fight.back Nr.4 - 2009 Neonazi-Sticker aus Pankow
Pankow: Dominante
NPD, alltägliche Gewalt Die Pankower Neonaziszene wandelt sich. Kameradschaften lösen sich auf oder werden in den NPD-Verband integriert. Der NPD-Verband und die „Vereinten Nationalisten Nord Ost“ (VNNO) sind trotz personeller Brüche in der Lage, einerseits Kampagnen zu organisieren und andererseits gewalttätig gegen politische GegnerInnen vorzugehen. 25 im Jahr 2008 bekannt gewordene Angriffe auf alternative Jugendliche, MigrantInnen und Homosexuelle sind nur ein Zeichen für die selbstbewusst auftretende Neonaziszene. Die Angriffe sind zum Teil geplant und konspirativ durchgeführt, wie die Attacken auf Wohnungen von vermeintlichen AntifaschistInnen zeigen. Genug Gründe also, die TäterInnen genauer zu beleuchten. NPD/JN in Pankow In der Pankower Neonaziszene ist die NPD die zentrale Struktur. Mit seinen ca. 40 Mitgliedern ist der Kreisverband 8 unter der Führung von Daniel Steinbrecher in der Lage, Aufgaben auf Berliner Aufmärschen zu übernehmen, massiv Propaganda im Bezirk zu verteilen und kampagnenhaft zu agieren. Daniel Steinbrecher ist seit Jahren in Pankow aktiv. Unter Jörg Hähnels Führung, der ab 2000 den Aufbau des Kreisverbands leitete, entwickelte sich Steinbrecher vom Schlägerneonazi zum Kader. Er ist seit seiner Wahl zum Vorsitzenden im Jahr 2007 verantwortlich für einen Großteil der NPD-Aktivitäten in Pankow und vor allem für die inhaltliche Ausrichtung. Sein Wohnsitz in Heinersdorf ist wahrscheinlich nicht unmaßgeblich für die politische Stoßrichtung des Pankower Verbandes – die Intervention in den rassistisch aufgeladenen Heinersdorfer Moscheekonflikt. Dem Kreisverband 8 ist ein Ortsverband Pankow unter Führung von Andreas Claus und die Jungen Nationaldemokraten Nordost untergeordnet, die jedoch nur selten in Erscheinung treten. Im Mai dieses Jahres wurde auf der Internetseite Ex-K3-Berlin eine Veranstaltung beworben, auf der Claus als Referent angekündigt wurde. Generationswechsel Der Wechsel von Steinbrecher an die Spitze des Verbands macht eine Tendenz offensichtlich: Die erste Generation um Jörg Hähnel zieht sich nach und nach zurück und überlässt den jüngeren Neonazis die aktive Politik. Auch Hähnels rechte Hand im Pankower Verband, André Werner, ist vor Jahren wieder zurück nach Brandenburg gezogen, wo er mit seiner Lebensgefährtin und seinen drei Kindern lebt. Ehemals aktive Pankower NPDler wie Sascha Pohl oder Melanie Ehring sind nur noch selten zu sehen. Einige der älteren Neonazis sind jedoch immer noch wichtige Stützen des Pankower Verbands. Patrick Wehrmeister und Patrick Kukulies zählen zum aktionistischen Teil der lokalen Struktur. Sie fehlen selten auf Aufmärschen. Michaela Zanker, die gleichzeitig im Vorstand des von Jörg Hähnel geführten Berliner Verbands sitzt, steht im Vorstand für die Einbindung der subkulturellen Szene in das Parteileben. Die Zahnarzthelferin und Witwe des 2002 verstorbenen Bundesführers der HDJ Alexander Scholz ist eine
Am VNNO-Transparent: Diego Pfeiffer (links), Patrick Fehre (mitte)
Führungsfigur der Gemeinschaft Deutscher Frauen (GdF), Gründungsmitglied des Rings Nationaler Frauen (RNF). Ihre Beziehung zu einem Berliner Polizisten, der in die Vertriebsstrukturen der Rechtsrockband Deutsch Stolz Treue (D.S.T.) eingebunden war, wurde bekannt, als gegen die Band ermittelt wurde. Zanker steht für die Integration von Rechtsrock-Akteuren in den Verband, deren bekanntester Vertreter, der ehemalige „Landser“-Sänger Michael „Lunikoff“ Regener, ebenfalls Mitglied des KV8 ist. Sowohl Diego Pfeiffer, als auch Kristian Lindner engagieren sich für die Integration von Kameradschaftsstrukturen. Lindner, der früher bei den Nationalen Aktivisten Prenzlauer Berg aktiv war, tritt bei Aufmärschen als Fotograf in Erscheinung. Am 1. Mai 2004 wurde er am Rande des Neonaziaufmarschs in Lichtenberg verhaftet, als er versuchte, GegendemonstrantInnen anzugreifen. Diego Pfeiffer ist dem gewalttätigen Spektrum aus Pankow zuzuordnen. Zusammen mit Steinbrecher aber auch mit Andy Fischer ist er für eine Vielzahl von Bedrohungen und Übergriffen verantwortlich. Weiterhin gehören Sandor Makai und Ilja Gräser dem Vorstand an. Der Steinmetz Gräser ist mit seiner Frau Swantje eher völkisch orientiert und steht damit im Widerspruch zum radikal auftretenden Kreisverband. Der Weissenseer Sandor Makai war im Umfeld des „Nationalen Anarchisten“ Peter Töpfer unterwegs, bevor er zum Pankower Verband stieß. Mit Martina Jablonski ist der Vorstand mit einer Aktivistin komplettiert, die eher im Hintergrund agiert. Sie verfasst Artikel für NPD-Zeitungen und ist an der Durchführung von NPD-Ständen beteiligt. Jablonski arbeitet zudem als Fraktionssekretärin der NPD- Fraktion im Landtag von MecklenburgVorpommern. Der Pankower NPD sind weiterhin Victoria „Vicky“ Seidler und Patrick Fehre zuzuordnen. Seidler hilft bei Infoständen und trägt Transparente auf Aufmärschen. Fehre ist dem engeren Umfeld von Steinbrecher zuzuordnen. Er übernimmt organisatorische Aufgaben im Verband, ist allerdings auch an Übergriffen im Bezirk beteiligt. Auch der Weissenseer Robert Scheffler, der Prenzlauer Berger Paul Hinniger, die Reinickendorferin Alexandra Baumgarten, der Ex-FAPler Mirko der ehemalige REPVorsitzende Detlef Britt, sowie Ingo Reimann betätigen sich inzwischen im Rahmen von NPD-Aktivitäten.
Daniel Steinbrecher
Andy Fischer
Paul Schneider
Andre Werner
Paul Hinniger
Alexander Kaminski