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einfach besser verstehen

USA Wahl 2020 – ein neuer Anfang?

TEXT DAVID J. OFFENWANGER ILLUSTRATION MARION BLOMEYER

Am 03. November 2020 – in weniger als 100 Tagen – fällt eine große Entscheidung. An diesem Tag ist in den USA die Präsidentschaftswahl. Das heißt, die Bürger*innen der USA wählen ihren Präsidenten für die nächsten vier Jahre. Insgesamt kann man in den USA für höchstens 8 Jahre Präsident*in sein.

Der jetzige Präsident Donald Trump tritt gegen den Herausforderer Joe Biden an. Biden war schon einmal Vize-Präsident unter Barack Obama. Jetzt möchte er selber das höchste Amt im Land haben. Und seine Chancen stehen gut: In aktuellen Umfragen liegt Biden zwischen 8 bis 15 Prozent vor Donald Trump. Aber bis zur Wahl im November kann noch sehr viel passieren. Denn die Menschen in den USA sind sehr unterschiedlicher Meinung, was die aktuelle Regierung angeht. Es gibt viele Menschen, die Donald Trump sehr gut finden – egal, was er macht. Und es gibt sehr viele Menschen, für die Trump eine große Schande für das Amt und für das ganze Land ist. Sie können es kaum erwarten, den Präsidenten abzuwählen. Man sagt: Donald Trump spaltet das Land. Das bedeutet: Er versucht nicht verschiedene Meinungen zusammen zu bringen, ein Führer für alle Amerikaner*innen zu sein. Im Gegenteil: Er macht Politik für die Menschen, die ihn wahrscheinlich auch im November wählen werden. Viele Menschen in den USA sagen, Trump habe nur seine eigenen Interessen und seine Wiederwahl im Blick.

Wenn im November ein neuer amerikanischer Präsident gewählt wird, werden auch viele Menschen in anderen Ländern aufatmen. In den letzten 4 Jahren hat Trump auch die Weltgemeinschaft durcheinandergebracht. Viele Gewissheiten waren plötzlich weg. Viele Verträge zwischen den Staaten der Welt hat Trump platzen lassen. Zuletzt sind die USA aus der WHO (World Health Organisation) ausgetreten. Die WHO kümmert sich weltweit um die Gesundheit der Menschen. Sie gibt Empfehlungen und leistet in vielen Ländern medizinische Hilfe. Dass Trump gerade jetzt die Zusammenarbeit der USA mit der WHO kündigt, ist ein Problem: Auf der ganzen Welt geht das Corona-Virus um. Viele Experten sagen: Der amerikanische Präsident hat auch damit nur seine eigenen Interessen im Kopf. Und nicht das, was richtig oder wichtig wäre für die USA. Immer mehr Bürger*innen in den USA sind deshalb unzufrieden. Sie sagen: Das Krisen-Management des Weißen Hauses hat versagt. Bis zuletzt war Trump zum Beispiel gegen das Tragen von Gesichtsmasken. Dafür hat er viel Kritik erhalten. Denn in vielen US-Bundesstaaten steigen die Infektionen stark an – die USA haben mittlerweile die meisten Corona-Fälle auf der ganzen Welt.

Nun möchte also Joe Biden alles besser machen. Er möchte wieder enger mit den Ländern der Welt zusammenarbeiten. Er möchte die Amerikaner*innen wieder näher zusammenbringen. Er möchte den Rassismus in den USA bekämpfen. Und er will das Corona-Virus besiegen, das viele Amerikaner*innen das Leben kostet und die Wirtschaft schwächt. Einfach gesagt: Er möchte meistens das Gegenteil von dem machen, was Trump macht. Das ist für viele Amerikaner*innen erstmal gut genug, um ihre Stimme dem Herausforderer zu geben. Aber Joe Biden ist trotzdem für viele nicht der Traumkandidat. Er ist knapp 80 Jahre alt. Er wäre der älteste Präsident bisher. Und viele Menschen in den USA würden sich eine Frau als Präsidentin wünschen. Biden gibt selber von sich zu: Ich trete sehr oft in Fettnäpfchen. Biden wollte schon dreimal Präsident werden. Bisher wurde er nie gewählt. Warum hat Joe Biden jetzt gute Chancen die Wahl zu gewinnen? Man könnte fast denken: Es ist vielen Amerikanern*innen egal, wer neuer Präsident wird. Hauptsache es bleibt nicht Trump. Aber so einfach ist es nicht: Denn Biden ist vielen Amerikaner*innen bereits vertraut. Das bedeutet, sie kennen Joe Biden. Er ist schon seit den 1970er Jahren in der Politik. Er hat viele Schicksalsschläge in seinem Leben erlebt. Er hat nie aufgegeben, hat immer weiter gemacht. Sie denken: Er ist ein ehrlicher Mensch, einer von uns. Viele Amerikaner*innen wünschen sich wieder eine “gute alte Zeit” zurück. Eine Zeit, in der die USA noch nicht so kaputt waren wie seit der Präsidentschaft Trumps. Joe Biden könnte bei der Wahl im November von dieser Sehnsucht profitieren.

Was erhofft sich der Rest der Welt von einem neuen Präsidenten? In den meisten Ländern war Donald Trump von Anfang an nicht sehr beliebt. Als er Präsident geworden ist, konnten das die meisten nicht glauben. Viele hielten es für einen schlechten Scherz. Dann für einen bösen Traum, der hoffentlich bald vorbeigeht. Am besten, ohne dass die internationalen Beziehungen zu sehr darunter leiden. Jetzt hoffen viele Politiker*innen auf der Welt, dass nach Donald Trump vieles wieder “normal” wird. Und normal bedeutet in der Politik: berechenbar. D.h. zum Beispiel, dass der US-Präsident die Welt nicht mit wichtigen Entscheidungen auf der Social Media Plattform Twitter überrascht (siehe Ausgabe 06/2020 “LEBEN”). Ein neuer Präsident Biden wird sich wahrscheinlich an alte Bündnisse erinnern. Er wird hoffentlich wieder mehr gemeinsam mit anderen Ländern zusammenarbeiten. Und die USA vielleicht wieder mehr zu dem Land machen, für das es die Amerikaner*innen selbst halten: The land of the free and the home of the brave – das Land der Freien und die Heimat der Tapferen.

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