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chen. Ich spürte, wie ein weißes Feuer in meine Brust riss, heiß und grausam. Ich sah, wie der Fremde seine rechte Hand wieder zurückzog und wie das Blut vom Messer troff. Ich wollte schreien. Es ging nicht, der Schmerz machte mich stumm und nahm mir den Atem. Ich rang nach Luft. Da kam die nächste Schmerzflamme in meiner Brust. „Und noch mal“, sagte der Mann, während er ein zweites Mal zustieß. Diesmal gelang es mir, den einen Arm frei zu bekommen und schützend hochzuhalten, ein brüchiger Schild gegen die Klinge. Ich sah nur meine Hand und ein Stückchen von dem blitzenden Stahl. Ich konnte nicht mehr kämpfen, die Kraft war weg. Plötzlich spürte ich wieder ihre Hände und die Welt kippte, die Gebäude über mir waren nicht mehr zu sehen. Sie schleiften mich über den Boden und ließen mich unter einem Strauch fallen. Dann das Geräusch von Schritten, die sich entfernten. Ich versuchte, mich aufzusetzen. Der Schmerz war wie ein schwarzer Nebel um meine Gedanken und Glieder. Ich fiel wieder zurück. Erst jetzt sah ich, dass meine Brust blutverschmiert war. Ich schaute ein letztes Mal zu dem Strauch über mir hoch und sah den Himmel über ihm. Dann schloss ich die Augen. Keine Zeit nachzudenken. Schlafen, einfach schlafen …

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