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Die goldenen 20er Eine goldene Sicht auf 3 Jahrzehnte in 3 Jahrhunderten
TEXT GÖTZ GEILHARDT
Die goldenen 20er sind die Bezeichnung für das Jahrzehnt 1920-1930. In diesem Jahrzehnt gab es in Deutschland eine kulturelle und wirtschaftliche Hochphase. 100 Jahre später hingegen sehen die 20er mit Corona erst mal schlecht aus. Aber auch der Anfang der 1920er war schlecht. Warum also sollten nicht auch die 2020er ein goldenes Jahrzehnt werden? Und wie sieht es dann in 100 Jahren aus?
Dieser Artikel versucht diese Fragen zu beantworten. Die 1920er werden nacherzählt und erklärt. Für die 2020er wird eine Vorhersage getroffen. Und für die 2120er haben 6 Mitarbeiter*innen von ArrivalAid ihre Hoffnungen und Wünsche aufgeschrieben.
1920
Die historischen 20er begannen schlecht für Deutschland. Der 1. Weltkrieg wurde 1918 von Deutschland verloren. Die deutsche Wirtschaft wurde durch die Reparatur-Zahlungen an die Kriegsgewinner belastet. Dazu kam eine Hyperinflation, wodurch alles Geld in Deutschland seinen Wert verlor. Zur selben Zeit versuchte auch Hitler zum ersten Mal an die Macht zu kommen. Aber ab 1923 ging es dann bergauf. Hitler wurde erst mal weggesperrt und die Reparatur-Zahlungen gemindert. Deutschland hatte sich langsam erholt und viele Dinge verbesserten sich. Die Menschen hatten zu Essen und Arbeit. Mit Frieden und Wohlstand entstand auch viel neue und gute Kultur. Etwa die deutschen Filme der 1920ern. Ein Beispiel für diese ist der deutsche Film Metropolis aus dem Jahr 1927. Er ist bis heute durch seine Vision einer extrem industriellen Zukunft bekannt. Die 20er waren auch der Beginn des Radios. Die erste Musik per Funk wurde abgespielt. Neben der Technik tat sich gesellschaftlich viel. Mit dem Bund für Menschenrecht gab es eine erste Organisation für Homosexuelle. Sogar Zeitschriften für Homosexuelle, wie „Die Freundschaft“ und „Die Freundin“, durften gegründet werden. Das Frauenbild änderte sich stark. Die Flapper, ein Begriff aus den USA, war die moderne Frau der 20er Jahre. Sie trug kürzere Röcke, schminkte sich und trank hochprozentigen Alkohol. Eine Bewegung, die bis heute ikonisch für Deutschland ist, begründete sich auch in den 20ern. Die FKK, die Frei-Körperkultur. Auch in anderen Teilen der Welt waren die 20er eine goldene Zeit. In den USA gab es die „Roaring Twenties“, in Italien die „Anni ruggenti“ und in Frankreich die „années folles“.
2020
Dass das Jahrzehnt nicht gut läuft, ist bekannt. Gerade im Internet machen sich zur Zeit viele über 2020 lustig. Aber dabei bieten die nächsten 10 Jahre auch viele Chancen. Zum Beispiel für den Kontinent Afrika. Viele Staaten südlich der Sahara haben die Möglichkeit auf ein Wirtschaftswunder. Die enorm junge Bevölkerung und der Ressourcenreichtum vieler Länder sind großartige Voraussetzungen. Dieselben Voraussetzungen, die schon Ländern in Asien zu Reichtum verholfen haben. Etwa Korea und Taiwan. Aber positive Veränderung muss, wie in den 1920ern, nicht nur wirtschaftlich sein. Vielleicht werden die 20er auch die Jahre des Kampfs gegen den Klimawandel. Donald Trump wird abgewählt und die Klimaziele des Pariser Abkommens werden eingehalten. Neue Solarstromtechnologien werden viel effektiver. So effektiv vielleicht, dass weltweit alle Dächer eine Anlage bekommen. Die Menschheit senkt zum ersten Mal seit Jahren wieder ihre Emissionen. Politisch gibt es auch viel zu erreichen. Die EU könnte, durch ein erfolgreiches Management in der Corona Krise, an Bedeutung gewinnen. Mit Hilfe der neuen Autorität wird dann eine humane Lösung für die Flüchtlingskrise gefunden. Für Demokratien besteht auch Hoffnung in Form des Internets. Im letzten Jahrzehnt haben wir die Gefahren des Internets kennengelernt. Diese Erfahrungen könnten wir nutzen lernen. Etwa um den Diskurs im Internet neu zu gestalten. Das Internet wird das, was es immer werden sollte. Ein Werkzeug, das die Menschheit näher zusammenbringt! Hier in Deutschland bieten die LGBTQ-Szene und die aufgenommen Geflüchteten ganz neue Perspektiven. Perspektiven, die die Kunst und unser Zusammenleben bereichern können. Es kann so werden. Warum denn nicht?
2120
Oryna
Jedes Menschenleben beginnt damit, dass sich Zellen im Körper teilen. Und im Laufe des Lebens teilen wir weiter. Wir teilen unser Pausenbrot und unser Zuhause. 2020 teilen wir sogar unsere Autos per App und unsere schönsten Momente in sozialen Medien. Für 2120 wünsche ich mir, dass immer mehr Menschen von gemeinsamem und fairem Teilen profitieren.
Ines
2120 leben wir in einer Weltgesellschaft. Es existieren globale Normen und Werte. Ausbeutung, Krieg, Privilegien und das Leben auf Kosten ärmerer Gesellschaften gibt es nicht mehr. Denn Sie können nicht mehr durch nationale Zugehörigkeiten gerechtfertigt werden.
6RāH
2120 gibt es 30 Prozent mehr Menschen. Aber die Menschen haben endlich verstanden: wir müssen gemeinsam mit der Natur leben. Dank neuer Technologien und cleverer Landwirtschaft haben alle genug zu Essen.
Juliana
Ein positives Menschenbild hat sich durchgesetzt. Die Menschen vertrauen einander. Aus Angst vor dem Fremden ist Neugier auf das Unbekannte geworden. Ressourcen werden gemeinschaftlich verwaltet und gerecht aufgeteilt. Nicht nur Menschen, auch Tiere und Umwelt genießen Grundrechte.
David
Man kann sich das bekannte Raumschiff Enterprise – eine Science Fiction Serie, die in der Zukunft spielt – als Vorbild nehmen. In der TV-Serie können die Menschen mit Raumschiffen durch das All fliegen. Sie lernen andere Lebewesen kennen und fremde Welten. Dadurch haben die Menschen einen anderen Blick auf die Erde. Sie erkennen, dass die Menschheit eine Familie ist. Und dass die Erde sehr wertvoll ist und man sie schützen muss.
Margaux
2120 sind die Ökosysteme nicht zerstört. Es kam nicht zu einer Welthungerkatastrophe. Es gab keinen dritten Weltkrieg. Und die Lebewesen dieser Erde sind nicht komplett ausgestorben. Ich hoffe, dass wir an uns arbeiten. Sodass wir in einer Welt leben, in der wir respektvoll miteinander und der Umwelt umgehen. Eine sichere Welt für die Generationen nach uns: ohne Rassismus, Benachteiligung, Krieg und vielleicht sogar mit InVitro-Fleisch ?!
Hast auch du einen Wunsch oder eine Vision von der Zukunft? Schreib sie uns und wir drucken sie vielleicht in der nächsten Ausgabe! Sende einfach eine Mail mit deinen Ideen an redaktion@arrivalaid.org mit dem Betreff „2120“.