r e i f f l i f e - Konglomerat

Page 1

e e f l r l i f e l l i l l irre f le e l l r f f f r l e f i l i r e r e l f e f f l e i i r i f l r e e r f e f e l r r l i riifr e i i l i e i i e f l e f l f e r f l e l i r l i f r lflllfe eire r e l f i i i l i i l l r e e e i f f e l e r f r e l rfiifiel ifef i r f l i f l l iil r lif ir r e erlf eiriefi e e l f e r f r e l r e l i f l i rie e l i i e ffrlffelrlfi f r f r l e l l i i i rl i l f l l i e l r e r l l i f e r e l i i f e l f r e f r l l f f f f i rifre r e i e e i l i i l l e e r r l f r e e f i e l f r i f i li e f l i l l i e r ffe iie e f f f e f r e r l i f l i l i e l i e l l l r i l f r f i l r e f l e r e r i f e l r i f i f e i l r l f rrifli ee eiri el fe l i f l r f i r e e r f f i i i i i f f l re r e i rlifleif le ireife f lre i fflife l li Konglomerat



Bedeutung kann eine Satellitenschüssel haben. Oder wie nimmt eigentlich die Wirtschaft Einfluss auf unseren späteren Beruf? Oder. Man merkt, das Ergebnis eurer und unserer Arbeit ist eine wahre Zusammenballung von Einzelteilen. Aber nicht nur die verschiedenen Artikel ergeben zusammen ein buntes Gemisch, ihr werdet auch direkte Auseinandersetzungen mit dem Thema Konglomerat in dieser Ausgabe finden. So wird zum Beispiel über die verschiedenen Baustile in Barcelona berichtet. Oder die Farbzusammenballung des Kölner Domfensters analysiert. Denn wer danach Ausschau hält, kann überall „ungeordnete Ganze“ entdecken. Jetzt bleibt noch die Frage warum überhaupt ein Titelthema. Wir dachten durch ein vorgegebenes und doch genügend Spielraum lassendes Thema eure Motivation zu erhöhen, Hemmschwellen zu senken die Maus aus der und den Stift in die Hand zu nehmen. Funktioniert. Zum Abschluss traurige Worte. Auch wir unterbrechen vorerst unser Studium an der RWTH und sehen uns gezwungen die Redaktionsleitung wieder aus der Hand zu geben. Schade. Wir haben nämlich Spaß an der ehrenamtlichen Tätigkeit gefunden. Deshalb muss an dieser Stelle ein Aufruf an euch stehen: Let’s save reifflife! Euer reifflife-Team Anna Gassner, Rebecca Tritscher, Imke Wömmel, Lisa Nagy, Nathalie Gozdziak, Stephanie Schneider

Seite

Konglomerat? Das ist eine Zusammenballung von Einzelteilen zu einem ungeordneten Ganzen. Soweit der Ansatz einer Worterklärung. Aber! Warum hat es dieses Wort auf die Titelseite der Reifflife, nein sogar zum Hauptthema der Zeitschrift gebracht? Wir müssen an dieser Stelle zurückgreifen, die Anfänge der NEU-besetzung der reifflife erklären. Neu. Nach der letzten Ausgabe, löste sich die reifflive- Redaktion auf, weil ihre Mitglieder, den Grad des Bakkalaureus erreicht, die Stadt verließen. Mit ihnen sollte jedoch nicht auch noch die Zeitschrift, ein wichtiges Sprachrohr der Studentenschaft unserer Fakultät, verschwinden. Dachten wir uns. Ein kleiner aber feiner Unterschied, der mit diesem Teamwechsel einherging ist die Namensänderung von reifflive zu reifflife. Bei näherer Betrachtung stellt sich die Erkenntnis ein, dass der Austausch des v’s durch das f nicht nur das Wortbild sondern auch den Sinn verändert. Die reifflife erscheint nunmehr einmal im Semester. Sie kann nicht mehr dem Anspruch gerecht werden aktuellste Informationen über das Reiff zu verbreiten. Aber sie kann ganz allgemein und zusammenfassend über das life am Reiff berichten. Und darüber hinaus. Selbst Adolf Loos findet so Einzug in das Inhaltsverzeichnis. Auch haben sich Studenten Gedanken über Randbereiche oder auch Themen fernab der Architektur gemacht. Was soll eigentlich das ständige „Rendern“ oder welche weitreichende

1

Vorwort


Schwarz Seite 9

Das Rendering Seite 8

Seite

Seite

18 22 Seite

26

Berufsragout

Seite

32

Baustilp otp ourri Barcelona

Sakrales Farb m osaik

Kollage In dien

Konglo m erat

14

D efinition

Die Satellitenschüssel Seite 6 Seite

titelthe m a:

4

2

laut gedacht

Seite

fachschaft

Seite

10

Seite

30

Solardecathlon Seite 12

Seite

It‘s Händl, not Chicken!

Oktoberfeast.

mitgemacht

Konglomerat


Architektur und Wirtschaft

Seite

46

zuletzt

dafür / dagegen

Studiengebühren Seite 38

Seite

3

Seite

40

gekoppelt

ausgekramt

Adolf Loos Seite 36

Kalender

[10.10.2011 Vorlesungsbeginn]

10.07.-25.09.2011

Ludwig Forum Susan Philipsz: Seven Tears

24.09. – 25.09.2011

ng

llu

ste

Aus

Seite

Dezember 18.11. – 23.12.2011

Weihnachtsmarkt

JAnuar

04.12.2011 Verkaufsoffener Sonntag Aachen Innenstadt 04.01.2012 Kostprobe Tartuffe, Theater Aachen- Bühne 19 Uhr, kostenlos

Quellen Impressum Reiff Life Werbung

NOVEMBER

[08.11.2011 Fachschaftsvollversammlung 10:00-14:00 Uhr] 06.11.2011 Verkaufsoffener Sonntag 12.11.2011 Aachen Innenstadt Ski-Basar, Sporthalle Königshügel 1 201 ire Verkaufen:10-13Uhr /Kaufen 1412. oviso iek 16Uhr 18.ge. Prerfabricht 6 Stora, TimmMaastr en/ http://hochschulsport.rwth-aachen. / l f f 26. o .n –9 ti de/hsz/skiboerse age Out éfini aat 7 r o st & D chstr tof u s o o B 19.11.2011 w. /ww Musikbunker p:/ htt Massendefekt stellen ihr Album „Wellenreiter“ vor...Atmosphäre zwischen Pogo und Polonaise... 21 Uhr

43

Halloween z.B. Theater K Die HalloweenFete mit uMfug & Theater K www.theater-k.de

Seite

31.10.2011

kalender

Aus

Stadtbibliothek Aachen Treffpunkt Bibliothek Vortrag des Literaturkritikers Dennis Scheck (ARD, „Druckfrisch“) 19:30 Uhr, kostenlos http://www.daserste.de/druckfrisch/

kalender

g

! rei 1964 gsf 10-.Forumstörune seit d 21. er wig gar Lud wied vant hr 0 U 2 Nie hen A g: 1, Aac ffnun .201 Erö 21.10 Fr

n llu ste

28.10.2011

34

empfohlen

8. - 2

2

201

02.

1 201

Altstadt Aachen Altstadtflohmarkt ab 11 Uhr

43

16.10.2011

Seite

OKTOBER

14. Aachener Kunstroute www.aachenerkunstroute.de


Seite

4

fachschaft

Fachschaft Mittagsdienstzeiten im WS 11/12 Montags Dienstags Mittwochs Donnerstags

12:00-13:00 Uhr Marcel, Ilektra 13:15-14:30 Uhr Conrad 13:00-14:00 Uhr Daniel 13:00-14:00 Uhr Elisa, Steffi

Modellbauwerkstatt Rochusstraße Nachdem Herr Vonderbank in Rente gegangen ist, wird die Modellbauwerkstatt vorerst nur wochentäglich von 15.00 - 16.00 Uhr geöffnet sein.

Styrocut

Neues Fachschaftslogo

Seit letztem Semester besitzt die Fachschaft eine zweite Styrodurschneidemaschine. Beide könnt ihr zu unseren Mittagsdienstzeiten kostenlos bei uns ausleihen. Genauere Infos findet ihr auf unserer Homepage www.fs2.rwthaachen.de in der Rubrik „Service“ -> „Geräteverleih“. Es handelt sich bei unseren Geräten um die Styrocut-2, die hervorragend zum Modellbau geeignet ist.

Wir haben uns sehr über die 30 Teilnehmer beim Logowettbewerb und ihre Ergebnisse gefreut. Das Siegerlogo wird bald im Einsatz sein! Zum Abschied oben nochmal unser altes Logo zum ausmalen.

Mentoren für neue Erstis Auch in diesem Semester bietet die Fachschaft wieder ein Mentoring für die neuen Ersti-Gruppen an. Du bist engagiert und möchtest deine Erfahrungen weitergeben? Melde dich bei Interesse bei Stefanie, unserer Projektleiterin für Erstsemesterarbeit (stefaniekerner1@gmx.de). Wir halten euch auf unserer Homepage auf dem Laufenden.

Erfahrungsberichte Praktikum Wir wollen euch die Suche nach einem Praktikum erleichtern! Du hast schon mal ein oder mehrere Praktika gemacht? Dann wäre es toll, wenn du dir 5 min Zeit nehmen könntest, um uns und anderen Studenten über deine Erfahrungen zu berichten. Fülle dazu einfach unser PDF-Formular auf der Homepage aus und schicke es uns zu. Wir, die Fachschaft, wollen die Suche für ein hilfreiches und schönes Praktikum (für euch und die kommenden Semester) erleichtern! Somit erfahren alle Studierenden, in welchem Büro ein Praktikum zu empfehlen ist, wie und ob bezahlt wird, ob ihr 24 Stunden abrufbereit sein müsst, den ganzen Tag nur schöne Modelle baut oder tatsächlich etwas lernt.


Kamingespräche Nachdem durch den Umbau des Reiffs das Foyer lange nicht nutzbar war und damit auch ein wenig das Leben und die Kommunikation in unserer Fakultät eingeschlafen ist, versucht die Fachschaft nun in unserem „Wohnzimmer der Fakultät“ ein Ort der Begegnung für alle Reiffler zu schaffen. Dabei haben wir uns das Ziel gesetzt, unsere Professoren den Studierenden auch persönlich etwas näher zu bringen und diese auch über den normalen Unibetrieb hinaus kennen zu lernen. Für die Gespräche haben wir im letzten Semester das Dekanat (Prof. Russell, Prof. Trautz und Prof. Schmitz) für uns gewinnen können. Sie erlaubten uns Einblicke in ihr ganz persönliches Wohnumfeld, erzählten euch über die Vorbilder aus ihrem Studium und standen anschließend zum Dialog bereit und

5

Du bist engagiert oder möchstest dich engagieren??? Du möchtest das Leben und Studium an der Architekturfakultät aktiv mitgestalten??? Der einfachste Weg sich einzumischen ist in der Fachschaft mitzuwirken. Wenn du nicht genau weißt, was wir machen oder wie du dich einbringen kannst, dann komm am besten Montags um 18 Uhr bei uns zu unserem wöchentlichen Treffen vorbei. Alle sind herzlich eingeladen mal unverbindlich bei uns reinzuschnuppern. Natürlich kannst du auch gerne während des Mittagsdiensts vorbeikommen und uns ausquetschen. Wenn ausquetschen nichts für dich ist, dann schau auf unserer Homepage vorbei, die gibt auch Einiges über unsere Arbeit her!

ließen sich von euch ausfragen. So haben wir beim Gespräch mit Peter Russell u.A. erfahren, wie er in den tiefsten Kanadischen Wäldern als Firefighter mit Helikopter unterwegs war, was ihn mit Thomas Gottschalk verbindet (oder auch nicht), warum er in Belgien und nicht in Deutschland lebt und warum Tiere dabei eine große Rolle spielen. Viele Studierenden interessierten sich auch für den Kleidungsund Musikgeschmack unseres Dekans, aber auch seine Frisur war ein heiß diskutiertes Thema. Die unglaubliche Offenheit des Dekans, sowie die Neugierde der Studierenden, zusammen mit den kostenlosen Grillgenüssen der Fachschaft haben für eine ausgelassene Stimmung gesorgt. Auch die folgenden Kamingespräche mit Prof. Trautz und Prof. Schmitz waren amüsant und unterhaltend. Diese Veranstaltungsreihe wird in diesem Semester fortgeführt!

Seite

In der Fachschaft mitarbeiten!?!


Die

SATELLITEN SCHÜSSEL

Seite

6

laut gedacht

Ein Motiv der Sehnsucht

Der Wanderer über dem Nebelmeer. Dunkel, mit dem Rücken zu uns steht er auf einer Felsenspitze. Über ihm ein morgendlicher Himmel, unter ihm emporsteigende Nebelschwaden, die die Täler bedecken und nur vereinzelt Felszacken zum Vorschein bringen. Sein Blick schweift zu entfernten, noch undeutlich im Nebel ruhenden Gipfeln und Höhenzügen. In diesem Moment scheint allein ihm die Schönheit der Erde zu gehören. Die Frau am Fenster. Auf das Fensterbrett gelehnt, den Fensterladen geöffnet, blickt sie auf Masten und Takelage von Kähnen auf der Elbe und den Wiesen dahinter. Gefangen in ihrem Zimmer steht sie dort, doch ihre Gedanken bewegen sich in erahnbaren Weiten. Was vermisst sie, was denkt sie? Die beiden Werke von Caspar David Friedrich (1774 - 1840) sind Schlüsselwerke der Romantik. Die Bilder erzeugen beim Betrachter ein Gefühl der Sehnsucht, ein Gefühl

des Fernwehs. Die Epoche der Romantik endete in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Heute muss das Motiv der Sehnsucht nicht in alten Gemälden im Kunstmuseum gesucht werden. Man findet es an den Häuserfassaden: Die Satellitenschüssel. Zu Hunderten hängen sie an den Fassaden, stehen auf den Dächern und Balkonen und jede ist wie ein Bild Caspar David Friedrichs. Gleich ausgerichtet zeigen all diese Parabolantennen mit ihren Empfangsköpfen in die Weite des Weltalls. Statt die Sehnsucht in den entfernt gelegenen, aber für das menschliche Auge noch sichtbaren Bergen oder in der Weite des Meeres zu suchen, empfangen diese einen halben Meter große Kollektoren bewegte Bilder aus tausenden von Kilometern von uns entfernten Kulturen. Das Fenster, an dem Caspar David Friedrich die hinausblickende Frau malte, wird durch den Fernseher ersetzt. Jedes Jahr größer und kontrastreicher dringt durch dieses „Fenster“

die eigene Sprache oder die eines fernen Landes in unser Wohnzimmer. Die Bilder einer Straße, schwirrend in der Hitze der Wüste ebenso wie die einer kargen Gebirgslandschaft von zartem Grün. Der Ort der Sehnsucht ist weit entfernt. Der heutige „Wanderer über dem Nebelmeer“ benutzt ein komplexes System an Hilfsmitteln, vom mehr als 37.000 km über der Erde im Weltraum schwebenden Satelliten bis zur Satellitenschüssel an der Fassade und zum Fernseher. Aus dem Ausblick in die Ferne wird eine konkrete Bilderflut zweidimensionaler Objekte aus noch weiterer Ferne. Ob Caspar David Friedrich oder die Satellitenschüssel: Wonach sehnen wir uns „süchtig“ und kann diese Sehn-sucht je gestillt werden? Heinrich Altenmüller


Seite

7


laut gedacht

Rendering Rendering, neutrum, plural Renderings, aus dem Englischen rendering = Wiedergabe

unter Informatikern: Computergrafik und hochmathematische Angelegenheit Kunst der Programmierer

unter Architekten:

Seite

8

moderner Zwang, ein „must-have“ ein Anschrauben der Maßstäbe und Erwartungen ein quälendes Werkzeug, mit dem man Wettbewerbe gewinnen kann dient Verkaufszwecken und ist selbst Marktbranche

unter Renderern: dramaturgische Arbeit durch wahnsinnige Beleuchtung und krasse Perspektiven sei es von schräg oben oder schräg unten, hauptsache extrem Naturschauspiele, die sich alle 100 Jahre ereignen der Himmel ist strahlendblau, gelb, leicht rosa oder dunkellila nicht zu vergessen die aerodynamischen Wolken und die funkelnden Nachtbilder störende Umgebung durch Verwischen oder Transparenz ausgeblendet

unter uns: fragwürdige Wiedergabe mehr Schein als Sein, eine Blendung der Versuch einer realitätsnahen Ideendarstellung ohne Realität eine alberne Inszenierung durch übertriebene Atmosphäre effektvolle Simulation und schminkende Imitation die perfekte Skizze einer Verfälschung Rendering, neutrum, plural Renderings, aus dem Englischen rendering = Täuschung Imke Wömmel


Nathalie Gozdziak

Seite

Bewunderung mögen sie. Bewunderung nicht nötig zu haben lieben sie. Individuell sein wollen sie. Dass sie alle gleich aussehen, realisieren sie nicht. Eleganz ist eine Tugend, dass Schwarz für Eleganz steht, ist ein Fakt. Und bei all dem Lechzen nach Bewunderung, Individualität und Ästhetik auch noch so auszusehen, als würde man Bewunderung, Individualität und Ästhetik gar nicht nötig haben, ist ein Naturgesetz. Nicht umsonst definiert sich schwarz durch das Absorbieren jeglicher Lichtwellen ohne auch nur das Geringste zu reflektieren. Alles aufsaugen, nichts von sich Preis geben. Sie tragen schwarz, weil sie verlernt haben, zu dem zu stehen, was ihnen einfach nur gefällt. Denn ihnen wurde beigebracht, dass jede Entscheidung, jede Wahl einen Grund haben muss. Eine erkennbare Linie zeigen muss. Nur schwarz zu tragen ist eine erkennbare Linie. Es gibt keine Kritik, denn das Konzept der eigenen Kleidung ist wenigstens konsequent. Kritik fürchten sie. Bewunderung mögen sie.

9

Schwarz


Seite

10

mitgemacht


OKTOBERFEAST IT‘S HÄNDL, NOT CHICKEN! STUDENTENWETTBEWERB

„Im Mittelpunkt des Entwurfs stehen die Kundenfreundlichkeit und die Funktionalität im Personalbereich. Für den Besucher, die zentrale Figur, gestaltet sich der Ablauf sehr unkompliziert. Im Eingangsbereich präsentiert sich ihm ein kleiner Hofladen und die Bestelltheke mit dahinterliegender Showküche, welche die Möglichkeit offeriert, die finale Zubereitung der Speise mitzuverfolgen. Im Personalbereich ermöglicht die klare Grundrissorganisation durch kurze Wege zwischen Warenanlieferung, -lagerung und -verarbeitung einen idealen Ablauf in der Küche. Der Personalleiter hat aus seinem Büro stets einen guten Überblick über den gesamten Küchenbetrieb. Das äußere Erscheinungsbild ist die Interpretation einer typisch bayrischen Hütte. Die Form sowie die Fassade des Gebäudes erfährt eine Transformation durch die Anpassung an den funktionalen Grundriss. Die traditionelle Materialwahl sowie das raumhaltige Dach mit der sichtbaren Holzkonstruktion transportieren die weltbekannte bayrische Gemütlichkeit in das moderne Schnellrestaurant. Einprägsam, typisch bayrisch, ohne nur eine Kopie zu sein.“ Nepomuk Fichtl, Martin van Laack, Sophie Schulten, Adrian Steckeweh

Wir freuen uns auf einen Besuch im amerikanischen Fastfood-Restaurant, wo wir von einem Konfitürenhersteller gefertigte Schweinshaxe in bayrischem Ambiente verspeisen können.

Seite

Die Sieger: vier unserer Kommilitonen (zusammen mit einem amerikanischen Team).

11

Ein bekannter Aachener Konfitüren-Hersteller rief letztes Semester zusammen mit dem Lehrstuhl für Gebäudelehre und dem Georgia Institute of Technology Atlanta einen Studentenwettbewerb für ein Fastfood-Restaurant aus. Es sollte ein Konzept für den Verkauf von Haxen und Bratwürstchen auf dem US-amerikanischen und asiatischen Markt entwickelt werden. Zentrale Anforderung war die Vereinbarkeit von bayrischer Tradition mit der Funktionalität eines modernen Fastfood-Restaurants für ca. 80-100 Personen in zeitgenössischem Design.


HTTP://SOLAR.ARCH.RWTH-AACHEN.DE

SOLAR DECATHLON RECYCLINGPRODUKTE ABFALL

mitgemacht

ARCHITEKTUR ERRICHTUNG

ENERGIEEFFIZIENZ NACHHALTIGKEIT

KONSTRUKTION INDUSTRIALISIERUNG & MARKTFÄHIGKEIT

DEKONSTRUKTION

NUTZUNG

ELEKTRISCHE ENERGIEBILANZ

KOMMUNIKATION & ÖFFENTLICHKEITSARBEIT

KOMFORTBEDINGUNGEN AUSSTATTUNG & GERÄTE INNOVATION

Seite

12

UMWANDLUNG

Wettbewerb

Konzept

Der “Solar Decathlon Europe“ ist ein internationaler Studentenwettbewerb, bei dem 20 ausgewählte Universitäten mit ihren architektonischen Entwürfen in zehn Disziplinen gegeneinander antreten. Ziel des Wettbewerbs ist es, ein nachhaltiges Wohnkonzept für zwei Personen zu entwickeln, das sich durch energieeffiziente Technik und die Eigenproduktion von Solarenergie auszeichnet und dadurch den Standard eines PlusEnergiehauses erreicht. Gleichzeitig dient der Wettbewerb dazu, eine breite Öffentlichkeit für das Thema des energieeffizienten Bauens sowie für den Umgang mit erneuerbaren Energien zu sensibilisieren. Während der finalen Wettbewerbsphase im September 2012 werden die geplanten Häuser innerhalb einer Woche in Madrid errichtet und von einer unabhängigen Jury bewertet. Im Rahmen einer zweiwöchigen Ausstellungszeit kann jeder interessierte Besucher die verschiedenen Gebäude besichtigen. In den letzten Jahren besuchten 200.000 Besucher die Gebäude, die von den Teams errichtet wurden. 2012 nehmen die HTWG Konstanz und die RWTH Aachen als deutsche Teams an dem Wettbewerb teil.

Der Entwurf des “Counter Entropy House“ basiert auf der Idee eines ressourcenschonenden, energieoptimierten Lebenszyklus, bei dem sowohl die Herstellung der Bauteile als auch ihr Transport und die spätere Entsorgungsmöglichkeit ganzheitlich betrachtet werden. Um die Energiebilanz auf ein Minimum zu reduzieren, soll das Thema “SuperCycling“ im Gebäude umgesetzt werden. Neben Produkten, die aus recyceltem Material bestehen, wird der Entwurf auch durch direktes oder indirektes “Objekt-Recycling“ geprägt. Damit ist die Wiederverwendung bestimmter Gegenstände gemeint, die in ihrerer ursprünglichen Funktion eingesetzt werden oder eine Umnutzung erfahren. Diese Herangehensweise ermöglicht gleichzeitig, dass das Gebäude mit einem geringen Primärenergiebedarf betrieben werden kann.


Das zentrale Merkmal des “Counter Entropy House“ ist das quadratische Dach. Mit fast 150m² Grundfläche nutzt das “Klima-Dach“ die maximal überbaubare Fläche optimal aus und dient neben dem Schutz vor Sonne und Regen der solaren Energiegewinnung. Unter dem Dach entwickelt sich der Wohnraum, der sich auf 72m² Bruttowohnfläche erstreckt und aus einem privaten Schlaf- und Badbereich, sowie einem öffentlicheren Wohnbereich besteht. Eine Verschiebung dieser beiden Teile generiert geschützte Innen- und Außenräume. Die einzelnen Bereiche werden durch insgesamt vier verschiedene Funktionsblöcke zoniert, die nicht nur als konstruktive Elemente, sondern auch die Möblierung des Innen- und Außenraums bereitstellen. Die unterschiedlichen Funktionen werden durch verschiedene Materialien hervorgehoben, die der Idee des “Super-Cycling“ folgen. Um bei Bedarf einen großen, multifunktionalen Raum zu ermöglichen, können sowohl die freistehenden Möbelstücke als auch die flexiblen Trennelemente der einzelnen Bereiche in den Funktionsblöcken verstaut werden.

Das Konzept „Counter Entropy“ verlangt uns über die Wettbewerbsanforderungen hinaus jede Menge Kreativität ab um geeignete Objekte zu erkennen und diese umzunutzen. Jetzt seid ihr angesprochen auf eine möglichst außergewöhnliche Weise “Counter Entropy“ zu schreiben. So haben wir beispielsweise den Schriftzug mit Personen nachgebildet. Ergebnisse bitte in unserem SD Office einreichen oder einfach per E-Mail an press@solar.arch.rwth-aachen.de. Die Besten werden auf unser Internetseite veröffentlicht.

13

Sei kreativ!

Seite

Entwurf


titelthema

i m w e it e r e n Sin n e: b u n t e M is c h u n g, K u n t e r b u n t e s, b u n t e V ielf alt, M ix t u r, G e s c h r e i, S a m m els u r iu m , S p e k t a k el, H e x e n k e s s el, G e h a b e, W ir r s al, G e w u r s t el, To h u w a b o h u, K r a c h, M ela n g e, K u d d el m u d d el, R a d a u, Tu m ult, V e r w ir r u n g, G e t ü m m el, G e d r ä n g e, G e m is c h m e n g e, D e s o r g a n is a t io n, P o t p o u r r i, G e t ö s e, C h a o s, Tr u b el, K o n f u s io n, R e g ello s ig k e it, A u f r u h r, W u s t, W ir b el, Alle rle i, U n r u h e, M is c h u n g, M is c h m a s c h, G e w ir r, W ir r n is, K n ä u el, L ä r m , K u n t e r b u n t, K r i m s k r a m s, K r a w all, W ir r w a r r, M is s o r d n u n g, U n o r d n u n g, G e m is c h, Zir k u s, G e m a n s c h e, K r e u z u n g, G e p a n s c h e, M ix, G e b r ä u, K o m p o s it io n, M is c h m a s c h, K o n z e n t r ie r u n g, Z u s a m m e n d r ä n g u n g, Ü b e rle g u n g, Z u s a m m e nle g u n g, B e s in n u n g, Z e n t r alis a t io n, Z u s a m m e n f a s s u n g, A u f n a h m e, A n s a m m lu n g, V iele rle i, D u r c h e in a n d e r, R a g o u t, G e m e n g e, V ielf alt, Z u s a m m e n s e t z u n g, Z w is c h e n d in g, M e n g u n g, Z u s a m m e n g e t r a g e n e s, M o s a ik, S a m m lu n g, K lit t e r u n g, M it t eld in g, Z u s a m m e n b allu n g...

Seite

k o n glo m e r a t [ k ɔ n ɡ l o m eˈʀ a ː t ], d a s, (k o n - glo - m e -r a t)/ P l.: K o n glo m e r a t e [ k ɔ n ɡ l o m eˈʀ a ː t ə ], d ie (k o n - glo m e -r a t e) v o n la t. c o n glo m e r a r e – z u s a m m e n b alle n > c o n - m it /z u s a m m e n, glo m e r a r e – s a m m eln: G e m is c h, Alle rle i, D u r c h e in a n d e r, K o n z e n t r a t io n, S e d i m e n t g e s t e in, M is c h u n g;

14

Konglomerat


Seite

15


Seite

16


17 Seite

Bastelanleitung Den Bastelbogen ausschneiden. Das Blatt soll nun -entlang der eingezeichneten Linien- gefaltet werden, so dass die über das Blatt verteilten Einzelteile wieder zu einem ganzen zusammengefügt werden und nebenstehendes Bild von Istanbuls Gebäudekonglomerat ergeben. Knifflig, aber eine Vorlesung dauert schließlich eineinhalb Stunden.


KONGLOMERAT UNIVERSUM: Die Nasa hatte zwischen dem 31. Dezember und dem 1. Januar nie ein Shuttle im All. Die Amerikaner befürchten Computerprobleme.

titelthema

Wenn man aus dem Kern der Sonne ein stecknadelkopfgroßes Stück entnehmen könnte, so würde dieses Stück in einem Umkreis von 100 km alles verbrennen. Paragraph 14, Absatz 1211 des amerikanischen „Code of Federal Regulations“ verbietet es US-Amerikanern, mit Außerirdischen oder ihren Fahrzeugen in Kontakt zu kommen.

Seite

18

KONGLOMERAT ERDE: Jeder sechste Erwachsene in Deutschland weiß nicht, dass sich die Erde um die Sonne dreht. Nur zur Info: die Erde ist auch keine Scheibe!

KONGLOMERAT EUROPA: In Paris müssen jährlich durchschnittlich zwölf japanische Touristen wegen eines Kulturschocks zurück nach Japan gebracht werden. Es gibt eine EU-Verordnung in der festgelegt wird, dass auf einer Pizza Hawaii nicht mehr als 2 Stück Ananas pro Viertel liegen dürfen.


KONGLOMERAT DEUTSCHLAND: Deutschland ist mit rund 82,6 Mio. Einwohnern das bevölkerungsreichste Land Europas. Hinzu kommen ca. 20 Mio. Gartenzwerge in deutschen Vorgärten. Das deutsche Wort mit den meisten Konsonanten in Folge ist Angstschweiß. 63% der deutschen Frauen unterhalten sich mit ihren Blumen. Wenn das Gebäralter in Deutschland noch 400 Jahre so ansteigt wie in den vergangenen 35 Jahren, bringt eine Frau ihr erstes Kind im Schnitt mit 85 Jahren zur Welt. Am 26. Februar 2008 eröffnete die erste Computerspiel- und Internetsucht-Ambulanz Deutschlands am Universitätsklinikum Mainz.

Seite

Wir sind NRW – so wirbt der WDR für das bevölkerungsreichste deutsche Bundesland. Und obwohl „wir“ normalerweise mit Begriffen wie Gruppe oder Einheit assoziiert wird, ist Nordrhein-Westfalen ein sehr variantenreiches Konglomerat. Da gibt es den klischeebehafteten Ruhrpott-Bewohner, der wahlweise Dortmund - oder Schalke – Fan ist, den jeweils anderen Verein hasst wie die Pest und einen Sohn hat, der später unbedingt beim Lieblingsverein spielen soll. Wenn „der aus´m Kohlepott“ mal gerade nicht Currywurst oder Pommes Schranke isst, spricht er einen merkwürdigen Dialekt, raucht oder trinkt hektoliterweise Bier in seiner Stammkneipe. Und wenn er mit seinem Opel über die A 40 rast, ist er dabei mindestens so lässig wie Til Schweiger in seinem Manta. Auf der anderen Seite ist da der Bauer aus der Eifel, der tagtäglich mit einer Flasche seines selbstgebrannten Schnaps´ in der einen, der Schrotflinte in der anderen Hand durch seine Ländereien stolziert und sich diebisch auf das nächste Dorffest freut. Denn da trifft er all die, die er so oder so jeden Tag auf der Straße trifft und die – so böse Zungen – ja auch alle in irgendeinem verwandtschaftlichen Verhältnis zu ihm stehen. Das Entscheidende jedoch ist, dass – egal ob Eifel oder Ruhrgebiet, Köln oder Düsseldorf, Ostwestfalen-Lippe oder Westerwald – nur das Konglomerat aus unterschiedlichsten Regionen den Reiz eines Landstriches ausmacht.

19

KONGLOMERAT NRW:


KONGLOMERAT REIFF:

Seite

20

Die Architektur-Fakultät der RWTH Aachen. In einem Museum. Vielleicht ein bisschen zu schöngeistig für die Technische Hochschule mit ihren Maschinenbauern, Elektrotechnikern und Informatikern. Dass Architekten auch anders können, beweist das virtuelle ReiffMuseum. Derjenige, der jetzt angsterfüllt an myReiff denkt, kann beruhigt weiterlesen. Denn die Rede ist von Reiff II, dem virtuellen Ausstellungsraum, der seit 1994 existiert und damit das älteste Internet-Museum Deutschlands ist. Der Name des Reiff II bezieht sich natürlich auf das real existierende Gebäude der Architekturfakultät, aber ergibt sich auch aus den Anfangsbuchstaben von Realized-Electronically-Illustrated-Fast-Frame. Was auch immer sich hinter diesem Wortmonster verbirgt, wichtig ist, was in dem virtuellen Museum geschieht. Künstler aus Aachen und Umgebung können ihre Arbeiten einreichen und eine Jury wählt dann die Ausstellungsstücke aus. So sollen auch und besonders junge Künstler gefördert werden, über deren Werke dann der Museumsbesucher urteilen kann. Zugegebenermaßen wäre dieses virtuelle Meisterwerk – zu besuchen unter http://museum.arch.rwth-aachen.de/ Reiff2/ – nicht ohne die Hilfe von Informatikern und Web-Designern möglich gewesen. Scheint eine gute Sache zu sein, dieses Konglomerat. KONGLOMERAT AACHEN: 200 Menschen teilen sich eine Kneipe: gerüchteweise ist Aachen die Stadt mit der größten Kneipendichte in Deutschland. Dies behaupten von sich außerdem Regensburg, Passau, Bochum, Hamburg und Berlin-Kreuzberg... Die „Wölfin“ im Dom zu Aachen ist in Wirklichkeit eine Bärin.

KONGLOMERAT STUDENTENGRUPPE: Herde versus Einzeller. Die Herde besteht aus mehreren Individuen und rottet sich zu einer Gruppe zusammen, in der es durchaus Hierarchien gibt. Das System besteht von Beginn an, jeder kennt die Spielregeln und wer sich nicht daran halten kann, wird früher oder später von der Gruppe abgestoßen. Sinn der Herde ist es, durch die Addition der einzelnen Mitglieder eine starke Einheit zu bilden, die sich selbst schützt. Allein würden die Wesen nicht überleben. Ein Einzeller wiederum hat sämtliche Elemente zum Überleben in sich selbst drin und ist nicht auf andere Einzeller angewiesen. Alles, was den Einzeller ausmacht, ist umschlossen von einer Membran, die eine Grenze zwischen dem Einzeller und der Umgebung bildet. Der Austausch zwischen Einzeller und Umgebung ist


stark beschränkt und vorgegeben durch die vorhandene Membran, die verhindern soll, dass zu viel nach außen oder innen diffundiert. Im Vergleich zum Studentenkonglomerat, das sich beständig gegenseitig anregt und betreut, ist der Singulärstudent klar im Nachteil: Informationen von der Uni, die oft über Mundpropaganda weitergegeben werden, dringen nicht zum Einzeller vor. Die Membran ist eine klare Barriere nach außen hin und bewirkt, dass der Student sich umso mehr stressen muss, um den Unidschungel zu bewältigen. Übrigens: von der Herde Verstoßene können sich nächsten Donnerstag in Raum 114 zur Restpostenvergabe treffen, um eine neue Herde zu finden. Ein klares 1:0 also für das Konglomerat.

KONGLOMERAT PROFESSOREN:

Seite

21

Wie viel Einfluss Architektur auf unsere Prozesse haben kann, sieht man sehr anschaulich am Umbau des ReiffFoyers. Kaum hat die Fakultät eine Räumlichkeit ganz für sich allein, gibt es plötzlich einen Raum für Kommunikation und Repräsentation. Seit seiner Fertigstellung, finden ständig Präsentationen statt, der Umtrunk des Montagabendgesprächs wanderte ins Foyer und nun gibt es das neueste Format: Kamingespräche. Vorher munkelte man nur über die Professoren, bekam sie teilweise erst im zweiten, dritten Studienjahr zu Gesicht und konnte nur ganz verschwommen ahnen, was sich hinter den Namen verbirgt. Die Distanz zwischen Studenten und Professoren schrumpft nun gewaltig dank sehr privater Einblicke in ihren bisherigen Lebensverlauf und ihre architektonischen Vorbilder. Somit wächst auch das Reiff sowohl baulich als auch sozial zu einem Konglomerat zusammen.

Idealerweise ist jedes einzelne Leben ein Konglomerat aus vielen verschiedenen Zutaten – etwa so wie ein Kuchenrezept. Eine große Hand voll Spaß, fünf Esslöffel Schlaf, ein Becher Uni, ein Tropfen Wahnsinn, ein Teelöffel Schwachsinn, eine Messerspitze Vernunft und eine gehörige Prise Abenteuer. So oder so ähnlich backt jeder Bäcker seinen Kuchen. Manche geben sich mit einem Stückchen zufrieden - andere wollen gleich die ganze Bäckerei. Aber jeder will einen Kuchen, der schmeckt. Doch was, wenn zu viel Uni verwendet wird und alle anderen Zutaten zu Randnotizen werden? Essen kann man ihn, diesen Kuchen, aber schmecken tut er nicht. Darum, liebe Kuchenbäcker: zurück zum Konglomerat!

Nathalie Gozdziak Stephanie Schneider

KONGLOMERAT EINZELNER STUDENT:


Seite

22

titelthema

Indienkollagen, Seminar 2011


23 Seite

Rebecca Tritscher


Seite

24

titelthema


25 Seite

Anna Gassner


Seite

26

titelthema

SAKRALES FARBMOSAIK

GERHARD RICHTERS SÜDFENSTER DES KÖLNER DOMS EINE ANGEMESSENE, MODERNE INTERPRETATION DES GOTISCHEN KIRCHENFENSTERS?


„72 Farbtöne, aus denen der Computer per Zufallsgenerator die Anordnung der Töne bestimmte, mit denen

erklärt Gerhard Richter sachlich. Der Künstler hat sicher keine leichte Aufgabe angenommen, als er die Anfrage der Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner auf Neugestaltung des Südfensters, eines der größten Fenster im Kölner Dom, 2002 annahm. Ursprünglich war dies ein Geschenk König Wilhelms I. von Preußen und zeigte Standfiguren dreier weltlicher Herrscher sowie dreier heiliger Erzbischöfe. Das 1863 eingesetzte Fenster wurde im 2. Weltkrieg nicht ausgeglast und somit völlig zerstört. Da auch alle zugehörigen Unterlagen vernichtet wurden, war und ist an eine Rekonstruktion nicht zu denken. Deshalb wurde 1948 eine nach dem Entwurf von Wilhelm Teuwen entworfene, sehr helle Verglasung eingesetzt, die aber seit langem als unzureichend empfunden wurde, da es bei starkem Lichteinfall zu Blendungen der Besucher kam. 2003 entschloss das Domkapitell deshalb, sich um eine neue Farbverglasung zu bemühen, als deren Thema sie, da christliche Herrscher kein Motiv mehr für eine zeitgenössische Verglasung sein konnten, „Märtyrer des 20 Jahrhunderts“

vorgab. Edith Stein, Rupert Mayer, Karl Leinsner, Bernhard Lichtenberg, Nikolaus Groß sowie Maximilian Kolbe sollten dargestellt werden und sich in die Reihe der Heiligenfiguren des gesamten Obergadens einfügen. Alle Sechs wurden im Zusammenhang des 2. Weltkriegs ermordet und zwischen 1982 und 2001 selig, bzw. heilig gesprochen. Neben der Erfüllung der Wünsche des Domkapitells galt es vor allem, ein Fenster zu gestalten, das sich in den Kontext des Hohen Doms zu Köln einfügen würde. Das Südfenster ist aus vielen Positionen zusammen mit der Verglasung des 12. sowie der des 19. Jahrhunderts sichtbar und sollte sich deshalb vor allem in der Farbigkeit harmonisch in das Gesamtkonzept eingliedern.

Die Forderung der Aufgabenstellung nach einer figürlichen Darstellung kann man als logische Konsequenz aus der bereits bestehenden Verglasung betrachten. Sowohl die mittelalterlichen Chorfenster, als auch die im 19. Jhd.

27

eine Hälfte des Domfenster gefüllt wurde; die andere Hälfte ist die Spiegelung davon.“

Seite

Schillernd bricht sich das Licht an Gerhard Richters farbenfrohem Glasmosaik und durchflutet die Vierung des Kölner Doms. Majestätisch erhebt sich das neue Südfenster heute 20 Meter über dem Boden und lässt so manchen Besucher andächtig verweilen. Doch die Eleganz täuscht. Denn nicht jedem gefällt das neue Kleid und bereits bevor am 25. August 2007 der schwarze Vorhang fiel, war das Fenster Gegenstand öffentlicher Debatte. Die Frage nach der Angemessenheit abstrakter Kunst in einer Umgebung gotischer Architektur stand im Mittelpunkt der kontroversen Diskussion. Dieser Auseinandersetzung liegt die prinzipielle entwurfstheoretische Frage nach dem Umgang mit Modellen zugrunde. Im Alltag eines jeden entwurfsorientierten Architekten erlangt diese Thematik in der Auseinandersetzung mit Bestand hohe Aktualität. Die 113 Quadratmeter große Fläche des Querhaussüdfensters wird heute von einem beeindruckenden Farbenteppich überzogen.


28 Seite

entstandenen Obergadenfenster in Lang- und Querhaus zeigen im unteren Bereich menschliche Figuren. Die im 12. Jahrhundert entstandenen Fenster tragen über den Wappen der Stifter, 48 Könige unter Architekturtabernakeln, die die szenische Darstellung, der Anbetung des jungen Christus durch die heiligen drei Könige im Achsfenster, flankieren. In der Obergadenverglasung wurde dieses Gestaltungschema streng übernommen. Hier sind neben Heiligen, Figuren aus dem Neuen und Alten Testament zu sehen. Den unteren, stark farbigen Bereichen steht in beiden Zyklen eine beinahe farblose Ornamentverglasung im oberen Teil des Fensters gegenüber. Bei der Betrachtung des neuen Südfensters lässt sich allerdings weder eine Ähnlichkeit mit der alten Verglasung noch eine Umsetzung des Wunsches nach einer figürlichen Darstellung ersehen. So stellt sich die Frage, wie Richter ausgehend von der Aufgabenstellung mit den Vorbildern der bestehenden Verglasung umgegangen ist, um zu seinem Entwurf zu kommen. Wie adaptiert Richter das traditionelle Kirchenfenster in seine Umsetzung und ist diese dem Kontext angemessen? Die Probleme einer figürlichen Darstellung zeigten sich schnell. Eine Historienmalerei, die sich im traditionellen Sinne um eine bildnerische Überhöhung der Märtyrer bemüht, würde zwangsläufig in der Repräsentation des Vergangenen unzulänglich

erscheinen. Entgegen aller sonst dargestellten Figuren war das genaue Aussehen der gewählten Personen und Situationen bekannt. Das kollektive Bildgedächtnis unserer Zeit ist gefüttert mit Fotografien und Filmmaterial dieser Ära, so dass eine bildnerische Neuerfindung der historischen Geschehnisse ausgeschlossen war. „Wenn die Malerei unter diesen Umständen folgerichtig zum Beispiel auf fotografische Vorlagen als dem primären Medium gesellschaftlicher Bilderproduktion zurückgreifen würde, so könnte sie letztendlich aber nur die trostlose und nicht mehr aufhebbare Faktizität des Totseins der Dargestellten wiederholen. Dies würde einer erwarteten Transzendierung der Figuren zuwiderlaufen und damit den kirchlichen Kontext verfehlen“. So löste sich Richter schnell von einer figürlichen Umsetzung und orientierte sich bei der Gestaltung weniger am Bestand des Doms als an seinem eigenen Frühwerk. Deutlich ist die Ähnlichkeit des Südfensters mit dem 1974 entstandenen Bild „4096 Farben“ zu erkennen. Er griff das künstlerische Prinzip der seriellen Farbverteilung wieder auf. Dieses Mal verwendete er dafür allerdings kein Spiel, sondern hatte eine extra für ihn programmierte Software zu Verfügung.

Mit dem Zufall als strategi-

sches Mittel befreit sich der Künstler von der Notwendigkeit der Komposition und kann Dinge entwickeln, die seinen eigenen Erwartungshorizont übersteigen. Richter verwendet für das Kirchenfenster ein Gestaltungsprinzip, das ursprünglich für einen ganz anderen Aufgabenbereich gedacht war. Doch das Raster als modernistische Struktur scheint in seiner Verwendung so flexibel, dass es auch den Sprung von einem Tafelbild auf Leinwand zu einem Fenster mit gotischem Maßwerk schaffen kann. Es könnte der Eindruck entstehen, Richters Arbeit sei völlig losgelöst von seinem späteren sakralen Bestimmungsort entstanden. Mit diesem Vorwurf täte man dem Künstler unrecht, denn er verlor im gesamten Entwicklungsprozess den Bestand niemals aus den Augen. Dies war wohl auch Voraussetzung für einen, trotz seines hohen Abstraktionsgrades, sich einfügenden, qualitativ hochwertigen Entwurf. Bei der Wahl des Materials beispielsweise entschied man sich für dasselbe mundgeblasene Echt-Antikglas, das auch in den alten Fenstern verbaut wurde. Die 72 Farbtöne, aus denen sich das neue Fenster zusammensetzt, sind den vorhandenen Verglasun-


Auch dem oft geäußerten Vorwurf, das Fenster wäre zu abstrakt, zu modern, lässt sich mit einer Betrachtung des Bestandes entgegentreten.

Denn die Notwendigkeit einer figürlichen Darstellung in einem Kirchenfenster ist aus der Tra-

Auch wenn es oft nicht bemerkt wird, da die kunstvoll gestalteten Personen die Blicke auf sich ziehen, so nimmt sogar in den mittelalterlichen Chorfenstern die Ornamentverglasung den wesentlich größeren Teil der Fläche ein. Sie zeigen vegetabilen, flechtwerkartige oder abstrakt-geometrische Verzierungen. Sogar schachbrettartige Rasterungen sind zu finden. Doch nicht nur über die formale, sondern auch über die religiöse Einbindung wurde kontrovers diskutiert. Traditionell kommt den Glasfenstern im Kontext eines sakralen Baus stets eine hohe spirituelle Dimension zu. In der metaphorischen Auffassung, die in der Kirche ein Abbild des himmlischen Jerusalems sieht, spielen die bunten Fenster eine entscheidende Rolle. Sie sind das Pendant zu den im 21. Kapitel der Offenbarung beschriebenen Edelsteinen, die als Bausteine der Mauern der heiligen Stadt dienen, in denen sich die Herrlichkeit Gottes wiederspiegelt. Das bunte Licht wird hierbei oft als sichtbare Offenbarung des unsichtbaren Gottes gedeutet. Eine derartig transzendente Erfahrung kann man dem neuen Südfenster, vor allem bei intensiver Sonneneinstrahlung, sicherlich zuschreiben.

Natürlich bleibt die Frage über persönliche Sympathie oder Abneigung am Ende eine subjektive Entscheidung. Doch ist festzuhalten, dass die Arbeit eine moderne und doch angemessene sowie gelungene Symbiose aus Einflüssen des Bestandes, Richters Frühwerk, dem Zufall und bewusst gefällten künstlerischen Entscheidungen ist. Und egal ob das Werk kritisiert, bewundert, bestaunt oder geliebt wird, wurde ihm eine für Kunst im christlichen Kontext selten gewordene Aufmerksamkeit zuteil. Judith Lennartz Lisa-Sophie Winklhofer

29

dition heraus nicht gegeben.

Seite

gen entnommen, wodurch gewährleistet ist, dass sich das neue Fenster farblich übergangslos in den Kirchenraum einfügt. Auch der Liebe zur Geometrie der mittelalterlichen Bauherren zollte Richter Tribut, indem er den durch das Zufallsprinzip entstandenen Farbenteppich nicht einfach durchlaufen lief, sondern vor allem im Maßwerkbereich viel mit Spiegelungen arbeitete. Diese Eingriffe sind auf den ersten Blick nicht zu erkennen und doch äußerst wichtig für das harmonische Zusammenspiel von neuen Scheiben und gotischem Maßwerk. Sie spiegeln Richters feinfühlige Art im Umgang mit dem Bestand wieder. Der Künstler schreibt der vorhandenen Geometrie sein eigenes, streng geometrisches Raster ein, welches sich in seinen Maßen wiederum genau am Maßwerk orientiert. Jeweils genau elf Farbfelder füllen die Breite einer Spalte.


BAUSTILPOTPOURRI BARCELONA

Seite

30

titelthema

Zwischen Gotik, Gaudí, Calatrava und Norman Foster

Barcelona, Hauptstadt Kataloniens und zweitgrößte Stadt Spaniens, Namensgeber und Sitz des berühmten Barcelona- Pavillons von Ludwig Mies van der Rohe und Heimat des spanischen Künstlers und Baumeisters Antoni Gaudí. Bilder von UNESCO Weltkulturerben wie der Família Sagrada, der Casa Mila und des Park Güell verbinden wir automatisch mit dieser Stadt. Diese im Stil des Modernisme, dem katalanischen Jugendstil, errichteten Bauwerke prägen augenscheinlich das Stadtbild Barcelonas. Vor allem im Viertel der Eixample, der modernen Planstadt, stehen zahlreiche Bauten, die auf dezente Weise versuchen einen nationalen Ausdruck der Moderne und der eigenen, katalanischen Identität zu vermitteln. Überall in diesem Stadtgebiet begegnet man Fassaden, die mit dekorativen Elementen wie Vögeln, Blüten und Schmetterlingen versuchen Natürlichkeit und Bewegung zu erzeugen. Die Mitte des 19.Jhr. nach den Plänen des katalanischen Architekten und Baumeisters Ildefons Cerdà entstandene Planstadt Eixample ist, neben diesen prächtigen Jugendstilbauten, wegen ihrer quadratischen Häuserblocks mit den abgeschrägten Ecken (Chaflanes) bekannt. Doch die städtebauliche Bedeutung Barcelonas beginnt schon viel früher. Bereits zur Zeit der römischen Republik spielte Barcelona aufgrund seiner günstigen strategischen Lage eine bedeutende Rolle. Auch heute noch lassen sich Spuren wehrhafter Befestigungsanlagen wie das Mitte des 17. Jh. errichtete Castell de Montjuïc und römischer Versorgungseinrichtungen überall in der Stadt entdecken. Im historischen Stadtkern Barcelonas, dem Barri Gòtic, bilden die zahlreichen Zeugnisse gotischer Baukunst, die zur Blütezeit der Stadt als Königs-

und Handelsstadt entstanden, ein einheitliches Fassadenbild. Die ursprünglich romanische Kathedrale La Catedral in der typischen aufstrebenden, mit Filialen und aufwändigem Maßwerk gestalteten Bauweise, das bekannte Opernhaus Gran Teatre del Liceu und die mittelalterlichen Schiffswerften, die Drassanes sind dafür beispielhaft. In direkter Nachbarschaft zum Barri Gòtic befindet sich das Raval- Viertel. In diesem Bereich außerhalb der mittelalterlichen Stadtmauern konzentrierten sich bis Mitte des 18. Jahrhunderts die Klöster, Handwerker, Gärten und Hospitäler. Während der Industriealisierung entstanden hier große Fabriken und Arbeiterquartiere, die sich im 20. Jahrhundert zu einem einschlägig bekannten Hafen- und Rotlichtbezirk wandelten. Im Zuge der Modernisierung wurde dieses Quartier aufgeräumt und heute drängen sich schrille Szenelokale, schicke Design-Ateliers und Filialen namenhafter Fastfood- Ketten an der bekannten Flaniermeile La Rambla. Gerade an dieser Straße wird die Konfrontation des pulsierenden modernen Lebens mit historischen Baudenkmälern besonders deutlich. Im Zuge der Weltausstellungen 1888 und 1929 wurden einige touristenwirksame Bauwerke wie das Poble Espanyol (spanisches Dorf), der Parc de la Ciutadella, und der Arc de Triomf errichtet. Nicht zuletzt entstand zu diesem Anlass auch der bekannte Barcelona- Pavillon von Mies Van der Rohe, der als Grundstein der Moderne gilt und die Vielfalt der barcelonesischen Architektur erweitert. Die anlässlich der Olympischen Spiele 1992 unternommene Rundumerneuerung vor allem im alten Hafenviertel Barceloneta macht Barcelona nicht nur zu einem touristischen Highlight, sondern gilt auch unter Architekten und Stadt-


Stefanie Kerner

31 Seite

planern als gelungenes Beispiel urbaner Stadterneuerung. Überall in der Stadt verteilt findet man die filigran-skulptural wirkenden Bauwerke des Architekten und Baumeisters Santiago Calatrava. Seinen organisch- futuristischen Designansatz projiziert der Spanier, der 1981 an der ETH Zürich promovierte, auf seine technisch spektakulären Werke. Der Fernmeldeturm Torre Telefónica auf dem Montjuic entstand beispielsweise im Zuge von Olympia. Im Zuge dieser postmodernen Entwicklung entsteht heute in Küstennähe das exklusive Hightech-Viertel „Bezirk 22@“ mit Bauwerken wie dem großen blauen dreieckigen „Forum Building“ von Herzog und De Meuron (2004 für das „Weltforum der Kulturen“ fertiggestelltes Kongress- und Ausstellungszentrum) und dem Torre de Collserola, einem von Sir Norman Foster entworfenem Fernsehturm. Als neues Wahrzeichen der Stadt entwarf Jean Nouvel den 32- stöckigen Torre Agbar, ein Bürokomplex aus Beton mit futuristischer Glas- Aluminium Fassade. Diese städtebauliche Entwicklung zeigt deutlich, dass sich Barcelona nicht nur auf die Stadt Gaudís reduzieren lässt, sondern gerade durch eine vielfältige städtebauliche Sammlungen geschichtlicher und moderner Architektur eine Symbiose von Antike, Gotik, und (Post-) Moderne darstellt, die „ganz einzig durch ihre Schönheit“ ist (Miguel de Cervantes in Don Quijote).


Seite

32

titelthema

BERUFSRAGOUT AUSWEG AUSSICHT AUSLAND

Wer kennt das nicht? Der Entschluss Architektur zu studieren, trifft nicht immer auf Begeisterung: „Kind, damit bekommst du doch nie einen Job!“ Hat man sich letztendlich doch gegen alle Zweifler durchgesetzt und beginnt das Studium, muss man überrascht feststellen, dass auch hier in manchen Vorlesungen kein anderer Wind weht. Von dem Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadtentwicklung wurde uns jedoch eine positivere Aussicht auf die Zukunft gegeben. Am 20. Januar fand im beeindruckenden Ambiente des Gästehauses der RWTH Aachen ein Podiumsgespräch zum Thema „AusWeg – AusSicht – AusLand.“ statt. Die 5. Veranstaltung der Reihe „BERUFSFELDER“ sollte Studenten die Möglichkeit aufzeigen, für den internationalen Arbeitsmarkt tätig zu sein. Schon die einleitenden Worte von unserem Noch- und Wieder- Dekan Univ.Prof. Dipl.-Ing. M.Arch Peter Russel in seinem gewohnt farbenfrohen Aufzug und seiner lockeren Art ließen auf einen interessanten Abend schließen. Nach seinem Studienabschluss durfte er sich zwischen drei erstklassigen Jobangeboten entscheiden. Frei nach dem Motto: „ Russels Law of the geringste Reue im Leben“ gab er der fernen Schweiz den Vorzug und verließ seine kanadische Heimat. Im Anschluss gewährte uns Dipl.-Ing. Thomas Schuster (Project Director for the new headquarter of the ICC, Den Haag) durch ein Impulsreferat Einblicke in sein Leben als international tätiger Architekt. Schon während seines Studiums an der RWTH Aachen machte er Auslandserfahrungen in Barcelona, die ihm das Selbstvertrauen gaben, aufgrund mangelnder Jobangebote in Deutschland, seine Karriere in Europa zu starten und später weltweit fortzu-


Bei seiner Mithilfe an internationalen Entwicklungshilfeprojekten musste sich Dipl.-Ing. Jochen Weber (Architekt bei JA! Jerusalem Architekt, Aachen) immer wieder mit ausländischen Eigenheiten und kulturellen Unterschieden auseinander setzen, die eine schnelle Auffassungsgabe und Problembewältigung forderten, die er, seiner Meinung nach, an der RWTH Aachen gut vermittelt bekommen hat. Doch die weiten Distanzen zu Deutschland ließen es nur schwerlich zu, die familiären und freundschaftlichen Kontakte in der Heimat aufrecht zu erhalten, so dass er letztendlich einem Laurensberger Büro den Vorzug gab und seinen internationalen Entwicklungshilfeprojekten den Rücken kehrte. Auch die Erfahrung von Dr.-Ing. Juliane Pegels (wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadtentwicklung, RWTH Aachen) machte nochmals deutlich, wie wichtig ein Auslandsaufenthalt für die persön-

liche Entwicklung jedes Einzelnen gewesen ist. Trotzdem, und in dem Punkt waren sich alle einig, sollte man dem Druck in anderen Länder zu studieren nicht nachgeben, wenn man sich persönlich dazu nicht bereit fühlt. Denn jeder Aufenthalt ist auch mit schweren Erfahrungen verknüpft. Besonders die weite Entfernung zur Familie und Freunden ist ein oftmals belastender Faktor. Dabei muss es nicht immer Übersee sein, um diese Erfahrungen teilen zu können. So berichtete Dipl.-Ing. Birgit Schnadt (Stadtplanerin bei ISR Stadt+Raum, Haan) von ihren Arbeiten aus den Niederlanden, der anderen Kultur und planerischen Herangehensweisen, sowie Mentalität. Im Fazit betonte Professor Dr.-Ing. Klaus Selle, dass sich 80% der berichteten Ereignisse auch in Deutschland hätten ereignen können. „Ein Auslandsaufenthalt“, so Herr Dr. Selle, „ist aber auf jeden Fall eine lohnenswerte Erfahrung“. Diese offene und ehrliche Gesprächsrunde konnte uns ein wenig von unseren Zukunftsängsten nehmen. Die authentischen Berichte beweisen, man kann als erfolgreicher Architekt tätig sein, egal ob im Ausland oder in der Heimat. Katja Göser Laura Voßmerbäumer

Seite

Dipl.-Ing. Andrea Heinemann (Architektin bei Heinz Müller Architekten, Zürich) zum Beispiel kehrte, nachdem sie mehrere Semester an der ETH Zürich absolviert hatte, in die Schweiz zurück. Anfangs fühlte sie sich oft ins kalte Wasser geworfen und von der Uni nicht ausreichend auf den beruflichen Alltag vorbereitet. Integrationsbereitschaft sei ein wichtiger Faktor gewesen, im Land und von Arbeitskollegen akzeptiert und aufgenommen zu werden.

33

setzen. Die anderen Podiumsteilnehmer stimmten ihm zu, dass ein Auslandsaufenthalt während des Studiums nicht nur den Horizont erweitert, sondern einen auch persönlich und fachlich reifen lässt, sodass man bessere Chancen auf internationale Jobangebote hat.


Betonperlenohringe vom kanadischen Grafikdesigner Markus Uran. Schön auch, dass sie nicht so schwer sind wie sei aussehen: Jede Perle wiegt nur ca. 1g. 35 US-Dollar plus 15 Dollar Versand, www.metadesign.com

Seite

34

empfohlen

Cement Pearls

Information is beautiful Grafiken sinnvoll, unterhaltsam und schön gestalten. Reichliche Anregungen und Inspirationen zum Thema Informationsdesign finden sich in diesem Buch. 15,95 euro, Harpercollins Verlag, UK

FLY-GODDBYE PUMP-GUN Insekt orten, annähern, Gewehrlauf in die richtige Position rücken und abdrücken: Die Fliege landet in einem kleinen Auffangbehälter mit Vergrößerungsglas.Sie kann untersucht und anschließend aus dem Fenster geschossen werden. Eine lohnende Investitionen für jeden Rochusstraßenbewohner. 24,95 euro, www.fly-goodbye.com


USBéton

Seite

35

Ein USB-Stick aus unserem Lieblingsmaterial. US Béton ist mit 10x2x1,3cm und 60g deutlich größer und schwerer als übliche Sticks und nur schlecht zu verlieren. 40 euro, www.kixberlin.com

Die Frauen - T.C. Boyle Faszinierender Egomane, moderner Freigeist, exzentrisch und einer der berühmtesten Architekten der Welt. Aus Sicht der drei Ehefrauen zeichnet Boyle ein facetten reiches Bild von Frank Lloyd Wright. Der Leser schwankt zwischen Sympathie und Ablehnung. Lesenswert. 24,90 euro, Carl Hanser Verlag


ADOLF LOOS

Seite

36

ausgekramt

UNSEREN JUNGEN ARCHITEKTEN „Ver Sacrum“, Juli 1898 Ist die Architektur noch eine Kunst? Fast möchte man es zu verneinen suchen. Der Architekt hat weder innerhalb der Künstlerschaft noch im Publicum den Stempel des vollen Künstlerthums. Der unbedeutendste Maler, der kleinste Bildhauer, der schwächste Schauspieler und der unaufgeführteste Componist nehmen uneingeschränkt die Künstlerschaft für sich in Anspruch und dieselbe wird ihnen von der Welt auch willig gegeben. Aber der Architekt muss schon Hervorragendes geleistet haben, ehe man ihn in die Reihen der Künstler aufnimmt. Zwei Factoren haben gearbeitet, das Prestige der Architekten zu untergraben. Der erste ist der Staat, der zweite sind die Architekten selbst. Der Staat hat an seinen technischen Hochschulen Prüfungen eingeführt und die Prüflinge glauben sich nun berechtigt, auf Grund der mit Erfolg abgelegten Prüfung den Berufsnamen Architekt wie einen Titel führen zu können. Diese Farce ging sogar so weit, dass man an die Regierung mit dem Ersuchen herantreten wollte, die Bezeichnung


Für den wahren Künstler sind die Gründe, die damals von den titelsüchtigen Technikern angeführt wurden, vollständig hinfällig. „Jeder Maurerjunge kann sich jetzt Architekt nennen.“ Wenn‘s ihn freut, warum denn nicht. Wurde der Ruhm Beethovens und Wagners verdunkelt, weil sich der Verfasser eines Couplets Componist nennt? Hat es Lenbach und Menzel je geschadet, dass sich jeder Anstreicher Maler heisst? Sicher nicht. Wie sehr hätten sich aber die beiden blamiert, wenn sie dieses Umstandes wegen den staatlichen Schutz für die Bezeichnung Maler verlangt hätten! Die

gen zum Trotz kräftig zum Ausdruck zu bringen, dann würden sich die segensreichen Folgen im Ansehen unserer Kunst bald einstellen. Seht auf eure Brüder von der Malerei, Bildhauerei und Musik! Die können für ihre Kunst, sollte es darauf ankommen, hungern und darben. Und das muss der können, der den schönsten Ehrentitel tragen will, den das Volk zu verleihen hat: Künstler!

37

Feder sträubt sich gegen eine solche Zumuthung. Mehr noch als das Prüfungswesen aber haben sich die Architekten selbst geschadet. Sie haben sich selbst degradiert und die Welt ist eben darauf eingegangen. Die meisten unserer jungen Leute sind, trotz des Titels, den sie für sich in Anspruch nehmen, trotz ihrer künstlerischen Befähigung, eben nur Bauzeichner. Für einen Monatslohn, der dem eines schlecht gezahlten, nicht besonders fähigen Comptoiristen gleichkommt, verdingen sie sich an Bauunternehmer, Baumeister und Architekten, deren Mittel es erlauben, ein eigenes Atelier zu halten. Auch die Arbeitszeit ist die des commerciellen Arbeiters. Ob nun seine künstlerische Überzeugung mit der seines Brotherrn übereinstimmt, ist diesem „Architekten“ gleichgültig. Meistens hat er ja gar keine. Heute arbeitet er gothisch, während ihn im nächsten Bureau die italienische Renaissance als alleinseligmachend begeistern muss. Und er sagt zu allem ja. Wohl macht er sich im Kreise seiner Gesinnungsgenossen über seinen Chef - man sieht, wie kaufmännisch man sich schon unter Architekten ausdrückt - lustig und glaubt, was Wunder wichtig zu thun, wenn er über den alten Zopf loszieht. Und den nächsten Tag, Schlag acht Uhr, ist er schon wieder frisch am Werk. Hätte unser künstlerischer Nachwuchs auch den moralischen Muth, seine Überzeugung allen finanziellen Anfechtun-

Seite

Architekt als Titel für die absolvierten Techniker der Hochbauabteilung gesetzlich zu schützen. Dass damals das ganze gebildete Wien nicht in ein grosses, befreiendes Lachen ausgebrochen ist, zeigt wohl bereits zur Genüge, wie tief schon durch diese Prüfungen die Meinung ins Volk gedrungen ist, als ob die Architektur eine Sache wäre, die man erlernen könnte und über deren Beherrschung man sich ein Zeugnis ausstellen lassen könnte. Man denke sich die ganze Bewegung nur auf die Musik übertragen. Das Componieren, dem Schaffen des Architekten so innig verwandt, sollte nach der Meinung der Conservatoristen nur jenem gestattet sein, der eine Prüfung am Conservatorium abgelegt hätte. Wie lächerlich uns das wohl anmuthen würde, weil die Musik für uns noch eine absolute Kunst ist.


STUDIENGEBÜHREN

dafür / dagegen

38 Seite

Ich möchte hier gar nicht alles aufzählen, was von den Studiengebühren finanziert wird und wurde, es gab sicherlich schlechte Beispiele (ein Nicken), aber auch Voranbringendes, von Banalem wie Skripte, pro Kopf Entlastungen von immerhin 50Euro für Exkursionen, bis hin zum Luxuriösen (ach ja, danke für den Koffer, liebe Fakultät!) und wer hat denn schon versucht wirklich an der Verteilung mitzuwirken? (hmm...) eine Handvoll und sicherlich nicht diejenigen, die schreien, dass die Studiengebühren verballert würden. Keinen Finger möchte man rühren und eben auch kein Geld locker machen- zumindest nicht das eigene. Studiengebührenersatzmittel heißt das Zauberwort. Warum denn nicht gleich? Wieso den Umweg über 5 Jahre Bezahlen nehmen? (hab ich doch immer gesagt...) Weil das Land NRW das Geld nicht hat. Die versprochenen Ersatzleistungen oder besser Schadensersatzleistungen sind ein Versprechen aus dem Wahlkampf, wir wollen gute Lehre und was noch alles das Exzellenz-Herz begehrt. HABEN!- Das Geld wird wahrscheinlich anderweitig eingespart, an Stellen, die gerade nicht präsent sind...22 mio müssen locker gemacht werden, es werden 19 mio versprochen. Dieses Geld stammt dann aus Steuermitteln und wird, wie uns das Beispiel von Kulturzuschüssen lehrt, mit der Zeit immer weniger werden (ein Schulterzucken), denn auch die Präsens dieses Themas schwindet...und dann stehen wir da, wie vor 5 Jahren und fangen wieder von vorne an. Wir lassen die Großen bezahlen und dabei ist uns im Prinzip klar, dass Bildung kostet und ein „wertvolles Gut“ ist. (fang jetzt nicht mit den Studienkosten in den USA an!) Um dieses Gut zu fördern, besser zu machen und für alle auszubauen, wie z.B. durch Neuschaffung von HiWi-Stellen und Tutorien, wurden Studiengebühren erhoben, dieses Plus wird sich wohl bald auflösen. Sind 2,73€ SS/2,71€ WS pro Tag im Semester unangemessen? Ich glaube das Problem liegt daran, dass wir zu viel erwarten ohne etwas dafür zu leisten (immerhin sind wir Studenten!), weil wir es für selbstverständlich halten. Es geht im Kern doch eigentlich um die Bildung an sich: ist sie mir etwas WERT oder nicht. Rebecca Tritscher


Nathalie Gozdziak

39 Seite

Irgendwie haben die das doch vorher auch geschafft, als es noch keine Studiengebühren gab. Und mir ist kein Fall bekannt, bei dem man in den Universitäten aus Armut und Geldmangel das Mensaessen von den Tafeln holen musste – oder das Sportangebot lediglich aus Jogging- und Frisbeekursen bestand – oder sämtliche Literaturbestände aus den 70’er Jahren sind. Obwohl. 500 Euro Studiengebühren bedeuten im Umkehrschluss, dass man sich jedes Jahr einen nigelnagelneuen Spitzenklassenlaptop kaufen könnte. Oder pünktlich zu Semesterferienbeginn einen schönen Last-Minute-Urlaub buchen könnte. Oder sich jeden Monat knapp 100 Euro auf das Sparbuch packen könnte. Aber nein, besser angelegt ist das Geld in repräsentativen Zweckbauten der RWTH Aachen University [juniwörsittie], bestes Beispiel sind Dick & Doof. Bei Dick funktioniert zwar die Erdwärmesonde noch nicht, aber solche Dinge brauchen eben Zeit. Jedenfalls erleichtern uns diese Gebäude das Unileben enorm! Haben wir damals noch in der Wüllnerstraße zusammengequetscht in Warteschlangen gestanden um uns einzuschreiben, stehen die Erstis heute Schlange – ebenfalls 4 Personen pro m² - dafür jedoch hoch oben mit Blick auf das Aachener Studentenleben auf dem Super C Platz. Vielleicht wurde der neue Mitarbeiter des ZPA, zuständig für die Architekturfakultät, von unseren Studiengebühren für die Annahme des Jobs bezahlt, weil die ehemalige Mitarbeiterin wegen überdurchschnittlich häufigen Beschwerden gekündigt hat? Eine transparente Lösung müsste her und ich bleibe dabei: lieber keine Studiengebühren zahlen und Dinge wie Material, Werkzeug, Holzwerkstattbesuche und Exkursionen nach Bedarf in eigener Sachen bezahlen, als zusehen, wie das eigene Geld beziehungsweise das Geld der Eltern in sinnlose Sachen fließt, die meine individuelle Lehre kein Stück verbessern.


WIE VERÄNDERT SICH DIE GEBÄUDEPLANUNG IN ZEITEN VON WIRTSCHAFTSKRISEN?

Seite

40

gekoppelt

architektur und ... wirtschaft

Im Jahr 1929 führte die Weltwirtschaftskrise zum Zusammenbruch der Wirtschaft und beeinflusste die folgenden Jahre ökonomisch und auch gesellschaftlich enorm. Nichtsdestotrotz wurde in dieser Zeit der damals höchste Wolkenkratzer, das Empire State Building in New York, erbaut. Wie kann man sich den Bau eines solchen Projektes erklären? Was, wenn überhaupt, gewinnen die Bauherren und Investoren daran? Ist der Bauherr hauptsächlich daran interessiert, ein Gebäude zu errichten, welches langfristig betrachtet rentabler sein wird als der Bestand? Oder verspricht der Bau auch wirtschaftliche Vorteile für den Standort?


So sind auch Kompromisse Bestandteil der Gebäudeplanung. Zum Beispiel sollen moderne Gebäude, in Bezug auf die variable Umgestaltung von Raumeinteilungen, möglichst flexibel gestaltet werden um sich an neue Gegebenheiten anpassen zu können. In der Realität ist es jedoch schwierig diese Kondition zu erfüllen, da das Planen und Bauen solcher Gebäude, die dauerhaft rentabler und wirtschaftlicher sind, ein Mehrkostenaufwand bedeutet und Investoren meist davon abhält mehr Kapital in das Projekt einzubringen. Laut dem New Yorker Architekten Daniel Libeskind wollen Investoren in Krisenzeiten stattdessen oft extraordinäre Gebäude bauen, wie auch das Empire State Building, dass während der „Great Depression“ in New York errichtet wurde, um in der Krisenzeit eine „Vision der Zukunft“ zu schaffen.

Die nordspanische Stadt Bilbao galt zu Anfang des 20. Jahrhunderts auf Grund der ansässigen Eisenindustrie und der Funktion als bedeutende Hafenstadt für Import und Export, als die Hauptstadt der baskischen Wirtschaft. Die industrielle Agonie der siebziger Jahre hatte drastische Auswirkungen auf diesen Status, sodass Politiker und Bewohner begannen nach möglichen Ansätzen eines neuen Images für die als unattraktiv geltende Stadt zu suchen. In Folge dessen wandte sich die Stadtverwaltung der baskischen Industriestadt zu Beginn der neunziger Jahre mit dem Vorschlag ein Museum für zeitgenössische Kunst zu errichten an die Solomon R. Guggenheim Stiftung. Thomas Krens,

41

Den Investoren des Empire State Building war wahrscheinlich bewusst, dass das Hochhaus für eine gewisse Zeit unrentabel sein wird. Sie haben sich trotz alledem für eine Investition entschieden. Heute ist es ein Wahrzeichen der Stadt New York und ein Prestige und Werbeobjekt für das Portfolio des Immobilienhändlers. Ähnlich dem Bilbao-Effekt, der Ende des 21. Jahrhundert entstand, lenkte auch das Empire State Building Aufmerksamkeit auf die Stadt New York und zog im Laufe der Jahre Millionen von Touristen in die Stadt. Denn viele von ihnen kommen vorallem um das Empire State Building zu besichtigen.

Seite

Bei der Gebäudeplanung soll das Projekt nicht ausschließlich aus der Sicht des Architekten betrachtet werden, sondern auch aus Sicht des Bauherrn, welcher letztendlich die Kosten für das Gebäude tragen wird und auf dessen langfristige Rentabilität achten muss.


damaliger Direktor der Stiftung, entschied sich nach anfänglichen Zweifeln an der Wirtschaftlichkeit eines Museumsbaus in einer kulturell uninteressanten Stadt wie Bilbao, dann überraschenderweise für die Verwirklichung dieser umstrittenen Idee. In einem Wettbewerb wurde Frank O. Gehry, der kanadisch- amerikanische Stararchitekt, mit dem Bau des Gebäudes beauftragt.

Seite

42

Für Gehry stand fest, dass eine Ikone der modernen Architektur entstehen musste. Mit seinem geschwungen Formen ähnelt das Guggenheim Museum in Bilbao von außen einem futuristischem Schiffsrumpf, aus der Vogelperspektive einer sich öffnenden Blüte. Das Gebäude ist ein Konstrukt aus Glas, Beton und Titan und gilt bereits als Wahrzeichen Bilbaos, denn bereits im Eröffnungsjahr 1997 war erkennbar, dass sich der waghalsige Versuch die wirtschaftliche Situation der Stadt zu verbessern mehr als nur lohnen würde. Seitdem besuchen jedes Jahr ungefähr eine Million Touristen die baskische Metropole und verhalfen somit Bilbao zu neuem Aufschwung und einer neuen Identität. Die Stadt investierte die Gewinne in eine städtebauliche Neustrukturierung, an der wiederum namenhafte Architekten, wie zum Beispiel Sir Norman Foster beteiligt waren, und veränderte das zuvor von Industrie geprägte Stadtbild in das einer modernen Metropole, die in ihrer beispielslosen Erfolgsgeschichte nach Ihresgleichen sucht. Die beschriebenen Auswirkungen des Museumsbaus werden als Bilbao- Effekt bezeichnet. Es gibt allerdings auch differenziertere Ansichten. In einem Interview vom 25. Januar 2009 betonte der Architekt und BDA-Vorsitzende von Hessen, Michael Schumacher, dass bei Bauten wie dem Guggenheim Museum in Bilbao die architektonische Qualität im Vordergrund stehe, nicht unbedingt das Erregen von Aufmerksamkeit mittels skurrilen Bauten. Zwar würde das Bewusstsein dafür

steigen, welche hohe Bedeutung Architektur für Städte und Unternehmen haben kann, nicht immer würde diese Erkenntnis jedoch richtig umgesetzt. Es ist eindeutig, dass in besonders schwierigen Zeiten, wie Weltwirtschaftskrisen, Unternehmen versuchen ihre Kosten zu senken. Es fällt jedoch auf, dass auf der einen Seite Kosten auf Personalebene eingespart werden und annähernd zeitgleich kostspielige Bauprojekte geplant und realisiert werden. Moderne Gebäude können durch die bessere Gebäudeinfrastruktur, Technik und Flexibilität die Ausgaben auf Unternehmensseite senken und Einnahmen steigern; im Vergleich zu älteren Gebäuden. Jedoch rechnet sich ein neues Gebäude oft erst nach mehreren Jahrzenten, da dieses oft einer der größten Investitionen eines Unternehmens ist. Widersprüchlich ist allerdings, dass Unternehmen in der Praxis selten einen Neubau auf die betrieblichen Bedürfnisse abgestimmten, da es einen erheblichen Mehrkostenaufwand bedeutet dieses Bauvorhaben wirtschaftlich zu planen und auszuführen. Sie verwenden dahingegen ihr Kapital um extraordinäre Gebäude anstatt ein auf den Betrieb optimiertes Gebäude zu bauen. Dieses hat wahrscheinlich auch Psychologische und Marketingtechnische Hintergründe. So ist bekannt, dass Menschen in Krisenzeiten verunsichert und verängstigt sind und einen Hoffnungsträger benötigen. Unternehmen nutzen diese Phase aus um ihr Unternehmensimage zukunftsweisend darzustellen. Architektur ist ein wichtiger Bestandteil dieser Methoden. Durch die Architektur lässt sich unter anderem ausdrücken, wie es um ein Unternehmen bestellt ist, wie viel Wert es auf die Offenheit bzw. Geschlossenheit legt und zu guter Letzt wie es sich die Zukunft vorstellt. Nora Havel, David Wischniewski

1 vgl. Einfluss der Gebäudeplanung auf die Wirtschaftlichkeit von Betrieben, Möller, 1989, S. 43 f. 2 vgl. Planung in der Krise?, Schönwandt, 2002, S. 40 f. 3 ebd. S. 29 f. 4 ebd. S. 13 f. 5 vgl. Einfluss der Gebäudeplanung auf die Wirtschaftlichkeit von Betrieben, Möller, 1989, S. 184 f. 6 vgl. Interview with Star Architect Daniel Libeskind: Spiegel Online, 2009 7 vgl. Der Bilbao-Effekt, Nicolas Van Ryk, 6.10.2007 8 vgl. Die Krise als Chance für Architekten, detail.de, Michael Schumacher, 2009


Kalender

[10.10.2011 Vorlesungsbeginn]

10.07.-25.09.2011 Ludwig Forum Susan Philipsz: Seven Tears

24.09. – 25.09.2011

OKTOBER 28.10.2011

Aus

Stadtbibliothek Aachen Treffpunkt Bibliothek Vortrag des Literaturkritikers Dennis Scheck (ARD, „Druckfrisch“) 19:30 Uhr, kostenlos http://www.daserste.de/druckfrisch/

31.10.2011

Halloween z.B. Theater K Die HalloweenFete mit uMfug & Theater K www.theater-k.de

NOVEMBER

[08.11.2011 Fachschaftsvollversammlung 10:00-14:00 Uhr]

06.11.2011 Verkaufsoffener Sonntag Aachen Innenstadt

011oire 2 . s 2 k

12.11.2011

Ski-Basar, Sporthalle Königshügel Verkaufen:10-13Uhr /Kaufen 1416Uhr

ung l l e sst

i 8.1. Prorvfabriceht 1 - orage imme stri 6 n/ a . l/e http://hochschulsport.rwth-aachen. 26t of Sittif, 7T–9 Ma n . e

Au

g Ou éfin aat ora t r D s t & of chs out . Bos w ww :// p t ht

de/hsz/skiboerse

19.11.2011

Musikbunker Massendefekt stellen ihr Album „Wellenreiter“ vor...Atmosphäre zwischen Pogo und Polonaise... 21 Uhr

Dezember 18.11. – 23.12.2011 Weihnachtsmarkt

JAnuar

04.12.2011 Verkaufsoffener Sonntag Aachen Innenstadt 04.01.2012 Kostprobe Tartuffe, Theater Aachen- Bühne 19 Uhr, kostenlos

43

Lu hr wie vant 0 U 2 Nie hen A g: 1, Aac ffnun .201 Erö 21.10 Fr

kalender

28. ! 11 rei 1964 0 f 2 s g 10-.Forumstörune seit . 1 2 dwig der gard

ll ste

ung

Altstadt Aachen Altstadtflohmarkt ab 11 Uhr

12

20 02.

Seite

16.10.2011

14. Aachener Kunstroute www.aachenerkunstroute.de


Seite

44 zuletzt


Impressum

Alle Bilder und Fotos ohne Quellenangabe wurden mit Einverständnis des Urhebers gedruckt. Herausgeber: Fachschaft Architektur

Anna Gassner Nathalie Gozdziak Lisa Nagy Stephanie Schneider Rebecca Tritscher Imke Wömmel

impressum

Redaktion und Layout:

Vielen Dank an:

r e i f f l i f e 09/2011 22.09.2011 Ausgabe 01 reifflife Fachschaft Architektur Reiffmuseum. Schinkelstraße 1 52062 Aachen reiff.life@fs2.rwth-aachen.de

Druck: AC unicopy, Aachen

Seite

Heinrich Altenmüller Niklas Fanelsa Nepomuk Fichtl Katja Göser Nora Havel Stefanie Kerner Judith Lennartz Sophie Schulten Adrian Steckeweh Björn Teutriene Martin van Laack Laura Voßmerbäumer Lisa-Sophie Winklhofer David Wischniewski

45

reiff+


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.