haltung, das

vom Vater erhaltene Geschenk als Geschenk, das uns alle bereichern kann, zu teilen, hat der Konferenz Mut und Zuversicht gegeben, auf den Weg der Kameradschaft und des gegenseitigen Engagements zurückzukehren. Es soll auch wieder die Zusammenarbeit zwischen den lokalen Gemeinden gesucht werden, die dann mit einer eigenen Vision wachsen soll. Aus dieser Allianz heraus haben wir gesehen, wie Teams von jungen Menschen in die Ausbildung kommen und gehen, um in den Gemeinden zu dienen. Es geht darum, Erfahrungen zu machen, die ihre Beziehung zu Gott aufbauen, ihre Fähigkeit stärken, als Team zu arbeiten und den Horizont der Mission, den wir als Gemeinde haben, zu erweitern. Darüber hinaus haben wir derzeit zwei Ehepaare mit ihren Kindern, die im Rahmen des ESLA-Programms (Escuela de Liderazgo Apostólico) in Paraná, Brasilien, ausgebildet werden. Sie haben das Ziel, die notwendige ministerielle Ausbildung zu erwerben, um nach Uruguay zurückzukehren, um dort in ihren örtlichen Gemeinden, wo sie benötigt werden, zu dienen. Dies kann als eine Binsenweisheit in der Dynamik von Gemeinden und Konferenzen betrachtet werden, jedoch war dies seit vielen Jahren für unser Land nicht der Fall. Die Unterstützung dieser Paare hat zu einer nationalen Koordination und zu einer Herausforderung geführt, die uns zusammenhält. Andererseits betrachten wir im Gebet die Möglichkeit, uns in Richtung Westküste des Landes zu auszubreiten, mit der Möglichkeit, mehrere

Gruppen von Brüdern zu annektieren, die sich in kleinen Städten im Landesinneren versammeln. Aus wirtschaftlichen Gründen konnten wir jedoch bisher nur sehr wenig tun, außer Kleidung versenden, um die Bedürfnisse von Menschen zu befriedigen, die in Armut leben und in der Welt vergessen sind. Wir beten um Ressourcen, wir beten um Menschen, die mit der richtigen Berufung und Vision die Schritte unternehmen können, die sie dazu bringen, sich auf diese vergessenen Orte des Landes auszudehnen. Mit dem Ziel, den Herrn mit allem, was dies bedeuten kann, “zu heiligen”, als Zeugnis seiner Gnade inmitten einer Gesellschaft, die sich zunehmend säkularisiert und dem Evangelium Christi verschlossen ist, wird die Konferenz der MBG in Uruguay bis zum Kommen unseres Herrn Jesus Christus weitergehen. Wir rechnen mit euren Gebeten für unsere Familie von Gemeinden und unser Land, das es so sehr braucht. Wir dürfen für diese Anliegen von Alvaro beten. Wir dürfen für ICOMB beten, dass sie für viele andere Gemeindefamilien so eine Hilfestellung und Zusammenarbeit einleiten kann. Wir dürfen beten, dass Jesus uns zeigt, ob wir mit einer Gemeindefamilie enger zusammenarbeiten sollen. Rudi Plett Leiter von ICOMB

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Worte der Vereinigung

Ergebnisse der Glaubenskonferenz 2019 der Vereinigung der Mennoniten Brüdergemeinden Paraguays Im Rahmen der 45. Delegiertenkonferenz der Vereinigung der Mennoniten Brüdergemeinden Paraguays tagte vom 26. bis 28. April 2019 in der Filadelfia Ost MBG eine Glaubenskonferenz zum Thema „Lernerfahrungen aus den traumatischen Ereignissen unserer Geschichte in Russland“. Zeugnishafte Kurzbeiträge und die Vorträge von Horst Dieter Janz und Johannes Dyck haben uns zum Gespräch in Gruppen und im Plenum angeregt.

1) Folgende geschichtliche Fakten, die auf dieser Glaubenskonferenz genannt wurden, wollen wir festhalten, um uns in unserer Gegenwart und angesichts unserer Zukunft zu orientieren: • Unsere Vorfahren in Russland und in der Sowjetunion durchlebten im 19. und 20. Jahrhundert folgende geschichtliche Etappen: Isolation durch die Ansiedlung in Kolonien (Katharina II), Integration durch staatliche Reformen (Alexander II), Marginalisierung (Nikolaus II), Duldung nach der kommunistischen Revolution (Lenin), Totalitarismus durch Landenteignung und Glaubensverfolgung (Stalin). • Das biblisch-täuferische Erbe der Bruderschaft und des allgemeinen Priestertums aller Gläubigen hat die Mennoniten Brüder Gemeinden in Russland und in der Sowjetunion inmitten schwerer Prüfungen und Verfolgungen vor dem Untergang bewahrt. • Die Erweckung um 1860, die zur Entstehung der Mennoniten Brüdergemeinde führte, beinhaltete ein exklusives Bruderschaftskonzept, und zwar in dem Sinn, dass nur bekehrte Mennoniten zur Glaubensfamilie gehören sollten. Damit grenzte man sich von dem zu Beginn des 20. Jahrhunderts bereits gängigen Kulturmennonitentum ab. • Aus dem Jahr 1917 stammt die letzte genaue Statistik der mennonitischen Bevölkerung in Russland: Zu der Zeit lebten dort rund 93.500 Mennoniten, von denen sich rund 20% mit der Mennoniten Brüdergemeinde und rund 79% mit der kirchlichen Mennoniten Gemeinde identifizierten.

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• Am Beispiel der unkritischen Loyalität der Mennoniten mit dem feudalistischen, korrupten Zarensystem zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde uns deutlich gemacht, dass es sehr verhängnisvoll sein kann, wenn man die Augen und Herzen vor der sozialen Realität, in der man lebt, verschließt. • Man kann davon ausgehen, dass das brutale Vorgehen von Nestor Machno, vor allem im Massaker von Eichenfeld, eine Reaktion auf den mennonitischen, bewaffneten Selbstschutz war. Dieser Selbstschutz war eine damals unter den Mennoniten umstrittene Strategie, sich vor den räuberischen, plündernden und vergewaltigenden Räuberbanden zu schützen. Wir haben vernommen, dass die Frage des Selbstschutzes in den mennonitischen Gemeinden intensive theologische Debatten ausgelöst hat und man sich vorübergehend dahin einigte, die ethische Entscheidung, sich mit Waffen zu schützen oder an der Wehrlosigkeit festzuhalten, dem Gewissen jedes Einzelnen zu überlassen. Nach den schlimmen Erfahrungen mit dem Selbstschutz haben sich die mennonitischen Gemeinden in Russland allerdings wieder sehr deutlich für das Festhalten an der Wehrlosigkeit ausgesprochen. • Nach 1909 veränderte sich der Status der Mennoniten in Russland: Vorher galten sie als ausländische Glaubensgemeinschaft, jetzt aber aufgrund ihres missionarischen Engagements als gefährliche und verbotene Sektierer, die von der Geheimpolizei überwacht und auch radikal bekämpft wurden. • Am Beispiel des missionarischen Engagements von Johannes Wieler ist uns bewusstgeworden, dass die Segensspuren bzw. Frucht missionarischer Arbeit sich oft erst Jahrzehnte später bemerkbar machen. Die russischen Baptisten übernahmen von Wieler die Gemeindestruktur und boten Jahrzehnte später den verfolgten, entwurzelten Mennoniten eine geistliche Heimat. 2) Das theologische Motto unserer Glaubenskonferenz entnahmen wir dem Vaterunser: „Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“ (Mt. 6,12) Wir haben erkannt, dass unsere Vorfahren als Täter an ihren Mitmenschen schuldig wurden und gleichzeitig als Opfer unter der totalitären Ungerechtigkeit anderer gelitten haben. In beiden Fällen gilt das Angebot der Vergebung und Heilung. 3) Als Nachkommen der Mennoniten Russlands, denen auf wundersame Weise die Freiheit geschenkt wurde, sind


wir besonders dankbar für den Freiraum in Paraguay, in dem wir unseren Glauben und unser Kulturerbe ausleben dürfen. Wir sind neu dankbar geworden für den Glaubensmut unser Vorfahren, von denen viele uns ein Vorbild darin sind, trotz der schweren Vergangenheit nicht zu verbittern. Dankbar wollen wir an dem Erbe der christlichen Bruderschaft und Solidarität (d.h. der geistlichen Verbindlichkeit in der Glaubensfamilie) sowie dem Prinzip der Wehrlosigkeit bewusst festhalten. In Dankbarkeit anerkennen wir auch die Missionsinitiativen, die die Einwanderer aus Russland durch Evangelisation und ganzheitliche diakonische Projekte in Paraguay verwirklicht haben. 4) Als Nachkommen bzw. Mitbetroffene wollen wir folgende Traumata, Verletzungen und verbitterte Denkmuster erkennen, bekennen und loslassen: • Unsere traumatische Vergangenheit, die uns bis heute noch bewusst oder unbewusst prägt. Unter Machno und den Kommunisten haben unsere Vorfahren unsagbar tiefes Leid erfahren: Enteignung, Hunger, Verschleppung, Verfolgung, Vergewaltigungen, Arbeitslager, Gefängnis, sowie Mord und Totschlag. Es stimmt uns traurig, dass unsere Vorfahren so viel Leid und Schmerz erleben mussten. Wir gedenken ihres Leidens- und Glaubensmutes. Zugleich lassen wir dieses Leid los und vergeben denen, die uns Unrecht getan haben (Machno, dem kommunistischen Regime, den Russen usw.). • Unsere Opfer- und Inselmentalität, durch die wir uns von anderen abgrenzen. • Unsere Selbstgerechtigkeit und unser Stolz, mit dem wir uns über andere stellen und ihnen mit Kälte, Gleichgültigkeit, Vorurteilen und Verachtung begegnen. • Unsere mangelnde Bereitschaft, mit Konflikten und Verletzungen konstruktiv umzugehen, verbunden mit der Tendenz, unangenehme Erfahrungen oder Versagen zu verdrängen oder vorschnell zu vergeistlichen. • Unser Mangel an Barmherzigkeit und die Unfähigkeit, über persönliche Gefühle zu reden. 5) Als Nachkommen bzw. Mittäter fragen wir uns selbstkritisch: • Wie können wir das, was uns anvertraut wurde, verantwortlich verwalten, z.B. unser geistliches und kulturelles Erbe, die christlichen Werte, materielle Güter, Gaben, Wissen usw.? • Was beinhaltet ein einfacher Lebensstil für wohlhabende Mennoniten in einem Entwicklungsland? • Was motiviert uns wirklich für die Mission und Nachbarschaftshilfe? • Wie steht es um unsere Bereitschaft, um

Christi willen eigene Vorteile aufzugeben oder auch zu leiden? • Wie können wir dem Wertezerfall, der sich durch eine materialistische Lebenshaltung entwickelt, entgegenwirken? • Wie pflegen wir liebevolle und herzliche (und nicht nur formelle und institutionelle) Beziehungen zu Menschen anderer Kulturgruppen? 6) Als paraguayische MB-Gemeinden mit einer tragischen Vergangenheit verpflichten wir uns dazu, in unserem Umfeld den ganzheitlichen Frieden, gegründet im Evangelium von Jesus Christus, zeugnishaft auszuleben, indem wir: • Einen evangelistischen Lebensstil in unseren alltäglichen Beziehungen trainieren. • Geistliche Gemeinschaft mit Personen anderer Kulturgruppen pflegen. • Werte für das interkulturelle Zusammenleben lehren und leben. • Ganzheitliche Friedensprojekte im Sinn unserer Überzeugung der Wehrlosigkeit fördern. • Sensibilität für soziale Unterschiede entwickeln und ihnen entgegenwirken. • Abbau von Vorurteilen und Feindbildern durch bewusstes und persönliches Kennenlernen anderer Kulturgruppen, insbesondere in der Erziehung von Kindern und Jugendlichen. • Erziehung zur Eigenverantwortung durch gemeinschaftliche Projekte: Nicht für, sondern mit anderen. Mitglieder der Auswertungsgruppe: Heinz Dieter Giesbrecht, Horst Bergen, Norma Bergen, Waltraud Janz, Eugen Friesen, Heinz Epp, Roland Funk, Lynette Funk, Eldon August. Mitglieder des Ältestenrates, die die Vorschläge der Auswertungsgruppe begutachtet und ergänzt haben: Horst Bergen, Theodor Unruh, Horst Dieter Janz, Victor Wall, Robert Villalba und Heinz Dieter Giesbrecht.

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Gemeinden der AHM

Gottes Geschichte mit unserer Gemeindefamilie

Die Ost MBG – ein mutiger Schritt in die Zukunft! Die Filadelfia MBG war auf eine ansehnliche Zahl Gemeindeglieder gewachsen. Sie war ja praktisch die Muttergemeinde aller MBGs in Paraguay und auch die Basis für die großen Missionswerke unter der indianisch- und spanischsprachigen Bevölkerung. Aber nun wurde der Raum knapp in der schönen alten Kirche. Verschiedene kleine Umbauten lösten das Problem nicht, sondern standen in Gefahr, die alte Architektur zu verunstalten. Außerdem machte sich ein Gedanke breit, dass das ideale Maß einer Gemeinde zwischen ca. 300 und 600 Gliedern liegt: Da kann man noch Gemeinschaft pflegen und die meisten Glieder persönlich kennen. Die Finanzierung von Bau und Mitarbeitern ist relativ gesichert, und Gemeinden sollen sich ja ständig vermehren und wachsen. In der Geschichtsschreibung heißt es: „In den Jahren nach 1986 wurden in der Filadelfia Brüdergemeinde zwei Nöte besonders wahrgenommen: Das Gotteshaus war zu klein geworden und die Gemeindestruktur war nicht mehr befriedigend.“ (70 Jahre MBG Filadelfia, Seite 63) Ein kühner Plan wurde geboren: Wir machen eine langfristige Projektion zur friedlichen Aufteilung der Gemeinde. Gemeinsam kaufen wir ein Grundstück an der Ostseite Filadelfia‘s, gemeinsam bauen wir die ersten nötigen Gebäude und schauen, welche Prediger und Leitungskräfte wohin gehen. Und dann kann jedes Gemeindeglied frei entscheiden, ob es in der Muttergemeinde bleiben oder Teil eines Neuanfangs sein will. Der Plan ging erstaunlich gut auf.

12 - GUKS Nr. 3 - 2019

Hinzu kam ein weiterer Umstand, nämlich dass die MBG der Harbiner Ecke beschloss, sich der Neugründung anzuschließen, da ihre Gliederzahl geschrumpft war und ein eigenes Gemeindeleben schwierig wurde. „Am 21. Mai 1989 feierten die Mennoniten Brüdergemeinden von Karlsruhe und Filadelfia den ersten Spatenstich... Das Weihegebet sprachen der Gemeindeleiter der MBG Filadelfia, Bruder Erich Giesbrecht und der Gemeindeleiter der MBG Karlsruhe, Bruder Jakob P. Klassen. Am 1. November 1990 versammelten sich die MBG Filadelfia und die Filadelfia Ost MBG zum ersten Mal zu separaten Gottesdiensten. Unter viel Gebet und Anstrengung verlief die Teilung reibungslos. Die Filadelfia Ost MBG begann mit 256 Gliedern.“ (ebd) Die Ost MBG hat ein großartiges Potenzial entwickelt. Die Möglichkeit, ein großzügiges Kirchgelände langsam und zweckentsprechend auszubauen, macht einfach Freude und entwickelt ein starkes Zugehörigkeitsgefühl. Interessanterweise wurden bei den Bauphasen die Feiern, die Kinder und die Jugend berücksichtigt und an erste Stelle gesetzt: Speisesaal (der in den ersten Jahren auch für Gottesdienste gebraucht wurde), Sonntagschulräume und Jugendhof – Tinglado. Später kam eine große klimatisierte Kirche dazu, und neuerdings ein sehr zweckdienlich g e p l a n t e r Verwaltungstrakt. Auch die Erarbeitung eines

eigenen neuen Gemeindestatuts gab die Möglichkeit, nochmal Gemeindeziele und Gemeindestruktur neu zu durchdenken. Und das Hofgelände eignete sich wunderbar, Bäume und Gartenanlagen zu pflanzen und zu entwickeln. Sehr bald wurde die Gemeinde aktiv in Mission und begann für die brasilianische Arbeiterbevölkerung eine Missionsgemeinde, genannt „Nueva Alianza“. Eine ganze Gruppe Gemeindeglieder setzten sich für den Aufbau dieser Arbeit ein. Später kam ein Schulinternat mit missionarischer Zielsetzung in Pozo Colorado dazu. Und auch periodische Besuche und Radioarbeit in Bolivien bei Altkolonie-Mennoniten wurden in den Aufgabenbereich aufgenommen. Seit 2015 finden auch regelmäßig spanischsprachige Gottesdienste auf dem Gemeindehof der Ost MBG statt. Für das erste Jahr leitete Missionar Jakob Lepp (November 1990-1991) die Gemeinde. Ihm folgten Erich Sawatzky (1992-2002), Heinz Dieter Giesbrecht (2003-2011) und Horst Dieter Janz ab 2012. Im Dezember 2018 hatte die Gemeinde 618 Glieder. Alfred Neufeld


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