Fight Back 04 - Antifa-Recherche Berlin / Brandenburg - 2009

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fight.back Nr.4 - 2009

Reihe oben: Axel Kopelke (r.) und links daneben Uwe Meusel

Todesanzeige von Frank Meusel „Seine Ehre hieß Treue“ im Ku-Klux-Klan nahen Fanzine United Skins

Uwe Meusel

Mediatex-Anwalt: Roman Petereins

ke verließ 2007 im Streit Deutschland in Richtung Schweiz und gründete dort eine Comdesign Textile AG. Meusel baute sich hingegen seine Villa in der Küchenmeisterallee auf dem Gelände des ehemaligen Ferienheimes Krimnickidyll im Wert von über einer Mio Euro aus. Auch Kopelke kaufte sich und seiner Familie einen ehemaligen Kindergarten in der Hochstraße in Zernsdorf. Das Thor Steinar-Imperium hat sich trotz interner Streitigkeiten und Neonaziverbindungen im Landkreis etabliert und klagt jede Kritik u.a. mit Hilfe mit zum Teil einschlägig bekannter Anwälte wie Roman Petereins, Markus Roscher (u.a. Gothia Burschenschafter und Bund Freier Bürger, Berlin) und Sascha Jung (u.a. Burschenschaft Danubia, Autor der Jungen Freiheit) nieder. Kopelke und Meusel hatten sich schnell als anständige Bürger der Stadt KWinszeniert, die jährlich bis zu 50.000 Euro Steuern zahlen und ja auch „Behinderte“ beschäftigen. Als leise Kritik an Meusels Villenbau laut wurde, erklärte er der Presse er vermisse die Anerkennung der Stadt, die seiner Firma zuletzt eine Gewerbesteuereinnahme von 65 000 Euro verdanke und er könne auch umziehen. Zu den honorigen Thor Steinar-Geschäftspartnern zählten nach Beobachtungen von Antifas vor Ort lokale Größen wie Thomas Bredow (Volvo Händler in KW), die Brüder Dussler (Auto-Dussler im A10 Center) und der lokale Radiosender. Der Vermieter des ersten Ladengeschäftes Explosiv in KW war die Berliner Volksbank KW, die auch das Wohnhaus von Kopelke in Zernsdorf finanzierte und die Konten für u.a. Erik and Sons stellt. Rainer Schmidt ist offenbar im Opel Haus Zeesen AMZ als Teileservice-Leiter beschäftigt. Opel ist zufällig der Vermieter der Räume und Hofflächen, wo Meusel seine Fabrikstelle für TS Kleidung hat und unterhält Geschäftskonten bei der Volksbank in KW. Ein Herr Schmidt war zu der Zeit, als Meusel und Kopelke ihre Geschäftstätigkeiten und Käufe tätigten, Chef des gewerblichen Kreditwesens in der Volksbank in KW. Neue Ableger Udo Siegmund vertreibt mittlerweile über die Landskamp Textilunion bzw. Tex.Sell im KWer Fürstenwalder Weg die Neonazi-Marke Erik and Sons. Inhaber der Tex-Sell ist Siegmund (Wildau) selbst. Deren Produktionsstätte soll im Oberlausitzer Bergland, in der Nähe von Bautzen, entstehen. Hierzu sollen durch die Firma Tex-Sell Teile einer stillgelegten Betriebshalle gekauft worden sein. Die Markenrechte für Erik and Sons liegen seit der Anmeldung im November 2006 bei Dr. Petra Maier aus Senzig (Königs Wusterhausen). Eine Petra Maier hat bei der Kreistagswahl 2003 für die

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Unabhängige Bürgergemeinschaft Köris e.V. teilgenommen. Sie selbst bezeichnet sich als wissenschaftliche Mitarbeiterin und lehrt bzw. lehrte an der TFH Wildau. Bis Mitte 2004 hatte René Voit aus Groß Köris (nähe KW) die Markenrechte an der Neonazimarke Hemland. Ab 2007 wurde die Marke an westdeutsche Neonazis weiterverkauft. Fazit Die Situation in Königs Wusterhausen hat sich die letzten Jahre etwas entschärft. Die Ortsgruppe der NPD versucht seit ihrem Bestehen ausschließlich auf parlamentarischem Wege zu agieren. Seitdem Michael Thalheim einen festen Sitz innerhalb der Partei hat, versucht er auf kommunaler Ebene, durch Anfragen, rechte Inhalte im Stadtparlament zur Diskussion zu stellen. Seit seiner Verurteilung, tritt er hauptsächlich in seiner Funktion als Vorsitzender des Ortsbereichs in Erscheinung. Auch bei den „Freien Kräften“ ist seit geraumer Zeit kaum mehr Aktivität vor Ort wahrzunehmen. Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel. Überregional kommt es immer wieder zur Teilnahme an Aufmärschen und hierbei auch zur Einbindung einzelner AktivistInnen in die Organisationsstrukturen. Es bestehen z.T. gute Kontakte zu überregionalen Neonazistrukturen. so z.B. zu den FKTF oder nach Rudow. Mehrere Berliner Kader sind nach Königs Wusterhausen umgezogen. Einer von ihnen ist René Bethage, der die Kameradschaft Berliner Alternative Südost (BASO) aufgebaut hat und nun im Neubaugebiet Nord wohnt. Als Treffpunkt für Neonazis in KW steht wohl das Corners Inn im Mittelpunkt, regelmäßige, öffentliche Veranstaltungen finden, abgesehen vom Stammtisch der NPD, nicht statt. Auch wenn die in KW ansässigen Neonazi-Modemarken nicht in direkter Verbindung zur regionalen Neonaziszene zu stehen scheinen, so sind sie doch relevant durch ihre regionalen wirtschaftlichen Verflechtungen und tragen darüber hinaus nicht unerheblich zur Wahrnehmung von Königs Wusterhausen als ‚Neonazi-Standort‘ und allgemein zur Normalisierung rassistischer, kolonialistischer und geschichtsrelativierender Positionen bei. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Stadtbild von KW weiterhin von rechtem Lifestyle (wie z.B. Thor Steinar) geprägt ist. Der organisierte Kern der Neonaziszene in Königs Wusterhausen ist aber relativ inaktiv geworden.


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