Willi Baumeister - Schöpfer aus dem Unbekannten

Page 61

1933 – 1945  Innere Emigration

Baumeister konnte 1934 an der Ausstellung Neue deutsche Malerei in Zürich teilnehmen, wo auch Arbeiten von Hölzel, Schlemmer, Jawlensky, Campendonck, Kirchner, Heckel und Marc gezeigt wurden. 109 Im gleichen Jahr notierte er in sein Tagebuch den Besuch Hilla von Rebays. Sie war selbst Künstlerin sowie Beraterin von Solomon R. Guggenheim bei den Ankäufen für seine Kunstsammlung. Der englische Kunstkritiker Herbert Read hatte sie gebeten Baumeister aufzusuchen. Später, nach dem Ende des Nazi-Regimes, förderte sie die von Baumeister mitbegründete Gruppe gegenstandsloser Maler ZEN 49. Im Herbst 1934 erschien die kleine Monografie Willi Baumeister, die der spanische Maler und Kunstkritiker Eduardo Westerdahl verfasst hatte, in den Ediciones Gaceta de Arte auf Teneriffa. Danach schrieb er noch weitere Aufsätze, für die ihn Baumeister brieflich mit Informationen versorgte.110 Westerdahl arbeitete auch mit André Breton, Paul Éluard, Le Corbusier, Herbert Read, Gertrude Stein und Tristan Zara zusammen und gründete 1953 in Puerto de la Cruz auf Teneriffa ein Museum für zeitgenössische Kunst. Weitere Ausstellungen im Ausland boten Baumeister noch bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges die Möglichkeit, sein Werk der Öffentlichkeit zu zeigen und Kontakte mit Künstlern im Ausland zu pflegen. 1935 hatte er eine Einzelausstellung in der damals einzigen bedeutenden Avantgarde-Galerie Italiens, der Galleria il Milione in Mailand. Er reiste zusammen mit seiner Frau hin und lernte dort den italienischen Maler Carlo Carrà kennen. Der Katalog enthielt unter anderem Artikel von Le Corbusier, Wassily Kandinsky und Herbert Read. 111 Die Schau wurde zu einem beachtlichen Erfolg und anschließend in Rom in der Casa d’Arte Bragaglia gezeigt. Für die Ausstellung in Rom schrieb Carrà den Katalogtext und einen Artikel für die Zeitung L’Ambrosiano. 112

Monografie Willi Baumeister von Eduardo Westerdahl , Teneriffa, 1934

Galleria il Milione Mailand, 1935

Casa d’Arte Bragaglia Rom, 1935

1936 begann Baumeister mit den Serien der Masken, Figur malerisch und Formen . Diese Gruppen zeigen amorphe Formen aus Flächen und dünnen Linien. Von 1937 bis 1938 schuf er die ungegenständlichen Ideogramme und Zeichen, die aus tektonischen, in der Waagerechten schwebenden Formen bestehen. Diese Serie ist von der ostasiatischen Kunst inspiriert. Einige der Werke tragen den Titel Tori, was eine sprachliche Anspielung auf die Torij ist, japanischen Eingangstoren zu Garten- und Tempelanlagen. Von Januar bis Februar 1937 nahm Baumeister an der Konstruktivisten-­ Ausstellung in Basel teil, bei der neben anderen auch Werke von Arp, Lissitzky, van Doesburg und Mondrian gezeigt wurden. Baumeister, Klee und Kandinsky stellten in einem gemeinsamen Raum je drei Bilder aus. 113 Die Werke Mondrians beeindruckten Baumeister am stärksten. 114 Im Juli des gleichen Jahres konnte er noch einmal einer Einladung von Hélène de Mandrot nach Château La Sarraz bei Lausanne folgen. Sein Freund Oskar Schlemmer und Friedrich Vordemberge-Gildewart waren auch unter den Gästen. 115 Im selben Jahr fand die Ausstellung Origines et Développement de L’Art International Indépendant im Musée du Jeu de Paume in Paris statt, die von Zervos und Kandinsky organisiert wurde.116 63

Ideogramme und Zeichen 1937 – 1938 ➝ Tori, S. 62


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.