Cognitive Computing ALSO Update 1/2014 DE

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ALSO NEWS

EXKLUSIV BEI ALSO EINE NEUE KOLUMNE VON:

IBM RESEARCH – ZÜRICH Autoren des weltweit bekannten IBM-Forschungszentrums in Rüschlikon bieten Ihnen dieses Jahr im ALSO Update einen exklusiven Einblick in das Thema Cognitive Computing. Die IBM-Forschung in der Schweiz Das IBM-Forschungszentrum in Rüschlikon ist der europäische Zweig von IBM Research, die mit weltweit rund 3000 Mitarbeitenden und zwölf Zentren die grösste industrielle IT-Forschungsorganisation darstellt. Das Zürcher Forschungszentrum wurde 1956 als erstes IBM-Labor ausserhalb der USA gegründet. Seither hat sich IBM Research – Zürich durch herausragende technische Innovationen und wissenschaftliche Leistungen, darunter zwei Nobelpreise, den Ruf einer weltweit führenden Forschungsinstitution erworben. 1986 erhielten Gerd Binnig und Heinrich Rohrer den Nobelpreis in Physik für die Entwicklung des Rastertunnelmikroskops. Damit wurde es erstmals möglich, einzelne Atome auf einer Oberfläche abzubilden. Nur ein Jahr später, 1987, erhielten Georg Bednorz und K. Alex Müller die gleiche Auszeichnung für die Entdeckung der Hochtemperatursupraleitung. Heute reicht das Spektrum der Forschungsaktivitäten von der physikalischen Grundlagenforschung und Nanotechnologie über die Entwicklung künftiger Generationen von Prozessoren, Computersystemen und Speichertechnologien bis hin zu Supercomputing sowie Software und Services, etwa in den Bereichen Sicherheit und Datenschutz, Smart Grids, Analytik, Informationsmanagement und Business Optimization.

Im Mai 2011 wurde das Binnig and Rohrer Nanotechnology Center auf dem Campus der IBM in Rüschlikon eröffnet. Das neue Zentrum ist das Herzstück einer zehnjährigen strategischen Partnerschaft in Nanowissenschaften mit der ETH Zürich und bietet modernste Forschungsumgebungen, um neuartige Strukturen und Bauteile für zukünftige Elektronik- und Informationstechnologien auf atomarer Skala zu erforschen.

Nobelpreisträger Georg Bednorz und K. Alex Müller

Nobelpreisträger Gerd Binnig und Heinrich Rohrer

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Das Client Center Research: Ihr Tor zur IBM-Forschung Ebenfalls im IBM-Forschungslabor angesiedelt ist das IBM Client Center Research – das Trend- und Innovationsforum der IBM-Forschung. In individuellen Innovations-Workshops oder themenspezifischen Anlässen können IBM-Kunden, interessierte Unternehmen und Partner im Client Center Research aktuelle Technologietrends diskutieren, neueste Forschungsergebnisse und intelligente Lösungen kennenlernen und deren Bedeutung für das eigene Unternehmen mit IBM-Wissenschaftlern erörtern. Es ist ein Ort, wo Forschung und Industrie gemeinsam Zukunft denken.

State-of-the-Art-Nanotechlabor (Noise-free Lab) für Spitzenforschung in der Nanotechnologie im Binnig and Rohrer Nanotechnology Center bei IBM Research – Zürich

IBM Research – Zürich: Luftaufnahme (2013)

Kontakt IBM Research – Zürich Client Center Säumerstrasse 4 8803 Rüschlikon, Schweiz Telefon +41 44 724 87 00 www.zurich.ibm.com/clientcenter


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COGNITIVE COMPUTING

«Cognitive Computing – die Zukunft des Computers als lernende Maschine» wird uns das gesamte Jahr über im ALSO Update begleiten. Vier weitere Beiträge von Experten des IBM-Forschungszentrums in Rüschlikon erschliessen verschiedene Facetten des Themas. Nachfolgend ein Überblick:

Thema 1: Cognitive Computing: die Zukunft des Computers als lernende Maschine Lesen Sie auf den nächsten zwei Seiten mehr über lernende Systeme, die sich in gewissen Bereichen den kognitiven Fähigkeiten des Menschen annähern. Autor: Haig Alexander Peter, Executive Briefing Consultant, IBM Research – Zürich

Thema 2: IBM Watson heute: ein lernendes System in der Praxis Drei Jahre nach dem Auftritt des Watson-Computers in der Quizshow Jeopardy! wird die Technologie nun im Rahmen von Pilotprojekten im Gesundheitswesen, im Finanzbereich und im Kundendienst erprobt. Ein Einblick in den Arbeitsalltag eines lernenden Computers. Autor: Haig Alexander Peter, Executive Briefing Consultant, IBM Research – Zürich

Thema 3: Vorbild Gehirn: von Silizium-Synapsen und einem elektronischem Blutkreislauf für Computerchips Die Entwicklung kognitiver Systeme findet auf allen Ebenen des Computers statt und erfordert revolutionäre Ansätze. Bei IBM Research werden etwa neurosynaptische Prozessoren entwickelt, die bestimmte Funktionsweisen des menschlichen Gehirns nachahmen. Mit einem elektronischen Blutkreislauf wollen Forscher von IBM in Rüschlikon Computer bauen, die so energieeffizient sind wie das menschliche Gehirn. Autor: Stephan Schneider, Executive Briefing Consultant, IBM Research – Zürich

Thema 4: Mensch und Maschine in der Ära kognitiver Systeme Lernende Systeme nähern sich in gewissen Bereichen den kognitiven Fähigkeiten des Menschen an und können uns dadurch in zahlreichen Situationen effizienter und besser unterstützen. Wir stehen am Beginn einer tief greifenden Transformation, die enormes Potenzial beinhaltet, wenn es uns gelingt, die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine in optimaler Weise zu gestalten. Autor: Dr. Karin Vey, Executive Briefing Consultant, IBM Research – Zürich

Thema 5: Innovation und Leadership: Wie in eine Zukunft führen, die man noch nicht kennt? Wie verändern die «smarten Assistenten» von morgen die Art und Weise, wie wir Teams, Projekte und Unternehmen erfolgreich führen? Welche Chancen und Herausforderungen ergeben sich durch den Einsatz kognitiver Systeme in Unternehmen, in Wirtschaft und Gesellschaft? Autor: Jean-Marc Hunziker, Manager Client Center, IBM Research – Zürich

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COGNITIVE COMPUTING

DIE ZUKUNFT DES COMPUTERS ALS LERNENDE MASCHINE Von Haig Alexander Peter, Executive Briefing Consultant, IBM Research – Zürich Im Februar 2011 gewann das Vom brillanten Idioten zum Computersystem «Watson» intelligenten Hilfsmittel in der US-Quizshow JeoparWir stehen an der Schwelle dy! gegen die zwei weltbeszu einem neuen Computerten Champions und zeigte zeitalter, das nicht nur neue eindrücklich, wie intelligent Möglichkeiten eröffnet, sonComputer sein können. In dern auch der wachsenden der Show geht es darum, anNotwendigkeit entspricht, in spruchsvoll formulierte Wisvertretbarer Zeit aus dem disensfragen mit versteckten gitalen Datenozean relevanund mehrdeutigen Hinweites Wissen zu erschliessen. sen in Sekundenschnelle zu Wie IBM-Forschungsdirektor beantworten. Während Computer DatenJohn Kelly und Mitautor Steve Hamm in ihabfragen wesentlich schneller und umfasrem neu erschienenen Buch «Smart Masender als Menschen durchführen können, chines» schreiben, sind heutige Computer scheiterten sie bisher an den Doppeldeutig«brillante Idioten». Sie verfügen über enorkeiten der menschlichen Sprache und dem me Kapazitäten in der Datenspeicherung oft nur im Kontext verständlichen Sinn von und im Rechnen, die jene des Menschen Aussagen. Watson ist das erste Computerweit übertreffen. Bei anderen Fähigkeiten, system, dessen Architektur spezifisch dawie dem Verstehen natürlicher Sprache, rauf ausgelegt wurde, natürliche Sprache Bild- und Spracherkennung, Lernen und zu verstehen, deren Wörter und Kontext zu Interagieren, stehen Computer noch immer analysieren, diese Informationen schnell zu am Anfang. Bislang waren diese Fähigkeiverarbeiten und so präziten auch nicht essenziell. se Antworten auf Fragen Lernende Systeme, die sich Computer haben in den in natürlicher Sprache in gewissen Bereichen letzten sechs Jahrzehnauszugeben. Ein weden kognitiven Fähigkeiten ten durch die Automatisentlicher Schlüssel für des Menschen annähern. sierung von Prozessen Watsons Erfolg war zudie Wirtschaft und die dem seine Fähigkeit, aus Erfahrungen zu Gesellschaft nachhaltig verändert. Abläulernen. Jeopardy! deckt praktisch alle Gefe wurden in Software kodiert und ausgebiete des menschlichen Wissens ab. Daher drückt durch eine Folge von prozeduralen war es unmöglich, das Computersystem für Wenn-A-dann-B-Aussagen, bei denen alle eventuell eintretenden Fragestellunjeder Schritt genau definiert und programgen zu programmieren. Watson markiert miert ist. Das Modell und die Architektur den Beginn einer neuen Entwicklungslinie programmierbarer Rechner, die bis heute von sogenannten lernenden oder kognitiauf den Konzepten des Mathematikers John ven Computersystemen. Mittlerweile wurvon Neumann basieren, stossen jedoch de Watson für reale Aufgabenstellungen angesichts steigender und interagierender weiterentwickelt und befindet sich im Datenströme sowie einer wachsenden DyPilotbetrieb. Künftig werden uns lernende namik und Verflechtung in Wirtschaft und Computer als «smarte Assistenten» bei unGesellschaft an ihre Leistungsgrenzen. seren Entscheidungen unterstützen und in der Lage sein, mit uns in Dialog zu treten.

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Der Computer Watson, der in der US-Quizshow Jeopardy! gegen die zwei weltbesten Champions gewann (2011)

Watson heute (2013): Watson's Fähigkeiten werden als Cloud-basierte Dienstleistungen (Cognitive Apps) verfügbar gemacht. Watson wird zum digitalen Assistenten.

Lernende Systeme, die sich in gewissen Zusammenhänge in wenigen Sekunden zu Bereichen den kognitiven Fähigkeiten des erschliessen. Mithilfe von WahrscheinlichMenschen annähern, können uns in einer keitsberechnungen und dem Aufstellen von neuen Qualität dabei unterstützen, die digiHypothesen lernt das System, mit dem Sinn tale Datenflut besser und effizienter zu nutvon Wörtern in verschiedenen Kontexten zen und neue Erkenntnisse aus grossen, umzugehen. Durch Training und Feedback polystrukturierten und mehrdeutigen Inforkann es sich verbessern. Watson repräsenmationsmengen zu ziehen. Das Spektrum tiert ein sogenanntes statisch lernendes der Anwendungen ist imSystem. In einem defimens. Denkbar sind etwa Vom brillanten Idioten nierten Anwendungsbeeine verbesserte und zum intelligenten Hilfsmittel – reich, mit einem grossen individuell abgestimmte Computer, die lernen Fundus an Fachwissen Gesundheitsvor sorge zu denken. und einem umfassenden und Behandlung durch Training durch Experten den Einbezug von Erkenntnissen aus der kann es lernen, diese Informationen selbstgesamten Forschungsliteratur sowie aus ständig anzuwenden. elektronischen Patientendossiers, intelligente, dynamische Verkehrsleitsysteme in Nach weiteren Entwicklungsschritten werStädten oder die Optimierung von Kundenden dynamisch lernende Systeme in der beratung im Dienstleistungsbereich. KogniLage sein, kontinuierlich Daten in verschietive Computer lösen traditionelle Rechner denster Form und aus einer Vielzahl an nicht ab, sondern werden diese in Hybriden Quellen zu nutzen und relevante Wissensmit neuen Funktionalitäten erweitern. Auch und Anwendungsbereiche zu verknüpfen. für die Benutzer wird es keine markante Ebenso werden kognitive Systeme in ZuUmstellung geben. So wie wir heute Apps kunft etwa durch leistungsfähige Visualisieauf Tablets, PCs und Smartphones nutzen, rungstechniken, Sprachein- und -ausgabe, werden künftig neue, aus einer Cloud beAugmented-Reality-Funktionalitäten sowie triebene Dienstleistungen als «Cognitive sensorische Eingabemodi vielfältige neue Apps» angeboten. Interaktionsmöglichkeiten bieten, die für uns Menschen intuitiver und natürlicher sind. Computer, die lernen zu denken Dies alles erfordert wesentliche InnovatiKognitive Systeme basieren auf einem funonen auf vielen Gebieten der Informatik – damental neuen Ansatz. Sie lernen aus von Nanoelektronik und Systemdesign bis der Interaktion mit Daten und Benutzern zu künstlicher Intelligenz und Schnittstelund können sich so in einem gegebenen len. Das Ziel dieser neuen EntwicklungsRahmen an neue Gegebenheiten oder richtung ist jedoch nicht, die menschliche veränderte Aufgabenstellungen anpassen, durch maschinelle Kognition zu ersetzen. ohne neu programmiert zu werden. Im BeLernende Systeme stellen eine neue Genereich des maschinellen Lernens wurden ration elektronischer Hilfsmittel dar, die sich mit Watson grosse Fortschritte erzielt. Die an uns anpassen und damit das im Begriff für Watson entwickelte DeepQA-Technolo«personal computing» enthaltene Verspregie beinhaltet Algorithmen, um aus einem chen tatsächlich einlösen – den ultimativen grossen Wissensspeicher an strukturierdigitalen Assistenten. ten und unstrukturierten Daten spezifische

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