STG Germany Bullenkatalog April 2018

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»Wir testen jährlich 15 000 Kälber« Sexing Technologies Genetics besitzt über die Hälfte der Top-1000 Holstein-Rinder in den USA Josef Berchtold vom Deutschen Landwirtschaftsverlag in München führte kürzlich ein interessantes Interview mit David Kendall und Louis Prange von ST Genetics USA. In dem Interview geht es um das Zuchtprogramm von ST Genetics. Zu Ihrer Information drucken wir im Folgenden die wesentlichen Passagen ab:

Sexing Technologies Genetics besitzt über die Hälfte der Top-1000 Holstein-Rinder in den USA. Die US-Station Sexing Technologies Genetics (STG) ist für ihr offensives Zuchtprogramm bei den Holsteins bekannt. Wir sprachen mit dem STGEuropachef Louis Prange. Berchtold: Wie viele der genomisch besten Holsteinrinder besitzt Sexing Technologies? STgenetics: STG und seine Partner besitzen 53 Prozent der Top-1000 genomischen Rinder nach dem Zuchtwert GTPI. Wir konnten den Anteil weiter erhöhen. Berchtold: Wie werden diese züchterisch genutzt? STgenetics: Bei den meisten Rindern beginnen wir im Alter von 6 bis 8 Monaten, sie alle zwei Wochen mittels IVF zu nutzen (Anm.: Bei IVF werden die Eizellen abgesaugt und in der Petrischale befruchtet). Im Alter von etwa 10 bis 12 Monate wechseln wir zum konventionellen Embryotransfer. Wenn die Rinder 14 bis 15 Monate alt sind, besamen wir sie, damit sie im Alter von 24 Monaten abkalben. Ab dem 75. Trächtigkeitstag werden sie weiter über IVF genutzt, solange es möglich ist. Die Tiere reagieren unterschiedlich und wir bekommen von 20 Prozent der Spendertiere etwa 80 Prozent der Kälber. Berchtold: Wieviele Kälber werden dadurch geboren? STgenetics: Unser Ziel sind etwa 5000 Kälber pro Jahr, wir liegen je nach Jahrgang zwischen 3500 und 6000 Kälber. Wir benutzen gesextes weibliches wie männliches Sperma, je nachdem, welches Kalb

wir bekommen möchten. Im Durchschnitt werden je 50 Prozent männlicher und weiblicher Kälber geboren. Die weiblichen benötigen wir, um die nächste Generation genomisch hoher Bullenmütter zu züchten. Berchtold: Wie viele Kälber werden jedes Jahr von STG genomisch getestet? STgenetics: Wir testen jährlich etwa 3000 Bullen und 12 000 weibliche Tiere, gesamt also 15 000 Kälber und bringen jährlich 150 Bullen in Besamungseinsatz. Berchtold: Wie hoch ist beim Spermaverkauf der Anteil an genomischen und an töchtergeprüften Bullen? STgenetics: Wir lagen in den ersten fünf Jahren bei annähernd 100 Prozent genomischer Bullen. Mittlerweile haben wir einige sehr gute töchtergeprüfte Bullen und es gibt einen Teil der Milchviehhalter, die sichere töchtergeprüfte Bullen möchten. Ich denke, dass wir dieses Jahr mit 90 Prozent genomischen und 10 Prozent töchtergeprüften Bullen abschließen. Berchtold: Wieviel Prozent der Besamungsstiere züchtet STG selbst? STgenetics: Wir züchten etwa 75 Prozent aller Besamungsbullen selber. Den Rest kaufen wir von außerhalb zu.

Berchtold: Wieviel Prozent der von STG genutzen Bullenmütter besitzt STG selbst? STgenetics: Das hängt von vielen Faktoren ab, aber hier liegen wir ebenfalls bei rund 75 Prozent. Wir arbeiten mit Züchtern auf der ganzen Welt zusammen, haben qualifizierte Mitarbeiter und Einrichtungen in verschiedenen Ländern, auf der wir genügend Spender- und Empfängertiere unterbringen können. So implantieren wir für Züchter auch Jersey-Embryonen in Dänemark und Montbeliarde-Embryonen in Frankreich. Berchtold: Werden Sie in Zukunft alle Stiere und Bullenmütter selbst züchten? STgenetics: Nein, das sehe ich nicht ganz so. Ein gewisser Anteil von Bullen und Top-Rindern wird auch weiterhin von Züchtern kommen und von ihnen angekauft. Die Zuchtprogramme großer Organisationen, die Bullen und die nächste Generation Bullenmütter erzeugen, sind nicht flexibel genug, um alle Trends und plötzlichen Entwicklungen ausreichend schnell abdecken zu können. Wenn etwas Spezielles gefragt ist, kaufen wir uns diese Genetik schneller wieder von außen zu. Ein genomisch extrem hoher Bullenvater, der nicht von den großen Besamungsstationen selbst gezüchtet oder zunächst von ihnen übersehen wurde, kann für sehr, sehr viel Geld von

den Züchtern an die Stationen verkauft werden. Das kann der Zucht auch wieder Impulse geben. Die Zucht ist sehr schnellebig. Wenn Du heute etwas hast, was morgen gefragt ist, kann das sehr teuer sein. Davon profitieren zum Teil auch Züchter, auch wenn wir die meisten Stiere und Bullenmütter bei STG selbst züchten. Die Züchter werden deutlich weniger Top-Genetik vekaufen als früher, wenn, dann aber zu einem sehr hohen Preis. Berchtold: Ihre Einschätzung für die nächsten Jahre? STgenetics: Wir leben vermutlich in der dynamischsten Zeit, die es in der Milchviehzucht jemals gab, vielleicht für immer. Dieses Zeitalter ist geprägt von der bedeutendsten Weiterentwicklung der Tierzucht. Die Entwicklungen beruhen sehr stark auf wissenschaftlicher Basis, und wir können den genetischen Fortschritt schneller beschleunigen, als wir es jemals zuvor gekonnt haben. Immer mehr Milchviehalter auf der Welt werden den genomischen Stieren vertrauen und sie nutzen, um ihre Herden zu verbessern. Berchtold: Was sind aktuelle Aktivitäten von STG? STgenetics: STG hat die Besamungsstation Cogent im Vereinigten Königreich gekauft. Das ist für uns ein großer Schritt. Interview: Josef Berchtold

Mr Mogul Delta

EDG Rubicon

Delta und Rubicon stammen aus dem STg-Zuchtprogramm und sind aktuell Nr. 2 und Nr. 3 töchtergeprüft weltweit nach TPI! 18


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