Bergeerleben - AVS-Magazin Juni 2021

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Natur & Umwelt

Schwermetalle im Hochgebirge Warum finden sich Spuren von Arsen, Nickel, Schwefel, Zink auf 2.500 Meter Höhe?

Geologen mehrerer Forschungsteams untersuchen den Permafrost und machen dabei überraschende Entdeckungen. Warum finden sich Schwermetalle in Südtirols Gebirgsbächen und -seen? Die Wissenschaftler haben verschiedene Theorien, eine eindeutige Antwort steht bisher aus.

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appenscharte im Schlandrauntal, Gemeindegebiet Schlanders: Ein kleiner See auf 2.700 Meter Höhe. Die Wasserlacke vermittelt Karibikflair – die weißen Ablagerungen am Seeboden lassen das ­Wasser tiefblau schimmern. Was oberflächlich betrachtet unbedenklich aussieht, ist bei näherer Betrachtung ein sichtbares Ergebnis des Klimawandels. Beispiele dieser weißen Ablagerungen, die Seenböden und Gebirgsbäche färben, finden sich seit dem Jahr 2000 immer häufiger: Bei den Litzerseen, im Matschertal, beim Rasasssee, beim Langsee im Ultental, in Pejo, im Ötz- und Kaunertal, in Salzburg oder

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im Kanton Graubünden. Allen diesen Beispielen ist gemeinsam, dass sie sich in Gebieten mit ähnlichem Gesteins­ aufbau – zumeist Gneis und Glimmerschiefer (Altkristallin) – befinden und im Einzugsgebiet eines Blockgletschers liegen, jener mehr oder weniger mächtigen Schuttströmen, die mit Eis ver­ kittet sind. Diese augenscheinlichsten Phänomene des Permafrostes kommen im Gebirge oberhalb von 2.500 Metern noch häufig vor. Forscher in Südtirol zählen derzeit an die 2.700 Blockgletscher. Forschungsprojekte Aufgrund des globalen Temperatur­ anstiegs kommt jedoch auch das Eis im Permafrost ins Schwitzen. Wie das Interreg IVB Alpine Space Projekt ­PermaNET nachgewiesen hat, enthalten die Schmelzwässer aus dem Perma­frost z. T. hohe Gehalte an Schwermetallen, die mancherorts weit über dem Grenzwert für Trinkwasser liegen. Für die Forscher des PermaNet-Projektes ist erwiesen, dass diese

Die erst kürzlich aufgetretenen weißen ­Aluminiumablagerungen bei einem kleinen Bach unterhalb der Kortscher Sees Fotos: Andrea Kuntner

hohen Schwermetallkonzentrationen sich bereits im Eis befanden und nicht aufgrund des Felsuntergrundes oder aus den Gesteinsblöcken stammen. Woher kommen die Schwermetalle und welche Auswirkungen haben sie auf Flora und Fauna? Um dieser Frage nachzugehen, wurde ein zweites Interreg-Projekt namens „Permaqua“ gestartet. Geologen des Landesamtes für Geologie, Mitarbeiter am Amt für Gewässernutzung und des Biologischen Labors der Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz, Geologen und Limnologen der Universitäten Innsbruck und Salzburg sowie Mitarbeiter des Forschungszentrums IASMA Edmund Mach aus San Michele all’Adige haben zwischen 2011 bis 2015 u. a. Was­ser­ analysen und Bohrungen am Lazaunferner durchgeführt. Dabei kamen sensa­tionelle Ergebnisse zu Tage. Die


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