251-1 Handsome Hank & His Lonesome Boys. Die klassische Besetzung der Bluegrass-Spezialisten: Martin Buess, Beat Lüthi, Sämi Schneider (Handsome Hank), Marcel Zimmermann und François Terrapon. Vorne sitzend: Saddam Hussein (Mandoline) und Jürg Werber.
tert-baffen Publikum ins Gesicht geknallt: Ob ‹Paradise City› von Guns’n’Roses oder ‹Daddy Cool› von Boney M. – Handsome Hank & His Lonesome Boys 251-1 demonstrieren, dass in jedem wirklichen Hit ein Kern steckt, der nicht an ein Genre gebunden ist. Eine nachhaltige Leistung. Das Konzept, das mittlerweile auch von der deutschen Band The BossHoss erfolgreich umgesetzt wird, ist nicht nur auf Schneiders Sinn für Humor – mit dem er schon in den deutschsprachigen Projekten Schmalhans und Congaking auftrumpfte – zurückzuführen. «Im Bluegrass tummeln sich unzählige Virtuosen, also stellte sich mir die Frage: Wo können wir uns profilieren?» Er legte sich einen Yankee-Akzent zu und alle Berührungsängste ab, persiflierte die reaktionären Tendenzen des ‹Bible Belt› und führte den teuflischen Rock ’n’ Roll mit Songs wie ‹I’m A Believer› zu seinen Wurzeln zurück. Zum richtigen Zeitpunkt: Durch Johnny Cashs posthume Popularität in der IndieSzene ist die US-amerikanische Wurzel-Musik nicht mehr länger Musik für alternde Konsu-
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menten. Der Ehrgeiz lässt Schneider nicht mehr los. Um der Gefahr zu entgehen, einen Witz allzu oft auszuspielen, baut er nun, nach einem Besetzungswechsel, vermehrt Eigenkompositionen ins Repertoire ein. Dass Handsome Hank & His Lonesome Boys erfolgreicher hätten sein können, das warf ihnen ihr ehemaliger Manager Clemens Baschong in Buchform vor: ‹Blindenhund für Wohlstandskinder› hiess die Abrechnung, die Baschong 2005 unter dem Pseudonym Frank Miller veröffentlichte. Einsichten aus dem Alltag eines Schweizer Musikmanagers hätten eigentlich interessant sein können, leider aber mangelte es Baschong – in den 90er-Jahren als ego-n für seine schrägen Musikperformances bekannt – an selbstkritischer Reflexion und würziger Schreibe. «Ich regte mich zunächst auf, als das Buch erschien», erzählt Sämi Schneider alias Handsome Hank. «Mittlerweile sehe ich es aber als lustige Fussnote in meiner Musikerbiografie. Denn welcher Schweizer Musiker kann schon darauf verweisen, dass er zentrales Thema eines ganzen Buches ist?»