Anzeiger Luzern 44 / 07.11.2018

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Anzeiger Luzern – Mittwoch, 7. November 2018

Leute

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Neue Sphären wegen des Klimas Nachgefragt bei Ivan Barbic, Vorsteher der Jury und Einkäufer Wein bei der Bataillard AG in Rothenburg.

Mit dem «Rosenau 2017»-Sieger in der Kategorie Süsswein: Ursula und Toni Ottiger aus Kastanienbaum.

Jakob Lütholf, Luzerner Bauernverband (links), mit Lukas Gresch, Staatsschreiber und Jurymitglied.

Walter Gut, Rektor BBZ Natur und Ernährung (links), und Thomas Meyer, Abteilungsleiter Landwirtschaft beim Kanton.

EVENT DER WOCHE: Erste Weinprämierung des Kantons Luzern

Luzerner Tropfen überzeugen Zu den bekanntesten gehören die Luzerner Weine noch nicht. Das soll aber nichts heissen: Die Luzerner Winzer überzeugten die dreizehnköpfige Jury bei der ersten kantonalen Weinprämierung mit Vielseitigkeit und Qualität. Bilder: Marcel Habegger

Benno Schwager (rechts) des Bio-Weinguts Sittenrain, Meggen, gewann in der Kategorie Weisswein sortenrein, auf dem Bild mit On Lohri.

Die Betriebsübernahme der Jugend ist eingeleitet: Kurt und Verena Huwiler mit ihrer Tochter Priscilla und deren Mann Noel.

Paul Amrein aus Kriens tritt normalerweise mit Tochter Iris auf, bei der Prämierung sorgte er mit dem Akkordeon allein für die Unterhaltung.

Der Initiant der Weinprämierung des Kantons: Regierungspräsident Robert Küng mit dem Master of Wine Ivan Barbic.

An ihrem ersten Wettbewerb gleich zweifach nominiert: Inhaberin Cornelia Sticher und Alois Aebischer von Raetlisbacher Weine, Ebikon.

Viele Leute werden sich Ihren Beruf sehr schön vorstellen … Wein probieren, einkaufen … ist es so ein Traumjob, wie es den Anschein macht? Nun, es hat sehr angenehme Seiten, wie wenn man zum alljährlich auf einem der Bordeaux-Grands-Cru-Chateaux stattfindenden Fête de la fleur eingeladen wird und dieses auf Château Mouton-Rothschild stattfindet und auch weniger angenehme Aufgaben, wie wenn man an einem Dezembermorgen bei knapp über null Grad direkt ab den Aussentanks mit klammen Fingern einfachen Côtes du Rhône degustiert. Hat sich dieses Business ähnlich verändert wie viele andere in den letzten Jahren, oder wurden die Herausforderungen noch grösser? Das Weingeschäft ist je nach Land und Region schwierig geworden. In den weinproduzierenden Ländern – dazu gehört auch die Schweiz – sieht man sich seit mittlerweile Jahrzehnten sinkendem Weinkonsum gegenübergestellt. In den skandinavischen Ländern und insbesondere in Nordamerika ist der Weinverkauf steigend, in China, einem riesigen Zukunftsmarkt, sogar im Boom begriffen. Die Klimaerwärmung zahlt sich zumindest für die Luzerner Weinbauern aus. Bedeutet das, die Schweiz ersetzt bald die bekannten südlichen Weinregionen? Von Ersetzen kann noch keine Rede sein, aber gewisse Weintypen wie vollmundige, intensiv fruchtige und im Holzfass ausgebaute Rotweine, wie wir einige davon an der Prämierung degustieren und bewerten durften, hat es vor zwanzig Jahren aus Deutschschweizer Produktion noch nicht gegeben. Die Schweizer Weine können also in einer Kategorie mitspielen, welche früher unerreichbar schien.

Die Rebbaugenossenschaft Sonnenberg Kriens mit den Einwohnerräten Michèle Binggeli und Patrick Koch und der Genossenschafts-Vizepräsidentin Jolanda Imhof (von links).

Wurde 2011 vom Gärtner zum Winzer: Rafael Schacher aus Hochdorf mit Marina Guldimann.

Ivan Barbic, Sie sind Master of Wine, wie kommt man zu diesem Berufstitel? Indem man sich vorwiegend im Selbststudium auf die alljährlich in Sydney, London und San Francisco stattfindende Prüfung des Instiute of Masters of Wine vorbereitet, die aus einem praktischen und einem theoretischen Prüfungsteil besteht sowie aus einer Abschlussarbeit.

Ist von der Luzerner Weinvielseitigkeit und Qualität beeindruckt: Ivan Barbic, Master of Wine.

Der «Trienger Türstetrunk 2015», ein im Barrique ausgebauter Rotwein von Hans Barmet in Triengen ist Wein des Jahres 2018.

«Frauen gehören in jede Weinjury», sagt Rebbauverantwortlicher Beat Felder Stellten ihre Lokalität zur Verfügung: Daniel Schlegel, Stiftung Maskenliebzu Jurymitglied und Kantonsratspräsidentin Hildegard Meier-Schöpfer. haber (l.), und Karl Sigrist, Winzer und Mitglied Maskenliebhaber.

Was macht einen guten Weinbauer aus? Die richtige Weinberglage entscheidet schon viel, was die Weinqualität angeht. Das heisst aber heute nicht unbedingt, es müsse eine nach Süden gerichtete Steillage mit möglichst viel Sonne sein. Gerade in den südlichen Weinbauländern versucht man die Reifung der Trauben hinauszuzögern, um eine optimale Weinqualität zu bekommen. Wichtig ist auch, in welchem Weinbaugebiet die Reben angebaut werden. Weine aus berühmten Anbaugebieten haben es auf nationalen wie internationalen Märkten leichter, zu einem für den Winzer anständigen Preis vermarktet zu werden. Was ist der meist gehörte Irrtum? Je mehr Sonne, desto besser die Trauben und der Wein. Bereits bekannte Namen haben bei Wettbewerben oft Vorteil. Wie stellten Sie sicher, dass dies bei Ihnen nicht so ist? Die Personen, welche die Weine bei der Prämierung bewertet haben, wussten nicht, was für ein Wein verkostet wird. Es war eine sogenannte Blindverkostung. Nur diejenigen, welche die Weine ausgeschenkt haben, wussten Bescheid. Bei den Luzerner Weinen wusste die dreizehnköpfige Jury lediglich, welcher Kategorie ein Wein angehörte. Marcel Habegger


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