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Anzeiger Luzern â Dienstag, 22. MĂ€rz 2022
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SP reicht Postulat ein
Beratungsstelle fĂŒr PĂ€dophilie
Kurzmeldungen SozialpÀdagogische Schule Formidabel mit neuem Standort in Luzern
Die SP fordert den Regierungsrat auf, den Aufbau einer PrĂ€ventionsstelle im Kanton Luzern fĂŒr Personen mit pĂ€dophilen Neigungen zu prĂŒfen. Diese soll Betroffene im Umgang mit PĂ€dophilie unterstĂŒtzen.
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Ă€dophile Neigungen sind nicht selten. Man schĂ€tzt, dass etwa ein Prozent der MĂ€nner in der Schweiz sich zu Kindern hingezogen fĂŒhlt. Das sind Hochrechnungen aufgrund von Studien. Mit anderen Worten: Die Störung tritt etwa gleich hĂ€ufig auf wie Schizophrenie. «Wenn wir diese Zahl zugrunde legen, können wir davon ausgehen, dass es im Kanton Luzern mehrere hundert Betroffene gibt», so Björn Kampmann, leitender Arzt Forensischer Dienst Luzerner Psychiatrie. Rund ein Drittel der betroffenen Personen wird auch straffĂ€llig â sei es, indem sie Kinderpornografie konsumieren oder ein Kind sexuell misshandeln. Die anderen zwei Drittel leben ihre sexuelle Ausrichtung nicht aus. Um dies beizubehalten, will der Bund PrĂ€ventionsangebote fĂŒr PĂ€dophile subventionieren. So sollen Menschen, die sich von Kindern angezogen fĂŒhlen, gar nicht erst straffĂ€llig werden und lernen, mit der sexuellen Neigung umzugehen. Als erster Kanton der Schweiz lancierte ZĂŒrich im Sommer 2021 ein umfassendes und kostenloses Beratungsangebot. Mit Erfolg: Seit der GrĂŒndung meldete sich bei der ZĂŒrcher Fachstelle (PrĂ€ventionsstelle PĂ€dosexualitĂ€t) wöchentlich durchschnittlich eine mĂ€nnliche Person fĂŒr eine Beratung, insgesamt 35 bis Ende 2021. Die Zahlen liegen ĂŒber den Erwartungen und zeigen die Notwendigkeit eines solchen Angebots. Nun hat die SP-KantonsrĂ€tin Melanie Setz-Isenegger ein Postulat eingereicht, in dem der Regierungsrat beauftragt wird, den Aufbau einer eigenen PrĂ€ventionsstelle PĂ€dosexualitĂ€t im Kanton Luzern zu prĂŒfen. «Wenn dank einem stĂ€rkeren Bewusstsein und durch PrĂ€vention auch nur eine Misshandlung weniger geschieht, ist das meiner Meinung nach schon ein Gewinn», so Setz-Isenegger. Vor allem in der Deutschschweiz und im Tessin fehle es an spezialisierten Beratungs- und Therapie-
(PD) An prominenter Lage an der Obergrundstrasse 13 in Luzern erhĂ€lt die SozialpĂ€dagogische Schule Formidabel einen neuen, zentralen Standort. Zwei Klassen der Tagessonderschule werden neu dort unterrichtet. Das Angebot richtet sich an SchĂŒler:innen mit einer Verhaltensschwierigkeit. In der Tagessonderschule werden sie bedarfsgerecht betreut mit dem Ziel einer Reintegration in die Regelschule. Die SozialpĂ€dagogische Schule Formidabel erfĂŒllt ihren Leistungsauftrag an insgesamt sechs Standorten im Kanton: Malters, EmmenbrĂŒcke, Luzern (neu), Brunau, Schachen und RĂŒmlig Schachen. Als private Sonderschule widmet sie sich ganz der gezielten Förderung von Kindern und Jugendlichen mit einer Behinderung im Bereich Verhalten und sozioemotionale Entwicklung. Bei rund zwei Dritteln der Personen mit einer pĂ€dophilen Neigung kommt es nicht zu einer Straftat â dabei soll es bleiben. Bild: Susanne Dittrich möglichkeiten fĂŒr Menschen mit sexuellen Interessen: «Das Vorenthalten von UnterstĂŒtzungsangeboten fĂŒr Personen mit sexuellem Interesse an Kindern ist ein indirekter Risikofaktor zum Begehen von sexuellen Handlungen mit Kindern.»
Anbindung an Luzerner Psychiatrie
Als mögliche Beratungsstelle ist eine grössere Institution wie etwa die Luzerner Psychiatrie geeignet, da diese Arbeit sehr anspruchsvoll ist und viel Verantwortung mit sich bringt. Die Luzerner Psychiatrie schĂ€tzt den Nutzen einer PrĂ€ventionsstelle fĂŒr Menschen mit einer pĂ€dophilen Neigung hoch ein: «Aus Erfahrung bei anderen Institutionen ist fĂŒr eine erfolgreiche Umsetzung entscheidend, dass es sich um ein
kostenloses und durch die Schweigepflicht geschĂŒtztes und dadurch niederschwelliges Behandlungsangebot fĂŒr die betroffenen Menschen handelt», so Kampmann. Der Aufbau einer PrĂ€ventionsstelle wĂ€re fĂŒr die Luzerner Psychiatrie bei entsprechendem kantonalem Auftrag gut umsetzbar. Seit 2021 besteht eine enge Kooperation zwischen der Luzerner Psychiatrie und der Klinik fĂŒr forensische Psychiatrie der Psychiatrischen UniversitĂ€tsklinik ZĂŒrich. Die Zusammenarbeit könne auch fĂŒr den Aufbau einer solchen PrĂ€ventionsstelle dienlich sein, erklĂ€rt Kampmann. Ausserdem wurden die Mitarbeitenden des Forensischen Dienstes der Luzerner Psychiatrie bereits in Deutschland in der Behandlung von Menschen mit pĂ€dosexueller Neigung geschult.
Projekt «Kein TÀter werden»
Weiter verlangt das Postulat der SP vom Kanton, einen Anschluss an das Koordinationsnetzwerk «Kein TĂ€ter werden» zu prĂŒfen. Das Projekt ist seit mehreren Jahren in Deutschland etabliert. 2016 verlangten Natalie Rickli (SVP) und Daniel Jositsch (SP) vom Bundesrat, abzuklĂ€ren, ob sich mittels PrĂ€vention pĂ€dophile Ăbergriffe verhindern lassen könnten. In der Folge kam der Bundesrat zum Schluss, dass er den kantonalen Gesundheitsbehörden empfahl, Beratungs- und Behandlungsangebote fĂŒr Menschen mit pĂ€dophiler Neigung aufzubauen. Betroffenen und ihrem Umfeld ist zu empfehlen, sich die erste Hilfe unter kein-taeterwerden.ch zu holen. Elma Softic
B-Sides-Festival auf dem Sonnenberg gibt das Programm bekannt (PD) Nach zwei abgesagten Ausgaben kehrt das B-Sides-Festival von 16. bis 18. Juni auf den Sonnenberg zurĂŒck. Das Programm beinhaltet ĂŒber 40 Konzerte, ein umfassendes Familienprogramm sowie drei Warm-up-Veranstaltungen und hat eine grosse DiversitĂ€t. Das B-Sides-Programm 2022 ist das Erste der neuen Booking-Verantwortlichen Dominika Jarotta und Jennifer Jans. Zwei Drittel der eingeladenen Bands und Musiker:innen kommen aus der Schweiz, ein Drittel reist aus dem Ausland an. Aus der Luzerner Musikszene figurieren unter anderem Luce, Pet Owner, Remo Helfenstein, Blind Boy De Vita und Elischa Heller im Line-up.
Informationsabend fĂŒr Freiwilligenarbeit
Stadtrat verschiebt Kreditantrag fĂŒr die Inseli-Projektierung nach Kritik
Die Stadt Luzern sucht Personen, welche Einwohner:innen unterstĂŒtzen oder begleiten. Dazu findet am 29. MĂ€rz im Stadthaus ein Informationsabend statt.
Aufgrund der Interpellation «Wortbruch des Stadtrates beim Inseli» und einer lancierten Initiative schiebt der Stadtrat seine PlÀne auf.
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eit Jahren engagieren sich Personen aus der Stadt freiwillig fĂŒr die Gemeinde. Mit einem solchen Engagement leisten Freiwillige einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag und machen zudem wertvolle persönliche Erfahrungen. «Aktuell sind es rund 190 Privatpersonen, welche eine Beistandschaft fĂŒhren», sagt Regina Wildi, Leiterin Fachstelle Private Beistandspersonen der Stadt Luzern. Es wird unterschieden zwischen Beistandspersonen aus dem sozialen Umfeld, welche im familiĂ€ren Umfeld eine Beistandschaft ĂŒbernehmen, und rekrutierten Beistandspersonen, welche fĂŒr «fremde» Personen eine Beistandschaft fĂŒhren. Falls keine Person aus dem familiĂ€ren Umfeld eingesetzt werden kann, prĂŒft die Fachstelle, ob eine rekrutierte Beistandsperson das Mandat ĂŒbernehmen könnte. «Bei den rekrutierten BeistĂ€nden ist etwa die HĂ€lfte im Rentenalter. Es gibt aber auch viele jĂŒngere Personen, welche Ressourcen haben, eine Beistandschaft zu fĂŒhren. Viele möchten damit der Gesellschaft etwas zurĂŒckgeben», erklĂ€rt Regina Wildi. Ein RĂŒcktritt nach einem langjĂ€hrigen Engagement sei aber trotzdem verstĂ€nd-
lich. Deshalb sucht die Stadt Luzern nun wieder Personen, welche Einwohner:innen unterstĂŒtzen oder begleiten. Mögliche Einsatzgebiete können sein: Hilfe beim Lesen und Schreiben, beim AusfĂŒllen der SteuererklĂ€rung, bei der Suche nach einer Mietwohnung oder als private Beistandsperson. Eine Beistandsperson kĂŒmmert sich oft nebst dem Administrativen und Finanziellen auch um Bereiche wie Wohnen, Tagesstruktur, Gesundheit und Soziales. «Die TĂ€tigkeiten sind sehr vielseitig und spannend», verspricht Wildi. Geeignete Voraussetzungen sind gute Sozial- und Selbstkompetenz, Lebenserfahrung und gute Allgemeinbildung. «Auch Toleranz und Empathie gehören dazu. Weiter sind organisatorische und administrative FĂ€higkeiten notwendig sowie Kenntnisse der Buchhaltung und gute KommunikationsfĂ€higkeiten», fĂŒhrt die Fachstellenleiterin weiter aus. Die privaten Beistandspersonen besuchen einen zweiteiligen EinfĂŒhrungskurs und werden laufend unterstĂŒtzt durch die Fachstelle.
Informationsabend am 29. MĂ€rz
FĂŒr diese Freiwilligenarbeit findet am Dienstag, 29. MĂ€rz, im Stadthaus ein Informationsabend statt. Von 17.30 bis 19 Uhr werden Interessierte ĂŒber die Möglichkeit, sich freiwillig zu engagieren, informiert und beraten. Der Anlass findet im Sitzungszimmer «GĂŒtsch», Eingang Rektorat Volksschule, Winkelriedstrasse 12a, statt. Anmeldung an Regina Wildi, Telefon 041 208 73 54 oder regina.wildi@stadtluzern. ch. Die Stadt macht darauf aufmerksam, dass sich dieser Informationsanlass nicht an Personen richtet, die FlĂŒchtlingen aus der Ukraine helfen möchten. PD
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ie Diskussion im Grossen Stadtrat zur dringlichen Interpellation «Wortbruch des Stadtrates beim Inseli» sowie die lancierte Volksinitiative «Die MÀÀs muss auf dem Inseli bleiben!» haben den Stadtrat veranlasst, einen neuen Terminplan zu erstellen. Der Stadtrat wird den Kredit fĂŒr die Projektierung des Inselis nicht wie angekĂŒndigt im Juni 2022, sondern erst Anfang 2023 beim Grossen Stadtrat beantragen. Dies eröffne die Möglichkeit, in der Zwischenzeit in zwei separaten Projekten Standorte fĂŒr die MÀÀs und fĂŒr die weiterhin benötigten Haltekanten fĂŒr Reisecars zu suchen sowie eine Haltung zur Volksinitiative zu entwickeln, schreibt der Stadtrat in einer Mitteilung. Im September 2017 wurde die Initiative «Lebendiges Inseli statt Blechlawine» von der Stadtluzerner Stimmbevölkerung mit 51,6 Prozent angenommen. Sie verlangt eine Aufhebung des Carparkplatzes zugunsten einer Erweiterung der GrĂŒnflĂ€che. Die Vorbereitungsarbeiten zum geplanten Projektwettbewerb haben gezeigt, dass die Initiative nicht umgesetzt werden kann, wenn die LozĂ€rner MÀÀs, wie im Vorfeld der Abstimmung vom Stadtrat versprochen, in ihrer bisherigen Form beibehalten wird.
Eine Machbarkeitsstudie zeigt, dass es keine Lösung gibt, die die Akzeptanz aller Beteiligten geniesst. Der Stadtrat hat die Chancen und die Risiken der drei Varianten abgewogen und sich auch im Hinblick auf die Realisierung des Durchgangsbahnhofs Luzern fĂŒr die Variante «GrĂŒnes Inseli» entschieden. Der Entscheid des Stadtrats hat wie erwartet diverse Reaktionen ausgelöst. Unter anderem wurde am 17. Februar im Grossen Stadtrat die dringliche Interpellation «Wortbruch des Stadtrates beim Inseli» diskutiert. Am 21. Februar wurde zudem die Volksinitiative «Die MÀÀs muss auf dem Inseli bleiben!» angekĂŒndigt. Vor diesem Hintergrund hat der Stadtrat einen neuen Terminplan erarbeitet.
Kritik eines Quartiervereins
Die Co-Leitung des Quartiervereins Hirschmatt-Neustadt sieht auf das Inseli dasselbe Schicksal wie auf die Bahnhofstrasse zukommen: «Auch zehn Jahre nach Annahme der Initiative wird diese wohl noch nicht umgesetzt sein. StÀdtebaulich relevante und vom Volk angenommene Initiativen scheinen es schwer zu haben bei der Luzerner Stadtverwaltung», schreiben Markus Schulthess und Markus Schmid, Co-PrÀsidenten Quartierverein HirschmattNeustadt, in einer Mitteilung. Schon vor der Machbarkeitsstudie war klar, dass wÀhrend der Bauzeit des Durchgangsbahnhofs von mindestens zehn Jahren keine MÀÀs auf dem Inseli stattfinden kann», sagt Schulthess. Der Quartierverein Hirschmatt-Neustadt hatte deshalb bei der Stadt Luzern angeregt, anstelle einer Machbarkeitsstudie einen neuen Standort der MÀÀs in Zusammenarbeit mit den MÀÀs-Betreibern und der IG Herbstmesse und MÀrkte zu
finden. «Leider wurde unsere Anregung nicht aufgenommen, und in der Folge verzichteten wir auf die weitere Teilnahme an den Workshops der Machbarkeitsstudie.»
Eröffnung frĂŒhestens 2028
Ziel ist, 2023 ein Wettbewerbsverfahren fĂŒr die Neugestaltung des Inselis zu starten. Danach folgen zwischen 2024 und 2027 das Vorprojekt und das Bau- und Auflageprojekt. Ab 2027 soll das Inseli neu gestaltet werden. Die Inbetriebnahme ist mit dem neuen Terminplan frĂŒhestens ab 2028 möglich. «Da sich die Umgestaltung des Inselis weiter nach hinten verschiebt, erwarten wir vom Stadtrat nun Massnahmen, um eine attraktive Zwischennutzung des Carparkplatzes voranzutreiben und umzusetzen», sagt Schulthess. «Die Luzerner Bevölkerung hat sich am 24. September 2017 fĂŒr die neue Nutzung des Inselis entschieden und möchte nicht noch weitere sechs Jahre warten.» PD
Der Quartierverein Hirschmatt-Neustadt erwartet Massnahmen. Bild: PD