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Fußwallfahrt von München nach Andechs 2022
Frei nach den „Blues Brothers“: Im Auftrag des Herrn unterwegs?
Fußwallfahrt von München nach Andechs im Juli 2022
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Wer die über 40 Kilometer von St. Bonifaz nach Andechs an einem Tag zurücklegen will, muss früh aufstehen. Matthias Hauer ist nicht zum ersten Mal dabei und hat schon am Beginn des Tages eine erstaunliche Erfahrung gemacht.
Früh piepst der Wecker, das Aufstehen fällt dank Vorfreude auf den Tag erstaunlich leicht. Nur lauter Donner, das Rauschen des starken Regens und die
Böen vor dem Fenster verheißen erst mal nichts Gutes: Laut Online-Wetterbericht soll bis 10 Uhr ein Gewitternest über dem
Süden der Landeshauptstadt verharren. Na toll! Kommt nun gleich ein Anruf, die Wallfahrt könne nicht stattfinden? Nachdem sie schon in den vergangenen beiden Jahren der Pandemie zum Opfer fiel? Der
Kaffee muntert aber auf und weil das
Unwetter bald abflaut, ist der Rucksack schnell gepackt und ab geht es in die
U-Bahn. Treffpunkt kurz vor 5 Uhr in Sankt Bonifaz Kurz vor 5 Uhr trifft sich der Großteil der Teilnehmer im Portikus von Sankt Bonifaz, wo sie von Abt Johannes und Frater Elija schon erwartet werden. Das Wiedersehen mit Weggefährten und -innen der vergangenen Jahre und bekannten Neulingen ist freudig und die Begrüßung herzlich. Ein kurzes Gebet und los geht es in Richtung Südwesten, durch die Halle des Hauptbahnhofs, zum Goetheplatz, über die Lindwurmstraße und Harras bis zum Partnachplatz. Dort und im Waldfriedhof – extra früh geöffnet! – komplettiert sich die 15-köpfige Gruppe. Die Großstadt zu Fuß hinter sich lassen Nachdem die Pilger das morgendliche Großstadtgewusel im Friedhof hinter sich gelassen haben, ist Zeit für eine Vorstellungsrunde, ein erstes Lied und einen ersten Rosenkranz beim Weiterziehen an den Grabreihen entlang bis Fürstenried. Von Neuried aus geht es in den Forstenrieder Park. Regenschauern wird mit Regenjacken, Rucksackhüllen und Schirmen begegnet. Nach sehr heißen Vortagen enttäuscht das graue und kühlere Wetter nämlich keineswegs, im Gegenteil, es ist ein angenehmes Pilgerwetter. Abt Johannes und Frater Elija – oder war es der Kreuz-
träger an der Spitze? – legen ein strammes Marschtempo vor und eine erste Brotzeit kann deshalb bald in Nähe der Buchendorfer Keltenschanze eingenommen werden. Gemeinsam ist der Stich hinunter zur Würm bei Mühltal schnell gefunden und auch der zugewucherte »Johannes-ElijaSchleichweg« vor Hanfeld, über den das Mittagslokal in Söcking erreicht wird. Das ab und an wartende Begleitfahrzeug mit dem fröhlichen Fahrer Archim muss nicht für schwächelnde Pilger herhalten, erfreut dafür aber mit Unmengen durststillenden Mineralwassers.
Ein Sonntagsgottesdienst in Etappen Weil die Wallfahrt im Gegensatz zu den Vorjahren nicht mit Übernachtung und Sonntagsgottesdienst in Andechs enden kann, baut Abt Johannes kurzerhand den ganzen Pilgertag zu einem »Sonntagsgottesdienst in Etappen« aus: Die Lesung – Abraham hält hartnäckig Gott davon ab, um der Gerechten willen Sodom zu vernichten (Gen 18, 20-32) – wird jeweils zu zweit diskutiert (»Predigt«). Nach Erfrischung am oder im Maisinger See wird das Evangelium gelesen (Lk 11, 1-13), aus dem auf dem Weg nach Aschering frei improvisierte Rosenkranz-»Geheimnisse« entstehen. Die Fürbitten gestaltet und betet jede Pilgerin, jeder Pilger still für sich auf dem Anstieg in Richtung Rothenfeld.

Angekommen am Brotzeit-Ort Andechs Gegen 17 Uhr ist der Heilige Berg erreicht, ein letzter Rosenkranz verebbt im grüßenden Glockengeläut und dem Luftholen auf den Stufen hoch zur Wallfahrtskirche. Hier wird der Gottesdienst mit der Feier der Eucharistie komplettiert und gemeinsam die letzten Lieder gesungen. Nach dieser geistigen Erfrischung wartet die Ostterrasse des Bräustüberls dann mit der Gehopften auf und der Tag klingt vor der späten Rückfahrt fröhlich mit Schweinebraten und viel »Spezial« aus dem Holzfass aus. Nach über 40 gemeisterten Kilometern und in einer geselligen Runde schmeckt es aber auch besonders gut…
Fröhlich und harmonisch – trotz Regenschauer –- sind die Münchner Wallfahrer unterwegs.
