
4 minute read
Industriedenkmal „SheddachHalle
Rund 70 Jahre alt und baufällig: Der Illersteg mitten in Kempten
Für einen Neubau des Illerstegs Konstruktion ohne Stützen wegen Überflutungsgefahr
Advertisement
von Baudirektor a.D. Dieter Schade
Wer kennt nicht den Illersteg, der die Altstadt nicht nur mit den östlichen Stadtteilen auf der anderen Seite des Flusses verbindet, sondern auch mit dem Erholungsgebiet „Iller-erleben“, nämlich den Spielplätzen, der Sportarena, dem Skater-Park und den wunderbaren Grünanlagen zum Verweilen?
Dieser Beitrag begründet die Notwendigkeit für den Neubau eines stützenfreien Geh- und Radweges über die Iller anstelle des in die Jahre gekommenen alten Stegs mit seinen vielen im Fluss stehenden Stützen.
Anlässlich der Jahreshauptversammlung der Altstadtfreunde am 25.09.2019 habe ich den Oberbürgermeister auf die Notwendigkeit eines Neubaus des Illersteges angesprochen. Anlass war der Bericht von Herrn Wiedemann im Mai 2019 vor dem Planungs- und Bauausschuss, bei dem dieser mitteilte, dass der Zustand des Illersteges so schlecht sei, dass man ihn sperren müsste. „Die Widerlager und die Stahlträger weisen gravierende Schäden auf. Eine Stahl-
konstruktion am Widerlager und ein Querträger sollen für die notwendige Sicherheit sorgen. Die dafür notwendigen Kosten in Höhe von 18.000 Euro seien schon im Haushalt eingestellt. Der Neubau der Geh- und Radwegbrücke könnte 2023/2024 an der Reihe sein.“ (s. Allgäuer Zeitung und Kreisbote, jeweils vom 18.05.2019).
Das Pfingsthochwasser 1999 sowie das Hochwasser aus dem Jahr 2005 machten die Notwendigkeit für einen Neubau des Illersteges deutlich. Die Erkenntnisse, die bei der Zerstörung des Dierigsteges 1999 und des Rosenausteges 2005 gewonnen wurden, zeigen deutlich, dass Stege mit mehreren Flusspfeilern wegen der Verklausungsgefahr durch Treibholz und dergleichen bei Hochwasser der Iller mit ihrem wildbachähnlichen Abflussverhalten dringend durch Neubauten ersetzt werden sollten. Eine Verlegung der Durchflussöffnungen unter der Brücke durch versperrende Gegenstände hat nämlich einen Aufstau der Iller oberhalb des Steges zur Folge, der dazu führen kann, dass die bestehenden seitlichen Hochwasserschutzanlagen überströmt und die tiefer liegenden Bereiche der Altstadt und der Bebauung am Jahnpark gefährdet werden können.
Der bestehende Steg ist ca. 70 Jahre alt und aufgrund seiner hochwasserbedingten starken Beanspruchung am Ende seiner Lebensdauer angekommen.
Die Sperrung des Illersteges anlässlich eines kleinen Illerhochwassers im Mai diesen Jahres hat außerdem gezeigt, welch große Bedeutung der Steg für die zahlreichen Fußgänger und Radfahrer hat, die die kurze Verbindung zwischen der illernahen rechtsufrigen Bebauung und der Altstadt regelmäßig nutzen. Im Übrigen wurde vor Ort festgestellt, dass die Sperrung durch die Personen, die den Steg regelmäßig nutzen, nicht beachtet wurde, wodurch diese sich selbst in Gefahr begeben haben. Deshalb ist es notwendig, an die Bevölkerung zu appellieren, sich unbedingt an die Vorgaben der Einsatzkräfte zu halten und die Absperrungen keinesfalls zu ignorieren, indem sie umgangen werden.
Die Altstadtfreunde haben vor ca. zehn Jahren ein Konzept zur Aufwertung des Flussraumes und seiner Uferbereiche entwickelt, durch das die Iller mit dem Stadtraum wieder besser verknüpft werden soll. Das Konzept hat den Namen „Iller erleben“ erhalten. Im Jahr 2012 hat die Stadt Kempten daraus nach Durchführung eines Wettbewerbs einen Masterplan entwickelt. Auf dieser Grundlage sollen in den folgenden zehn Jahren Maßnahmen realisiert werden, zu denen auch der
Bau eines stützenfreien Steges gehört. Leider hat sich in den darauf folgenden 7 1/2 Jahren nichts getan.
Der Hochwasserschutz in Zeiten des Klimawandels und die Sicherheit der Bürger gehört zu den vordringlichen Aufgaben mit hoher Priorität. Andere kommunale Aufgaben müssen ggf. zurückstehen. Wichtige innerstädtische Verkehrswege müssen auch im Hochwasserfall für die Bürger gefahrlos zur Verfügung stehen. Aus diesem Grund haben sich die Altstadtfreunde erneut mit dem Oberbürgermeister und dem Chef des Wasserwirtschafsamtes in Verbindung gesetzt und den baldigen Neubau des Illersteges gefordert. Daraufhin hat die Stadt Kempten mitgeteilt, dass sie inzwischen eine Zwischensanierung durchgeführt hat, um die Verkehrssicherheit des Illersteges für die nächsten Jahre zu gewährleisten. Das Bauwerk wird nach DIN 1076 regelmäßig überprüft und – wie nach dem letzten Hochwasser – erst wider freigegeben, wenn seine Sicherheit gewährleistet ist.
Was die Neubauplanung betrifft, bittet die Stadt um Geduld, da sie 2020 zunächst die Vorbereitungen für einen Wettbewerb erarbeiten möchte, um anschließend den genauen Zeitrahmen für den Ersatzneubau festlegen zu können.
Eine zeitliche Verzögerung des Neubaus des Illersteges sollte aus Sicht der Altstadtfreunde auf keinen Fall stattfinden. Sollte es – klimawandelbedingt – zu großen Hochwasserereignissen kommen und der Illersteg noch nicht stützenfrei erneuert worden sein, steigt das Risiko, dass Überflutungsschäden in der Altstadt bzw. in weiteren Bereichen entstehen können. Als Wasserwirtschaftler halte ich deshalb den baldigen Neubau des Illersteges für dringend erforderlich.
Industriedenkmal „SheddachHalle“ Von der Vision zur Wirklichkeit in sechs Jahren
von Herbert Singer
Im Jahr 2013 war es noch eine Vision, die Gebäude zwischen Keselstraße und Iller standen leer und verfielen langsam, eine Weiternutzung und ganzheitliche Sanierung war nicht in Sicht. Heute, sechs Jahre später, ist nach der Umnutzung der „Alten Spinnerei“ (2015) und der Modernisierung der Schlichterei (2017) und „Pförtnervilla“ (2018) die Fertigstellung und der Einzug in die „SheddachHalle“ geschafft.
Wieder aufgebaut: die Originaltragkonstruktion in der „SheddachHalle“
Die „SheddachHalle“ gibt es wirklich nur einmal!
Eine einmalige Revitalisierung und Umwidmung eines Industriedenkmals ist der Sozialbau GmbH an der Keselstraße in Kempten gelungen. In der ehemaligen Spinnerei und Weberei an der Iller entstand lässiges „cooles Wohnen“ in 46 neuen Loft-Mietwohnungen. Im Sommer 2019 zogen die Mieter in das urbane und trendige Wohnquartier mit seinen stylischen Loftwohnungen ein. Das Besondere: Trotz der Exklusivität sind bezahlbare Mietwohnungen entstanden, die in Form und Lage einzigartig sind.
Textilindustrie – einst „Stolz der Stadt“
Im 19. Jahrhundert war das Allgäu, vor allem Kempten und das Oberallgäu, die stärkste Industrieregion in ganz Bayerisch-Schwaben. Verantwortlich dafür war die Textilindustrie. Um 1900 war die Spinnerei und Weberei in Kempten der „Stolz der Stadt“.
