Anzeiger Luzern 25 / 22.06.2016

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ANZEIGER-LUZERN.ch – Nr. 25 Mittwoch, 22. Juni 2016

Letzte

Luzerner in ihrer neuen Heimat

Kindheitstraum in Belgien verwirklicht Die Meggerin Felicia Wettstein brach 2011 auf zu neuen Ufern und zog zu ihrem belgischen Lebenspartner nach Brüssel. Nach anfänglichen Hürden bot sich der Schweizerin die Möglichkeit, ihren Kindheitstraum zu verwirklichen.

I

ch habe mir das Auto meines Vaters ausgeliehen, das Wichtigste eingepackt und bin losgefahren», erinnert sich Felicia Wettstein an ihre Auswanderung. Ganz so simpel, wie es klingt, war es allerdings nicht: «Ich habe mein Leben total umgekrempelt», erzählt die heute 33-jährige Ausland-Luzernerin. Bis 2009 führte Felicia Wettstein ein, so kann man sagen, typisch schweizerisches Leben: aufgewachsen in Meggen, solider Abschluss der Pädagogischen Hochschule Luzern, verankert in der Berufswelt als Kindergarten- und Unterstufenlehrperson in Küsnacht ZH. Doch es waren schliesslich Amors Pfeile, welche die damals 26-jährige auf das Abenteuer ihres Lebens schickten. Während eines Kanu-Urlaubes auf den Seen von Värmland in Schweden, lernte Sie den Belgier Didier kennen und lieben. Fortan besuchte sich das junge Liebesglück abwechslungsweise im Zweiwochentakt in Brüssel oder der Schweiz.

Zwei Jahre Fernbeziehung reichten

Mit einer Autoladung fuhr Felicia Wettstein im August 2011 nach Belgien. Geplant waren einige Monate in der belgischen Hauptstadt zu leben – wie sich später herausstellen sollte, wurden aus wenigen Monaten einige Jahre. «Die Auswanderung war sehr einfach», so Wettstein. «Schwieriger wurde es dann aber bei der Einschreibung auf der Gemeinde.» Unverheiratet, ohne Job oder Familienangehörige ist es in Belgien nahezu unmöglich, eine Aufenthaltsbewilligung zu erhalten. So strich die Auswanderin während der ersten sechs Monaten Sandwiches im griechischen Take-away eines Bekannten, um den Grundstein einer Zukunft in Belgien zu legen. «Klar habe ich auch gezweifelt – besonders zu Beginn», so Wettstein rückblickend. «Wenn man behütet in Meggen

Aussicht vom Torbogen auf den Parc du Cinquantenaire in Brüssel.

PD

aufwächst und sich Schweizer Standards gewohnt ist, braucht es zu Beginn grosse Flexibilität. Das erste Jahr war hart. Ich fühlte mich wie Heidi in der Grossstadt», so die naturliebende Schweizerin.

Ein Traum wird wahr

Felicia Wettstein in ihrem Goldschmiedeatelier.

PD

Die Art, wie man willkommen geheissen und integriert wird, sei unter anderem das Schönste am Leben im nördlichen Staat, wo Moules-frites als Nationalgericht gilt. Nachdem das Französisch mittels Abendkursen aufgefrischt, Grundkurse in Flämisch besucht und die Behördengänge erledigt waren, stand einem Neuanfang nichts mehr im Wege. Felicia Wettstein verwirklichte ihren Kindheitstraum und begann eine Zweitlehre als Goldschmiedin. Der Beruf gehört zu den ältesten Metallhandwerken und erfordert handwerkliches Geschick, künstlerische Fähigkeiten, Fantasie und Geduld. «Besonders mein Partner und meine Eltern haben mich in allem unterstützt, was ich gemacht habe», so Wettstein dankbar. Mittlerweile selbstständig, hat Wettstein bereits die erste Kollektion veröffentlicht. Ein blau-grüner Turmalin-Stein, dessen Farben an den Vierwaldstättersee erinner-

ten, bot Inspiration für die Erstkollektion namens «Lucerne»: Fingerring, Anhänger, Armband und Ohrringe in Gelbgold und mit Diamanten besetzt.

Im Herzen noch Luzernerin

Als Mitglied des Chambre de Commerce Suisse sowie der Union Suisse de Bruxelles pflegt Wettstein engen Kontakt zu ihresgleichen. Solche Netzwerke zu anderen «Heimweh-Schweizern» bieten nicht nur gemeinsame 1.-August-Feiern mit Raclette und Alphornklängen, sondern besonders die Möglichkeit, ihr Business als selbstständige Goldschmiedin zu promoten. «Familie, Freunde und den See vermisse ich natürlich schon», so die junge Auswanderin. Normalerweise fliegt Felicia Wettstein einmal im Monat zurück in die Heimat. Auf Heimatbesuch war sie auch, als Brüssel Ziel perfider Terroranschläge wurde. Am Morgen des 22. März 2016 sprengten sich zwei Terroristen am Flughafen Brüssel-Zaventem und ein weiterer in der Brüsseler Innenstadt im U-Bahnhof Maalbeek in die Luft. Die U-Bahn-Station ist rund einen Kilometer von Wettsteins Wohnort entfernt. «Ich musste mich gleich

hinsetzen, als mich mein Partner informierte. Zum Glück waren all unsere Bekannten in Sicherheit», so Wettstein. Die Belgier liessen sich jedoch nicht unterkriegen und der «Alltag» sei in der Bevölkerung glücklicherweise wieder eingekehrt. «Nebst erfolgreicher Tätigkeit als Goldschmiedin wünsche ich mir weiterhin viele bereichernde Kontakte, und dass alles so weiterläuft, wie es aktuell ist», sagt Wettstein zufrieden. Mit dem im August anstehenden Umzug aufs Land geht für die Meggerin ein weiterer Traum in Erfüllung. Das anstehende Leben in der Natur, mit Aussicht auf Felder und Hügel, wird die Erinnerung an die alte Heimat am Vierwaldstättersee bestimmt nicht verblassen lassen. Thomas Odermatt Luzerner in ihrer neuen Heimat Der «Anzeiger» berichtet jeden Monat über Luzerner, die im Ausland eine neue Heimat gefunden haben. Kennen auch Sie jemanden? Schreiben Sie uns: redaktion@anzeiger-luzern.ch

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