1993 fanden eigene Songs Einzug ins Repertoire – das war der Anfang vom Ende. Als DRS 3 ein ‹Live uff dr Gass› ausstrahlte, waren die Reaktionen auf die ac/dc-Covers beachtlich, jene auf die selbst komponierten Songs durchzogen. Der Konsens ging verloren, Bon’s Angels lösten sich in ihre Einzelteile auf. Aellig stieg bei Daddy Long Legs ein, einer Band, die mit Soul- und Rock-Covers begann und später vom selben Schicksal ereilt wurde wie Bon’s Angels. Mit live/wire, einem Quintett, das aus den Coverbands Riff Raff und Jailbreak hervorging, würdigt seit 2002 eine andere regionale Band die Musik von ac/dc. Noch in den 90erJahren begannen auch die retro-orientierten Goldfinger, die dem Ulk verpflichteten Hefel und die Dampfnudeln 249-1 sowie die bis heute unbeirrt aktive Hendrix-Tributformation More Experience überregional von sich reden zu machen.
Taïno der Fall. Für einen Spezialabend im Jahr 2000 erteilte das Sommercasino der SpacerockBand eine Carte blanche, unter der Bedingung, dass sie nicht ihr eigenes Material spiele. Die Neugierde auf den Funk- und Disco-Sound der 70erJahre führte dazu, dass das Quintett mit Musikern aus Formationen wie Coxless, Soulful Desert, Slimboy, Popmonster und Mosso die Grossformation The Disco Experience 249-2 ins Leben rief. Ihre Songs flossen DJ-like ineinander. Nach sechs Jahren war die Luft bei der perückten Grossformation draussen, die Plateauschuhe wurden an den Nagel gehängt.
Manchmal ist die Coverband auch Ausdruck der Liebe zu einer Musik, die nicht zwingend dem Genre entspricht, dem sich eine Band mit den eigenen Songs verschrieben hat. Das war etwa bei
Die Geschichte zeigt, dass es auch umgekehrt geschehen kann: 2003 begaben sich Basler Musiker, unter ihnen Schlagzeuger Pat Annen (vormals Outland) und Sängerin Nicole Schlachter, auf eine längere Reise in die Mitte des letzten Jahrhunderts. Soul-Klassiker wurden ausgegraben, The Basement Brothers feat. The Kitchenettes 247-1/ 250-1 aus der Taufe gehoben. Anfänglich Covers verpflichtet, setzt die Grossformation mittlerweile auf Eigenkompositionen in Northern-SoulTradition. Die Bandmitglieder selbst sprechen «vom Wunsch, sich mit eigenen Federn zu schmücken», und erinnern daran, dass es vor dem DJZeitalter Livebands waren, die das Publikum zum Tanzen brachten. Eine Tradition, die in den Südstaaten der USA noch immer gepflegt wird. Apropos Südstaaten: «Im Alter beginnt man, sich für Country-Musik zu interessieren», sinnierte einst der Ostschweizer Aeronauten-Sänger Olifr M. Guz. Davon kann Sämi Schneider mehrere Liedchen singen. Der leidenschaftliche Gitarrist und Banjospieler ist unter dem Pseudonym Handsome Hank über die Landesgrenzen hinaus bekannt geworden. Der Erfolg führte die Band bis zum Deal mit ‹Warner Deutschland› – ungewöhnlich für eine Coverband. Ungewöhnlich auch ihr Konzept: Klassiker der Pop-Geschichte werden seit den späten 90er-Jahren durch den Bluegrass-Fleischwolf gedreht und dem begeis-
250-1 The Kitchenettes. Die Sängerinnen der Urformation: Janine Wagner, Nicole Schlachter und Vanessa Jenzer.
«Böse Zungen sagen, Basler schaffen es nicht mit eigenen Songs.» Patrick Aellig
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