Lieder machen Läute

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E Musik

Auch wenn die ernste Musik eigentlich kein Thema dieses Buches ist, so soll an dieser Stelle doch zumindest ein grober Überblick über den Gegenpol der U-Musik gewährt werden, um in aller Kürze das Bild der »Musik in der DDR« abzurunden Zu den bekanntesten Komponisten dieser Musikrichtung in der DDR zählen Hanns Eisler, Paul Dessau und Ernst Hermann Meyer. Als beispielhaft für die sozialistische Musikkultur galten Eislers Neue Deutsche Volkslieder und Ernst Hermann Meyers Mansfelder Oratorium. Die klassische Musik wurde 1950 entscheidend durch eine Rede von Ernst Hermann Meyer geprägt und verstärkt durch den Staat gefördert. So wurden unter anderem die Staatsoper »Unter den Linden« in Ost-Berlin und die Semperoper in Dresden wieder errichtet und viele andere Opernhäuser neu gebaut. Zudem besaß nahezu jedes Stadttheater ein eigenes Orchester. Neben anderen Stilrichtungen der klassischen Musik wurde vor allem die Barockmusik besonders gepflegt und durch die Bachfestspiele Leipzig, die Händelfestpiele in Halle und die Telemannfesttage in Magdeburg gebührend gefeiert. Zu großem Ruhm kamen auch der Dresdner Kreuzchor und der Thomanerchor in Leipzig. 1967 wurde zum ersten Mal das Internationale Festival der zeitgenössischen Musik in Ost-Berlin organisiert, welches fortan jährlich statt finden sollte, 1987 die Dresdner Tage der zeitgenössischen Musik, die Künstler aus verschiedenen Bereichen versammelte und einen Austausch ermöglichte. Der bedeutendste Preis, der ab 1968 im Bereich der E-Musik vergeben wurde, war der mit 10.000 Mark dotierte Hanns-Eisler-Preis.

Hanns Eisler * am 6. Juli 1898 in Leipzig – Hanns Eisler war ein österreichischer Komponist. Er schuf etliche Klavier- und Orchesterwerke Kammermusiken, Bühnen- und Filmmusiken sowie diverse andere Lieder. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft und seiner Abneigung gegenüber dem nationalsozialistischen System emigrierte Eisler 1933 zunächst nach Frankreich, 1938 letztlich in die Vereinigten Staaten. Nachdem er 1949 zurückkehrte und fortan im Ostteil Berlins lebte, knüpfte er an sein frühes Werk an und komponierte sozialistische Lieder, die ganz nach seiner politischen Überzeugung gerieten. Jedoch handelte es sich nun vermehrt um Lieder, die den sozialistischen Aufbau begleiten sollten. Freundliche Melodien waren ab sofort an der Tagesordnung und lösten den aggressiven Ton der alten Marschlieder ab. Infolgedessen entstanden zwei seiner berühmtesten Lieder: das Solidaritätslied und das Einheitsfrontlied. Musikalisch gesehen werden diese Lieder als höchst eingehend beschrieben, allerdings war die Lyrik zu pathetisch um von der breiten Masse angenommen zu werden. Nur eines seiner Lieder kannte wirklich jeder, sogar im Westen: Die Nationalhymne. Für deren Komposition erhielt Eisler den Nationalpreis erster Klasse. Das Verhältnis der DDR-Staatsführung zu Eisler war trotz seines hohen Ansehens wechselhaft. Er blieb bis zu seinem Lebensende österreichischer Staatsbürger – Am 6. September 1962 † in Ost-Berlin.

Paul Dessau * am 19. Dezember 1894 in Hamburg – Paul Dessau war ein deutscher Komponist und Dirigent. Auch er emigrierte mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten aufgrund seiner jüdischen Wurzeln und der links-politischen Orientierung nach Frankreich und anschließend in die USA. 1948 kehrte Dessau nach Deutschland zurück und ließ sich ebenfalls in Ost-Berlin nieder. Er entschied sich bewusst für die damalige Sowjetische Besatzungszone, in der Hoffnung, am Aufbau eines sozialistischen, demokratischen Deutschlands mitzuwirken. Dieser Idee fühlte er sich bis zu seinem Tod durchweg verpflichtet, auch wenn er von Beginn an mit den staatlichen Instanzen in Konflikt geriet, da er sich oftmals zu politischen Ereignissen äußerte. Im Januar 1949 hatte Mutter Courage und ihre Kinder mit Dessaus überarbeiteter Musik Premiere. In den folgenden Jahren verfassten Bertolt Brecht und er mehrere Musik- und Bühnenwerke für das »Berliner Ensemble«. Unter anderem entstand auch das Aufbau-Lied für die Freie Deutsche Jugend. In den folgenden Jahren entstanden zahlreiche Kompositionen, wie Lieder, Orchesterstücke, Bühnen- und Filmmusiken – Am 28. Juni 1979 † in Königs Wusterhausen.

Ernst Hermann Meyer * am 8. Dezember 1905 in Berlin – Ernst Hermann Meyer war ein deutscher Komponist, Musikwissenschaftler und Musiksoziologe und Mitglied des Zentralkomitees der SED. Er galt als einer der wichtigsten Musik-Vertreter in der DDR. 1951 gründete er die Zeitschrift Musik und Gesellschaft und hatte von 1965 bis 1971 das Amt des Präsidenten des Musikrates der DDR inne. Meyers Werke umfassten diverse Lieder, Kammermusiken, Sinfonien und andere Orchesterwerke. Seine musikwissenschaftlichen Arbeiten galten in der DDR als wesentliche Beiträge zur marxistischen Ideenlehre – Am 8. Oktober 1988 † in Berlin.


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